Einen Tag als Muslima

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  • Hallo Ihr!
    Ich bin über diesen Beitrag bei youtube gestolpert und fand ihn sehr interessant.


    :arrow: http://www.youtube.com/watch?v=1h3LDESaaMk&feature=related


    Nur verwundert es mich, dass das Kopftuch so sehr mit muslimischen Frauen assoziiert wird. Denn ich kenne viele Frauen, die Muslima sind, aber keines tragen und auch einige Frauen die Kopftücher tragen, aber keine Muslima sind.


    Assoziiert Ihr auch so Kopftuch = Muslima?


    Würdet Ihr bei einem solchen Projekt, wie diesem in dem Video mitmachen? Warum? Warum nicht?


    Ich bezweifle außerdem, dass es zu Integration beiträgt. Sich "einzudenken" in das Leben einer muslimischen Frau die ein Kopftuch trägt, braucht sicherlich mehr. Ich denke, dazu ist das ganze Thema aber zu komplex...


    Eure Gedanken würden mich sehr interessieren. Mich hat dieser Beitrag jedenfalls sehr zum denken angeregt...

    The way we talk to our children becomes their inner voice. ~ Peggy O'Mara ~

    • Offizieller Beitrag

    Ich bezweifle außerdem, dass es zu Integration beiträgt. Sich "einzudenken" in das Leben einer muslimischen Frau die ein Kopftuch trägt, braucht sicherlich mehr. Ich denke, dazu ist das ganze Thema aber zu komplex...


    Die praktische Erfahrung ist aber sehr eindrücklich. Ich habe das mal in verschiedenen kulturellen (außereuropäischen) Kontexten durchprobiert, auch in solchen, wo das Kopftuch Norm und unverschleiert die Abweichung ist. Das Fremdheitsgefühl im jeweils entgegengesetzten Outfit war schon beeindruckend. (Das Video hab ich mir jetzt nicht angesehen.)

    Widersprich dir selbst! Die anderen sind nicht immer da.

  • Ich (Atheistin) finde es wird zu sehr auf das Kopftuch reduziert. Ich muss doch viel mehr über die Religion und Lebensweise wissen, um Empathie zu entwickeln, also um wirklich zu spüren, was Muslima spüren. Alles andere wäre doch so, als würde ich mir als Atheistin ein Kreuz umhängen - es wäre lediglich ein Symbol.


    Ich kenne auch mehr Muslima ohne Kopftuch als Muslima mit Kopftüchern - auch kenne ich mehr Christen ohne Kreuz um Hals als mit Kreuz um Hals.


    Habe den Beitrag nur 5min geschaut - das war mir viel zu verkrampft #weissnicht

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • Ich habe mir das von dir verlinkte Video nicht angeschaut, möchte aber dennoch gerne etwas beitragen.


    Zu meiner Oberstufenzeit war ich sehr, sehr eng mit einer Muslima (die Kopftuch trug) befreundet. Ich habe zwar mal bei ihr zuhause ein Kopftuch getragen (aus verschiedenen Gründen, die jetzt nicht so relevant sind), aber nie draußen. Dennoch habe ich sehr wohl mitbekommen, wie die Menschen auf sie reagiert haben. GANZ anders als auf mich in vergleichbaren Situationen. Ein Beispiel aus einem Media Markt: Wir waren zusammen dort und sie suchte etwas (ich weiß schon gar nicht mehr was), als sie es nicht finden konnte, sprach sie einen Mitarbeiter an (ob er ihr helfen könne....). Er hat gar nicht auf sie reagiert. Ich bin dann ein paar Minuten später hin und habe selbst gefragt und bekam Hilfe (wenn auch keine nette, also generell schien der Typ an dem Tag nicht besonders zuvorkommend). Zugegeben, das ist eine der krasseren Begebenheiten, die ich mit ihr erlebt habe, aber ich finde es spiegeld ganz schön wider, was allein das Tragen eines Kopftuchs (ganz unabhängig von den Gründen die zum Kopftuchtragen führen) für die betreffende Person bedeuten kann. Und wie ich in den Jahren mit meiner Freundin erleben durfte/musste, sind solche Dinge Alltag und damit meine ich wortwörtlich jeden Tag vorkommend. Insofern finde ich die Idee, einen Tag lang mal Kopftuch zu tragen unabhängig von den möglichen Intentionen der Initiatoren der von dir verlinkten Aktion (ich habe mich wie gesagt nicht darüber informiert) unter Umständen sehr hilf- und aufschlussreich.
    Wer für einen Tag die Blicke und Reaktionen der anderen Menschen auf die vermeintlich muslimische Frau/Jugendliche am eigenen Leib erlebt, der wird vielleicht in Zukunft sehr viel mehr Respekt vor eben jenen Frauen haben, viel mehr Mitgefühl und viel mehr Verbundenheit. Und gerade Verbundenheit ist aus meiner Sicht ein gutes und friedliches "Mittel" zur Schaffung von Nähe und Verminderung von Distanz und Ablehnung.

