Was passiert wenn Frau den Kaiserschnitt ablehnt?

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  • Im Krankenhaus (und als solches werden Geburtskliniken ja auch geführt) pflegt man die Patienten nicht zu fragen, ob man therapeutisch intervenieren darf, sondern man verordnet. Das ist meines Erachtens idR okay, sonst wäre das ein Diskutierclub.



    Das stimmt so nicht, Irene. Zwangsbehandlungen sind in Deutschland nur unter engen Voraussetzungen erlaubt. Umgekehrt darf man in den meisten Fällen eine Behandlung jederzeit ablehnen. Und eine Behandlung ohne Einwilligung der Patientin oder des Patienten wird in vielen Fällen rechtswidrig sein.


    Ich war als Erwachsene kaum in Kliniken, aber gelegentlich bei Ärzten. Ich hätte mich schön bedankt, wenn jemand einfach an mir herumgeschnitten hätte.

  • Edit: Im Krankenhaus (und als solches werden Geburtskliniken ja auch geführt) pflegt man die Patienten nicht zu fragen, ob man therapeutisch intervenieren darf, sondern man verordnet. Das ist meines Erachtens idR okay, sonst wäre das ein Diskutierclub. Mir war und ist wichtiger, dass ich ausreichend informiert werde. Ich bin der Meinung, dass das Geburtspersonal wissen sollte, was es tut. Normalerweise.


    Dass es manchmal nicht so ist, kann man hier lesen.


    Das muss nicht so sein. Ich war in einigen deutschen und in australischen KH Patientin und ich finde, dass es einen riesen Unterschied macht. In D erschien es mir sehr oft so, als ob man als Patient dem Arzt gefaelligst zu glauben hat und Rueckfragen als Zweifel an der Kompetenz angesehen werden. Je nach Arzt (und v.a. dessen Rang in der KH-Hierarchie) mehr oder weniger stark ausgepraegt. Die Erfahrungen in Australien sind dagegen voellig anders. Erstmal laeuft hier kaum ein Arzt im weissen Kittel rum und dieses arrogante Gehabe begegnet einem hier kaum. In der Regel findet das Gespraech zwischen Arzt und Patient auf Augenhoehe statt, es koennen Alternativen diskutiert werden und Nachfragen werden freundlich beantwortet.
    Als es bei meiner 1. Geburt etwas eng wurde - in der Nacht von Sa auf So stand binnen Minuten ein komplettes OP-Team in meinem Zimmer- hat sich der leitende Arzt schnell vorgestellt und gefragt, ob er mich untersuchen darf. Er hat mir in Kurzform erklaert, was er machen moechte und gefragt ob es ok ist. Er hat dann das Kind mit der Saugglocke (ohne zu schneiden oder nennenswerte Verletzungen zu erzeugen) geholt und mir dabei jeden Schritt erklaert.

  • trin,:meine frage war nicht als vorwurf gemeint.:irgendwie bin ich glaub ich grad auch bei einem anderen thema gelandet - wie kann ich mit meinen entscheidungen leben, v.a. wenn jemand anderes mir zu was geraten hat, ders besser wissen koennte und ich nicht auf ihn gehoert habe. wobei es schon ein wenig mit dem thema zu tun hat, weil ich mich als arzt schon mehrfach ueber mich geaergert habe, weil ich im nachhinein falsche entscheidungen getroffen habe, weil die pat das so wollten. die entscheidungen waren keine katastrophen, aber vieles waere komplikationsloser gelaufen, wenn ich mich durchgesetzt haette. und damit hadere ich oefter mal. man haengt als behandler auch emotional mit drin, nicht nur rechtlich.

