selbstbestimmt, selbstdenkenden, grenzen wahren - schulpflicht

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  • Hallo,


    Ich wette auch Trins Sohn wäre lieber ein Teil der Schule - wenn es ihm möglich wäre. Aber für ihn klappt es nicht, sie mussten eine Alternative suchen und dafür leider sehr viel kämpfen.


    Vermutlich hast du das gar nicht zynisch sondern sogar nett gemeint... aber...
    WARUM können Lebenserfahrungen, Träume und Wünsche nicht einfach mal geglaubt oder wenigstens so stehen gelassen??? *seufz*


    Aber nein, auch wer es ganz klar anders möchte, der möchte es ganz insgeheim natürlich doch so wie die meisten es als Norm ansehen, das macht die Sache so schön einfach...


    Nein "Teil der Schule sein" war für mein mein Kind kein Lebensziel. Es wollte nicht, daß wir eingesperrt werden, darum ging es hin.
    Ja, es wollte lernen, sich entwickeln und so wie es ist, gesellschaftlich akzeptiert sein - war es in fast allen Lebensbereichen auch. In allen anderen Gruppen war es möglich, seine Art anzunehmen und sogar als Gewinn zu sehen, "soziale Auffälligkeiten" gab es da nie.
    Nur in der Schule wurde ein Teils eines Wesens als "falsch" oder "unzureichend" wahr genommen - warum hätte er da "Teil" sein wollen? Vielleicht, wenn er GEDURFT und nicht GEMUSST hätte.


    Ich hatte wirklich nicht das Gefühl, daß er da gerne noch mehr unternommen hätte, um sich zu verändern, zu verbiegen, um "dazugehören zu können".


    Und nein, wir haben KEINE Alternative gefunden, denn die GIBT es in Deutschland nicht. Die uns angebotene Alternative war, wie ich weiter vorne schrieb, die längerfristige Klinikeinweisung eines von Psychologen bestätigt gesunden jungen Menschens. (und ein grenzlegales Praktikum, als aber schulisch schon alles zu spät war...)


    Unser Kampf bestand also darin, das gesunde(!), lernwillige und lernfähige nur nicht unbedingt im SCHULISCHEN Kontext gut lernen könnende Kind mit Therapie und ja, teilweise Medikamenten innerhalb des Systems zu halten, damit wir als Familie nicht vor der Wahl stehen, 3 andere Kinder (und uns selber, aber wen interessiert das schon) aus ihrem kompletten familiären oder sozialen Kontext zu reißen - oder "krimmiell" zu werden und damit Kindesentzug usw. zu riskieren.



    ...ist keine zufriedenstellende, für den großteil der kinder ausreichende ausbildung möglich. die schulpflicht schützt die kinder davor, dass sie wie früher in fabriken oder bauernhöfen schuften müssen, dass sie verwahrlosen, weil einige eltern sich nicht kümmern und es so niemand mitbekommt usw.


    Das stimmt so nicht, zumindest nicht für Deutschland,. Wie das in anderen Ländern ist, weiß ich nicht. Aber ich vermute in den anderen europäischen Ländern ist das ähnlich) .


    Deutschland hat genau dafür ein Kinder- und Jugendschutzgesetz, daß als gesetzliche Grundlage völlig ausreichen würde, um Kinder vor Ausbeutung und Verwahrlosung zu schützen und dafür zu sorgen, daß jedes Kind das Recht auf Bildung hat.
    Und auch mit einer Wandlung der Schulpflicht in eine Bildungspflicht bliebe das Kinder- und Jugendschutzgesetz unangetastet bestehen.


    Eine Schulpflicht braucht es dafür als Gesetz nicht. Es erleichtert nur vermeintlich die Umsetzung (aus meinem beruflichen Alltag weiß ich allerdings, wie oft das ein Irrglaube ist).
    MÖGLICH wären das aber durchaus auch andere Wege wie z.b. begleitetes Homeschooling.

  • Liebe Trin, es tut mir leid das es falsch rüberkam. Ich habe es in keinster Weise zynisch gemeint. Ich habe es wohl falsch verstanden. Ich meinte auch nicht, das sich Dein Sohn verbiegen soll um in der Schule zu sein - eigentlich wollte ich sagen, das es ja schöner wäre, wenn er so wie er ist in der Schule akzeptiert sein könnte.
    Ich hoffe ich habe das jetzt richtig ausgedrückt. Es war nicht böse, zynisch, gemein gemeint.


