Meine Gedanken zur Eingewöhnung

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  • Hallo,


    Da es ja immer wieder Thema ist, habe ich mal versucht, meine Gedanken zum Thema Eingewöhnung zusammenzufassen. Mal wieder zu lang, daher in 2 Teilen...


    Darin finden sich meine Ausarbeitungen für eine Facharbeit bzw. einen Prüfungsvortrag und meine eigenen Erfahrungen als Erzieherin im Kindergarten- und Krippenbereich wieder. Da ich nicht mehr weiß, welche Gedankenanregung ich wo gelesen oder gehört habe, sind Literaturangaben kaum/nicht möglich. aber es ist ja auch keine Doktorarbeit ;o)


    Natürlich ist so etwas immer sehr individuell, das ist nur MEINE Meinung, andere sind vermutlich an einigen oder vielen Punkten anderer Ansicht.
    Individuelle Eingewöhnung heißt AUCH, dass es völlig anders ablaufen kann als ich hier schreibe - weil das Kind eben etwas ganz anderes braucht.


    Wichtig finde ich immer, dass a) die Eltern als Fachleute für ihr Kind angesehen werden und b) sich Gestaltung und Tempo immer am konkreten Kind und der aktuellen Situation orientiert und keine schematischen Abläufe durchgezogen werden.



    Vorgedanken:


    Eltern, Kind, aber auch Erzieher bewegen beim Start in eine außerfamiliäre Betreuung innerlich viele, meist eher unbewusste und nicht ausformulierte Gedanken, Fragen und auch Sorgen. Das könnten unter anderem ähnliche - oder auch völlig andere - sein:


    Mutter / Vater an die Erzieherin:


    Wird sie mein Kind mögen und verstehen?
    Kann ich von meinen Ängsten sprechen, meinen Zweifeln,vielleicht auch von meinem Misstrauen?
    Wird sie mein Kind an sich reißen, weil sie denkt, sie wäre "pädagogisch besser"?
    Wird sie in Konkurrenz zu mir treten?


    Erzieherin an Mutter /Vater:

    Werden sie sie mich als Erzieherin ihres Kindes auch innerlich akzeptieren?
    Werden sie offen oder verschlossen sein für Gespräche mit mir?
    Empfindet sie mich als Konkurrentin oder als Partnerin?
    Wie bewertet sie meine Ausstrahlung, meinen Umgang mit dem Kind, bin ich ihnen sympathisch?
    Trauen sie mir zu, gut für ihr Kind zu sorgen?


    Mutter / Vater ans Kind:



    Wirst du ohne mich/uns zurecht kommen?
    Wirst du mich/uns vermissen?
    Wirst du die Erzieherin irgendwann vielleicht lieber mögen als uns?
    Wird es dir hier auch wirklich gut gehen?


    Kind am Mutter / Vater:



    Wirst du mich in dieser Fremde alleine lassen?
    Wirst du meine Angst verstehen, weil alles für mich fremd ist?
    Wirst du so lange bleiben, bis ich hier vertraut bin?


    Wirst du auch meine Neugier verstehen und mich ausprobieren lassen?
    Bist du damit einverstanden, dass ich gerne hier bin, wenn ich mich nicht mehr so fremd fühle?
    Magst du meine Erzieherin, vertraust du ihr?


    (Nach "Eingewöhnung Kita" - Uni Bielefeld)


    _________________________________________________________________________________________


    Meine Gedanken zu einer „familienorientierten“ Eingewöhnung



    Für wen?

    - für alle Familien, deren Kinder neu in eine Betreuungsform kommen – wenn möglich in angemessener Weise auch dann, wenn die Betreuungsform gewechselt wird (Tagesmutter zu Krippe. Krippe zu Kindergarten, Alter Kindergarten zu neuem Kindergarten... )


    - auch Kindergartenkinder brauchen in der Regel eine Eingewöhnung! Je besser ein Kind eingewöhnt ist, desto besser wird es sich im weiteren Verlauf entwickeln (weniger krank sein, mehr lernen, seelisch stabiler sein...)


