Auszeichnung für soziales Verhalten - was meint ihr?

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  • Hallo!


    Bitte helft mir doch mal auf die Sprünge! ich bin gerade so: #sauer und ich will keinen Aufstand machen, wenn es das nict wert ist.


    Meine Kinder gehen in die Mittagsbetreuung an der Schule, mini1 gerade das erste Jahr, mini2 das vierte und zugleich letzte Jahr.


    Nun haben sich die Sozialarbeiterin der Schule (externer Träger) und die Betreuuerinnen der Mittagsbetreuung (anderer externer Träger) zum ersten Mal folgendes ausgedacht:


    Von den Kindern, die in der Mittagsbereuung sind werden einige (es waren 12 von ??? ich schätze 30-40) ausgezeichnet für hervorragendes soziales Verhalten mit einer Urkunde (bei deren Verleihung die anderen Kinder "netterweise" mit anwesend sein durften) und einer Feier während der Mittagsbetreuung, an der die anderen Kindern nicht teilnehmen durften. Es gab Kissenschlacht und Eis (den Rest habe ich nicht mehr abgefragt).


    Mini1 war bei den Ausgezeichneten dabei, mini2 nicht.


    Ich konnte das erst gar nicht glauben, im Vorfeld hatte ich es so verstanden, dass die Viertklässler mit dieser Feier verabschiedet werden.


    Kapiere ich da was nicht oder ist das pädagogscih (wie mein Bauchgefühl mir sagt) unter aller Kanone?


    Ich möchte gerne noch mit der Leitung der Mittagsbetreuung sprechen, ich habe aber gerade so eine Wut auf diese (setzt irgendwas ein), dass es mir schwer fällt ruhig zu bleiben.


    Ich muss jetzt kurz weg, schaue dann aber gleich wieder rein...


    Danke!!!

    Viele Grüße
    Elena mit Mini1 (*2004) und Mini2 (*2006)

  • Die Auszeichnung kann man sicher mit gemischten Gefühlen sehen. Wenn den Kinder vorher klar war, dass sie bewertet werden und die Kriterien allen klar sind, finde ich das noch grenzwertig ok.
    Aber ein Fest mit Eis und Spaß für nur einen Teil der Gruppe, das finde ich total daneben! Da würde ich mich klar beschweren, das darf nicht sein.
    Wie haben denn Deine Kinder sich dabei gefühlt?

  • Ich bin keine Fachfrau, finde es aber doof. Die Betreuerinnen bekämen von mir eine Urkunde für extrem schlechte soziale Leistung.


    Was soll das bezwecken?


    Was sagt Mini2 dazu?


    Edit: wenn Sozialverhalten grundsätzliches Problem darstellt, fände ich es angemessen, bei der Abschiedsfeier in einer kleinen Rede sich persönlich bei den genannten 12 Kinder für ihr gutes Verhalten zu bedanken. Namentlich und dabei Kind ansehend.

  • Die Kinder wussten davon gar nichts, es wurde als Überraschung gehandelt.


    Wir haben keinerlei Rückmeldung, dass es Probleme mit dem Sozialverhalten gäbe (von der Schule haben wir die Rückmeldung , dass es diesbezüglich überhaupt keine Probleme gibt), mini2 ist auch sehr verträglich allerdings testet er ab und an mal aus, ob eine Regel wirklich gilt. Konkret war er wohl einmal zu laut und hat nicht mit Lachen aufgehört, obwohl das verlangt war und musste dann einen Satz 10 x schreiben. Ob er zwischendurch öfter ermahnt werden musste als mini1 weiss ich nicht, kann ich mir aber schon vorstellen, mini1 kam schon im Kindergarten komplett ohne Disziplinarmaßnahmen aus, mini2 nicht ganz;


    mini1 fand es prima ausgezeichnet zu werden und eine extra-Feier zu bekommen, mini2 war ziemlich geknickt :|


    Ich müsste ja eigentlich ein positives feedback an mini1 geben, denn ein 1* Sozialverhalten attestiert zu bekommen, ist ja was Gutes. Das ist leider noch komplett untergegangen, weil ich so sprachlos und sauer war über das Prozedere dazu.


