Wahl der 2. Fremdsprache für die 6.Klasse

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    • Offizieller Beitrag

    dass es für das fach nwt noch gar keine wirklichen lehrer von der uni kommen



    Dottelmonster, das machen bisher die Bio und Physiklehrer (überwiegend). Ich wusste gar nicht, dass es das jetzt als eigenes Fach gibt. Aber NWT gibt es schon länger und das funktioniert wohl bisher gut. Und ist auch tendenziell beliebt bei den Schülern (wobei das halt die wählen, die es nicht so mit Sprachen haben). Die Möglichkeit Spanisch gibt es bei euch nicht?

  • also ich brauche latein... und zwar nicht nur als eintrittkarte zum studium, sondern tatsächlich. so richtig. beinahe täglich. es gibt uns also noch, uns verstaubte...
    (und dass sie damals für jeden schmarrn abkürzungen verwendet haben in ihren lateinischen handschriften, das sagt einem vorher auch kein mensch, da nützt es einem dann auch nix, dass man latinum hat und das alphabet beherrscht #motz )


    ainu, das macht mich echt neidisch. Ich finde es richtig schade, Latein inzwischen nicht mehr zu benutzen.
    Ich fand es ganz wundervoll, Latein zu lernen und hoffe, mein Kind will das auch irgendwann mal tun.

  • Also, ich versuche mal, die verschiedenen Fragen, die sich in diesem thread entwickelt haben, zu kommentieren.


    Zur Ausgangsfrage, wie die Kinder/Eltern zur Entscheidungsfindung kommen können: An unserer Schule gibt es für die Kinder Schnupperstunden in allen 3 2. Fremdsprachen: Latein, Französisch, Spanisch. In unserer Stadt ist Spanisch am beliebtesten, wird aber limitiert durch die Anzahl der vorhandenen Spanisch-Lehrer. In diesen Schnupperstunden macht man mit den Kindern so eine Probestunde in der jeweiligen Sprache, in der sie sich selbst in der für die Sprache typischen Eigenheiten ausprobieren können. Für die Eltern gibt es einen Info-Abend, indem die verschiedenen Sprachen mit Vor- und Nachteilen vorgestellt werden. Zusätzlich bieten die 1. Fremdsprache-Lehrer und Klassenlehrer Gespräche an, um die Entscheidungsfindung zu unterstützen.


    Nun zu den Gründen, Latein zu wählen: Wie heißt es immer so schön, Latein ist keine "tote" Sprache, sondern eine nicht gesprochene Sprache (wobei unterrichtsdidaktisch wir wieder mit großem Erfolg mehr und mehr gesprochene Elemente einführen, da die Kinder enthusiastisch reagieren). Latein lebt in sofern weiter, als dass es eben der Stamm vieler moderner Fremdsprachen ist und auch noch z.B. der englische Wortschatz zu 40% aus dem Lateinischen stammt.
    Ein Kind, das Latein lernt, lernt eine Sache ganz besonders: nämlich die kritische Reflexion von Sprache, die Auseinandersetzung mit "wie funktioniert eine Sprache", welche Strukturen stecken hinter einer Sprache. Ganz automatisch hat das Auswirkungen auf den Umgang mit Sprache generell, nicht nur Latein. Von daher zeigen Schüler, die möglichst früh Latein gelernt haben, in allen bisher getesteten schulischen Bereichen ein durchschnittlich signifikant höheres Sprachverständnis. Dies wirkt sich nicht nur auf den Fremdsprachenerwerb und die Muttersprache aus, sondern erstaunlicherweise schneiden diese Kinder auch z.B. im Mathematik-Bereich viel besser ab, da ihnen z.B. die Umsetzung von schriftlich formulierten Aufgaben (gemein: Textaufgaben) in mathematische Probleme viel einfacher zu fallen scheinen.
    Dadurch, dass die Schüler sich mit der Funktionsweise von Grammatik und Sprache systematisch auseinandersetzen, kommt es auch zu Synergie-Effekten in den anderen Fremdsprachen. Typisches untersuchtes Beispiel: Latein-1. Fremdsprachen Schüler machen viel seltener den 3. Person Singular Fehler im Englischen (he, she, it - das s muss mit), da sie vereinfacht gewohnt sind, dass Verben konjugiert werden und dies reflektiert auch auf das Englische anwenden.
    Diese Einübung von Sprachreflexion bewirkt auch, dass völlig andersartige Sprachen (z.B. asiatische Sprachen) danach leichter erlernt werden, da die Herangehensweise durch das "Latein-Training" ein anderes ist. Die Kinder haben sich sozusagen eine System-Grammatik im Kopf erarbeitet, die das Einordnen weiterer Fremdsprachen effizient und vor allem systematisch ermöglicht.


