Wenn IHR Fremdsprachenlehrer im Kindergarten wärt

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  • Hallo,


    Der Kiga meines Sohnes hat mich gefragt, ob ich als Deutschlehrer bei ihnen anfangen würde. Naja, zum einen bin ich kein Lehrer und zum anderen fand ich Vorschulenglisch immer total albern. Aber Söhnchen hat sich sooooo gefreut und deshalb habe ich ja gesagt.


    Was würdet ihr mit den Kindern (2-5 Jahre) machen? Ich denke, dass einmal die Woche für 20min natürlich viel viel zu wenig ist für einen echten Spracherwerb. Daher habe ich gedacht, es wäre zB nett, ein bisschen kulturelle Infos mit zu vermitteln, also zB mal Geld zu zeigen oder typisch deutsche Jahreszeitenbräuche (Prost Neujahr zu wünschen, Nikolaus feiern, Kindertag am 1. Juni und so).
    In der ersten Stunde habe ich "hallo" und "Guten Tag" eingeführt, habe allen die Hand geschüttelt (ist ja was eher deutsches), dann haben sich alle gegenseitig die Hände geschüttelt und dann haben wir noch ein Lied gesungen, das nur aus hallo und Guten Tag bestand.
    Natürlich wusste am nächsten Tag keiner mehr etwas, die Eltern waren enttäuscht, dass die Kinder keine deutschen Sätze nach Hause gebracht haben #hammer


    Nachdem ich in den letzten 2 Jahren sehr genau miterlebt habe, wie mein Sohn Englisch gelernt hat, bin ich sehr sicher, dass der wöchentliche Unterricht nichts bringen wird, der musste ein Wort eben 50 oder 100 Mal in Zusammenhängen hören, um es sicher zu verwenden.
    Soll ich also
    a) Mehrere Wochen lang hallo und Guten Tag und Händeschütteln machen, damit es sozusagen einen "Lernerfolg" gibt (nicht in meinem Sinne, aber von den Eltern gewünscht)
    b) einfach durch ein Program durchrauschen, ohne dass sich irgendjemand irgendwas merkt
    c) das ganze mehr wie eine Kulturveranstaltung aufziehen, da Sprachunterricht in so einem beschränkten Rahmen eh nicht erfolgreich sein wird, und dann eben hauptsächlich spannende Sachen erzählen mit ein paar eingeworfenen deutschen Wörtern (zB eine Stunde darüber, dass man auf der *Autobahn* so schnell fahren darf wie man will, das finden immer alle klasse)


    Oder was ganz anderes?
    Wie würdet ihr euch das wünschen, und wie würdet ihr es selber machen?

    Viele Grüße von Iffebim


    (auch beim Stillen und unterwegs mit Shift-Taste ausgestattet #nägel )

  • Naja, wenn das Deutsch als Fremdsprache sein soll, dann würde ichauch mehr die Sprache als die Kultur vermittteln.
    Ich würde versuchen, bekannte Lieder zu übersetzen und dann eher einzelne Themen - so läuft das zumindest bei unserem Sohn mit Englisch ab.
    "Kopf, Schulter Knie und Zeh" gibt es doch auch auf englisch und man kann sicher einige Kinderlieder übersetzen.


    Liebe Grüße, gaagii

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    Wenn ich mir einen Krankenwagen im Ballettröckchen tätowieren lasse, habe ich Tatütatatütütattoo! #blume
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  • Echt? Kommt da was bei rum, ist das nicht viel schwerer als einzelne Woerter zu lernen?
    Ich fand immer, dass "Head, shoulders, knees and toes" bei Kindergartenenglischkindern mehr klang wie "Heeet, schodrssn isssn Tuuuz, nisssn Tuuz"
    Das schlingern die dann zusammen und keinem ist klar, worum es eigentlich geht ausser die Bennennung von Koerperteilen, oder?


    Ich habe lange Gesangsunterricht genommen, da faellt einem dann auf, dass bei Lieder wie dem Heidenroeslein auslaendische Saenger zB das 's immer ans falsche Wort dran singen, weil ihnen nicht klar ist, wo eines aufhoert und das andere anfaengt und alles zusammen eigentlich bedeutet.


