Inklusion am Gym, Artikel der Süddeutschen

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  • http://www.sueddeutsche.de/bil…-aufs-gymnasium-1.1931173


    Ich habe vorhin folgenden Artikel verlinkt bekommen. Und bin etwas ins stolpern geraten. Finde ich mal ein interessantes Gedankenspiel....


    Im Grunde, wenn man das konsequent zuende denkt, ist die Inklusion doch eigentlich das Ende für das dreigliedrige Schulsystem, oder nicht?


    Mein älterer Sohn hat keine Handicaps, ist aber "nur" normal intelligent, nicht übermässig fleissig. Daher hat es für den Großen auch nicht für eine Gymnasialempfehlung gereicht. Diese Empfehlungen sind in NRW ohnehin nicht bindend, aber in der Regel dann ja schon irgendwie sinnvoll, weil am Gym halt viel erwartet wird. Daher ist die Gesamtschule hier sicher eine gute Wahl.


    Wenn das Gym in dem Artikel sich nun durchringt den kleinen Henry aufzunehmen (ich würde es ihm ja wünschen!), dann bekäme er eine Extraförderung. Von daher kann man das auch extrahiert betrachten. Aber wenn man es genau nimmt, steht dort ja, dass der Kleine, genau wie mein Sohn, eigentlich nicht geeignet ist für den gymnasialen Anspruch. Ergo kollabiert da doch irgendwie das System...


    Ich bin ja ohnehin dafür mehr die Gesamtschule (inclusive Oberstufe hier. Ich schreibe das dazu, weil in machen Bundesländern die Gesamtschule keine Oberstufe hat) als die Schule für alle Kinder zu fördern und mal vom dreigliedrigen System wegzukommen. Bislang kann ich es aber nachvollziehen, wenn Eltern sich dennoch fürs Gymnasium entscheiden, weil das System Gesamtschule mit dem wenig an Geldern noch sehr kränkelt.
    Hier graben aber die Gymnasien hier so die Oberstufe ab und in Folge entstehen zu wenig Gesamtschulen und mehr Sekundarschulen, die eigentlich niemand will (Sekundarschulen sind hier nur Hauptschule und Realschule zusammengepackt. Theoretisch orientiert sich der Lehrplan an der Gesamtschule und man hat ein Recht auf den Wechsel aufs Gym ab Klasse 11. Praktisch gehen aber keine Elitekinder dort hin- das Schulamt versteht das gar nicht).


    Irgendwie ist die Vorstellung für mich bizarr, dass dann am Gymnasium Elitekinder und Förderkinder gemeinsam lernen, aber die einfach nur durchschnittlichen Kinder dann draußen bleiben... ist doch irgendwie auch keine echte Gemeinschaft/Inklusion.


    In der Haut der Schulrektorin möchte ich jedenfalls nicht stecken. Wie kann sie es überhaupt allen Recht machen?

    LG Miriam mit 2 Jungs (2004 und 2006)

  • Für die Inklusionskinder werden aber Förderschullehrer abgestellt, die diese dann zumindest stundenweise begleiten und ihnen Lehrinhalte vermitteln, die sie eher brauchen als eine zweite und dritte Fremdsprache. Für die normal-begabten Kinder gibt es keine Extra-Förderung (und keinen Extra-Abschluß, der Henri wird ja wahrscheinlich kein Abitur machen).


    Generell ist es nur konsequent, Inklusion an allen Schulformen zu betreiben, gerade wenn zieldifferenziert unterrichtet wird. Hier bei uns (auch NRW) nehmen ab diesem Jahr auch Gymnasien Inklusionskinder auch.

  • Wenn Inklusion konsequent zu Ende gedacht wird, braucht es keine Dreigliedrigkeit mehr, das ist richtig. Es sind dann auch keine Noten mehr nötig.


