selbstbestimmt, selbstdenkenden, grenzen wahren - schulpflicht

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    • Offizieller Beitrag

    Und mich würde interessieren, wie Du Deinem Kind Differenzieren (Ableitungen ziehen), Algebra, Chemie, Physik (Kernspaltung, ...), Geografie...in der Tiefe und korrekt beibringen willst, wie es in der Schule der Fall wäre... Das wird in den Abschlussprüfungen ja abgefragt. Oder was sollte Deiner Meinung nach abgeprüft werden?


    ich habe im laufe meiner schulbahn einiges falsch beigebracht bekommen.


    man braucht nicht alles wissen, um ein kind beim lernen zu begleiten. man kann selber mitlernen und mit dem kind gemeinsam dinge erarbeiten, man kann andere menschen fragen, man kann gute bücher, dvds, (v)blogs suchen, etc.

  • Ich finde auch eine Bildungspflicht eine seltsame Sache. Ich habe das schon von etlichen Freilernern gehört, bin mir aber nicht sicher, ob das nur der Versöhnungsfinger an die harten Schulpflichtbeführworter ist, oder ob die Leute das wirklich ernst meinen.
    Ich finde es ein Unding, Menschen egal welchen Alters vorzuschreiben, wie sie ihre Tage zu verbringen haben.

  • Und mich würde interessieren, wie Du Deinem Kind Differenzieren (Ableitungen ziehen), Algebra, Chemie, Physik (Kernspaltung, ...), Geografie...in der Tiefe und korrekt beibringen willst, wie es in der Schule der Fall wäre... Das wird in den Abschlussprüfungen ja abgefragt. Oder was sollte Deiner Meinung nach abgeprüft werden?


    Ich könnte meinem Kind die von dir genannten Dinge alle beibringen, aber das ist eigentlich gar nicht nötig. Denn es spricht bei Homeschooling absolut nichts gegen Lehrer! Ich finde Lehrer eine großartige Sache & möchte sie in meinem Leben nicht missen, zumindest die, die ich mir freiwillig ausgesucht habe.


    Die entwürdigenden Dinge dagegen, die sich viele Lehrer in der Schule immer wieder leisten können, würde ein privat bezahlter Lehrer niemals bringen (können)!

  • klosterfrau, wie meinst du das mit der bildungspflicht? inwiefern schreibt eine solche menschen ihren tagesablauf vor?

    the nature of this flower is to bloom

    (alice walker)

  • Hallo,


    klosterfrau,
    Eine Bildungspflicht, wie ich sie verstehe, wäre keine "Lehrplanpflicht". Das heißt, dem Kind steht natürlich Bildung zu (das fände ich schon wichtig) - aber der konkrete aktuelle Inhalt, das Tempo und die Wege dahin können sehr individuell sein und mMn durchaus auch Freilernen beinhalten. Und die Wahlfreiheit gilt auch nicht nur für Kinder, die bereits massive Schulprobleme erlebt haben, sondern für alle Familien, die es möchten und denen es damit gut geht.


    Spannend finde ich ja, daß ein immer individualisiertes Lernen im eigenen Tempo und mit ganz verschiedenen Methoden an den Schulen wohl von den meisten Leuten, auch hier im Forum, befürwortet wird (von mir ja auch) und auch außerhalb des Schulgebäudes in so ziemlich jeder Familie als völlig normal empfunden wird (Das nennt sich dann Freizeitgestaltung, Museumsbesuch, Hobby, Interesse oder so...) .
    Nur sobald es ganz ohne Schulgebäude stattfinden soll, ist es für einige "falsch" bis gefährlich...

