Unser Mittlerer hat gestern die Einschulungsuntersuchung (NRW) mit Absicht versaut. Er hat einfach nur rumgeblödelt und die Anweisungen der durchaus netten Ärztin nicht befolgt, sondern, ja, eben rumgeblödelt. Ergebnis: eine Empfehlung, ihn (er ist überdurchschnittlich intelligent, überdurchschnittlich groß, überdurchschnittlich fein- und grobmotorisch geschickt, usw.) ein Jahr zurück zu stellen. Oder zum SPZ. Oder Ergo. Oder einen Antrag auf I-Platz. Oder Förderbedarf anmelden.
Meine Frage: was mach ich denn jetzt als nächstes? Ihn im KiGa zu lassen ist bullshit. Was soll der KiGa richten, was er bisher nicht richten konnte? (Fürchtegott kann in 1:1 Situationen stundenlang konzentriert zuhören, mitmachen, freiwillig Leistung bringen.) SPZ? Das Kind ist nicht auffällig nach Aussage zweier KiGas. Förderbedarf anmelden? Ja, wo denn, wie denn? Ergo? Gerne. Kriegt er die auch als privat versichertes Kind?
Das Problem ist das Ego dieses Kindes. ER ist sich selbst der einzige Maßstab. WENN er will, kann er Aufgaben aus der 2.-4. Klasse lösen. Und wenn er nicht will, geht gar nichts. Sage ich ihm, er soll 9 Gummibärchen so teilen, dass er genau doppelt so viele bekommt, wie sein großer Bruder, macht er das in max. 5 Minuten. Weil er da motiviert ist. Denn ER bekommt die meisten Gummibärchen, ätsch!
Er quält seit 3 Jahren alle Familienmitglieder. Wir sind am Ende unserer Geduld. Und es liegt definitiv nicht an uns. Der Große ist ein absolut soziales Kind, das seinen kleinen Bruder trotz ständiger verbaler und physischer Prügel vor allen Gefahren schützt und ihm noch sein letztes Gummibärchen schenkt, wenn Fürchtegott ihn drum anbettelt.
Soll er einen I-Platz kriegen? Von mir aus gerne! Im besten Fall profitiert die ganze Klasse davon, im Schlimmsten nur die ganze Klasse minus Fürchtegott. Aber wie geht man da vor? Welches Papier muss man schwarz machen, dass da was passiert?
Die Ärztin gestern sagte, sie habe schon viele "solcher" Kinder gesehen und alle hätten Probleme gehabt oder gemacht. Seine Karriere als Klassenclown sei ohne Fördermaßnahmen praktisch vorprogrammiert. *Achselzucken* der Klassenclown aus meiner Klasse hat nach dem Abi ein Luft- und Raumfahrtstudium absolviert und verdient inzwischen ungefähr dreimal so viel wie ich.
Mein Mann und ich sind fertig mit unsrer Weisheit. Könnt Ihr mir mal Eure Gedanken dazu sagen? Ich bin selbst hochbegabt und, nach dem, was ich in den Freds hier gelesen habe, hochsensibel. Ich für meinen Teil sehe darin keine Begründung für ein unmögliches Sozialverhalten. Ganz im Gegenteil. Wenn ich sehe, was er leisten KÖNNTE, krieg ich die Krise. Er will nur nicht. Weil es nicht direkt seinem unmittelbaren Nutzen dient. Er könnte ohne sich anzustrengen Klassenbester sein, statt dessen soll er auf die Förderschule.
Ganz unrabig habe ich ihm gestern abend gesagt, dass ich WIEDER EINMAL ABSOLUT ENTTÄUSCHT von ihm bin. Und nein, die normale Einschulung hat er sich verbaut, das ist vorbei.
saphir