  • Janos...Du bist Ärztin oder? Ein guter Freund von mir ist Gynäkologe in einem großen KH hier in der Nähe....der würde schreiend wegrennen wenn er das hier lesen müsste. Nicht weil er ein übergriffigem arroganter Sack wäre, sondern weil er einem solchen Erfahrungsschatz an Problemen hat, weil im Klinikum 4-5 Geburten tgl. Laufen, die nicht alle gut ausgehen. Der ist fast im Kreis gehüpft als er gehört hat das ich im GH entbinden wollte, der meinen Mann so richtig irre gemacht hat, der mir aber auch ein wirklich tolles KH für die zweite Geburt empfohlen hat (er ist ein Freund, ich würde mich weder So von ihm behandeln lassen wollen, noch ein Kind mit ihm bekommen wollen, fänd ich auf der nächsten Party, Treffen etc. Zu intim). Aber er sieht das notwendigerweise anders. Und betont, dass es immer wieder Situationen gibt in denen man nicht rumdiskutieren kann (auch bei meiner ersten Geburt wurde ein DS gemacht ohne dass man mich überhaupt darüber informiert hätte).


    Was er (er ist übrigens mit einer Hebamme verheiratet) als großes Problem sieht, ist, das der betreuende Arzt die Gebärende nicht kennt. Die Vorsorge finde beim Gyn und/oder bei der Hebamme statt, der Geburtsarzt sieht in den meisten Fällen die Gebärende zum ersten mal, auch der Arzt weiß nicht, wie ist die Frau drauf, eher ängstlich, eher handfest...er sagt auch das er das Problem hat, dass er häufig nicht weiß ob die Frau ihn überhaupt versteht, noch sprachlich sondern er sagt So viele Frauen ( und dad nenn ich von der ersten Geburt) sind nicht richtig ansprechbar während der Wehen, die kriegen nichts mit, die Männer mit hilflosen Blick daneben...er empfiehlt immer einen Geburtsplan.


    Was ich sagen will-und ich will bestimmt nicht übergriffigem drecksäcke im weißen Kittel verteidigen- es gibt immer zwei Seiten und das Rabenforum ist nicht repräsentativ für das was viele Klinikgyns tgl. An Kundschaft haben im Gegenteil. Aber die ärztliche Sicht ist einfach eine andere denn die haben eben alle möglichen Fälle und alle möglichen Frauen...


    Irghh...Ich hoffe ihr versteht was ich meine....in der Geburtshilfe scheint einfach über Jahre hin etwas schief gelaufen zu sein und es scheint mir unfair nur eine Seite verantwortlich zu machen...

  • naja, im uniklinikum wo ich war, hab ich die hebammen udn ärztinnen auch nicht gekannt. aber niemals wurde ich so behandelt wie einige von euch. wie gesagt, ärztinnen sah ich erst ganz am schluss, sonst nur die diensthabende hebamme, da es schnelle geburten waren, war das jeweils nur eine einzige.
    und immer war es augenhöhe.


    auch bei meiner schwester, die dadurch dass es ein mutmassliches frühchen war, mehr personal dabei hatte, resp. der oberarzt dann das vakuum bediente, wurde alles kommuniziert, auf rückfragen geantwortet etc.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Ich lese hier im Forum immer von "beiden Seiten".


    Von völlig unnötigen, groben Eingriffen. Von furchtbaren Ops, gemeinen Ärzten, inkompetentem Pflegepersonal.
    Manche Frauen hier haben Furchtbares erdulden müssen; wo es eine schöne und unkomplizierte Geburt hätte sein können. ;(


    Ich lese aber auch von Fällen, wo eindeutig gegen ärztlichen Rat gehandelt wurde und die Folgen für Mutter und Kind unnötig belastend waren.
    Meiner Meinung nach (!) hätte hier der ärztliche Rat befolgt und das Kind früher geholt werden müssen.


    Nun wissen wir natürlich nicht, ob es nicht erst recht Komplikationen durch einen Kaiserschnitt vor ET hätte kommen können.
    Und hier liegt doch das Problem: Mache ich es richtig und rette mein Kind, wenn ich auf die Ärzte höre?
    Oder verlasse ich mich lieber auf mich selbst und gehe ein Risiko ein?