    Ich denke, wenn sie die "Herausragenden" ausgezeichnet und dann gemeinsam ein Abschiedsfets gefeiert hätten, wäre für mich noch die Welt soweit in Ordnung. Aber so?


    Würdet ihr denn zu den Betreuerinnen etwas sagen? Oder das unter "hoffnungslos" abhaken? Oder lieber keinesfalls was sagen, damit es nicht noch an mini2 ausgelassen wird? (der muss da noch drei jahre hingehen :S )

    Viele Grüße
    Elena mit Mini1 (*2004) und Mini2 (*2006)

  • ich würde, wenn es mir gelänge, eine Rückmeldung geben ohne die Erwartung, dass die Betreuerinnen verstehen, wie doof die ganze Aktion war. Ich meine, kommen die nicht ohne so einen Unfug aus und kriegen die Kinder gehandelt? Dann müssen eben die Angebote in der Mittagsbetreuung überdacht werden, damit es den Kindern möglich ist, die Regeln einzuhalten.
    Die Kinder haben doch alle schon einen langen Vormittag mit viel Disziplin, still sitzen, nicht reden usw. hinter sich …

  • das ist halt negative bestrafung (belohnung der nicht-übeltäter mit privilegien)
    führt zu stigmatisierung und spaltung (durch neid und überheblichkeit)


    verstehe ich das richtig, dass das am ende der schulzeit verliehen wird? dann ist doch sogar bei größter naivität der sendungseffekt gleich null, oder?

    H A L L O !
    R E G E N B O G E N !
    S O F O R T !

  • Ich finde es toll, dass auch positives Sozialverhalten an der Schule honoriert wird.
    So ne Urkunde finde ich eigentlich eine nette Idee.


    Kissenschlacht und Eis waren dann vermutlich die Belohnung? Vielleicht nicht so ideal, dies nur mit einem Teil der Gruppe zu machen, man hätte das ja auch gemeinsam feiern können, aber dramatisch finde ich es jetzt auch nicht.


    Hängt es nicht von der Intention der Pädagogen ab, ob das negative Bestrafung ist? Oder andersrum, dann ist unser gesamtes Schul- und Gesellschaftssystem auf negative Bestrafung ausgerichtet. In fast allen Bereichen profitiert man von guten Leistungen. Diejenigen, die das nicht bringen können / wollen..... werden durch ihre in der Relation schlechtere Bewertung "abgestraft".


    Dass es diesmal gerade nicht um Leistung geht und bspw. auch derjenige Anerkennung findet, der mitfühlend und hilfsbereit ist wodurch die ganze Gruppe profitiert, ist doch schön. Dass die Anerkennung im Rahmen der Gruppe stattfindet finde ich nur folgerichtig. #weissnicht (Hätte dann aber auch in der Gruppe gefeiert werden können!)



  • Ich finde es nicht in Ordnung und würde da auch vorsprechen, wenn du innerlich etwas runtergekommen bist.


    Was ich mit in den Topf werfen würde, ist die Verzweifelung der Erzieher vor Ort. Hier kommen den OGS Damen auch oft ganz absonderliche Ideen, die ich nicht mittragen kann. Und wenn man sich dann mit denen zusammensetzt und sich das von deren Warte anhört, dann sieht man wie krass das abläuft. Das kann man nicht mit dem Kindergarten vergleichen, weil die Verhältnisse ganz andere sind.
    Hier versuchen sie es im allgemeinen immer mit Strafen den störenden Kindern gegenüber. Das fruchtet bei etwa 5% der Kinder hier aber nicht. Die quälen andere Kinder, sind respektlos den Erziehern gegenüber und verlassen heimlich das Schulgelände. Unsere OGS hat im Moment den Plan die Eltern mehr mit einzubeziehen, indem solche Kinder von der Teilnahme der OGS ausgeschlossen werden für 1 Tag. Ich denke nicht, dass es aufgehen wird.


