Was passiert wenn Frau den Kaiserschnitt ablehnt?

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  • Zum medizinischen Fortschritt zählen eben auch Kaiserschnitte. Ich verstehe nicht, warum sie so sehr von einigen abgelehnt werden.

    Weil sie in bestimmten Fällen einfach völlig unnötig sind. Siehe Interventionskaskade, BEL oder Mehrlinge.

    Phönix mit Prinzessin (03/12), kleinem Mann (03/14) und Krümel (02/23)

    Wenn dich dein Leben nervt, streu Glitzer drauf.

  • Weil sie in bestimmten Fällen einfach völlig unnötig sind. Siehe Interventionskaskade, BEL oder Mehrlinge.

    Das streite ich ja auch gar nicht ab. Aber in Summe, im Ganzen scheinen das eben "Einzelfälle" zu sein.

  • Es sind gerade im Saarland, wo Deutschlandweit mit 50% (!!!!!) die höchste Kaiserschnittrate liegt, keine Einzelfälle sondern die Regel. Wenn ich das mal mit den hiesigen 17% vergleiche, ist das der absolute Wahnsinn. Da haben die Frauen einfach keine Wahl ob sie es denn nicht wenigstens vaginal versuchen möchten. Sobald da irgendwas unnormal läuft, wird ein KS draus. Und seis nur, dass dein Kind mit dem Po voran liegt.

    Phönix mit Prinzessin (03/12), kleinem Mann (03/14) und Krümel (02/23)

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  • Hallo,

    Da das mit der Forenpause heute doch nicht klappt...

    Zitat

    Ich glaube nicht, dass Kliniken leichtfertig einen Kaiserschnitt machen. Aber wenn das Risiko für Mutter und Kind zu groß wird, dann sind sie zum Handeln gezwungen. Und selbst wenn die Herztöne noch okay sind, kann sich das Blatt von jetzt auf gleich wenden.
    Eine Frau mag zwar einen Instinkt haben, was sie bei der Geburt zu tun hat und was nicht. Dennoch kann sie kaum selbst einschätzen, wie es dem Baby geht. Da sollte man sich einfach auf die Experten verlassen.

    Das kann ich nicht bestätigen.

    Bei einer meiner Geburten spielte das Wohl des Kindes garantiert keine Rolle. Und mir selber ging es körperlich gut (war auch später in den Akten so zu lesen.

    Trotzdem wurde ich unter massiv unter Druck gesetzt, in dem mir ein sehr konkretes, enges Zeitlimit gesetzt wurde. Dazu kam, daß mir - entgegen dem Versprechen des Anästhesisten - das nachgeben der PDA verweigert wurde, so daß zu Trauer und Angst auch noch massive, kaum zu händelnde Schmerzen kamen. Auf der Geburtenstation war es ruhig, also auch kein Notfall, für den die Leute gebracht würden o.ä.

    Auch die Untersuchungen fanden auf eine Weise statt, die mir erst später als eindeutige Gewalterfahrung bewusst wurden.

    In den Akten ließ sich später kein Grund finden, der ein solches Limit gerechtfertigt hätte und komischerweise tauchte selbiges auch überhaupt nicht auf. Nur mein Mann und ich konnten uns beide klar daran erinnern.


    Ich habe das Kind dann tatsächlich panisch unter großer Angst herausgepresst - eine für mich traumatische Erfahrung (und ich verwende dieses Wort sonst in Bezug auf mich eher nicht).

    Mir wird erst in den letzten Jahren seit dem unsere Familienplanung abgeschlossen ist (ich schreibe bewusst nicht unser "Kinderwunsch...) WIE sehr mich das bis heute bedrückt, obwohl es in meinem Fall ohne Kaiserschnitt ausgegangen ist.

    Von den ersten beiden KH-Geburten könnte ich ebenfalls Dinge berichten, die für mich unter Gewalt in der Geburtshilfe fallen und die zumindest eins meiner Kinder erst in massive Gefahr gebracht habe, aber das würde hier den Rahmen sprengen. Teilweise Dinge, die bis heute oft zur KH-Routine zählen.

    Seitdem fällt es mir schwer, an zu vernachlässigende "Einzelfälle" und ein "Die Experten wissen es besser und meinen es doch immer nur gut" zu glauben. Was im Umkehrschluss NICHT heißt, daß mir nicht auch tolles, einfühlsames medizinisches Personal begegnet wäre.