    Man weiß es oft nicht und ich (!) würde es nie ausprobieren wollen.

  • Aber da das nicht stattfand, sondern ich wie "ein Stück Fleisch" (jemand schrieb hier so pasend "Brutkasten") behandelt und als unmüdig betrachtet wurde, ging ich in Opposition, weil ich mich, mein Wohl und das Wohl des Kindes als gefährdet ansah. Paradox, oder? :S

    Überhaupt nicht paradox, sondern völlig nachvollziehbar!

    Noch mal - hier geht es mMn NICHT darum, einen medizinisch zwingend notwendigen - und so auch als "alternativlos" erklärten Eingriff in welcher Form auch immer "nur aus Prinzip, weil man eben dagegen ist und es lieber schön kuschelig haben will" abzulehnen.


    Wie Leute, die DAS machen, damit umgehen würden, musst du die fragen - ich habe das Gefühl hier im Thread gehört keiner dazu.

    Seh ich auch so. Hier sprechen die "Seiten" von verschiedenen Situationen.


    Die vertrauensvolle Entscheidung FÜR die vorgeschlagenen Maßnahmen würden aber vielleicht leichter fallen, wenn man sich ganz sicher sein könnte, daß Sachen wie Geld, Zeitdruck, Personalmangel, veraltete Ansichten, Ablaufmuster nach Schema F und festem Zeitplan ... KEINE Rolle bei der Empfehlung spielen, sondern es ganz sicher nur um die individuelle Entscheidung im konkreten Moment im individuellen Fall gehen würde.


    Ansonsten muss man nämlich ggf. mit den Folgen von Entscheidungen leben, die andere getroffen haben, ohne daß man darauf Einfluss hatte.

    :!: :!: :!: Genau so ist es!


    Dank Privatisierung des Gesundheitswesens wird es Ärzten auch enorm schwer gemacht, "gute" Arbeit zu leisten, die dem Wohl des gesamten Patienten dient und nicht nur seinen Körper "irgendwie repariert". Es geht darum, dass Ärzte ihre Patieten oft nicht betreuen und behandeln KÖNNEN, wie es angebracht wäre. Und darum weiß ich/man/frau - ergo habe ich berechtigten Zweifel am Zustandekommen einer Entscheidung. Mit diesem Wissen muss dann vom Patienten eine (soweit realistisch möglich) mündige Entscheidung getroffen werden. Ich könnte mir ein Zuwiderhandeln gegen mein Bauchgefühl bei falscher Entscheidung genau so wenig verzeihen, wie eine selbst getroffene, falsche Entscheidung gegen den ärztlichen Rat. Schuld an dieser Situation sind weder Arzt noch Patient in direktem Sinne - schuld ist unser besch... Gesundheitssystem.

    die entscheidungen waren keine katastrophen, aber vieles waere komplikationsloser gelaufen, wenn ich mich durchgesetzt haette. und damit hadere ich oefter mal. man haengt als behandler auch emotional mit drin, nicht nur rechtlich.

    Mh... da ich mal davon ausgehe, dass du (überwiegend) erwachsene Patienten hast, sollte dich das emotional nicht so belasten. Es ist gut, dass es dir nicht egal ist, aber letztlich bist du bei Entscheidungsfindungen in erster Linie Berater des mündigen Patienten und nicht sein "Sorgeberechtigter". Die Entscheidung obliegt dem Patienten, genau wie die Konsequenzen. Ich bin sicher, in Fällen, in denen deine Entscheidung, auf die der Patient sich vertrauensvoll verlassen hat, falsch wäre, ging es dir noch schlechter, oder? Beides kann passieren, und mir wäre aus beiden Sichtweisen (Arzt und Patient) lieber, der Patient hat die Entscheidung getroffen. Als Arzt habe ich dann aufgeklärt so gut es ging und meine Einschätzung (vehement) dargelegt, Als Patient habe ich mich dann so gut wie möglich informiert und eine mündige Entscheidung getroffen. War sie dann falsch, sehe ich mich wenigstens nicht in der "Opferrolle" und muss die Konsequenzen meines Fehlers tragen. Die Konsequenzen aus den Fehlern eines anderen zu tragen, finde ich viel schlimmer.