    Ich habe mal eine Fortbildung dazu besucht, da ging es vormittags drum, wie Inklusion auszusehen habe:
    Immer mind. 2 erwachsene Leute im Klassenraum, der Klassensaal hat ein Förderräumchen dabei, nicht mehr als 18 Kinder pro Klasse.
    Es wird gefördert, wer Hilfe braucht; vom Hochbegabten, der "Futter" braucht, bis zum Geistigbehinderten, der ein komplett anderes Angebot braucht als der Rest der Klasse.
    Das Kind, das nicht gut turnen kann, bekommt Hilfe, das Kind, das Probleme mit dem 1x1 hat, auch.
    So sollte es für jede Klasse an jeder Schule in Deutschland aussehen, das wäre dann Inklusion.


    Nachmittags ging die Fortbildung weiter:
    Da es kein Geld gibt, werden weiterhin die überprüft, die einen "Defekt" zu haben scheinen, es werden - je nach Handicap - unterschiedlich viele Stunden zugewiesen, die eine Förderschullehrkraft in die Klasse kommt, die Klassen werden nicht kleiner deswegen, einen Förderraum gibt es auch nicht.
    Es wird also nur derjenige inkludiert, der per Beschluss das Zeug dazu hat (ich überspitze, ich weiß).



    Ich finde es schade, denn es könnte was Tolles draus werden.


    Edit: Auf die beschrieben Art (ein paar Stunden Förderlehrer oder nicht, je nach Personallage) wird hier in meinem Land bereits integriert.
    Ergo wird die Integration in meinem BL einfach in Inklusion umbenannt, aber alles läuft weiter wie gehabt; nur die Sonderschüler wird man nicht mehr so einfach los. #hammer


    Mich frustriert das, ich gebe es offen zu.


    Und zum Thema Gymnasium: Die Liste der Gymnasien, die von der Inklusion ausgenommen werden, wird in meinem BL von Woche zu Woche länger.

    Einmal editiert, zuletzt von Narzisse ()

  • Ich wäre auch dafür sämtliche Schulformen abzuschaffen und Gesamtschulen für alle einzurichten, personell gut ausgestattet, kleine Klassen aber durchaus mit äußerer Differenzierung in bestimmten Stunden. Wie aber Inklusion von geistig Behinderten oder Lernbehinderten an einem Gymnasium mit Klassen von über 30 Schülern funktionieren soll, ohne dass irgendjemand zu kurz kommt oder überGebühr belastet wird, liegt außerhalb meiner Vorstellungskraft.

    Liebe Grüße Gini und Töchter (*2006, *2008 und *2012)

  • Im Grunde, wenn man das konsequent zuende denkt, ist die Inklusion doch eigentlich das Ende für das dreigliedrige Schulsystem, oder nicht?

    #ja #ja #ja


    Irgendwie ist die Vorstellung für mich bizarr, dass dann am Gymnasium Elitekinder und Förderkinder gemeinsam lernen, aber die einfach nur durchschnittlichen Kinder dann draußen bleiben... ist doch irgendwie auch keine echte Gemeinschaft/Inklusion.

    #ja #ja #ja



    Ich habe ja mal Sonderpädagogik studiert (vor 20 Jahren), da war eigentlich schon klar: Wenn man es ernst meint damit geht das nur an Gesamtschulen.
    Aber man kann ja nicht einfach die anderen Schulen abschaffen #augen ,oder...


    Ich mag mich mit dem Thema nicht mehr richtig befassen, da bekomme ich schlechte Laune von...


    Beruflich beschäftige ich mich immer mal wieder mit Inklusion von Erwachsenen, da ist es auch "lustig", was zum Teil für Argumente kommen, warum z.B. jemand nicht im Karnevalsverein mitmachen kann...


    Grüße, Nina

    • Offizieller Beitrag

    Wie aber Inklusion von geistig Behinderten oder Lernbehinderten an einem Gymnasium mit Klassen von über 30 Schülern funktionieren soll, ohne dass irgendjemand zu kurz kommt oder überGebühr belastet wird, liegt außerhalb meiner Vorstellungskraft.


