Wie "perfekt" muss Familie wirklich sein?

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  • unsere Familie darf immer höchstens so perfekt sein, dass es nicht ins verkrampfte abrutscht ;) dann wäre es nämlich überhaupt nicht mehr "perfekt"


    in echt sieht das so aus, dass wir schon einige Ideale haben, an denen wir arbeiten (halbwegs nachhaltig leben, bedürfnisorientierter Umgang miteinander, gut und frisch kochen, viel selber machen etc.)
    und phasenweise gibt es dann noch Herzensprojekte, die nach einer Weile meist auch wieder abflauen (nur selbst gebackenes Brot, kein Weißmehl, Klamotten selbst nähen) und vielleicht später wiederkehren
    meistens läuft das ganz gut - könnten sogar ca. 80% sein


    und dann gibts Zeiten, da funktioniert nichts so locker flockig und wenn wir dann weiter dem Ideal nachhecheln, wird es verkrampft und tut keinem mehr gut
    dem Familienklima bekommt im Zweifel ein Abend mit Tiefkühlpizza besser als mir ein weiterer Hörsturz
    dass ich den hatte, liegt weniger am Perfektionismus als an zeitlich aufeinanderprallenden Stresssituationen, die einzeln kein Problem wären und sich leider nicht immer vermeiden lassen

    Liebe Grüße,
    Tine und die Muckelmäuse (7/98 und 9/02)


    ...ich flog in dein Licht...

  • Ich glaube man kann frischgebackene Eltern, die sich so viele Gedanken machen, gut wieder auf den Boden holen bzw. trösten, wenn man ihnen vor Augen führt, dass es ein Zeichen dafür ist, wie gut es uns geht. Nur weil wir einen gewissen Bildungsstandard haben, Zugang zu allen Lebensmitteln in diversen Kategorien, verschiedenen Arten von medizinischer Versorgung, genauso wie zu anderen Kosumgütern und Angeboten für unsere Kinder, sind wir damit überfordert, den "richtigen" Weg zu finden. Manche mögen besser oder schlechter sein. Aber jeder muss sich das aussuchen, was sich für ihn am besten anfühlt. Und vielleicht muss man sich auch bewusst machen, dass die Industrie sehr gerne mit genau diesen "Ängsten" spielt, etwas "falsch" machen zu können. Denkt doch mal nur an die ganzen Spots für Milchnahrung...


    Eine Freundin von mir ist gerade zum ersten Mal schwanger und überlegt, in welches Krankenhaus sie gehen wird...sie hat sich jetzt schon 3 verschiedene angeschaut und zu jedem diverse Leute befragt und ist nun vollkommen hin- und hergerissen, weil jeder zu jedem Krankenhaus seine eigene Geschichte erzählt. Ich habe sie gefragt, was denn ihr Bauchgefühl sagt...tja das sei ihr inzwischen nicht mehr so ganz klar... :S


    Dann fragte ich, ob sie eine Hebamme hätte, die sie während der Schwangerschaft begleitet, der könne sie solche Fragen zu Krankenhäusern auch gut stellen. Nö, nur zur Nachsorge, sie würde das alles mit ihrer Frauenärztin besprechen. In dem Moment habe ich gemerkt, dass ich ihr jetzt gerne etwas "aufgeschwätzt" hätte, nämlich eine gute Vorsorge-Hebamme bzw. das Krankenhaus, in dem ich beide Kinder bekommen habe. Dann hab ich aber gedacht, wenn ihr Bauchgefühl ihr sagt, sie möchte die komplette Vorsorge nur bei der Ärztin machen, dann will ich ihr da auch nicht noch reinreden.


    Aber es ist einfach ein Beispiel für jemandem mt hohem Bildungssstandard, wo automatisch viele Gedanken, viel Risikodenken, viel Angst vor Kontrollverlust usw. aufkommt, was so typisch ist für unsere Gesellschaft.

    Einmal editiert, zuletzt von ich ()

  • Naja, aber es ist ja nun auch nicht so, dass das Thema nur unwissende erstlingsmütter betrifft. Ich lese hier im Forum auch ziemlich viel normen raus und es gab ja auch schon einige Diskussionen darüber, wie die perfekte rabenmutter zu sein hat. Da sind dann alle immer recht entspannt und betonen die eigene fehlbarkeit.