    Ist nicht boese gemeint, aber ich haette gedacht, dass man mit Liedern mit vielen Woertern am allerwenigsten lernt #gruebel

    Viele Grüße von Iffebim


    (auch beim Stillen und unterwegs mit Shift-Taste ausgestattet #nägel )

  • Also meine Tochter hat mit Head, Shoulders, Knees and Toes die Körperteile ziemlich gut gelernt. Man muss dann eben auch sehr deutlich machen, was wo hingehört und auch mal langsamer als das Lied wiederholen.


    Ich wusste bis eben gar nicht, dass es das Lied auch auf Deutsch gibt.

  • Also meine Tochter hat mit Head, Shoulders, Knees and Toes die Körperteile ziemlich gut gelernt. Man muss dann eben auch sehr deutlich machen, was wo hingehört und auch mal langsamer als das Lied wiederholen.


    Ich wusste bis eben gar nicht, dass es das Lied auch auf Deutsch gibt.


    Ja, das waere dann mein Ansatz a), also einige Wochen lang das Lied singen und zeigen und langsam wiederholen und so. Jetzt vom Lerntempo her, meine ich.

    Viele Grüße von Iffebim


    (auch beim Stillen und unterwegs mit Shift-Taste ausgestattet #nägel )

    Einmal editiert, zuletzt von Iffebim ()

  • Aber sie bekommen ein Gefühl für Sprachmelodie. :)


    Ich finde dein Programm voll süß, aber zu viel für Kindergartenkinder.


    Unser Kita-Englisch bestand auch größtenteils aus Liedern, aber auch das ist nett, weil es den Kindern, wenn sie älter sind, die Kontaktangst vor der Fremdsprache nimmt.


    Also, ich würde einfache Kinderlieder singen, ihnen den Text auf einem Blatt mit einem thematisch passenden Ausmalbild mitgeben. Vielleicht noch den Text englisch phonetisiert daneben, damit die Eltern lesen können, wie's klingen soll. ;)

  • Hallo!


    Meine ehemalige Kollegin hatte mal sowas mit ihrer Muttersprache durchgeführt. (Bilingual durften wir nicht)
    Und ich hatte als Gruppenleitung das Projekt mit ihr gemeinsam geplant.


    Sie hat auch alltagsfloskeln wie "guten Tag" etc mit den Kindern immer wieder wiederholt.


    Außerdem hat sie:


    Bekannte Bilderbücher auf ihrer Sprache gelesen (Raupe Nimmersatt und Co)
    Lieder gesungen
    Tischsprüche
    Und sie hatte noch angefangen mit den Farben.


    Dann wurde aber blöderweise ihr vertrag nicht vernünftig verlängert und sie war weg.


    Ich hab immer parallel dazu auf Deutsch zugearbeitet. Also auch im Kreis die Lieder gesungen, die Bücher gelesen etc


  • Also, ich würde einfache Kinderlieder singen, ihnen den Text auf einem Blatt mit einem thematisch passenden Ausmalbild mitgeben. Vielleicht noch den Text englisch phonetisiert daneben, damit die Eltern lesen können, wie's klingen soll. ;)


    Achso, also das war kein ganzes Programm, sondern nur die verschiedenen Ueberlegungen :)


    Englisch phonetisiert habe ich ueberlegt, aber das ist irre schwer! Ich kann Lautsprache (oder wie das heisst - diese internationale), aber sozusagen deutsche Woerter so hinzuschreiben, dass sie englisch ausgesprochen, dann richtig klingen, ist schwer - einer der Erzieher fragte mich zB nach "schneereich" 8o 8o 8o

    Viele Grüße von Iffebim


    (auch beim Stillen und unterwegs mit Shift-Taste ausgestattet #nägel )

  • In unserem Kindergarten hat bis vor einiger Zeit eine Kiga-Mama aus Australien die Englisch-Stunde gemacht, als sie dann mit der Familie wieder zurückging, hat eine andere Mama (Halb-Amerikanerin, zweisprachig aufgewachsen) übernommen. Soweit ich weiß, wird dort viel gesungen, sie haben auch englische Bilderbücher angeschaut und Fingerspiele gemacht. Einige Kiga-Kinder können auf englisch bis 10 zählen.


