Schlechtes Unterrichtsklima - Lehrerreaktionen

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  • Meine Tochter ist seit Ende August in der 7. Klasse auf der weiterführenden Oberschule (eine private Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe). In den Klassen sind i.d.R. 20 bis 24 Kinder.


    Die Klasse meiner Tochter hat eine sehr junge Klassenlehrerin. (Der Lehrerin haben zumindest wir Eltern sofort angemerkt, daß sie noch wenig Erfahrung zu haben scheint.) Tochter erzählt nun schon seit längerem, daß es im Unterricht oft - sagen wir mal - geräuschvoll ist. Mittlerweile haben 2 Fachlehrer begonnen, bei Unterrichtsunterbrechungen (durch Quatschen o.ä.) die verlorenen Minuten aufzuschreiben. Und nächste Woche Freitag (letzter Schultag vor den Herbstferien) ist nun eine Stunde Nachsitzen für die ganze Klasse verhängt worden. Diese Stunde findet in der 7. Unterrichtsstunde statt.


    Tochter konnte mir nichts genaues darüber erzählen, wie denn der Lehrer im Unterricht reagiert, wenn gerade wieder jemand stört, oder es zu laut in der Klasse wird. Ihre Antwort war: Dann wartet die Lehrerin, bis wieder Ruhe eingekehrt ist, und sie schreibt sich die verlorenen Minuten auf. Tochters Beobachtung nach wurden bisher einzelne "Anstifter" nicht zur Rede gestellt.


    Auch in der Klassenleiterstunde wurde dieses Thema nach Aussage meiner Tochter (die allerdings manchmal auch nicht die gesamten Thematiken mitbekommt) bisher nicht wirklich mit der Klasse diskutiert.


    Was sagt ihr denn zu der nun verhängten Nachsitzstunde? Fändet ihr das angemessen? Oder gäbe es im Vorfeld so einer "Gesamt-Klassenstrafe" für den Lehrer wirksame Möglichkeiten, direkt im Unterricht auf die einzelnen Störer einzuwirken, ehe sie mehr und mehr die übrigen Mitschüler mit ihrer Unruhe anstecken?


    Natürlich wurde die Nachsitzstunde nicht offiziell als Strafe bekanntgegeben. Die Eltern wurden lediglich formell über die vorgesehene zusätzliche Stunde informiert, die dem Nachholen des versäumten Unterrichtsstoffes dienen soll.


    Ich selber bin in der Frage etwas hin und hergerissen. Ich würde gerne wissen, welche Möglichkeiten man als Lehrer hat, innerhalb der Stunde einen oder mehrere Störer zur Ruhe zu bringen und sich Autorität in der Klasse zu verschaffen.

  • Schade, daß niemand mir antworten mag. Ist mein Posting zu schwierig?


    Wie auch immer: Jetzt habe ich eben Kalliopes Thread gelesen, in welchem sie über die unzumutbare Klassensituation und die völlig überforderte Lehrerin schreibt, und dort wird ebenfalls das Problem des fehlenden Grenzen setzens von Seiten der Lehrerin genannt. Diese Entwicklung befürchte ich für die Klasse meiner Tochter hier auch, und Siebtklässler sind ja noch mal ein anderes Kaliber als Zweitklässler!


    Auch bei uns kommt die Klassenlehrerin mit einigen Schülern nicht zurande, kann sich keine Autorität verschaffen, und es ist in ihrem Unterricht stets sehr unruhig.


    Mir fällt es einfach schwer, dieser Entwicklung zusehen zu müssen, ich wüßte gern, ob es von Elternseite irgendwelche Möglichkeiten gibt, aktiv zu werden, um die Situation in der Klasse und in den betreffenden Unterrichtsstunden zu bessern.


    Mit Zeitkonten und Nachsitzstunden kann es doch nicht getan sein?