    Vielleicht hab ich mich noch nicht ausreichend mit dem Thema beschäftigt - aber zur Zeit habe ich ganz stark den Eindruck, dass es v.a. eine Mogelpackung ist. Es geht nicht um Inklusion, sondern den Versuch Geld zu sparen. Bzw. man versucht beides gleichzeitig - und das scheint mir zur Zeit zu Lasten der Inklusion zu gehen. #weissnicht

    Hermine und drei Jungs (04, 07 und 09)

    ---

    demokratische Ordnung braucht außerordentliche Geduld im Zuhören und außerordentliche Anstrengung, sich gegenseitig zu verstehen

    Willy Brandt, 1969

  • Zitat

    Ich wäre auch dafür sämtliche Schulformen abzuschaffen und Gesamtschulen für alle einzurichten, personell gut ausgestattet, kleine Klassen aber durchaus mit äußerer Differenzierung in bestimmten Stunden. Wie aber Inklusion von geistig Behinderten oder Lernbehinderten an einem Gymnasium mit Klassen von über 30 Schülern funktionieren soll, ohne dass irgendjemand zu kurz kommt oder überGebühr belastet wird, liegt außerhalb meiner Vorstellungskraft.


    Es ist, genau wie an Haupt- und Realschulen notwendig, die Klassengrösse zu verkleinern, zusätzliche Pädagogen in die Klasse zu geben und viele Teilhabeassistentenstunden zu genehmigen.
    es muss sowieso lernzieldifferent unterrichtet werden, egal wo Inklusion durchgeführt wird.


    Und, ja das Xgliederige Schulsystem (es gibt ja deutlich mehr Gliederungen als 3) gehört Imho in letzter Konsequenz abgeschafft.

    • Offizieller Beitrag

    Man kann das dreigliedrige System abschaffen, aber besser wird es dadurch nicht. Solange diese ganzen Konzepte nur Etiketten sind mit denen am Ende Geld eingespart wird, geht es mit dem Schulsystem bergab, ganz egal, welches Etikett gerade drauf ist.


    Ich bin da leider sehr ernüchtert. Meine Schwester ist Sonderschullehrerin und berät nun Grundschulen, die inkludieren. Tja, den meisten Kindern, die nun dort sitzen statt in der Sonderschule, geht es nun viel schlechter. Die Grundschullehrer haben keinerlei Ausbildung um mit ihnen umzugehen, sie werden wie alle in das enge Korsett des Lehrplans gequetscht mit frustrierenden Noten und alle Maßnahmen, die diese Entwicklung ursprünglich auffangen sollten, werden nach und nach aufgeweicht und abgeschafft, denn das kostet ja Geld...


    Es ist so deprimierend. Solange Die Ausbildung unserer Kinder von der Politik nur gerade eben so wichtig genommen wird, wie man dafür Stimmen bekommt, wird sich gar nichts zum Besseren ändern. Funktionierende gute Konzepte kosten Geld, da führt kein Weg dran vorbei. Aber anstatt das auszugeben, wird unter dem Deckmantel der Inklusion nur alles noch mehr kaputtgespart. Die Schulen lässt man damit auch völlig allein, damit man am Ende sagen kann "Die Schulen und Lehrer haben es ja verbockt, wir vom Schulamt/von der Politik können nix dafür". Dass die Schulen aber weder Geld noch Ausbildung dafür erhalten, wird verschwiegen.


    Frustrierte Grüße,
    Nebelung


  • Und, ja das Xgliederige Schulsystem (es gibt ja deutlich mehr Gliederungen als 3) gehört Imho in letzter Konsequenz abgeschafft.


