Frage an Indien-Auskenner

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • Guten Morgen,


    wir haben ein 8 Jahre altes Patenmädchen in Indien über eine kleine Orga. Nun kommt der Koordinator aus Indien Ende Mai für ein paar Tage nach D und besucht die hiesigen Organisatoren. Im Rahmen dessen wird ein gemeinsames Abendessen mit den Paten (wie gesagt, kleine, private Orga) stattfinden.


    Wir würden ihm gern eine Kleinigkeit für unser Patenkind mitgeben. Wir dachten an ein Kettchen oder ein Armband. Nun überlege ich aber: ich hab mal gehört, dass Silber in Indien als "wertlos" angesehen wird und nur Gold was wert ist. Stimmt das? Ich vwürde eine Goldkette mit einem kleinen Anhänger besorgen. Irgendwas religionsunabhängiges, also kein Kreuz oder so. Was wäre denn geeignet?


    Besteht die Gefahr, dass ihr das in der armen Gegend weggenommen wird? Ist es evt. sogar gefährlich, so was zu tragen?


    Größere Sachen gehen bestimmt nicht, da er ja nur begrenztes Gepäck hat. und schicken werde ich nichts mehr, nachdem die innig gewünschte blonde Puppe nicht angekommen ist :(.

  • Ich war vor zwei Jahren in Indien und habe seitdem ein Patenkind aus einer kleinen Organisation. Letztes Jahr bestand die Möglichkeit, für das Patenkind was mitgeben zu lassen, was ich auch gemacht habe. Von Geld, Schmuck oder was wertvollem wurde uns stark abgeraten, da das nur zu Neid, Ärger etc führt und ihr dann wahrscheinlich weggenommen wird. Ich hab dann im Endeffekt einen großen Umschlag mit Heften, Stiften (die waren bei unserem Indien-Aufenthalt seeehr begehrt) und kleinen Spielzeugen gemacht, ein Armband war auch dabei (aus knalligbuntem Plastik :) )das kam wohl prima an.
    Edit: Ein Foto von uns und ein Selbstgemaltes Bild meiner Kinder war auch in dem Umschlag

    We will rage with the forcefield of a woman! Polly Scattergood

    Einmal editiert, zuletzt von Tisi ()

  • und warum gibst du ihm nicht eine kleine blonde Puppe mit, wenn sie sich diese so wünscht und sie nicht ankam? Sie kann ja eher klein sein, damit er es ins Gepäck nehmen kann?!

    #herz -liche Grüße von Ludo und ihrer Rasselbande

  • Nachdem wir erfahren haben, dass das Paket leer ankam haben wir Geld überwiesen, mit der Bitte, ihr eine Puppe zu kaufen. Dem Foto nach ist das Püppchen zwar nicht blond, die Kleine hat aber trotzdem gestrahlt. Ich wollte nicht, dass sie länger warten muss, die Enttäuschung muss groß genug gewesen sein, nachdem jemand das Paket geöffnet hat und alles bis auf dem Brief und die Fotos rausgenommen hat.

  • wie gemein! Das ist ja wirklich ärgerlich...


    Ich würde vermutlich auch keinen Schmuck schicken, ich hätte Sorge, dass ihr der abgenommen wird...das wäre sicher eine schlimme Erfahrung für sie.


    Ich kenne viele Mädchen, die sich sehr über so Kraftsteine freuen- die gibts in allen Größen, Farben und haben meist eine Bedeutung bzw. etwas, was sie bewirken. So einen kleinen "Schatz" kann sie immer bei sich haben.

    #herz -liche Grüße von Ludo und ihrer Rasselbande

  • Ich würde gucken das du ein Paket mitgibst mit Dingen die sie teilen kann (Stifte/Bonbons/Malvorlagen/Spangen) und dann evtl einem Plastikarmband/Haarreifen/Kettchen/Stein o.ä. was nur und explizit von euch für sie ist. Es sehr schwer mit den vielen anderen Kindern und vor allem Dingen die Wertvoll sind/aussehen. Hat sie schon ein Foto von euch? (wenn euch das nicht "zu eng/persönlich ist). Kannst du vielleicht bei der Leiterin anfragen was gerade gebraucht wird? Vielleicht braucht sie ja einen neuen Schulrucksack?


