selbstbestimmt, selbstdenkenden, grenzen wahren - schulpflicht

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  • Hallo,


    Könnte es denn sein, dass man als Elternteil schon bei der Einschulung sein Unbehagen unbewusst auf das Kind überträgt, wenn man so eine Einstellung hat?

    Das könnte eine Rolle spielen, ja.
    Nur woher kommt so eine Einstellung? Ist sie tatsächlich aus dem nichts heraus entstanden oder beruht sie auf Erfahrungen? (eigenen oder der anderer)


    Bei uns kann ich das allerdings mMn ausschließen, ich war (und bin) vom Konzept unserer schule überzeugt und dachte tatsächlich, daß die Kombination kluges Kind +gute Schule eigentlich nur gut gehen kann.


    Aber erstens machte sich mein Kind seine ganz eigenen Gedanken (siehe oben) und zweitens ist nun mal jeder Mensch ein Individuum und nicht alles passt zu jedem (so wie auch nicht jeder im Großraumbüro oder in einer Rettungsleitstelle arbeiten kann).


    Meine Makroökonomie-Professorin sagte immer, die Mentalität des deutschen Volkes verhindert (schnelle) Änderungen. So lange ein Zustand halbwegs erträglich ist, werden x Gründe vorgebracht, warum man diesen nicht ändern sollte oder angeblich nicht kann. Dem stimme ich zu, habe aber leider selbst auch ein gewisses Verhinderungspotenzial. Ich bin ein sehr vorsichtiger Mensch und das lässt mich manchmal zögern, etwas umzusetzen, von dem ich "eigentlich" überzeugt bin.

    Das habe ich am eigenen Leib erfahren. Ich habe in einer Mobbingsituation so lange ausgeharrt, bis es mir körperlich (seelisch sowieso, das merke ich heute noch in bestimmten beruflichen, aber auch privaten Situationen)) geschadet hat. X Gründe, warum es "doch nicht so schlimm ist", warum es "bestimmt an mir liegt", sicher "besser wird, wenn ich mich nur NOCH mehr anstrenge, NOCH mehr ducke..."


    Man arbeitet eben da, wo man hingesteckt wird und hat ausreichend Pflichtgefühl erlernt, da täglich pünktlich zu erscheinen, auch wenn man innerlich heult, sich da auch nie krank schreiben zu lassen (auch dann nicht, wenn man wirklich krank ist) usw. "Es ist eben so und nicht anders", von klein auf.


    Auch bei meinem Kind habe ich in vielen Situationen viel zu lange gewartet, weil dieses elende "So ist es eben, was soll man machen, wir werden es schon irgendwie aushalten" zu stark war, gemischt mit dem Gefühl, "selber schuld" zu sein. (Weil ich ihn nicht schultauglich machen konnte, weil ich - irgendwann - tatsächlich der Meinung war, dass für DIESES Kind "Schule" nicht der richtige Lern- und Entwicklungsweg ist... )


    Ich werde nie wissen, ob ich in der Lage gewesen wäre, da besser auf mich bzw. mein Kind zu achten, wenn ich eben nicht nur gelernt hätte, daß man bestimmte Situationen (schulisch und später eben beruflich) aushalten muss, "weil es nun mal so ist", sondern auch gelernt hätte, daß es immer andere Optionen gibt, auf die man ein Recht hat.

    Aber die Möglichkeit des Homeshooling - das könnte auch dazu führen das Schulen sagen: wenn es Ihnen nicht passt, dann unterrichten Sie doch Ihr Kind selber!

    Wenn die Eltern das möchten und es dem Kind gut damit geht, wäre es tatsächlich eine Möglichkeit.


    Ansonsten könnte man neben der Bildungspflicht auch einen Schulplatz-Anspruch verankern. Den gibt es ja indirekt jetzt auch schon.
    Nur eben nicht "Anspruch=Pflicht" und auch nicht DIESEN Platz in der Grundschule X und keinen anderen (oder nur mit großem Aufwand) - sondern einen Anspruch auf einen Platz (ähnlich wie den Anspruch auf einen Krippen- oder Kindergartenplatz) für die die ihn brauchen oder möchten und mit Auswahlmöglichkeit (natürlich begrenzt durch die Platzzahlen) - aber eben keine daraus entspringende keine gesetzlich durchsetzbare Verpflichtung, zwingend auch einen zu nehmen.


    Dann müsste die Schule, wenn sie das Kind nicht mehr unterrichten kann, gemeinsam mit den Eltern eine andere Schule suchen.

