Abtreibung oder Adoption - was käme für euch eher und Frage?

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  • Ich kann mir für mich (ohne selber je in der Situation gewesen zu sein) keine Abtreibung vorstellen.


    Eine Adoption könnte ich mir aktuell nicht vorstellen. Nicht wegen mir, sondern wegen meiner Kinder. Ich glaube nicht, dass sie damit klar kommen würden und ich hätte große Sorge, dass sie dann denken ich könnte sie plötzlich auch nicht mehr wollen und weggeben. Mag mir kaum ausmalen, was das für Ängste bei ihnen hervorrufen könnte.

  • Ich finde das total schwierig, vielleicht auch weil ich gerade schwanger bin.


    Ich weiß nicht ob ich je abtreiben könnte, da müsste ich aber schon mehr wie mit dem Rücken zur Wand stehen.


    Und eine Adoption mit ihren Möglichkeiten?
    Vielleicht nie mehr das Kind sehen und nicht wissen ob es es gut getroffen hat?
    Wissen das es nicht gut hat und nichts dagegen tun können?
    Meinen Kindern erklären müssen, das ihr Geschwisterchen nicht mit uns leben darf?


    Ich glaube das könnte ich noch weniger. Gott behüte, das ich je sowas entscheiden muss.

  • Ich finde eine Abtreibung legitim so lange es nicht leichtfertig das Mittel der Wahl zur Verhütung ist.


    Was ich täte? Keine Ahnung, da spielt so viel rein, wo stehe ich, wer ist der Erzeuger, war Gewalt im Spiel, wie geht es mir...

    Normal is just a setting on a dryer.

  • Adoption. Solange nicht Vergewaltigung oder ähnliches Ursache der Schwangerschaft ist...dann liegt das noch mal anders...

  • liliom, darf ich mal nachfragen warum? Ich habe 2 Paar Pflegeeltern im Bekanntenkreis und mein Eindruck ist eher der dass je mehr Besuchskontakte da von den leiblichen Eltern erfolgen desto zerissener sind die Kinder. :( Also gesund ist so ein, ich seh Dich dauernd und hab Dich aber nicht, ja für keinen der Beteiligten.



    Ich glaube an das Modell Dauerpflege - auch wenn das deutsche Pflegekinderwesen viele Schwachstellen hat, wie ich finde.
    Und ich bin überzeugt davon, dass Kinder sehr gut klar kommen können mit unterschiedlichen Elternfiguren (soziale und biologische zB) solange sie die Sicherheit eines klar definierten ZuHauses haben und Menschen, die sie annehmen wie sie sind (und damit dann eben auch ihre leiblichen Eltern).


    Und ich glaube, dass es eine Illusion ist, dass gänzlich abwesende leibliche Eltern zu mehr Grundsicherheit und Ruhe im Leben führen. Vordergründig sieht es vielleicht danach aus. Und in den ersten Lebensjahren sowieso. Letztlich aber brauchen wir nicht nur einen Bezug zu unseren Wurzeln sondern auch die Auseinandersetzung mit diesen.


    Ein Kind in Pflege ist nie ein leibliches Kind. Es hat diese Herkunftsfamilie und es hat die Auseinandersetzung mit dieser. Sind die leiblichen Eltern gänzlich abwesend läuft sie phantasiert. Sind die leiblichen Eltern greifbar, kann sie real statt finden. So anstrengend und hart das manchmal auch ist.


    Und ja, ich würde meinem Kind genau diese Auseinandersetzung zumuten wollen - denn führen muss es sie sowieso - und ich würde ihm gerne beiseite stehen bei dieser Auseinandersetzung. Warum ich es nicht würde bei mir haben können usw...


    Alles natürlich vor dem Hintergrund, dass ich mir auf so eine Frage wie in diesem Thread natülich auch nur Situationen ausmalen kann, die ich mir in meinem Leben vorstellen kann, die zu so einer Entscheidung führen könnten. Und da habe ich die Idee, Dauerpflege könnte eine Lösung sein. Wie es dann real wäre - #weissnicht
    Und bei von mir nicht vorstellbaren Situationen? #weissnicht Dazu kann ich nichts sagen.