    LG


    Sabine

  • Kleines Beispiel: Ich gebe den Schülern auf, einen Text zu lesen, in Sinnabschnitte zu gliedern und Überschriften für diese zu finden.
    Damit schulen die Kids nicht nur das sinnentnehmende Lesen, sondern können zu Beginn der Stunde nach einem kurzen Blick auf ihre selbstgewählten Überschriften auch direkt über den Text sprechen. Würde ich den zu Beginn der Stunde erst lesen, gliedern und überschreiben lassen, hätte ich für die weiterführende Arbeit von 45 Minuten vielleicht noch 20 Minuten übrig.


    ich weiß nicht, wie alt die kinder sind, aber du könntest folgendes machen: kündige den kindern den text an, durchaus mit dem hinweis, das langsamleser den gerne schon zu hause in ruhe lesen könnten und sich inhaltliche randnotizen machen können (warum die form "überschcrift" so wichtig ist verstehe ich nicht). in der stunde lässte du jedem 5 min zeit zum überfliegenden lesen (bei der informationsflut der heutigen zeit eine tolle kompetenz) und lässt oder fasst selbst fair den inhalt zusammen. dann habt ihr 35 min zeit zu reden.


    Klar kann man ganze bücher im unterricht nicht zusammen lesen. Aber auch da kann man fair agieren, in dem textteile, über die sich unterhalten werden, für alle zur verfügung stehen. Dann wird das buch lesen zum add on und nicht zur pflicht. Kann sich ja eh keiner alle details merken.

    lg quark


    Einmal editiert, zuletzt von quark ()

  • odette, leider hat du nicht auf meine frage geantwortet: in deinem blog schreibst du, dein partner wäre lehrer. wie verträgt sich denn sein beruf, vielleicht sogar im besten falle berufung mit deiner einstellung??! #weissnicht
    ist er von seinem eigenen beruf so desillusioniert, dass er seinen kindern den schulbesuch nicht antun möchte?
    seid ihr euch da eigener meinung?
    verbiegt er auch seine schüler?
    würde mich nun wirklich interessieren!!! #confused

  • Hallo,


    sabbau,


    Ich schrieb ja, daß ich ja, daß ich vermute, du meist es nett. :)


    Aber ich denke, hier liegt bei sehr vielen Menschen, die uns begegenet sind, ein grundlegender Denkfehler vor. Möchte das Kind tatsächlich Teil der SCHULE/SchulPFLICHT sein?
    Oder möchte es (auch mit seinem ganz eignen Weg) Teil der Gesellschaft, eines sozialen Kontextes sein?


    Ich glaube, ersteres ist für die wenigsten Kinder wirklich wichtig.


    Das zweite dagegen für viele schon. Und viele Dinge, die man in der Schule erlebt, sind ja nicht zwingend an "Schule" und gar "Pflicht" gebunden. die meistens (mir fällt grad gar keins ein, welches nicht) könnte man in einem freieren, freiwilligen Kontext genau so erleben und vielleicht dann wirklich als Privileg wahrnehmen und genießen.


    Auch ohne SchulPFLICHT könnte es tolle Ausflüge geben, zu denen man sich anmelden kann, man kann (wie im Hort nach der Schule) zusammen spielen und forschen... Weiter vorne beschrieb jemand eine Art "Bildunghaus" mit vielen Angeboten. so was fände ich toll. durchaus auch altersübergreifende Angebote. Junge Leute würden sich, wenn sie das möchten, auch öfter in ähnlichen Konstellationen treffen (und da wären vermutlich auch nicht alle immer nur supersympatisch) und Lern/Entdeckergemeisnchaften entwicklen usw.


    Es wäre so viel möglich... Wenn man aber voraussetzt, daß eigentlich im Grunde doch jedes Kind Teil der SCHULE sein will, grenzt das das Denken schon wieder ein in eine durchaus gut gemeinte Richtung: "Wie mache ich Kind und Schule passend, damit die Pflicht nicht ganz so schwer drückt". Ein komplettes "Bildung anders denken" geht dann schlecht.


    Anders Thema, zu den HA


    Warum die Lese HA nicht sinnvoll ist? Die, denen es sehr schwer fällt, werden vielleicht den Sinn nicht verstehen und die Aufgabe nicht gut erfüllen können - oder sie werden sie ganz vermeiden.
    Damit haben sie von vornherein einen schlechtern Start ins Thema - was die Motivation sicher nicht gerade steigert.


    Die die zwar willig sind, aber einen Chaoskopf haben, werden sie vielleicht einfach vergessen und damit, obwohl sie eigentlich pfiffig sind unvorbereitet im Unterricht sitzen uns wären doppelt gestraft (einmal wegen Eintrag wg. vergessenen HA, einmal ebenfalls, weil sie nicht gut folgen können.


    Die, denen das lesen leicht fällt, vertun ihre Zeit unnötig, denen würden vermutlich die Überschriften auch aus dem Stegreif einfallen.


    Bleibt also ein verschwinden kleiner Rest, dessen Leistungsstand es trifft. Da man aber nicht weiß WER das ist, müssen alle die HA aufbekommen.


    Es gibt Schulen ohne HA. Daran glaub ich nicht nur, ich kenne eine. Diese Schule führt sogar bis zum Abitur.


    Meine Kinder lesen viel, aber die Schulliteratur lesen sie in der Schule z.b. in Lesekreisen, in denen sich Schüler gegenseitig vorlesen. (OK, den Faust hats kindlein zu hause gelesene, aber nur, weil sie in der Lese-Zeit ihr eigenes englischsprachiges Buch zu Ende lesen wollte, Auch OK. )


    Aber dann muss Schule von Grund auf anders gestaltet sein, daß Lernen individuell und damit effektiv sein und so Zeit für solche Sachen bleibt. ...