    Meine Schüler wählen natürlich anfänglich nicht aus diesen genannten Gründen Latein, das sind die rationalen Gründe für die Eltern. Meinen Schülern macht es einfach zunächst Spaß, in die Welt der Antike einzutauchen, dort alles Neue und doch oft für uns Bekannte (wieder) zu entdecken und sich mit den heutigen Lehrwerken anfangs oft sehr spielerisch und ansprechend diese neue Sprache zu erschließen. Und je jünger die Schüler, desto kreativer gehen sie auch selbst mit Latein um, wir schreiben immer kleine Theaterstücke, texten für Feiern Lieder um und schreiben auch viel in Latein. Das übt nämlich ungemein das Eindenken in Lateinische Satzkonstruktionen. Bis zum Abschluß der Lehrbuchphase gilt es dann herauszufinden, was die jeweilige Lerngruppe besonders interessiert, denn in der Literaturphase hat man schon einige Wahlfreiheiten, was die Inhalte der ausgewählten Literatur angeht.


    Latinum, Lateinkenntnisse etc. braucht man an unterschiedlichen Universitäten im In- und Ausland unterschiedlich viel. Es gibt Universitäten, die z.B. Latein für Lehramtsstudiengänge mit den Fächern Deutsch voraussetzen (dann z.B. auch in Sonderpädagogik), grundsätzlich in vielen Geisteswissenschaften, Theologie, manchen Pädagogik-Studiengängen, verschiedenen Medizin- und Jura-Bereichen... Zu bedenken gilt auch: An der Schule ist die Latinums-Vergabe an die Note ausreichend in einem bestimmten Spracherwerbsjahr gekoppelt, später muss eine separate, Extra-staatliche Prüfung abgelegt werden - das ist allein psychologisch viel härter. Und Latein "Nachlernen" an der Uni ist sehr verdichtet, viel Stoff in kürzester Zeit, nicht zu vergleichen mit dem spielerischen Spracherwerb in der Schule...


    Sorry, das war jetzt lang, ich hoffe, trotzdem interessant...

  • Cool!


    Genau das hab ich gebraucht!


    Ich denke nämlich auch, dass für mein Kind Latein die bessere Wahl wäre, weil sie mehr Spaß am Knobeln als am Rumlabern hat. Vokabeln muss man für jede Sprache lernen, das ist kein Argument.


    Vermutlich wird es mit Latein im Rücken leichter sein, im Urlaubs-Sprachkurs Französisch oder Spanisch als Erwachsene nachzulernen.

    • Offizieller Beitrag

    verschiedenen Medizin- und Jura-Bereichen...


    Echt? Ich kenne keine einzige Jura- oder Medizinfakultät in Deutschland, die Latein verlangt. In den Geisteswissenschaften, da ja.

    Hermine und drei Jungs (04, 07 und 09)

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    demokratische Ordnung braucht außerordentliche Geduld im Zuhören und außerordentliche Anstrengung, sich gegenseitig zu verstehen

    Willy Brandt, 1969

  • Ich hab Töchterchen heute extra nochmal gefragt warum sie Latain wählt:
    Weil die Sprache so gesprochen wird wie man sie schreibt und sie kennt Latain aus der deutschen Grammatik also Verb, singular etc. das gefällt ihr und empfindet sie als nicht schwer bzw. logisch.


