Wie wäre es geworden, wenn... - der etwas andrere Thread zum Mauerfall

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  • Liebe Raben,


    25 Jahre Mauerfall und es wird viel drüber gesprochen.


    Mich beschäftigt das Thema sehr. Ich war damals 9 Jahre alt und lebte in einer Familie von politischen Proletariern, die ständig nur über die "Ossis" schimpften. Ich habe es damals schon nicht verstanden.


    Heute sehe ich die Bilder vom Mauerfall und muss immer weinen. Es berührt mich, weil es mir so unvorstellbar ist, dass wir in einem geteilten Land lebten. Wie viele wundervolle Menschen hätte ich nie kennen gelernt, wäre diese Mauer nicht gefallen, diese Grenze nicht überwunden worden.


    Gestern sprachen mein Mann und ich, mal wieder, über das Thema und mir kamen viele "was wäre gewesen, wenn..." Fragen.
    Ich möchte gerne mit Euch darüber nachdenken, vielleicht habt Ihr ja ähnliche, oder ganz andere Fragen. Ich freue mich jedenfalls über Austausch.


    These 1
    Als die Mauer fiel war ich noch sehr klein, mein Radius war beschränkt und jetzt wo ich erwachsen bin und die Möglichkeit habe zu reisen, gibt es keine innerdeutsche Grenze mehr.
    Ich frage mich, wie es wäre, wenn die Mauer nicht gefallen wäre. Würde ich heute ganz Ostdeutschland einfach ausblenden, während ich nach Italien, Österreich, Frankreich oder Spanien einfach mit Personalausweis reisen kann, weil die Grenzen offen sind?
    Wäre es Gewohnheit, oder würde man sich sprichwörtlich den Kopf an der Mauer einrennen?
    Gäbe es dann überhaupt so etwas wie ein vereintes Europa?


    These2
    Angenommen die DDR bestünde noch. Wie wäre das alles mit der medialen Weiterentwicklung haltbar gewesen?
    An China sieht man ja auch immer wieder, dass es schwer ist, in Zeiten des Internets und der "grenzenlosen" Kommunikation, sein Volk abzuschotten. Natürlich tut auch China viel dafür, dass die Kommunikation über möglichst "Systemtreue Kanäle" läuft, aber nun ja... dass das nicht immer funktioniert ist ja eh klar, weil Hacker immer Wege finden Sperren zu umgehen. (Oder siehe die berühmte Twittersperre in der Türkei... die Community in Europa ist gleich eingesprungen und hat Umleitungen eingebaut...)
    Über das Netz wäre es so viel leichter an Informationen heran zu kommen und auch sich zu organisieren. Glaubt Ihr die DDR wäre unter modernen Umständen überhaupt haltbar gewesen? Und wenn ja, wie?


    Das sind erst mal zwei meiner Gedanken.
    Ich bin gespannt was ihr dazu sagt.


    Liebe Grüße
    vom NSG

    Fairy tales are more than true: not because they tell us that dragons exist, but because they tell us that dragons can be beaten.

    Neil Gaiman

  • Ich hätte ein komplett anderes Leben....
    Ich hätte nicht diesen Mann, hätte nicht dies Tochter, würde nicht dort leben, wo ich es derzeit tue.


    Ich bin 1979 in ostberlin geboren
    Habe 1995 meinen Mann kennengelernt, der in westberlin aufgewachsen ist...


    Un weil der Mauerfall eben schon 25 Jahre her ist, wäre eine Alternative Geschichte für mich völlig unvorstellbar...


    Die meisten Menschen, die ich kenne, kenne ich halt erst seit nach der Wende, und da ich schon in den 90ern Wege beschritten hatte, die vorher unmöglich waren, würde ich die Menschen alle nicht kennen.


    Der grundlebensentwurf wäre vermutlich der gleiche
    Mann, kind, erzieherin, in Berlin leben und irgendwann sterben...