    - können die Eltern aus irgend einem Grund die Eingewöhnung nicht durchführen (Plötzlicher Ausbildungsbeginn, Erkrankung...) sollte trotzdem unbedingt versucht werden, dem Kind eine Eingewöhnungszeit zu ermöglichen. Diese können dann auch andere vertraute Personen (Oma,Opa, Paten...) übernehmen.


    - kann in ganz seltenen Fällen keine oder nur eine kurze Eingewöhnung gemacht werden, ist es Aufgabe der Betreuungspersonen, es dem Kind so leicht wie möglich zu machen, in dem sie ihm so viel Vertrautes wie möglich
    bieten, sich Anfangs an seinem ganz individuellen Tageslauf orientieren und sich besonders darum bemühen, seinen Bedüfrnissen nachzukommen.


    Ziel der Eingewöhnungszeit:

    - Aufbau einer guten Beziehung zu Kind und Eltern


    - Die Eltern lernen die Tagesabläufe kennen und können sich davon überzeugen, daß ihr Kind hier liebevoll und bedürfnisorientiert betreut wird


    - Schaffung einer Vertrauensbasis, die es den Eltern ermöglicht, ihr Kind mit gutem Gefühl in der Betreuung zu lassen


    - Kontakte zu weiteren Betreuerinnen und zu den anderen Kindern herstellen, gegenseitiges Kennenlernen


    - dem Kind ein schrittweises Einleben in die Abläufe in der Betreuung ermöglichen


    - eine Erzieherin wird zur Bezugsperson, die die gesamte Eingewöhnungszeit und darüber hinaus in der Betreuung der „sichere Hafen“ für das Kind sein wird, von dem aus ein in SEINEM Tempo die neue Umgebung erkundet.


    Für mich wichtige Punkte:


    - es sollte IMMER eine konkrete Bezugserzieherin geben, die sich anfangs in den ersten (kurzen) Schnuppertagen sehr viel und teilweise auch ausschließlich dem Kind widmen kann und auch später als Bezugsperson, Ansprechpartnerin der Eltern zur Verfügung steht


    - Kontakte zu andren Erzieherinnen sind natürlich in Ordnung und sollten im Laufe der späteren Eingewöhnungsphasen auch gezielt gesucht werden, da das Kind auch später von anderen Personen betreut werden wird, die Bezugserzieherin sollte dabei aber als „sicherer Hafen“ anwesend sein. Anfangs ist aber darauf zu achten, dass da Kind nicht durch zu viele fremde Personen verwirrt und verunsichert wird.


    - sollte das Kind zeigen, daß es sich zu einer anderen Betreuerin mehr hingezogen fühlt, wird das akzeptiert und Kollegen und Eltern besprechen den weiteren Verlauf (Bezugserzieherin belassen, aber viele Kontakte zur anderen ermöglichen oder ggf. sogar ein Wechsel). Und zwar OHNE sich persönlich angegriffen oder abgelehnt zu fühlen.



    Vor der eigentlichen Eingewöhnung:


    - Vor dem eigentlichen Start der Eingewöhnung gibt es ein Treffen mit den Eltern und eventuell dem Kind. Dabei können erste Kontakte hergestellt werden.


    - die Eltern bekommen, wenn noch nicht geschehen, eine schriftliche Konzeption und die Hausordnung (und ggf. andere wichtige Informationen) des Kindergartens, damit sie sich zu hause in Ruhe damit beschäftigen können.


    - Außerdem ist bei diesem Treffen ausreichend Zeit für ein Gespräch über die Vorstellungen, Erwartungen, aber auch
    Sorgen der Eltern (siehe oben), eventuelle Besonderheiten des Kindes bzw. der Familie, Wissenswertes, daß dem Kind das Einleben leichter machen kann.


    - Dabei sind nur Dinge zu erfragen, die für die Betreuung relevant sind. Stilldauer oder Schlafplatz oder ähnliche sehr persönliche "Familienarrangements" z.B. sind das in den meisten Fällen NICHT.