  • Ich finde es interessant, das die meiste hier argumentieren, sie könnten das Kind nicht zur Adoption freigeben, weil sie in der Schwangerschaft bereits eine emotionale Bindung zu ihm aufgebaut haben.


    Nun, meine Tochter war sehr, sehr erwünscht, gewollt, geplant und schon lange und sehnlichst erwartet. Natürlich habe ich mich die ganze Schwangerschaft über auf sie gefreut, war stolz auf meinen Bauch, habe mit ihr kommuniziert, ihr gut ertastbares Köpfchen durch die Bauchdecke gestreichelt (BEL), ... wenn man so will, hatte ich also schon vor der Geburt eine Verbindung zu ihr.


    Und dennoch war ich überrascht, als ich sie das erste mal gesehen habe. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte oder ob ich überhaupt Vorstellungen von ihr hatte, aber sie sah auf jeden Fall "anders" aus. Sie sah ... fremd ... aus, und fühlte sich auch fremd an. Dass ich instinktiv gewusst und gespürt habe, "Das ist mein Kind!" - nein, das kann ich nicht bestätigen. Ganz im Gegenteil! Es dauerte WOCHEN, ehe dieses Gefühl, das Gefühl von Vertrautheit, Verbundenheit und Verantwortung, in mir gewachsen ist. Ich fand sie süß und niedlich, habe mich pflichtbewusst um sie gekümmert. Aber es hätte genauso gut jedes andere Kind sein können. Sie fühlte sich einfach nicht nach MEINER Tochter an.


    Seither weiß ich, dass eine Bindung nicht automatisch mit der Geburt oder der Schwangerschaft entsteht, sondern wachsen muss. Dass ich eine solche Bindung auch zu einem fremden (adoptierten) Kind aufbauen könnte. Also warum sollte es dann umgekehrt nicht möglich sein, ein Kind gleich nach der Geburt zur Adoption frei zu geben, BEVOR man eine solche Bindung zu ihm aufgebaut hat???


    Rein theoretisch könnte ich mir das sogar vorstellen. Was mich eher belasten würde, wäre dieses Gedankenkarussell. Nicht zu wissen, zu wem mein Kind kommt, wie es aufwächst, wie es ihm bei seinen Adoptionseltern geht. Ich glaube, mich hält weniger die "fiktive" Bindung zu meinem Kind ab, als die Tatsache, dass ich als leibliche Mutter kein Mitspracherecht habe.


    Ganz ehrlich? Wenn ich wüsste, dass ich ein schwer krankes oder behindertes Kind zur Welt bringe aber nicht in der Lage bin, selbst für seine besonderen Bedürfnisse zu sorgen, es statt dessen aber bei einer liebevollen Familie leben könnte, zu der ich Kontakt haben, mein Kind besuchen oder mich zumindest in regelmäßigen Abständen über seine Entwicklung erkundigen könnte, wäre das für alle Beteiligten eigentlich eine sehr schöne Lösung. Eine BESSERE Lösung, als diesem Kind von vornherein sein Recht auf Leben zu verwehren.


    Adoption ist in Deutschland noch immer ein exotisches Thema. Kein tabu-Thema, aber exotisch, abstrakt, viel zu weit weg. Es gibt zu wenige Beispiele von positiven Adoptionserlebnissen - auch auf Seiten der abgebenden Eltern. Ich könnte mir vorstellen, dass sich mehr Menschen für eine Adoption entscheiden würden, wenn sie wüssten, wo das Kind hinkommt und sie nicht befürchten müssten, sich für die Entscheidung zu rechtfertigen. Denn auch das sehe ich als Problem, dass man einer Mutter, die sich für eine Abtreibung entscheidet, oft viel mehr Verständnis entgegen bringt, als einer, die ihr Kind "weggibt". (Mal abgesehen davon, dass man eine Abtreibung besser geheimhalten kann ...).


