Was passiert wenn Frau den Kaiserschnitt ablehnt?

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    • Offizieller Beitrag

    Puh, Mardel. Auch ohne einen Kaiserschnitt gehabt zu haben finde ich, dass Du mit Deinen Worten ganz schön die vielen Erfahrungen, derer die das anders erlebt (und teils sogar im Nachhinein schriftlich, fachlich bestätigt) haben.


    Genausowenig wie man sagen kann "Jeder Kaiserschnitt der gemacht wird, wird aus Versicherungsgründen o.ä. gemacht" kann man sagen, dass "kein Kaiserschnitt aus Versicherungsgründen gemacht".


    Und in Deinem Post ist ganz schön viel "sicherlich ist es so", "ich glaube" und "Expertenglaube" mit. Meiner Erfahrung nach haben alle Menschen ihre persönliche Geschichte warum sie wie reagieren. Da ist der letztendlich ausgeübte Beruf nur noch der Schein den es braucht um zu tun, was man für richtig hält. Und dann kommt es natürlich an, wo man diesen lernt (eher "technikgläubig" oder eher "natürlich") und welche Erfahrungen man mit den jeweiligen Extremen gemacht hat. Wobei für mich die Wahrheit bei den meisten Dingen in der Mitte liegt.

  • Zur Leichtfertigkeit von Kliniken kann ich nur den Satz zitieren, den ich unter meiner letzten Geburt zu hören bekommen habe:


    "Wir müssen dann mal einen Zahn zulegen, denn um X.XX Uhr haben wir einen geplanten Kaiserschnitt."


    Im besten Fall gehe ich davon aus, dass auch die Ärzte nur das Beste für mich und mein Kind im Sinn haben. Leider habe ich aber schon genug andere Erfahrungen (nicht nur auf die Geburten bezogen) gemacht, bei denen sicherlich nicht das Wohl des Patienten an erster, zweiter oder dritter Stelle stand.

    LG, Junia


    mit #male 05, #male 06, #male 08


    Ps: Ich hab einen neuen Nicknamen. Bitte nicht outen, danke.

  • Diese Bemerkung ist für die Gebärende saublöd, da gebe ich Dir recht. So nach dem Motto: Jetzt machen Sie mal voran, damit ich mich um Frau Y kümmern kann.
    Aber hinter dieser Äußerung können durchaus nicht-leichtfertige Gedanken stecken. Immerhin ist bekannt, dass ab X.XX für eine bestimmte Zeit ein OP-Saal, ein Anästhesie-Team, zwei OP-Schwestern bzw. Pfleger, zwei bis drei Frauenärzte und eine Hebamme belegt sein werden. Und da ist es sicher sinnvoll zu versuchen, die weiteren laufenden Geburten so zu beeinflussen, dass in der Zeit nicht noch ein weiterer Kaiserschnitt oder eine andere personalintensive Maßnahme erforderlich wird.
    Natürlich wäre es wesentlich sinnvoller gewesen, diese Überlegungen nicht in eine Ansprache an eine Gebärende zu verwandeln.

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde schon, das es berechtigte Gründe gibt, warum eine Frau explizit "kein Mann in meinem Gebärzimmer" verlangen kann - UND das auch ermöglicht werden muss. Und ja, das sollte in jeder gängigen Klinik machbar sein, bei einem kleinen Geburtshaus müsste dann halt der Bereitschaftsplan um den Dreh rum angepasst werden.
    Das geht in anderen medizinischen/pflegerischen Bereichen auch.


    Für mich persönlich wäre es absolut denkbar, auch eine männliche Hebamme zu haben.


    Liebe Grüsse


    Talpa

    • Offizieller Beitrag

    Frau Frosch: vor allem, da mir neu wäre, dass sich Geburtsverläufe so einfach beschleunigen liessen... Hätte mir das bei der ersten mal jemand gesagt ("mach mal hinne"), vielleicht wärs dann schneller gegangen?


    Eine Geburt aus rein personalstrategischen Gründen "beschleunigen" zu wollen grenzt nett ausgedrückt an Dummheit und unfreundlich ausgedrückt an Körperverletzung.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Hallo Anaba,


    sicherlich kann da jede Frau auch wirklich nur für sich reden. Also lies den Post bitte als das, was er darstellt: Meine Meinung auf Basis meines Weltbildes, das sich aus meinen Erfahrungen und Gedanken speist. Und meine Meinung basiert hier lediglich auf "Was wäre wenn ..."-Gedankenspielen, denn bislang hatte ich keinen Kaiserschnitt. Und dennoch erlaube ich mir, dazu eine Meinung zu haben.