    - Der Ratschlag, das Kind abzustillen oder nicht mehr in den Schlaf zu stillen, ist unangebracht.
    Einschlafstillen ist KEIN Hinderungsgrund für ein gelungenes Schlafritual in der Kinderkrippe oder bei der
    Tagesmutter, da für viele Kinder die Trennung „Andere Person – anderes Schlafritual“ einfacher nachzuvollziehen ist als eine Verunsicherung durch das plötzliche Verweigerung des gewohnten (und grade bei Veränderungen als Sicherheit gebrauchten) Einschlafstillens zu Hause.

  • Ablauf der Eingewöhnung, 1. und 2. Phase (Kennenlernen und erste Trennungsversuche):


    - die ersten Besuche sind kurz, wenn möglich zu einer Zeit, zu der wenige Kinder da sind und die zukünftige Bezugserzieherin Zeit für Kind und Begleitperson hat. Sie werden beendet, so lange das Kind noch gerne da ist, BEVOR
    es müde und vielleicht quängelig wird, damit die Verknüpfung möglichst postiv besetzt ist.


    - diese Besuche können langsam in der Dauer gesteigert werden, immer im Tempo des Kindes. Das zu erfühlen (und ggf. auch umzuentscheiden) ist Aufgabe der "Großen".


    - bevor überhaupt an Trennung gedacht wird, muss die Erzieherin begonnen haben, sich zu einer Bezugsperson "zu machen". Bewusst aktiv formuliert, denn sie ist die Erwachsene, sie gestaltet den Prozess.


    WIE genau das aussieht, das muss sie erspüren, ein Kind braucht es, dass man auf es zugeht, bei einem anderen muss man sich ganz zurückhalten und abwarten bis es kommt, bei den meisten irgendwas dazwischen.


    - dieser Bindungsprozess geht nicht erst erst los, wenn die Eltern gehen, sondern er sollte zu diesem Zeitpunkt schon recht deutlich fortgeschritten sein!


    Die Eltern gehen erst dann für eine kurze Zeit, wenn die Bindung zur Erzieherin/Tagesmutter schon da ist und das
    Kind sich sichtbar löst und die Eltern nur noch als "Hintergrund" braucht.


    - Idealerweise können die Eltern, wenn das Kind anfangt, selbständig auf Erkundung zu gehen, etwas Praktisches tun, das signalisiert: "Ich bin DA, aber ich gehe meiner Sache nach, mir geht es gut damit. Du darfst also ganz frei deinen Interessen nachgehen." Das verhindert, dass sensible Kinder in einen Loyalitätskonflikt kommen, wenn sie um
    zu spielen ein Elternteil "verlassen".


    - Wenn Eltern "nur" sitzen und lesen oder gar nur schauen z.B. ist das für manche Kinder nicht genug "tun", Wenn Mama nur liest, kann sie auch mit mir spielen oder mir vorlesen, wenn sie ... (Weihnachtsdeko) bastelt, hat sie dafür die Hände nicht frei.


    - Klappt das, kann man auch sagen:; "Schatz, ich bastel drüben weiter, da ist mehr Platz (putz schnell drüben XY...), viel Spaß beim Spielen!" und schauen, ob das Kind so weit ist.


    - kann die Erzieherin das Kind aktiv in die Abläufe einbinden, kann sie es auch ablenken bzw. trösten, wenn etwas mal nicht ideal läuft? Erst dann kann man überhaupt an eine Trennung denken.


    So lange das Kind sich nur im Meterabstand um die Eltern herum bewegt, permanent Blickkontakt braucht und Kontaktangebote der Erzieherin oft zurückweist, ist Trennung einfach noch nicht dran.


    - grundsätzlich KEINE ersten (oder nach Pause ersten) Trennungsversuche an Montagen (oder nach Feiertagen, nach Urlaub, Krankheit... ) oder wenn das Kind müde oder kränklich ist.


    - erste Trennung heißt nicht, daß die Eltern das Haus verlassen oder für eine vorher festgelegte Zeit abwesend sind, erste Trennung heißt, Trennung für Sekunden, später für 2, 3 Minuten.


    „Mama holt sich mal ein Taschentuch aus der Garderobe, Papa geht mal aufs Klo...“ - und ist idealerweise da, BEVOR das Kind weint.