    Ich glaube, dieses "gesellschaftliche Urteil" hat da tatsächlich einen großen Einfluss auf unsere eigene Sichtweise und unsere Entscheidungen. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass uns "verpflichtet", ein Kind, dass wir ausgetragen und zur Welt gebracht haben, auch anzunehmen. Bei der Verpflichtung zur Austragung einer entstandenen Schwangerschaft scheiden sich die Geister, da gibt es auch viele, die eine Abtreibung durchaus befürworten oder für legitim halten oder darin einzig die Entscheidung der Frau sehen (denn das Ungeborene kann ja noch nicht selbst entscheiden). Aber sobald das Kind zur Welt kommt sind sich alle einig: Weggeben geht nicht. Das wäre kaltherzig und unverständlich. Wie kann eine Frau 9 Monate lang ein Kind unter ihrem Herzen tragen und dabei keine emotionale Bindung aufbauen? Sie KANN! Zum einen weil sich Emotionen sehr wohl bewusst steuern lassen, zum anderen weil es in die Abteilung der Ammenmärchen gehört, dass eine Mutter automatisch im verlauf der Schwangerschaft eine Bindung zum Baby aufbaut. Es gibt sicherlich nicht wenige Mütter, bei denen diese Bindung erst nach der Geburt entstanden ist. Und es gibt Mütter, bei denen die Bindung zum Kind u.U. ein Leben lang unterentwickelt bleibt.


    Ich habe das an mir selbst sehr deutlich erlebt, dass es ein himmelweiter Unterschied ist, ob ich über ein fiktives Kind rede, über ein ungeborenes, oder über ein real existierendes, das ich persönlich (und womöglich schon seit längerem) kenne. Dazwischen liegen WELTEN! Noch während der Schwangerschaft habe ich mir gut vorstellen können, meine Tochter auch schon sehr früh in Drittbetreuung zu geben. Da war eine Trennung (wenn auch nur zeitlich begrenzt) für mich also kein Problem. So lag meine Tochter z.B. die ersten 14 Tage noch in der Kinderklinik, und statt permanent an ihrem Bettchen zu wachen, bin ich in aller Ruhe mit meinem Mann Eis essen oder Kaffee trinken gegangen und habe meine Tochter erst am Abend wieder besucht - ohne Sehnsucht oder schlechtes Gewissen, ich wusste sie bei den Ärzten und Schwestern ja in guten Händen. Erst nachdem ich mit ihr zuhause war und Wochen später allmählich eine Bindung zu ihr aufgebaut hatte, konnte ich mir plötzlich nicht mehr vorstellen, sie einem anderen anzuvertrauen. Eine zeitlang war mir das noch nicht mal stundenweise möglich.


    Ich finde es sehr bemerkenswert, wie sehr sich meine Bereitschaft zur Trennung von meinem Kind mit der Zeit verändert hat, und dass diese emotionale Bindung eben NICHT schon in der Schwangerschaft oder unmittelbar nach der Geburt bestanden hat. Und deshalb glaube ich auch, dass es sehr wohl möglich wäre, sich kurz nach der Geburt von einem Kind zu trennen, erst recht, wenn man es nicht gewollt hatte bzw. die Schwangerschaft nicht geplant war und ein Kind als belastend empfunden werden würde.