  • Nanette: vielleicht findest du ja die stelle, an der jemand geschrieben hat, alle kaiserschnitte seien traumatisch.

    Das hab ich doch gar nicht geschrieben, dass irgendjemand geschrieben habe, alle Kaiserschnitte seien traumatisch?

    Ob ich in kommender Zeit Probleme bekomme, weil es eigentlich doch ganz anders war, als ich es jetzt empfinde, kann ich natürlich nicht wissen. Dennoch werde ich doch hier anmerken dürfen, dass der Begriff "aufschlitzen" für einen Kaiserschnitt für mein Empfinden die Sache nicht ganz trifft, ohne dass m.E. merkwürdige Vergleiche mit Autos und Serienausstattung herangezogen werden?

    • Offizieller Beitrag

    Aber nanette, es geht doch gar nicht darum, ob du deinen KS so empfunden hast* - sondern das es Frauen gibt, die es so empfinden. Und für die passt dann der Begriff. Und die Metapher von happy spider fand ich eigentlich sehr treffend.

    *es will dir auch keiner einreden, dass dein KS traumatisch gewesen sei. Aber genauso musst du stehenlassen, dass er für andere eben genau das war. (und letzten Endes geht es ja primär nicht im die Frage Ja/Nein KS, sondern um die Frage der Entmündigung unter der Geburt.

  • was ich mich hier auch schon eine ganze weile frage, wenn wir jetzt risiko/absicherungsverhalten und "wehrlose gebärende als opfer" beiseite lassen: was ist mit den frauen, von denen ich eine ganze menge kennen:
    - geburt nur mit pda, weil "wir sind ja nicht mehr im mittelalter"
    - netz und doppelter boden, unbedingt kh, alle die in ein geburtshaus gehen oder zuhause gebären sind irgendwelche hippies, die sich dem fortschritt verweigern, muss ja niemand wie in der dritten welt gebären (selbe konnotation wie mittelalter)
    - tatsächliche wunschkaiserschnitte kenne ich nur 2 frauen, eine davon passt ganz klar in diese schublade, dass das fortschrittlich ist und am sichersten usw. aber generell diese hyper-medikalisierte-unbedingt schmerzfreie-technisierte geburt wird in den himmel gelobt.

    es muss also auch in der gesellschaft unter frauen das bedürfnis vorhanden sein, die geburt so zu gestalten. was sagt das über unsere gesellschaft aus?

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12

    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.

    #rose 49,7

    Einmal editiert, zuletzt von ainu (3. Dezember 2014 um 21:43)

  • ainu
    ich glaube, dass die Frauen das so sehen, weil sie nicht um die Risiken wissen. Vor allem nicht um die langfristigen Risiken.
    Da hängt ja ein riesiger Rattenschwanz dran: ein KS vermindert die Wahrscheinlichkeit, dass erfolgreich gestillt werden kann. Jeder Monat Stillen reduziert aber das mütterliche Brustkrebsrisiko um knapp 2,5 Prozent. Wenn man nun weiß, dass jede 10. Frau in D Brustkrebs bekommt...
    Der KS erhöht die Risiken für Mutter und Kinder in Folgeschwangerschaften.
    Die Liste ist schier endlos...

    Uns persönlich hat KISS extrem hart getroffen, weil es unsere Lebensqualität über Jahre (!) sehr negativ beeinflusst hat. Die Chancen auf KISS wären bei einer vaginalen Geburt deutlich geringer gewesen.
    Unser KS hätte nicht sein müssen, da sind wir durch die klassische Interventionskaskade hineinmanövriert worden.

    Wie gesagt, ich bin dankbar, dass es diese unstrittig lebensrettende Maßnahme flächendeckend gibt.
    Aber es wird so ein Bohei um z.B. Weichspüler in Säuglingswäsche gemacht, dabei ist das gesundheitliche Risiko durch einen unnötigen (immerhin 50%!) Kaiserschnitt viel höher.

  • es muss also auch in der gesellschaft unter frauen das bedürfnis vorhanden sein, die geburt so zu gestalten. was sagt das über unsere gesellschaft aus?