    - Wenn das Kind nämlich erstmal weint, ist das Risiko groß, daß "Mama/Papa geht" mit Verunsicherung und "aus Angst weinen" gekoppelt werden. Die Kopplung "gehen "und "Ich bin hier sicher, Susi ist da und spielt mit mir und
    Mama kommt ja gleich wieder, ehe ich mir Sorgen mache" ist nun mal deutlich besser. Der nächste Schritt ist vielleicht, etwas aus dem Auto oder dem Keller zu holen...


    - Trennungen werden zeitlich langsam aufgebaut, gibt es ein Problem, geht man zurück, wartet ein paar Tage und baut dann neu auf. "Durchziehen, weil man einmal angefangen hat" bestätigt dem Kind nur, daß seine Angst, daß es morgen wieder verlassen wird und wieder keiner kommt, wenn es weint(und so empfindet es das nun mal in dieser Phase, wenn
    es weint) berechtigt ist und macht eine echte Eingewöhnung schwerer (bis unmöglich)


    - weint das Kind oder wirkt unglücklich und lässt sich nicht innerhalb kurzer Zeit (damit meine ich wenige Minuten) trösten und ablenken, werden die Eltern SOFORT gerufen (und sollten in kurzer Zeit da sein können).
    Völlig egal, wie lange die Trennung ursprünglich geplant war.

    Darauf müssen sich die Eltern verlassen können, damit sie Vertrauen haben können!


    - gibt es an irgend einer Stelle Zweifel darüber, wie der weitere Verlauf zu gestalten ist, können die Erzieherinnen aus ihrem Erfahrungsschatz berichten und Vorschläge - die letzte Entscheidung treffen aber die Eltern. Das ist ihr Recht und SIE sind die Fachleute für IHR Kind.


    - der Weitere Verlauf richtet sich ebenfalls nach dem Kind, wenn das Kind die ersten Trennungen problemlos verkraftet,sich wohl fühlt, bei Bedarf ablenken oder trösten lässt und auch später zu Hause keine Anzeichen zeigt, daß es damit nicht klar kommt, kann zügig damit fortgefahren und die Zeit nach und nach gesteigert werden.


    - Zeigt das Kind aber gleich oder später stärkere Verunsicherung oder weint gar, wird NICHT weitergemacht sondern der aktuelle Stand beibehalten oder noch mal "weiter vorne" mit der Eingewöhnung begonnen. Bei Bedarf auch für eine längere Zeit, bis es sich wieder stabilisiert hat.


    Stabilisierungsphase:

    - das Kind bleibt problemlos über einen längeren Zeitraum da. Nun kann es verstärkt auch andere Personen kennenlernen, damit es im Falle eines Erzieheriwechsels (Krankheit, Urlaub...) nicht plötzlich vor fremden Menschen steht. Das „Bezugserzieherin = sicherer Hafen in neuen Situationen“-Prinzip bleibt weiterhin bestehen.


    - Dazu nehmen die anderen Erzieherinnen von sich aus Kontakt auf, begrüßen das Kind, versuchen es in kurze altersgerechte Interaktionen einzubeziehen.


    - „Rückschritte“ sind auch jetzt noch normal und kommen immer wieder vor. Wenn möglich, sollte darauf eingegangen werden (Zeit noch mal verkürzen, nach Krankheit noch mal mit Elternteil kommen...) .
    Ein „Durchziehen“ des vorher erreichten Standes ist eher schädlich und kann die ganze Vorarbeit kaputt machen.
    Sollte das nicht möglich sein (weil die Eltern nicht frei nehmen können), muss die Bezugserzieherin verstärkt um die Bedürfnisse des Kindes kümmern (in einer Tragehilfe tragen, mehr Zuwendung...)


    - Beim Abschied dem Kind vertrauten Gegenstand mitgeben, wenn man Mamas Tuch oder sein
    Schnuffeltierchen dabei hat, ist es auch auf dem Schoß einer etwas fremderen Erzieherin gleich viel vertrauter oder wenn es der Erzieherin sein Kuscheltier oder ein Mini-Buch o.ä. zeigen kann, ist gleich ein Kontakt da.


