"Krank durch Früherkennung" macht Vorsorge krank?

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  • vorhin im tv gesehen:


    http://m.youtube.com/watch?v=tQu5bNObkfQ


    hab teils mit offenen mund dagesessen und gestaunt.
    ich bin ein bekennender ärztehopper, kann nicht genug von blutwerten und diagnosen bekommen,
    was evt auch schon etwas hypochondrisch ist.


    wollte das jetzt nicht im medienbereich schreiben,
    weil ich gerne von ein paar medizin-kundigen raben eine meinung haben wuerde.
    also stimmt ihr dem beitrag zu, oder gibt es auch kritische stimmen?


    so ganz hab ich es naemlich immer noch nicht verstanden!
    grade die krebsvorsorge soll keinen nutzen haben,
    da die todeszahlen gleich bleiben, ob vorsorge oder nicht,
    eher im gegenteil gibt es viele unnoetig behandelte patienten, die garkeinen krebs haben.
    und die psychische komponente kommt noch dazu,
    wenn man einen unklaren befund gekommt und panik schiebt.
    das habe ich letztes jahr zu weihnachten auch erlebt, war wirklich krass!


    aber was bleibt mir denn uebrig, um krebs frueh zu erkennen, muss ich doch zur vorsorge!?
    also irgendwie bin ich jetzt verwirrt #hammer


    Für die einen ist das Glas halbleer,
    für die anderen ist es halbvoll,
    und ich freu mich schon, wenn überhaupt etwas drin ist !!
    :D

  • Nele,


    bzgl. gebärmutterhalskrebs gibt es wohl etliche Studien aus den nordischen Ländern die genau das bestätigen, was du beschreibst.
    Ich schau mir das jetzt mal an.

  • So, ich habs mir jetzt angeschaut und kann dem nur zustimmen. Für Menschen mit familiärer Disposition sinnvoll. Für Ottonormalverbraucher zu riskant.


    Thema Gestationsdiabetes gehört für mich dazu.

    • Offizieller Beitrag

    Bei der Schilddrüse ist es ähnlich: Die Grenzwerte des TSH werden gesenkt und gesenkt und damit viele gesunde pathologisiert, die mit solchen Werten absolut keine Probleme haben. Die, die wirklich krank sind und für die solche Grenzwerte sinnvoll wären, werden trotzdem oft nicht richtig therapiert, weil die Kassen zur Diagnostik erst weitere Werte zahlen, wenn der TSH auffällig ist und das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Statt bei familiärer Disposition die ganzen Werte zu zahlen oder bei der Erstdiagnostik bei Verdacht auf eine Schilddrüsengeschichte (Hashimoto/Morbus Basedow), werden eben mal zig Menschen pathologisiert, die eigentlich wunderbar mit ihrem dann zu hohem TSH zurechtkommen. #stirn

  • Oh, ich habe extrem viel dazu zu sagen, hoffe, ich habe Zeit, alles hier niederzuschreiben.


    Im Allgemeinen stimme ich eher Buntgrün zu. Sinnvoll für Vorbelastete, in erster Linie.


    Was ich aber in diesem Zusammenhang unbedingt erwähnen muss: ich vermisse schon wieder die selbstbestimmte Menschen. Früherkennung aller Art ist ein Angebot, nicht Pflicht. Ich muss das nicht machen.


    Und: viele Menschen gehen zu Vorsorge und glauben, sie hätten damit was für ihre Gesundheit getan. Dann kommen sie heim und setzen sich wieder auf die Couch, essen Pommes und Fertigpizza aus dem Backofen, schlafen zu wenig, bewegen sich kaum und so weiter.


    Man muss sich vor Augen führen, dass Früherkennung nicht vor Erkrankung schützen kann. Vor Erkrankungen schützen kann im gewissen Ausmaß eine gesunde Lebensweise. Aber auch nur begrenzt.


    Hier sind meiner Meinung nach zwei Probleme, die in der Gesellschaft aktuell präsent sind:


    1. nicht viele Menschen nehmen ihr Leben selbst in die Hand. Wenn ich gesund bleiben will, würde es in erster Linie bedeuten, ich tue was für mich selbst. Sport, Essen, Lebensstil...