  • Odette ich glaube das liegt an Verschiedenem. Meine Erfahrung ist, dass die Notwendigkeit von Schule kaum angezweifelt wird. "Hat mir auch nicht geschadet" und "geht ja nicht anders" wird da häufig verwendet. Viele Eltern wagen nicht, Schule anders zu denken. Sie kommen gar nicht auf die Idee. Wenn sie diesen Schritt überwunden haben, dann suchen sie nach alternativen Schulen oder Lernformen. So wie wir. Für mich wäre "keine Schule" keine Option, weil ich arbeiten möchte und das mit Kind dabei nicht geht in dem Job. Also suche ich die gute Schule für uns und bin, glaube ich, auch fündig geworden. Ich würde mich gern mehr für Freiheit in der Bildung einsetzen, aber ich habe nur begrenzt Kraft. Leider fällt da einiges hintenrunter.


    Die Teilung von Kindern und Erwachsenen ist in unserer Gesellschaft so normal, dass viele nicht mal daran denken, dass es anders sein könnte. Das ist eine kulturelle Brille. Das sehe ich nun auch bei der Suche nach gemeinsamen Freizeitmöglichkeiten.


    das ist nicht so alt, dass das nicht geteilt war, erwachsenen und kinderwelt. und glaubs mir, es ist besser für die kinder, dass es geteilt ist. (und so ganz finde ich, stimmt es auch nicht).


    und dein obiges finde ich komisch. d.h. alle, die nicht nach alternativen lernformen suchen, denken nicht über schule nach? das glaube ich nicht.
    hier zb sind alle alternativen privat und teuer. wobei ich, wie gesagt, nicht gegen die staatliche schule bin und viele privatschulen halbgarenen blödsinn finde. wer es sich nicht leisten kann, ist auf staatliche angebote angewiesen. und genau deshalb müssen die gut sein, denn reiche leute können immer was ändern, arme hingegen nicht. deshalb lohnt es sich, für ein gutes staatliches schulsystem zu kämpfen.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Die alte Frage "Wie kultiviere ich die Freiheit bei dem Zwange?", hat schon Kant gestellt und die Antwortversuche seither waren ziemlich unterschiedlich. Ich persönlich denke, dass die Schule als "erzwungene" Veranstaltung, in der die Kinder auch gezwungen werden, sich bestimmten Regeln zu unterwerfen, sehr wichtig für die Entwicklung freiheitlichen Denkens ist.


    Freiheit hört ja immer da auf, wo die Freiheit anderer eingeschränkt wird. Und das wird in der Schule im Grunde eingeübt. Heute ist von stundenlangem Stillsitzen (jedenfalls meiner Erfahrung nach) nicht mehr viel übrig. Da wird natürlich in bestimmten Phasen stillgesessen und einander zugehört, aber das ist doch in der Familie, z.B. am Esstisch nicht anders. Da scheint es normal, dass nicht jeder aufsteht und herumrennt wie er will oder anderen dazwischenquatscht, sondern dass man zusammen (mehr oder minder) ruhig dasitzt, einander zuhört und sich gegenseitig aussprechen lässt. Warum ist das in der Schule dann "Unterdrückung" oder "Zwang"?


    Auch zuhause gibt es Regeln, und die werden in der Schule aufgenommen und weitergeführt. Anderen nichts wegnehmen, keine Schimpfwörter benutzen und so weiter. Dazu kommt eine Vorbereitung auf das spätere Leben. Im Homeschooling kann man einem Kind z.B. theoretisch erklären, dass man Erwachsene erstmal siezt, in der Schule wird das eingeübt (und das ist für überraschend viele Kinder selbst in der fünften und sechsten Klasse noch unheimlich schwer).


    Klar müssen Schüler manchmal Dinge tun, die sie nicht wollen, aber das ist zuhause auch nicht anders. Ich kenne niemanden, der seine Kinder nicht zumindest ab und an dazu "zwingt" bestimmte Sachen zu machen, die die Kinder nicht wollen, etwa dazu, das Zimmer aufzuräumen, ins Bett zu gehen, aufzuhören die anderen Kinder mit dem Schippchen zu hauen,...
    Wozu "zwingt" denn die Schule die Kinder? Sich Fähigkeiten anzueignen, die den Kindern helfen, sich kritisch mit der Gesellschaft, in der sie leben, auseinander zu setzen. Angefangem beim Lesen bis hin zu kritischen Analysen politischer Reden in den höheren Klassen. Schule soll helfen, Kinder zur Mündigkeit zu erziehen. Auf diesem Weg gibt es natürlich Zwänge, das geht kaum anders. Wer nicht schon mündig ist, kann ja den Weg dorthin nicht selbst absehen. Deshalb müssen mündige Erwachsene (zum Beispiel auch Lehrer) für die Kinder alles so einrichten, dass sie die Mündigkeit erreichen können - und sie manchmal auch gegen ihre erklärte Absicht dazu bringen, bestimmte Kompetenzen zu erlernen.


