Wie lieb hast du mich und was ist wenn ich tot bin ?

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  • Es steht schon in der Überschrift.
    Mein Kind 6,5 fragt mich ständig wie lieb ich ihn habe und was passiert wenn er sterben würde.
    Ich antworte dann immer, dass ich ihn ganz doll lieb habe. Und wenn er sterben würde, wäre ich unsagbar
    traurig. Er fragt dann immer, wie lange ich traurig wäre. Ich sage dann immer: für mein ganzes restliches Leben.


    Ich sage meinem Kind regelmässig, dass ich ihn lieb habe.
    Das Thema sterben und tot ist jetzt nicht gerade präsent bei uns, sprich es ist niemand gestorben oder liegt im
    sterben oder so ...


    Aber ich weiß langsam nicht mehr, was ich ihm antworten soll. Wenn ich ihn frage, warum er mich das fragt, dann
    zuckt er mit den Achseln ....


    Und spricht vom Tod seines Urgroßvaters, der allerdings in den 60er gestorben ist und das auch bei uns zurzeit kein Thema
    ist. Jetzt beim schreiben fällt mir ein, dass ich mal die Großeltern fragen könnte, ob die da aktuell darüber sprechen.
    Aber mich macht diese Fragerei, mit der dazugehörigen Anhänglichkeit echt "Angst" .... er würde, wenn er könnte am Liebsten nur noch an mir leben und geht kaum eigene Wege ....


    Was sagt ihr dazu?

  • Hallo,


    In dem Alter beschäftigen sich viele Kinder mit dem Tod. Ich glaube, ihnen wird dann erst die Endlichkeit des Lebens wirklich bewusst. Die eigene, aber auch die der Menschen, die man liebt... Sie merken, daß Mama und Papa die Welt nicht immer "gut" machen können, dass sie nicht alles reparieren, nicht alles heilen können...


    Ich hatte jahrelang Träume von einem hellen, riesigen Ball. Der wurde immer kleiner und kleiner und rundherum war schwarze Unendlichkeit. Am Ende war nur ein kleiner heller Punkt und dann gar nichts mehr zu sehen, nur Schwärze ringsum. Das Helle war mein Leben im Verhältnis zur Ewigkeit, das war mir als Kind schon klar.
    Ich bin oft weinen zu meinen Eltern gegangen "Was ist, wenn ihr nun sterbt???" Leider verstanden sie meine Not nicht und hielten es für "Ich will nicht schlafen"-Taktik und schickten mich mit einem "Das dauert noch lange, darüber redet man nicht" zu Bett...


    Meinen Kindern habe ich erzählt, dass die Liebe nicht stirbt, wenn ein Mensch stirbt. Die wohnt ja im Herzen und da bleibt sie. Ich würde sie immer vermissen. Ich würde lange trauern, viel weinen... irgendwann würde ich sicher weiterleben, die Dinge tun, die man tun muss. Aber vermissen würde ich sie immer.


    Die Kinder haben genau diesen Prozess ja 2 Mal miterlebt, inklusive des "weiter lebens und trotzdem vermissen".


    Danach versuche ich aber umzuschwenken auf das, was ist. Dass wir wahrscheinlich aber noch ganz viele Jahre zusammen haben. Und später dann viele Jahre, wo sie groß sind... ich die Oma ihrer Kinder... usw. so viele schöne Sachen, die wir noch erleben, auf die wir uns noch freuen können... Irgendwann mal - aber auch gleich morgen.


    Also das Thema ernst nehmen, ihm Raum geben - es aber einbetten in die Freude am Leben, dass jetzt IST.

  • Ach ja, und zum "Wie lieb hast du mich?" hat sich bei uns eine Art Spiel entwickelt. Kind auf dem Schoß, Blick zu mir.


    "Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab?
    Soooo lieb? (fest umarmen) Nein!
    Soooooooooo lieb? (noch fester umarmen) Nein!


    Weißt du wie lieb ich dich hab?
    So-so-so-so-so-so-so (So fest umarmen, daß es dem Kind gerade noch gefällt - da muss man natürlich achtsam sein, da reagiert jeder anders -und dabei rhythmisch leicht hin und her schaukeln)


    und noch viiieeel mehr!"


    Die Worte + das fest gehalten sein, mochten unsere Kinder gerne.