  • Die Bildungspflicht schreibt jungen Menschen vor, dass sie sich zu bilden haben. Sie dürfen kein Geld verdienen, sie dürfen nicht gammeln, sie dürfen sich nicht ausschließlich auf Sachen, in denen sie begabt sind (Sport, Musik, …) konzentieren, sondern sind verpflichtet, sich so zu bilden, wie es diese Pflicht vorsieht. Das finde ich eine fast genauso große Frechheit wie die Schulpflicht.
    Jeder "normale" Bürger Dtl. kann so ziemlich machen, was er will. Evt. sieht er irgendwann vom Staat keine finanzielle Unterstützung mehr, aber niemand wird zu Arbeit, Fortbildung, lebenslangem Lernen o.ä. per Polizeigewalt gezwungen. Außer Minderjährige.



    Trin, das verstehe ich schon. Aber trotzdem ist eine Pflicht eine Pflicht. Und damit verpflichtest du junge Menschen, das zu tun, was scheinbar ihre Aufgabe in unserer Gesellschaft ist: lernen und sich auf später vorbereiten. Jede andere Gestaltung des Lebensweges ist damit ausgeschlossen.

    • Offizieller Beitrag

    was scheinbar ihre Aufgabe in unserer Gesellschaft ist: lernen und sich auf später vorbereiten


    Ich kenne keine Gesellschaft, die das anders sieht #confused die Wege dahin sind unterschiedlich, aber eigentlich wird die Jugend doch in allen Gesellschaften als die "Vorbereitungszeit" zum Erwachsensein verstanden.

  • Mir geht es darum, dass andere (Erwachsene) bestimmen, wie Kinder zu sein haben. Ob das anderswo auch so ist, halte ich für nicht relevant. Meiner Meinung nach sollten auch junge Menschen selbst über ihr Leben entscheiden dürfen. Und dazu zählt auch, ob und welche Schule sie besuchen. Und ob und wie sie sich bilden.


  • Spannend finde ich ja, daß ein immer individualisiertes Lernen im eigenen Tempo und mit ganz verschiedenen Methoden an den Schulen wohl von den meisten Leuten, auch hier im Forum, befürwortet wird (von mir ja auch) und auch außerhalb des Schulgebäudes in so ziemlich jeder Familie als völlig normal empfunden wird (Das nennt sich dann Freizeitgestaltung, Museumsbesuch, Hobby, Interesse oder so...) .
    Nur sobald es ganz ohne Schulgebäude stattfinden soll, ist es für einige "falsch" bis gefährlich...


    Ja, das ist verrückt. Meine Kinder besuchen eine Schule, an der sie nichts machen müssen, die Schule ist nicht lehrplangebunden. Sie können also 10 Jahre lang auf dem Baum sitzen und schlafen. Sie sind also viel eher von kognitiver Verwahrlosung bedroht, als die Kinder deiner gewünschten Bildungspflicht (die ja, wenn ich dich richtig verstanden habe, zumindest ab und an mal geprüft würden). Aber da es eine Schule ist, interessiert das niemanden.

  • Klosterfrau, aber jemand der acht ist kann ohne mitwirkung seiner eltern wenig von tragweite entscheiden. Dafuer lebt er zu viel im jetzt.


    Und mit dem zwang fuer irgendwas ist das so.eine sache. Ich.fall grade um vor muedigkeit. Eogentlich will ich jetzt schlafen und nicht zur arbeit. So wie bestimmt 90% der leute um diese zeit. Aber dann gibt es eben keinen der tags arbeitet. Keinen baecker, keinen busfahrer, keinen verkaeufer, keinen lehrer, keinen arzt. Und auxh keinen, der das grld anweist, fuer denjenigen, der nicht zum arbeiten gezwungen ist. Zu sagrn niemand ist zu irgendwas gezwungen erinnert gesellschaftlich betrachtet doch sehr an den ausspruch mit dem kuchen und dem brot. Voellig naiv und weltfremd. Und auch frech und unverschaemt denen gegenueber die sich zwingen.


  • Jeder "normale" Bürger Dtl. kann so ziemlich machen, was er will. Evt. sieht er irgendwann vom Staat keine finanzielle Unterstützung mehr, aber niemand wird zu Arbeit, Fortbildung, lebenslangem Lernen o.ä. per Polizeigewalt gezwungen. Außer Minderjährige.