    Dass die Geburtshilfe zu sehr von Menschen beeinflusst wurde, die eigentlich keine Ahnung von Geburt hatten.
    Wenn man sich die Geschichte der Hebammerei anliest, ist das gar nicht mehr so verwunderlich. Das ganze wunderbare und unbeschreiblich wichtige Wissen der Hebammen wurde spätestens seit der Hexenverfolgung systematisch aus der Welt geschafft. An die Stele der Hebammen wurden ganz bewusst Ärzte (Männer) gesetzt. Die Geburt wurde als eine medizinisch relevante Situation eingeschätzt und somit als Risikosituation.
    Ganz lange haben sich die Ärzte an dem Wissen der Hebammen orientieren müssen weil sie gar keine Ahnung hatten was zu tun ist. Im Nachhinein wurde es so dargestellt, dass das alles "männliche Geisteseingaben" waren und die Gebärenden wurden dann bald durch die männlichen Geburtshelfer "vor den dummen Hebammen geschützt".
    Ein Gebärhaus benannte im 18. Jhd. die reine Hölle... da schreib ich lieber nicht weiter.

    Quelle: M. Grabruckers "Vom Abenteuer der Geburt"

    Weiterhin kann ich mir vorstellen, dass diese Frauen ein völlig verqueres Bild von Geburt haben: Unaushaltbare Schmerzen, eklig, schmutzig, nicht schön. Und da Frau ja immer rein und fein ist, passt das ja nicht. Vielleicht soll die Geburt für manche tatsächlich einfach ein schönes aufregendes Erlebnis sein, es dürfen aber keine unangenehmen Gefühle auftreten... ich weiß nicht...

    So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsre Augen sie nicht sehn.


  • Dass die Geburtshilfe zu sehr von Menschen beeinflusst wurde, die eigentlich keine Ahnung von Geburt hatten.
    Wenn man sich die Geschichte der Hebammerei anliest, ist das gar nicht mehr so verwunderlich. Das ganze wunderbare und unbeschreiblich wichtige Wissen der Hebammen wurde spätestens seit der Hexenverfolgung systematisch aus der Welt geschafft. An die Stele der Hebammen wurden ganz bewusst Ärzte (Männer) gesetzt. Die Geburt wurde als eine medizinisch relevante Situation eingeschätzt und somit als Risikosituation.
    Ganz lange haben sich die Ärzte an dem Wissen der Hebammen orientieren müssen weil sie gar keine Ahnung hatten was zu tun ist. Im Nachhinein wurde es so dargestellt, dass das alles "männliche Geisteseingaben" waren und die Gebärenden wurden dann bald durch die männlichen Geburtshelfer "vor den dummen Hebammen geschützt".
    Ein Gebärhaus benannte im 18. Jhd. die reine Hölle... da schreib ich lieber nicht weiter.

    Quelle: M. Grabruckers "Vom Abenteuer der Geburt"


    nix für ungut, siha, aber es gibt bedeutend bessere quellen als grabrucker für die geburtshilfe in der frühen neuzeit. da kenne ich mich aus. auch mit dem diskurs in der forschung, und gerne auch im original ;) die geschichte ist weit komplexer, und mit den hexenverfolgungen hat das nicht besonders viel zu tun.
    ich finde aber, diese interpretation greift viel zu kurz, um die heutige situation zu erklären.

    Zitat


    Weiterhin kann ich mir vorstellen, dass diese Frauen ein völlig verqueres Bild von Geburt haben: Unaushaltbare Schmerzen, eklig, schmutzig, nicht schön. Und da Frau ja immer rein und fein ist, passt das ja nicht. Vielleicht soll die Geburt für manche tatsächlich einfach ein schönes aufregendes Erlebnis sein, es dürfen aber keine unangenehmen Gefühle auftreten... ich weiß nicht...


    das passt imho viel eher. ich denke aber auch, dass frauen diese "no risk" mentalität verinnerlicht haben - und die kommt ja nicht von den ärzt/innen oder der medizin, das ist ein viel weiteres feld. auch die tatsache, dass kinder heute geplant werden, und sehr wenige von ihnen geboren werden, so quasi als itüpfelchen aufs perfekte leben, das macht auch etwas aus.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12

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    #rose 49,7


  • Aaaalsoo:
    Meine Fragen sind in sofern jetzt beantwortet als dass ich jetzt weiß, dass wenn die Patientin einen KS ablehnt unter Umständen damit rechnen muss, zwangsweise operiert zu werden

    Ich möchte gerne noch dazu sagen, dass dich keiner wg. Gefahren für's Kind zwangsoperieren darf. Ungeborene Kinder haben kein Recht auf medizinische Hilfe. Ergo muss zumindest die offizielle Begründung sein, dass du dich als Gebärende in einer med. Notlage befindest.



