wann einmischen bei überforderung erwachsener durch kinder?

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  • Naja, sowas kenne ich von meinem ADHS Grossen. Der ist älter und halt speziell, da MUSS man als Eltern eingreifen, die Kinder sind sozial einfach ne Axt im Walde, so lieb man sie auch hat. Aber das was die threadstarterin beschreibt finde ich noch sehr normal. Generell ist es ein wenig Ermessenssache, wieviel ich jeweils der Umwelt zumute, wenn ich merke andere sind genervt und überfordert greife ICH ein.
    Wie oft gibt es hier postings, weil jemand erbost ist das andere die Kinder maßregeln und erziehen?
    Wenn ich nicht dabei bin, das Kind bei jemand anders alleine ist, muss derjenige seine Grenzen abstecken. Merke ich während meiner Anwesenheit das Grenzen überschritten werden greife ich ein.
    Wobei hier ja erstmal vorher eigentlich eine Störung des Kindes stattfindet, und das nicht per se wegen spontanbesuch Gottweisswie zurückstecken muss. Vielleicht hilft es da auch dem BEsuch zu erklären, das gerade das Vorlesen anstand, und das Kind sich darauf gefreut hat? Dann würde ich durchaus selber mich dem Kind mit widmenMöglichst integriert am Tisch, und dann auch mal mit ner kleinen "pause" zum reden für die Erwachsenen, aber der Besuch war ja nun auch nicht angemeldet, da kann man nun nicht erwarten das alles nur für den Besuch umgeworden wird und das Kind brav und ruhig daneben sitzt und bloss keine Aufmerksamkeit erwartet.

    Nichts ist so gewöhnlich, wie der wunsch außergewöhnlich zu sein (Shakespeare)

  • Nunja, wenn eine Dreiertruppe unangemeldet mitten am Tag zu Besuch kommt, zu einer erwachsenen Person mit zwei kleinen Kindern, dann kann man halt einfach nicht erwarten, dass man ungeteilte Aufmerksamkeit von der Gastgeberin erhält und toll und ungestört reden kann. Ist doch völlig klar, dass sich mindestens ein Erwachsener, z.B. die drei Gäste im Wechsel, mit den Kindern beschäftigen muss, falls sie es noch nicht selbst tun. Oder sie müssen auf die Mutter verzichten, was ja auch nicht sinnig ist, wenn sie schon zu Besuch kommen.
    Soo übermäßig belastet ist man in 20min (1h geteilt durch drei) ja nun wirklich nicht, burnout hin oder her.


    Also grundsätzlich finde ich schon, dass man andere Erwachsene auch mal vor dem eigenen Kind "schützen" muss, aber konkret in dem von dir geschilderten Fall finde ich es völlig übertrieben, mimosenhaft und auch zu viel von dir verlangt. Wie sollt das gehen: Überraschungsgäste bewirten, sich angeregt mit ihnen unterhalten und gleichzeitig ein Baby und ein 4 jähriges Kind beschäftigen? #kreischen Crazy, auf solchen Besuch kann man verzichten, nicht? 8o
    Also ja, zukünftig lieber abends verabreden oder wenn dein Partner da ist.

  • Ich sehe das wie Hanna, für mich wäre der Nachmittag ein Horror gewesen. Und Dein Kind hat, wie ich finde, völlig normal reagiert. Die Erwartungshaltung und den Überfallbesuch der Erwachsenen fand ich da eher übergriffig.....

    * Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt *

    • Offizieller Beitrag

    Na ja, die Freundin hat sich ja schon längere Zeit mit dem Sohn beschäftigt, nur irgendwann wurde es zu viel. Und klar, das ist überhaupt nicht im Verantwortungsbereich des Kindes, schließlich kann man Kinder nicht ann und abschalten wie eine Nachttischlampe. Aber ich finde es schon auch okay, wenn die Freundin ihre Wünsche an die TS formuliert - ich denke mal, genauso etwas gehört dazu, wenn man lernt mit einem Burn-out zu leben: eigene Grenzen erkennen, abstecken, Hilfe holen. (Und sie braucht da vermutlich auch Übung).



    Davon abgesehen finde ich auch, dass sich der Nachmittag anstrengend anhört - andererseits KANN so was total nett werden #ja

  • Mein sohn ist ja auch vier und wenn der den ganzen Nachmittag drinnen mit nur erwachsenen verbringen müsste die sich dazu noch nur unterhalten wollen würde das auch nicht funktionieren. Vielleicht mal ein bisschen cd hören oder so, aber wahrscheinlich auch das nicht.
    Generell bin ich durchaus für Grenzen wahren und umgangsformen näherbringen, aber dann braucht es halt auch kinderfreundliche alternativen. Aber mein kind spielt auch nicht gern alleine, ich kann mir deswegen schlecht vorstellen wie ein Nachmittag nur mit erwachsenen funktioniert :) und kann deinen sohn gut verstehen.