    Aber in thematischen Threads kommt es immer wieder auf den Tisch. Aktuell z.b. in einem Thread schreibt die Mutter, dass sie ihr persönliches Glück gefährdet sieht, weil das Kind sich nicht vom Papa betreuen lässt. Und viele der antworten gehen in die Richtung "das Kind ist doch noch so klein, das kann man doch nicht machen".


    Oder, ganz banal: ein unterforum heisst "stillen und ernährung". Ich habe mich nie getraut, dort eine frage zu fläschchen zu stellen, weil ich das Gefühl hatte, das passe da nicht rein.


    Oder z.b. Almarna: du schreibst, du bist stolz darauf, dass ihr keinen kinderwagen genommen habt. Warum? Warum empfindest du darüber stolz?
    (meine antwort: die momentane norm heisst: tragen ist gut, kinderwagen ist schlecht)


    Ich sehe das völlig leidenschaftslos: die Kinder, die getragen werden wollten, wurden getragen. Die, denen es wurscht war, kamen in den kinderwagen.

  • Oh, ich fände eine "perfekte" Familie ganz schrecklich. Wo liegt dann die Herausforderung? Wie überfordert es doch, perfektionistisch zu leben? Wie sollen Kinder lernen und sich als selbstwirksam erkennen, wenn alles schon "perfekt" ist?


    Du nennst ja v.a. materielle Dinge. Die sind die Kür, das menschliche Zusammenleben sollte doch im Mittelpunkt stehen. Und Menschen sind niemals perfekt. Sie ändern sich ständig in ihren Gefühlen und Bedürfnissen. Je mehr Familienmitglieder, desto dynamischer ist die Familie.


    Wichtig finde ich, immer die Bedürfnisse aller Familienmitglieder zu sehen und diese möglichst ausgewogen zu bedienen. Das ist eine große Herausforderung. Wenn man da für alle 80 % erreicht, ist das schon ein sehr guter Wert, denke ich.


    Und ganz wichtig ist, dass ich MEINE Vorstellungen als Maßstab sehe. Es ist mir wirklich ziemlich egal, was andere über mich denken. Wichtig ist, was wollen WIR als Familie? Was ist UNS als Eltern und Partner wichtig? Was brauchen UNSERE Kinder?

  • Freda, den Gedanken, dass es eher um das Miteinander als um die äußeren Dinge gehen sollte, finde ich sehr gut.


    Aber ich glaube, dass gerade bei Eltern mit noch sehr kleinen Babies (wie in der Trageberatung von Tandema) die ganzen Anschaffungen, alltäglichen Begleiter und Kosumgüter oftmals noch einen höheren Stellenwert haben. Ganz einfach, weil es noch nicht allzu viel Interaktion mit den Kindern gibt, außer eben Kuscheln, Tragen, Ernähren, Wickeln usw. Die Frage welchen (möglichst schadstoffarmen) Kinderwagen man anschafft, kann teilweise mehrere Wochen in Anspruch nehmen.


    Und wenn man sich mal im dm umschaut (und mir gings selber genauso), wie viel Zeit junge Eltern manchmal vor den entsprechenden Regalen zubringen. Es ist einfach heute eine Wissenschaft für sich. Und dass man, wenn man sich dann endlich für dieses oder jenes Produkt entschieden hat, natürlich vollkommen überzeugt sein MUSS von dieser Entscheidung und möglichst alle anderen missionieren möchte...das kann ich sogar bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen.

  • Ja, ich, da hast Du völlig recht. Werdende Erst-Eltern oder junge Erstlingseltern haben oft noch viel mehr Kapazität frei, sich mit solchen materiellen Details zu beschäftigen.


    Am Ende kommt dann raus: der perfekte teure Kinderwagen, mit viel Liebe und Energie ausgesucht, wird vom Baby abgelehnt, aber dann kommte es vielleicht so: jetzt haben wir so viel investiert, jetzt verwenden wir ihn auch, wenn das Kind darin schreit.