    zurück zum eigentlichen Thema - Kaiserschitt und Verweigerung:
    Irgendwo hatte ich hier auch gelesen, frau würde im Zweifelsfall als nicht zurechnungfähig erklärt, narkotisiert und trotzdem aufgeschnitten. Keine Ahnung, ob sowas tatsächlich so praktiziert wird, aber davor kann man sich mit einer Patientenverfügung schützen. Die gibt's unter patverfue.deund beinhalten quasi ein Verbot einer Untersuchung durch Psychiater und Co, so dass auch keine solche Diagnose "unzurechnungsfähig" gestellt werden kann. Zuwiderhandeln ist rechtswidrig - das wird so schnell nicht passieren. Habe ich vor der Geburt meines Sohnes alles recherchiert und veranlasst, genau wie eine Generalvollmacht für meinen Mann - kann ich übrigens auch für andere Bereiche nur empfehlen!

  • Das mit dem kennen finde ich an sich schon wichtig. Es kann aber auch ohne gut gehen, wenn das Personal offen ist. Bei meiner zweiten Geburt musste ich ungeplant ins KH (ich fiel plötzlich durch strengen Selektionsrichtlinien im GH, da eine Makrosomie vermutet wurde), ich kannte nicht mal die Räumlichkeiten etc. Aber das Personal war super. Natürlich war es für die einfach, weil sie mich als "eigentlich im Geburtshaus gebären wollende" einordnen konnten und somit klar war, dass ich wenig Interventionen wünschte. Das war wirklich hilfreich. Die Ärztin sah ich erst beim Nähen der kleinen Schürfungen, da beaufsichtigte sie die Hebammenschülerin.
    An unserer Uniklinik gibt es so ein Programm wo die gesamte Vorsorge von einer kleinen Gruppe Hebammen der Klinik gemacht wird. Die kennt man dann alle und eine ist immer erreichbar. Das finde ich ein wirklich gutes System, wenn man nicht ausserklinisch gebären kann/möchte.


    Zum Thema Risiko und Angst:
    Bei der ersten Schwangerschaft hatte ich so ein Erlebnis. Ich hatte leichten Schwangerschaftsdiabetes, der wegen einer homöopatischen (O-ton Chefarzt) Dosis Insulin am Abend als Insulinpflichtig galt. Gemäss Schema wäre also in der 38. Woche eingeleitet worden. Der Chefarzt, ein Spezialist für Schwangerschaftsdiabetes, bot mir dann relativ früh an, dass wir bei mir ja bis zum ET warten können. Ich hatte den Diabetes im Griff, das Kind war nicht übermässig gross, alles super. Ich fand das gut und ich war froh, dass seine Erfahrung ihm erlaubte, meinen Fall individuell zu beurteilen. Blöd nur, dass er in den Ferien war, als ich meinen Kontrolltermin der 38. Woche hatte #hammer. Ich weiss nicht, was in den Akten genau stand aber offensichtlich sah es so aus, als ob ich die spätere Einleitung gefordert hätte. Tja und da machte mir die Assistenzärztin dann eben auch Angst, sprach von totem Kind etc. Auch wenn ich eigentlich wusste, dass das Risiko nicht grösser war als vorher nimmt einen so etwas mit.
    Schlussendlich kam der Grosse dann bei 41+0, einen Tag vor der geplanten Einleitung. Statt auf der Einleitung bei 40+0 zu bestehen schlug mir der Chefarzt nämlich einen US vor um zu sehen wies der Plazenta und dem Kleinen geht und dann konnte man eben auch noch ein paar Tage warten.
    Ich bin echt froh um dieses personalisierte Vorgehen. Er sagte mir übrigens selbst: "Man muss wahrscheinlich tausende Geburten einleiten um einen einzelnen Notfall zu vermeiden". Tja das macht dann schon nachdenklich oder? Zumal die Einleitung ja nicht risikolos ist. Das ist doch der Knackpunkt an der ganzen Diskussion: eingreifen (durch Einleitung oder KS) ist eben auch ein Risiko...


