Meine heutige Fehlentscheidung

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  • Ich brauch mal ein paar Kopftätschler, wenn möglich. Sagt mir: vergiss es, du hast es ja überlebt oder so was ähnliches bitte.


    Ich hab mich heute nacht so blöd angestellt, hab mich entgegen meinem medizinischen Halbwissen und entgegen meinem Bauchgefühl einem völlig unnötigen Behandlungsrisiko ausgesetzt. Ich ärger mich so dermaßen über mich selbst...


    Also von vorne: letzte Woche wurden mir in München in einem super spezialisierten OP-Zentrum ambulant laparoskopisch drei Myome entfernt. Ich fühlte mich super, bin deswegen vielleicht etwas zu sorglos im Haus rumgelaufen. Dienstag nachts um 3 Uhr bin ich in einer Blutlache wachgeworden, dank meinem Mann hatte ich aber alles im Griff, hab gekühlt, mich sofort im Bad hingelegt alles vollgeblutet, aber nach ca. 2 Stunden war der Spuk vorbei. Ich war dann wieder zu sorglos, hab weder meinem Operateur bescheid gegeben, noch wär ich vorsichtiger geworden. Gestern nachts um 22 Uhr dann erneut heftigste Blutungen. Aber diesmal war ich noch nicht im Bett, mein Mann schon und er hat mich nicht schreien gehört. Ich hab mich auf die Toilette geschleppt, damit ich nicht wieder das komplette Bad vollblute, statt mich sofort hinzulegen. Und als ich da saß und das Blut richtig aus mir rauslief und mir schwarz vor Augen wurde, hab ich 112 gewählt.


    Da fingen meine Fehler dann an: ich hab den Notarzt nicht gebeten, abzuwarten, bis ich die Handynummer von meinem Operateur parat hatte (mein Gedanke: was soll er 200 km entfernt schon ausrichten). Ich hab mich nicht gegen die Krankenhauseinweisung gewehrt (mein Gedanke: In der Klinik bekomme ich ne Spritze, Blutung stoppt, alles gut).


    Der Oberarzt im Krankenhaus wollte schnellstens eine Ausschabung machen, ich hab zwar die Notwendigkeit in Frage gestellt, aber ich konnte es nicht gut genug begründen. Ich hab letztlich darum gebeten, bis morgens abzuwarten, meinen Operateur anzurufen, sich den OP-Bericht faxen zu lassen und dann erst zu entscheiden. Der Oberarzt meinte, am nächsten Tag wär der OP-Saal total verplant, dann würde es mindestens nachmittags werden und ich könnte am nächsten Tag noch nicht heim. Ich merkte an, dass die Blutung ja inzwischen von alleine aufgehört hätte durchs Liegen und dass der Kreislauf dank Infusion wieder stabil wäre und meinte, ich könnte doch eigentlich heimgehen. Er garantierte mir, dass ich dann noch am selben Tag mit der nächsten Blutung wiederkäme. Ich würde die unbedingt nötige Ausschabung nur rauszögern. So - und da hab ich nachgegeben und bin nachts um 2 Uhr im OP gelandet. Im OP-Raum hab ich nochmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass meine Gebärmutter frisch genäht ist, dass vor 5 Tagen 3 Myome zu je ca. 6 cm entfernt wurden, dass es wahrscheinlich eine arterielle Blutung war, weil das Blut im Herzschlagrhythmus kam, dass ich zur OP-Vorbereitung Tabletten hatte, die vielleicht einen stärkeren Gebärmutterschleimhautaufbau verursachen könnten. Antwort des Arztes: wir berücksichtigen das, der Oberarzt kommt gleich und dann geht's los.


    Ich hab die Ausschabung gut überstanden, bin seit heute mittags wieder zu Hause. Und dann hab ich meinen Operateur angerufen und ihm die Blutungen beschrieben und die Ausschabung erwähnt. Er meinte wortwörtlich: "Um Himmels willen!" er sagte: Man macht nie eine Ausschabung nach einer Myom-OP wie ich sie hatte. Das Krankenhaus hätte ja ohne seinen OP-Bericht nicht mal gewusst, was er gemacht hätte. Bei der Ausschabung hätte ganz leicht die frische Gebärmutternaht verletzt werden können. Dann hätte die Gebärmutter rausgemusst oder es wäre vorbei gewesen. Falls ich nochmal blute, soll ich unbedingt ihn anrufen und Ärzte meiden. Nach Stillstand der Blutung war die Ausschabung total überflüssig.


    Genau das hatte ich mir gedacht, aber warum konnte ich mich gegenüber dem Oberarzt nicht durchsetzen? Ich komm mir vor wie das letzte Schaf, lass mich abschlachten für nichts. Hab in einer Nacht dreimal meinen Kinderwunsch vor verschiedenen Ärzteteams diskutieren dürfen, hab viermal diktiert, gegen welche Schmerzmittel ich allergisch bin, musste drei Leute fragen, ob man mir wenigstens noch die Fäden ziehen könnte, und das alles hätte ich mir ersparen können, wenn ich nicht zu feig gewesen wäre und zur Ausschabung Nein gesagt hätte.