    2. die (in meinen Augen kranke) Idee von heute, wir Menschen können unser Schicksal komplett designern. Sie hat Brustkrebs? Selber schuld. Wäre sie zu Vorsorge gegangen. Die Idee, wir könnten unsere Kinder durch gezielte Erziehung und Förderung zu gewissen optimalen Menschen erziehen, unsere Lebensplanung völlig designern und wer Schwierigkeiten hat, hätte denken müssen, bevor er... (Kinder in die Welt setzt, Haus baut usw.) Sinnvolles Denken und sinnvolle Planung klar, aber vor gewissen schicksalhaften Verläufen sind wir nicht geschützt, Krankheiten eingeschlossen. Diesem muss man leider auch einen Platz im Leben einräumen.


    Tante Edit sagt: ich gehe zu gyn Vorsorge, aber so alle 2-3 Jahre, das liegt daran, dass ich mein persönliches Risiko abschätzen kann und es ist niedrig. Blutwerte mache ich so alle 5 Jahre und es reicht, (ergibt sich sowieso). Zu Darmspiegelung oder Mammographie gehe ich nicht. Solange ich nichts habe, nie. Weil ich wiederum mein persönliches Risiko abschätzen kann und es ist niedrig.


    Übrigens ist Ultraschall der Brust eine deutlich sicherere, risikofreie und schmerzfreie Methode, Brustkrebs zu erkennen. In der Hand eines erfahrenen, fachlich gut qualifizierten Arztes.

  • Ach, und noch was: meine persönliche Erfahrung sagt das Gleiche, wie Statistik: es kommen mal 90jährige Patienten mit Kinkerlitzchen, die dann alle bewundern und sagen, die sind gesund und leben so lange, weil noch nie beim Arzt gewesen. Und es kommen 60jährige, die dann sterben, weil schwerst krank und bisher nicht diagnostiziert, weil - ratet mal - noch nie beim Arzt gewesen.


    Tja #confused


    Ich würde auf jeden Fall uzum Arzt meines Vetrauens gehen, wenn ich mich unwohl fühle.

  • Man sollte das ganze differenziert betrachten. Wie sinnvoll solche Untersuchungen sein können, das hängt von der jeweiligen Erkrankung ab. Die "ideale" Erkrankung für eine Vorsorge bzw. Früherkennung erfüllt bestimmte Voraussetzungen:
    - es ist eine eher häufige Erkrankung (wenn nur einer von Millionen Menschen erkrankt, "lohnt" sich das ganze nicht)
    - es ist eine schwere Erkrankung, deren Behandlung viel Geld kostet (Früherkennung von Fußpilz lohnt sich auch nicht
    - die Erkrankung ist mit einer einfachen, preiswerten Untersuchung verlässlich nachzuweisen (unten mehr dazu)
    - die Erkrankung ist behandelbar
    - eine frühzeitige Behandlung ändert etwas am Verlauf
    - ganz ideal ist es, wenn man die Erkrankung vor ihrer Entstehung, also als Vorstufe entedcken kann


    Es gibt Beispiele für absolute Erfolgsgeschichten einer Früherkennung bzw. Vorsorge.
    Eines ist die Ultraschalluntersuchung der Hüfte beim Neugeborenen. Ich glaube, sehr viele werden mir zustimmen, dass diese recht einfache Untersuchung den betroffenen Kindern sehr viel Leid ersparen kann. Ein Kind mit einer Problematik muss manchmal einfach eine Weile breit gewickelt werden, die Folgen einer zu flachen Gelenkspfanne können verhindert werden (Schmerzen beim Gehen, Notwendigkeit künstlicher Gelenke, sogar Invalidität).


    Eine andere Erfolgsgeschichte ist für mich die Vorsorge vor Gebärmutterhalskrebs. Man könnte sicher noch einiges verbessern am aktuellen Vorgehen, es ist sicher nicht der Weisheit letzter Schluss. Aber eine Tatsache ist, dass Gebärmutterhalskrebs bis zur Einführung der Vorsorge die zweithäufigste Krebstodesursache bei Frauen war. Und in Ländern ohne Vorsorge meist immer noch ist. In Ländern mit Vorsorge ist diese Krebsart viel, viel seltener geworden. Weil viele Frauen, die möglicherweise einmal Krebs bekommen hätten, schon mit einer Vorstufe entdeckt und behandelt werden. Ja, nicht jede Vorstufe entwickelt sich zu Krebs weiter. Gerade die frühen Vorstufen (leichte Dysplasie) können sich zurückbilden. Deshalb ist es falsch, bei jeder leichten Dysplasie sofort zu operieren, wie es einige Ärzte leider tun. Jetzt gibt es Wissenschaftler, die zählen leichte Dysplasien zu den "falsch positiven" Fällen. Klar, Krebs oder eine späte Vorstufe ist das nicht. Aber nix ist es eben auch nicht. Jeder wird sich denken können, dass solch eine Einstufung die Statistik in eine Richtung schiebt. Und die Statistik ist auch deshalb eventuell schief, weil leichte Dysplasien eben so viel häufiger sind als schwere oder gar Krebsfälle. Aber wenn ich mir die Entwicklung der Krebstodesursachen anschaue, und auch, wie selten große Operationen bei Gebärmutterhalskrebs geworden sind im Verhältnis zu den Operationen der Vorstufen, dann sehe ich diese Untersuchung immer noch als erfolgreich an.