    Nochmal ein Beispiel: Wenn ich meinem Kind untersage, das andere Kind mit dem Schippchen zu hauen, fördere ich damit seine Sozialkompetenz. Würde ich es immer machen lassen, käme es nicht auf die Idee, dass es falsch handelt. Ich möchte aber keinen unempathischen Schläger heranziehen, sondern einen sozialen, empathischen Menschen. Um das zu erreichen, muss ich das Kind an irgendeinem Punkt nunmal dazu bringen, gewaltfrei zu agieren. Und das geht nicht ohne Zwang.


    Wenn ich einen Heranwachsenden zwinge, eine politische Rede in ihren historischen Hintergrund einzuordnen (und das machen leider nur wirklich wenige Schüler freiwillig), fördere ich damit seine politische Urteilskompetenz. Würde ich das lassen, würde dieser Heranwachsende nicht auf die Idee kommen, bestimmte Dinge zu hinterfragen. Ich möchte aber keinen unkritischen Bildzeitungsleser erziehen, sondern einen kritischen, mündigen Menschen. Und um das zu erreichen, muss ich aber das kritische Denken anregen - und so blöd es klingt, ohne Zwang geht auch das nicht.


    Ich habe ein bisschen den Eindruck, Dein Bild von Schule ist sehr sehr negativ und etwas antiquiert. Die Schule ist nicht dazu da, Jasager und Duckmäuser zu erziehen, sondern mündige, freie Menschen. Da haben Eltern und Schule wirklich das gleiche Ziel.

    Kids don't drive you crazy, you were crazy already. That's why you had them.


    Lieben Gruß vom Rattenkind mit dem Kätzchen (10/2015) und dem Katerchen (09/2018).


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    In meinem Waldland geht ein Monster um...

  • Hallo,

    wer es sich nicht leisten kann, ist auf staatliche angebote angewiesen. und genau deshalb müssen die gut sein, denn reiche leute können immer was ändern, arme hingegen nicht. deshalb lohnt es sich, für ein gutes staatliches schulsystem zu kämpfen.

    Obwohl - nein WEIL wir nicht zu den "Reichen" gehören und die Schulkosten unserer Kinder uns finanziell schon heftig beutelt (es war nur die einzige Möglichkeit, der Schulpflicht überhaupt irgendwie nachzukommen ohne dass wir alle zusammenbrechen), gebe ich dir beim letzten Satz absolut recht.


    Nur besteht da für mich überhaupt kein Zusammenhang zum Thema homeschooling. Warum sollte da ein "statt dessen" stehen und kein "auch"?


    Es könnte ja die Option homeschooling UND gute staatliche Schulen geben.
    Wer weiß, vielleicht würde das ein oder andere Kind dann ganz freiwillig zur Schule gehen, statt anders zu lernen. Und wenn nicht, auch kein Problem für die, die an einer GUTEN Schule sind.

  • Hallo Raxi,


    Zitat

    Die alte Frage "Wie kultiviere ich die Freiheit bei dem Zwange?", hat schon Kant gestellt und die Antwortversuche seither waren ziemlich unterschiedlich. Ich persönlich denke, dass die Schule als "erzwungene" Veranstaltung, in der die Kinder auch gezwungen werden, sich bestimmten Regeln zu unterwerfen, sehr wichtig für die Entwicklung freiheitlichen Denkens ist.



    Die Logik kann ich nicht folgen.


    Die Kurzfassung heißt also: Nur wenn ich einen Menschen zu etwas zwinge, auch wenn er darunter leidet und dauerhaften Schaden nimmt, kann er wirklich frei werden?
    Das heißt, nur wer mal im Knast war, kann wirklich ein freier Mensch sein? Warum laufen dann die meisten von uns ihr Leben lang frei rum? Haben die keine Chance, jemals freie Menschen zu sein?
    Oder genügt der Zwang in der Kindheit dann ein Leben lang?


    Ich gebe zu, daß ich dann an dem Punkt tatsächlich lieber auf ein Stück rein philosophischer Freiheit durch Zwang verzichten würdeund mein Kind statt dessen lieber seelisch unverersehrt hätte.


    Was deine Vorstellungen von heutigen Schulen angeht, da muss ich dir leider den Traum nehmen. Sicher mag es solche Schulen geben, aber die sind meiner Erfahrung nach keineswegs die Regel.
    Ich arbeite ja da und glaub mir, da ist nichts mit "nur manchmal still sitzen so lange wie beim Essen zu hause" oder "MANCHMAL" Dinge tun, die man nicht will.