    Und manchmal frage ich mich, ob ich nur so behandelt wurde weil ich eben einheimische Akademikerin bin und bei den vielen Frauen mit Migrationshintergrund halt einfach Schema F durchgezogen wird.

    • Offizieller Beitrag

    Manchmal ist es doch einfach auch ein bisschen "Glück". Bei meinem Ersten Kind, war keine Hebamme und kein Gebärzimmer frei. Ich war in einer Art Abstellkammer mit Pritsche und Putzwagen und bekam eine Schwester von der Augenklinik zur Seite gestellt, die noch nie bei einer Geburt dabei war.


    Hin und wieder hetzte dann eine Arzt oder so rein, warf einen Blick aufs CTG, steckte mir die Hand unten rein und verduftete wieder, mein Mann betreute CTG, füllte Papier nach, rückte Knöpfe zurecht und hielt mir liebevoll die Kotzschüssel und leerte sich auch.


    Das war wohl einfach Pech. Ich glaube nicht, dass das so gewollt war von irgendjemandem. Und ich sehe jetzt auch keine schnelle Lösung wie man sowas verhindern könnte.


    Wahrscheinlich sind es ja nicht generell zuviele gebärende Frauen, ich war ja später auch noch 3x in diesem KH, bei meiner 3. Geburt war es absolut ruhig und entspannt, da hatten alle Zeit.


    Wäre die erste Geburt besser gelaufen, wenn es anders gewesen wäre? Hätte man trotzdem sooo lange mit dem KS gewartet, bis ich praktisch weggetreten war und das Baby schlechte Herztöne hatte und reanimiert werden musste? Wäre er evtl. nicht an SIDS gestorben? Keine Ahnung.

  • WENN ein Eingriff entsprechend erklärt wurde - und das bitte möglichst der Wahrheit entsprechend und ohne diffuses Angst-Machen, wo noch gar keine Handlungsnotwendigkeit besteht, dann kann man eine Entscheidung treffen. Und sie ggf. ändern, wenn sich die Bedingungen noch mal ändern.
    Wenn man DANN eine anderslautende Entscheidung gegen die Empfehlungen der Ärzte trifft, muss man mit den Konsequenzen leben. Ja, so oder so.


    Die vertrauensvolle Entscheidung FÜR die vorgeschlagenen Maßnahmen würden aber vielleicht leichter fallen, wenn man sich ganz sicher sein könnte, daß Sachen wie Geld, Zeitdruck, Personalmangel, veraltete Ansichten, Ablaufmuster nach Schema F und festem Zeitplan ... KEINE Rolle bei der Empfehlung spielen, sondern es ganz sicher nur um die individuelle Entscheidung im konkreten Moment im individuellen Fall gehen würde.



    Genauso ist es.


    Danke Trin, dass Du es nochmal so gut auf den Punkt gebracht hast.



    LG,
    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

  • man haengt als behandler auch emotional mit drin, nicht nur rechtlich.

    Ja und das ist in einem gewissen Rahmen auch gut so.


    Ich war später mit meinen Kindern nochmal jeweils im Kreissaal zu Besuch, als sie ein paar Wochen(Monate alt waren (weiß ich nicht mehr so genau). Der eine Arzt konnte sich an unseren Fall noch gut erinenrn und gab zu, selbst nicht gewusst zu haben, dass es so hätte augehen können. Er sagte, er wäre gerade frisch komm. Oberarzt geworden und ich war sein erster Fall in dieser Funktion.
    Er freute sich ganz ehrlich für uns als Familie und ich fand das einen tollen, sehr menschlichen Zug von ihm.