    Imho wäre das nicht die letzte Konsequenz, sondern der Anfang.
    Ich komme aus einem Schulsystem, wo es keine Dreiteilung gab. Eine Schule für alle, Abgang nach der 9. oder 11. Klasse. Nach der 9. hatte man ebenfalls die Möglichkeit, auf Umwegen Abi zu machen. Ausnahmen gab´s auch, Förderschulen (allerdings recht wenige), da Integration dort und damals völlig unbekannt war, Sportinternate und sowas.
    Aber es hat sich kein Mensch den Kopf darüber zerbrochen, welche Schule fürs Kind - warum auch, es gab ja eh keine anderen. Die einzige freie Wahl war die Fremdsprache in der 3. oder 4. Klasse.
    Ich will damit bei weitem nicht sagen, daß das alles toll und wunderbar war - es gab auch Probleme und einiges, was man hätte anders machen können. Aber alleine, daß man jahrelang ohne Selektionsdruck durch die Schule kam - das fand ich klasse. Und wie groß der Druck ist, wenn das Kind kein "Selbstläufer" ist, hätte ich vor der Schule hier im Leben nicht gedacht.
    Die aktuellen Bestrebungen hier - HS und RS abschaffen, gemeinsamer Schulzweig an der Gesamtschule, aber eben parallel dazu noch gymnasialer Zweig und reine Gym führt doch nur dazu, daß möglichst viele Eltern (ja, auch wir sind da keine Ausnahme) versuchen, ihre Kinder auf Biegen und Brechen irgendwie am Gym unterzubringen. Weil die Alternativen alles andere als attraktiv sind.
    Das mal so allgemein...
    Zu dem speziellen Fall bin ich schlicht ratlos. Weil das übersetzt z.B. heißen würde, daß mein Neffe durch die bindende Schulempfehlung eines südlichen Bundeslandes *augenverdreh* auf die Hauptschule müßte, während seine Schwester mit Down dann quasi als Inklusionskind aufs Gym könnte? Sollte das der Fall sein, läuft da definitiv was schief. Das ist dann wieder eine andere Art der Ungleichbehandlung... Womit wir wieder beim allgemeinen wären - will man vernünftige Inklusion (und keine Augenwischerei, um Kosten einsparen zu können - denn vernünftige Inklusion wäre vermutlich deutlich teurer, als die vorhandenen Schullösungen), müßte man als Projekt damit anfangen, alle Kinder bis zu der 10.-13. Klasse gemeinsam zu unterrichten, ohne Abgang der Gymnasiasten nach der 4. Klasse...

    LG H. mit J. (volljährig) und S. (Teenie)

  • Ich glaube nicht, dass gute Inklusion teurer sein muss. Wenn man dann dafür die ganzen förderschulen abschafft.
    Ich bin realistischerweise allerdings für Inklusionsschulen in einem Viertel, d.h. nicht unbedingt Einzelinklusion in jeder Klasse, sondern jeweils in einer lokalen Schule im Viertel. wir haben hier z. B. 2 Grundschulen im Stadtteil. Wenn eine davon je Jahrgang eine inklusive Klasse, verkleinert, 4-5 Kinder mit unterschiedlichem Förderbedarf, mit 2 Lehrern und den Teilhabeassistenten einrichten würde, würde das sicher nicht nur gut für die behinderten Kinder sondern auch für die vielen Kinder mit Migrationshintergrund hier im Viertel.


    Und man könnte endlich mal damit anfangen, "normalen" Lehrern seminare zur Inklusion in den Ferien aufs Auge zu drücken. Ich finde es völlig daneben, wenn viele nur sagen, sie hätten das nicht gelernt, aber auch nichts daran ändern. Zumindest ist mir diese Einstellung hier im RL begegnet. anders gepolte Rabenlehrerinnen mögen sich hier nicht angegriffen fühlen.

  • Ich kann deine Zweifel sehr gut nachvollziehen.
    Ich verstehe auch nicht, warum zwischen den verschiedenen Förderbedarfen so differenziert wird.
    Ist irgendeine Form von "Behinderung" attestiert, kann man Inusion in Anspruch nehmen.
    Andere Kinder sind eben "nur" langsam oder nur durchschnittlich intelligent und bekommen keine Förderung. Was soll das?


    Ich fänd es auch um Längen sinnvoller, wenn JEDES Kind im Rahmen seiner Möglichkeiten gefördert wird.
    Und zwar gemeinsam an einer Schule.
    Gerne kann man über Leistungs/-Neigungs- und Förderkurse reden.
    Aber nicht den ganzen Menschen in eine Schublade sprich Schulform pressen.

  • Mal ganz allgemein gesprochen:
    Ich bin kein Fan der Mehrgliedrigkeit und kein Fan von Noten.


    Aber das kann beides bleiben, da liegt nicht das Problem begründet.


    M.E. ist eine bestimmte Haltung wichtig, und ich hätte da gerne einen Paradigmenwechsel - auf allen Ebenen.
    Dann klappt´s auch mit der Inklusion (träumen darf ich ja ;) ).