    Ähnlich ist es meiner Meinung nach mit der Vorsorge-Darmspiegelung. Auch da geht es zum einen um eine Früherkennung. Da sich Darmkrebs aber meist auch aus Vorstufen (Adenomen) entwickelt, ist auch hier eine echte Vorsorge möglich. Eine Darmspiegelung ist natürlich eine eingreifendere und risikoreichere Methode als ein Vorsorge-Abstrich vom Gebärmutterhals. Trotzdem ist die Vorsorge-Darmspiegelung für mich auch eine sehr sinnvolle Sache. Ich werde in dem entsprechenden Alter auf jeden Fall eine machen lassen. Wenn ich zu solchen Adenomen neige, mag ich sie mir lieber alle paar Jahre entfernen lassen, als irgendwann ein ausgewachsenes Karzinom zu haben.


    Brustkrebs ist ein schwierigeres Thema. Zum einen gibt es da keine leicht erkennbaren Vorstufen. Zum anderen ist die Mammographie zwar gut darin, die meisten Krebsfälle zu finden. Aber sie findet auch gutartige Veränderungen, die im Röntgenbild ähnlich ausschauen. Es gibt also eher häufig Frauen, die eine weitere Abklärung eventuell durch eine Operation erleiden müssen, um Klarheit zu haben, ob es etwas harmloses ist oder nicht. Und die Statistik wird dadurch verschoben, dass Frauen mit Brustkrebs oft sehr lange leben, selbst wenn sie Metastasen haben. Effekte einer Früherkennungsuntersuchung können sich bei so einer lang laufenden Erkrankung gar nicht in 10 Jahren zeigen, selbst wenn sie da wären.


    Bei Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und ähnliches ist das Problem noch ein anderes. Die Konsequenz aus erhöhten Blut- oder Messwerten ist allzu oft ein Medikament. Cholesterin zu hoch? Es gibt ein Statin. Blutdruck zu hoch? Blutdrucksenker. Blutzucker zu hoch? Diabetesmedikament. Dass mich keiner falsch versteht, all diese Medikamente können für Betroffene ein Segen sein und das Leben bei guter Lebensqualität deutlich verlängern. Aber nicht jeder mit minimal erhöhten Werten benötigt ein Medikament.
    Wahrscheinlich würden diese Früherkennungsmaßnahmen mehr Nutzen haben, wenn sich Arzt und Patient gemeinsam um einen gesünderen Lebensstil kümmern würden. Wenn also der Diabetiker mit dem Bluthochdruck regelmäßig Sport treiben würde und eine wirklich gesunde Ernährung praktizieren. Oder der Mensch mit hohem Blutdruck und hohem Cholesterin das Rauchen aufhören würde. An dem Punkt hapert es aber leider sowohl bei den Ärzten in der Beratung, alsauch bei den Patienten in der Umsetzung.


    Ich denke, Vorsorge und Früherkennung gehört definitiv auf den Prüfstand. Die Idealvorstellung wäre meiner Meinung nach, dass für jeden Menschen ein individuelles Programm gestrickt wird, welche Untersuchungen ihm oder ihr angeboten werden und in welchem Zeitraum. Jemand mit vielen Herzinfarken und Schlaganfällen in der Familie wird man eher früher schon den Blutdruck messen, jemand mit mehreren Darmkrebsfällen in der Familie wird man früher eine Darmspiegelung anbieten und so weiter.
    Ganz verteufeln mag ich solche Untersuchungen nicht. Denn mit einer ganzen Reihe von Erkrankungen kann man wirklich besser leben, wenn man sie früh erkennt und sich darauf einstellt. Manchmal ist eine relativ schonende Therapie möglich, oder es lassen sich Folgeerkrankungen verhindern oder herauszögern. Von daher sehe ich in solchen Untersuchungen jede Menge Chancen, aber es muss auch noch vieles weiter entwickelt werden.