    Ich kann aber all jene Frauen nicht verstehen, die von vornherein sagen: Ich will unbedingt eine natürliche Geburt. Ein Kaiserschnitt ist keine Option. Man nimmt so bewusst die Gefährdung des Kindes in Kauf. In manchen Fällen geht es gut, in anderen Fällen nicht. Aber kein Arzt kann wirklich voraussagen, zu welcher Gruppe Mutter und Kind gehören werden. Im Einzelfall steht es immer 50 : 50.

    Es steht etwa 10:1 für eine vaginale Entbindung, nicht 50:50.

  • Aber nanette, es geht doch gar nicht darum, ob du deinen KS so empfunden hast* - sondern das es Frauen gibt, die es so empfinden. Und für die passt dann der Begriff. Und die Metapher von happy spider fand ich eigentlich sehr treffend.

    *es will dir auch keiner einreden, dass dein KS traumatisch gewesen sei. Aber genauso musst du stehenlassen, dass er für andere eben genau das war. (und letzten Endes geht es ja primär nicht im die Frage Ja/Nein KS, sondern um die Frage der Entmündigung unter der Geburt.

    Ich lasse doch stehen, dass es für andere so war. Ausdrücklich sogar. Die Person, die "aufschlitzen" schrieb (weiß nicht mehr, wer es war), hatte aber gar keinen KS und stellte es dennoch als allgemeingültig dar.

    Und ehrlich gesagt verstehe ich es schon so, dass happy spider mir sagen will, dass ich nur jetzt noch nicht begreife, dass es in Wirklichkeit doch
    traumatisch war. Ich hab gestern nur gedacht, ich schlaf mal drüber, ob ich zu empfindlich bin. Denke ich auch heute morgen nicht, daher: Danke auch noch dafür *ironieoff*.

    Aber egal, ich bin hier ganz raus.


  • das passt imho viel eher. ich denke aber auch, dass frauen diese "no risk" mentalität verinnerlicht haben - und die kommt ja nicht von den ärzt/innen oder der medizin, das ist ein viel weiteres feld. auch die tatsache, dass kinder heute geplant werden, und sehr wenige von ihnen geboren werden, so quasi als itüpfelchen aufs perfekte leben, das macht auch etwas aus.

    Da fällt mir gerade eine Situation aus meinem letzten Geburtsvorbereitungskurs ein.
    Die Hebamme richtete gerade das Wort an die Männer, es ging darum, was diese tun können und sollen. Da hieß es: Achtet darauf, dass eure Frauen als solche wahrgenommen werden, nicht als Unterleiber. Sagt deutlich Stop, wenn jemand hereinkommt und ohne eine Vorstellung oder eine Zustimmung erstmal zur Begrüßung vaginal untersuchen will.

    Die Reaktionen waren interessant. Mein Mann (ausschließlich hausgeburtserfahren) war von der Vorstellung schockiert, dem fiel alles aus dem Gesicht.
    Drei andere Frauen steckten die Köpfe zusammen und tuschelten, ich konnte sie ziemlich gut verstehen. Sie fanden: "Das ist aber übertrieben. Ein Arzt muss sich mir sicherlich nicht vorstellen, bevor er mich untersucht!"

    Die Frauen sind teilweise schon so "drin" in dieser Spirale, dass die das übergriffige Verhalten vollkommen normal finden und sich damit arrangieren. Die wollen das gar nicht anders. #weissnicht

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  • Die Frauen sind teilweise schon so "drin" in dieser Spirale, dass die das übergriffige Verhalten vollkommen normal finden und sich damit arrangieren. Die wollen das gar nicht anders. #weissnicht


    Ich hätte noch ne andere Interpretation: Einige Frauen sind einfach nüchterner und legen auf andere Dinge Wert #weissnicht (ohne Begrüßung gleich so eine Untersuchung fänd ich auch komisch, aber wäre für mich kein Drama). Ich finde den Ausdruck "aufschlitzen" im Zusammenhang mit Kaiserschnitt auch sehr ungünstig gewählt. Ich finde es irritierend, wie sehr einige "Anti"-KS und "Anti"-KH sind. Niemand geht gerne ins KH, aber diese können ein Segen sein. Frauen aus Entwicklungsländern würden sich wirklich glücklich schätzen, unter solchen guten Bedingungen zu entbinden. Meine Tante wurde mit Sauerstoffmangel zuhause geboren und ist deswegen geistig behindert. Bei meinem Sohn wurden die Herztöne dauerhaft zu schlecht wärend der Geburt, so dass ein eiliger KS in Vollnarkose gemacht werden musste. Damit bin ich nicht immer super happy, aber das musste halt sein und ich würde nicht das Leben meines Kindes aufs Spiel setzen und mir anmaßen, besser als Ärzte oder Hebammen zu wissen, ob ein KS sein muss oder nicht. Für mich gilt: Lieber ein unnötiger Kaiserschnitt mehr als einer zu wenig, weil man der Frau ihr super dolles Geburtserlebnis lassen will.