    Und ich glaube, du möchtest viele Teenys lieber nicht zu politischen Themen reden hören, trotz Schule. #kreischen
    Und selbst wenn sie da ein tolles Referat halten, sagt das noch nix über die tatsächliche Einstellung. Denn statt der echten eigenen Meinung lieber das zu sagen, die Lehrer vermutlich hören wollen gehört mit zu den Grundlegendsten Dingen, die man in der Schule lernt.


    Hat mir mein eigenes Kind mit 10 eindrucksvoll bewiesen als es einen (total bescheuerten) Bogen in Ethik ausfüllte, mir dann total nachvollziehbar und sehr sozial denkend erklärte, was er warum anders sähe und dann meinte: "Aber DAS schreibe ich nicht, das gibt nur Ärger!". Er ließ sich dazu auch nicht ermutigen, denn mit dieser Lehrerin hatte er einfach so seine Erfahrungen und hat gelernt, den Kopf unten zu halten. Wichtiger Lektion fürs reale Leben? Vielleicht. Ein Schritt zur Freiheit? Eher nicht.
    Das ist nicht überall so, klar, aber leider viel zu oft.


    Wenn hier regelmäßig schon Zweitklässler zu Hause heulen, weil sie das Gefühl haben es nicht mehr zu schaffen oder ganze Wochenenden lernen statt mit der Familie was zu unternehmen, läuft mMn gründlich was schief. Wird hier aber von den meisten Lehrern als normal angesehen und so an die Eltern weitergegeben. Die können sich dann entscheiden, ob sie mitziehen oder sich dem verweigern und ihr Kind dafür im nächsten Test, bei der nächsten Hausaufgabe, die eher Elternarbeit ist... auflaufen lassen.


    Du beschreibst selber einige Situationen, wie Kinder Sozialkompetenz auch außerhalb der schule lernen können. Woher kommt also die Angst, ohne Schulpflicht (aber mit einem freiwilligen Schulbesuch der vermutlich allermeisten Kinder) würden sie das alles plötzlich NICHT mehr lernen?


    Die Kinder, die ich kenne, die zumindest zeitweise "schulfrei" gelernt haben, waren eher überdurchschnittlich sozial kompetent.



  • Also das wäre ja nun eine Ideal - Schule! #super


    Hier fing es ja schon damit an, mich persönlich als Bürger in meinen Rechten zu beschneiden, als ich von der Amtsärztin in ganz scharfem Ton angegangen wurde, dass ich mein Kind zu impfen habe. Das Impfbuch war bei Antritt der Kalssenfahrt auszuhändigen :huh:


    Die Schulregeln sollen x-fach abgeschrieben werden, weil das Kind Kaugummi kaute oder eine Hausaufgabe vergessen hatte.... Das ist doch Machtmissbrauch von den Lehrern nur um der Konsequenz willen. Kinder, die die Lehrerin nicht 'mag' werden benachteiligt (schon OFT erlebt bei meinem Sohn und auch bei Kindern von Freunden) und vor der Klasse bloß gestellt.


    Da müssten erstmal alle Lehrkräfte 'auf Kurs' gebracht werden und mit viel Elan und Freude zur Arbeit kommen, damit so ein GEMEINSAMES Lernen und Stoff erarbeiten auch möglich ist. Da muss sich um einzelne Kinder, die durchs Raster fallen aus welchen Gründen auch immer viel besser gekümmert werden.


    SchulALLTAG erlebe ich hier oft als seeehr frustig und stressig! Für die Kinder und auch für die Lehrer und Eltern.


  • homeschooling geht bei uns #weissnicht
    aber im ernst, das muss man erst mal wirklich wollen. ich würde das niemals wollen. ich traue mir nicht zu, meine kinder in allen fächern zur hochschulreife zu bringen (und ich hab einen hochschulabschluss und mein mann ist gymnasiallehrer). ich bin froh, kann ich das auslagern.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • homeschooling geht bei uns #weissnicht
    aber im ernst, das muss man erst mal wirklich wollen. ich würde das niemals wollen. ich traue mir nicht zu, meine kinder in allen fächern zur hochschulreife zu bringen (und ich hab einen hochschulabschluss und mein mann ist gymnasiallehrer). ich bin froh, kann ich das auslagern.


    die Erlaubnis zum Homeschooling geht ja nicht mit dem Zwang dazu einher (andersrum schulpflicht halt schon...). Dein Kind könnte also fröhlich zur Schule gehen und dort wie bisher lernen.