  • Spannendes Thema. Ich hatte irgendwann mal einen Beitrag von Robert Betz dazu gelesen (finde ihm leider nicht wieder), wo er beschreibt, dass der Körper immer auf die Dinge hinzusteuern versucht, auf die man gerade fixiert ist. Und damit auch auf Negatives. Wenn ich nach einer Krankheit suche, bemüht sich mein Körper, mir bei der Suche zu helfen. Vielleicht habe ich dann irgendwann "Glück" und finde etwas. Das nennt sich im Ärztelatein dann auch noch "positiver Befund" #augen Das funktioneirt angeblich auch in anderen Bereichen. Wenn ich Angst vor etwas habe, bin ich oftmals so darauf fokussiert, dass ich automatisch auf das, wovor ich mich so sehr fürchte, zusteuere, weil es kaum noch Gedanken gibt, die nicht von diesem Thema beeinflusst sind. Also lieber den Fokus auf das Positive setzen. Darauf, sich gesund zu ernähren, Sport zu treiben, zufrieden und ausgeglichen zu sein.


    Klingt leichter, als es ist - ich bin da leider kein gutes Beispiel. Aber ich ringe auch schon eine Weile mit mir, ob die jährlichen Ultraschalluntersuchungen der Brust, weil in meiner Familie schon so viele Krebserkrankungen und -tode vorkamen, unbedingt sein müssen :S Zumindest versuche ich mit der Erwartung hinzugehen, dass man nichts findet. Ich finde Vorsorge eigentlich sinnvoll. Aber jährlich zur Mommographie (soll ich auch, wenn ich nicht mehr Stille) würde ich auch nicht wollen, weil ich diese Untersuchung wiederum als auch schädlich einstufe.
    Es gibt aber Vorsorgeuntersuchungen, die finde ich absolut sinnvoll. Ich mag nicht erst zum Zahnarzt gehen, wenn es weh tut und der Zahn vielleicht nicht mehr zu retten ist. Lieber gleich erkennen und behandeln lassen. Oder die Augenuntersuchungen, die ich familiär vorbelastet durchführen lasse - besser, als irgendwann das Augenlicht zu verlieren, weil etwas zu spät erkannt wurde.


    Vorsorgeuntersuchungen können einem ja auch Angst nehmen. Ich hatte mal Schmerzen in der Brust und natürlich sofort an Krebs gedacht. Nach der Untersuchung hatte ich dann die Gewissheit, dass alles in Ordnung ist. Danach konnte ich meinen Fokus wieder auf schönere Dinge lenken. Ohne die Untersuchung hätte ich mich wohl so lange verrückt gemacht, bis mich dies wiederum krank gemacht hätte :S


    Aber der sogenannte Nocebo-Effekt existiert wirklich und ist das Gegenteil vom Placebo-Effekt. Den kenne ich selbst sehr gut. Klassisches Beispiel ist das Lesen von Beipackzetteln bei Medikamenten - ich bekomme immer vieles von dem, was da so drin steht #schäm Man hat beim Necebo-Effekt also negative Erwartungshaltungen oder Angst, die dann schließlich eintreten.

    Gruß Biene


    *** Still- und Trageberaterin ***

  • Eine andere Erfolgsgeschichte ist für mich die Vorsorge vor Gebärmutterhalskrebs. Man könnte sicher noch einiges verbessern am aktuellen Vorgehen, es ist sicher nicht der Weisheit letzter Schluss. Aber eine Tatsache ist, dass Gebärmutterhalskrebs bis zur Einführung der Vorsorge die zweithäufigste Krebstodesursache bei Frauen war. Und in Ländern ohne Vorsorge meist immer noch ist.


    Das ist richtig: Keine Möglichkeit zu haben ab und an mal zu schauen, ist definitv nicht gut.
    Das kam ja auch im Beitrag zur Sprache. Der Arzt sagte ja: einmal ne Vorsorge gemacht, damit man weiß wo man steht. Aber dann reicht es auch, wenn man in 5 Jahren wieder eine macht und nicht jährlich oder gar halbjährlich wie bei der Gebärmutterhalsvorsorge.
    Dazu gab es auch hier mal nen Thread, dass die nordischen Länder nachgewiesen haben, dass das nicht zu einer höheren Mortalitätsrate führt.