    .


    Das mag stimmen, wenn du geerbt oder reich geheiratet hast. Ansonsten muss ich dir leider diese Illusion rauben: der Großteil der Menschen muss für seinen Lebensunterhalt arbeiten!


    Ich verstehe nicht so recht, warum hier jetzt eine pro/contra homeschooling Diskussion draus wurde, und Trin, ich verstehe auch Deine Aggression nicht.


    Im Ursprungsposting hat Odette ja die Behauptung aufgestellt, alle Eltern von Schulkindern würden ihre bedürfnisorientierte Erziehung über Bord werfen und den Kindern schrecklichen Zwang antun. Und impliziert, ihr Weg wäre besser.


    Darüber kann man ja nun geteilter Meinung sein. Sowohl im konkreten Einzelfall, als auch gesamtgesellschaftlich.

    • Offizieller Beitrag

    Madrone: ja, ich kenne auch ganz "normale" Homeschooler - realistisch betrachtet und mit Zahlen untermauert sind diese aber nun mal in der Minderzahl. Homeschooling wird leider von gewissen Gruppen missbraucht - und da ist die Gesellschaft meiner Meinung nach in der Pflicht, das zu kontrollieren und gleichzeitig die Möglichkeit dieses Weges zu schützen. Von Menschen, die das in der Praxis entscheiden, weiss ich, dass es eine sehr heikle Aufgabe ist.


    Klosterfrau: mhmhm, ich sehe die Pflicht bei der Sache eigentlich auf Seite der Gesellschaft - wir haben die Pflicht, den Kindern die Bildung zu vermitteln, die sie (jedes einzelne in seinem Spielraum) befähigt, als Erwachsene so frei wie möglich zu leben. Dass dazu auch "Gemeinschaftsdienst" gehört (aka: Arbeiten) vermittle ich meinen Kindern auch.


    Was das Wissen vermitteln und Lernen begleiten angeht, bin ich leider hoffnungslos desillilusioniert - ich beobachte die wenigsten Eltern als kompetente Lernbegleiter.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Liebe myrte
    nein ich habe nicht impliziert das mein weg besser ist
    Sondern ich habe gefragt wie sich
    selbstbestimmtheit, beduernisorientierte erziehung, freiheit und selbstbestimmtes denken mit dem schulbesuchszwang vereinbaren lassen.


    wenn ich naemlich den posts hier folge
    kinder aufs leben vorbereiten
    soviel bildung wie moeglich
    abitur das um und auf


    waere da ein anderer weg nicht einfacher fuers kind?
    Quasi
    von klein auf schon drauf trimmen was alles getan werden muss?


    Und wenn schulen nicht so sind wie es sich eltern vorstellen warum wird das nicht geaendert von den eltern?


    Das waren meine ursprungsfragen und ich wollte weder ueber homeschooling noch ueber was ist besser oder nicht reden, auch wenn dieser thread sehr interessant ist.

    • Offizieller Beitrag

    Um nur die Ursprungsfrage ganz kurz zu beantworten: die Freiheit des Einzelnen hört genau da auf, wo sie die Freiheit des Anderen beschneidet.
    Will heissen, ich "begrenze" mein Kind ständig, genauso, wie Du - völlig selbstverständlich und ohne deshalb seinen freien Geist zu brechen...


    Und, um etwas aufzugreifen, was schon mal angetönt wurde: Du scheinst zu glauben, dass "Schule" selbstbestimmtes Denken verunmöglicht. Sorry, da kann ich nur sagen, Du scheinst da einem Irrglauben aufzusitzen...


    Liebe Grüsse


    Talpa


    Ps: keine hier hat das Abi als das "um und auf" bezeichnet, im Gegenteil... Für mein Kind aber sehe ich es als die beste Möglichkeit, seine Talente zu entfalten. Kurz gesagt: er ist schlicht völlig unbegabt für eine Koch/Kellnerlehre.