    Und wenn ich mir den Betrag von gelöscht durchlese, dann ist die Wahl Latain wahrscheinlich gar nicht so schlecht. Meine Tochter hat nämlich sehr früh schon sehr richtig gesprochen. Also da waren grammatikalisch ganz selten Fehler in ihren Sätzen. Sie hat zum Beispiel auch gleich mit "Ich kann ..." begonnen und nicht mit "Lena kann...".


    Edit: Lena geht übrigens in den sprachlichen Zweig und wird dann als 3. Fremdsprache Spanisch haben. (Bayern, G8 )

    LG, Costra


    "Jede Dummheit findet einen, der sie macht."

    2 Mal editiert, zuletzt von Costra ()

  • mein sohn ist sehr sprachbegabt, versteht englisch schon wirklich gut und hatte auch in der grundschule ab der 2. klasse französisch (modellprojekt). korrekt gesprochen hat er mit 1,5 jahren schon eigentlich nicht grad der klassische lateiner. er hat trotzdem latein gewählt, was ich sehr begrüßt habe, die gründe hat gelöscht schon sehr gut dargelegt. ich selber kann ihm in beiden sprachen behilflich sein, das spielte jetzt bei uns keine rolle.


    nach einem knappen jahr latein ist er zufrieden und steht auch ganz gut. der heutige ansatz, zum übersetzen erst zu "decodieren" (<- satzbau und wortarten zu bestimmen) und dann zu "recodieren", also zu übersetzen, gefällt mir außerordentlich gut. das sprach- und strukturverständnis, was sich daraus ergibt, ist unschlagbar.


    ich habe latein fürs studium als eintrittskarte gebraucht (orientalistik), aber nicht mehr wirklich verwendet. trotzdem merke ich jetzt, wie viel noch hängen geblieben ist und bin total begeistert von den texten und der welt. die konjugationstabellen musste ich mir einmal anschauen und alles war wieder da.



    lg patrick

  • Hier stehen Latein, Französisch oder Spanisch zur Verfügung.
    Latein möchte sie nicht, bisher tendiert sie zu Spanisch. Finde ich nicht das Schlechteste, Spanisch wird ja in vielen Ländern gesprochen.

  • Die Ausführungen von gelöscht und Patrick waren sehr interessant und überzeugend.


    Vielen Dank dafür. Meine Tochter ist jetzt an der wunschschule für die lateinklasse angemeldet und entgegen meiner Befürchtung hat sie dann bis zur Oberstufe trotzdem nur zwei Sprachen und kann dann trotzdem in den nw-zweig wechseln und dann noch französisch oder vielleicht sogar spanisch lernen, wenn sie das möchte.


    PS: Als ich ihr die Botschaft verkündet habe, war sie sofort einverstanden, obwohl sie gestern noch nicht wollte. :)

  • Ich persoenlich halte von diesen Lateinidealen wenig. Allerdings dadurch vorbelastet, dass mein Vater Latein in der Schule hatte und darueber fortlaufend sonstwie geschimpft hat. Geholfen hat es ihm weder bei deutscher Grammatik .. schon gar nicht bei Fremdsprachen (er kann dank dieser Lateinwahl naemlich gar keine Fremdsprachen und hat ueberhaupt kein Gefuehl fuer Sprachen) .. und fuer seinen Bereich in den Naturwissenschaften fand er es sinnlos/ueberfluessig.


    Ich selbst habe nur ein Jahr Latein freiwillig in der 9. Klasse gehabt und jeden einzelnen Moment dieser Zeit aus tiefster Seele gehasst. Ich bin aber auch Sprachtyp .. ich liebe es neue Sprachen zu lernen und zu sprechen. Ich finde es sehr einfach in fremden Sprachen Logik zu erkennen und die Zusammenhaenge und Gegensaetze zwischen den romanischen Sprachen, dem Englischen oder dem Deutschen zu sehen. Grammatik als Formsache habe ich nie gemocht. Sprachen erlernen faellt mir sehr einfach, aber ich lerne eher intuitiv als regelbasiert .. war aber dennoch immer sehr gut.