    Schlimm finde ich auch, dass sobald ein Wert erhöht ist, den Patienten Angst gemacht wird udn die brav ihre Fettsenker etc. schlucken.
    Da wird nicht auf den Gesamtzustand geachtet oder etwas später nochmal Blutwerte bestimmt etc. Meine Oma ist so ein Fall. Cholesterin zu hoch, sie bekommt sofort Senker aufgeschrieben, dann 6 Monate später geht sie zur BE und die Ärztin meckert, weil sie ihre Medis nicht nimmt. Alle Beteuerungen meiner Oma können sie nicht überzeugen. Was die Ärztin aber nicht sieht bzw. nicht abfragt: Die familiäre Disposition. Meine Oma kann quasi soviel schlucken vn dem Zeug wie sie will, das ist genetisch festgelegt. Ihre Geschwister hatten auch erhöhte Werte ohne das die Medis was ändern können. Heißt: Sie wird pathologisiert.


    Das selbe beim Gestationsdiabetes.
    Statt auf die einzelne Frau zu schauen, bekommen das alle übergeholfen udn wenn man sich wehrt kommt der Doc mit der Unverantwortlichkeitskeule und der Angstmache #sauer
    Dazu gibt es keine einheitlichen Werte udn jeder macht was er will. Was keiner sehen will: Die schwangere Organismus läuft schon auf hochtouren udn besonders in der Zeit in der diese Tests fallen. Wenn man dem auf höchstlast laufendem Körper dann noch ne Hammerdosis Zucker drauf kippt und die Grenzen auch noch niedriger steckt als beim normalen Diabetes, dann hat man zig Frauen pathologisiert, bei denen es niemals gekippt wäre. Die haben dann auch noch Angst udn Streß usw...
    Es gibt ja genug Threads in diesem Forum.


    wie fischlein schon sagte: Es sidn alles nur Angebote udn man muß sie nicht machen, allerdings wird es den Menschen von vielen Ärzten unheimlich schwer gemacht, diese Angebote abzulehnen.


    Ich habe GsD eine Ärztin, die mich nicht pathologisiert obwohl sie das schnell könnte. Aber ich bin dankbar das auf meiner Akte nicht: Adipositas per magna steht. Sondern sie sieht mich als Mensch, der zwar zuviel Gewicht hat aber sonst keinerlei Symptome aufweißt.
    Wenn es nach Statistiken geht, müßte ich ein körperliches Wrack sein, aber ich bin, bis auf ne kleinere Sache, qiuetschgesund. Und die kleinere Sache hab ich mir zugezogen, da war ich sehr jung, hatte relativ normales Gewicht. Das kommt aber, dank gut aufgebauter Rückenmuskulatur kaum mehr zum tragen. Ich vergesse das zuweilen sogar. Mein Orthopäde hat mich deswegen vor 10 Jahren das letzte Mal gesehen.

  • danke euch allen für die ausführlichen ausführungen und meinungen!!
    meine verwirrtheit hat sich etwas gelegt...


    vorsorge ist nicht gleich vorsorge, man sollte sich einfach vorher informieren,
    welche risiken bestehen bei welcher vorsorge.
    dass eine darmspiegelung und eine mammografie gefahren bergen, war mir bisher nicht klar.
    aber bei mir schwirren immer wieder die gedanken duch den kopf,
    dass immer so viel wert auf die frueherkennung gelegt wird,
    dass man in fruehen stadien grade krebs besser heilen kann,
    deshalb rennen ja auch alle zum arzt.


    ich war drei lange jahre nicht beim frauenarzt, weil auch kein grund bestand,
    ausser halt die krebsvorsorge.
    ich also letztes jahr hin und prompt hatte ich einen knubbel in der brust,
    und da ich das selber nicht untersuche, war ich natuerlich erstmal geschockt.
    der fa hat aber gleich entwarnung gegeben, nachdem er einen ultraschall gemacht hat.
    so, das liess mich aber nicht los, und so bin ich nochmal ins kh gelatscht,
    und dort nach zwei untersuchungen auch entwarnung bekommen.
    solche knubbel haben wohl viele frauen #weissnicht


    grade bei brustkrebs dachte ich immer, es sei so wichtig, das frueh festzustellen,
    und jetzt hoere ich, dass es vollkommen egal ist, ob man das macht oder nicht,
    sterben tut man so oder so, jedenfalls was die statistik aussagt.
    oder nimmt man westerwelle mit der leukaemie, das wurde nur durch einen zufall so frueh erkannt, weil er einen fahradunfall hatte( so jedenfalls habe ich es gelesen),
    und das ist jetzt sein glueck, weil es so frueh erkannt wurde.


    ich denke ich werde weiterhin die vorsorgen machen, wie bisher,
    also beim fa, zahnarzt und beim cardiologen wegen meinem herzen,
    allerdings werde ich wohl zukuenftig etwas kritischer sein
    und mich besser informieren.


