Montessori-Schule allgemein

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  • Hallo zusammen,


    wir haben hier vor Ort eine Montessori-Schule die bisher für uns nicht in Frage kam aufgrund des doch eher hohen Schulbeitrages. Nun waren wir beim Tag der Offenen Tür und denken zumindest darüber nach.


    Ich kenne das Montessori-Konzept durch ein Praktikum in einer kindergartenähnlichen Einrichtung etwas, einen kleinen Montessori-Kurs habe ich selber schon gemacht. Mit der Schule bin ich bisher weniger in Berührung gekommen.


    Etwas irritiert hat mich die Jahrgangsdurchmischung von 1-6, das kam mir jetzt schon viel vor. Hat jemand von euch da vielleicht praktische Erfahrungen?


    Was mir während des Praktikums immer nicht so richtig eingeleuchtet hat, ist die doch sehr vorbestimmte Anwendung des Materials. Zweckentfremdung ist ja absolut tabu. Irgendwie kam mir das immer, hm, ja, so kreativitätsraubend vor?


    Und dann fehlt mir beim klassischen Konzept irgendwie die Bewegung. Waldorf hat ja ganz neue Ansätze, wie das Bewegte Klassenzimmer. Gibt es etwas ähnliches auch bei Montessori?

    es grüßt rosarot mit himmelblau (* april 09) und kunterbunt (*märz 11)

  • Hallo,


    Auch Montessorischulen sind sehr verschieden und selbst innerhalb derSchule kann es in den einzelnen Klassen/Lerngruppen große Unterschiede geben.


    Ich glaube auch, da hilft nur hospitieren und "Atmosphäre schnuppern".


    Die Altersmischung bei uns war 1-4, das war wirklich toll, Aber ich kann mir auch 1-6 gut vorstellen, dann muss es eben neben der Freiarbeit noch Angebote geben, die die verschiedenen Interessen und Entwicklungsstufen berücksichtigen.

    Zitat

    Und dann fehlt mir beim klassischen Konzept irgendwie die Bewegung.
    Waldorf hat ja ganz neue Ansätze, wie das Bewegte Klassenzimmer. Gibt es
    etwas ähnliches auch bei Montessori?

    Interessant. Ich kenne es gerade andersrum, daß Eltern sich Sorgen um Ruhe und Konzentration machen, weil in der Klasse ja immer jemand in Bewegung ist. ;o)


    Das arbeiten mit dem Material an sich ist ja schon Bewegung. Je nach Material wird gelegt, sortiert, Silben gesprungen, meterlange Matheketten im Gang ausgelegt, geschrieben, neu gelegt...
    Bei uns durften sich die Kinder aussuchen, ob sie am Tisch, auf dem Podest oder am Boden in einem der Zimmer oder im Flur arbeiten wollten, wobei viele Materialien vor allem für die Jüngeren so groß waren, daß es besser/nur am Boden ging. Da die Kinder vor allem in den ersten Jahren ja noch oft das Material wechseln, war damit auch immer ein aufstehen, zu den Regalen gehen, neuen Platz/neue Position suchen verbunden, so daß sowohl Körper als auch Geist Abwechslung hatten. Und das in dem Takt, in dem das jeweilige Kind es brauchte und eben nicht durch Lehrevorgaben.


    Es gibt nämlich auch Kinder, die gerne länger am Stück arbeiten, wenn es sie einmal "gepackt" hat oder die länger brauchen, ehe sie überhaupt richtig eintauchen und die durch ständige "Bewegungsangebote" durch den vom Leher ausgehenden Takt eher aus ihrer Konzentration gerissen würden und irgendwann genervt wären


    Wer zwischendurch noch mehr Bewegung brauchte, bekam die (mal kurz draußen rennen, einen kleinen Auftrag erfüllen...)


    Der tägliche Klassen-Kreis fand am Boden auf Kissen statt, also auch wieder ein Wechsel.


    Außerdem gab es viele Ausflüge, Exkursionen, die Pause war immer in Frühstückszeit und Gartenzeit geteilt (bei jedem Wetter) usw.

    Zitat

    Was mir während des Praktikums immer nicht so richtig eingeleuchtet hat,
    ist die doch sehr vorbestimmte Anwendung des Materials.
    Zweckentfremdung ist ja absolut tabu. Irgendwie kam mir das immer, hm,
    ja, so kreativitätsraubend vor?

    Montessorimaterialien sind ja vor allem Lernmaterialien und Freiarbeitszeit ist FreiARBEITSzeit (Das, was eben anderswo Unterricht ist). Die Materialien sind dafür konzipiert daß sie eben mit genau diesem Umgang ein bestimmtes Wissen vermitteln. Das geht nun mal schlecht, wenn man die goldenen Perlen durchs Zimmer rollt, statt sie in den Mulden zu zählen oder aus den Lernwortkarten Muster legt, statt sie zu lesen ;o)


    Auch in anderen Schulen ist es ja auch eher nicht üblich, daß die Kinder im Unterricht aus ihren Schulbüchern Türme bauen oder aus ihren Rechenstäbchen, statt sie zu zählen Straßen legen und Autos durchfahren lassen. Da sagt auch keiner, das wäre kreativitätstötend


    An der Schule meiner Kinder wurde Krativität echt groß geschrieben und im Unterricht (Forschungsprojekte, Postergestaltung, Kunstunterricht...) und auch in vielen zusäützlichen Projekten umgesetzt. Sie hatten es gar nicht "nötig" in der Freiarbeit Lernmaterial dafür zweckzuentfremden, denn es gab einfach ausreichend Zeiten und geeignetere Materialien dafür.
    Und kams doch mal vor (es sind nun mal Kinder), wurden sie freundlich drauf hingewiesen und damit war es gut.


    Aber wie gesagt, Schulen sind verschieden, eine richtige Meinung kann man sich wohl nur "vor Ort" bilden.

  • Ja, Beavi, hospitieren steht auf dem Plan!


    Trin, vielen lieben Dank für deine geduldige, ausführliche, mir sehr viele Antworten gebende Antwort!

    es grüßt rosarot mit himmelblau (* april 09) und kunterbunt (*märz 11)