    • Offizieller Beitrag

    Aber die Frage ist doch gar nicht so sehr, ob das Kind sich alterangemessen verhalten hat, sondern wie man mit dem Wunsch der Freundin umgeht, oder?
    Das Verhalten finde ich auch völlig normal. Aber den Wunsch der Freundin auch nachvollziehbar.

    Hermine und drei Jungs (04, 07 und 09)

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    demokratische Ordnung braucht außerordentliche Geduld im Zuhören und außerordentliche Anstrengung, sich gegenseitig zu verstehen

    Willy Brandt, 1969

  • ihr lieben,


    habt vielen dank!!! es ist toll, wie hier unterschiedliche sichtweisen auf den punkt gebracht werden. das hilft mir sehr, klarer zu sehen. wirklich, danke.


    Wenn man lange keine Kinder mehr hatte oder nie welche hatte, vergisst man schnell wie anstrengend das ist. Früher hat man die Kinder auch einfach ins Zimmer geschickt, das macht man heute nicht mehr - zum Glück.

    die freundin ist schon älter (60) und hat ihre töchter damals zwar nicht so autoritär mit ins-zimmer-schicken erzogen, aber eben schon anders als ich das heute mit meinen kindern mache. sie begegnet meiner heransgehensweise mit interesse und respekt. daß sie jetzt in diesem einen punkt kritik äußert bzw. ihre grenze deutlich macht, finde ich mutig und ehrlich und ich will dem durchaus raum geben in unserer freundschaft.


    ein bißchen spielt bei mir noch mit hinein, daß ich mich da jetzt auf dem prüfstand fühle. so als würde sie den kopf schütteln, daß ich mein kind so wenig im griff habe. ihn zu sehr verwöhne etc... er immer im mittelpunkt stehen muß usw...


    die geschilderte situation war ja nicht die erste und einzige. wir wohnen 200 km auseinander und sehen uns nicht sooo oft. besuche bei ihr waren halt etwas chaotisch, wie das mit kindern in fremden (nicht kindersicheren) wohnungen über nacht eben so ist... j. hat da schon einige male über die stränge geschlagen und ich spreche selten ein machtwort, sondern versuche das eher anders zu lösen (stichwort kloetern, erst stimmung des kindes verbessern, "wer leidet mehr?" usw.)


    ich dachte halt immer, das kind leidet mehr und muß in schutz genommen werden. ihren leidensdruck habe ich bisher nicht gesehen. und sie hat nie was gesagt. daß sie sich jetzt traut, will ich wertschätzen und ich muß mich jetzt dazu irgendwie verhalten.


    Überraschungsgäste bewirten, sich angeregt mit ihnen unterhalten und gleichzeitig ein Baby und ein 4 jähriges Kind beschäftigen? #kreischen Crazy, auf solchen Besuch kann man verzichten, nicht? 8o
    Also ja, zukünftig lieber abends verabreden oder wenn dein Partner da ist.

    ja, es war irre anstrengend für mich, aber zugleich habe ich mich sooo sehr gefreut, daß sie so spontan auf der durchfahrt bei uns reingeschaut haben. grade weil wir uns selten sehen. ich hätte nicht darauf verzichten wollen.


    und... #schäm mein mann war auch da. der hat kaffee gekocht und tisch gedeckt und irgendwoher milch organisiert. er hält sich da aber auch immer sehr zurück und mischt sich fast nie ein.


    In der Situation die Du beschreibst gibt es ja nur eine Lösung: irgendwer muss das Kind beschäftigen. Manchmal hatte ich in dem Alter so "Supertolle" Sachen, Knetsachen oder Kleinigkeiten direkt für die Gelegenheit die er noch nicht sooo kannte und oft hatte, und mit denen er sich beschäftigen kann.

    das finde ich eine super idee! ich werde in den nächsten tagen gleich mal so ein kistchen mit schönen kleinigkeiten einrichten...

    Einmal editiert, zuletzt von casa ()

  • Ich kann deine Freundin verstehen, ich kann dein Kind verstehen. Ich hätte wohl versucht, deinen Mann mehr einbinden, wenn es deine Freundin ist. Mit meinem Sohn (der aber schon 5 ist) würde ich Abmachungen treffen, so in etwa "X spielt jetzt kurz mit dir, danach wollen sich die Erwachsenen unterhalten und du beschäftigst du dich alleine, anschließend liest Papa dir etwas vor etc".