    Diese positive Auszeichnung ist für dein großes Kind ja gar nicht schlecht. Der wird vermutlich öfter unter den anderen Kindern zu leiden haben und sich so mal anerkannt fühlen. Das muss man ja irgendwie auch mal sehen, dass die OGS versucht es mit positiver Konditionierung zu versuchen. Für die anderen Kinder kann es ein Anreiz sein sich besser zu benehmen, aber: man kann ja auch in die Rolle einsteigen, dass man es eh nicht schafft.


    Was tun? Ich würde zunächst selber mit der OGS über dein jüngeres Kind sprechen. Warum genau wurde er nicht ausgezeichnet, wo liegt da die Grenze? Wird das in Zukunft immer so gemacht? Und ich würde ihnen erzählen, was das für dein jüngeres Kind bedeutet hat. Ich habe den Eindruck, dass die Damen bei uns etwas burschikoser sind und sich gar nicht vorstellen können, wie sich das für ein sensibleres Kind anfühlt... Da die Verhältnisse in vielen OGS hier ähnlich sind, stelle ich mit vor, dass es bei euch auch so sein könnte.
    Und dann sollen die Erzieherinnen dort evt. auch deinem Kind nochmal erklären, woran sie das nun festgemacht haben. Ob er mit dieser Aktion überhaupt primär gemeint war usw.
    (letzteres kann durchaus relevant sein. Mein Kleiner kommt oft nach hause, total verunsichert und wenn man dann nachfragt, gehts gar nicht um ihn, sondern um andere Kinder. Aber die Strafpredigt wird der versammelten Mannschaft gehalten).

    LG Miriam mit 2 Jungs (2004 und 2006)

  • das ist halt negative bestrafung (belohnung der nicht-übeltäter mit privilegien)
    führt zu stigmatisierung und spaltung (durch neid und überheblichkeit)


    genau, ich würde meine Meinung kundtun. ich finde es geht gar nicht. bei uns wird das sozialverhalten benotet. zb.: hält sich an gemeinsame regeln, hat einen guten Umgangston, ist freundlich mit seinen Kollegen, etc. das wird dann mit jedem einzelnen kind besprochen.


  • Oder andersrum, dann ist unser gesamtes Schul- und Gesellschaftssystem auf negative Bestrafung ausgerichtet.


    bingo
    *preis überreich*
    und: nein, es funktioniert weder im kleinen rahmen noch gesamtgesellschaftlich. es funktioniert allenfalls dahingehend, dass sich menschen verstärkt den ANSCHEIN geben sozial zu handeln. ich nenne das vorgartenmentalität: der vorgarten des hauses wird hübsch gepflegt und soll allen gefallen und hinter den eingangstüren kann alles mögliche wuchern.



    Hängt es nicht von der Intention der Pädagogen ab, ob das negative Bestrafung ist?


    nein, es hängt vom empfinden derjenigen ab, die (aus welchen gründen auch immer) nicht 'belohnt' werden. die werden damit gedemütigt, an den rand gestellt, frustriert und großenteils empfinden sie nicht einen inneren positiven antrieb zu 'besserem verhalten'.
    zudem ist so ein system auch anfällig für fehler, wenn nämlich unangepasstheit (z.b. übergroße lebendigkeit, antrieb zu nichterwünschtem ausdruck von emotionen (hier: lachen)) als nichtsozial gewertet wird. oder es werden andere formen des sozialen verhaltens nicht bemerkt, die nicht im großen betrieb auffallen. dann werden solche triebe und bemühungen entwertet.