    Ich glaube, dass es sehr gut, wenn, wenn man als "Behandler" auch ein wenig emotional mit drin steckt, weil man dann vorsichtiger ist (Frau ist eine Frau und keine Nummer).


    Einen #knuddel , wenn Du magst, Janos.


    LG,
    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

  • Mein Englisch ist leider total schlecht, ich verstehe nicht alles. Könnte das jemand auf Deutsch zusammenfassen? Das würde mich sehr interessieren.


    Ich versuche mal, die wichtigsten Punkte zusammenzufassen:


    1) Übertragung bedeutet, dass die Schwangerschaft mehr als 42 Wochen dauert. Wenn der ET anhand der letzten Periode ausgerechnet wird und nicht nach Empfängnis, kann man nicht sagen, wann die 42 Wochen vorbei sind.


    2) Übertragungsanzeichen können erst nach der Geburt festgestellt werden. Als Übertragungszeichen gelten: kein Haarflaum am Körper, lange Fingernägel, viel Kopfhaar, verknöcherter Schädel, faltige Haut, Dehydrierung, Haut schält sich.
    Weniger als 10% der Babys, die nach 43(!) Wochen geboren werden, weisen Übertragungszeichen auf.


    3) Wie lange eine Schwangerschaft dauert, hängt von der Gesundheit von Mutter und Kind und von der Veranlagung der Mutter ab. Bei manchen Familien dauern Schwangerschaften länger, bei manchen kürzer. Man muss in Betracht ziehen, wie lange die Schwangerschaften der Vorfahrinnen gedauert haben. Manche Frauen bekommen nach 37 Wochen Babys, die deutlich übertragen sind, manche bekommen nach 43 Wochen Babys, die keinerlei Übertragungszeichen aufweisen.


    4) Wie kam es zu den 40 Wochen als typische Dauer einer Schwangerschaft?
    Es gab 1958 (!) eine Studie von McClure-Brown (veröffentlicht 1963), die zeigt, dass das Risiko einer Totgeburt zwischen 40 und 42 Wochen von 10/1000 auf 20/1000 steigt. Das legt nahe, Schwangerschaften vor Woche 42 einzuleiten.
    Problem an dieser Studie: Die Sterblichkeit von 10/1000 Babys nach 40 Wochen ist für heutige Verhältnisse zu hoch. Damals waren die Bedingungen unter der Geburt andere (andere Narkose, mehr Zangengeburten)


    5) Weitere Studien konnten die Ergebnisse nicht bestätigen.
    Studie mit identischer Methode, veröffentlicht 1982 ( Williams, Creasy ) belegt folgende Säuglingsmortalität:


    • 7/1000 at 38 weeks
    • 6/1000 at 40 weeks
    • 8/1000 at 41 weeks
    • 9/1000 at 42 weeks
    • 10/1000 at 43 weeks
    • 11/1000 at 44 weeks


    Statistik von 1987 ( Eden, Sefert ) zeigt:


    • 6/1000 at 38 weeks
    • 2/1000 at 40 weeks
    • 2.3/1000 at 41 weeks
    • 3/1000 at 42 weeks
    • 4/1000 at 43 weeks
    • 7/1000 at 44 weeks


    Die Zunahme des Risikos ist also vergleichsweise gering. Die Risiken einer Einleitung hingegen sind vielfältig.


    Eine weitere Studie von Weinstein et al. verglich Geburten von Kindern, die nach mehr als 42 Wochen geboren wurden, mit "rechtzeitigen" Geburten nach 37-41 Wochen. Sie ergab, dass die perinatale Mortalität ähnlich war (0.56 / 1000 in der Übertragungs- and 0.75 / 1000 in "rechtzeitig"-Gruppe). Mekonium und KS waren vergleichbar häufig. Die Rate von schlechten Herztönen, Zangen- und Saugglockengeburten und niedrigen Apgar-Werten war in der Übertragungsgruppe niedriger (!).