    • Offizieller Beitrag

    Als abstimmungserprobte Schweizerin kann ich mit Sicherheit sagen, dass Eltern sehr unterschiedliche Vorstellungen von einer kindgerechten Schule haben. Deshalb wird ja auch dauernd an der Schule herumgezupft. Es gibt viele Eltern, die sich für das eine oder anderen Ziel einsetzen, aber sie finden nicht immer die Unterstützung, die Mehrheit, die sie sich wünschen würden.

  • Liebe myrte
    nein ich habe nicht impliziert das mein weg besser ist
    Sondern ich habe gefragt wie sich
    selbstbestimmtheit, beduernisorientierte erziehung, freiheit und selbstbestimmtes denken mit dem schulbesuchszwang vereinbaren lassen.


    .


    Möglicherweise gibt es einen einfachen Grund, warum Du das nicht verstehst. Korrigiere mich, aber ich bin der Meinung, du arbeitest nicht. Und jaja, natürlich ist die Betreuung von Kindern auch Arbeit usw...
    Aber das lassen wir jetzt einmal außer Acht. Du bist nicht gezwungen, arbeiten zu gehen und Geld nachhause zu bringen. Dein Mann tut das für Euch. Du bekommst Kindergeld für Deine Kinder, was bei der Zahl derselben auch nicht so schlecht ist. Es reicht also vermutlich irgendwie und Du hast Muße, deinen Tag nach anderen Kriterien einzuteilen wie wir Arbeitsvolk.


    Jetzt stelle Dir einmal vor, Du musst morgens um 6.30 Uhr das Haus verlassen, um Geld für die Familie nachhause zu bringen. Es gibt Dinge zu tun, die Du im Normalfall nicht tun würdest und Du musst eine Zeitlang an einem Ort verbringen, um diese Tätigkeiten auszuführen. DAS meinen die anderen mit "aufs Leben vorbereiten". Ist natürlich voll öde und so, aber der Kommunismus ist gescheitert und die Sache mit dem Grundeinkommen entweder illusorisch oder noch nicht durchführbar (da schwankt meine Meinung). Ich glaube, das wäre für Dich als Person kaum oder garnicht durchführbar, wenn ich mir Deine Posts im forum so anschaue (ist ja nicht der erste Thread zu so einem Thema).


    Wenn ich mir also jetzt vorstelle, ich brauchte bis zu meiner Jugendzeit nur das zu tun, wozu ich Lust habe (hedonistisches Lebensprinzip), dann kann ich mir nur schlecht vorstellen, wie der weitere Lebensweg eines Kindes aussieht. Es muss sehr sehr schwer sein, in einen normalen Arbeitsprozess einzusteigen.


    Ich persönlich halte es da mit einem Kompromiss: Ich suche eine Schule, die passt - oder wenigstens annähernd passt. Es gibt immer mehr Schulen, die sich auf die Fahnen schreiben, die Lust am Lernen zu erhalten. Zur Not muss ich selbst eine gründen ;) Der Druck ist hoffentlich moderater, aber ich habe das subjektive Gefühl, ein bisschen Lebensrealität zu schaffen.


    Alle anderen Vorstellungen halte ich bei der derzeitigen Lage für alternative Spinnerei von Leuten, die sich Spinnerei leisten können. Ich kann es nicht, und deshalb ist das meine persönliche Einstellung dazu.



    Mal eine andere Frage: Gibt es wirklich Schulen, die sich nicht an die Lehrpläne halten müssen? Gibt es da keine staatliche Kontrolle, ob die Kinder soviel vom Lehrplan mitbekommen haben, dass sie die weiterführende Schulen schaffen?


  • die anderen punkten sehe ich auch so. daran glaub ich eher weniger. ich kenne viele, die eben das gegenteil sagen, es gut finden, dass die schulsysteme sich geändert haben und weiterhin ändern.