  • jHallo,
    damit Du nicht ganz ohne Antwort bleibst, werfe ich mal den Begriff in den Raum, der Dir beim googeln Literatur anbieten könnte:
    Unterrichtsstörung
    Ich habe an der PH mal eine Prüfung dazu gehabt :)
    Hier http://www.unterrichtsstoerungen.de/ kannst Du ein wenig rumlesen, wenn es Dich von fachlicher Seite aus interessiert.
    Ich selbst bin Grundschullehrerin und kann jetzt auch nur raten, was man mit einer lauten 7. Klasse macht. (ich habe auch selbst erst kleine Kinder und nichtmal privat Ideen dazu).

  • Sich Autorität verschaffen ist meist das, was nach hinten los geht.
    Bei 7.-Klässern geht das wohl am ehesten über Klassenarbeiten. Ich erinnere mich da an Lehrer aus meiner Zeit, die dann halt abgefragt haben... ein Diktat aus der Mappe zogen.


    Autorität muss man ausstrahlen, einfach haben.
    Und Störungen haben Vorrang.
    Die Lehrerin muss mMn einfach mal sagen "sollen wir das nun klären und die Unterrichtsstunde am Freitag in der siebten Stunde nachholen oder können wir nun den geplanten Unterricht durchführen?


    Ist die Klasse seit diesem Jahr neu zusammen?


    Sowohl meine Nichte, als auch meine Tochter waren in solchen Klassen bei nicht durchsetzungsfähigen Lehrerinnen. Meine Nichte wechselte die Schule und meine Tochter die Klasse.
    Das war in beiden Fällen der einfachste Weg.

    Es gibt Tage, an denen Du denkst, dass Du untergehst. Wie stark Du wirklich bist, erkennst Du erst, wenn Du sie überstanden hast...

  • in der 7. meiner tochter hat es gut funktioniert, diese nachsitzstunde einfach einmal durchzuziehen. das hat die schueler untereinander und mit dem lehrer ins gespraech vebracht, seitdem gibt es weniger aerger.


    "sich die stoerenfriede rauszupicken" und zur vernunft zu bringen hatten vorher einige, v.a. maedcheneltern gefordert, weil ihre toechter ja nie nicht unruhig seien. das hat die lehrerin auch gemacht, sagte aber zugleich, dass es auch genuegend situationen gaebe, in denen alle laut seien. und manchmal auchgerne die braven maedchen, deren eltern es gar nicht glauben wollten. insofern fand ich die klassenstrafe gut.

  • haselmaus, genau, das sehe ich auch so. als klassenstrafe wurde die massnahme aber voj den eltern der vermeintlich unschuldig getroffenen bezeichnet, verstaendnis fuer die massnahme ging gegen null

  • Ich finde es völlig gerechtfertigt die verlorene Unterrichtszeit kollektiv nachzuholen. Was genau stellst du dir denn unter Respekt verschaffen vor?
    Soll sie herumschreien und einzelne Schüler während der Stunde zur Rede stellen? Ich glaube das wäre deutlich kontraproduktiver als einfach die Schüler die Konsequenz ihres Verhaltens spüren zu lassen, nämlich die verlorene Unterrichtszeit nachzuholen.
    Ich denke eine 7. Klasse versteht das ziemlich rasch, denn Freitag die 7. Stunde zu bleiben ist nicht besonders verlockend...

    Rechtschreibfehler und merkwürdige Wortkreationen handybedingt ;)

  • gleiches aktuell bei uns Klasse 4, am Freitag mußte die Zeit nachgearbeitet werden und ich hoffe die Störer haben Ihre Lehre daraus gezogen oder alle anderen rufen die Störer dann zur Ordnung. Was soll die Lehrerin sonst machen? Ich finde das gut, wobei es auch Eltern gab die das total ablehnen...nächste Woche gibt es einen Elternabend :P

  • Der Charme einer nachgeholten Unterrichtsstunde könnte auch darin liegen, dass diejenigen, die nicht "schuld" sind in Zukunft ein gesteigertes Interesse daran haben könnten, dass es ruhiger ist und "mithelfen" für Ruhe zu sorgen.


    Oft ist es nämlich so, dass sich die Leisen, Unauffälligen dranhängen, wenn es laut ist - fällt ja dann eh nicht mehr auf bzw. sie haben das Gefühl, dass es dann grad egal ist, ob sie auch noch reden.