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • Naja, das ist ja alles seeeeeehr theoretisch. Ich denke, dann wäre sie halt etwas später gefallen. Aber angenommen, auch das wäre nicht eingtroffen, dann wäre alles so geblieben, wie es war. Es wäre halt so. Die Familien wären noch geteilter und auseinandergelebt, sodass es vielleicht weniger privat wehtun würde, weil die Omas und Opas mittlerweile verstorben wären. Edit meint Familien, die durch den Mauerbau auseinandergerissen wurden.


    Und ich denke, das Europa, ohne die Ostzone dabei, geeint wäre. Je nach Entwicklung, die man sich ja wahlweise so oder so vorstellen kann, mit den Länder im Osten oder nicht.


    Wir hätten möglicherweise kein solch großes Problem mit radikalem Islamismus, weil keine Feindbildlücke gefüllt werden muss, dann hätte aber überhaupt der ganze Osten möglichst so verbleiben müssen, wie er jetzt ist.


    Hong Kong wäre bereits in politische System Chinas völlig eingegliedert, es gäbe eine Menge Bootsflüchtlinge von dort, und auch nicht wenige, die dabei zu Tode kommen.


    Du würdest Reisen, aber nicht in die DDR, ist ja klar.


    Da es in der DDR keine twitterfähigen Handys gegeben hätte, ebenso wenig wie Internet, oder das vielleicht nur für die Regimetreuen, wäre das gar kein Problem mit den neuen (mittlereile alten) Medien. Vielleicht wäre es dem ein oder anderen gelungen, ein Handy in die DDR zu schmuggeln (vermutlich würde die DDR sogar ein Modell herstellen und erfolgreich exportieren), aber das Handynetz aus dem Westen würde gestört werden. Nur die Grenznahen, die auch Westfernsehen empfangen können (heimlich), könnten evtl. das Handy nutzen, allerdings müsste man damit rechnen, dass z.B. SMS abgefangen werden und man dann so richtig Schwierigkeiten bekommt. Edit ist eingefallen, dass man nun nurnoch schwerlich Westfernsehen in den grenznahen Gebieten empfangen könnte, es sei denn, man hat von der Familie im Westen solche Antennen reingeschmuggelt bekommen.


    Das ist so ein Szenario, das ich mir vorstellen kann. Reine Spekulation.


    Ich hab mich heute mit meinem Physiotherapeuten darüber unterhalten, ob er den Fall der Mauer oder das Konzept Kalter Krieg kennengelernt hat, und er meinte (er war damals 7), das sei völlig an ihm vorbei gegangen, er sei dadurch in einer völlig unbeschwerten Zeit aufgewachsen. Wir haben festgestellt, dass wir dadurch bestimmte Ereignisse, wie die IS oder Putins derzeitiges Verhalten, ganz verschieden erleben und verarbeiten.

    Fiawin mit d9be21343ykoa.gif

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    Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komme nur so selten dazu.


    Lass die Hoffnungswaschmaschine laufen!


    Whatever you want, it isn't me.

    Other people's ambitions are not my specialty.

    Sometimes I can see from here clear to the ocean.

    Sometimes I'm blind.

    Als die Vielfalt ging, entzündete die Einfalt ein Freudenfeuer.

    Einmal editiert, zuletzt von Fiawin ()

  • Liebe Fia,


    Natürlich ist das sehr theoretisch, denn so ist es ja (zum Glück) nicht gekommen.
    Trotzdem finde ich es interessant darüber nachzudenken und auch deine Gedanken (die meinen sehr ähnlich sind) dazu zu lesen.

    Fairy tales are more than true: not because they tell us that dragons exist, but because they tell us that dragons can be beaten.

    Neil Gaiman

  • Wir hätten möglicherweise kein solch großes Problem mit radikalem Islamismus, weil keine Feindbildlücke gefüllt werden muss, dann hätte aber überhaupt der ganze Osten möglichst so verbleiben müssen, wie er jetzt ist.



