Beruflich in Saudi-Arabien unterwegs - Was sollte man beachten?

hallo nimmermehr... ich bin überzeugt dass die rechtsauffassung und die stellung der frau sowohl in den vae wie auch in sa deckungsgleich sind und dass das, was der norwegerin & österreicherin in den vae passiert ist genau gleich in sa passieren kann... in dem fall ist eine verallgemeinerung meines erachtens zulässig...

Also : ich war schon in Jordanien, den Emiraten und auch mehrfach in Saudi Arabien. Saudi Arabien ist mit Abstand das Schlimmste, was ich kenne. Nirgendwo ist das Gefühl , Freiwild zu sein oder einfach unfrei und einer Willkür ausgeliefert zu sein, so extrem. Freiwillig würde ich dort nie hingehen und mich aufhalten wollen. Ich war immer unfreiwillig dort. Anfangs noch recht aufgeschlossen und "offen" , so nach dem Motto " mal sehen" und inzwischen kriege ich da Panikattacken, wenn ich in den Supermarkt möchte und mir bei glühender Hitze dieses schwarze Ding anziehen muss. Ich halte es nirgendwo auf der Welt gut aus in Luxushotels oder AusländerGhettovierteln zu sein und nicht richtig raus zu können, aber Saudi Arabien ist echt eine ganz spezielle Nummer. Was bringt dich dazu, zu glauben, dass dort irgendjemand geschäftlich überhaupt mit dir reden wird als Frau? Tausend x selber erlebt, die reden einfach gar nicht mit dir....Wenn du irgendeinen Mann dabei haben würdest, egal wie unfähig, wenn er dir nur übersetzt und dein Gegenüber glaubt, dass er sein Verhandlungspartner ist, ist es wieder was Anderes.... Das ist nur meine eigene persönliche Erfahrung und vermutlich nicht allgemeingültig, aber für mich sehr prägend....

Du hast Dich ja schon gegen den Job entschieden, aber ich kann 1 zu 1 bei NaMe unterschreiben.

Wir haben vor einigen Jahren im Tauchurlaub auf Layang Layang eine Gruppe Ex-Pat Frauen kennengelernt, die da ebenfalls Urlaub machte. Das waren wirklich alle gestandene Frauen im Alter zwischen 40 und 50. Und die meisten hatten dort auch einen Job.

Durch die Bank weg haben alle gesagt, dass so bald man "CocaCola Avenue" verlaesst, die Landesregeln gnadenlos zu schlagen. Kopftuch haben alle waehrend der Arbeit getragen und je nach Laune des Chefs wurden sie auch mal nach hause geschickt, wenn sie keine Burka trugen. Und alle zu gehoerigen Ehemaenner wurden schon ein oder mehrmals wegen (vermeintlichen) Vergehen der Frauen zur Sittenpolizei zitiert und erhielten dann den Ratschlag ihre Frauen zu zuechtigen (und damit meinten ebenfalls alle, sind sie noch gut weg gekommen).

Ich bin wirklich schon in einigen Islamisch gepraegten Laendern rumgekommen und habe da auch wenig Beruehrungsaegste, aber nach der Schilderung dieser Ladies (die ebenfalls 1 zu 1 von der einer Klassen-Mutter, die dort ihre ExPat-Kindheit verbracht hat, bestaetigt wird) wuerde ich da nicht leben wollen (und ich bin als Architektin durch Bauleitung eh schon hart-gesotten).

Ja sorry, meine Frage klang wohl ziemlich agressiv, man kann sich das wohl gar nicht vorstellen, wenn man es nicht selber erlebt hat, und da kommen bei mir echt Emotionen hoch!

litchee, ich verstehe die emotionen sehr gut.

und da hörts bei mir auch einfach auf.

ich habe u.a. orientalistik/islamwissenschaften studiert, meine offenheit und meine angezogenheit von dem ganzen bereich haben sich aber stark gewandelt und mittlerweile regieren da auch verständnislosigkeit und krasse ablehnung, eben wegen derartiger verhältnisse, gerade in saudi arabien.

es ärgert mich auch, dass länder, in denen derartige menschenrechtliche unsäglichkeiten an der tagesordnung sind (gilt auch für china etc.) wirtschaftspartner der EU etc. sind. es ärgert mich einfach.

lg patrick

Zitat

By the way: Interessanterweise geht es laut einer Studie von 2013 Frauen in Ägypten am Schlechtesten.
Wer mag, hier der Link dazu.

Ich kann die Studie nicht ganz nachvollziehen. Sicher hat sich die Situation für Frauen in Ägypten verschlechtert, Verhältnisse wie in Saudi-Arabien sind das längst nicht.

Nachricht von heute - hier ist eine Studentin in Saudi-Arabien gestorben, weil die Ambulanzfahrer sie - weil männlich - nicht zu ihr durften / sie nicht mitnehmen durften.

http://www.egyptindependent.co…val-male-driven-ambulance

...weibliche Ambulanzfahrerinnen darf es aber nicht geben....

;(

Außerdem unterschreibe ich den letzten Absatz bei Patrick Star - wir liefern ja sogar Panzer nach Saudi Arabien.

Meine Mutter und ich haben vor einigen Jahren Rucksacktourismus in Ägypten betrieben und auch einige Tage bei einer ägyptischen Familie gelebt. Ich habe die Frauen zwar untergeordnet und zurückgestellt, aber bei weitem nicht als derart unterdrückt erlebt wie man es allenthalben aus Saudi-Arabien hört.

