Verkäuferstrategien, Wahrheiten und das Gefühl

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  • Im Handel erwarte ich es nicht anders und kann mich drauf einstellen. Entweder lehne ich die angepriesene Alternative ab und geh woanders hin oder ich hab keine Zeit / ist nicht so wichtig und ich nehme das was ich sofort und hier bekommen kann. Ich bin ja frei in meiner Entscheidung und nicht auf den Kopf gefallen.
    Besonders positiv fallen mir natürlich Verkäufer auf, die mich sachlich beraten und auf Manipulationsversuche verzichten (oder es zumindest nicht so plump machen, dass ich mich für dumm verkauft fühle). Die haben gute Chancen, mich als Stammkundin zu gewinnen. Btw hat manchmal das Fehlen des Wunschartikels dazu geführt, etwas neues zu entdecken, das man sonst nie ausprobiert hätte, z.B. bei Lebensmitteln.


    Hochgradig unmoralisch finde ich diese Vertriebstour, wenn ein Gefälle besteht, z.B. intellektuell (der alten dementen Frau am Telefon was aufzuschwatzen..) oder z.B. im Arzt-Patienten-Verhältnis (IGeL-Leistungen), denn in diesen Situationen kann der Kunde sich nicht ausreichend wehren.

  • Ich kann es überhaupt nicht leiden, wenn mir gegen meinen Wunsch etwas aufgeschwätzt wird und mach da ziemlich schnell dicht. Mit sachlichen Informationen, sinnvollen, gezielten Nachfragen und Fachkenntnis hab ich kein Problem.


    Ich versuch es auch so zu halten, wenn ich Kunden berate (ich hab allerdings auf fast nur Artikel, von denen ich überzeugt bin). Ich hab auch schon von bestimmten Produkten abgeraten, wenn ich der Überzeugung war dass es nicht das richtige für den Verwendungszweck war. Bei Kunden, die eher offen sind bzw. sich ein Produkt vorgestellt haben dass es nicht (mehr) gibt konnte ich allerdings auch schon oft eine gute Alternative finden.

    k. (*1979) mit p. (*02/2006), k. (*09/2008), h. (*12/2010) und f. (*09/2015)

  • Das ist genau der Grund, weshalb Kunden dann nach Hause gehen und im Internet kaufen. Ich mag es nicht, wenn Verkäufer mich überreden wollen.


    (Klasse fand ich da allerdings den Verkäufer in einem kleinen Nähladen - der war ein echtes Original - als ich ihn nach seiner Meinung fragte, meinte er, da ich ihn eh nicht zu mir nach Hause einladen würde, müsse ihm das nicht gefallen, sondern nur mir. #freu )


  • Es geht hier um eine grundsätzliche Art der Überzeugung ,dass so gefundene Lösungen für alle Beteiligten ein Gewinn sind. Das wird auch in der Kindererziehung praktiziert und wird auch wenn die Kinder das übernehmen wohlwollend gesehen. Beispiel:
    Es gibt 2 Pferde und 2 Kinder. Beide Kinder möchten das selbe Pferd. Die ältere Tochter überzeugt nun die jüngere, das das andere Pferd für sie das geeignetere ist....( Guck mal, das sieht nur dich an, lässt sich besonders gerne nur von dir putzen...) Das jüngere Kind freut sich nun über das andere Pferd, die ältere freut sich, dass sie das Pferd haben kann was sie wollte....
    Die Mutter findet das gut gelöst...


    ;) Das klappt aber nur die allerersten Jahre, bis das jüngere Kind clever und wehrhaft genug ist, sich nicht mehr über den Tisch ziehen zu lassen.

  • Die Frage die für mich dahinter steht ist: rechtfertigt das entstandene gute Gefühl, bzw die Zufriedenheit mit der entstandenen Lösung die vorhergegangene Manipulation des Gegenübers?

    So langsam verstehe ich die Frage. Google mal "Utilitarismus". Nach dem Nützlichkeitsprinzip, dem Kernprinzip des Utilitarismus, ist diejenige Lösung eine gute bzw. die beste, die zu maximalem Glück (happiness) führt.


    Aushebeln kann man diese Argumentation immer dadurch, dass man postuliert, dass es eben nicht nur um Glück geht, sondern auch um andere ethische Güter (Menschenwürde, Freiheit, Gleichheit, Moral).


    edit: Beispiel aus dem wikipedia-Artikel zum Utilitarismus:

    LG
    AnneL

    2 Mal editiert, zuletzt von AnneL ()

  • Im Sinne des Utilitarismus würde jemand der alten Frau zu Hilfe eilen. In der Theorie bezieht der Utilitarismus nämlich oben genannte Werte immer mit ein.

    Ich hänge mich erst auf, wenn alle Stricke reißen!

  • AnneL, ja genau darum geht es mir. Für mich sind bei der Wahrheit bleiben und das Gegenüber in seiner Meinung/ Art stehen zu lassen sehr wichtige moralische-/ethische- Grundannahmen .Und ich frage mich, ob ich dieses zu hoch stelle, bzw höher als andere und meine Sicht hier eher verschoben ist.