    Heißt das Gorbatschow ist Schuld am 11.September ;)

  • Mir geht es übrigens wie Dir... Mich berührt das so sehr. Für meine Familie war die Teilung sehr präsent durch Familie auf beiden Seiten, Leben in West-Berlin, Heimatort im Zonenrandgebiet, viele Besuche im Osten, regelmäßige Querung der Ostzone auf der Transitstrecke (durumm-durumm-durumm-durumm), Leute, die rübergemacht haben in der Familie, nahe Familienangehörige, die wegen Fluchtversuch und Fluchthilfe im Knast waren, Kind, das im Knast zu Welt gekommen ist. Sehr schmerzliches Thema. Und auch zu sehen, wie mein Opa reagiert hat. Und die Trauer, dass meine Oma es nicht mehr erlebt hat. Sie ist im Frühjahr 1989 verstorben.

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  • Heißt das Gorbatschow ist Schuld am 11.September ;)


    Ja klar, wer sonst.


    Nein, natürlich heißt es das nicht. Aber die USA (damit meine ich nicht die Menschen von dort persönlich) wären ein bisschen mehr mit anderen Feinden beschäftigt gewesen, sodass sie und ihre Spießgesellen Verbündeten hätten möglicherweise nicht so intensiv in der islamischen Welt rumgeprokelt. Zum Beispiel. Die Feindlücke hätte nicht mit den bösen Leuten aus den bösen arabischen Ländern gefüllt werden müssen. Man wäre einfach anderweitig beschäftigt gewesen und hätte weder das Feindbild Islam(ismus) hochziehen müssen noch hätte man Kapazitäten für irgendwelche Kriege dort gehabt, wäre wohl auch in Afghanistan etwas anders vorgegangen, weil ja die Sowjets in der Nähe gewesen wären, also, die ganze weltpolitische Lage wäre anders gewesen, das Kräfteverhältnis etc. Außerdem hätte man nicht so dringend Ereignisse gebraucht, die die Rüstungsindustrie/Wirtschaft ankurbelt.
    Ich mag das jetzt nicht als absolut hinstellen, so als wäre alles bewusst und geplant so gekommen, ich meine damit nicht, dass sich irgendwe verschworen hat und das sehenden Auges so gelenkt hat, ich denke einfach, dass die Situation und die Psychologie anderes geboten hätte als das, was abgelaufen ist.


    Jetzt besser verständlich?

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    Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komme nur so selten dazu.


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  • Ja klar, wer sonst.


    Nein, natürlich heißt es das nicht.


    Jetzt besser verständlich?



    Habs schon verstanden, war nur so eine Steilvorlage. Deshalb der Zwinker-smiley...

  • ich stehe vor der Aufgabe, meinen Kindern zu vermitteln, wie es war, als es noch 2 Deutschlands gab.
    Die können sich das überhaupt nicht vorstellen.
    Und ich bin relativ weit weg davon aufgewachsen, war beim Mauerfall 20 Jahre alt und gerade mehr mit meinem chaotischen (Gefühls-)Leben beschäftigt als mit Politik.
    Aber das alles mal ganz anders war, es auch eine Sowjetunion - 2 "Supermächte" - ein reelle atomare Bedrohung gab, das steckt immer noch in mir. Und war mir damals auch näher als die Mauer.

    "A complex system that works is invariably found to have evolved from a simple system that works. The inverse proposition also appears to be true: A complex system designed from scratch never works and cannot be made to work. You have to start over with a working simple system. "

    John Gall, The Systems Bible

  • Aber das alles mal ganz anders war, es auch eine Sowjetunion - 2 "Supermächte" - ein reelle atomare Bedrohung gab, das steckt immer noch in mir.


    Ja, ich bin da sehr geprägt von.

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    Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komme nur so selten dazu.