Ich denke es war einfach das absolute. Unverständnis wieso die EU Kriegsgerät an ein Land liefert das die Menschenrechte derart mit Füßen tritt.

Zitat von nimmermehr

Astarte:
In dem Artikel steht ja geschrieben, dass die Studie nicht repräsentativ angelegt ist.

Zudem gibt es im Spiegel eine etwas ausführlichere Erklärung zu dem Ergebnis:
"Fast jede ägyptische Frau - 99,3 Prozent - erlebt nach der Studie im Laufe ihres Lebens sexuelle Belästigung. Tatsächlich hat sich die Sicherheitslage im Land seit der Absetzung Mubaraks im Frühjahr 2011 deutlich verschlechtert. Frauen werden heute regelmäßig Opfer von aggressiven Übergriffen, bei denen die Täter sie oft in aller Öffentlichkeit drangsalieren. Auf dem Tahrir-Platz kam es in den vergangenen Monaten mehrmals am helllichten Tag zu Massenvergewaltigungen. Laut der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch wurden alleine an den vier Protesttagen nach dem Militärputsch am 30. Juni 91 Fälle von sexuellen Übergriffen auf dem Tahrir-Platz dokumentiert."

Da die Studie jeweils im 2. Quartal des darauf folgenden Jahres erscheint, passt das zeitlich für mich. Es handelt sich somit um eine Momentaufnahme, nicht um eine grundsätzliche Bewertung.

Den Absatz mit den Panzern verstehe ich allerdings nicht. Heißt das, es ist moralisch verwerflich, weil ich in Erwägung gezogen habe, dort zu arbeiten, wo dort solche Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung sind?
Oder hatte die Bemerkung nichts mit meinem Ausgangsproblem zu tun?

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Uj, da hat sich ja wahnsinnig viel getan. 8I Da würde ich das Land, das ich kennen gelernt habe, kaum wiedererkennen.

@ nimmermehr: nein, das bezog sich in keinster Weise auf Dich, sondern war ergänzend zum Posting von Patrick Star gemeint.

Die Sicherheitslage für Frauen hat sich in Ägypten deshalb verschlechert, weil radikale Muslime - mitsamt ihren kruden Vorstellungen - mehr an Macht gewannen. Gleichzeitig hat sich die allgemeine Sicherheitssituation verschlechert.
Verhältnisse wie in Saudi-Arabien herrschen aber noch lange nicht.

In Ägypten ist die Beschneidungsrate bei Mädchen am allerhöchsten verglichen mit allen islamischen Ländern...

Zitat von MaNe

Hm, Dein Auftraggeber wird da vielleicht schon vorgesorgt haben, aber in Saudi-Arabien ist es doch schon nochmal um einiges krasser als in Jordanien. Das Land ist sehr von fundamentalistischen Ansichten geprägt, entsprechend auch die Verhaltensregeln. Ich kenne einige Frauen, die in Saudi-Arabien aufgewachsen sind und auch Geschichten von Ehefrauen von Expats und das klingt alles nicht so toll. Ich würde es mir auf jeden Fall gut überlegen.

Ich zähle jetzt mal ein paar Beispiele auf:

-Frauen dürfen nicht alleine reisen, sondern nur mit einem männlichen Begleiter, am besten aus der Familie oder der Ehemann

-Frauen dürfen nicht Auto fahren

-Es gibt eine sehr strenge Sittenpolizei, wenn z.B. ein Stück Knöchel unter Deinem Kleid hervorschaut und Du "erwischt" wirst bzw. die Polizei irgendetwas an Deinem Verhalten als unsittlich einschätzt, kannst Du Schläge oder Gefängnisstrafe bekommen

-Es gilt auf jeden Fall eine ständige Kopftuchpflicht, evtl. sogar noch umfangreichere Verschleierung außer bei Dir oder Bekannten zu Hause

-Die sehr eingeschränkten Frauenrechte haben auch Konsequenzen, die Du im Alltag erstmal nicht spürst, wenn Du aber z.B. selbst Opfer einer Strafttat, vor allem einer sex. Belästigung oder Vergewaltigung wirst, dann kommst Du u.U. selbst ins Gefängnis, weil das dortige Recht vorsieht, dass die Frau Schuld ist bzw. nicht die Anzeige erstatten kann, sondern nur ein Mann, der Augenzeuge war (also der Täter oder andere "Augenzeugen") - es gibt da eine Geschichte einer Norwegerin in Dubai, die gerade deswegen in Haft sitzt, weil sie den Vergewaltigungsversuche eines Kollegen anzeigen wollte

-Rechtlich wird auch noch mal zwischen "aufrichtigen" islamischen Männern und anderen Männern/Ausländern unterschieden; was "aufrichtig" islamisch bedeutet, wird von den Behörden und der Polizei individuell ausgelegt

Leider kenne ich keine europ./amerik. Frauen, die beruflich dort waren. Ich würde mich auf jeden Fall versuchen, im Vorfeld genau gegen diese Bedenken abzusichern und die auch offen in beim Auftraggeber ansprechen und klären, inwieweit er da Verantwortung übernimmt.

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Nicht "am besten aus der Familie" sondern ganz zwingend NUR aus der Familie. Es muss ein Ma7ram sein, also ein männlicher Verwandter den man nicht heiraten darf (nah blutsverwandt).