    Danke, dass ich mich hier mal auskotzen durfte!!!

  • Du Arme!
    Ich möchte Dir gerne dalassen, dass du dem Arzt im Krankenhausnalles gesagt hast, was er wissen musste, um diese Ausschabung NICHT zu machen, wenn er Ahnung hat. Und er sollte mehr Ahnung als Du haben.
    Du standest unter Schock, hattest einen schweren Blutverlust und hast Dir trotzdem den Mund fusselig geredet und die Ausschabung in Frage gestellt.
    Was solltest Du sonst machen, wenn der Arzt Dir dann sagt, es ist nötig und er weiß, was er tut.
    Du bist nicht feige und blöd bist Du auch nicht.
    Und der Operateur hat Dich auch nicht so anzupampen. Du bist keine Ärztin! (oder?)


    *ganz fest drück* wenn Du magst.


    Nur eines, musst Du lernen: Dich auszuruhen, wenn es angesagt ist und nicht auf der "ich muss funktionieren"-Schiene weiterlaufen. Und mit dem Problem bist Du sowas von nicht allein und es ist schwer, da gegen seine Gewohnheiten und Gedankenmuster anzuhandeln.


    Zum Glück hast Du es jetzt überstanden. Ich hoffe, es kommen keine neuen Blutungen und Du gönnst es Deiner Seele und Deinem Körper jetzt ein bisschen Ruhe, nach den OPs und nach dem Riesenstress. Das ist ein Befehl! :)

    _._._._._._._._
    Prokrastinierer aller Länder: vereinigt Euch - morgen


    “Schatz, komm bitte ins Bett. Man braucht sieben Stunden Schlaf, um als Mensch zu funktionieren.“ “Ich bin Mutter, ich brauch vier.“


    Silence is golden... unless you have a toddler. Then silence is extremely suspicious.

  • Hallo,


    ich war neulich das erste Mal seit ich selber Kleinkind war in einem Krankenhaus, um unsere Tochter zu begleiten. Ich wußte, was ich wollte und ich war ja selber nicht krank und trotzdem hatte ich übelste Gespräche / Vorwürfe und habe schlußendlich lange auch nicht das getan, was ich für richtig hielt. Mich hat das jetzt schon eine Weile verfolgt, dieses gräßliche Gefühl des nicht Gehört werdens. Wobei mir schon zugehört wurde, nur wurden eben einige meiner Gründe als dort nciht wichtig erachtet.


    Ich habe die Geschichte ganz vielen Leuten erzählt, um mich nicht mehr so schlecht zu fühlen. Aber ich weiß auch nicht, ob ich es beim nächsten Mal schaffen werde unsere Grenzen besser zu wahren. Bei Dir klingt es auch so, dass Du Dich irgendwann auf Ihr "denken" eingelassen hast und dann zugestimmt hast. (Aber ob der OP am nächsten Tag schon stark ausgelastet ist oder nicht, sollte ja eigentlich nicht die Erklärung für überstürztes Handeln sein, klingt dann ja aber doch auch logisch, und so kompromißlos und man möchte die Leute ja auch nicht in Bedrängnis bringen...)


    Gute Heilung und gutes Verarbeiten,


    Hedera

  • Das klingt ja schrecklich!
    Du hast doch getan was du konntest, und dass man in solch einer Notsituation nicht auf den Tisch schlagen kann ist doch normal. Ich würde da den Arzt in der Verantwortung sehen, du hast doch genug Hinweise gegeben.
    Total blöd wie es jetzt gelaufen ist nach dem unnötigen Eingriff, bitte schone dich gut und lass dir Zeit zu heilen und alles zu verarbeiten. #knuddel

  • Ich finde auch, dass das ganz schlimme Erfahrungen sind!


    Aber als Kopftätschler will ich dir einiges dalassen:
    Du hast es überstanden und nun wird es ganz schnell heilen.
    Du hast alles getan und gesagt, die Ärzte hatten/hätten die Vorgeschichte in ihre Entscheidung einbeziehen können.
    Die Blutungen sind jetzt vorbei.


    Und, was ich ganz wichtig finde: Im medizinischen Bereich ist wie in so vielen anderen auch meist nicht alles schwarz und weiß. Tatsache ist ja nun mal, dass es zwei mal extrem nachgeblutet hat.
    Selbst wenn letzte Nacht die Blutungen aufgehört haben, heisst das nicht, dass sie nicht wieder begonnen hätten. Wie oft hätte das noch gehen sollen?
    Dein Operateur sagt, Ausschabung sei falsch wegen der Gefahr. Diese scheint zum Glück überwunden.
    Was wäre denn seine Alternative gewesen?
    Vermutlich gibt es kaum einen Eingriff ohne Nebenwirkungen und Risiken.
    Vielleicht waren die Risiken bei der Ausschabung größer als bei dem Weg deines Operateurs.
    Aber warum hat er dich nicht im Vorwege aufgeklärt, was bei Nachblutungen zu tun ist?
    Das kommt doch bestimmt verhältnismäßig häufig vor und auch die standardisierte Ausschabung bei Blutungen.