    - Familie + Betreuung entwickeln, wenn dem Kind der morgendliche Abschied nicht so leicht fällt, gemeinsam ein Ritual, daß von allen Erzieherinnen mitgetragen wird, die das Kind morgens in Empfang nehmen. Das muss kein ausführliches Ritual sein, denn es wollen ja noch andere Kinder begrüßt werden. Man kann z.B, die Kleinen nach der Begrüßung und Verabschiedung der Bringenden kurz hochgenommen, sind ans Fenster gegangen und schauen, ob ein Vogel am Vogelhaus ist (Man den Nachbarskater sehen kann, ob es regnet...), man kann das Kind auf ein Kleidungsstück (Oh, dein gelber Pulli bringt gleich den Sonnenschein mit rein) , eine Haarspange, sein Schmusetier ansprechen oder man kann gemeinsam etwas holen/erledigen (Komm, du bist doch gerne der Helfer, wir holen schon mal XY fürs Frühstück, füttern
    das Kindergartentier, so vorhanden. ..) . Auch Kinder, die selber noch nicht sprechen können, nehmen diese Interaktion genau wahr. Das reicht oft schon, um den Übergangsmoment abzufedern.



    Weiterer Verlauf:


    - Die Eltern (oder eine weitere Bezugsperson) bleiben auch weiterhin jederzeit erreichbar und können bei Krankheit o.ä. das Kind abholen


    - Erzieherinnen und Eltern bleiben über die gesamte Kindergartenzeit in engem Kontakt., Dazu werden Tür- und Angelgespräche, Dokumentationen, geplante Entwicklungsgespräche oder spontane Gespräche ... genutzt. (Immer mit Verständnis dafür, dass die Arbeit mit den Kindern vor geht und darum bei Bedarf ein Termin außerhalb der Kontaktzeit der Erzieherin gefunden werden muss) .


    - Über besondere Vorkommnisse werden die Eltern informiert, andersrum erzählen die Eltern der Erzieherin von Dingen, die das Verhalten/die Bedürfnisse des Kindes im Kindergarten beeinflussen könnten, damit die darauf Rücksicht nehmen können.



    So, das war´s erst mal. ich könnte noch eine Menge schreiben, aber ich fürchte, es ist so schon zu viel und zu unübersichtlich...


    Mir ist klar, daß selten alles komplett reibungslos klappt und dass viele Einrichtungen sich mit der Eingewöhnung schon viel mühe geben - daß aber leider in viele Kindergärten bzw. die Erzieherinnen da noch sehr veraltete Einstellungen zu dem Thema haben. Aber wenn immer mehr Eltern darauf bestehen, daß ihr Kind in SEINEM Tempo eingewöhnt wird, wird sich auch da etwas ändern.


    Trin

  • - Trennungen werden zeitlich langsam aufgebaut, gibt es ein Problem, geht man zurück, wartet ein paar Tage und baut dann neu auf. "Durchziehen, weil man einmal angefangen hat" bestätigt dem Kind nur, daß seine Angst, daß es morgen wieder verlassen wird und wieder keiner kommt, wenn es weint(und so empfindet es das nun mal in dieser Phase, wenn
    es weint) berechtigt ist und macht eine echte Eingewöhnung schwerer (bis unmöglich)


    - weint das Kind oder wirkt unglücklich und lässt sich nicht innerhalb kurzer Zeit (damit meine ich wenige Minuten) trösten und ablenken, werden die Eltern SOFORT gerufen (und sollten in kurzer Zeit da sein können).
    Völlig egal, wie lange die Trennung ursprünglich geplant war.



    Erzähl das mal den Erzieherinnen hier im Umkreis... #augen Mir wurde tatsächlich erzählt, dass mein kleiner 3jähriger höchst manipulativ wäre und genau wisse, was er zu tun hätte, um Mami um den Finger zu wickeln #augen ... Echt ... ich hab 3 Kinder im KiGa gehabt, aber sowas ... sorry ... dämliches hab ich echt noch nie vorher gehört. Schon klar... Kinder sind von Grund auf BÖSE X( Die Einstellung der Erzieherinnen dazu hier war echt haarsträubend...