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  • ich stehe vor der Aufgabe, meinen Kindern zu vermitteln, wie es war, als es noch 2 Deutschlands gab.
    Die können sich das überhaupt nicht vorstellen.


    So geht es mir auch. Ich war schon über 20, als die Mauer fiel. Wenn ich heute meinen Kindern (15 und 12) davon erzähle, wie das Leben in der DDR war, komme ich mir vor, als wenn ich aus uralten längst vergangenen Zeiten erzähle. Von einem Land, das es nicht mehr gibt. Ich versuche, nachzuempfinden, wie meine Kinder das aufnehmen, was sie von ihrer Mutter da von früher erzählt bekommen. Es muß für sie unglaublich abstrakt sein...


    Zum Thema: Mir fällt es schwer, mir vorzustellen, wie mein Leben verlaufen wäre, wenn die Mauer immer noch stehen würde. Es gibt da soviele Dinge, die von außen mit hineinspielen und von denen die alternative Entwicklung abhängen würde. Letztendlich kam ich in meinen Überlegungen bisher immer zu dem Punkt, daß es die DDR heute - so oder so - nicht mehr geben würde. Die gesamte Situation in Europa war ja im Umbruch begriffen.

  • mein Leben wäre auch völlig anders
    ich bin im Westen (ziemlich nahe der Grenze) mit dem Bewusstsein da dort (also an der Grenze) für mich die Welt zu Ende ist
    aber halt nur in die eine Richtung
    so richtig erstrebenswert fand ich diese Richtung damals auch nicht ;)
    Zur Grenzöffnung war ich neunzehn und habs ziemlich nah mitbekommen, weil ich auch recht nah an der Grenze gearbeitet habe


    Jetzt lebe ich im Osten, mein Freund ist hier aufgewachsen, war mit auf den Montagsdemos in Leipzig
    unser Kind ist ein Wossi und wir erzählen ihr regelmäßig wie das früher so war
    dabei fühl ich mich dann auch immer wie eine Oma :D


    es würde heute sicher keine DDR mehr geben
    wirtschaftlich war das ohnehin am Ende
    würde es sie doch noch geben, wären dort sicher ähnliche Zustände wie in Nordkorea

  • Hier tief in Westen der Republik hat sich mein Leben nach dem Mauerfall nicht groß geändert, ich habe keine großen Verbindungen in den Osten, auch nach 25 Jahren nicht. Und Paris liegt mir näher als Berlin, das ist für mich nach wie vor so.

    Liebe Grüße Gini und Töchter (*2006, *2008 und *2012)

  • Ich war ja damals schon erwachsen, politisch sehr aktiv und irgendwie mittendrin dabei, es war sehr ergreifend. Hatte allerdings damals immer die Meinung vertreten, dass es der DDR zugestanden werden müsse, ein eigenständiges Land zu sein, ohne dieses Überstülpen und buchstäbliche Überrollen der BRD, um sich selber entwickeln zu können.

  • Ich persönlich glaube, dass die Mauer gefallen ist, weil es einfach Zeit dafür war. #weissnicht Sie MUSSTE fallen... Also nix mit "was wäre, wenn sie nicht...". Versteht einer, was ich meine? #schäm Sie wäre so oder so gefallen... #schäm


    Der kalte Krieg hat mich auch sehr geprägt... :S


    Ansonsten könnte ich mir Fia´s Szenario auch ganz gut vorstellen. Keine Ahnung... Mein Mann und ich kommen aus der selben Ecke Deutschlands, insofern hätte ich ihn auch zu DDR-Zeiten kennen lernen können. #weissnicht Ich bin in der Ex-DDR sehr ländlich aufgewachsen und WENN, dann könnte ich mir vorstellen, dass wir immer noch alle nen Garten gehabt hätten, damit man auch mal Obst und Gemüse zwischen den Zähnen hatte und Hühner dazu, wegen der Eier und dem Fleisch später. #weissnicht Und es wäre wohl auch immer noch so, dass man einen kennt, der einen kennt, der mal das Moped eventuell reparieren könnte und man ihm dafür mal die Bude tapeziert oder weiß der Geier was... #freu :D Aber letzteres ist in unserer "neuen" Wohnecke hier am Bodensee auch durchaus weit verbreitet. Ich fühl mich hier absolut zu Hause, weil ich es so auch aus meiner Kindheit kenne. #freu #ja