    Das einzige, wobei ich dir gegenüber den Zeigefinger mahnend hebe ist: DU HAST DICH ZU SCHONEN!! #finger
    Also, ab auf die Couch und früh ins Bett!!!

  • Liebe Tikka,
    wenn es nach mir ginge, könntest du getrost deinen Thread-Titel ändern, denn DU hast keine Fehlentscheidung getroffen!!
    Ich gehe auch davon aus, dass du keine Ärztin bist, und wenn, dann ja wohl nicht deine eigene Behandlerin (ich bin selbst Ärztin und musste trotzdem schon die leidvolle Erfahrung machen, wie es ist, wenn sich das Behandlerteam über einen hinwegsetzt, obwohl man es selbst tatsächlich besser weiß, das ist schrecklich). Trotzdem hast du alles richtig gemacht, hast wiederholt, trotz der Ausnahmesituation, in der wahrscheinlich jede um das nackte Überleben gefürchtet hätte,die richtigen und wichtigen Angaben gemacht. Dass dennoch praktisch über deinen Kopf hinweg entschieden wurde, hat bestimmt nichts mit Feigheit deinerseits sondern mit Fehlentscheidungen der Ärzte zu tun.


    Ich wünsche dir eine rasche Genesung und viel Ruhe und Entspannung!

  • Ich kann sonst nicht viel hilfreiches beitragen, aber möchte dir gern hierlassen, dass ich es unglaublich stark von dir finde, dass du in solch einer Situation überhaupt einen kühlen Kopf bewahren und den Arzt über alle relevanten Details informieren konntest, Respekt! Du hast damit alles getan, was du hättest tun können, der Rest war Verantwortung des behandelnden Arztes!
    Also bitte tu dir Gutes und schone dich, du hast nichts falsch gemacht. Gute Besserung!

  • hey,du kannst stolz auf dich sein-in dieser situation hätt´ ich das denken ganz eingestellt und wäre nur noch panisch gewesen...-du hast alles getan was du konntest und hast den arzt mehrfach auf die myomenukleation etc hingewiesen!!!!!!! #respekt
    es ist nicht leicht als patient überhaupt gehört zu werden und ich habe schon oft derartige sachen,eben dieses "nicht zuhören da man es sowieso besser weiß und wir machen es schon immer so usw usf" im klinikalltag erlebt (was mich schon des öfteren an meinem beruf zweifeln lies bzw auch schon als patientin schon erlebt)-Wünsche dir das du es gut verarbeitet bekommst,du hast dir nichts vorzuwerfen! #knuddel wenn du magst!

  • Weiter gute Besserung und bleib wirklich liegen. Diese Situation: nachts, Operateur will das Ganze irgendwie zu Ende bringen, niemand hat wirklich mehr Ohren zuzuhören ( nicht dass das tagsüber immer besser ist 8I )- die kommt sooooo oft vor. Mach Dir da keine Vorwürfe, Du warst wirklich geschwächt und konntest eben weder klar denken noch supersuper stark auftreten.

  • Das ist sooooo lieb von euch allen. Danke für eure Umarmungen und Kopftätschler und all eure Gedanken!!!


    Ich hab mich inzwischen wieder einigermaßen gefangen und komme mir nicht mehr gar so hilflos vor. Euer Zuspruch hat mir sehr gut getan.

  • #schäm Ihr hättet mich sehen sollen, ich stand bei der Diskussion mit dem Oberarzt an der Tür zum Schwesternzimmer angelehnt, damit mir nicht schwindelig wird. Ich trup OP-Kittelchen, ein Netzhöschen mit zwei Rieseneinlagen, hatte also eine Hand am Rücken um möglichst viel zu verdecken, Thrombosestrümpfe und hatte meinen Infusionsständer dabei. Er wollte eigentlich zwischen Notkaiserschnitt und meiner Ausschabung wohl noch schnell ein Brötchen verdrücken, wovon ich ihn mit der Diskussion abgehalten hab. Ich war eigentlich froh um die Uhrzeit, tagsüber hätte ich mich in dem Aufzug nicht auf den Flur getraut.


    Nochmal ein dickes Dankeschön an Euch, ich glaube, ich seh es jetzt mit Humor. Ist ja zum Glück gutgegangen. Und nochmal passiert mir das nicht, eigentlich bin ich ein ziemlich sturer Mensch. Aber ihr habt recht, meine Ausgangslage war schlecht. Daher tut euer Zuspruch so dermaßen gut, ich fühle mich nicht mehr so als Totalversagerin.


    Ach ja, und mein Hb-Wert war noch 9,7 von 12, so schlimm wars also nicht. Dass der Oberarzt schon Blutkonserven eingeplant hat, hätte er sich meiner Meinung nach sparen können. Hätte er einfach den Wert mal abgewartet, wäre ich nicht so besorgt gewesen.


    Und mein Operateur aus München hat mich heute nochmal ganz fürsorglich angerufen, wie meine Nacht denn war. Wow, der ist echt nett.