    6) Fruchtwasser:
    Fruchtwasser wird in den letzten Wochen der Schwangerschaft vom Fötus selbst produziert (durch Schlucken und Pinkeln). Solange die Mutter genügend trinkt, gibt es im Normalfall keine Probleme.
    Die Fruchtwassermessung hängt ab von der Lage des Fötus und von der Person, die misst. Bevor man wegen zu niedrigem Fruchtwasser einleiten lässt, ist es sinnvoller, die Mutter genügend trinken zu lassen und von einer anderen Person nochmal den US machen zu lassen.


    7) zu große Babys:
    Wann ein Baby zu groß ist, hängt von der Mutter ab. US-Messungen können bis 20% daneben liegen. Schulterbreite und Kopfgröße des Babys ändern sich nicht, der Fötus wird nur speckiger. Die Annahme, dass Babys jede Woche ca. 250 g zunehmen, ist nur eine grobe Näherung.


    8) Nun geht es um die Überwachung des Fötus, das will ich jetzt nicht alles zusammenfassen. Interessant vielleicht die Tatsache, dass "Non-stress tests" (CTGs) sehr viele falsch-positive Ergebnisse bringen. Studien haben gezeigt, dass es im Durchschnitt zu 50-75% falsch-positiven Ergebnissen kommt, d. h. in all diesen Fällen wird der Arzt zu mehr Untersuchungen oder sogar zur Einleitung raten, weil das Leben des Babys gefährdet ist.


    Zusammenfassung:
    Fakten:
    • Eine Schwangerschaft ist nicht “Postdates” bis nach 42 Wochen.
    • Das Risiko einer Totgeburt ändert sich fast nicht zwischen 38 und 43 Wochen.
    • Die Fruchtwassermenge hängt davon ab, wie viel die Mutter trinkt (außer bei angeborenen Problemen)
    • Das Gewicht des Babys ändert sich nach 40 Wochen praktisch nicht mehr.


    Einig Dinge, über die man nachdenken sollte:
    • Wenn ich nicht "über den Termin" bin bis nach 42 Wochen, sollte ich vor diesem Zeitpunkt Tests oder Interventionen erlauben? (Kommentar von mir: In GB wird erst nach 42 Wochen standardmäßig CTG geschrieben)
    • Wenn CTGs so oft falsch-positiv sind, sollte ich sie dann machen lassen?
    • Wenn mein Baby in den letzten 3 Wochen nicht viel zunehmen wird, ist es dann logisch, sich darüber Sorgen zu machen, dass mein Baby nach 2 Wochen mehr "zu groß" sein wird?

    Mirjam mit Clown (2006) und Spaßvogel (2008) und Quatschkopf (2010)

  • mira, vielen herzlichen dank für deine übersetzung.
    das ist gold wert.
    ich hatte schon in die richtung gedacht und bin baff, wie das bestätigt wird.

  • Hmmm, da dagegen gibt es aber halt auch einige Studien das der intrauterine Fruchttod nach der 42 Woche deutlich häufiger wird?

    Nichts ist so gewöhnlich, wie der wunsch außergewöhnlich zu sein (Shakespeare)

  • Ich habe mal eine Aufdröselung gelesen, wo die Behauptung, dass die Wahrscheinlichkeit für eine IUFT steil ansteige nach ET+7 widerlegt wurde. Letztendlich war es eine Falsch Auswertung einer Statistik. Oder ne Falschinterpretation. Muss mal suchen, ob ich das nochmal finde.

    Einmal editiert, zuletzt von Trüffel ()

  • Als Schwangere, die ihr erstes Kind erwartet, möchte ich gerne danke sagen für die wertvollen Informationen, die in diesem Thread ausgetauscht wurden bisher. Es ist schwer zu lesen, was einem als mündiger Frau in der Lebenssituation passieren kann, umso wichtiger die Hinweise wie frau sich konkret vor Übergriffen schützen kann.