  • Trin hat irgendwie schon alles gesagt. Hier ist es immer mal wieder Thema. Schon lange. Ich sage dann auch, dass Liebe ewig besteht, und dass es in der Raumzeit immer einen Ort geben wird, an dem wir zusammen sind, oft weitet sich das Thema dann aus und wir reden über unterschiedliche Konzepte, was nach dem Tod kommen könnte. Wir haben auch schon darüber gesprochen, was mit dem Körper passiert. Davor, dabei, danach. Ich hab den Eindruck, allein das Reden darüber tut ihr gut.


    Ich glaube nicht, dass Du wegen seiner Beschäftigung mit dem Thema Angst haben musst. Freu Dich darüber, dass er die Tiefen des Lebens gedanklich ausschöpft. Schön, dass er so bei sich ist.


    Ich sage meiner Tochter auch mehrfach am Tag, dass ich sie liebhabe. Sie kann das gar nicht genug hören, obwohl sie es weiß. #love

    Fiawin mit d9be21343ykoa.gif

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    Eigentlich bin ich ganz anders. Ich komme nur so selten dazu.


    Lass die Hoffnungswaschmaschine laufen!


    Whatever you want, it isn't me.

    Other people's ambitions are not my specialty.

    Sometimes I can see from here clear to the ocean.

    Sometimes I'm blind.

    Als die Vielfalt ging, entzündete die Einfalt ein Freudenfeuer.

  • Ich denke, wie Trin, die das schon so schön zusammengefasst hat, dass es alterstypisch ist. Meine beiden Großen hat das Thema Tod und Sterben im Alter von 6-8 Jahren sehr beschäftigt und meine jüngere Tochter jetzt auch. Ich kann mich auch an mich selbst erinnern, als mir plötzlich mit 7 Jahren total klar war, dass das irdische Dasein endlich ist und wir alle sterben werden. Ich hab damals lange geweint und meine Mutter konnte/wollte mir nichts erklären oder mich trösten oder so. Bei meinen Kindern wollte ich es besser machen und habe sehr lange mit ihnen darüber geredet. Also sehr lange meint, dass das Thema sie immer wieder beschäftigte und sie immer mal wieder ankamen und kuschelten und mit mir darüber reden wollten.


    Ich finde es sehr wichtig, die Kinder bei dem und mit dem Thema nicht allein zu lassen, denn Tod und Sterben gehört zum Leben nun mal dazu. Und auch, wenn man ihnen vielleicht die Angst nicht nehmen kann, so kann man sie doch trösten und ihnen immer wieder versichern, wie lieb man sie hat.


    LG Ditta

    Alles, was einmal war, ist immer noch. Nur in einer anderen Form. (Hopi-Weisheit)



    • Offizieller Beitrag

    so wie bei trin und fiawin ist tod hier auch immer wieder thema. allerdings haben wir immer wieder mit tod von verwandten oder unseren katzen zu tun.


    als ich wieder schwanger war, war das auch thema, dass nicht alle kinder lebend auf die welt kommen, dass kinder sterben können.


    beliebte frage war auch, wann ich sterben würde. mein kind hoffte dann jedesmal, dass ich erst sterbe, wenn es schon sehr alt ist.


    bezüglich liebhaben und wiesehr haben wir auch ein spiel. früher war das "so hoch wie das haus/baum/berg", später dann "1000 x um die welt herum" und jetzt grade lassen wir uns so sachen einfallen "so lieb, so viele kuchen/bäume/ameisen es auf der welt gibt"


    mich nervt es manchmal, diese bestätigung, weil mich wiederholungen schnell nerven. aber eigentlich mag ich das spiel sehr, weil es uns auf sehr einfache weise näher kommen lässt.

    #rose

    Zwischen Lachen und Spielen werden die Seelen gesund.

    Machtverhältnisse sind weder geschichtslos noch geschlechtsneutral. Johanna Dohnal

  • duracellmädchen hat mich letztens mit einer ähnlichen frage geschockt


    "wärst du traurig, wenn deine Mama sterben würde?"


    sie weiß, dass ich die frau ewig nicht gesehen habe und wir ein shlechtes verhältnis haben.


    ich habe ne menge gefühle, die bei der frage aufkamen nicht verbalisiert
    geantwortet habe ich:
    "Ich finde es für jeden Menschen traurig, wenn er stirbt, aber wie sehr ich trauere hängt davon ab, wie eng ich mit ihm verbunden bin und mir fallen ganz viele menschen ein, wo ich für lange zeit, wenn nicht sogar für immer untröstlich wäre, wenn sie sterben würden. Meine Mutter zählt nicht dazu"


    sie kam mit der antwort zurecht und fragte ncht nochmal...


    ich stimme trin zu. Kinder beschäftigen sich nun mal mit dem thema

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • Das Thema Tod ist an allen Nahtstelen des Lebens Thema. Tod heißt auch immer Abschied. So wie sich der Junge wohl gerade vom Kindergarten (also vom "nur Kind sein") verabschiedet so versucht er wohl auch, den Tod zu begreifen.