    Ich erinnere mich gerade an eine Situation, in der meine Kinder eine Bekannte hier sehr in Beschlag genommen haben. Ich habe mehrmals deutlich gesagt, dass sie bitte sagen soll, wenn es ihr zuviel ist.

  • Nunja, wenn eine Dreiertruppe unangemeldet mitten am Tag zu Besuch kommt, zu einer erwachsenen Person mit zwei kleinen Kindern, dann kann man halt einfach nicht erwarten, dass man ungeteilte Aufmerksamkeit von der Gastgeberin erhält und toll und ungestört reden kann.


    das ist ganz eindeutig so!!!! wer steht denn bitte so einfach auf der matte und erwartet dann programm? finde ich befremdlich!


    aber gut. in DER situation hätte ich zu ihrem mann gesagt, dass er NICHT "auch baby kucken" kann, sondern dass alle männer drüben bei j. zu bleiben und den zu bespaßen haben. man kann nicht alles haben. in dem fall nicht alle erwachsenen zur verfügung.


    vom grundsatz her verstehe ich aber, dass jemand sich wünschen kann, vor distanzlosen kindern beschützt zu werden durch die elternteile und sich eben NICHT selbst abgrenzen zu müssen. das ist nämlich weder dankbar noch leicht und im schlimmsten fall hat man es sich dann trotz allem mit der mutter verkackt, weil die zwar vorher gesagt hat, man dürfe "ruhig was sagen", das aber hinterher übertrieben fand oder im ton vergriffen oderoderoder. da ist "aushalten" z.t. das geringere übel. aber ein übel nichtsdestotrotz. du siehst das schon richtig, dass sie mut gebraucht hat, das überhaupt zu äußern, und dass das auf zuneigung zu dir basiert.



    lg patrick

  • Fühl dich bitte nicht auf dem Prüfstand! Du hast das genau richtig gemacht!
    Du bist mit zwei kleinen Kindern zu Hause. Ich bin immer etwas "ungehalten", wenn dann Leute "reinschneien" und erwarten, man hätte alles super im Griff und alles wäre super harmonisch. Es gibt halt auch Kinder, die nicht immer angepasst sind, selbst wenn man Grenzen setzt!
    Ich fühle mich gerade deshalb oft ganz furchtbar. Louis ist auch ein ADHS- Kind und das Grenzen setzen meinerseits fruchtet oft nur sehr begrenzt. Obwohl wir sonst auch Wert auf Umgangsformen, Empathie... legen. Bei Louis funktioniert es so nur leider nicht. Das wissen die Leute, die(noch) zu uns kommen und nehmen, wie es ist.
    Finde immer wichtig, auch mal zu sagen, dass es auch sehr präsente Kinder gibt, die sich nicht so eingrenzen lassen, wie man es gern hätte.
    Ich kann mich nur mit Leuten ohne Kinder treffen, wenn die Erwachsenen in Ruhe klönen wollen. Mit Louis geht es nicht. Nie.

  • ch kann mich nur mit Leuten ohne Kinder treffen, wenn die Erwachsenen in Ruhe klönen wollen. Mit Louis geht es nicht. Nie.


    auch nicht wenn andere Kinder dabei sind? wie alt ist er denn? meine adhs Tochter ist 11 und es wird schon besser. die 1. Jahre war ich soweit dass ich kaum mehr jemanden eingeladen habe, das war mir einfach zu anstrengend.

  • Mein Grosser hat auch ADHS, das ist aber nochmal ne andere Geschichte. Das Kind der threadstarterin hat ja eigentlich völlig normal reagiert - und ist ja grad auch noch grosses Geschwister geworden.
    Noch dazu war der Besuch unangekündigt und das Kind musste quasi "wegstecken" und Zeit, die für ihn eingeplant war teilen mit anderen. Das finde ich nochmal ein ganz grosser Unterschied...

    Nichts ist so gewöhnlich, wie der wunsch außergewöhnlich zu sein (Shakespeare)

  • ich finde es immer gut, mein kind selbst einzugrenzen und nicht darauf zu warten, dass die anderen es machen. dann habe ich auch die möglichkeit, ihm zugleich mitzuteilen, warum er jetzt ruhe geben soll, kann zb auf ähnliche geschehnisse hinweisen, so dass er besser versteht oder eine belohnung in aussicht stellt, so dass er die zeit noch durchhält.


    wenn andere mein kind erziehen wollen oder sich gegen mein kind zur wehr setzen, fühle ich mich IMMER unwohl, egal wie berechtigt das ist. da möchte ich auch immer gleich trösten, weil kind eben auch immer irritiert ist, wenn andere erwachsene was an ihm zu meckern haben. und dann nimmt ein einfaches "kind, lass uns noch eine viertel stunde quatschen, dann fährt der besuch wieder" plötzlich eine andere dimension an: besuch sagt was, kind guckt irritiert, ich versuche, zu vermitteln.