    Aber danke Trin für deine Ausführungen, die ich voll und ganz unterschreiben kann. #herz


    LG Ditta

    Alles, was einmal war, ist immer noch. Nur in einer anderen Form. (Hopi-Weisheit)



  • Wow Trin toll, dem ist nichts hinzu zu fügen. Danke fürs Aufschreiben! !


    Edit: wir haben ja einige Kindergärten durch und sind jetzt in einem, in dem die Eingewöhnung wirklich genau so lief. Ich glaube ich muß den Erzieherinnen öfter sagen, wie toll sie ihre Arbeit machen, denn das findet man nicht überall

  • Vielen Dank Trin. Das ist gar nicht zu viel oder durcheinander. Du bringst es wunderbar auf den Punkt. Für alle beteiligten Seiten.

    Viele Grüße SonnenLotte #sonne
    mit Groß (4/12) #love und Klein (3/16) #herzen

  • Dankeschön! Wir haben zwar noch ein paar Monate Zeit (und ich merke gerade: zum Glück!!!) aber deine Ausführung und refkexionsfragen sind sehr gut und werden helfen!

  • Oh, wie toll! Vielen Dank, liebe Trin! #laola


    (edit: Und ich traue mich einfach mal zu fragen, ob du auch ein paar Ideen/Erfahrungen zur Schlafgewöhnung hast... das ist nämlich immer noch unsere Baustelle...)

  • Danke für die ausführliche Zusammenfassung. Was du schreibst, bestärkt mich darin, dass bei uns so ziemlich fast alles falsch gelaufen ist. Das Ergebnis ist: kein Vertrauen hat sich aufbauen können, und es wurde wahrscheinlich immer schlimmer, weil ich mich nicht durchgesetzt habe und mein Kind viel zu oft weinend abgegeben habe. Zwischenzeitlich dachte ich, dass ich mich einfach zwingen müsste, zu vertrauen, um meinem Kind nicht im Wege zu stehen... :wacko:
    Nachdem er einige Wochen lang zwar immer weiter sagte, dass er nicht in den Kiga will, aber dann doch ohne Tränen blieb und mich verabschiedete, sind wir jetzt wieder in einer Phase, wo er sehr kämpft, viel weint (neuerdings auch zwischendurch im Kindergarten) und uns immer wieder sagt, dass er sich dort nicht wohl fühlt. Wir warten auf einen Wechselplatz und ich könnte mich gerade in den a*** beißen dafür, dass ich ihn nicht früher schon dort rausgenommen habe.

    "Eigentlich weiß man nur, wenn man wenig weiß. Mit dem Wissen wächst der Zweifel." (Goethe)

  • soweit die Theorie....
    und dann ist nach der ersten Woche in der alles wunderbar geklappt hat Montags die Bezugserzieherin krank. Dienstags dann noch 2 weitere Erzieherinnen so das ich die Wahl habe entweder mit da zu bleiben oder den Kleinen (wird in 3 Monaten 3) wieder mit heim zu nehmen, weil keine Zeit hat sich um ihn zu kümmern.


    edit: trotzdem Danke für diesen Beitrag
    ich mag deine Postings sehr #top

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    Liebe Grüße von Michaela


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    Einmal editiert, zuletzt von mi-ka-do ()

  • Hallo,

    soweit die Theorie....


    Ja, Theorie ...



    Aber ich brauche Theorien und Ideale, um mich daran zu orientieren, auch wenn mir klar ist, daß man sie nie in vollem Umfang erreicht.


    Vermutlich bin ich auch einfach zu anspruchsvoll, denn mir ist bei der Zusammenfassung noch mal klar geworden, daß ich hier weit und breit tatsächlich keine Krippe kenne (auch nicht die, in denen ich selber gearbeitet habe), die das auch nur zum großen Teil so umsetzen würde. Dazu die allgemeine pädagogische Einstellung und der üble Personalschlüssel (von 0-3 Jahren 1 zu 6, was in der Praxis zeitweise 1 zu 8 oder auch mal mehr) das erklärt, warum ein gute, am Kind und auf eine feste Bindungsperson hin orientierte Eingewöhnung kaum wirklich im Krippenalltag umsetzbar ist....


    Vielleicht ist es auch gar nicht gut, da so hohe Ansprüche zu haben, man ärgert sich nur, wenn sie eh nicht umgesetzt werden können?

