Unschöner Umgangston "beobachtet" - Was tun?

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  • Liebe Raben,


    Seit Tagen will diese Szene nicht aus meinem Kopf heraus:


    Ich fahre auf dem Fahrradweg. Vor mir (auf dem Fahrradweg) eine Mutter mit Kinderwagen, neben ihr (auf dem Fußweg) ihre Tochter.
    Die Tochter war geschätzt 5 Jahre alt und hatte einen ausgewachsenen Schäferhund an der Leine. Ich klingle, weil so kein Durchkommen ist.
    Die Mutter tut daraufhin gar nix. Das Kind geht ganz an den Rand des Fußwegs und versucht den Hund (viel zu groß für sie) zu sich zu ziehen.
    Der Hund reagiert kaum. Ich schlängle mich also langsam auf dem Fußweg zwischen Hund und Kinderwagen durch. Geht schon.
    In dem Moment in dem ich an den beiden vorbei fahre schreit die Mutter das Kind an: "(Name des Kindes), du Sau! Pass auf den Hund auf, die Frau kommt wegen dir nicht durch, du Schlampe!"
    Ich war total perplex, bin aber einfach weitergefahren. Tonfall und Wortwahl waren echt richtig schrecklich. Hatte Magenschmerzen danach.


    Seitdem überlege ich, wie ich hätte reagieren können. Aber mir fällt irgendwie nix passendes ein.
    Weiterfahren? - habe ich gemacht. Fühlt sich doof an.
    Der Mutter sagen, dass ihr Tonfall unangebracht ist? - Das ändert doch auch nix und am Ende kriegt es wieder das Kind ab, oder?
    Dem Kind sagen, dass ich schon durchpasse? - Bringt das Kind in ne doofe Situation in der die Mama was anderes behauptet als der Fremde Erwachsene


    Hat jemand nen guten Vorschlag? Nicht nur auf die Situation bezogen, sondern allgemein?
    Wie reagiert ihr, wenn ihr den Umgang von Eltern mit ihren Kindern unschön findet?
    Klappe halten, weil es einen nix angeht? Nur reagieren, wenn man ne freundschafliche Beziehung zu den Eltern hat? ...


    Ich fühle mich da manchmal echt überfragt. Will auf der einen Seite nicht wegschauen. Auf der anderen Seite Situationen nicht noch blöder machen durch einmischen...


    Also, her mit eurem Patenrezept :D

    • Offizieller Beitrag

    Kein Patentrezept - und ich wäre in dem Moment sehr, sehr wahrscheinlich genauso perplex wie du gewesen.


    Aber jetzt mit Abstand - der Mutter sagen, dass sie sich komplett im Tonfall vergriffen hat. Und sei es nur, damit das Kind den Feedback bekommt, dass diese Form des Umgangs nicht normal ist. Das arme Kind :(

    Hermine und drei Jungs (04, 07 und 09)

    ---

    demokratische Ordnung braucht außerordentliche Geduld im Zuhören und außerordentliche Anstrengung, sich gegenseitig zu verstehen

    Willy Brandt, 1969

  • Ich bin schon beim Lesen perplex. Und hoffe irgendwie, dass die Kinderwagen schiebende Frau nicht die Mutter sondern vielleicht die pubertierende Tochter/Babysitterin war?

  • mir schnürt es schon beim lesen die Kehle zu, das Schlimmste an solchen Situationen ist für mich jeweils die Vorstellung wie solche Personen mit Kindern umgehen wenn niemand dabei ist ;(


    kann sein, dass ich auch perplex gewesen wäre, aber vermutlich wäre ich abgestiegen und hätte die Frau darauf angesprochen, dass sie gefälligst nicht so mit dem Kind sprechen soll #motz und das in einem nicht sehr netten Ton, ich kann mich nämlich kaum beherrschen in solchen Momenten, nicht gerade Vorbildlich ich weiss #angst

  • Ich wäre auch perplex gewesen...aber was mir dazu beim Lesen als erstes einfiel - vielleicht hatte sie Tourette?!

  • Ich hätte wahrscheinlich in der Situation auch nicht richtig reagieren können, am besten wäre sicher in Ruhe zu sagen dass der Ton daneben gewesen ist und man so mit einem anderen Menschen nicht umgeht. Aber gemacht hätte ich wohl entweder gar nichts- und mich hinterher sehr geärgert über mich - oder was sehr unfreundliches gebrummelt im weiterfahren. Und ich bin jetzt immer noch baff, wie manche Menschen sich sogar vor Publikum benehmen.

  • Wenn Kinder in meinem Beisein gemaßregelt werden, ergreife ich meistens Partei gegenüber dem Kind, ich sag also was Nettes zum Kind, das entlastet oft auch die Mutter, die vielleicht meint, sie muss das Kind wegen mir ruhigstellen. Aber in der von Dir beschriebenen Situation wäre ich wahrscheinlich auch so perplex gewesen, dass ich gar nicht reagieren hätte können. Blöde Situation, das arme Mädchen!

  • Oh man …
    Ich denke nicht das es das richtige ist, aber ich hätte die Mutter in der Situation wohl darauf hingewiesen, dass sie am Radweg ist und ihre Tochter im Gegensatz zu ihr am Fußgängerweg ...

  • Ich hätte (wenn es mit nicht total die Sprache verschlagen hätte) überaus freundlich reagiert. So in die Richtung: Bitte keine Umstände wegen mir, ich hatte gar keine Mühe vorbei zu kommen.
    Das hätte die Situation wenigstens für das Mädchen entschärft und sie wäre nicht direkt angesprochen worden, was ihr peinlich für sie hätte sein können oder die Wut der Mutter verschärft hätte.


