Einschulungsuntersuchung verhauen - was nun?

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org
  • Unser Mittlerer hat gestern die Einschulungsuntersuchung (NRW) mit Absicht versaut. Er hat einfach nur rumgeblödelt und die Anweisungen der durchaus netten Ärztin nicht befolgt, sondern, ja, eben rumgeblödelt. Ergebnis: eine Empfehlung, ihn (er ist überdurchschnittlich intelligent, überdurchschnittlich groß, überdurchschnittlich fein- und grobmotorisch geschickt, usw.) ein Jahr zurück zu stellen. Oder zum SPZ. Oder Ergo. Oder einen Antrag auf I-Platz. Oder Förderbedarf anmelden.


    Meine Frage: was mach ich denn jetzt als nächstes? Ihn im KiGa zu lassen ist bullshit. Was soll der KiGa richten, was er bisher nicht richten konnte? (Fürchtegott kann in 1:1 Situationen stundenlang konzentriert zuhören, mitmachen, freiwillig Leistung bringen.) SPZ? Das Kind ist nicht auffällig nach Aussage zweier KiGas. Förderbedarf anmelden? Ja, wo denn, wie denn? Ergo? Gerne. Kriegt er die auch als privat versichertes Kind?


    Das Problem ist das Ego dieses Kindes. ER ist sich selbst der einzige Maßstab. WENN er will, kann er Aufgaben aus der 2.-4. Klasse lösen. Und wenn er nicht will, geht gar nichts. Sage ich ihm, er soll 9 Gummibärchen so teilen, dass er genau doppelt so viele bekommt, wie sein großer Bruder, macht er das in max. 5 Minuten. Weil er da motiviert ist. Denn ER bekommt die meisten Gummibärchen, ätsch!


    Er quält seit 3 Jahren alle Familienmitglieder. Wir sind am Ende unserer Geduld. Und es liegt definitiv nicht an uns. Der Große ist ein absolut soziales Kind, das seinen kleinen Bruder trotz ständiger verbaler und physischer Prügel vor allen Gefahren schützt und ihm noch sein letztes Gummibärchen schenkt, wenn Fürchtegott ihn drum anbettelt.


    Soll er einen I-Platz kriegen? Von mir aus gerne! Im besten Fall profitiert die ganze Klasse davon, im Schlimmsten nur die ganze Klasse minus Fürchtegott. Aber wie geht man da vor? Welches Papier muss man schwarz machen, dass da was passiert?


    Die Ärztin gestern sagte, sie habe schon viele "solcher" Kinder gesehen und alle hätten Probleme gehabt oder gemacht. Seine Karriere als Klassenclown sei ohne Fördermaßnahmen praktisch vorprogrammiert. *Achselzucken* der Klassenclown aus meiner Klasse hat nach dem Abi ein Luft- und Raumfahrtstudium absolviert und verdient inzwischen ungefähr dreimal so viel wie ich.


    Mein Mann und ich sind fertig mit unsrer Weisheit. Könnt Ihr mir mal Eure Gedanken dazu sagen? Ich bin selbst hochbegabt und, nach dem, was ich in den Freds hier gelesen habe, hochsensibel. Ich für meinen Teil sehe darin keine Begründung für ein unmögliches Sozialverhalten. Ganz im Gegenteil. Wenn ich sehe, was er leisten KÖNNTE, krieg ich die Krise. Er will nur nicht. Weil es nicht direkt seinem unmittelbaren Nutzen dient. Er könnte ohne sich anzustrengen Klassenbester sein, statt dessen soll er auf die Förderschule.


    Ganz unrabig habe ich ihm gestern abend gesagt, dass ich WIEDER EINMAL ABSOLUT ENTTÄUSCHT von ihm bin. Und nein, die normale Einschulung hat er sich verbaut, das ist vorbei.


    saphir

    Es wünsch mir einer was er will, es geb ihm Gott 2x soviel

  • Leider weiß ich nichts gescheites dazu zu sagen. Aber wir sind in praktisch GENAU der selben Situation. Ebenfalls Mittelkind und alles. Nur, dass meiner als Kann-Kind noch ein Jahr mehr Zeit hat... Ich abonniere mal :)

    Kommas retten Leben: Komm wir essen Opa!

  • Ich entnehme deinem Text dass du ihn als schulreif siehst?!?
    Dann würde ich als Mutter folgendes tun:
    -Termin beim SPZ. Entweder die sehen Hilfebedarf, dann kann er hoffentlich schnell Hilfe bekommen, oder die schreiben "alles paletti"
    -Kontakt zum Kinderarzt aufnehmen, dort das Problem schildern, vielleicht kann der eine Art "Zweit-Einschulungsuntersuchung" machen?
    -Termin bei Ergo, Ziel siehe SPZ.
    - Gespräch im Kiga. Entweder es ist alles paletti oder ihr könnt Hilfe organisieren.
    - Gespräch in der Grundschule mit obigen Ergebnissen (ggf. Kigabetreuer mitnehmen) und der Frage wie diese nun weitermachen will, ihr möchtet dass dieses Kind dort nächsten Sommer eingeschult wird.