    Auch hier ist es doch schon so, dass es sinnvoll ist, mit einer minimalistischen Ausstattung zu beginnen und dann den Bedürfnissen entsprechend, die Ausstattung zu ergänzen. Denn auch (und v.a.) für ein kleines Baby ist das Materielle nebensächlich, wenn es gesehen und gehört wird. Alle darüber hinaus verfügbare Kapazität kann dann gern in die Optimierung (ohne Perfektionsanspruch!!!) gesteckt werden.


    Und (unaufgeforderte) Missionierung finde ich immer fehl am Platze. Die Weitergabe von hilfreicher Information (auch wieder ohne Anspruch auf die Wahrheit) ist natürlich wichtig. Aber auch das nur, wenn man nicht aufdringlich, sondern ehrlich interessiert daherkommt.

    Freda mit dem Jan-Feb-Mär-Trio (01/05 + 02/08 + 03/12) #love


    Ich kaufe und verkaufe im Rabenflohmarkt

    Einmal editiert, zuletzt von Freda ()

  • Vor dem ersten Kind und am Anfang mit dem Neugeborenen hat man nicht wirklich eine Ahnung, was da auf einen zukommt. Erst mittendrin weiß man, worauf es ankommt und was einem wirklich wichtig ist. Und ich wette, dass das so weitergehen wird ... mit der Schule, der Pupertät, der Lehrstelle, ... bis hin zum Auszug der Kinder und hinein in die Zeit danach, wenn die ersten Enkel kommen. Das Leben ist so wahnsinnig individuell und unberechenbar. Ein "perfekt" wird es schon allein deshalb nicht geben, weil Perfektionismus eben auch individuell ist.
    Außerdem ist es anstrengend, perfekt sein zu wollen. Ich weiß, wovon ich rede #angst #schäm


    Am Ende kommt dann raus: der perfekte teure Kinderwagen, mit viel Liebe und Energie ausgesucht, wird vom Baby abgelehnt, aber dann kommte es vielleicht so: jetzt haben wir so viel investiert, jetzt verwenden wir ihn auch, wenn das Kind darin schreit.


    Ungefähr diese Einstellung hat mein Mann auch zu jeder Anschaffung - zum Beispiel dem Beistellbettchen, das dann als Ablage endete. Das Krümelchen schlief daneben bei uns im Bett. Ich fand, es war ein prima Rausfallschutz ^^ Zum Glück hat er mich davon abgehalten, schon früh ein Gitterbettchen zu kaufen, weil wir das ja dann ab dem ersten Geburtstag brauchen würden und es im Katalog wirklich herzzerreißend niedlich aussah #augen Ich hatte ja keine Ahnung und bin bis heute froh, diese Anschaffung nicht getätigt zu haben :P Wir hatten also nicht das perfekte Bettchen im perfekten Kinderzimmer - dafür entspannte Nächte #ja

    Gruß Biene


    *** Still- und Trageberaterin ***

  • Ich habe lange überlegt, ob ich hier auch was schreibe...ich tue es jetzt einfach doch, auch wenn ich Kritik ernten sollte.
    Als erstes hatte der Titel bzw die Fragestellung in mir andere Gedanken ausgelöst als die Frage nach Tragen, Stillen usw, aber das macht ja nichts.
    Ich finde viele meiner Gedanken bei den Aussagen von ICH wieder, aber auch bei Myrte.
    Als ich hier ins Rabenforum kam, fühlte ich mich von den Gedanken der liebevollen, bedürfnisorientierten Erziehung, dem langen Stillen so man denn mag angesprochen und noch einigem mehr. Ich habe aber auch schnell gemerkt, dass es hier ebenso Normen gibt, wie überall auch. Dass es hier "gängig" ist, zu Stillen, zu tragen, Hebammenvorsorge, Hausgeburten, Bio essen usw.
    Vieles von dem finde ich toll und finde mich da wieder. Deshalb fühle ich mich wahrscheinlich auch nicht angegriffen von so manchen Aussagen hier.
    Aber ich finde es zB total bescheuert, wenn man heult, weil man nun doch mal einen Ultraschall mehr braucht, weil man ja keinen oder nur die drei vorgesehenen wollte, hab's hier alles schon. Meine Güte, von so einem Ultraschall mehr passiert nun auch nix, das kann man doch mal entspannter sehen. Trotzdem halte auch ich nichts vom Babyfernsehen, wie es so schön heißt. Es ist, wie bei allem, ein gesundes Mittelmaß, das wohlweislich auch individuell ist, wäre doch schön.
    Oder ich weiß auch nicht, warum der Kinderwagen so verteufelt wird. Ich komme aus einer Familie mit vier Kindern, wir haben schon immer alle Babysitting gemacht und Kinder im Wagen liebevoll umhergeschoben damit sie seelig schlummern können. Und da, wo ich herkomme, hat das nichts zu tun mit dem "Vorsichhervonsichwegschieben" sondern war sehr, sehr liebevoll gemeint.
    Und meine Tochter habe ich morgens, mittags, abends geschoben. Sie hat da so schön und gern drin geschlafen, nie geweint und wurde trotzdem und zusätzlich viel getragen.
    Die Zwillinge jetzt weinen manchmal wenn sie da reingelegt werden, aber nur kurz bis sie schlafen oder weil ich nur einen Tragen kann. Ja, so ist das eben gerade. Ich habe nämlich auch meist noch Rucksack, Einkäufe und meine Vierjährige an der Hand. Aber ich habe den KiWa doch nicht, weil ich meine Kinder nicht liebevoll tragen mag. Das schwingt hier manchmal so mit finde ich... So und nun #angst