    Bei euch geht homeschooling, bei uns nicht. Da kommen Strafgelder, Erzwingungshaft und polizeiliche Schulzuführung bis hin zum Sorgerechtsentzug bzw. Zwangseinweisung des Kindes in die Jugendpsychiatrie.


    Und dafür wird NICHT geprüft, ob es dem Kind gut geht, ob es zu hause etwas (vielleicht sogar besser) lernt. Es geht nur darum, dass sich das Kind X Stunden pro Tag in einem Gebäude aufhält, dass sich offiziell "Schule" nennen darf. Ob es dort dort oder zu hause lieber und besser lernt, ist untergeordnet. Der reine Schul-Aufenthalt ist wichtiger.


    Im Gegenzug kann es vorkommen wird einem klugen Kind, daß nachgewiesenermaßen zu hause sehr leicht lernen kann, jede Freude am Lernen verleidet, weil es das nicht in schulischen formen kann (bei Tests die Konzentration fehlt, Versagensängste bis zur Sozialphobie entwickelt...) Was nützt diesem kind "Schule"?


    Das KANN ich nicht sinnvoll und ausschließlich positiv finden.


    Die Option homeschooling besagt ja nicht, dass KEIN Kind mehr zur Schule geht. Oder dass ein Kind NIEMALS in eine Schule geht. Es ist doch kein entweder-oder. Die Option Schule besteht doch jederzeit, wenn man merkt, daß man an seine Grenzen kommt, keine Lust, keine Kraft, keine Zeit hat - oder das Kind einfach lieber mit anderen zusammen lernt.


    Wer weiß, vielleicht wäre das oben beschriebene Kind seelisch gereifter und gefestigter und ohne schlechte Vorerfahrungen irgendwann später dann richtig gerne zur Schule gegangen statt in eine verzweifelte Komplettverweigerung zu rutschen? Die Eltern werden es nicht wissen, sie durften es nie probieren.

  • Es ist bei Zwang nicht immer von Leid und dauerhaftem Schaden auszugehen. Weil Eltern Kinder "zwingen" aufzuräumen, leiden sie ja auch nicht und nehmen Schaden. Warum ist es so negativ besetzt, von Kindern etwas zu verlangen, dass sie in dem Moment nicht mögen?
    Klar, bei sehr kleinen Kindern ist das Quatsch, das ist eine Frage der Entwicklung.



    Ich arbeite da auch und ich unterhalte mich sehr gerne mit den Kids über Politik. Naturgemäß sind die Ansichten oft recht zugespitzt, aber sie denken nach, begründen und argumentieren. Das finde ich super.
    Klar müssen sie oft Dinge tun, die sie nicht wollen. Aber die Lehrer versuchen schon, alles möglichst "schmackhaft" zu machen und häufige Phasenwechsel einzubauen, so dass eben auch herumgelaufen, in Gruppen gearbeitet oder präsentiert wird.
    Was Referate und die eigene Einstellung angeht: Klar, es gibt Schüler, die selbst bei einem guten Vertrauensverhältnis zum Lehrer lieber z.B. politische Ansichten nach außen hin vertreten, die sie für "dem Lehrer genehm" halten, aber selbst das find ich ok. Da haben sie doch trotzdem die Fragestellung durchdrungen, sich eine Meinung gebildet, dann sogar die vermutliche Lehrermeinung antizipiert, sich in diese hineinversetzt und diese dann referiert. Ist doch gut, Hauptsache sie machen sich Gedanken und befassen sich mit wichtigen Fragen, die sonst außerhalb ihres Erfahrungshorizontes blieben.


    Wenn man etwas "bei einem bestimmten Lehrer nicht sagen darf", ist das aber kein Problem des Systems Schule, sondern des Lehrers.
    Oh, und Schüler sagen mir auch nicht selten, dies oder das könnten sie den Eltern nicht sagen, das Problem wäre also im Homeschooling nicht aus der Welt. Das hat auch nicht zwingend mit mangelndem Vertrauen zu tun, manchmal will man den Lehrer / die Eltern auch einfach nicht enttäuschen, weil man etwas anders sieht.


    Die Drucksituationen, die Du schilderst, sind furchtbar, da geb ich Dir recht. Zu hohe Leistungsanforderungen und zu wenig Zeit fürs Spielen sind sicher schädlich für Kinder. Da muss die Bildungspolitik sich drum kümmern, seh ich genauso.

    Du beschreibst selber einige Situationen, wie Kinder Sozialkompetenz auch außerhalb der schule lernen können. Woher kommt also die Angst, ohne Schulpflicht (aber mit einem freiwilligen Schulbesuch der vermutlich allermeisten Kinder) würden sie das alles plötzlich NICHT mehr lernen?