    In der Pubertät und wenn das erste Kind kommt ist für viele noch mal so eine "Tod-Phase". Das ist entwicklungsbedingt und völlig normal. Und hart für die Eltern. Vor allem dieses "was kommt nach dem Tod". Schwer da nicht zu beantworten. Das ist eine der wenigen überhaupt nicht beantwortbaren Fragen des Lebens - und die lernt er jetzt kennen.

  • Das Thema "Tod" inkl. "was ist wenn ich sterbe" und "was ist wenn Mama stirbt" ist bei uns seit ca 2 Jahren auch immer mal wieder Thema. Ich versuche dann ehrlich und für mein Kind kindgerecht zu antworten.

  • Trin, ich bin sehr froh das du wieder da bist.
    Du hast eine wunderbare Art auch solche schwierigen Themen in Worte zu fassen #danke

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    Liebe Grüße von Michaela


    Jungsklamotten, selbstgenähtes, Bücher, Spielzeug und noch mehr im
    ♥ Rabenflohmarkt ♥

  • "Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab?
    Soooo lieb? (fest umarmen) Nein!
    Soooooooooo lieb? (noch fester umarmen) Nein!


    Weißt du wie lieb ich dich hab?
    So-so-so-so-so-so-so (So fest umarmen, daß es dem Kind gerade noch gefällt - da muss man natürlich achtsam sein, da reagiert jeder anders -und dabei rhythmisch leicht hin und her schaukeln)


    und noch viiieeel mehr!"


    Vielen lieben Dank fürs teilen. Wir spielen nun das selbe Spiel mit unserer Tochter und sie findet es total toll und wir auch. #herzen

  • Hilft euren Kindern denn der Gedanke, dass man, wenn man gestorben ist, bei Gott ist und es einem dort gut gehen wird? Und dass man sich dann, wenn beide gestorben sind, wiedersehen wird?
    ich glaube das selbst nicht so bildlich, meine Kinder sind von sich aus mit dieser Vorstellung angekommen,sie finden das tröstlich und sehr beruhigend.
    In dem Thread hier "Trauer um Kinder" wird ja auch oft geschrieben, dass die Sternenkinder zusammen mit den anderen Sternenkindern ihren Sternengeburtstag feiern oder der Schutzengel für ihre Familien sind ... die Vorstellung scheint ja also auch für Erwachsene sehr tröstlich zu sein.
    Sprecht ihr auch über sowas?
    Hagendeel

  • Ich sage immer, dass etwas sein kann(also: es kann sein, dass man sich nach dem Tod wieder sieht), oder dass andere Menschen dies und das glauben. Ich stelle es nicht als Tatsache dar, sondern als Möglichkeit. Neulich sprachen wir darüber, dass manche Menschen an Wiedergeburt glauben, das fand meine 8jährige spontan gut und meinte, dann bräuchten die nicht so viel Angst vor dem Tod zu haben. Ich versuche ihr zu erklären, dass es viele Vorstellungen gibt und sich jeder das aussucht, was für ihn passt. Natürlich sage ich auf Nachfrage auch, was ich darüber denke, aber das ist nicht immer leicht in Worte zu kleiden. Ganz schwierig wird es dann, wenn sie wissen will, was vor dem Urknall war und davor und davor #haare .....

  • Die Phase hatte meine Große auch...immer wieder die Frage wie lieb ich sie hätte und ob ich traurig wäre wenn sie stürbe.


    Jetzt haut sie mir in Konfliktsituationen gerne mal ein "wenn ich tot bin dann tut dir das aber leid" um die Ohren.


    Ein Umarmungsspiel wie bei Trin haben wir auch, hier ist die Aussage dann imme "Mama (oder auch Papa) mir ist immmer sooooooooo kalt" und dann muss warm geknuddelt werden...