  • Oh ich glaube schon, dass die gesellschaftliche Reaktion eine andere ist, ob Frau nun Kopftuch trägt, oder ein gut sichtbares Kreuz um den Hals hängen hat.


    Vielleicht kenne ich mittlerweile einfach genug Muslima, dass ich das Kopftuch schon manchmal mehr als Modeassesoires sehe und mich umdrehe, wenn eine Muslima, mit auffällig schönem Kopftuch, an mir vorrübergeht, es aber sonst nicht wahrnehme.


    Ich habe selbst auch schon einmal Kopftuch getragen. Ich war mit meiner Freundin in der Moschee und hatte auf dem Weg dorthin auch schon ein Kopftuch an. Die Blicke von den Leuten tun schon manchmal körperlich weh.
    Wenn dann noch zwei offensichtlich deutsche Frauen im Kopftuch stecken, sind die Leute richtig verwirrt...
    Für mich war es eine wertvolle Erfahrung. Die Frauen tragen ein Symbol ihres Glaubens ganz offensichtlich nach außen zur Schau. Die meisten, die ich kennengelernt habe, bewußt und aus Überzeugung.
    Es gibt genug Leute, die sich dadurch provoziert fühlen. Denen die "Andersartigkeit" Angst macht. Und Leute, die diese Frauen auf "Muslima" reduzieren. Egal was eigentlich unter dem Kopftuch steckt.
    Eine Bekannte von mir ist 4fache Mutter, ihr Mann hat an der Hochschule in München eine Professur, sie selbst hat einen Dr. in Molekularbiologie... öhm ja und außerdem ist sie Muslima... Aber fragt nicht, was sie sich in öffentlichen Verkehrsmitteln manchmal so anhören muss... traurig, echt.


    Grüße vom humanistischen Nachtschattengewächs

    Fairy tales are more than true: not because they tell us that dragons exist, but because they tell us that dragons can be beaten.

    Neil Gaiman

  • Nachtschattengewächs: Du beschreibst genau die Erfahrungen, die ich auch gemacht habe. Ich habe ja durch meine Freundin auch viel Kontakt zu anderen Muslima (und natürlich auch männlichen Muslimen ;)) gehabt, war viel in Moscheen, usw. und es ist so unglaublich traurig, deprimierend und wie du so treffend schriebst "körperlich schmerzhaft" was Muslimas mit Kopftuch im Besonderen und Muslime im Allgemeinen hier in Deutschland (die Situation in anderen Ländern kenne ich nicht) erleben und ertragen müssen ;(

  • Ach so rum. #hammer #stirn Ich dachte mit dem Kopftuch könne man sich in das Leben einfühlen - daran glaube ich ja nicht. Aber klar, es geht um die Reaktionen der Umwelt. ja, ich bin auch noch nicht zufrieden mit unserem interkulturellem Leben...

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • In B ist das Tuch nicht selten, aber Hidjab, Tschador oder auch Burka haben wir schon gesehen. Und den Burkini #lol Fies fand ich nur vor zwei Wochen den Hijab eines Mädchens im Vorschulalter. In rosa. #flop http://www.ebay.de/itm/Kinder-…-Farben-Neu-/120738672654 So ähnlich, aber zweifarbig (also ein Tuch unten und eines darüber.) Die Mutter trug, glaube ich, Tschador, aber das ist ihr Ding.


    Wir haben muslimische Freunde, wo die Frau Kopftuch trägt, aber das ist freiwillig und sie ist religionsmündig.


    edit: viele Berlinerinnen mit Kopftuch sind konvertiert, das ist nichts Neues. Hier sagt niemand (mehr) etwas, das ist eben so. Bei Hitze einem Kind einen Hijab anzuziehen, konnte ich nicht nachvollziehen, sorry. Aber ich habe den Mund gehalten.

    Studiosa mit Erstgeborenem 10/06 und Zweitsohn 4/11 - im Doppelpack machen sie doppelt Spaß!