    • Offizieller Beitrag

    M.E. ist eine bestimmte Haltung wichtig, und ich hätte da gerne einen Paradigmenwechsel - auf allen Ebenen.
    Dann klappt´s auch mit der Inklusion (träumen darf ich ja ).


    Das interessiert mich, denn das ist ein Problem, das mich umtreibt: Wie kann ich Schüler SEHR unterschiedlichen Niveaus unterrichten, wenn am Schluss alles auf EINE Prüfung (egal ob Abi oder mittlerer Schulabschluss oder, oder) hinausläuft?

  • Das interessiert mich, denn das ist ein Problem, das mich umtreibt: Wie kann ich Schüler SEHR unterschiedlichen Niveaus unterrichten, wenn am Schluss alles auf EINE Prüfung (egal ob Abi oder mittlerer Schulabschluss oder, oder) hinausläuft?


    Vielleicht schreibt da ja auch noch jemand aus der Praxis zu.


    Ich denke, dass das eben nicht geht! Sehr Heterogene Lerngruppen, die das gleiche Ziel haben (z.B. Abitur), sind unsinnig, weil eben nicht alle Abi machen können.


    Das ist ja -vereinfacht- der Sinn des 3gliedrigen Systems gewesen:
    Gymnasium = Studium
    Realschule = Angestellte/Ausbildung
    Hauptschule = Lehre/Arbeiter


    Für alle anderen ein differenziertes Sonderschul-System...


    Wenn jetzt alle gemeinsam unterrichtet werden sollen, geht das halt nur mit Unterrichtsformen, die sehr stark binnendifferenzieren. Da gab es viele Schulversuche zu, z.B. auch in Italien mit sog. Schwerbehinderten, die dann eine Lehrperson für sich hatten, und mit anderen Gleichaltrigen unterrichtet wurden.
    Alle mir bekannten Schulversuche funktionieren aber NICHT kostenneutral!


    Ich bin ja schon Mitte 40, habe in der 10. Klasse ein Praktikum in einer Schule für Geistigbehinderte gemacht. Die Schüler der Klasse waren in meinem Alter. Da wurde sehr abfällig über Integration (damals ganz neu!!) geredet:
    B. (Down Syndrom) saß auf meinem Schoß zum kuscheln und es wurde gefragt: kannst Du Dir wirklich vorstellen, mit ihr zusammen unterrichtet zu werden? Konnte ich natürlich nicht.


    Für meine Kinder kann ich es mir heute sehr gut vorstellen und bin (s.o.) sehr wütend, dass es immer noch so viele Hindernisse gibt, nicht nur finanzielle.


    Nina

  • @ Hermine


    Ich würde mich einfach vom Gedanken verabschieden, dass alle den gleichen Abschluss machen müssen.


    Ich unterrichte v.a. in Hauptschulklassen, da sitzen ganz viele Integrationen drin, bei denen klar ist, dass sie niemals einen Hauptschulabschuss machen werden.


    Sie machen mit, was sie können, sie haben ansonsten ausdifferenziertes Material.
    Dass sie nach Kl. 9 keine Hauptschulabschlussprüfung werden machen können, wird von uns Lehrern hingenommen.



    Und ich meine, dass es nur klappen kann mit der Inklusion, wenn die Haltund nicht mehr die ist, dass aussortiert wird, sondern das mitgenommen wird - im entsprechenden Rahmen.
    Wobei ich die Gefahr bei Inklusion von Kindern mit Lernbehinderung/geistiger Behinderung am Gymnasium schon da sehe, dass das Gymnasium eben u.a. gerne aussortiert; wer es nicht schafft, ist weg vom Fenster. Und da könnte bei Teenies schon die Haltung entstehen, dass man selbst nicht "dumm genug" ist, um am Gym zu bleiben, obwohl die Leistungen nicht stimmen.

  • Hanim, ich hatte in meiner letzten Klasse, die ich selbst geführt habe, ein DS-Kind.