    Ich würde vielleicht jedesmal mit dem gleichen Lied beginnen (Guten Tag sagen und Hände schütteln klingt doch gut), und dann eher einfache (Kleinkind-)Lieder singen, einfache Fingerspiele machen, Bilderbücher zeigen (solche, die man mit Kindern anschaut die noch nicht viel sprechen können) und bei Gelegenheit deutsche Besonderheiten vorstellen (also z.B. mal etwas zum essen mitbringen, oder Fotos von Festen in D?)

    k. (*1979) mit p. (*02/2006), k. (*09/2008), h. (*12/2010) und f. (*09/2015)

  • Lieder finde ich auf jeden Fall gut! Am besten natürlich Lieder, die es auch dort gibt. So haben wir damals von einer japanischen Freundin in der Grundschule "Old McDonald had a farm" auf Japanisch gelernt. Das kann ich zwar heute nicht mehr, aber es geht ja vor allem darum, mal ein bisschen Kontakt zu fremden Sprachen zu kriegen!

    Immer auf Fettnäpfchensuche...


    Chaosqueen mit Chaosprinzessin ( #female 3/13)

  • ach so, vergessen: vielleicht können die Erzieherinnen den Eltern klarmachen, dass die Kinder nicht wegen dem einen Termin in der Woche plötzlich deutsch sprechen können? Wenn du magst, kann ich auch die Kiga-Mama hier mal genauer fragen, was sie immer macht?

    k. (*1979) mit p. (*02/2006), k. (*09/2008), h. (*12/2010) und f. (*09/2015)

  • was auch total lustig ist, dass die Tiere nicht überall gleiche laute machen. Bei uns macht der Hund "Wuff Wuff" und ich glaube in Holland "Waff Waff".
    Du könntest den Kindern Tierbilder zeigen, den passenden Tiernamen und das Geräusch dazu!

  • Meine Kinder haben erst jetzt in der Grundschule Englisch. Ich meine 1-2x 45 min./Woche. Und selbst da lernen die Kinder nicht wirklich allzu viel. In deinem Umfang kann das doch eher ein schnuppern sein... Und da Kinder Lieder mögen, finde ich die Methode nicht allzu schlecht (und die Kinder präsentieren es so brav zuhause ;) ) Die Jungs können die Körperteile tatsächlich auch anhand des o.g. Liedes. Darüber hinaus lernen sie Farben, Tiere etc., aber so richtig sitzt das selbst in der 4.Klasse noch nicht. An unserer Schule hat Englisch leider einen zu niedrigen Stellenwert.

    LG Miriam mit 2 Jungs (2004 und 2006)

  • Lernen tun die dabei nix ... bestenfalls einzelne woerter was fuer den spracherwerb voellig sinnlos ist. Bei uns im kiga haben sie auf Spanish bis 10 zaehlen gelernt. Das koennen sie so einigermassen vom klang her ... fragt sich nur wofuer das gut sein soll. Aber toll finden meine kinder das ... und lieder sind ja immer nett. Ohne immersion/umgebung geht das lernen in dem alter nicht mM.

  • Ich würde mir da auch keine Illusionen machen, was die Möglichkeit angeht, wirklich Sprache zu lernen.


    Allerdings habe ich als kleines Kind immer mal Lieder in anderen Sprachen gelernt (und ja, das klang dann so ähnlich, wie Du schon schriebst, Iffebim), und ich habe es geliebt.
    Als ich im Urlaub auf dem Campingplatz ein französisches Mädchen traf, haben wir beim Spielen immer Bruder Jakob zusammen gesungen - sie auf Deutsch, ich auf Französisch. Das war toll.
    Und in einer anderen Sprache zählen zu können, fand ich immer spannend. Klingt doch wie ein Gedicht oder Abzählreim. Ich war stolz auf jede Sprache, in der ich zählen konnte. Mein Bildungsbürger-Vater hat mir in der ersten Klasse das altgriechische Alphabeth beigebracht, das habe ich zum Seilspringen benutzt ("Mama, ich bin diesmal bis Kappa gekommen") ...


    Was ich sagen will: Die Kinder profitieren ganz sicher davon, auch von Kinderliedern und solchem Zeug.


    Gruß,
    F

    Mal geht es dir schlecht. Dann geht's dir wieder gut. Ich jedenfalls trag jetzt immer einen Hut.