    In der Organisation in Indien in der ich gearbeitet habe wurde alles geteilt, es gab ein paar spezielle Klamotten (von den zukünftigen Adoptiveltern für die Kids zB) die dann für ein Foto rausgenommen und angezogen wurden... Neid ist oft ein großes Thema weil einfach nicht alles Kids das Glück haben Pateneltern zu haben.

    Liebe Grüße #sonne


    "I travel a lot; I hate having my life disrupted by routine." (C.S)

  • Ich glaube das war missverständlich, die Kleine wohnt nicht in einem Heim oder so. Sie lebt bei der Großmutter, die Eltern sind gestorben. Wir bezahlen den Schulbesuch mit Uniform und allem Material, schulgeld, der Fahrt zur Schule und Essen in der Schule. Ausserdem einen kleinen Betrag für die Oma, damit sie sich um das Kind kümmert und im Ort bleibt. Sie ist schon mal mit dem Kind in eine andere Stadt gezogen um dort Arbeit zu finden, dann konnte die Kleine aber nicht zur Schule. Jetzt sind sie wieder da und damit sie auch versorgt ist und sichergestellt ist, dass das Kind zur Schule geht, muss sie auch genug zum Leben haben.

  • Ich bin nur durch Indien gereist und weiss jetzt auch nicht genau wo, das Kind wohnt.


    Schmuck finde ich schwierig, weil der Geschmack und auch bedeutungen teilweise anders sind (manches tragen Verheiratete etc.)
    Ich fände auch so etwas wie Stifte, Federmäppchen etc gut.
    Wenn sie sich wirklich so über die Pupper gefreut hat und auch noch damit spielt, wäre vielleicht auch Zubehör schön. Z.B. eine Puppenbeadewanne, so ein Klappbuggy. Das kennt sie vielleicht nicht direkt, aber vielleicht aus dem Fernsehen.
    Oder eine Armbanduhr.

  • Ich hole den wirklich alten Thread mal hoch. Wir unterstützen das Mädchen immer noch. Inzwischen ist sie 16 Jahre alt, sie wirkt auf den Fotos jünger fällt mir gerade auf, und besucht eine englischsprachige Schule in Eluru.

    Wir bekommen in unregelmäßigen Abständen Fotos und kurze Informationen, wie es ihr geht, zuletzt aufgrund von Corona leider fast gar nicht mehr. Das letzte war ein Foto zu Weihnachten, da gibt es immer Stoffe und Reis und ein paar andere Lebensmittel für die kinder, damit wird dann ein Foto gemacht, dass den Paten geschickt wird. Es fühlt sich immer ein bisschen an, als müssten die beweisen, dass die Spende auch wirklich bei den Kindern ankommt. Die Informationen, wie es ihr geht, und ob sie in der Schule klarkommt, und was ihre Wünsche sind bezüglich Ausbildung oder ähnlichem fehlen leider im Moment. Das finde ich total schade, weil es mich interessiert und ich sie gern unterstützen möchte, soweit das aus der Entfernung eben möglich ist.

  • Wir haben zwei Patenkinder über die Organisation, bei der unsere Tochter einen Freiwilligendienst gemacht hat. Hier gibt es aktuell auch wenig Information weil das bislang Aufgabe der Freiwilligendienstler war, die es ja jetzt seit zwei Jahren nicht mehr gibt. Generell wurde in unserem Fall davon abgeraten Geschenke zu schicken oder den persönlichen Kontakt zu suchen weil das Konflikte und Neid zwischen den Kindern vor Ort fördere, von denen manche Paten haben und andere nicht, so dass es ohnehin schon Ungleichheit gibt. Anfangs fand ich das schade weil ich gern mehr am Leben der Kinder teilgehabt und vielleicht mal extra unterstützt hätte. Inzwischen bin ich aber ganz froh, dass ich das nicht angefangen habe und mich jetzt zusätzlich zur finanziellen Unterstützung in der Pflicht fühle. Die Freiwilligendienst-Zeit und unser Besuch vor Ort sind schon länger her und andere Themen sind inzwischen viel aktueller. Ich freue mich aber, dass ich weiß, dass das Geld sinnvoll und verantwortungsvoll verwendet wird und werde das auch noch die nächsten Jahre beibehalten.

  • Unsere Patentochter ist vor ca. 2 Jahren ins Kloster gegangen. Da haben wir keinen Kontakt mehr.

