Sind Kaiserschnittkinder irgendwie anders? Hat die Geburt einen Einfluss auf das Verhalten des Babys?

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  • Ich hatte beides und es waren und sind von Anfang unterschiedliche Charaktere. Aber was beim Großen (kam als einziges der Kinder per Kaiserschnitt) anders ist: er braucht immer noch (mit mittlerweile 8,5 Jahren) jemanden zum einschlafen. Seit ca. 2 Jahren "reicht" auch ein Geschwister, davor immer ich oder mein Mann, bis er eingeschlafen ist. Und irgendwie führe ich das schon darauf zurück, dass er die allererste Nacht seines Lebens alleine verbracht hat ;( Damals war mir das überhaupt nicht bewusst, erst lange im Nachhinein und nach der Erfahrung mit den anderen Kindern wurde mir klar, auch bei MIR fehlt da was, was unwiderbringlich verloren gegangen ist. Da mache ich nicht mal das KH oder die Ärzte verantwortlich, ich war definitiv nicht in der Lage, mich um ein Neugeborenes zu kümmern. Aber ich hätte meinen Mann da behalten können, damit das Baby wenigstens zu uns ins Zimmer gekommen wäre und er sich kümmert.


    Die anderen Kinder kamen ganz entspannt zu Hause, davon waren/sind zwei tiefenentspannte Babys, der dritte ein sehr fordernder, willensstarker Mensch, von Anfang an.

  • Ich hab zwei spontan geborene Kinder, die Große war ein 24h/Schreikind und ist immernoch extrem willensstark und anstrengend, die kleine war ein vergleichsweise einfaches Baby, ist zwar wild und wuselig und gerade mitten in der Trotzphase aber dennoch deutlich einfacher.


    Ich galube nicht das es da vom Wesen her einen Unterschied gibt, der sich auf KS oder nicht KS zurückführen ließe.

  • Ich hab ein ganz normales Kaiserschnittkind, würd ich sagen. Sie hat sowohl High-Need-Phasen wie auch gechillte Phasen.
    Es war eine sekundäre Sectio, die Anpassung (APGAR) war hervorragend.

  • Interessante Frage. Ich sehe bei meinen beiden schon Unterschiede (1x NotKS und 1x GH). Nicht im Charakter sondern im Verhalten.
    Während der Geburt läuft bei den Babys ein Programm ab. Das wird durch den KS unterbrochen. Der Große (KS) hat sich als Baby immer ganz enge Durchgänge gesucht und ist da durchgekrabbelt. Immer und immer wieder.


    Eine Freundin von mir sagt immer, dass KS Kinder aber auch Zangen-und Glockenkinder immer auf Hilfe angewiesen sind / sein werden. Das mag ich jetzt nicht beurteilen.

  • (sorry, kleinschreibung wg stillen)


    ich kenne noch die theorie, dass ks-kinder am anfang vermehrt mit koliken etc zu tun haben, da sie nicht die milchsäurebakterien der vaginalflora abbekommen haben, die normalerweise für die "erstbesiedelung" des kindes u. seines verdauungssystem sorgt. (es gab auch mal glaub ich eine studie, dass kinder im kh im vergleich zu hausgeburten eine andere bakterienbesiedlung bekommen, da sind einfach mehr pathogene keime, mrsa etc unterwegs. wie lange das jetzt anhält bzw. wie schnell das kind zuhause wieder "umbesiedelt" wird, weiss ich nicht mehr, also, ob man damit längerfristige probleme erklären könnte oder ob das nur ein kurzzeitiges phänomen ist.)


    ich hab ambulant in der klinik entbunden und würde mein kind als "normal" einstufen, weder besonders tiefenentspannt noch besonders anstrengend. am anfang bisschen bauchweh, mal abendliche schreiphasen die ersten wochen, schon immer schlecht geschlafen, sonst aber lieb und friedlich und entspannt und fröhlich.


    die ks- und nicht-ks-kinder in meiner umgebung sind alle unterschiedlich, die zwei schreibabys, die ich kenne, sind jeweils 1 notsectiokind und ein hausgeburtskind (sehr lange, anstrengende hg).