  • Meine Jungs haben Englisch für Kinder. Das ist auch nur einmal die Woche (allerdings 60 Minuten). Der Sinn der Sache ist, dass sie von einer Muttersprachlerin gesprochenes Englisch mitbekommen und Spaß haben. Dadurch soll auch der Spaß an der Sprache geweckt werden. Sie machen das nun schon eine ganze Weile und natürlich sprechen sie nicht englisch.


    Auch ich denke, dass es wichtig wäre, überzogene Erwartungen von den Eltern zu relativieren.


    Was die Jungs dort machen, und was ich echt nett finde:


    Sie können Farben, das wurde wochenlang gemacht, immer in Verbindung mit Malen, farbigen Gegenständen, die sie finden sollen. Sie können zählen bis 20 etwa. Das kombiniert die Lehrerin immer wieder gerne mit einem Hüpfspiel: auf dem Boden liegen Blätter mit jeweils einer Zahl, in einer Reihe, und die Kinder sollen auf einem BEin von Zahl zu Zahl hüpfen und sie dabei sagen. Dann immer wieder irgendwelche Sprüche, Lieder etc., in denen Zahlen vorkommen (Six Little monkeys, jumping on the bed.... und immer wieder wird es einer weniger etc.).


    Lieder wie head and shoulders Knees and toes werden auch gesungen. Gibt es nicht auch "If you`re happy and you know it clap your Hands" in einer deutschen Version? Das wäre vielleicht ja auch ganz nett. Oder "Die Räder von dem Bus die drehn sich rundherum" oder so ähnlich, das kennen die Kinder vielleicht schon auf englisch.


    Viel verbunden mit Bewegung, so dass es eben spielerisch ist.


    Ach ja, Tiernamen haben sie z.T. auch schon gemacht, da erinnere ich mich nicht mehr so gut, hatte aber Ähnlichkeit mit Memory.


    Ich finde, wenn die Kinder nach einiger Zeit Zahlen, Farben und ein paar Tiere oder Körperteile können, ist das schon toll. Und wenn sie dann mal später Lust haben, Deutsch zu lernen, ist schon unheimlich viel gewonnen.

    Alle Möpse bellen, alle Möpse bellen, nur der kleine Rollmops nicht...

  • Irgendwie scheint ja eher das Problem bei den Erwartungen der Eltern zu liegen, oder?


    Kann man den Eltern nicht alle paar Wochen mal ein Handout machen, auf dem draufsteht:


    In den letzten Wochen haben wir die Farben/Körperteile/Tiere besprochen!
    Dann kurz die Vokabeln aufschreiben und dann könnte wer wollte noch mit seinen Kindern "üben". Und kann man die phonetische Schreibweise nicht vielleicht googeln?


    Das mit den Liedern finde ich auch gut, gibt doch sehr viele Lieder, die man übersetzen kann! Wir singen zB noch London Bridge ist falling down auf englisch und auf Deutsch (Londons Brücke hat ein Loch...)!


    Viel Spaß jedenfalls!

    Große Kleine 09/10 und ganz Kleine 06/16

  • Wie wäre es mit Zahlen, Farben, Tiernamen etc.? Ich weiß noch, dass ich als Kind immer stolz war, wenn ich sowas in einer anderen Sprache konnte. Das kann man doch gut in Varianten wiederholen, mit Spielen (Memory etc.), Liedern usw.

  • Ich mein da gibts auch Literatur vom Goethe Institut. DaF fuer Kinder. Ich wollt mir auch mal dasbuch "spiel mit deutsch" kaufen. ...

    An angel opened the book of life and wrote down my babys birth,
    then she whispered as she closed the book: "Too beautiful for earth".




  • Ich finde, der Spass sollte im Vordergrund stehen, sonst verlieren die Kinder ganz schnell die Lust an solchen Angeboten. Warum also nicht deutsche Kinderlieder und Bewegungsspiele. Und wenn die Eltern so auf Lernerfolge aus sind, mach doch Arbeitsblätter mit den themenspezifischen Vokabeln und den Liedtexten. Dann müssen sie das eben zu Hause mit ihren Kindern üben. Anders sehe ich keinen richtigen Sinn in einem Kurs der nur ein, zweimal die Woche stattfindet. Sprache lernt man meiner Meinung nach im Alltag. Und den Alltag gestalten nun einmal die Eltern.

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    There is no foot too small, that it cannot leave an imprint on this world.