Hallo liebe Raben-Gemeinde,
meine Eltern sind für mich momentan ein absolutes Reizthema und das belastet mich sehr. Ich hatte immer ein gutes Verhältnis zu ihnen. In der ersten Schwangerschaft vor 4 Jahren fing es an, dass meine Mutter mir tierisch auf den Nerv ging. Sie rief mindestens jeden zweiten Tag an, um zu fragen, wie es mir geht (bei absolut unspektakulärer Schwangerschaft). Als das Baby dann da war, wurden die Anrufe nicht weniger. Ich habe oft mürrisch und gereizt reagiert, aber die Botschaft kam leider nicht an Irgendwann hat sich alles ein bisschen eingependelt, hing vielleicht auch damit zusammen, dass ich eine Zeitlang Antidepressiva genommen habe, dadurch sehr viel entspannter war und gegen die ständigen "guten Ratschläge" meiner Mutter immun wurde.
So, nun bin ich wieder schwanger, in zwei Wochen soll das Baby kommen. Natürlich nehme ich keine Antidepressiva mehr und merke deutlich, dass ich dadurch angespannter bin auch meinen Eltern gegenüber. Meine Mutter ruft wieder 3x wöchentlich an wegen irgendwelcher Lappalien, ich habe dafür einfach keinen Nerv. Viel schlimmer ist aber, dass wir inzwischen im Nachbarort meiner Eltern wohnen und sie regelmäßig unangemeldet vorbeischneien. Mir graut schon vor der Zeit nach der Geburt, ich habe Panik dass meine Mutter jede Mittagspause bei mir vorbeiguckt. Ich will das nicht, ich will einfach meine Ruhe, auch schon jetzt im Mutterschutz. Sie hat da irgendwie ein ganz anderes Kontaktbedürfnis Mein Freund ist auch schon total genervt. Ich muss dazu noch sagen, dass meine Mutter uns ihr Elternhaus quasi geschenkt hat, wir haben es aufwändig umgebaut und wohnen jetzt da drin. Klar kommt sie gerne in ihr früheres Elternhaus geschneit. Nur dass eben jetzt WIR hier wohnen und ganz gerne unser eigenes Leben führen würden. Das heißt ja nicht, dass ich sie gar nicht mehr sehen will. Sie hat auch schon mal so eine Bemerkung gemacht, da mein Vater total viel auf der Baustelle geholfen hat - wofür wir ihm auch sehr dankbar sind - , hätte sie das Recht, öfter mal vorbeizukommen. Äh ja 8I
Ich habe schon versucht mit ihr darüber zu sprechen, aber wir sind beide sehr sensibel, es wird dann immer gleich emotional und sie ist extrem schnell verletzt. Sie hatte selbst keine gute Kindheit und hat immer alles für mich und meine Geschwister getan. Mir blutet einerseits auch echt das Herz, hier zu formulieren, dass sie mich nervt, zumal beide kurz vor der 60 sind und wer weiß, wie lange ich sie noch habe. Aber es ist einfach so Meine beiden Geschwister wohnen übrigens weiter weg und das Verhältnis ist nicht ganz so gut wie zu mir und meinem Freund. Ich war immer bissl das Lieblingskind, brachte die besten Noten mit heim, war immer schön angepasst - nun hab ich den Salat! Desweiteren können meine Eltern wohl nicht mehr sooo viel miteinander anfangen, der gemeinsame Freundeskreis ist vor ein paar Jahren weggebrochen, Hobbys gibt es nicht so viele. Klar ist es da bequem, Sonntag Nachmittag oder auch in der Woche Abends mal spontan bei der Tochter und ihrer Familie vorbeizugucken, sind ja nur 10 min mit dem Rad! Ob wir Besuch haben oder was anderes vor, interessiert nicht. Mein Vater stört mich dabei gar nicht mal so, viel mehr meiner Mutter mit ihrer Art sich überall reinzuhängen und mir ungefragt gute Ratschläge zu geben. Dass ich Antidepressiva genommen habe, ist übrigens ein absolutes Tabuthema, meine Mutter schafft es zwar mich dreimal hintereinander zu fragen, ob es mir gut geht, aber wenn ich mit diesem Thema komme, wird nicht drauf eingegangen und schön ausgeblendet. Ich weiß, dass sie das als Unfug abtun und nicht ernst nehmen, was mich aber noch viel mehr verletzt und sauer macht.
So, ich habe auch schon überlegt wieder eine Psychotherapie anzufangen. Leider war die Gesprächstherapie vor 2 Jahren nicht so erfolgreich, weil die Therapeutin einfach nicht zu mir passte. Sie versuchte zu oft meinem Freund den schwarzen Peter zuzuschieben. Andere Therapeuten gibt es hier nicht wirklich, ich müsste sehr weit fahren und sehr lange auf einen Therapieplatz warten. Antidepressiva in der Stillzeit sind auch nicht das Nonplusultra. Ich seh es schon kommen, dass ich den Großteil meiner Elternzeit damit verbringe irgendwo mit dem Baby rumzufahren, nur um nicht zu Hause zu sein, wenn meine Eltern ständig auf der Matte stehen...
Das ist jetzt ganz schön lang geworden. Ich würde einfach gerne mal von euch hören, was ihr in meiner Situation machen würdet? Und wie oft ihr eigentlich eure Eltern seht? Wenn sie hunderte Kilometer entfernt wohnen, ist es natürlich was ganz anderes, dann ist man sicher auch nicht so genervt... Aber vielleicht gibts ja unter euch welche, wo die Begleitumstände ähnlich sind...
Liebe Grüße,
Calypso