    Die Kinder, die ich kenne, die zumindest zeitweise "schulfrei" gelernt haben, waren eher überdurchschnittlich sozial kompetent.

    Meine Angst kommt daher, dass ich viele Kinder kenne, die aus sehr fragwürdigen Elternhäusern kommen und das Sozialtraining in der Schule wirklich nötig haben. Da wird beim Essen nicht stillgesessen, sondern das Kind isst allein und es wird beim Essen (falls es tatsächlich zuhause was Warmes gibt und nicht nur ein paar Euro für Mäckes) ferngesehen.
    Bei vielen Problemen können Eltern auch nicht so gut weiterhelfen wie Lehrer, Sozialarbeiter, Schulpsychologen,... die ja im Zweifel mehr Erfahrung und vertraute Ansprechpartner für bestimmte Problemlagen haben.
    Zum guten Schluss ist es ja nun auch so, dass Lehrer nicht umsonst lange studieren und ausgebildet werden, um möglichst gut ihren Job zu machen. (Dass es mache gibt, die eher fragwürdig sind - klar, das ist in jedem Beruf so.) Ich will hier niemandem irgendwas absprechen, aber ich finde es auch nicht fair, Lehrern en gros die Kompetenz abzusprechen, in zugewandter, wertschätzender Weise mit Schülern umgehen zu können.


    Was das Impfen angeht, kenne ich mich mit den Regeln nicht aus. Schulregeln abschreiben lassen finde ich grundsätzlich auch blöd, aber ganz ehrlich, es braucht einfach auch Konsequenzen bei Fehlverhalten. Dass "Abschreiben" jetzt nicht die ideale Konsequenz ist, ist auch klar. Der Schulalltag ist aber von beiden Seiten aus manchmal frustig und stressig - und Lehrer haben nicht immer Zeit, mit einem störenden Kind vor die Tür zu gehen und die Sache geduldig zu besprechen. Irgendwann ist ein scharfes "Schluss jetzt!", dran und eine (möglichst vorher festgelegte) Konsequenz für ein wiederholtes Fehlverhalten. Auch das ist doch zuhause nicht anders! Nur dass Lehrer eben niemandem mit Fernsehverbot kommen können. ;)
    Tatsächlich verlangen Schüler sehr harte Strafen für Fehlverhalten, wenn man sie fragt, welche Konsequenz dieser oder jener Regelbruch haben soll. Würde man sich daran halten, wär man halb wieder im Mittelalter mit Eckenstehen und so Zeug.


    Ich denke, Eltern und Lehrer sollten sich viel unterhalten und an einem Strang ziehen. Erstmal haben sie ja das gleiche Ziel. :)

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    Lieben Gruß vom Rattenkind mit dem Kätzchen (10/2015) und dem Katerchen (09/2018).


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    In meinem Waldland geht ein Monster um...

  • Was das Impfen angeht, kenne ich mich mit den Regeln nicht aus. Schulregeln abschreiben lassen finde ich grundsätzlich auch blöd, aber ganz ehrlich, es braucht einfach auch Konsequenzen bei Fehlverhalten. Dass "Abschreiben" jetzt nicht die ideale Konsequenz ist, ist auch klar. Der Schulalltag ist aber von beiden Seiten aus manchmal frustig und stressig - und Lehrer haben nicht immer Zeit, mit einem störenden Kind vor die Tür zu gehen und die Sache geduldig zu besprechen. Irgendwann ist ein scharfes "Schluss jetzt!", dran und eine (möglichst vorher festgelegte) Konsequenz für ein wiederholtes Fehlverhalten. Auch das ist doch zuhause nicht anders! Nur dass Lehrer eben niemandem mit Fernsehverbot kommen können. ;)
    Tatsächlich verlangen Schüler sehr harte Strafen für Fehlverhalten, wenn man sie fragt, welche Konsequenz dieser oder jener Regelbruch haben soll. Würde man sich daran halten, wär man halb wieder im Mittelalter mit Eckenstehen und so Zeug.


    Ich denke, Eltern und Lehrer sollten sich viel unterhalten und an einem Strang ziehen. Erstmal haben sie ja das gleiche Ziel. :)[/quote]




    Es geht hier nicht darum, das Kind zu gängeln, sondern ihm etwas BEIZUBRINGEN, das es für sein Leben braucht. Man kann ein Kind auch ansprechen:' Oh, du hast bestimmt vergessen, den Kaugummi in den Müll zu bingen nach der Pause, bitte hol das doch eben nach.' Nein...da kommt dann: 'Fritz! 1x Schulregeln abschreiben fürs Kaugummi kauen!!!'