    Dass eine solche Trennung schmerzt, bleibt unbenommen. Auch die Entscheidung zur Abtreibung ist schmerzhaft und von Zweifeln und Selbstvorwürfen begleitet. Ich denke, dass wäre bei einer Adoptionsfreigabe nichts anderes. Aber ich halte es für möglich, diesen Schmerz zu überwinden, sich mit einer solchen (aus der Notwendigkeit heraus getroffenen) Entscheidung auszusöhnen. Wenn man weiß, dass das Kind leben darf, weil man es eben NICHT abgetrieben hat, und dass es gut aufgehoben bei einer Familie leben darf, die es gerne annimmt und für es sorgt und ihm Geborgenheit und Liebe gibt ... Ich glaube, wir denken all zu oft, dass andere unsere Kind nicht genauso lieben und genauso gut behandeln könnten, wie wir selbst. Wenn man also wüsste, wo das Kind hinkommt und dass es ihm gut geht, wäre das nicht ein ungleich beruhigenderes und versöhnlicheres Gefühl, als ihm das Leben von vornherein zu verwehren?


    Und wenn dann auch noch Raum für die Trauer wäre, wenn uns unser Umfeld unseren Schmerz gestatten würde und uns zugestehen würde, dass wir von unserem Kind Abschied nehmen, auch wenn dieser Prozess länger dauert - ich glaube, es würde viel mehr Adoptionen geben als heute.

    Es gibt nichts das höher, stärker,
    gesünder und nützlicher für das Leben ist,
    als eine gute Erinnerung aus der Kindheit.

    - Fjodor M. Dostojewskij -

  • Ne, du hast nichts anderes behauptet, aber ich habe dich so verstanden, dass du wegen der Auseinandersetzung des Kindes mit den biologischen Eltern eine Dauerpflegschaft wahrscheinlich einer Adoption vorziehen würdest. Das erschien mir nicht so recht schlüssig, weil der Kontakt und damit die Auseinandersetzung ja auch bei einer offenen Adoption möglich sind.


    Ich gehöre bei diesem Thema leider eher zur Fraktion "was sollen denn die Nachbarn denken" und würde einen Schwangerschaftsabbruch in einem frühestmöglichen Stadium von hier und jetzt aus gesehen wahrscheinlich einer Freigabe zur Adoption vorziehen. Ich stelle es mir sehr belastend vor, ein Kind auszutragen, das dann von der Bildfläche verschwindet, und allen dutzenden bis hunderten besorgt nachfragenden Verwandten, Freundinnen, Kollegen, Arbeitgebern und Kunden davon erzählen zu müssen (oder lügen zu müssen). Da hätte ich doch ganz erhebliche Sorge, dafür verurteilt und sozial und wirtschaftlich abgestraft zu werden.


    Ein Kind in Pflegschaft zu geben, wenn ich es dauerhaft nicht haben will, käme mir etwas unfair dem Kind gegenüber vor. Das würde doch, wenn ich das richtig sehe, für das Kind bedeuten, dass es immer damit rechnen müsste, "zurückgeholt" zu werden. Und ihm blieben die meisten Rechte und Vorteile leiblicher Kinder vorenthalten.

  • Das erschien mir nicht so recht schlüssig, weil der Kontakt und damit die Auseinandersetzung ja auch bei einer offenen Adoption möglich sind.


    Ja. Möglich. Gesetzlich aber in einem völlig anderen Rahmen vorgesehen als in der Dauerpflege.
    Für mich wäre das ein wichtiger Punkt. Ich wäre eine leibliche Mutter (in den Situationen, die ich mir vorstelle), die regelmäßige Besuchskontakte haben wollen würde und diese auch einhalten würde. Ich würde also von den annehmenden Eltern erwarten, dass sie mein Kind diesbezüglich unterstützen und uns diese Kontakte möglich machen.
    An Adoptiveltern hätte ich dieser Erwartung gar nicht. Ich sehe Dauerpflege tatsächlich als ein "gemeinsam ein Kind haben". Die Pflegeeltern wären für Alltag und Co zuständig. Dennoch bleibe ich als Mutter ein entscheidender Part.


    Ein Kind in Pflegschaft zu geben, wenn ich es dauerhaft nicht haben will, käme mir etwas unfair dem Kind gegenüber vor. Das würde doch, wenn ich das richtig sehe, für das Kind bedeuten, dass es immer damit rechnen müsste, "zurückgeholt" zu werden. Und ihm blieben die meisten Rechte und Vorteile leiblicher Kinder vorenthalten.