    Die Patenschaft für unseren Patensohn Thambi haben wir jetzt gerade beendet. Er hätte letztes Jahr einen Job als Schulbusfahrer bekommen, hat dann über Facebook geschrieben, dass das nichts für ihn wäre. Von der Organisation kam nur die Info, dass er einige Prüfungen nachholen müsste, aber bis dahin arbeiten könnte. Wir haben dann geantwortet, dass wir die Patenschaft beenden möchten, wenn Thambi nicht weiter studiert.

    Also beide können sich über Wasser halten, aber ich hatte mir irgendwie mehr erhofft.

    Ich hoffe, euch gehts mit euren Patenkindern besser.

  • Kloster bedeutet hoffentlich, dass sie versorgt ist?

    Ich finde es beeindruckend, was der Pater (?) in Indien für die Kinder neben seiner normalen Tätigkeit, wohl bei einer Versicherung, auf die Beine stellt. Aber mich stört dieser christlicher Touch. Kloster, hm. Ich will gar nicht sagen, dass ich es nicht gut finde, wenn es den Wünschen der jungen Frau entspricht. Aber irgendwie frage ich mich doch, ob diese Entscheidung das war, was sie sich von ganzem Herzen gewünscht hat.


    „Unsere“ 16jährige will auf eine Nursery School gehen und will Pflegekraft werden. Ich hoffe, sie hält die 3 Jahre durch. Dann sollte sie hoffentlich in der Lage sein, sich zu versorgen.

  • Kloster bedeutet hoffentlich, dass sie versorgt ist?

    Ich finde es beeindruckend, was der Pater (?) in Indien für die Kinder neben seiner normalen Tätigkeit, wohl bei einer Versicherung, auf die Beine stellt. Aber mich stört dieser christlicher Touch. Kloster, hm. Ich will gar nicht sagen, dass ich es nicht gut finde, wenn es den Wünschen der jungen Frau entspricht. Aber irgendwie frage ich mich doch, ob diese Entscheidung das war, was sie sich von ganzem Herzen gewünscht hat.

    Kloster ist versorgungstechnisch gut. Eine Freundin von mir, die vor vielen Jahren als Volunteer in Indien bei Schwestern war, erzählte, dass sie auch viele jungen Frauen, die ins Kloster wollten, ablehnen mussten. (Der Andrang war zu groß.)


    Und nur weil in D Klosterleben gerade (ich meine aber zu Unrecht) einen nicht so guten Ruf hat, kann das in anderen Erdteilen ganz anders aussehen.


    Ich zitiere hier mal aus einem Artikel eine indische Ordensschwester:

    „Es war schon immer mein Lebenstraum, Ordensschwester zu werden. Das war schon als Kind so. Ich hatte immer einen engen Kontakt zur Kirche und meine Lehrerin war ein Vorbild für mich“, erzählt Schwester Joseterese.

    Zum Text: https://www.wochenblatt-report…ni-klinikum-taetig_a15212

  • Ich erhoffe mir eigentlich - speziell für das Mädchen das wir unterstützen - nichts außer ein paar Jahre abgesicherte Schulzeit. Das klingt vielleicht ein bisschen traurig, orientiert sich aber ziemlich an dem, was wir vor Ort gesehen haben. Die Tochter des Projektleiters hat einen Uni-Abschluss, sitzt aber seit ihrer Heirat daheim mit zwei Kleinkindern und einem Kind, das als Hausdienerin herangezogen wird, weil die Schwiegerfamilie nicht möchte, dass sie berufstätig ist. Die Familie des Projektleiters nimmt das hin, obwohl Ziel der Organisation ist, Mädchen und Jungs gleichberechtigt zu fördern. Auch der Umstand mit dem etwa 12jährigen Mädchen, das statt zur Schule geht den Haushalt machen muss wird so umgedeutet, dass es besser für sie sei, wenn sie nicht Lesen und Schreiben lernt, weil sie aufgrund ihrer Kaste ohnehin keine Chancen im Leben hat als Dienerin zu sein und Bildung es nur erschweren würde, das zu akzeptieren. Diese extremen Widersprüche scheinen mir sehr schwer zu überwinden. Am Ende des Jahres war unsere Tochter schon soweit vorzuschlagen lieber zwei Jungs zu fördern weil die Mädchen ohnehin kaum Gelegenheit haben werden, ihre Bildung für sich einzusetzen. Vielleicht ist es auch regional unterschiedlich und in entwickelteren Regionen schon anders und das System durchlässiger.