    Je nachdem könnte die Lehrerin auch die Klasse mit ins Boot holen indem sie sagt, dass alle verantwortlich für das Unterrichtsklima sind. Wenn es Mitschülerinnen zu laut ist, können sie die Störer auch zum Leisesein auffordern.


    Mir ist klar, dass das je nach Klasse und Kind evtl. nicht so einfach ist, weil man schnell als Streber oder ähnliches abgestempelt werden kann. Andererseits: es leidet ja nicht nur die Lehrerin, sondern die ganze Klasse, und insofern ist es die Verantwortung aller, für ein gutes Klima zu sorgen.


    Allerdings müsste die Lehrerin das erst in der Klasse besprechen, damit das die Schülerinnen erst einmal unter diesem Blickwinkel betrachten können.


    Nachholstunden per se finde ich in Ordnung. Allerdings muss das Verfahren angekündigt werden, damit sich die Klasse drauf einstellen kann.


    Letztlich ist eine Nachholstunde sogar ein nicht zu unterschätzender Service - nämlich unbezahlte Mehrarbeit der Lehrerinnen. Jemand, der eine Klasse nur schikanieren will halst sich das nicht freiwillig auf.

    Alle Möpse bellen, alle Möpse bellen, nur der kleine Rollmops nicht...

  • Oh, vielen Dank, jetzt hab ich ja ein bißchen Input bekommen! Die Links von dir, Gutetrude, werde ich mir anschließend durchlesen.


    Knalli: Ja, die 7. Klasse ist erst seit Ende August zusammen, alle Schüler neu an der weiterführenden Schule. Und verständlicherweise geht auch niemand davon aus, daß nun nach knapp 2 Monaten sich schon alles zusammengeschuckelt haben könnte. Das was du schreibst von der Autorität, sehe ich ähnlich. Auch die Art und Weise, wie es von Seiten der Lehrerin angebracht wäre zu reagieren. Aber bisher tut sich da von ihrer Seite her offensichtlich einfach zuwenig. Wenn es im Unterricht zu laut wird, steht sie nur da, schaut auf die Uhr, wartet, daß es wieder ruhig werden möge, und dann schreibt sie die verlorenen Minuten auf.


    Meine Tochter sagt, die KL hätte bisher nicht wirklich sich mit den Schülern auseinandergesetzt (z.B. in der Klassenleiterstunde), ihnen das Problem klargemacht.

    Was genau stellst du dir denn unter Respekt verschaffen vor?
    Soll sie herumschreien und einzelne Schüler während der Stunde zur Rede stellen?


    Susisstrolche, ich will mir da nichts vorstellen, im Gegenteil, ich frage ja gerade nach den Möglichkeiten, die einem Lehrer zur Verfügung stehen, um im Unterricht seine Autorität zu wahren und sich Respekt zu verschaffen. Knalli hat ja mit der Methode, immer wieder Tests zu schreiben, z.B. schon eine wirksame Maßnahme genannt.


    Das ist keine "Klassenstrafe", sondern tatsächlich Nacharbeiten von Unterrichtsstoff. Völlig legitim, muss nur angekündigt sein.


    Haselmaus, es ist ja auch nicht von einer Klassenstrafe gesprochen worden. An der Legitimität des Procederes als solches gibt es keinen Zweifel. Was ich meine, ist die Abfolge der erzieherischen Maßnahmen, um mit Einsatz der Lehrerautorität die Ruhe in der Klasse im Unterricht zu erreichen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß einem Lehrer vor der Verhängung einer Nachsitzstunde nicht andere Methoden zur Verfügung stehen, um direkt im Unterricht zu reagieren.


    Nez Perce, du hast die komplexe Situation ganz gut getroffen mit deiner Beschreibung. Natürlich ist es die Verantwortung aller, wie das Lernklima in der Klasse ist. Aber die Richtung muß ganz klar von der Klassenlehrerin vorgegeben werden. Und zwar mit Worten und Mitteln, die bei den Schülern auch ankommen. Und da scheint es bei uns hier ziemlich im Argen zu liegen.