    Bei uns gibts jetzt auch schon die Untersuchungen, im Frühjahr gibt es aber eine extra-Runde für die Kannkinder, vielleicht dürft ihr dann ein zweites Mal kommen?


    #super dass es doch noch klappt!

    Was macht ihr eigentlich, ihr flinken Sekundenhorter, mit all der Zeit, die ihr spart, wenn ihr "lg" tippt statt lieb zu grüßen?

    - aus einer Berliner S-Bahn-Station -

  • Wir kriegen wahrscheinlich ohne SPZ keine Ergo (bin gerade am streiten), so dass ich vermute, die Variante fällt weg.


    Spricht irgendwas gegen SPZ? Vielleicht ist auch eine Familienberatung sinnvoll? ich lese aus deinem Beitrag viel Hilflosigkeit udn Wut heraus. Das Gefühl, dass er eure Familie quält, das muss ja auch mal raus und vielleicht kann eine Familienberatung euch schnell und unkompliziert helfen. Erst mal einen Platz haben, wo die Wut raus kann und wo ihr andere Möglcihkeiten des Umgangs miteinander findet.


    SPZ hat in der Regel mehrere Monate Wartezeit.

  • Wie wichtig ist denn diese Einschulungsuntersuchung. Bei uns (in BaWü) spielt die absolut keine Rolle. Selbst wer da komplett verbockt, kann problemlos in die Schule, solange der KiGa - der das Kind in der Regel ja schon viel länger kennt - sein Ok gibt.


    Allerdings, wenn das Kind die gesamte Familie terrorisiert, würde ich wohl doch zum SPZ gehen. Wenn er überdurchschnittlich intelligent ... ist, würde ich eher versuchen, ihn in die 2. Klasse einzuschulen, anstatt ihn zurückzustellen. Denn offensichtlich braucht er eine Herausforderung, und je größer die Langeweile, desto größer die Chance der Karriere als Klassenclown.

  • Gibt es keinen zweiten Termin für diese Untersuchung? Ich hab ja selbst ein "schwieriges" Kind, der je nach dem auch gern mal den Clown gibt. Bei diesen Untersuchungen hat er zwar gespurt, aber dafür beim Besuch der Lehrerin gleich mal ins Klo gelangt mit seinem Verhalten.
    Bei uns gibt es immer zwei Termine etwa im Abstand von 1/2 Jahr. Dann kann man nochmal mit Gesprächen, Ergo, weiß nicht was an den Baustellen arbeiten und sieht, wie es weitergeht.
    Ich würde auch nicht unterschätzen, dass auch ein sehr selbstbewusstes Kind sehr aufgeregt sein kann in so einer Situation und eventuell auch deshalb blockiert oder albert.


    Das aber gleich als pathologisch hinzustellen mag ich persönlich auch nicht.


    Was man raten kann? Klar kannst Du das ganze Diagnostikprogramm durchlaufen lassen, aber wenn Du hb bist, kannst Du Dir ja denken, was dabei rauskommt. Das ändert aber immer noch nichts an der Schule oder in der Schule. Und es ist auch, wie Du schreibst, keine "Ausrede" für mangelndes Sozialverhalten. Ich würde es erst anlaufen lassen, dann mit der Lehrerin sprechen, wie er sich macht und nötigenfalls überlegen, wie man ihm da helfen oder ihn fordern kann.


    Einschulen in die 2. Klasse macht, finde ich, bei schwierigem Sozialverhalten nicht so viel Sinn. Die Frage ist natürlich, was die Ursache für das Verhalten ist. Aber allein eine HB ist, laut dem, was ich in meinen Fortbildungen gelernt habe, jedenfalls nicht die Ursache dafür. Klar kann Unterforderung mit dem Gruppenzwang zu Problemen führen. Aber zuhause hat man ja idR diese Zwänge nicht so und kann sich frei entfalten...

  • Zum I-Platz: Den muss meiner Meinung nach die (aufnehmende) Schule beantragen, nicht die Eltern (die müssen allerdings zustimmen, ohne Zustimmung der Eltern geht es gar nicht). Dann kommt jemand Offizielles, der/die den Förderbedarf feststellt, ein Gutachten schreibt und dann geht alles zur Entscheidung ans Schulamt. I-Platz und Förderbedarf gehören also IMHO sowieso zusammen.