    Das Kind muss nur dann damit rechnen, wenn ich ihm so etwas signalisiere. Genau das liegt aber ja in meiner Hand!
    Wenn ich entscheide, mein Kind nicht haben zu können, dann möchte ich ihm ermöglichen, in einer anderen Familie ein gefestigtes Leben führen zu können. Dass ich da nicht mit Rückholsignalen komme, wäre für mich einer der wichtigsten Grundsätze :)

  • Noch während der Schwangerschaft habe ich mir gut vorstellen können, meine Tochter auch schon sehr früh in Drittbetreuung zu geben. Da war eine Trennung (wenn auch nur zeitlich begrenzt) für mich also kein Problem. So lag meine Tochter z.B. die ersten 14 Tage noch in der Kinderklinik, und statt permanent an ihrem Bettchen zu wachen, bin ich in aller Ruhe mit meinem Mann Eis essen oder Kaffee trinken gegangen und habe meine Tochter erst am Abend wieder besucht - ohne Sehnsucht oder schlechtes Gewissen, ich wusste sie bei den Ärzten und Schwestern ja in guten Händen.


    Das war bei mir tatsächlich anders.
    Ich habe ich schrecklich über die (damals noch) begrenzten Besuchszeiten in der Kinderklinik aufgeregt, ich wollte möglichst oft bei Ihr sein.
    Und als mein Mann und ich kurz vor ihrere Entlassung abends noch mal aus waren, da konnte ich das nicht wirklich genießen.
    Und das war bei bei meinem 1. Kind, ich schätze bei jedem weiteren Kind wäre das noch viel schlimmer für mich gewesen.
    Ich kann Frauen, die eine Adoption für sich (nahezu) ausschließen also gut verstehen.



    Was ich mir dagegen viel besser vorstellen kann wäre mein Kind in Pflege zu geben.
    Vielleicht auch, weil ich inzwischen einige Kinder kenne die schon sehr früh in Pflegefamilien kamen und der Kontakt zu den leiblichen Müttern sich gut gestaltet.

    "Über besorgte Bürger wusste er Bescheid. Wo auch immer se sich aufhielten: Sie sprachen immer die gleiche private Sprache in der "traditionelle Werte" und ähnliche Ausdrücke auf "jemanden lynchen" hinaus lief." Terry Pratchett: Die volle Wahrheit
    LG Bryn mit Svanhild (*01), Arfst (*02), Singefried (*09) und Isebrand (*12)

  • Vielleicht liegt es daran, dass ich persönlich mich kaum mit dem Thema Adoption beschäftigt habe und daher nicht um die Formalitäten weiß.


    Manna, ich habe jedenfalls so eine Horrorvorstellung davon, dass wir hier glücklich mit unseren zwei Kindern leben und das dritte adoptierte Kind ist irgendwo untergebracht, wo es ihm nicht gutgeht. :(
    Wie kann ich da mit meinen Kleinen im Sandkasten buddeln? Ich weiß nicht, ob man jemals erfahren darf, aus welcher Familie man stammt. Aber wenn ja: Was muss das in einem Kind auslösen? Warum wurde gerade ich weggegeben und meine zwei Geschwister nicht?


    Und tatsächlich war es für mich grausam, mein Baby hergeben zu müssen, weil es operiert werden musste. Die haben es mir nicht aus dem Arm gerissen, aber es war trotzdem die Hölle.
    Ich habe während der Schwangerschaft nicht soooo eine riesen Beziehung aufgebaut, aber als die Kinder dann in meinem Arm lagen, hätte ich sie um nichts in der Welt mehr hergeben wollen.


    Dann noch ein paar Wochen Bedenkzeit und dann weg mit dem Baby...nein, kann ich mir nicht vorstellen!
    Irgendwie war dann auch alles umsonst; die Beschwerden der Schwangerschaft und die Geburt...und dann...nix.