  • Ich finde es gefährlich, darauf zu vertrauen, dass eine Klasse dann intern den Druck auf Störer erhöht.
    Das ist nicht die Aufgabe der Kinder, auch wenn die Lehrer das gerne so machen.


    Und klar - die ruhigen, vernünftigen werden mitbestraft. Sogar doppelt.
    Sie bekommen nicht den Unterricht, den sie gerne hätten, sondern warten mit den Lehrern auf Ruhe.
    Sie müssen die Lautstärke aushalten.
    Und sie müssen ihre Freizeit opfern, weil der Lehrer nicht in der Lage ist, für Ruhe zu sorgen.
    Fair ist was anderes.

    Es gibt Tage, an denen Du denkst, dass Du untergehst. Wie stark Du wirklich bist, erkennst Du erst, wenn Du sie überstanden hast...

  • Ich meinte damit nicht, dass die Lehrer darauf vertrauen sollen, dass die Klasse den Druck erhöht oder die Mühe, für Ruhe zu sorgen auf die Klasse abwälzen sollen. Lehrer, die Unterricht nachholen, weil es zu laut ist, sind aber nicht automatisch unfähig oder unfair.


    Es kann ganz klar nicht Sinn der Sache sein, ständig ewig auf Ruhe zu warten. Wenn man das einführt und dauerhaft den Unterricht nachholen muss, weil keine Ruhe einkehrt, läuft eindeutig etwas schief und dann sollte man andere Möglichkeiten suchen. Ich finde aber durchaus, dass es auch unter dem Aspekt positiv sein kann, sich als Klassengemeinschaft zu betrachten, die gemeinsam dabei mithilft, dass Unterrichten möglich ist.


    Es ist allerdings schwierig, mit allgemeinen Lösungen zu kommen. Jede Klasse ist anders. Ich hatte mal eine Klasse, bei der hat folgendes recht gut funktioniert: jeder, dem es zu laut war, hob die Hand. Das veranlasste wiederum andere, die Hand zu heben und Störungen nahmen dadurch in der Anzahl ab, weil damit auch visuell schön eindrücklich demonstriert wurde, dass viele ein Problem mit der Lautstärke haben. Oft fällt es denjenigen, die stören ja selbst gar nicht auf, wie viel bzw. wie laut sie reden.

    Alle Möpse bellen, alle Möpse bellen, nur der kleine Rollmops nicht...

  • Haselmaus: Achso, o.k. :)


    An Knalli und Nez Perce nochmals vielen Dank, ihr formuliert ziemlich treffend das, was ich in Bezug auf das Agieren der Lehrerin und der Klassensituation empfinde, was ich aber nicht in Worte fassen konnte.


  • dem kann ich mich nur anschliessen!!

    zwei tolle Jungs: 19 + 24 Jahre alt #banane

  • Will nicht sagen dass Es immer perfekt klappt, aber generell gehe ich so vor:


    - individuelle Störer nach der Stunde zur Rede stellen, oder zu einem anderen passenden Zeitpunkt (eigene Freistunde)
    - wenn das nicht nachhaltig wirkt, elternkontakt (Anruf, Email)
    - wenn das nicht nachhaltig wirkt, verweis über die Direktion (dazu haben wir bestimmte Mechanismen hier)


    Kollektives nacharbeiten halte ich auch für eine irrige Strategie.

  • Danke für all eure Meinungen und Schilderungen! Ich kann mir das jetzt tatsächlich alles ein wenig besser vorstellen, und ich sehe auch, daß ich mit meinen Vorbehalten gegenüber der Erteilung einer Klassenmaßnahme (obwohl Einzelmaßnahmen bzw. direktes Handeln des Lehrers im Unterricht noch nicht ausgeschöpft wurden) nicht alleine dastehe.


    Davon abgesehen scheint es in der Klasse meiner Tochter also noch Handlungspotenzial von Seiten der Lehrerin zu geben, was sie bisher nicht effektiv genug ausschöpft...