    Ich gehe so nicht mit Menschen um und ich möchte auch nicht, dass so mit meinen Kindern umgegangen wird.


    Ich wiederhol es nochmal: Es fehlt da grundsätzlich in unseren Schulen an einigen Dingen; z.B. Lehrer, die erstmal selber Sozialkompetenz lernen müssen und kleinere Klassen. Dann hab ich nämlich auch Zeit, mich mit den 1-2 'schwiergen' Kindern zu befassen 8o




    Sorry, ich bekomm das mit dem Zitieren nicht hin #sorry Ich brauche einen guten Lehrer #pfeif

    Amelie mit 3en (*00/*03/*06)

    2 Mal editiert, zuletzt von *Amelie* ()

    • Offizieller Beitrag

    es gibt, wie in jedem von menschen erschaffenen system, schwache punkte in den verschiedenen schulsystemen, die verbessert werden müssen. was ja auch geschieht, leider nur sehr langsam und nicht flächen deckend.


    was mich immer wieder wundert, diese angst vorm fremdbestimmt werden. wir leben zusammen, deswegen ist jede/r schlicht mehr oder weniger fremdbestimmt.


    das ist aber nicht in allen punkten etwas negatives. talpa hat es ja auch geschrieben, wir profitieren voneinander.


    fremdbestimmt sein fängt weder mit schule an noch hört sie mit derselben auf.


    auch ich würde mir andere lernmöglichkeiten für alle (nicht nur für kinder) wünschen. auch über schule hinaus.


    für mich ist die frage eher, wie wir lernmöglichkeiten finden, die flexible und anpassungsfähiger sind. keine form kann ja für alle gut sein.

  • Raxi, ich sehe das wie du! Obwohl ich definitiv an manchen Punkten Verbesserungsbedarf sehe und es natürlich auch mal Lehrer gibt, die ich nicht gut finde...



    ... Stehe ich den Lehrern grundsätzlich wohlwollend gegenüber.


    Und bei allen Problemen, die meine große Tochter zB mit der Schule hat, erlebe ich es dort nicht als Gängelung oder dem Zwang, Lehrermeinungen wiederzugeben. Letzte Woche haben sie lange über Charlie Hebdo diskutiert und ob es ok ist, Mohammedkarikaturen abzudrucken, obwohl das religiöse Gefühle verletzt...


  • Ja, sehe ich auch so.
    Ich fände es auch besser, wenn es eine Art Bildungspflicht und nicht Absitzpflicht gäbe.


    Ich beschäftige mich gerade intensiv mit "Förderbedarf", Kindern, die zwar sehr intelligent sind, aber in den normalen Schulen, weil eine Anpassung oft einfach nicht möglich ist, durchs Raster fallen oder besser, einfach aussortiert werden. Da werden routinemäßig massenweise an Chancen verbaut.
    Freie Schulen helfen, aber es gibt zu wenige Plätze, eine oft undurchsichtige Vergabe,..
    Es sollte sich generell dringend an Schulen allgemein einiges ändern ..zB. sollte es verboten sein Gebäude, die auf 2zügigkeit ausgelegt sein 3zügig laufen zu lassen, endlich mehr dringend benötigte Lehrer einstellen, die Unterrichtskonzepte, Lehrpläne und Methoden endlich aus den 50gern ins heute holen...aber selbst wenn das, utopisch wie es ist, passieren würde, wäre ich immernoch für die Möglichkeit, Kinder zu Hause unterrichten zu können. Es sollte natürlich eine Art "Beurteilung" ab und an stattfinden, es könnte zeitlich begrenzt sein,.. aber trotzdem, ich kenne viele Kinder, die dann nicht mehr leiden müssten.

    “As we work to create light for others, we naturally light our own way.”
    ― Mary Anne Radmacher


  • Odette, so ganz habe ich deine Frage noch immer nicht verstanden - bzw. verstehe ich nicht, worauf Du hinaus willst.
    Fragst Du, warum "wir" (als Gesellschaft) den Familien nicht selbst die Entscheidung vorbehalten, wo und wie ihre Kinder unterrichtet werden? - gegen Fremdbestimmung bei der Wahl der Bildungsmöglichkeiten? Das würde ich mir wünschen. Wie kann ich es ändern?


    Fragst Du, warum "wir" (als Gesellschaft) es nocht nicht geschafft haben, Schule als Institution zu reformieren? Auch das würde ich mir wünschen - doch wie ändere ich das?