    When you’re a kid, they tell you it’s all… Grow up, get a job, get
    married, get a house, have a kid, and that’s it. But the truth is, the
    world is so much stranger than that. It’s so much darker. And so much
    madder. And so much better.

  • Ich habe die letzte Option angeklickt.
    Ich hatte/habe einen anstrengenden Erstgeborenen mit unauffälliger, selbstbestimmter Geburt. Als Baby mit den 3-Monats-Schreiattacken. Die beiden anderen hatten schnellere Geburten und sind eher in sich ruhend.


    Ich glaube, daß sich schon früh der Charakter des Kindes zeigt und wenig vom Geburtsmodus abhängt. Was oben steht bzgl. des Kontakts der Vaginalflora kenne ich auch. MW gibt es viele Hinweise, daß der Geburtsmodus gesundheitlich nicht egal ist. Aber bzgl. der Zufriedenheit des Babies konnte ich bei meinen und KS-Kindern keinen Unterschied feststellen.

  • Nein, das glaube ich nicht mehr. Das einzige was mein KS-Kind hatte war Kiss, deswegen schrie er am anfang mehr als sein spontan geborener Bruder. Er ist auch deutlich weniger krank, als sein Bruder und so selbständig und zufrieden. Sein spontangeborener Bruder ist da viel anstrengender.

  • mein erstes kind kam mit kaiserschnitt zur welt, mein zweites kind auf natürlichem weg.


    die beiden sind vom wesen her sehr unterschiedlich.


    vor allem aber ist meine beziehung zu den beiden sehr unterschiedlich, und DAS führe ich sehr auf die geburten zurück:


    mein erstgeborener lag im bauch in beckenendlage. die letzten wochen der schwangerschaft habe ich ihn sehr unter druck gesetzt, sich zu drehen. er drehte sich nicht. ich fühlte mich immer hilfloser und ängstlicher und - ich gebs zu - sogar wütend auf dieses baby, das einfach po voran liegenblieb und so meine geburtspläne durchkreuzte...
    den kaiserschnitt selbst empfand ich als retraumatisierend.
    die stunde unmittelbar danach, als mein kind und ich getrennt waren, war schrecklich!
    als wir dann zueinanderkamen, war das ein gefühl wie wenn zwei magnete aufeinandertreffen. zack, wusch, klammer, niemehrloslassen....
    das ist eigentlich bis heute so.
    wenn j. sein ding macht, löst das in mir oft angst, hilflosigkeit, wut aus. ich kann ihn schwer loslassen. er mich ebenfalls.
    er prüft bis heute dauernd mein vertrauen. ich seins ebenfalls. viele dramen, viele tränen, achterbahnfahrt auf beiden seiten. unsere liebe ist nicht selbstverständlich, wir müssen beide daran arbeiten, bis heute.


    beim zweitgeborenen ganz anders: ich weiß, ich kann mich zu jeder zeit absolut auf e. verlassen. er sich ebenfalls auf mich. wir sind so tief verbunden, daß wir einander auch gut loslassen können (er ist erst 10 monate, aber vollkommen relaxt, wenn ich mal weg bin). unsere liebe ist selbstverständlich, unspektakulär, einfach da und gut. keine dramen, kein existenzielles weinen, weder bei ihm noch bei mir.


    ich glaube, das zwischen e. und mir ist das, was man so mit "urvertrauen" meint.
    das ist bei j. und mir zwar nicht ganz zerstört, aber es war nicht einfach so von anfang an da, sondern mußte entwickelt werden und fühlt sich... ja, irgendwie zerbrechlich, verletzlich an.