    Hier im Bundesland ist übrigens für eine Rückstellung auch noch die Leitung der zuständigen Schule wichtig - weil sie die letzte Entscheidungsinstanz ist (zumindest wurde uns das so gesagt). Evtl. kann man die mit ins Boot holen, dort noch mal einen Termin machen und das Kind "vorstellen". Vielleicht hat sie dann noch gute Ideen (oder auch sie schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und empfiehlt eine alternative Schule...)


    Das SPZ ist trotzdem eine gute Idee, mindestens, um bei allen Stellen sagen zu können: "Wir warten gerade auf unseren Termin..."


    Alles Gute!

  • Ich finde, dass man aus der Entfernung ohne das Kind zu kennen eigentlich gar nichts sagen kann.



    Fehlt ihm sozioemotional Reife, würde vielleicht eine Rückstellung tatsächlich was bringen.


    Ansonsten doch eher SPF.



    Aber was ich eigentlich ein bisschen schrecklich finde (ich hoffe, du bist nicht beleidigt, Saphir) ist, dass Du zu ihm gesagt hast, dass du wieder einmal von ihm enttäuscht bist. Ich finde, das ist ein absolut kinderseelenmordender Satz. ;(


  • Liebe saphir,
    ich kenne eure Familiensituation nicht genauer. Oder die Problematik mit dem Kind.


    Die beiden zitierten Sätze haben mir den Eindruck vermittelt, dass es ein tiefgehendes Problem gibt.
    Du schreibst, es liegt nicht an euch. Aber ihr seid ein System, ihr reagiert aufeinander, seid voneinander abhängig.
    Dein mittlerer scheint ein schwieriges Kind zu sein und ihr leidet darunter. Habt ihr euch schon um Hilfe bemüht? Familienberatung, Therapie, irgendwas in der Richtung?
    Falls nicht, wäre das jetzt vielleicht ein Anstoß. Im SPZ können sie euch sicherlich Anlaufstellen nennen.


    Alles gute!

  • Wir haben sowas ähnliches auch durch - mit dem Unterschied, dass meine Tochter Kann-Kind ist. Bei der Schuleingangsuntersuchung konnte sie alles Aufgaben superschnell lösen, hat noch eine kleine Unterhaltung mit Genitiv und allem Drum und Dran draufgesetzt und gleichzeitig versucht, dem Arzt mit einem Zungenspatel (oder wie die Dinger heißen) die Haare vom Arm zu schälen.


    Ergebnis: Sie kommt erst nächstes Jahr in die Schule. Hatte allerdings schon Einzelintegration im Kiga, wir haben jetzt für sie (privat versichert) auch Ergo. Aber unsere Kasse zahlt z.B. nur 90% des Beihilfesatzes oder wie das heißt - d.h. pro Sitzung (60 Euro) bleibt rund die Hälfte an uns hängen. Einen Versuch ist es aber wert, vielleicht ist eure Kasse da besser.


    Wir überlegen auch, ob sie vielleicht Förderung braucht, aber wir schwimmen noch total. Von Autismus bis zur Hochbegabung wurde uns schon alles angetragen, ich hoffe, dass uns die Schule da unter die Arme greift, wenn es wirklich notwendig wird.


    Ich wünsch euch starke Nerven, und würde, wenn euch die Situation mit ihm so stark belastet wie es in deinem Post klingt, tatsächlich auch eine Familientherapie in Erwägung ziehen.

    Liebe Grüße,
    Junora

    Einmal editiert, zuletzt von Junora ()

  • Welche Relevanz entfaltet denn die Untersuchung, und welchen Einfluss nimmt die Empfehlung des Kindergartens?


    Rumblödenln und Verweigerung bei einer Untersuchung durch eine fremde Person würde ich erstmal nicht überbewerten, das kann vorkommen und darf es auch, finde ich.


    Ich würde wohl einen Termin im SPZ machen zur unterstützenden Abklärung der Schulreife. Sollte besonderer Förderbedarf gesehen werden, seid Ihr dann gleich beim richtigen Ansprechpartner.

  • Ganz unrabig habe ich ihm gestern abend gesagt, dass ich WIEDER EINMAL ABSOLUT ENTTÄUSCHT von ihm bin. Und nein, die normale Einschulung hat er sich verbaut, das ist vorbei.

    Wie meinst Du das mit dem Verbauen? Ist das jetzt also schon amtlich beschlossen?

