Huhu,
also die Freundin mit dem "auf die Finger hauen" hat es vielleicht nicht so gemeint, sie ist ausgebildete Altenpflegerin und arrangiert sich gerade mit ihrer ungewollten Kinderlosigkeit, ist eine ganz Liebe, die manchmal vielleicht ein bißchen sarkastisch rüberkommt. Aber daß ein Zweijähriger nicht einen leckeren Erdbeerkuchen stehenlassen kann, wußte sie wirklich nicht, das hätte ich vor dem Mama-Sein auch nicht gewußt
Die Kindergärtnerin ist eigentlich auch eine ganz Liebe, naja, in deren Kindergarten kommt unser Kleiner sowieso nicht, da sie in einer ganz anderen Stadt wohnt und das ein kirchlicher Kindergarten ist (das will Papa nicht, und da hat er Mitspracherecht). Das einzig Nervige an ihr ist nur, daß die manchmal andere Leute oder auch Kinder neckt, zum Beispiel Weinen nachäfft. Seltsam ist nur, daß sie vor kurzem noch gesagt hat, sie hätten gern mehr Kinder wie unseren Kleinen, weil der so pfiffig ist. Sie haben wohl echt viele Problemkinder, die zum Beispiel ganz schlecht sprechen, weil die Eltern nicht wissen, was sie mit einem Dreijährigen reden sollen ;( , und schon morgens richtig viel fernsehen und sich überhaupt nicht richtig selber beschäftigen können.
Ich hatte eigentlich auch nie das Gefühl, daß Kinderlose unbedingt schlechter mit Kindern umgehen können. Aber bei manchen Pädagogen habe ich den Eindruck, daß die ganzen Theorien, die sie lernen, ihren gesunden Menschenverstand vernebeln. (Ach ja, die Freundin, die wollte, daß unser Kleiner während des Fußballspiels nicht im Garten die ganzen Pflanzenschildchen rauszieht, sondern ruhig mit den Großen vor dem Fernseher sitzt und mit Fußball guckt, ist eine angehende Lehrerin.)
Das Dumme ist, daß mein Partner manchmal anfällig ist für solche Theorien. Ich habe ja neben zwei Schwestern einen 14 Jahre jüngeren kleinen Bruder, mit dem ich richtig gut ausprobieren konnte, wie man ihn zum Beispiel dazu bekommt aufzuräumen, ohne daß es einen Machtkampf geben muß. Ich war für ihn ja schon immer quasi erwachsen, hatte aber nicht die Verantwortung einer Mutter.
Ich lese selber eigentlich gar keine Ratgeber-Bücher. Ich hatte mal das "Attachment-Parenting" von Sears, was mich eigentlich nur beruhigt hat, daß es okay ist, sein Kind nicht auf Distanz zu erziehen. Ich habe auch mal gelesen, daß die Angst, die Kinder könnten verwöhnte Tyrannan werden, ein speziell deutsches/europäisches Kulturproblem ist und vom Buch "Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind" aus den dritten Reich verstärkt wurde, welches bis in die Achzigerjahre noch gelehrt wurde. Dummerweise bin ich in solchen Situationen nicht so schlagfertig. Ich würde auch nie auf die Idee kommen zu sagen "Schafft Euch doch selber erstmal ein Kind an!", weil ich sowas schon immer gemein fand, erst recht, wenn ich weiß, daß die Freundin selbst gern ein Kind hätte, und sei es nur, um zu zeigen, wie toll sie das selber mit der Erziehung hinkriegt. (Ich war ja selber lange genug in der Situation.)
Ich habe übrigens selber eine Theorie, warum sich die Kleinen bei den Eltern manchmal so daneben benehmen: Sie müssen sich vergewissern, daß die Eltern sie bedingungslos lieb haben! Denn das ist nicht selbstverständlich, und das kann man vom Kind auch nicht erwarten, daß es dessen hundertprozentig sicher ist. Daher kommt der spontane Drang, als Eltern ein wütendes Kleinkind auf den Arm zu nehmen und zu beruhigen und eben nicht auch wütend zu werden.
Naja, so viel wie ich schriftlich schwurbeln kann, sowenig schlagfertig bin ich mündlich in einer entsprechenden Situation