    Avivit, das mit dem nocebo effekt sollte ich auch mal verinnerlichen,
    mir wird auch immer uebel, wenn auf dem beipackzettel steht, das einem uebel werden KANN #hammer



    @gutetrude, magst du kurz erklaeren, was genau du meinst?


    Für die einen ist das Glas halbleer,
    für die anderen ist es halbvoll,
    und ich freu mich schon, wenn überhaupt etwas drin ist !!
    :D


  • Die Idealvorstellung wäre meiner Meinung nach, dass für jeden Menschen ein individuelles Programm gestrickt wird, welche Untersuchungen ihm oder ihr angeboten werden und in welchem Zeitraum. Jemand mit vielen Herzinfarken und Schlaganfällen in der Familie wird man eher früher schon den Blutdruck messen, jemand mit mehreren Darmkrebsfällen in der Familie wird man früher eine Darmspiegelung anbieten und so weiter.


    Das wäre mein persönlicher Horror.


    Und letztendlich passiert das oben ja bei Privatpatienten. (Da lohnt es sich:)


    Bei meinem Vater wurde so ein Aneurhysma entdeckt. Was das für ne Angst in der Familie gemacht hat...
    Nee, gestorben ist er eh nicht dran und hätte man ihn nicht ständig so genau untersucht, hätte man es auch nie entdeckt.


    Es steht noch ne These offen, daß er evtl. "totgeröntgt" wurde. Alle 3 Monate Lunge röntgen, rein vorsorglich natürlich, er ist auch immer brav hingegangen. Seinen Lungenkrebs hat man nie entdeckt, trotz ständigen röntgens.


    Als es ihm schlecht ging, hatte er genau noch 5 Wochen zu leben. Wer weiß genau ob sich dieses kleinzellige schnellwachsende Karzinom nicht wegen des ständigen Röntgens entwickelt hat???



    Ich hatte ja den Mammographie-Thread aufgemacht und mich nun Dank der hilfreichen Postings gegen die Untersuchung entschieden für die ich kürzlich eingeladen worden bin.

  • Und: viele Menschen gehen zu Vorsorge und glauben, sie hätten damit was für ihre Gesundheit getan. Dann kommen sie heim und setzen sich wieder auf die Couch, essen Pommes und Fertigpizza aus dem Backofen, schlafen zu wenig, bewegen sich kaum und so weiter.

    #schäm #pfeif erwischt.

    LG Unzufrieda Sonderwunsch
    "Staub enthält im Prinzip wenig Fett. Das heißt man kann davon so viel essen wie man möchte." #zaehne

  • Ich habe so meine persönlichen Baustelen und dabin ich schon recht gewissenhaft mit der "Früherkennung", eben wg. des persönlichen Risikos. Aber deswegen bin ich es nicht allgemein.


    Und ich frage mich dann auch immer:
    Was mache ich mit dem Ergebnis, wie gehe ich damit um, was sind meine nächsten Schritte.


    Ich entscheide immer Schritt für Schritt und auch wenn es gelegentlich schwer fällt, sich nie verrückt machen zu lassen (es gelingt mir aber immer besser): ich entscheide, was passiert und niemand sonst, auch das 2.-Meinung-Einholen gehört für mich dazu.


    Einmal habe ich mich verrückt machen lassen - es war nix.
    Seitdem wäge ich besser ab, bin bei vielem entspannter geworden, aber meine "Sollbruchstellen" behalte ich gut im Blick.


    Ich bin froh, dass es Früherkennungen gibt, nutze sie aber nur für meine persönlich höheren Risiken oder weil ich die Krankheiten besonders tückisch und allgemein häufig auftretend finde (Darmkrebs). Die anderen lasse ich einfach außen vor. Damit fahre ich derzeit ganz gut.