    Latein ist nunmal die Wiege fuer nur eine einzige Sprachenlandschaft .. und da erscheint es mir tausendmal sinnvoller Spanisch zu lernen. Zumal gerade die Aussprache mit hoeherem Alter immer schwerer zu erlernen ist .. je frueher man anfaengt, umso einfacher ist es.


    Ich bin da aber auch sehr entschieden in meiner Einstellung und heilfroh, dass uns hier vermutlich nie diese Option begegnen wird. Ich haette da sicher Schwierigkeiten, es zu akzeptieren, wenn eins meiner Kinder Latein so frueh lernen moechte. Spaeter zusaetzlich .. von mir aus. Aber nicht als Ersatz einer echten, lebendigen Sprache.

  • Ja, das ist das sehe ich auch als Problem: viele (die meisten?) lernen Latein anstelle einer gesprochenen Sprache und nicht als Grundlage für weitere Sprachen. Und brauchen es später nie wieder...Man weiß das halt so früh noch nicht unbedingt.
    Ich bin ganz froh, dass unser Sohn Spanisch lernt.

    Liebe Grüße von Kris (1974) mit großem Sohn (1/2002) und kleinem Sohn (5/2007)


  • Echt? Ich kenne keine einzige Jura- oder Medizinfakultät in Deutschland, die Latein verlangt. In den Geisteswissenschaften, da ja.


    Für Medizin kann ich berichten, dass ich einen Schein in Terminologie machen musste, den ich ohne mein Schul-Latein nur mit einem zusätzlichen, sehr zeitaufwendigen Latein-Kurs hätte bestehen können. Ich meine mich zu erinnern, dass dieser Kurs sogar verpflichtend war, wenn man kein (kleines) Latinum hatte. Mit Schul-Latein-Kenntnissen war das für mich sehr unkompliziert- wobei ich mich bis heute frage, worin der tiefere Sinn in "Übersetzen sie "die Sehne des langen Daumenstreckers" in den Dativ plural" (<- das war die erste Klausurfrage :D) liegt...

    Das B in Pegida steht für Bildung.

  • latein an stelle einer gesprochenen sprache: das ist ja dann echt einfach systembedingt. und alles machen kann man ja nicht. wir hatten französisch und englisch, die dritte sprache wäre dann italienisch gewesen, die hätte man statt latein wählen können. nur, für das studium all dieser 3 sprachen brauchst du latein #augen da hilft dir dann die echte, lebendige sprache nix. viele, die statt latein italienisch gewählt haben, sassen dann an der uni im lateinkurs.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Mein Sohn hatte die Wahl zwischen Latein und Spanisch und hat ersteres gewählt. Er ist der logische Typ, dem Mathe unheimlich leicht fällt und eher Probleme in Englsich hatte (lag aber auch an weiteren Umständen). latein dagegen fällt ihm viel leichter, er kann es sich besser merken und interessiert sich auch dafür. Er findet zeitgleich auch Geschichte sehr spannend, so passt das ganz gut.

    Wenn wir einen Menschen glücklicher und heiterer machen können, so sollten wir es in jedem Fall tun, mag er uns darum bitten oder nicht.


    - Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel -

  • Aber ob es so sinnvoll ist, Latein zu lernen, damit man italienisch studieren kann ... statt italienisch?


    Und Latein ist nunmal nur die Basis fuer die romanischen Sprachen und (per Franzoesich) fuer einige Bestandteile des modernen Englisch. Ein aehnlichen Einfluss hat z.B. auch das altgriechische (mein Vater durfte in der Schule Latein und Alt-Griechisch lernen .. doppelt bekloppt, obwohl er ein sehr logischer Mensch mit rein mathematischem Verstand ist .. gerade deshalb!).


    Klar, man muss mit dem Arbeiten was angeboten wird. Und ob eine zweite romanische Sprache sinnvoller ist als Latein weiss ich auch nicht zu beurteilen. Aber hier geht es doch darum Latein statt der ersten romanischen Sprache.