    Mir ist klar, dass es nicht bei jeder Frau so läuft, wie bei den beiden Beispielen aus meinem ersten Post, dass die nach dem Kaiserschnitt mit sich im Reinen sind. In Einzelfällen können sich im Kreissaal dramatische Szenen abspielen, die Frauen traumatisieren. Sie sind jedoch nicht die Regel. In der Regel wird im Vorfeld der Geburt auch der Geburtsverlauf besprochen. Möchten Sie Schmerzmittel/eine PDA, Wann kommt es zu einem Kaiserschnitt, Was passiert da ... Welche Folgen hätte sonst eine Mangelversorgung? ... Mit solchen Fragen muss ich mich doch als werdende Mutter auseinandersetzen.
    Ich kann aber all jene Frauen nicht verstehen, die von vornherein sagen: Ich will unbedingt eine natürliche Geburt. Ein Kaiserschnitt ist keine Option. Man nimmt so bewusst die Gefährdung des Kindes in Kauf. In manchen Fällen geht es gut, in anderen Fällen nicht. Aber kein Arzt kann wirklich voraussagen, zu welcher Gruppe Mutter und Kind gehören werden. Im Einzelfall steht es immer 50 : 50. Das medizinische Personal kann sich dann nur auf die Erfahrungen verlassen.


    In einem Punkt kann ich Dir zu 100% zustimmmen: Du hast recht, wenn Du mir eine zu große Technikgläubigkeit attestierst. Ich habe gerne ein Netz mit doppeltem Boden. Und der Gedanke, dass im Notfall mein Baby schnell zur Welt geholt werden könnte, beruhigt mich irgendwie. Für mich wäre daher auch das Geburtshaus oder die Hausgeburt keine Option, da
    hier die medizinische Versorgung im Ernstfall nicht umgehend
    gewährleistet wäre.
    Vielleicht hatte ich bislang auch nur Glück mit den Ärzten, die ich kennenlernen musste/durfte. Für sie war der Beruf ihre Berufung. Erst kam der Patient und dann ganz, ganz weit hinten die Finanzen und die Versicherung. Meine Erfahrung schließt natürlich nicht aus, dass es auch unter den Medizinern den einen oder anderen gibt, der die Prioritäten anders setzt und sehr wahrscheinlich treffe ich im Laufe meines Lebens auch einen solchen Arzt.

  • Mardel: deine persönliche Meinung steht in Widerspruch zu den zahlen und zeigt mir gerade sehr, wieso so viele Frauen Schwierigkeiten haben, über ihre geburtserlebnisse zu sprechen und wieso es so schwer ist, damit durchzudringen, dass jeder 2. Kaiserschnitt in Deutschland nicht notwendig ist.


    Talpa: Körperverletzung, sehe ich auch so. Gewalt, druck, Nötigung unter der Geburt ist, glaube ich, so normal, dass das gar nicht als falsch angesehen wird. Stattdessen werden Erklärungen und Entschuldigungen gesucht, die Handlungen der geburtshelferInnen als Notwendigkeit präsentiert und von vielen wird das auch geglaubt.

    • Offizieller Beitrag

    Mardel, von wegen keine umgehende medizinische Versorgung: Du nimmst dafür eine andere Gefährdung deines Kindes (unnötige Interventionen, die zu einem potentiell gesundheitsgefährdenden Geburtsverlauf führen können, Krankenhauskeime, etc.) in Kauf. Und die Zahl der Geburten bei denen umgehende (!) medizinische Hilfe notwendig ist, sind ist verschwindende Zahl (m.W. v.a eine Gebärmutterablösung). In aller Regel hast du unter der Geburt Zeit für eine Verlegung ins KH.

  • Ich hab meinen Kaiserschnitt so erlebt wie Mardel es schildert. Ich - die ich mir NIE vorher Gedanken über einen Kaiserschnitt gemacht hatte - war erleichtert, dass es nach zwei Nächten ohne Schlaf vorbei war, ohne dass das Kind in Gefahr gekommen wäre, ohne dass mich die Kraft völlig verlassen hat. Ich bin damit im Reinen, auch ohne, dass es medizinisch zwingend notwendig gewesen wäre. Meine Beleghebamme, der ich sehr vertrau(t)e, hatte mir dazu geraten, der leitende Oberarzt auch, und ich ganz persönlich bin froh, dass es nicht eine natürliche Geburt "um jeden Preis" geworden ist, weil ich "den Preis" nicht kenne und jetzt ein kerngesundes Kind habe und es mir gut geht.


    Mich befremdet es, wenn hier im Thread von "aufschlitzen" gesprochen wird, weil meine Erfahrung eine ganz andere ist - im OP war es so "nett", wie es eben sein kann in der Situation.