    LG,
    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

    • Offizieller Beitrag

    Alle 3 Monate Lunge röntgen, rein vorsorglich natürlich, er ist auch immer brav hingegangen.



    Also das ist eigentlich schon fast fahrlässig. Die Strahlendosis ist beim Lungenröntgen am höchsten! Wir haben hier in der Firma einige Geräte die mit Röntgenstrahlen arbeiten und unser Strahlungsbeauftragter sagte mal in einer Schulung, dass man Lungenröntgen HÖCHSTENS alle zwei Jahre machen sollte, weil die Strahlungsbelastung sonst einfach zu hoch ist.


    Ich glaub es waren zwei Jahre, kann auch länger gewesen sein. Bei Interesse kann ich gern noch einmal nachfragen.


    Ansonsten finde ich auch, dass so Vorsorge Untersuchungen immer recht individuell sein sollten und sehe Screenings eher kritisch. Einfach nur die Pferde scheu machen und vollkommen gesunde Menschen zu Pathologisieren kann ja auch nicht die Lösung sein. Bei bekanntem Risiko kann man gerne auch öfter/genauer hinschauen.

  • Das erste was man tun sollte, ist zwischen "Vorsorge" und "Früherkennung" zu unterscheiden.



    Danke, Danke, Danke!


    Der Unterschied ist so vielen gar nicht bewußt.
    Eine Früherkennung kann niemals zu gesünderen Menschen führen, man erkennt mögliche Krankheiten lediglich früher. Und selbst das ist nicht immer von Vorteil, weshalb die Früherkennung umstritten ist.
    Vorsorge ist doch was ganz anderes und schützt tatsächlich, bzw verringert das Risiko zu erkranken (Also z.B. Zähne putzen schützt vor Karies, stillen senkt das Krebsrisiko...)

    "Über besorgte Bürger wusste er Bescheid. Wo auch immer se sich aufhielten: Sie sprachen immer die gleiche private Sprache in der "traditionelle Werte" und ähnliche Ausdrücke auf "jemanden lynchen" hinaus lief." Terry Pratchett: Die volle Wahrheit
    LG Bryn mit Svanhild (*01), Arfst (*02), Singefried (*09) und Isebrand (*12)

  • Viele Erkrankungen lassen sich in ihrem Verlauf aber durchaus beeinflussen. Ein frühzeitig erkannter und gut behandelter Diabetiker hat gute Chancen, erst später Folgeerkrankungen (Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Augenprobleme, Nierenprobleme) zu erleiden.
    Und auch bei Brustkrebs spielt das Stadium, in dem ein Tumor erkannt wird, durchaus eine Rolle. Kleine Tumoren ohne Lymphknotenmetastasen sind viel öfter heilbar als sehr ausgedehnte Tumoren, die schon gestreut haben. Natürlich gibt es auch kleine Tumoren, die aggressiv sind und bei denen die frühe Entdeckung nur zu einem längeren Leben mit der Krankheit führt. Aber halt auch viele kleine Tumoren, bei denen man froh sein kann, wenn sie z. B. im Rahmen einer Früherkennungsuntersuchung entdeckt werden, weil die Frau so eine echte Chance hat, geheilt zu werden.


    Gerade beim Thema Brustkrebs ist meiner Meinung nach ein Hauptproblem des Screening nicht, dass es nichts nützt. Sondern dass aufgrund der Besonderheiten dieser Erkrankung der Nutzen sich statistisch nur sehr schwer belegen lässt.

  • Hm. Aber ist nicht Vorsorge das, was die Teilnehmenden sich von Früherkennungsprogrammen versprechen?
    Um einfach nur früher Bescheid zu wissen, wenn man eh nichts ändern kann, geht doch (so gut wie) niemand zu sowas.



    Falsche Dinge versprechen ist aber auch nicht richtig und führt zu Recht zu Mißtrauen.
    Ich möchte als Patientin ernst genommen und ehrlich behandelt werden. Ich möchte nicht verarscht getäuscht werden, denn dann fühle ich mich veräppelt und gehe erst recht nicht hin.

    "Über besorgte Bürger wusste er Bescheid. Wo auch immer se sich aufhielten: Sie sprachen immer die gleiche private Sprache in der "traditionelle Werte" und ähnliche Ausdrücke auf "jemanden lynchen" hinaus lief." Terry Pratchett: Die volle Wahrheit
    LG Bryn mit Svanhild (*01), Arfst (*02), Singefried (*09) und Isebrand (*12)