    Ich stoße bei solchen Aussagen wie z.B. von Ohnezahn, dass Manipulieren können gut ist und man es auch in schlichtenden Positionen braucht, schnell an die Grenzen meines Verständnisses. Ich würde mir wünschen, dass man auch ohne bewusste Manipulation zu einem guten Ergebnis mit gutem Gefühl gelangen kann. Aber vielleicht ist das Utopie ...

  • Fakt ist die vom Kunden gewünschte Maschine (nennen wir sie A)ist auch die bessere.


    Nein, auch der Verkäufer hält Maschine A für die bessere...


    Stille, nein, er weiß selber das die andere Marke die bessere ist


    Was denn nun? Ist die bessere Maschine, hält sie für die bessere Maschine, ist die bessere Marke (fehlt: hält sie für die bessere Marke).


    Und kann man das denn so eindeutig sagen? In der Regel gibt es einige objektive Kriterien und eine handvoll Textberichte, die einigermaßen aussagekräftig sind, aber - ich gehe hier von einigermaßen vergleichbaren Produkten aus, denn sonst könnte der Verkäufer dem Kunden ja auch ein rosa Kamel andrehen - im direkten Vergleich zweier kunkurrierender Modelle wird es schwer sein, über Glaubenssätze hinauszukommen. Wie du in deinen abweichenden Formulierungen der Fragestellung ja auch (vermutlich unbewusst) schön deutlich machst.


    Will sagen: Solange diese beiden Fragen (Ist oder glaubt? und: Gibbet dat überhaupt?) nicht geklärt sind, bekommst du nur Bauchfgefühlantworten.

  • ich finde den gesamtansatz unpassend und irgendwie weinerlich.


    was heißt "bessere" kaffeemaschine?
    sowas GIBT es pauschal nicht, würde ich sagen.


    jede kaffeemaschine hat ihre pros und cons.
    ggf. hat die eine mehr funktionen, ist bedienerfreundlicher und höherwertig verarbeitet.
    andererseits hat die andere einen günstigeren preis.
    oder sie ist schlicht VERFÜGBAR, wie in dem beispiel.


    manchmal will man nämlich als kundin nicht drölfzig jahre warten (wenn ich WARTEN wollen würde, könnte ich gleich online bestellen), sondern das ding MITNEHMEN. da ergibt es sinn, wenn mir die verkäuferin eine verfügbare alternative präsentiert und meinetwegen gerne auch vorteile derselben anpreist.


    dass verkäuferinnen verkaufen sollen und dabei auch überzeugen müssen, sollte doch niemand ernstlich bedauern? das gehört nun mal dazu, wenn es keine planwirtschaft gibt, und wir haben jetzt die zustände so, wie sie sind.


    mir ist es lieber, man VERSUCHT, mich mit einem guten gefühl nach hause zu schicken (habe alternative gefunden), als dass man mir trocken bekundet "kaffeemaschine a? nä. hamwer nich da.". ganz sensationell finde ich bäckereiverkäuferinnen, die mir tatsächlich annen kopp knallen: "berliner jungs? nä. die hamwer nich mehr. habich grad den letzten verkauft. müssense ma früher aufstehn." sorry, NEIN.



    lg patrick

  • was heißt "bessere" kaffeemaschine?
    sowas GIBT es pauschal nicht, würde ich sagen.

    Klar. Maschine A und B sind in Sachen Funktion und Preis nahezu identisch. Maschine A ist dafür bekannt, dass sie lange hält. Von Maschine B weiß man, dass sie gerne kurz nach Gewährleistung kaputt geht. Als EIN mögliches Beispiel.


    Davon ab war es ja ein fiktives Beispiel, nehme ich an, um das Prinzip zu erklären.
    Und der Grad zwischen guter Beratung und Manipulation ist eben äußerst schmal. Natürlich wäre "Datt Modell hammer nicht, wiedasähn!" ganz schlechter Service. Aber kurz nach ganz normalem guten Service "Das Modell haben wir nicht, aber darf ich Ihnen etwas Vergleichbares zeigen?" kann es schon anfangen. Als geschickter Verkäufer erkennst du Kunden, die nur deshalb kaufen, weil du so hilfsbereit und aufmerksam warst. Und nutzt das.
    Natürlich. Jeder vertritt eigene Interessen, nutzt seine Fähigkeiten und auch die "Schwachstellen" des Gegenübers.


    Wenn ich rhetorisch geschickt bin, nutze ich das in einer Diskussion doch auch gegenüber meinem Kontrahenten, der sich nicht gut ausdrücken kann.
    Das kann sehr gut sein - wenn mein Gegenüber zur Pegida gehen will und ich es überzeugen kann, dass das dämlich ist.
    Dass kann aber auch katastrophal sein - wenn ich Pegida knorke finde und mein Gegenüber dazu bringe, mit mir dahin zu gehen.

    Es gibt überall auch Gutes in der Welt.
    Selbst RTL hat Ninja Warrior!