  • Ich wollte jetzt hier nicht gegen den Kinderwagen ansich wettern #angst .
    Der hat sehr wohl seine Berechtigung und ist ja auch völlig ok, wenn das Kind gerne damit fährt oder er logistisch gebraucht wird, wie z.B. bei Zwillingen.
    Es ging mir darum, dass es viele (Erstlings-)Eltern sehr viel Energie und Geld in materielle Dinge für das Baby stecken, die sich dann als unnötig herausstellen. Und das der äußere Schein völlig nebensächlich ist neben der emotionalen Bedürfniserfüllung.

  • Ach liebe Freda, das habe ich verstanden, genau so. Und ist auch von mir überhaupt nicht böse gemeint.
    Ich habe es nur hier schon oft so rausgelesen und wollte damit nur sagen, dass es verschiedene Wege für verschiedene Familien gibt, die mit jeweils ihrem Weg glücklich werden können und ich ganz persönlich nix schlimmes am KiWa finde.
    Du hast Recht, dass viele Erstlingseltern sehr viel Zeit darauf verwenden, Anschaffungen auszusuchen. Das habe ich auch, und ganz ehrlich, es hat sooooooooolchen SPAß gemacht :D
    Die Erfahrung, dass man einiges davon nicht braucht, kann man dann ja machen :)
    Unsere beste Anschaffung hier war übrigens die Federwiege, die ich inzwischen JEDER Mutter raten würde, egal ob Einling, Zwilling oder was auch immer #super
    Aber ich quatsche grad am Thema vorbei, sorry dafür.
    Wir sind hier eher unperfekt. Bei uns gibt es zu viel Süßes, da wäre ich gern konsequenter. Dafür finde ich persönlich, dass wir sehr gut darin sind, unseren Kindern stets unsere Liebe zu zeigen und es auch zu SAGEN. Gab es zB so bei uns Zuhause früher nicht.

  • Auch wenn ich mir bewusst bin, dass das eine sehr kontroverse Diskussion werden könnte, möchte ich euch gerne fragen, wie ihr die oben gestellte Frage beantworten würdet? Ich habe momentan das Gefühl, dass Eltern an jeder möglichen Stelle ein schlechtes Gewissen gemacht wird, dass sie nicht 100% geben...


    Ein paar Beispiele:
    - "Was? Ihr tragt in der Manduca? Es gibt doch besseres, warum kein Tuch?..."
    - "Was? Das Kind wird nicht gestill? Es ist doch aber so wichtig, weil..."
    - "Was? Du kaufst Kleidung bei Xy, es gibt doch sooooo tolle Bio-Kleidung."


    Ich hab jetzt immermal wieder reingeklickt, am Anfang hab ich gar nicht verstanden, warum das hier eine kontroverse Diskussion werden sollte (ich versteh es immernoch nicht so gaaanz #gruebel ).