    Oder an meiner Schule damals konnte man als 1. Fremdsprache Latein waehlen und als zweite Franzoesisch .. eine 3. war eh nur fakultativ. Da machten dann Schueler Abitur ohne ein Wort Englisch zu reden. ICh persoenliche halte nichts davon, dass das Englische sich in der deutschen Sprache so breitmacht .. schade ist das .. aber wie soll man eine wissenschaftliche Karriere irgendeiner Art ohne zumindest Grundlagen in Englisch zu haben bestreiten??? Ganz zu schweigen vom Alltag heutzutage.



    Theoretisch sollte Schulbildung doch Einblick in unterschiedliche Sprachlandschaften geben .. Englisch als erste Fremdsprache, danach eine romanische (wobei ich Franzoesisch da nicht als optimal empfinde) und wenn moeglich noch eine dritte aus einem ganz anderen Feld .. russisch, asiatische Sprachen, arabisch usw. Unterschiedliche Typen von Grammatik, unterschiedliche Arten von Aussprache und Ausdruck (sowas lernt man am besten frueh durch viel Uebung und nicht spaet nachdem man jahrelang nicht gesprochen hat und nur die Grundlagen fuer eine bestimmte Art an Grammatiken gelernt hat).


    Ist natuerlich nicht realistisch, aber ich denke, dass dieser in meinen Augen kuenstliche Fokus auf eine Altertumssprache (die am Ende nur romanischen/europaeischen Sprachwissenschaftlern, Lateinlehrern und Altertumsgeschichtlern was nuetzt) eben auch soviel Platz einnimmt, dass da kein Raum fuer eine sinnvolle Wende ist. Europa und Nordamerika werden meiner Ansicht nicht auf Dauer diese kulturelle, politische und wirtschaftliche Vorherschaft behalten .. haben sie ja jetzt schon nicht mehr, wenn man sich China/Russland ansieht.


    Aber hilft natuerlich nix, wenn man keine andere Wahl hat. Und wenn die Wahl darin besteht Italienisch oder Latein zusaetzlich zu Englisch & Franzoesisch zu nehmen, faehrt man mit Latein sicher ganz genauso gut wie mit Italienisch. Aber als 2. Fremdsprache?

    4 Mal editiert, zuletzt von belleamie ()

  • Grad nochmal ueberlegt .. das war andersrum bei uns damals. Latein ging nur als 2. Fremdsprache, aber die KOmbi Franzoesisch als erste Fremdsprache und Latein als zweite war moeglich.

  • Für Medizin kann ich berichten, dass ich einen Schein in Terminologie machen musste, den ich ohne mein Schul-Latein nur mit einem zusätzlichen, sehr zeitaufwendigen Latein-Kurs hätte bestehen können. Ich meine mich zu erinnern, dass dieser Kurs sogar verpflichtend war, wenn man kein (kleines) Latinum hatte. Mit Schul-Latein-Kenntnissen war das für mich sehr unkompliziert- wobei ich mich bis heute frage, worin der tiefere Sinn in "Übersetzen sie "die Sehne des langen Daumenstreckers" in den Dativ plural" (<- das war die erste Klausurfrage :D) liegt...


    Ich hab für Pharmazie auch einen Terminologie-Schein machen müssen. Das war ein Satz lateinischer ung griechischer Vokabeln und rudimentäre Grammatik beider Sprachen. Für mich als absoluten Sprachen-DAU war das keine große Hürde. Klar, viel zu lernen, aber nix schweres.

  • Ich habe auch noch eine weile nachgedacht, vor allem über die Argumente, die belleamie und noch jemand (sorry, im tapatalk kann ich nicht nachschauen und ich hab den Namen vergessen) anbrachten. Genau das waren auch meine Gedanken.


    Mich hat - da ich keine eigenen Erfahrungen mit Latein habe - letztendlich der doch von etlichen Seiten angesprochene zusatznutzen der Ausbildung in Latein angesprochen und überzeugt.


    Ich habe in der schule russisch und französisch gelernt - fragt mich mal, was ich davon jemals angewendet und/oder selbst rudimentär gebraucht habe und was davon noch übrig ist.


    Dagegen glaube ich durchaus an den Mehrwert des Latein - und sei es "nur" die Vermittlung geschichtlicher Zusammenhänge.