    Dann lieber gleich ganz am Anfang, wo sich alles erst noch herausbildet und man das Kind noch nicht spürt und vor allem sieht. :(


    Und ja, das soziale Umfeld spielt da bei mir auch eine Rolle. Wenn ich monatelang mit dickem Bauch rumlaufe, im Kindergarten beglückwünscht werde und die Großeltern außer sich vor Freude auf ein neues Enkelkind sind. Nein, da kann ich das kleine Menschlein nicht weggeben.


    Wenn es einmal in der Familie unsere Türschwelle passiert hat, dann gehört es dazu. :)
    Auch wenn es vorher nicht geplant war und es zu spät für einen Abbruch war. Irgendwie schaffen wir da dann auch noch.


    Wenn ich aber die Wahl habe, nehme ich einen ganz frühen Abbruch vor.


  • DAS war z.B. bei mir ganz anders; ich bin durch die Hölle gegangen, konnte kaum sprechen und essen.


    So unterschiedlich ist das. ;)


    Eine richtige Bindung kam auch erst nach und nach, aber trotzdem war es eine Qual, morgens ohne mein Baby aufwachen zu müssen.

  • Manna, das finde ich aber schon eher ungewöhnlich. :)




    Bei mir ist die Beziehung zum Kind, solange im Bauch, abstrakt, aber wenn es geboren wird, und es liegt auf meinem Bauch, dann kommt ein Schwall dieses Geruchs an, und dann.......ich weiß es nicht. Dann passiert irgendwas.
    Ich bin komplett abgeschossen, hab an dem Punkt auch immer kurze Erinnerungslücken, da gibt es nichts mehr ausser dem Kind und mir, und das darf dann auch keine Schwester anfassen bis diese erste Welle wieder etwas abgeflaut ist. Da kann man mir auch kein anderes Kind hinlegen. Es ist dieses, und nur dieses, und wir sind verbunden.


    Zu den anderen Babys auf der Station zieht mich nichts.


    Und ich lasse dann auch nur noch sehr ungerne Khpersonal an die Kleinen. Das ist sehr schwierig für mich.

  • Wenn ich entscheide, mein Kind nicht haben zu können, dann möchte ich ihm ermöglichen, in einer anderen Familie ein gefestigtes Leben führen zu können. Dass ich da nicht mit Rückholsignalen komme, wäre für mich einer der wichtigsten Grundsätze :)


    Ok. :)


    Was du allerdings nicht beeinflussen kannst, ist das Pflegeelternpaar in dieser Hinsicht. Pflege heißt ja auch, dass die Eltern das Kind jederzeit weggeben können. Auch das finde ich "vermeidenswert".


    Ich hatte einen Großcousin, der war ein Pflegekind in der Familie meines Cousins. Dann haben mein Cousin und seine Frau sich getrennt und das Kind wieder zurückgegeben. #heul

  • Ich stecke ja grad in der Situation, dass ich ungewollt schwanger bin. Eine Abtreibung kann ich mir in meiner aktuellen Situation, egal wie ungünstig die Schwangerschaft grad ist, nicht vorstellen. Das wäre Z.B. nach einer Vergewaltigung möglicherweise anders. Ich bin froh, eine solche Entscheidung nicht treffen zu müssen. Trotzdem bin ich froh und dankbar, dass es bei uns möglich ist, abzutreiben und dass jede Frau die Möglichkeit hat, sich zu entscheiden.


    Im Fall der Fälle eher Adoption. Aber auch da kann ich mir nicht vorstellen, das Kind wegzugeben, evt. offen, aber ich kann mir im Moment keine Konstellation vorstellen, in der das nötig wäre. Zum Glück.


    a war eine Trennung (wenn auch nur zeitlich begrenzt) für mich also kein Problem. So lag meine Tochter z.B. die ersten 14 Tage noch in der Kinderklinik, und statt permanent an ihrem Bettchen zu wachen, bin ich in aller Ruhe mit meinem Mann Eis essen oder Kaffee trinken gegangen und habe meine Tochter erst am Abend wieder besucht - ohne Sehnsucht oder schlechtes Gewissen, ich wusste sie bei den Ärzten und Schwestern ja in guten Händen.