    Ich hab vor den Landtagswahlen versucht, am CDU-Stand mit dem Landtagskandidaten über Bildung zu diskutieren. Das Hauptargument war tatsächlich, dass es die letzten Jahrzehnte doch gut war und wie lieber das altbewährte Schulsystem beibehalten sollen, statt dauernd diese neuen Reformschulen und Bildungsexperimente zu machen. Die Leute in meinem Dunstkreis sind aber auch eher der Meinung, dass Änderung wichtig und sinnvoll ist.


    Nee, es liegt an den Eltern! Wie gesagt, in Hamburg sind Eltern Sturm gelaufen, weil sie befürchten, dass ihr Kind nicht genügend gefördert wird, wenn es 6 Jahre mit den "doofen" Kindern zusammen beschult wird... #flop


    Natürlich liegt es auch an den Eltern. Hab ich doch nie anders behauptet. #weissnicht

    Do one thing everyday that scares you - Eleanor Roosevelt
    When you reach for the stars, you may not quite get one, but you won't come up with a handful of mud either - Leo Burnett

  • Hallo,

    Mal eine andere Frage: Gibt es wirklich Schulen, die sich nicht an die Lehrpläne halten müssen? Gibt es da keine staatliche Kontrolle, ob die Kinder soviel vom Lehrplan mitbekommen haben, dass sie die weiterführende Schulen schaffen?

    Ja gibt es, nur leider nicht überall.


    Diese Schulen können eine staatliche Genehmigung bekommen (= dürfen sich Schule nennen und wenn das Kind da seine für die Altersgruppe vorgesehene Zeit verbringt, ist der Schulpflicht Genüge getan), aber keine staatliche Anerkennung (= sie dürfen nicht selber prüfen, aber die Kinder auf eine Schulfremdenprüfung vorbereiten).


    Myrte: Ich bin nicht agressiv #weissnicht
    Sehr emotional auf Grund usnerer Geschichte, klar und verärgert darüber, daß wir massiv in der Auswahl der Bildungsmöglichkeiten für unsere Kinder eingeschränkt werden, ja, aber nicht agressiv.
    Es tut mir leid, wenn das so scheint.


    Zur Freiheit:


    Natürlich ist Freiheit immer von vielen Faktoren abhängig. Nicht jeder kann alles. Nicht jeder, der z.B. sein Kind gerne schon mittags aus dem Kindergarten holen möchte, kann das berufsbedingt, nicht jeder der das Kind gerne länger dalassen würde als die vom Amt zugestandene Zeit, weil es der Familie und dem Kind gut tun würde, bekommt einen Job und damit die Erlaubnis, eine längere Betreuungszeit in Anspruch zu nehmen. Ja, das ist so. Nicht schön, aber Fakt. Trotzdem käme keiner auf die Idee, die eine oder die andere Version als einzig richtige darzustellen.


    Aber wenn man etwas tun KÖNNTE, weiß, daß es dem eigenen Kind tun WÜRDE - aber nicht darf, dann ist das eine Beschneidung meiner Freiheit, mit der ich tatsächlich nur schwer klar komme, vor allem, weil ich eben den Grund dafür tatsächlich nicht nachvollziehen kann. Das zu Hause lernen meines Sohnes wäre bei uns z.b. recht gut mit der Tatsache vereinbar gewesen, daß wir BEIDE arbeiten. Von daher zählt bei uns da Argument nicht.

    Andere Familien könnten eine andere Lösung finden, ihr Kind weiterhin ganz normal in die Schule gehen lassen, das wäre ihnen ja nicht verboten. Oder ein Netzwerk mit anderen Familien aufbauen... oder einen Hort gründen, der Bildungsangebote macht, aber keine Verpflichtungen... Oder das Schulgeld sparen und BEIDE weniger arbeiten (wäre einer unserer Träume gewesen).