    Nach einem intensiven Gespräch mit der neuen Schule und den Möglichkeiten, die sich *trotz* Latein bieten, bin ich von der Wahl überzeugt.


    Fragt mich in 7 Jahren nochmal :)

  • Ein Kind, das Latein lernt, lernt eine Sache ganz besonders: nämlich die kritische Reflexion von Sprache, die Auseinandersetzung mit "wie funktioniert eine Sprache", welche Strukturen stecken hinter einer Sprache. Ganz automatisch hat das Auswirkungen auf den Umgang mit Sprache generell, nicht nur Latein. Von daher zeigen Schüler, die möglichst früh Latein gelernt haben, in allen bisher getesteten schulischen Bereichen ein durchschnittlich signifikant höheres Sprachverständnis. Dies wirkt sich nicht nur auf den Fremdsprachenerwerb und die Muttersprache aus, sondern erstaunlicherweise schneiden diese Kinder auch z.B. im Mathematik-Bereich viel besser ab, da ihnen z.B. die Umsetzung von schriftlich formulierten Aufgaben (gemein: Textaufgaben) in mathematische Probleme viel einfacher zu fallen scheinen.


    Bei solchen Studien frage ich mich, ob nicht der Karren vor das Pferd gespannt wird. Viele Rabenmeinungen sprechen dafuer, dass Latein sich als fruehe Sprache besonders fuer solche Kinder eignet, die ohnehin ein logisches, strukturiertes Herangehen an neue Lerninhalte schaetzen und vielleicht eh Mathematikbegabt sind? Wenn diese Kinder sich vermehrt fuer Latein als erste Sprache entscheiden, wuerde das eine Studie jedenfalls verzerren.


    Ich selbst lerne Sprachen wie belleamie. Grammatik in meiner Muttersprache musste ich nie lernen, bzw. kann ich immer noch keine Kommaregeln oder sowas aufzaehlen. Wenn es drauf ankommt, mache ich es aber richtig. Im normalen Leben kommt natuerlich manchmal der heimische und angenommene Einschlag (weniger als Dialekt) dazwischen.


    Englisch war eh einfach, und Französisch (leider erst ab der 7.), obgleich komplizierter, war eine wunderbare Basis fuer Spanisch spaeter in der 11. Auch wenn ich beide Sprachen mittlerweile weitgehend wieder verlernt habe, da ich im Alltag nur Englisch und Deutsch spreche, wären sie auch schnell wieder da - ganz ohne Latein. Die Vorstellung, mir jahrelang jede Menge Grammatik anzueignen, ohne die Freude, dies zum Austausch mit meinen Mitmenschen anzuwenden, waere fuer mich der reinste Horror. Grammatik ist fuer mich dazu da, eine Sprache schoen sprechen und schreiben zu lernen, und dann die Gruende hinter der Anwendung schnellstmoeglich wieder zu vergessen #freu , weil es dann ja sitzt. Meine Tochter zeigt bisher eine ähnliche Begabung fuer Sprachmelodien (und auch die Aversion gegen Lernen, ähem), deshalb wuerde ich ihr nur sehr zoegernd Latein als Zweitsprache empfehlen. Englisch ist eh die erste, da gibt es keine Wahl. Da sie jetzt wahrscheinlich aber auf eine IGS kommt, gibt es gar kein Latein als Wahl, nicht mal in der Oberstufe, was ich auch wieder schade finde. Schließlich stellt man mit 15 vielleicht doch fest, dass man zumindest etwas Latein fuer das Studium braucht. Naja. Ich bin der überzeugung, dass man es dann, am Studienanfang, auch lernt, wie man alles gut und leichter lernt, von dessen Wichtigkeit fuer den eigenen Berufswunsch man ueberzeugt ist. Zumindest geht mir das auch mit Mitte 40 immer noch so, auch ich lerne ja noch, und manches voellig neu. Der Zug ist also noch lange nicht abgefahren, wenn man in der 6. Klasse kein Latein (oder Franzoesisch...) waehlt.


    Lg,
    Kim