    LG Ditta

    Alles, was einmal war, ist immer noch. Nur in einer anderen Form. (Hopi-Weisheit)



  • Für mich wäre gar nicht so viel anders. Mein Mann ist zwar aus dem Osten, aber über Prag geflohen. Er wäre also auf jedenfall da . Für ihn wäre es schlimm, da er seine Verwandschaft dort nicht mehr wiedergesehen hätte. Besonders seine geliebten Großeltern würde er sehr vermissen. Ich finde die Fernsehbilder noch heute tiefbewegend, obwohl ich keinerlei Beziehung zur DDR hatte. Wir durften nicht mal nach Westberlin, aufgrund des Berufs meines Vaters, da wir die DDR nicht durchqueren durften. Und da fällt mir ein, dass ist eine gute Frage , die ich meinem Vater mal stellen werde. Was wäre, wenn... ?


    Liebe Grüsse
    Sunny

    Scheint die Sonne auch für Nazis? Wenn's nach mir geht tut sie es nicht!!! ( DBBDW)


    Es gruesst die Sunny mit der Hummel an der Hand, dem Möpsken im Arm und dem Sternchen im Herzen! #love

  • Hatte allerdings damals immer die Meinung vertreten, dass es der DDR zugestanden werden müsse, ein eigenständiges Land zu sein, ohne dieses Überstülpen und buchstäbliche Überrollen der BRD, um sich selber entwickeln zu können.


    Ja Jaelle, und das war für uns Ostdeutsche sehr diskriminierend zu erleben, wie uns von der westdeutschen Politik dann erstmal die Welt neu erklärt wurde, und wieviel Geringschätzigkeit uns und unserem bisherigen Leben entgegengebracht wurde.


    Ich selbst habe es nie persönlich so erfahren, meine Kontakte zu Westdeutschen gestalteten sich immer angenehm unbefangen. Aber die Stimmung, die in den Medien transportiert wurde, die zu lesenden Standpunkte und selbstgerechten Kommentare westdeutscher Politiker - das war unschön. Und in der Hinsicht habe ich schon manchmal darüber nachgedacht, wie es hätte laufen können, wenn die DDR länger hätte eigenständig bleiben können. Aber auch da kam ich immer an den Punkt, daß es damals zuviele Leute hier gab, die das System nicht ändern wollten, sondern gänzlich beenden und schnellstmöglich in die BRD "aufgenommen" werden wollten, ohne sich Gedanken über die Folgen zu machen.

  • Ich hätte ein komplett anderes Leben....
    Ich hätte nicht diesen Mann, hätte nicht dies Tochter, würde nicht dort leben, wo ich es derzeit tue.


    Bei mir auch.
    Ich bin in Niedersachsen aufgewachsen, mein Mann ist Ostberliner, wir leben im Osten Berlins.


    Die Mauer ist eine Woche vor meinem 6. Geburtstag gefallen. Ich erinnere mich nicht daran. Die einschneidendste Veränderung für mich war wohl, dass der Patensohn meiner Mutter aus Sachsen 1990 zu uns zog.


    Wie die Welt mit der Mauer heute aussähe kann ich mir nicht vorstellen. Wahrscheinlich weil ich noch zu klein war, als sie stand.

    Liebe Grüße von Peppi mit Groß-S, Klein-S und Mini-S


    Einmal editiert, zuletzt von Peppi-Minttu ()