    Mir ist es z.B. selber als Erzieherin so gegangen, daß ich dabei war, ein Kind langsam und sanft einzugewöhnen. Das Kind war eher zurückhaltend, die Eltern hatten Zeit... Bindung wuchs, erste kleine Trennungen (siehe oben) klappten, bis dahin lief alles gut.

    Eines Tages kam ich auf Arbeit und meine Kollegin (die an vielen Punkten sehr andere pädagogischen Ansichten hatte als ich), hatte das Kind panisch brüllend auf dem Arm (immerhin wenigstens das, vermutlich mehr, damit es nicht weglief, beschäftigt hat sie sich nicht mit ihm.
    Die Eltern waren durch meinen Dienstplan bedingt etwas vor mir da und dachten, sie könnten wie sonst auch eine Weile mit dem Kind zusammen da sein und wenn ich da bin, versuchen wir es mit der ersten "richtigen" Trennung.

    Sie hat ihnen aber eingeredet, man müsse das jetzt mal so machen. Und warum auch immer, haben sie ihr geglaubt... Das Kind muss lernen, daß es nicht nur nach seinem Kopf geht, es müsse nun mal auch mit anderen Erzieherinnen klar kommen, sonst würde das NIE was usw.


    Von dem Tag an ging gar nichts mehr mit tränenloser Trennung, das Kind wurde jedes mal schon beim versuch panisch und den Eltern lief die Zeit davon. Irgendwie haben wir es hingekriegt, daß es für das Kind nicht zu dramatisch wurde, aber "gut verlaufen" ist was anderes.

    Echt da könnte ich K. ... und leider ist das hier an vielen Stellen nach wie vor üblich. Eingewöhnung in der Theorie, ja, in der Praxis ab Tag X dann doch die brachiale Variante.
    Da frage ich mich dann, ob ich es mir mit meiner Einstellung nicht unnötig schwer mache und bin froh, derzeit mich viel älteren Kinder zu arbeiten (da gibt´s andere Sachen, die ich nicht toll finde, aber es zerreißt mich nicht mehr ganz so sehr).


    Trotzdem denke ich, daß es wichtig ist, eine Art "theoretisches Grundgerüst" zu haben, das man anstrebt. Daß man im "echten Leben" da leider oft Abstriche machen muss, ist wohl leider so... Aber wenn ich weiß, was ich gut fände, kann ich vielleicht zumindest das ein oder andere davon umsetzen.

  • Danke Trin, für die tolle Zusammenfassung (auch wenn es uns nicht mehr betrifft).
    Ich bin sehr froh, dass meine Kinder alle eine solche Eingewöhnung machen konnten. Die Eingewöhnungen entsprachen sicher nicht 100%-ig diesem Ideal, kamen ihm aber sehr nahe.


    Was ich in unserem Kindergarten noch sehr schön finde, ist eine kontinuierliche Betreuung über die Jahre hinweg.
    Hier wechselt immer wenn möglich ein Krippenerzieher/eine Krippenerzieherin mit einer Gruppe Kinder mit in den Kindergarten und betreut sie dort weiter. Meine Mittlere hatte z.B. eine ihrer Erzieherinnen 5 1/2 Jahre von der Eingewöhnung bis zum Schulanfang. Da baut sich dann schon eine besondere Beziehung auf.
    Also so lange muss ja nicht unbedingt sein, aber ich finde es wichtig, Erzieher nicht abrupt zu wechseln, sondern immer zumindest eine bekannte Bezugsperson bei den Kindern zu lassen.

  • Gut, dass ich das gestern Abend noch gelesen habe. Hatte gerade ein Gespräch in einem kiga, bei dem wir uns jetzt erst gar nicht auf die Liste setzen lassen,weil es ab dem 3 Geburtstag nur noch 2 oder 3 schnuppertage gibt, und dann eine "Eingewöhnung" ohne Eltern... Als ich in Frage gestellt habe, ob das nach einer schlechten Erfahrung für uns so funktionieren könne, kam gleich: jaa, dann müsse man mal sehen, WER sich da nicht lösen kann #hammer
    Aber Ausnahmen könnten sie schon aufgrund der Personalsituation nicht machen.