  • Hier zwei vaginale Geburten. Die erste mit allem pi-pa-po vom Wehentropf über PDA, Rückenlage mit Kristellern und extrem übergriffiger und unfreundlicher Hebamme. Ab der PDA hatte ich das Gefühl für meinen Körper und mein Baby verloren und sie musste sich da allein durchkämpfen. Als Baby relativ ruhig und viel geschlafen, aber extrem anhänglich an ihre engsten Bezugspersonen mit Panikreaktionen, verzweifeltem Weinen, wenn sie allein im Auto warten musste und wir dennoch in Sichtweise waren (z. B. an der Tankstelle). Allein daheim bleiben ging fast bis zum 8. Geburtstag nicht, auch wenn wir es "geübt" und ausgebaut haben (5 Minuten am Anfang). Es war Drama hoch 10. Die Schwangerschaft immer stressig. Beruf, Abendschule, politisch aktiv im Gemeinderat, Umzug zum Gatten, Stress mit meiner Mutter.


    Die zweite: Extrem selbstbestimmt, chillig, entspannt, eine Wahnsinns-Atmosphäre für mich, meinen Mann und die Hebi. In der Schwangerschaft viel liegen. Ein ganz ruhiges und entspanntes und chilliges Kind.


    Beides führe ich auf die Geburten und Schwangerschaftsverläufe zurück.

    Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: Die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder.
    Dante Alighieri

    Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd.

  • Es wäre doch auch interessant wieweit die Schwangerschaft etwas mit dem Gemüt des Kindes zu tun hat.
    Denn wenn ich danach gehen würde, könnte ich gut nachvollziehen warum meine Tochter so anstrengend ist.
    In der Schwangerschaft gab es einige emotional extrem belastende Zeiten und meine Tochter hat mit Sicherheit viele Stresshormone abbekommen.

  • Hier Not-Kaiserschnitt nach vorzeitigem Blasensprung aus BEL bei 36+1. Kind war in den ersten Tagen auf Neointensiv, also nicht bei mir. Würde unseren Start ins gemeinsame Leben als "holprig" und "suboptimal" bezeichnen. Ich habe auch eine Weile gebraucht, sie emotional anzunehmen, konnte auch nicht gleich stillen, etc. ...


    Letztlich wurde dann aber eine sehr intensive Beziehung daraus, M. war ein 24h-Kind, dass ich als sehr anstrengend empfunden habe. Sie hat und hatte aber auch sehr viele "pflegeleichte" Eigenschaften, ließ sich z.B. meistens sehr gut beruhigen, hat eine hohe Frustrationstoleranz und ist im Allgemeinen sehr kooperativ. Heute empfinde ich den Umgang mit ihr als sehr unkompliziert und angenehm. Die Babyzeit war definitiv anspruchsvoller!


    Ich denke aber, dass das nichts mit dem KS zu tun hat, sondern dass hier sehr viele Faktoren zusammen kommen. Da spielt der ganz ureigene Charakter meiner Tochter mit rein, auch meine eigene Persönlichkeit hat natürlich Einfluss auf meine Tochter und unsere Beziehung, meine anfängliche Unsicherheit als Erstlingsmutter, die (wie ich finde) positiven Auswirkungen eines bedürfnisorientierten Erziehungsstils, etc. ... Und das, was in den ersten Tagen nach der Geburt gefehlt hatten, haben wir längst doppelt und dreifach wieder nachgeholt.


    Vergleichsmöglichkeiten habe ich nur sehr indirekt, da Einzelkind. Aber meine Schwester z.B. hat ebenfalls zwei KS-Kinder, beide als Babys eher entspannt und unkompliziert, heute dafür umso lebhafter und anstrengender - also umgekehrt zu meiner Tochter.

    Es gibt nichts das höher, stärker,
    gesünder und nützlicher für das Leben ist,
    als eine gute Erinnerung aus der Kindheit.

    - Fjodor M. Dostojewskij -