  • Studiosa: Vor einigen Jahren hätte ich wahrscheinlich auch gedacht, dass das unmöglich ist, einem so kleinen Mädchen so ein Ding anzuziehen, aber es könnte auch ganz anders gewesen sein.
    Ich habe in der Moschee (in der ich öfters mit meiner Freundin war) eine Familie kennengelernt, deren kleine Tochter zu besonderen Anlässen UN-BE-DINGT einen Hijab tragen wollte - gegen den Wunsch der Eltern (die Mutter trug übrigens "normales Kopftuch", keinen Hijab oder Tschador). Die Eltern wollten das nicht, aufrgund der befürchteten und tatsächlich erlebten Reaktionen von Leuten, die wohl angenommen hatten, dass das so eine schrecklich fundamentalistische Familie sei, die sogar ihr kleines, 6-jähriges Töchterchen zwingen allzeit nicht nur ein Kopftuch sondern gleich auch noch einen Hijab anzuziehen.
    Es war ihnen wirklich unangenehm, aber ihrer Tochter hat es viel bedeutet und darum drufte sie es zu besonderen Anlässen auch.
    Die Dinge können auch ganz anders sein, als wir zuerst vermuten könnten.

  • Ich finde die Idee nicht schlecht und habe auch schon drüber nachgedacht, mal für einen Tag einen Schleier oder ein Kopftuch zu tragen. Ich bräuchte aber wirklich jemanden, die mir erstmal zeigt, wie man das trägt. Also wo tut man das Untertuch hin? Fürs Übertuch gibt es ja ganz viele Anleitungen im Netz allerdinsg wüsste ich auch nicht, wie genau man die Kopftuchnadel verwendet...


    Ich erinnere mich mit Scham daran, wie ich nachhaltig eine deutschstämmige Muslima für eine Frau mit Migrationshintergrund hielt, weil sie Kopftuch trug und das einfach nicht in mein Hirn reinwollte....

  • Hier im Ruhregebiet gibt es sehr viele (auch kopftuchtragende) Muslima. Für mich gehört das so zum Alltagsbild, dass es mir nicht mal besonders auffällt.
    Ich kann mir deshalb nur schwer vorstellen, dass man so angestarrt wird.

  • In Berlin gibt es auch viele udn angestarrt werden sie sicher selten. Nur kann ich mir vorstellen, dass es bei Alltagsinteraktionen (was kaufen, jemanden nach dem Weg fragen...) einen Unterschied macht.

  • So ganz verstehe ich das mit dem Kopftuch nicht.
    Ich rede jetzt mal von erwachsenen Muslima. Eigentlich immer heisst es, dass sich die Frauen dazu entschliessen, weil es ihnen bsser gefällt, sie sich wohler fühlen, sie gerne die Regeln des Islam befolgen. (oder kennt ihr eine Frau, die Kopftuch trägt und zugibt, dasss sie es ddof findet)
    Also gehe ich von Freiwilligkeit aus. Also ich finde es "schöner an mir", also trage ich es. Oder ich will damit meine Zugehörigkeit zum Islam zeigen (verstecke meine Haare, weil es so sein soll), weil ich die Regel sinnvoll finde.


    Und wenn es das (vereinfacht) Schönheitsargument ist, dann ist es eben ebenso ein Entscheidung wie ein Kostüm von Chanel zu tragen, als Punk mit vielen Piercings rumzulaufen, einen Minirock zu tragen, einen Gothiklook zu haben etc.


    Und wenn man das ausprobiert, also in verschiedene Rollen schlüpft, wird man merken, dass das auch Auswirkung auf die Aussenwirkung hat. Eben weil die Gewohnheit(der Blick darauf) gewisse Assoziationen weckt.
    Und wenn jemand interessant aussieht, schaut man eben hin und verarbeitet aufmerksamkeitstechnisch erst das auffälligste Merkmal. Ein Brillenträger wird auch oft anhand der Brille benannt. z. B. der Junge aus der 1b mit der Brille.


    Und ist es das Religionsragument, das zum Tragen animiert, dann liege ich mit meinen ersten Assoziationen (bestimmte Frauenrolle, soll nicht mit fremden Männern sprechen etc., muss den Mann fragen, wen sie wann trifft etc.) gar nicht so falsch.

  • Es gab mal in der Emma einen Artikel über einen ähnlichen Versuch: Muslimische Jungs gingen einen Tag lang so verschleiert, daß nur die Augen zu sehen waren und sie so als Junge Frauen durchgingen.


    War wohl auch eine sehr eindrückliche Erfahrung .