  • Sich gegen unnötige und ungewollte Kaiserschnitte auszusprechen bedeutet doch nicht generell gegen Krankenhausgeburten oder Kaiserschnitte zu sein. Es wurde doch schon mehrfach erwähnt, dass deutlich mehr dran hängt als ein super dolles Geburtserlebnis.
    Es wäre doch schonmal ein Schritt in die richtige Richtung wenn so viele Geburten wenigstens nicht übergriffig, traumatisch und gewaltätig erlebt werden müssen. Egal ob Wunschkaiserschnitt, Hausgeburt, im Krankenhaus oder wo auch immer.

    Von mir aus sollte jede Frau so gebären dürfen wie sie will. Und auch wenn das nicht funktioniert steht ihr immernoch das Recht darüber zu über ihren Körper zu bestimmen, adäquat aufgeklärt und respektvoll behandelt zu werden.

  • Es geht ja eben nicht nur um "das super dolle Geburtserlebnis", sondern auch um den ganzen Rattenschwanz der dran hängt.
    Und in der von der WHO angepeilten 15%-Rate ist doch schon der Sicherheitszuschlag mit drin.

  • Hallo,

    Zitat

    Die Frauen sind teilweise schon so "drin" in dieser Spirale, dass die das übergriffige Verhalten vollkommen normal finden und sich damit arrangieren. Die wollen das gar nicht anders. #weissnicht

    Vielleicht liegt es auch daran, daß wir in einer Gesellschaft groß geworden sind - und immer noch leben - in der der Glauben daran groß ist, daß Ärzte schon aus Prinzip IMMER Recht haben und damit automatisch auch alle ihre Handlungen "richtig" oder zumindest gerechtfertigt sind?

    Nicht, daß ich die grundlegende Kompetenz von Ärzten anzweifle, aber Fachkompetenz rechtfertigt keine Übergriffe, mMn selbst dann nicht, wenn die Frauen es in dem Moment "halb so schlimm" finden - Schläge wären ja auch dann falsch, wenn das Kind selber sie "gerechtfertigt" fände.

    Vielleicht ist es so, wie Kinder, die darum bitten, bestraft oder geschimpft zu werden, nicht, weil sie es wirklich so WOLLEN, sondern weil sie es nicht anders kennen und darum für normal und richtig halten und gar nicht auf die Idee kommen, daß es falsch ist und es andere, bessere Wege gibt.

    (Ich hatte mal ein Klasse, die darum gebeten hat, daß ich sie anschreie, sonst wüssten sie ja gar nicht, wenn sie etwas falsch machen 8I sie waren es so gewohnt und ein anderer, mMn einfach "normaler" Umgang mit ihnen hat sie zuerst mal ziemlich irritiert und sogar verunsichert - trotzdem glaub ich nicht, daß sie angeschrien werden WOLLTEN)

    Zitat

    Für mich gilt: Lieber ein unnötiger Kaiserschnitt mehr als einer zu wenig, weil man der Frau ihr super dolles Geburtserlebnis lassen will.

    Und warum nicht:


    "So viel wie nötig, so wenig wie möglich? Und das im Einzelfall gut abgewogen und besprochen - oder wenigstens genau erklärt".


    Auch wenn die Abwägung sicher nicht einfach ist und im akuten Notfall vermutlich kaum einer auf die Idee kommt, da erst lange zu diskutieren, so gibt es doch ausreichend Beispiele, bei denen es eindeutig NICHT um ein akutes Risiko für Mutter oder Kind ging, sondern offenbar andere, aus gesundheitlichen Gründen nicht nachvollziehbare Gründe gab, der Frau Druck zu machen (der dann eventuell überhaupt erst einen Kaiserschnitt "nötig" machte)

    Einmal editiert, zuletzt von Trin (4. Dezember 2014 um 08:45)

  • Vielleicht können wir festhalten, dass die Zahl der unnötigen Operation insgesamt steigt.

    Also auch Eingriffe an der Hüfte, am Knie usw. Bei Männern und Frauen.