    Und ich sehe es wie du: Der Integration/Inklusion sind Grenzen gesetzt.
    Das Kind hat zwar jeden Wandertag mitgemacht, war aber sehr auf die I-Helferin und I-Lehrerin bezogen, außerdem auf einen Jungen, der ebenfalls das DS hatte und eine Klassenstufe tiefer unterrichtet wurde.
    Die anderen Kinder waren nicht bösartig zu dem Kind, aber es gab irgendwann einfach kaum noch gemeinsame Themen.

    • Offizieller Beitrag

    Ich würde mich einfach vom Gedanken verabschieden, dass alle den gleichen Abschluss machen müssen.


    Das finde ich bitter. Also nicht der Gedanke, dass alle den gleichen Abschluss machen müssen. Sondern dass ich einen Teil meiner Schüler aufgeben soll, weil sie es eh nicht schaffen. Und - so zumindest bei uns - für die Schüler ist es auch extrem demotivierend. Eben weil es noch den EINEN Abschluss am Schluss gibt. Gäbe es ein Zeugnis, in dem die Fähigkeiten und Kenntnisse der jeweiligen Schüler aufgeführt würde (meinetwegen auch mit Nennung eines Levels), dann fände ich es (etwas!) unkomplizierter.

  • Das finde ich bitter. Also nicht der Gedanke, dass alle den gleichen Abschluss machen müssen. Sondern dass ich einen Teil meiner Schüler aufgeben soll, weil sie es eh nicht schaffen. Und - so zumindest bei uns - für die Schüler ist es auch extrem demotivierend. Eben weil es noch den EINEN Abschluss am Schluss gibt. Gäbe es ein Zeugnis, in dem die Fähigkeiten und Kenntnisse der jeweiligen Schüler aufgeführt würde (meinetwegen auch mit Nennung eines Levels), dann fände ich es (etwas!) unkomplizierter.

    EDIT:
    Bitter ist das.
    Das erlebe ich tagtäglich. Es sind ja nicht nur die Förderschüler. Es gibt auch reguläre Hauptschüler, bei denen schon nach 2 Monaten in Kl. 9 klar ist, dass das nix wird mit dem Abschluss. Und das sind nicht selten mehrere Schüler pro Klasse.
    Aus Lehrersicht macht es mich einerseits komplett hilflos, weil ich einfach nicht weiß, wo und wie ich die Schüler packen kann.
    Andererseits kann ich bei manchen nachvollziehen, warum das nix wird.
    Edit Ende. ;)



    Das fände ich sowieso die beste Lösung.


    Ich bin weder ein Fan der Dreigliedrigkeit noch ein Freund von Noten; ich arbeite selbst viel mit Kompetenzrastern, aber das ist mein Privatvergnügen. ;)



    Ich würde ALLE in eine Schule packen und dort jeden fördern, so, wie er es braucht.
    Anhand von zu erwerbenden Kompetenzen (muss für Schüler und Eltern transparent sein!) weiß ich, wo ich stehe. Eine Mindest-Muss sollte definiert sein.
    Und dann sollte es m.E. einen gewissen Zeitrahmen geben, wann spätestens welche Abschlussprüfung geschrieben werden darf (wobei: Wenn ich alle Kompetenzen erworben habe, muss ich dann überhaupt eine Prüfung schreiben?).
    Und wer sich für die niedrigste Stufe entscheidet, sollte, wenn er will, weitermachen dürfen mit einer Prüfung, die zu einem höheren Abschluss führt.

    Einmal editiert, zuletzt von Narzisse ()

  • Hanim, ich hatte in meiner letzten Klasse, die ich selbst geführt habe, ein DS-Kind.


    Und ich sehe es wie du: Der Integration/Inklusion sind Grenzen gesetzt.
    Das Kind hat zwar jeden Wandertag mitgemacht, war aber sehr auf die I-Helferin und I-Lehrerin bezogen, außerdem auf einen Jungen, der ebenfalls das DS hatte und eine Klassenstufe tiefer unterrichtet wurde.
    Die anderen Kinder waren nicht bösartig zu dem Kind, aber es gab irgendwann einfach kaum noch gemeinsame Themen.