  • ich nehm mir heut abend mal zeit, eure fragen zu beantworten, aber die situation mit dem mittleren ist schon so lange einfach nur schrecklich. jetzt war das fass voll und ich musste mir mal luft machen.


    was die relevanz der untersuchung angeht: k.A., aber die ärztin hinterließ bei uns den eindruck, dass er so nicht regulär/ganz normal eingeschult wird. ich hab nur nicht verstanden, ob sie jetzt was unternimmt, oder das an die schulke weiterleitet, oder an eine behörde oder sonstwas.


    spz: werden wir mal suchen gehen. scheiß situation.

    Es wünsch mir einer was er will, es geb ihm Gott 2x soviel

  • Ist diese Untersuchung wirklich ausschlaggebend für die Schule zur Einschulungsentscheidung? Hier ist diese Untersuchung eher mit Therapieempfehlungen verbunden. Mit unserer Schule hätte ich in diesem Fall persönlich das Gespräch gesucht.


    Wir haben einen solchen Kandidaten aus anderen Gründen zurückstellen lassen, mit dem Ergebnis, dass er sich im letzten Kiga-Jahr selbst Lesen und Schreiben beigebracht hat und jetzt in einer ungute Rolle steckt, ähnlich der, welche die Ärztin für deinen Sohn als "vorprogrammiert" sieht.


    Ich kann dich so gut verstehen und es dir nachfühlen... Falls du magst, kannst du dich auch gerne per PN melden. Über meine Kinder möchte ich (halb)öffentlich nicht so detailliert schreiben.

    LG, Junia


    mit #male 05, #male 06, #male 08


    Ps: Ich hab einen neuen Nicknamen. Bitte nicht outen, danke.

  • Ich würde auf alle Fälle einen Termin beim Kinderpsychologen machen (was ist SPZ? Ich kenne den Ausdruck nicht und mutmaße "Sozialpsychatrisches Zentrum" (oder so?)


    Ich kann dir nur von meiner Erfahrung berichten: SEHR sozialverträgliches Kind, überdurchschnittlich begabt, immer unauffällig und von allen Erwachsenen gern gemocht.... bis er in die Schule kam! Dann gings los, weil er Leistung bringen MUSSTE. Dabei lernt er gern aus eigenem Antrieb.
    Für mich klingt das ein bisschen danach, dass er durch das rumblödeln einfach Leistung verweigert, die von ihm gefordert wird.


    Leider kommt man in einer Schullaufbahn und auch im weiteren Leben nicht drumrum Leistung zu erbringen, auch wenn ich es mir manchmal anders wünschen würde.
    Darum wäre es sicher nicht schlecht, da kuckt mal jemand drauf. Wir hatten die Situation bald gut im Griff und jetzt mit Diagnose und Therapie noch viel besser. Man kann vieles gelassener sehen, wenn man weiß, das Kind macht das nicht um einen zu ärgern.

    Fairy tales are more than true: not because they tell us that dragons exist, but because they tell us that dragons can be beaten.

    Neil Gaiman

  • Was das offizielle Vorgehen betrifft, ist es ja in jedem Bundesland anders.
    Hier in NDS hat jedes Kind mit Förderbedarf das Recht eine ganz normale Schule zu besuchen. Die Eltern entscheiden ob Förder- oder Regelschule. Dann können wieder die Eltern eine Schulbegleitung beantragen.
    So wie du es beschreibst, könnte er vllt sozial-emotionalen Förderbedarf diagnostiziert kriegen, wenn ihr das wollt. Wer genau das macht, weiß ich leider nicht. Das kann dir die Schule bestimmt sagen, wenn das für euch in Frage kommt.


    Edit: SPZ = Sozial-Pädiatrisches-Zentrum
    Pädiatrisch = Kinderärztlich
    Dort arbeiten verschiedene Fachrichtungen. Es wird umfassende Diagnostik betrieben und evtl auch die gesamte Familie mit in den Blick genommen.

    Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom.

    Einmal editiert, zuletzt von WunderBabyMama ()

  • Guten Abend,


    Du vermutest, Fürchtegott sei hoch begabt - schau doch mal, welches Vorgehen Dir die DGHK vorschlägt. Dort gibt es Regionalvereine, bestimmt kann Dir jemand von denen einen auf schlaue Kinder spezialisierten Psychologen empfehlen.

  • Wenn Psychologe, dann lass Dir jemanden empfehlen!


    Unbedingt!
    Ich habe eine Freundin die ist selbst Ki-psy und die hat mir ganz deutlich gemacht, dass es durchaus Praxen gibt, die eindeutig "gefärbt" sind... entweder mehr dem Kind zugeneigt oder eben nicht... (ums mal dezent auszudrücken)
    Sie hat mir eine Praxis empfohlen und ich merke wie gut mir das tut, dass hier total wohlwollend mit meinem Kind und mir umgegangen wird.

    Fairy tales are more than true: not because they tell us that dragons exist, but because they tell us that dragons can be beaten.

    Neil Gaiman