    Bei mir waren beide Kinder am Anfang ihres Lebens auf der Intensivstation. Ich hätte keines von beiden auch nur eine Minute allen gelassen. Ich bin aufs Klo, wenn eine Schwester bei ihnen war und versprochen hat, die 2 Minuten zu bleiben, bis ich wieder da bin. Wenn ich geduscht habe o.ä. war mein Mann bei ihnen. Ich hätte niemals das Vertrauen gehabt, sie in guten Händen zu wissen. Ich hatte von Anfang an den ganz starken Drang, auf dieses Wesen aufzupassen, das ist nicht erst langsam gekommen. Als "fremd" habe ich meine Kinder nie empfunden. Interessant wie unterschiedlich das ist.

  • Für mich käme weder eine Abtreibung noch eine Adoption in Frage. Meine Kinder empfinde ich von Anfang an als meine Kinder.
    Könnte ich sie nicht selbst groß ziehen, gäbe ich sie in Dauerpflege!

  • Ok. :)


    Was du allerdings nicht beeinflussen kannst, ist das Pflegeelternpaar in dieser Hinsicht. Pflege heißt ja auch, dass die Eltern das Kind jederzeit weggeben können.


    Auch Adoptiveltern können ihr Adoptivkind in die Jugendhilfe geben.
    Diese Entscheidung hängt meiner Erfahrung nach weniger vom rechtlichen Status sondern von der Beziehung und anderen (entsprechend an wichtigen Stellen entscheidend gestellten - s.o.) Weichen ab.



    Mir wäre es absolut unmöglich, mein Baby wegzugeben und dann keinen Kontakt mehr zu haben.
    Inbesondere in Bezug auf Kinder baue ich sehr schnell eine emotionale Bindung auf. Ein Kind im Bauch ist mir bereits sehr nah und vertraut. Selbst wenn es im Bauch von nahen Freundinnen ist #schäm :D
    Ich würde auch ohne mit der Wimper zu Zucken meine Tageskinder sofort hier aufnehmen sollte es zu Situationen im Leben der Eltern kommen, die so etwas erfodern. Weil sie mir wichtig sind und nah.
    Und ich würde einem Jugendamt so lange Stress machen bis es auch so eine Pflegefamilie für mein Kind finden würde, sollte ich es nicht haben können :D Bzw nach derzeitigem Stand gäbe es im Freundeskreis Familien, die mein Kind nehmen könnten.

  • Zum was die Nachbarn denken: Ich würde das dann für mich als "ungeplant Leihmutter geworden" definieren. Das ist dann eben nicht mein Baby, das ich weggebe, sondern das Baby für andere Eltern, das überraschend in meinem Bauch gelandet war. Ich denke, dass dieser Perspektivwechsel sehr viel ausmachen kann.

  • Zum was die Nachbarn denken: Ich würde das dann für mich als "ungeplant Leihmutter geworden" definieren. Das ist dann eben nicht mein Baby, das ich weggebe, sondern das Baby für andere Eltern, das überraschend in meinem Bauch gelandet war. Ich denke, dass dieser Perspektivwechsel sehr viel ausmachen kann.


    Hera, ich kann oft sehr gut einen Schritt zurückgehen, eine andere Sichtweise einnehmen, theoretische Szenarie durchspielen....


    Aber was du da vorschlägst, kann ich definitiv nicht. ;)


    Es ist ja aus mir und meinem Mann entstanden; genau wie meine beiden anderen Kinder auch. Zu wem soll es hin, obwohl wir hier schon ein Familiennest haben? Das macht für mich keinen Sinn.