    Denn: 1. Ist niemand perfekt und
    2. Halte ich Fragen wie oben gestellt irgendwie für ABSOLUTE Randerscheinungen (außer das mit dem Stillen, da fühlt sich heutzutage ja jeder Hinz+Kunz genötigt, das zu kommentieren)


    Ganz ehrlich, würd ich das Rabenforum (und SUT, eigentlich noch mehr) nicht kennen, mir wären solchen Fragen völlig fremd.


    Du arbeitest ja scheinbar als Trageberaterin, da ist das doch genau deine Nische, oder nicht? Natürlich kommen zu dir Frauen, die es besonders "perfekt" machen wollen (ehrlich, ich hab hier und auch im SUT manchmal das Gefühl man KANN gar nicht tragen wenn man keine Trageberatung gemacht hat - im Real life kaufen sich alle meine Freundinnen eine Manduca/Ergo im Babyone und gut ist).
    Ich hab auch eine Freundin die diesen ganzen "Schnickschnack" mitgemacht hat. Trageberatung, Beikost-Kurs, Baby-Massage-Kurs, etc.. Na und? So geht die an Dinge ran. Beruflich wie privat.


    Dass sich in Foren/auf Facebook die sich genau diesen Fragestellungen widmen (Stillen + Tragen - ja, worüber wird man sich da wohl unterhalten?) dann eben darüber diskutiert wird (und auch gewertet!) ist doch klar.


    Ich wollte jetzt hier übrigens wirklich nicht "Anti" klingen, aber ich kann das Posting weder bezogen auf das Rabenforum noch auf mein Real life so richtig nachvollziehen (hier gabs noch kürzlich einen Thread wo einer Mutter von Neugeborenem sehr einhellig zum abstillen geraten wurde, wenn sie mit Stillen nicht glücklich wird).


    Und ob man Leute und ihren Lebensstil "wertet" und es selber perfekter machen möchte gibt es doch in allen Bereichen (Schrebergärten-Kolonien, Einfamilienhausidylle, Samstag-Autowasch-Zelebrierung,..). Das ist dann meiner Ansicht nach eher eine Frage der Persönlichkeit.


    Ach so, zur Frage: Familie muss so perfekt sein, dass es allen gut geht.

  • Ich habe lange überlegt, ob ich hier auch was schreibe...ich tue es jetzt einfach doch, auch wenn ich Kritik ernten sollte.
    Als erstes hatte der Titel bzw die Fragestellung in mir andere Gedanken ausgelöst als die Frage nach Tragen, Stillen usw, aber das macht ja nichts.


    Kritik erntest du von mir nicht. :D


    Ich habe mir unter dem Titel auch komplett was anderes vorgestellt, gar nicht, was man alles im Umgang mit Kindern richtig oder falsch machen könnte. Sondern das, was man sich gemeinhin als "perfekte Familie" vorstellt, nämlich Mutter, Vater und zwei Kinder (am besten Junge und Mädchen), alle strahlen und sehen super aus, wohnhaft im eigenen Reihenhaus. ;) Aber die perfekte Werbefamilie ist ja so sehr Klischee, da denkt wohl eh niemand, dass es das irgendwo in perfekt gibt.

  • Vielleicht tue ich mich deshalb so schwer damit, dass wir nun bald ins Häuschen umziehen, weil wir bald irre klischeehaft leben...?! ;)
    Mutter, Vater, gut drei, statt zwei Kinder, aber eben so typisch. Papa arbeitet, Mama noch ne Weile zumindest zuhause, sowas eben.
    Zurück zum Thema, ja ich dachte auch erst an Konstellationen, Lebensführung, Haushalt, sowas irgendwie. Aber ich lese hier trotzdem weiter, wenn meine Kinder mich lassen und nicht gerade weinen, weil sie weiter als bis in den Vierfüßler noch nicht kommen....

  • Vielleicht tue ich mich deshalb so schwer damit, dass wir nun bald ins Häuschen umziehen, weil wir bald irre klischeehaft leben...?! ;)
    .


    Strahlt ihr ständig und seht stets super aus? :D


    Ne...ich wollte auf keinen Fall einem speziellen Lebensentwurf Klischeehaftigkeit unterstellen, bei dir sehe ich das auch nicht.


    Das Klischeehafte entsteht vielleicht erst dadurch, wenn man nicht authentisch (sorry, das ist fast schon wieder klischeehaft) lebt, sondern wegen Druck von außen versucht, einem Klischee zu entsprechen, weil man denkt, so müsse das perfekte Leben sein.