    H A L L O !
    R E G E N B O G E N !
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  • im bemühen um einen konstruktiven beitrag:


    es wäre bei so einer feier mit anwesenheit aller beteiligten (der belohnten und der nichtbelohnten) für alle angenehmer, wenn es meinetwegen heißt: es werden alle besonders positiv aufgefallenen erwähnt und weil das toll ist, dass das so viele sind, gibts ne sause für alle. dann können die nichterwähnten sich mitfreuen, finden das auch toll, dass die (ich nenns mal klischeeig) 'streber' was geleistet haben und die positiv erwähnten sind immer noch teil des gesamtsozialen.


    verständlich? ich weiß, dass ich solche sachen immer etwas verkomplexiert formuliere...

    H A L L O !
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    Einmal editiert, zuletzt von barney rubble ()

  • Mein Problem mit der Aktion wäre vor allem, dass so was ganz schlecht fürs Gruppenklima ist - und dass ein schlechtes Gruppenklima nun nicht zu netterem Umgang miteinander führt.


    Außerdem finde ich es ja schon recht zweifelhaft ob sich die Kinder unter so etwas abstraktem wie "gutes Sozialverhalten" wirklich was vorstellen können. Das sind doch viele kleine Einzelhandlungen, ich kann mir nicht vorstellen, dass Kinder das in den meisten Fällen nachvollziehen können, warum A jetzt eine Urkunde bekommt und B nicht. Besser finde ich wenn positives Verhalten konkret angesprochen wird (a la "das war jetzt super, dass du heute nicht so gedrängelt hast) oder so. Am Ende des Jahres und summarisch freut sich das Kind sicher auch über eine Urkunde, aber so richtig verständlich was es richtig macht ist dann auch nicht. Zur Not könnte ich noch damit leben wenn es Belohungen gibt für das Halten an klare Regeln "Wer immer seinen Platz aufgeräumt hat bekommt nach 4 Wochen ein Eis", oder so. Das finde ich nun auch nicht das pädagogische Ideal aber deutlich besser als so eine Aktion.

  • Danke für alle Antworten!!


    Ich denke, ich werde das ansprechen, aber in aller Ruhe, wen das neue Schuljahr anfängt. Ich müsste sonst extra anrufen, die Leiterin bekomme ich vorher nicht mehr zu sehen. Meine Mutter hat beim Abholen ganz spontan schon das feedback gegeben, dass mini2 total geknickt war.


    mini2 ist ganz sicher kein Dauerstörer, aber trägt sein Herz auf der Zunge und egal ob es ihm gut geht oder schlecht sieht das jeder sofort 1:1, weil er sich nicht verstellen kann. Ich kann verstehen, dass sie darauf angewiesen sind, dass sich die Kinder an die Regeln halten, aber das so hoch zu heben, mit Urkunde und Exklusiv-Feier unter Ausschluss der ebenfalls anwesenden Nicht-Ausgezeichneten finde ich schießt übers Ziel hinaus und ist auch kontraproduktiv.


    Ich habe inzwischen mit mini1 gesprochen und ihm gesagt, dass ich mich mit ihm freue, dass sein Sozialverhalten so positiv gesehen wird. Mit mini2 muss ich noch sprechen, da brauchen wir ein bisschen Zeit, damit er damit rausrückt wie genau er die Situation sieht.


    Der Widersinn der Angelegenheit zeigt sich auch darin, dass mini1 keineswegs nichts anstellt, sondern inzwischen sehr geschickt darin ist, das nur zu tun, wenn es niemand mitbekommt (er hat also früher gar nichts angestellt, sich genau angesehen, wie das abläuft und übertritt die Grenzen jetzt nur, wenn er nicht mit Entdeckung rechnen muß). In der Klasse führt er sich im Moment so schlimm auf, dass ein Verweis noch in den letzten Schultagen nicht unwahrscheinlich ist; er legt es richtig darauf an (vielleicht auch seine Art ja keine Sentimentalität beim Schulwechsel aufkommen zu lassen);


    Naja. Ich habe mich zumindest schon wieder abgeregt und konnte von Euch viele interessante Gedanken mitnehmen!! #blume

    Viele Grüße
    Elena mit Mini1 (*2004) und Mini2 (*2006)