    Mich treibt dieses Thema insofern um, als dass ich bei der Wahl der Krabbelstube/ Kita sehr, sehr kritisch und genau ausgewählt habe (mit hoher Zufriedenheit). Bei der Schule hatte ich diese Wahlfreiheit begrenzt auch. Sprengelschule vs. freie Schule. Gegenargumente neben dem finanziellen Mehraufwand (Freie Schule mit doppelt so hohen Kosten wie die jetzigen Kita/ Hortbetreuung) war die schwere Erreichbarkeit und die unregelmäßige Nachmittagsbetreuung. Wären meine Kinder jünger und verletzlicher, hätte ich diesen "Aufwand" auf mich genommen, um ihnen eine möglichst gute Basis zu bieten. Da sie sich aber mit dem System Regel-Schule bis jetzt (der Jüngste wird erst eingeschult) gut arrangieren, besteht die Notwendigkeit nicht. Wären sie hingegen unglücklich und ein Schul-Wechsel notwendig, würde ich versuchen, ihnen das zu ermöglichen.


    Homeschooling hingegen ist für uns als Familie keine Alternative, mein Mann und ich gehen unseren Berufen sehr gern nach. Und brauchen auch das Geld zum Leben. #weissnicht

    • Offizieller Beitrag

    Homeschooling hingegen ist für uns als Familie keine Alternative, mein Mann und ich gehen unseren Berufen sehr gern nach. Und brauchen auch das Geld zum Leben


    dazu kommt, dass mein mann ein sehr ungeduldiger lehrer ist und bei mir kinder eher dicht machen als mit.


    grundschule ginge noch, drüber hinaus bin ich nicht in der lage die kinder in allen fächern gescheit zu unterstützen (vom unterrichten ganz zu schweigen).


    ja die kinder lernen im idealfall sich selbst wissen anzueignen. aber das ist auch nicht jedermanns, -fraus sache. manche menschen brauchen mehr unterstützung und einleitung als andere, die sollen sie auch bekommen können.

  • fibula: Das ist nicht mal mein Argument. Ich möchte schlichtweg nicht jeden Tag mit den Kindern zu Hause verbringen :D . Das mache ich sehr gern am Wochenende und in den Ferien. Aber ich mag meine Arbeit, den Austausch mit Kollegen, den Ortswechsel. Und meine Kinder sind sehr gern mit ihren Freunden zusammen, das kann ich ihnen nicht ersetzen.

  • Ganz kurz noch, weil es so anklingt, als ob viele Privatschulen für besser halten: ich hab meine Tochter nach drei Jahren von einer Privatschule rausgenommen und in die staatliche geschickt. Das kommt hier relativ häufig vor, unabhängig davon, welche Privatschule es war...


    Nicht per se passen die für jedes Kind...


  • Danke fibula, das hast du schön geschrieben :)

    Das B in Pegida steht für Bildung.

    • Offizieller Beitrag

    fibula: Das ist nicht mal mein Argument. Ich möchte schlichtweg nicht jeden Tag mit den Kindern zu Hause verbringen :D . Das mache ich sehr gern am Wochenende und in den Ferien. Aber ich mag meine Arbeit, den Austausch mit Kollegen, den Ortswechsel. Und meine Kinder sind sehr gern mit ihren Freunden zusammen, das kann ich ihnen nicht ersetzen.


    das kommt natürlich dazu :D


    danke Georg #kuss

  • Die Fremdbstimmung erlebe ich zur Zeit sehr stark beim Thema Einschulungszeitpunkt.
    Mein Kind ist sehr knapp vor dem Stichtag geboren, gehört von seinem Entwicklungsstand eigentlich in den nächsten Jahrgang. Meine Frage nach einer eventuellen Rückstellung wurde sehr unfreundlich beantwortet von der zuständigen Schule mit den Worten "es gibt hier keine Rückstellung". Die von der Stadt zugewiesene Schule entscheidet über Rückstellungen, wenn die Schulleitung "nein" sagt, könnte man sich dann auf einen monatelangen Kampf mit dem Schulamt einlassen. Allerdings: Falls die Rückstellung dann genehmigt wäre, könnte ich das nicht mehr rückgängig machen, ....falls mein Kind doch einen Entwicklungssprung macht, darf es anscheinend dann nicht in die Schule.
    Woher soll ich denn jetzt wissen, wo mein Kind in 9 Monaten steht?


    Warum entscheidet ein Tag hin oder her über den Einschulungszeitpunkt? Meine Tochter wurde mit 7 eingeschult, weil sie ganz kurz nach dem Stichtag geboren war..... Da konnte ich wenigstens über früher oder später entscheiden, ein Jahr war sie ein kann-Kind und dann ein Musskind, aber bei einem sehr jungen Kind gibt es keine Entscheidungsfreiheit, es ist nie Kann-Kind, nur "Musskind".