    • Offizieller Beitrag

    Trotzdem finde ich diesen "Druck" von Aussen nicht zu unterschätzen. Denn ich kann mich nicht erinnern in irgendeinem anderen Zusammenhang als mit dem Umstand, dass ich Mutter bin, dermassen in die Öffentlichkeit gerückt worden zu sein, dass Hinz und Kunz meint, Ratschläge, Ermahnungen und Kritik austeilen zu können.


    Ich fand das als junge Frau erschreckend.


    Und obwohl ich durchaus der Ansicht bin, niemand muss perfekt sein, für uns stimmt es so, lassen mich solche Rat-Schläge nicht immer unberührt, können mich auch verunsichern.


    Oft geht es bei solchen Rat-Schläge gar nicht um mich und unsere konkrete Situation, sondern nur darum, dass sie die anderen besserstellen oder abgrenzen können.

  • Trotzdem finde ich diesen "Druck" von Aussen nicht zu unterschätzen. Denn ich kann mich nicht erinnern in irgendeinem anderen Zusammenhang als mit dem Umstand, dass ich Mutter bin, dermassen in die Öffentlichkeit gerückt worden zu sein, dass Hinz und Kunz meint, Ratschläge, Ermahnungen und Kritik austeilen zu können.


    :D Manchmal habe ich mich aber auch wirklich amüsiert WER einem alles Tipps gibt - ältere Männer ohne eigene Kinder usw., die dann auch noch völlig aus der Rolle sind, wenn man sie nett anlächelt, ihnen freudlich dankt und sagt, dass man es trotzdem völlig anders machen wird. Überhaupt war meine Erfahrung, dass die, die am allerwenigsten Erfahrung mit Kinder/Geburten hatten, am meisten von ihren Tipps überzeugt waren. Manchmal echt Realsatire. #lol

    • Offizieller Beitrag

    Aber wenn man sich das mal in anderen Situationen vorstellen würde.


    Zum Beispiel geht man mit seinem Liebsten in ein Restaurant essen. Schon beim Eintreten nimmt einem wildfremde ältere Frau einem beiseite und raunt, dass man lieber woanders hin gehen sollte, die Cousine der Freundin ihrer Nichte wäre schon mal hier gewesen...sie habe da Erfahrung.


    Kaum betritt man trotzdem des Restaurant, als einem ein Herr auf die Schulter tippt und meint, dass man die schöne Jacke, die man extra heute das erste Mal angezogen hat, besser nicht gekauft hätte, die sässe etwas unvorteilhaft und man weiss ja, das so Rendezvous mit schlcht sitzenden Jacken nur in einem unausweichlichen Debakel enden könnten. Bei Tisch wendet sich die Frau vom Nachbartisch um, betrachtet Begleiter, kneift im wohlwollend in den Po und meinte dann gönnerhaft nickend, der Po ihres Mann wäre auch so fest, der ernähre sich bestimmt gut, es sei richtig, so was auch im Auge zu behalten.


    Als man dann endlich in Ruhe die Karte studieren möchte, mischen sich bestimmt drei Herren ein, alles ehrenmatliche Ernährungsberater, die einem gewissenhaft die unterschiedlichsten Ratschläge geben möchten, tja, usw. usw.


    Mein persönliches Highlight von absolut unmöglichen Ratschlägen: nach dem Tod meines Kindes, wurde meine Mutter (!) von einer wildfremden Person angesprochen, dass sie doch ebendie sei, deren Enkel an SIDS gestorben ist und sie solle ihrer Tochter (also mir) noch diese und diese Stilltipps ausrichten. Aha?! :stupid: #haare #kreischen

    • Offizieller Beitrag

    Witzig, für mich hat die Frage noch eine ganz andere Komponente: Nämlich was ist mein Anspruch an mich, wie "perfekt" muss ich mMn sein, um die Mutter zu sein, die ich gerne wäre. Dabei rangieren Süßigkeiten ganz weit hinten in der Wichtigkeit, da geht es mir um Sache wie sich doch mit den Kinder hinzusetzen und zu spielen, obwohl man nach dem Arbeitstag alle ist und lieber irgendwo rumräumen würde. So was halt.