    Ich denke, man muss einfach jeder Frau ihre persönliche Empfindung lassen, die hat einfach ihre Berechtigung, ohne dass andere darüber zu urteilen haben. Das gilt eben aber auch für nicht zwingend medizinisch notwendige Kaiserschnitte.

  • Ich habe das Gefühl, dass hier verschiedene Sachen vermischt werden und hab grad keinen nerv mehr, das aufzudröseln.

    • Offizieller Beitrag

    nanette: Das liest sich bei dir schön und rund. Aber ich glaub, darum ging es nicht. Sondern darum, dass sich Geburten immer stärker Richtung "Optimierung" im Sinne von Absicherung entwickeln. Und dabei nicht unbedingt die Interessen von Mutter und Kind im Vordergrund stehen. Zum Beispiel das "Interesse" an Selbstbestimmung. An Beteiligung und nicht dem Umständen ausgeliefert sein. Wenn man kein Problem damit hat, den Ärzten zu vertrauen (s. Mardel) oder in den Entscheidungsprozess mit eingebunden wurde, dann ist ja alles wunderbar. Aber allein schon die Ausgangsfrage zeigt ja, dass das nicht immer der Fall ist.

  • Nanette: vielleicht findest du ja die stelle, an der jemand geschrieben hat, alle kaiserschnitte seien traumatisch.


    Ich fühl mich grad als würde jemand erzählen, er wäre Auto gefahren und hätte aufgrund mangelhafter SerienAusstattung schwere Verletzungen erlitten und es müsse überlegt werden, wie man Autos sicherer machen kann und jemand springt auf und sagt: bei mir ist aber nie was passiert, das musst du respektieren

  • Ich hatte übrigens eine vaginale Geburt, bei der meine rechte übergangen wurden und die vom Sachverhalt als Körperverletzung gewertet werden sollten und auch ich fand das normal und 'ganz ok'. Das hat Jahre gedauert, bis ich das anders, als (sexuelle) Gewalt verstehen konnte.

  • Danke Talpa, dass du das in Worte gefasst hast, was mir auf dem Herzen lag. Diese Aussage damals war bei meiner 3. Geburt. Und sie war an mich gerichtet, kein Dialog unter Klinikpersonal. Als Folge davon durfte ich an den Wehentropf, weil meine Fruchtblase ja "schon" 3 Stunden offen war.


    Ich mag gar nicht darüber nachdenken, wie es Frauen geht, die zu einer Operation genötigt werden. Und es gibt Leute, denen man in solchen Situationen ausgeliefert ist, die richtig manipulativ sind.

    LG, Junia


    mit #male 05, #male 06, #male 08


    Ps: Ich hab einen neuen Nicknamen. Bitte nicht outen, danke.

  • Die schätzungsweise 50% unnötigen Kaiserschnitte in D sind eben nicht risikolos.
    Die Gesundheitsgefährdung macht sich halt nicht in der ersten Woche bemerkbar, sondern über die Jahre.
    Und so ganz belanglos sind die Risiken eben auch nicht.

  • Danke lumme. Das hatte ich weiter vorne auch schon mal geschrieben, und mich wundert es sehr, dass dieser Aspekt in der Diskussion immer vernachlässigt wird. Es gibt ja nun eine nachgewiesene langfristige Risiken, und einige, die bisher vermutet sind, weil Korrelationen vorhanden sind. Das geht bei Asthma los, und geht bis zu höherer Allergieneigung, Adipositas durch die völlig andere bakterielle Besiedlung....sogar ein höheres Krebsrisiko wird vermutet. Das ist doch krass.

    • Offizieller Beitrag

    Ich fühl mich grad als würde jemand erzählen, er wäre Auto gefahren und hätte aufgrund mangelhafter SerienAusstattung schwere Verletzungen erlitten und es müsse überlegt werden, wie man Autos sicherer machen kann und jemand springt auf und sagt: bei mir ist aber nie was passiert, das musst du respektieren


    Diese Wahrnehmung habe ich auch.

  • Letztlich ist es doch aber dem medizinischen Fortschritt zu verdanken, dass die Sterblichkeitrate bei der Geburt sowohl von Frauen als auch Kindern heute auf dem niedrigsten Stand ist. http://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%BCttersterblichkeithttps://www.gbe-bund.de/gbe10/abrechnung.prc_abr_test_logon?p_uid=gast&p_aid=0&p_knoten=FID&p_sprache=D&p_suchstring=9056#T1


    Zum medizinischen Fortschritt zählen eben auch Kaiserschnitte. Ich verstehe nicht, warum sie so sehr von einigen abgelehnt werden.