    ;)
    Ich finde nicht, dass der Inklusion Grenzen gesetzt sein sollten!
    Wie gesagt, ich fände es besser, wenn meine Kinder es anders erleben könnten als ich.


    Aber das es so ab Pubertät schwierig wird mit den gemeinsamen Themen, habe ich schon von Lehrern und Eltern gehört.
    Und beim Thema Jobsuche wird dann ja -heute noch *hoff*- doch sortiert.


    Vielleicht trifft man sich im Pflegeheim dann mit 80 wieder ( #schäm Wut und Zynismus liegen bei mir immer dicht beieinander...)


    Nina

  • Ich kannte bisher nur die TV-Version von dem Bericht:
    http://www.swr.de/zur-sache-ba…3477354/3eury0/index.html



    Die Kommentare unter dem Artikel sind ja grösstenteils fürchterlich und von Ahnungslosen geschrieben, da bekomme ich Tränen in die Augen. Klar wird Henri kein Abi machen, er wird aber auch keine mittlere Reife machen und keinen Hauptschulabschluß stelle ich mal so in den Raum. Wer weiß. Vielleicht.. aber wenn man mit vielleicht anfängt kann man auch mit vielleicht Abi weitermachen. Damit würde ja auch die Integration wegfallen in Real- oder Hauptschule würde man der Logik folgen, da dort ja auch kein Abschluß machbar ist.


    Zum Würgen.


    Wir haben uns ja auch "gegen" die Sonderschule entschieden, aber ganz eindeutig für eine Außenklasse. Teuer. Ich will nicht wissen was das kostet. 3 Pädagogen in der Klasse, eine Erzieherin und 2 Schulbegleiter. Für 28 Kinder, 6 davon mit erhöhtem Förderbedarf. Und ich kann mir nichts besseres vorstellen, N ist jetzt in der 2. Klasse und schulisch läuft es super.


    Was nach der 4. kommt, mal sehen. Hier verhandelt die aktuelle 4. Klasse (auch Außenklasse) ebenfalls mit dem Gym, läuft über das selbe Schulamt wie bei Henry.


    Klar, die beliebten Diskussionspunkte und Argumente sind "da ist kein gemeinsamer Stoff mehr", "auf der Werksreal haben sie wenigstens noch Hauswirtschaft zusammen" und ähnliches, aber selbst wenn die Kinder nur eine Stunde am Tag gemeinsam mit "gesunden" im Unterricht sitzen, und sei es nur für den Morgenkreis und zum Ende, ist das mehr Kontakt zueinander als auf der seperierten Sonderschule.
    Und hier hat man auf der Werksreal, so doof es klingt, ein Problem *wie drücke ich das jetzt korrekt aus* mit dem Sozialverhalten der Schüler. Und die Werksreal ist nicht "im Dorf", heisst langer Schulweg, damit fallen schon wieder spontane Verabredungen flach für mittags sollte es zu Freundschaften kommen.


    Selbst jetzt in der 2. ist ja schon mehr als die Hälfte der Lernzeit getrennt. Bzw in wirklichen Kleingruppen in denen jeder gesehen wird. Ist auch klar daß getrennt werden muß, in Mathe ist N mit 2 anderen noch im Zahlenraum bis 3, die nächste Gruppe arbeitet bis 10 und die "normalen" rechnen schon im Hunderterbereich und geteilten Zahlen. Sowas ist nicht mit einem oder zwei Lehrern machbar, dafür braucht es Platz und Personal.
    Im Schwimmen schwimmt meiner dagegen bei den Drittklässlern mit während es noch "normale" Nichtschwimmer gibt. Die auch wieder in einer anderen Gruppe sind.
    Und in der Pause sind sie zusammen auf dem Spielplatz. Sind wir "im Dorf" unterwegs kennt er viele Kinder von der Schule, grüsst, freut sich. Und die anderen sich auch. Wohnortnahe Inklusion... Die bestens läuft. Und wenn wohnortnah das Gymnasium liegt, warum nicht? Bis dieses abgeschafft wird und es nur noch eine Schule für alle gibt wird es leider noch dauern.

    ... 12/2004 & 05/2006 & 01/2012 ...