    Ich finde nach wie vor die Begründung "Einige wenige könnten es missbrauchen, darum darf KEINER" nicht logisch. Das wäre so als dürften z.B. Menschen bestimmter Herkunftsländer nicht mehr mit ihren Kindern dahin in den Urlaub fahren, weil es immer wieder mal (einige wenige) Fälle gab, in denen das Kind auf diese Weise entführt wurde oder so.


    Genau so wenig verstehe ich die Begründung, Homeschooling würde diesen Kindern einen Vorteil, einen Elitestatus verschaffen. Wenn jemand viel Geld hat und seinem Kind superduper private Nachhilfe (= Vorteil gegenüber denen, die sich das nicht leisten können), jährliche teure Auslandssprachkurse (= deutlicher Vorteil im Spachunterricht) oder andere kostenintensive Kurse zukommen lassen kann, verbietet ihm das auch keiner, mit der Begründung, daß damit seinem Kind bessere Chancen verschaffen würde. #weissnicht


    Zusätzlich zur abgesessenen Schulzeit ist das ganz toll. "Statt dessen" aber ganz furchtbar schlimm und muss verboten bleiben.

  • Hallo :)


    Ich möchte auch gerne in den Thread einsteigen.
    Alles konnte ich zeitlich gar nicht lesen, aber ich hatte hin und wieder das Gefühl, dass odettes Anliegen nicht so recht verstanden wurde.

    Und, um etwas aufzugreifen, was schon mal angetönt wurde: Du scheinst zu glauben, dass "Schule" selbstbestimmtes Denken verunmöglicht. Sorry, da kann ich nur sagen, Du scheinst da einem Irrglauben aufzusitzen...

    Hallo Talpa :)
    Wenn ich sie recht verstehe, dann sagt odette nicht, dass "Schule" selbstbestimmtes Denken verunmöglicht, sondern sie fragt sich, wie man seine Kinder unter einen Zwang stellen kann, der immens in das alltägliche Leben der Kinder über Jahre hinweg eingreift, wenn man "ansonsten" Werte hat, die sich unter den Schlagworten "selbstbestimmt und mündig denken und leben" zusammenfassen lassen.
    Dass "Schule" an sich selbstbestimmtes Denken verunmöglicht sehe ich nicht als dahinter stehende Ansicht in ihrer Frage enthalten.


    Irene: Ich empfinde dein Post sowohl gegenüber odette als im Mindesten unhöflich, wenn nicht gar absichtlich herabsetzend und böswillig, und auch die Aussage, dass Gedanken zur Abschaffung der Schulpflicht/Einführung einer Bildungspflicht/Ermöglichung von Home- bzw. Unschooling/ Anerkennung und Umsetzung des Menschenrechts auf Selbstbestimmung für Kinder genauso wie für Erwachsene "Spinnerei" sei, von Menschen, die sich "Spinnerei" leisten könnten, in keinster Weise für eine respektvolle Diskussion angemessen.


    Trotzdem wundert es mich nicht, dass du das alles als Spinnerei abtust. Es ist nicht das erste Mal in der Geschichte der Menschheit, dass ein großer Teil der Gesellschaft die Anerkennung von Menschenrechten für ALLE Menschen gleich welchen Alters, Geschlechts, welcher Herkunft oder Religion vehement ablehnt und diese als Spinnerei abtut.