  • nochmal danke. ihr seid gold wert!

    Finde immer wichtig, auch mal zu sagen, dass es auch sehr präsente Kinder gibt, die sich nicht so eingrenzen lassen, wie man es gern hätte.

    das finde ich sehr schön! ob mit adhs diagnose oder ohne ist ja - in diesem punkt - eigentlich egal, denke ich.


    die Leute, die(noch) zu uns kommen

    dieses "noch", das ist genau meine befürchtung: daß leute deshalb wegbleiben. bzw. daß eben diese eine freundin, von der ich schrieb, sich so überfordert und gestreßt fühlt, daß sie lieber wegbleibt. das wäre mir arg. ich mag sie so sehr.


    besuch sagt was, kind guckt irritiert, ich versuche, zu vermitteln.

    mhm. da muß ich noch mal drüber nachdenken. mir wars eigentlich immer lieber, die klären das unter sich,
    wie auch unter gleichaltrigen so auch im kontakt kind-erwachsener.


    aber diesen tröst- und erklär-impuls habe ich andererseits auch! (das wird erst jetzt so richtig bewußt, wenn ich deine zeilen lese.) und ich nehme an, daß meine freundin es gerade damit dann auch so schwer hat. also wenn ich dann auch noch das kind "in schutz nehme", sein verhalten erkläre usw... fühlt sie sich gleich noch weniger gesehen und hat vielleicht den eindruck, ihre grenze sei nicht schützenswert...

    2 Mal editiert, zuletzt von casa ()

  • Was mir noch aufgefallen ist, du schriebst, dein Mann sei auch dabei gewesen und habe sich im Hintergrund gehalten. Ich mache es jetzt oft so, dass ich meinem Mann explizit sage, dass ich gerade Besuch bekommen habe und er sich doch bitte mit der Großen beschäftigt. Sonst hatten wir es nämlich auch schon, dass mein Mann mit meinen Freunden geredet hat, während ich unsere Kinder beschäftige und das fand ich dann verquer und nervig. Da hat aber echt geholfen, dass mit ihm explizit abzusprechen. Von allein kommt er nämlich auf die Idee nicht. Ich hätte evtl. sogar mit der Freundin in der Küche Kaffee gekocht und dabei geredet, während er etwas mit der Großen macht.


    Zu dem Tröst und Erklär-Impuls. Den habe ich auch, unterdrücke ihn aber tatsächlich immer öfter, da ich denke, dass es für das Kind auch wertvolle Interaktionsmöglichkeiten mit anderen Personen und deren (Eigen-)Arten und Ansichten sind.

  • Ne, also wenn dein mann auch da war, dann kann ich die ganze Situation wieder nicht so richtig verstehen bzw. dann wäre es ja (im Wiederholungsfall) einfach, das ganze zu entschärfen. Ich kann nämlich die Ansage "dein Kind ist mir zu Aufdringlich und ich kann damit nicht umgehen" schon verstehen bzw. würde eben WENN ES DIE MÖGLICHKEIT GIBT darauf Rücksicht nehmen. Und wenn der Mann da ist, dann gibt es ja die Möglichkeit. Das hatte ich ich jetzt so nicht rausgelesen..

  • okay, ich notiere: klare ansage an mann und ihn stärker einbinden. :!:


    (obwohl ich zu seiner ehrenrettung sagen muß, daß es unsere gemeinsamen freunde sind, mit denen er ja auch reden wollte. und daß er j. dann später schon auch vorgelesen hat.)

  • Es ist schon viel wertvolles gesagt worden.


    Grundsätzlich denke ich schon, dass jeder (erwachsene) seine Grenze selbst verteidigen soll, auch gegenüber meinem Kind.
    Wenn ich aber sehe, dass das nicht gelingt (aus welchem Grunde auch immer), werde ich zum Dolmetscher und sage dem Kind "schau mal in das Gesicht, ich glaube, es wird X zu viel. X, hab ich das richtig gesehen?" Und dann muss X Stellung beziehen gegenüber meinem Kind.


    Aber bei vier oder fünf Erwachsene auf ein Kind muss das auch anders lösbar sein. Da wechselt man sich ab mit der Kinderbelustigung.