    "Eigentlich weiß man nur, wenn man wenig weiß. Mit dem Wissen wächst der Zweifel." (Goethe)

    2 Mal editiert, zuletzt von bärin ()

  • Ja das alte Totschlag-Argument, WER sich nicht lösen könne... #augen X( DAS IST SOOOOO DUMM... echt...ich krieg da son Hals, wenn die mir damit kommen... X(

    Alles, was einmal war, ist immer noch. Nur in einer anderen Form. (Hopi-Weisheit)



  • Ich finde deine Worte auch toll, wenn es so laufen könnte, wäre es super!


    Ich bin Erzieherin, und leider kenne ich auch die andere Seite der Medaille... ;( .


    Wenn du in einer Einrichtung arbeitest, wo Kolleginnen erkranken, und der Arbeitgeber am anderen Ende der Stadt in seinem schicken Büro sitzt, und meint, das Unterstützung nicht nötig ist....


    Wenn die Leitung der Einrichtung Vorgaben macht, die zu schlechter Grundstimmung im Team führen...


    Wenn dank Kibiz und den daraus resultierenden vergebenen Personalschlüssel seltsame Arbeitszeiten (gerne verkauft als Optimierung #hammer ) vorgegeben werden.


    Wenn Eltern , die natürlich nur ihr Kind im Blick haben, sich selbst kaum trennen können, jede Regung seitens der Erzieherin als persönlichen Affront wahrnehmen....


    Ich liebe meinen Beruf trotzdem und versuche täglich mein Bestes #freu !

    Kinder brauchen Schatzsucher und keine Fehlerfinder :)

  • Vielen Dank, Trin!
    Ich hatte tatsächlich schonmal überlegt, ob ich Dich bitte, so einen Artikel zu schreiben!


    Eine Frage hätte ich dennoch: Gibt es denn irgendwelche Belege oder Studien, die besagen, dass die begleitete Eingewöhnung "besser" (oder zumindest aktueller) ist? Oder ist es nur etwas, was sich Eltern wünschen, und die unbegleitete "Eingewöhnung" ist im Grunde genauso gut fürs Kind?


    Liebe Grüße und nochmal vielen Dank für Deine Mühe!!!


    orange

  • Von mir auch: Danke, Trin.


    Du erinnerst dich möglicherweise, dass wir auch kürzlich ein Eingewöhnungsproblem hatten. Wir haben uns mit der Kita nicht einigen können und entnervt aufgegeben.


    Meine Frage in die Runde wäre jetzt: Was ist das Codewort, wie erkenne ich eine Kita, die so eine Eingewöhnung macht? "Angelehnt an das Berliner Modell" reicht nicht, das haben wir gerade ausprobiert.


    Zu der Frage von orange, ob eine andere "Eingewöhnung" bzw. das ins-kalte-Wasser-werfen fürs Kind genauso gut ist: Ich finde das unmittelbar einleuchtend, dass das nicht genauso gut sein kann. Die entscheidende Frage ist aber vermutlich "nach welchem Maßstab?". Wenn man die späteren schulischen Leistungen anschaut, wird man wahrscheinlich keinen Unterschied finden. Den Unterschied findet man eher in der Frage, wie sehr das Kind sich und die Welt mag. Und das ist vermutlich nicht besonders gut messbar.

  • Danke für diese tolle Zusammenfassung.
    Ich werde mir das mal ausdrucken, damit ich es griffbereit hab, wenn es bei uns soweit ist :)


    Talpa: Du schreibst, dass due Eingewöhnung nur so kennst. Ist das echt der Standard bei euch? Habt ihr einen so viel besseren Personalschlüssel? Denn hier ist das, soweit ich es mitbekomme, die große Ausnahme, wenn es so läuft

  • Genau so würde ich es mir wünschen.... Unser KiGa war bei der Eingewöhnung relativ nah am Berliner Modell, mein Mann durfte sogar von Herbst bis Ostern eingewöhnen.


    Aber verinnerlicht haben die Erzieherinnen das Konzept nicht und das merkte man bei Feinheiten, Bemerkungen usw...