    Die Wortwahl und die Art und Weise wie die Frau das Mädchen angeschrien fällt unter seelische Verletzung und Entwürdigung, eigentlich sollte da das Jugendamt mal drauf schauen, Beratung und Hilfen anbieten. Aber wer weiß, vielleicht, bzw. hoffentlich wird die Familie ja schon betreut.


    Mittendrin in so einer Situation ist man als Außenstehender leider ziemlich hilflos und überfordert.

    Jedes Kind ist mein Einziges
    Miriam Gillis-Carlebach

  • Puhh, das ist echt heftig. Ich kann in solchen Situationen weder ruhig bleiben noch den Mund halten. Wahrscheinlich hätte ich das ganze ziemlich ruppig kommentiert und wäre dann weitergefahren. Diskutieren bringt, glaube ich, nicht viel. Und ob man es für das Kind besser macht, wenn man die Konfrontation sucht, bezweifle ich auch. Echt schwierig... :S


    Ich finde übrigens, das ist ein ganz anderes Kaliber als nur ein unschöner Umgangston. Das ist beleidigend und demütigend.

    "Guck mal, hier ist ein bisschen Grün für Deine Kaninchen."
    "Mama, die essen nur Blau!"

  • In solchen Situationen ist es für mich meist unrealistisch, einen wohl überlegten oder längeren Text "aufzusagen", aber nicht reagieren entspräche weder meiner Haltung noch meinem Temperament.


    Ich sage dann was Kurzes, eher streng-schroffes wie "Na, also bitte!" oder "Aber hallo!", jeweils mit ebenfalls streng-schroffer Blickaufnahme. Das funktioniert für mich erfahrungsgemäß gut, flutscht schnell heraus, markiert die Situation als deutlich unangemessen und ist gleichzeitig keine Steilvorlage für eine längere Grundsatzdiskussion oder ein gegenseitiges Anblaffen, was mir dann eher unlieb wäre.


    Zum Kind selbst würde ich irgendwas kurzes, freundliches sagen wie "Geht schon, danke" oder "Ist okay, kein Problem", sodass sich das Kind auch deutlich nicht-gemeint fühlt von der vorherigen Schroffheit.

    They made you think that what you need is what they're selling, made you think that buying is rebelling
    (Zack de la Rocha)

  • ich könnte nun auch nicht beschwören, ob ich so handeln würde, aber: bin ich der einzige, der da sofort denkt "anzeigen wegen gefährdung des kindeswohls"?
    und dann natürlich die frage wie man das praktisch in solch einer situation macht.


    bei jeder direkten reaktion würde ich hier schätzen, dass sich dadurch die situation des kindes im nachfeld noch zusätzlich verschlechtert.

    H A L L O !
    R E G E N B O G E N !
    S O F O R T !

  • Ob ich in dem Moment so schnell geschaltet hätte kann ich jetzt nicht sagen. Das hängt sehr von meiner Tagesform ab und wie ich momentan drauf bin, eher friedlich oder auf Krawall gebürstet. Aber ich erinnere mich, dass wir im Forum mal thematisiert haben, dass eine Stellungnahme von Aussen wichtig für das betreffende Kind ist.


    Die Wahrnehmung ändert sich dadurch und die verbale Misshandlung wird als solche wahrgenommen. Auch wenn man das Kind vielleicht nicht schützen kann, man kann ihm helfen die Situation richtig einzuordnen und für sein späteres Leben dieses Muster abzulegen.


    Also im Zweifel immer was sagen, sobald die Kinnlade wieder da ist.

  • bin ich der einzige, der da sofort denkt "anzeigen wegen gefährdung des kindeswohls"?
    und dann natürlich die frage wie man das praktisch in solch einer situation macht.



    War auch mein erster Gedanke, aber realistisch betrachtet wohl kaum möglich.
    Würde die Frau, z.B. in der Nachbarschaft leben und man würde solche Szenen öfter erleben, dann würde ich das tun. Wäre dann ja auch kein so großes Problem den Namen rauszufinden. Aber bei einer Wildfremden, die man zum ersten Mal sieht und dann noch ohne Zeugen #weissnicht


    Da kann man nur hoffen, dass es Menschen im direkten Umfeld gibt, die da eingreifen.

    Jedes Kind ist mein Einziges
    Miriam Gillis-Carlebach

  • Ich wäre auch perplex gewesen...aber was mir dazu beim Lesen als erstes einfiel - vielleicht hatte sie Tourette?!


    Ich zitiere jetzt einfach mal mich selbst ;) Bin ich die Einzige, die in diese Richtung denkt?!

  • ich, das wäre eine Erklärung 8o Da hätte ich nie dran gedacht.
    Ich hoffe richtiggehend, dass dem so ist, da mir die Vorstellung, dass eine Mutter mit ihrem Kind - auch noch in der Öffentlichkeit - so derartig herabwürdigend spricht, Schauer über den Rücken jagt.

    Jedes Kind ist mein Einziges
    Miriam Gillis-Carlebach

  • Ich zitiere jetzt einfach mal mich selbst ;) Bin ich die Einzige, die in diese Richtung denkt?!


    soweit ich mich entsinne neigen tourette-kranke zu ticks, die eben auch verbal und unschön sein können, richten diese verbalen ausbrüche aber nicht an bestimmte personen.

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    S O F O R T !

  • An Tourette hätte ich auch nicht gedacht, schließe mich barney an. Das sind eher wild in die Gegend gesprochen/gebrüllte "schlimme Wörter", gerne Fäkalsprache, aber nicht gerichtet an jemanden/ eine Situation, wenn ich das richtig erinnere.