    Ich denke, das hängt alles miteinander zusammen: Mehr Profit, höherer Sicherheitsanspruch bei den Patienten, Angst vor Patientenklagen, Druck der Partnerfirmen (Pharmakonzerne etc.)...

    Da muss sich ingesamt etwas ändern; nicht nur auf der Geburtenstation.

    Und auf der anderen Seite wurden hier in der Gegend gerade wieder zwei Perinatale Intensivstationen verkleinert oder ganz geschlossen. Eine 1:1-Betreuung kann nicht gewährleistet werden und daher darf die Station keine kleinen Patienten mehr aufnehmen. ;(

    Es liegt also Einiges im Argen.

    Ich selbst zähle mich mittlerweile eher zu den "nüchternen" Patientinnen, die von einer Braunüle oder anderen Eingriffen nicht mehr schockiert sind.

    Ja, ich bin schon so in dieser Spirale "drin". Nicht, weil ich so blöd bin, sondern weil mir diese böse Spirale nun schon zweimal richtig aus der Patsche geholfen hat. Und die Patsche war nicht dadurch entstanden, dass vorher das KH-Personal interveniert hatte.

    In all den Jahren als Patientin, Angehörige, Begleitperson; in ernsten Fällen und beim Bereitschaftsdienst wegen Husten...habe ich bisher nur einen übergriffigen Mediziner erlebt. Und zwei unfreundliche Pflegerinnen.
    Ich und meine Familie sind ganz normale Kassenpatienten und ich war auf verschiedenen Stationen (von Onkologie bis Geburtshilfe) in mindestens 7 Kliniken.

    Als ich meinen Kaiserschnitt bekam, wusste ich, dass dies negative Langzeitfolgen für mich und mein Kind haben kann. Es war mir egal. Ich war bereit, Asthma, Stillbeschwerden, Depressionen usw. auf mich und mein Baby zu nehmen in Anbetracht der Tatsache, dass es sonst on den nächsten Tagen versterben würde.

    Ich spreche keiner Frau ihre traumatischen Erfahrungen unter der Geburt ab. Aber ich kenne genug Frauen, für die ein unnötiger (!) Kaiserschnitt das Richtige war. Sei es ein Wusnchkaiserschnitt 2 Wochen vor Termin oder ein sekundärer nach 2 Tagen Dauerwehen.
    Sind diese Frauen zu verurteilen, weil sie damit bewust Schäden für ihr Baby und sich selbst in Kauf genommen haben?


  • Sind diese Frauen zu verurteilen, weil sie damit bewust Schäden für ihr Baby und sich selbst in Kauf genommen haben?

    Absolut nicht.
    ich bin auch dafür, dass eine Frau, die einen Wunschkaiserschnitt will, einen bekommt.
    Absurderweise haben die es nämlich genau so schwer, respektiert zu werden in ihren Wünschen und Bedürfnissen. Da findet sich auch oft genug ein Arzt der es besser weiß, der drängt und über Köpfe der Betroffenen hinweg entscheidet.

    Und ganz ehrlich: Ich beneide jeden, der ausschließlich gute Erfahrungen mit Ärzten und Krankenhäusern gemacht hat und da gut vertrauen kann. Ich gerate nur aus irgendeinem Grund immer an die Pappnasen.
    Beispiel? Als mein drittes Kind neugeboren war, mussten wir in die Kinderklinik. Dort hätte es nachts beinah ein falsches Medikament verabreicht bekommen; ich musste die Schwester davon abhalten, es in den Zugang zu spritzen, indem ich den Schlauch mit Gewalt zuhielt und gedroht habe, zu schreien (sie hat versucht, meine Hand davon zu lösen, weil sie der Meinung war, das Medikament sei richtig - war es nicht, wie ein weiterer Blick in die Akten zeigte - oh, das tut mir aber leid). Kann passieren, jeder verwechselt mal was.
    Am nächsten Tag berichtete ich dem behandelnden Arzt davon, erklärte, dass ich mir Notizen über die vereinbarte Medikation gemacht hatte und bat um Info und Abgleich, bevor man meinem Kind etwas gab (ich war eh immer da). Das empfand der Arzt als unzumutbar und erklärte mir: "Wenn Sie uns nicht vertrauen, müssen Sie wohl auf eigenen Wunsch nach Hause gehen." Das war 6 Stunden, nachdem mein Kind beinah ein falsches Medikament bekommen hätte (und nur durch eine Beschwerde bei der Klinikleitung zu klären).

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