    Und um auf odettes Ursprungsfrage zurück zu kommen:
    Ich sehe da verschiedene Ursachen am Werk:
    Zum einen (wenigstens gilt das für Deutschland) wissen die allermeisten Menschen nicht einmal, dass es andere Modelle als die in Deutschland als Schulgebäudeanwesenheitspflicht umgesetzte Schulpflicht gibt.
    Ich habe das erst erfahren, da war ich bereits aus der Schule draußen.
    Und konnte das gedanklich gar nicht fassen. Weil es eine so absurde Selbstverständlichkeit ist, dass jedes Kind zur Schule MUSS. Ohne wenn und aber.
    Insofern, wenn gar keine Vorstellung darüber besteht, dass es überhaupt etwas anderes als den Status Quo geben könnte, dann wird auch in diese Richtung kaum bis gar nicht gedacht, geschweige denn gearbeitet.
    Zum anderen sehen viele Menschen auch keinen Zusammenhang zwischen "zur Schule gezwungen werden" und "auf sein Selbstbestimmungsrecht" verzichten, dass ebendieses eingeschränkt wird.
    Denn, so denken die meisten Menschen, mit denen ich darüber gesprochen habe, und auch hier im Thread wurde es ja bereits mehrfach angeführt, gerade die Schule mit ihrer Idee die Ideenwelt bestimmter Denkrichtungen und Geisteshaltungen aus den vorigen Jahrhunderten den Schülern nahe zu bringen, und sie somit über ihren eigenen Horizont hinauszuführen, rege gerade dieses kritische Denken an.
    Und natürlich ist es so, dass ich vieles, von dem, was ich in der Schule so durchgelesen und durchdacht habe, selbst gar nicht "entdeckt" hätte. Und dann passiert es leicht, dass man denkt "hätte ich die Schule nicht gehabt, dann wäre ich ein ziemlich kleines geistiges Lichtlein gewesen, denn dort wurde mein geistiger Horizont erweitert".
    Leider wird dabei übersehen, dass man bzw. die Kinder, die nicht zur Schule gehen, ihren Horizont selbst erweitert hätten, so wie Erwachsene das selbstverständlich tun, wenn sie sich selbstgewählt "weiterbilden" und weiterentwickeln.
    Ja, mit Sicherheit in ganz andere Richtungen und auf anderen Wegen, aber nicht minder horizonterweiternd.


    Ich empfinde es übrigens nicht als Gegenargument gegen die Frage nach dem Verhältnis von dem Wert und der Anerkennung selbstbestimmten, freien Denkens und der (meist unhinterfragten) Befürwortung von Schulpflicht, zu sagen, dass man seine Kinder immer in ihrer Lebensführung beschränkt, allein dadurch, dass die Kinder in mein selbstgewähltes Alltagsleben hineingeboren werden.
    Ja, das ist richtig, jedes Kind wird durch die Lebensumstände seiner Familie "beschränkt" (wenn man das so negativ formulieren möchte). Das heißt aber nicht im Umkehrschluss, dass die Eltern, die ihren Kindern das Recht offenhalten, außerhalb von Schule ihren eigenen Bildungsweg zu gehen, ihre Kinder durch die Schaffung von Wahlfreiheit in dieser Frage "beschränken".


    Trin hat das gut noch mal in ihrem ?letzten? Posting ausgeführt :)
    Überhaupt: Danke Trin für deine wundervollen und zahlreichen, und gut durchdachten Beiträge hier im Threat #blume

    • Offizieller Beitrag

    Timea, das ist nett, dass Du versuchst, uns "odettisch" zu dolmetschen.


    Ich muss zugeben, dass ich da schon andere Threads von Odette im Hinterkopf habe - und ihr Konzept des freien, selbstbestimmten Lebens bei wohlwollender Betrachtung für reichlich naiv halte. Bedenke ich die impliziten Vorwürfe, alle, die nicht so leben wollen, seien dumbe Schafe, die das freie Denken verlernt haben, empfinde ich (nicht mehr so wohlwollend) es eher als beleidigend von jemandem, der äusserst gut von diesen dumben Schafen (aka der Staat) und den Bequemlichkeiten, die sie ermöglichen lebt.


    Wenn ich diese Hintergedanken aber zur Seite schiebe, dann komme ich dennoch zu einem anderen Schluss: meine Ausbildung lässt MICH die Möglichkeit meine Kinder zur Schule schicken zu können als ein Riesenprivileg empfinden, für das ich enorm dankbar bin.
    Es ist ein Privileg, von dem ein sehr grosser Teil der Menschheit heute noch nur träumen kann.


    Liebe Grüsse


    Talpa