  • ich weiß nicht, wie alt die kinder sind, aber du könntest folgendes machen: kündige den kindern den text an, durchaus mit dem hinweis, das langsamleser den gerne schon zu hause in ruhe lesen könnten und sich inhaltliche randnotizen machen können (warum die form "überschcrift" so wichtig ist verstehe ich nicht). in der stunde lässte du jedem 5 min zeit zum überfliegenden lesen (bei der informationsflut der heutigen zeit eine tolle kompetenz) und lässt oder fasst selbst fair den inhalt zusammen. dann habt ihr 35 min zeit zu reden.


    Klar kann man ganze bücher im unterricht nicht zusammen lesen. Aber auch da kann man fair agieren, in dem textteile, über die sich unterhalten werden, für alle zur verfügung stehen. Dann wird das buch lesen zum add on und nicht zur pflicht. Kann sich ja eh keiner alle details merken.


    #confused also bloss nichts mehr richtig erarbeiten, sondern alles in mundgerechten häppchen servieren, damit die kiddies nix mehr selbst machen müssen?!? am besten auch keine bücher mehr lesen, weil, wer tut das in der heutigen welt noch, kann sich eh niemand alle details merken?!?
    #haare

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7


  • #confused also bloss nichts mehr richtig erarbeiten, sondern alles in mundgerechten häppchen servieren, damit die kiddies nix mehr selbst machen müssen?!? am besten auch keine bücher mehr lesen, weil, wer tut das in der heutigen welt noch, kann sich eh niemand alle details merken?!?
    #haare


    ich frage mich gerade, wieviel schüler jemals die zeit hatten ein buch richtig zu erarbeiten. das unfairste bei uns waren die inhaltskontrollen, ob wir auch fein die bücher gelesen hatten. gut informiert durch die letzte hofpause und internetinhaltsangaben waren bessere noten drin, als bei folgsam-nachts-komplettes-buch-lese schüler oder zwei-wochen-vor-buchbesprechung-schon-fertig-sein schüler . na klar, ein buch hat einfach viele details. da gehen ein paar unter, wenn man vorm schlafen noch einen wälzer zur hand nimmt oder viel zu früh anfängt.


    ich hätte den unterricht ohne solche benotung angenehmer empfunden. warum nicht die zeit nutzen und als erstes den inhalt gemeinsam mündlich zusammenfassen, ganz ohne druck. dann kann man immer noch gemeinsam im detail wühlen und erarbeiten. vielleicht überzeugt die zusammenfassung sogar noch schüler, den schinken übers wochenende freiwillig zu lesen.


    warum soll schule nicht ohne druck, ohne friss oder stirb, funktionieren können. es geht doch beim buch lesen nicht in erster linie ums buch lesen, sondern um das herausarbeiten von stilistischen mitteln. wieso hat der autor das oder jenes gemacht? was wollte er damit bezwecken? wo steigt die spannung? ect pp.



    ach ja, und was heißt nicht mehr selbst machen. sie kinder sollen sich einschätzen lernen. wer zeit und ruhe braucht, soll sich die zu hause nehmen dürfen. wer zeit in anderen fächern braucht, der soll seine zeit nicht mit unnötigen vollstopfen. und die kinder dürfen dabei gerne fehler bei ihrer einschätzung machen. fehler sollen ja ganz gut fürs lernen sein. aber kinder können sich keine fehler erlauben, wenn der leistungs- und notendruck zu groß ist.

    lg quark


    3 Mal editiert, zuletzt von quark ()

  • Trin hat das Problem bei dieser Hausaufgabe doch schon ausführlich erläutert.


    Eine weitere Möglichkeit der praktischen Umsetzung wäre z. B., dass alle in der Stunde den Text lesen und Notizen machen und immer, wenn wieder ein paar fertig sind, können sie sich in einer kleinen Gruppe austauschen. Den Letzten hilft die Lehrerin noch ein bisschen, damit sie auch noch Zeit zum Austauschen haben, und in den letzten 10 Minuten kann jeder, der möchte (natürlich auch die Lehrerin), seine Überlegungen der Klasse mitteilen.

  • Trin hat das Problem bei dieser Hausaufgabe doch schon ausführlich erläutert.


    Eine weitere Möglichkeit der praktischen Umsetzung wäre z. B., dass alle in der Stunde den Text lesen und Notizen machen und immer, wenn wieder ein paar fertig sind, können sie sich in einer kleinen Gruppe austauschen. Den Letzten hilft die Lehrerin noch ein bisschen, damit sie auch noch Zeit zum Austauschen haben, und in den letzten 10 Minuten kann jeder, der möchte (natürlich auch die Lehrerin), seine Überlegungen der Klasse mitteilen.


    das würde den fokus aber stark auf das lesen lenken, was ja nicht ziel von rixi war und weswegen sie den text ja lieber als ha aufgibt. sie wollte ja 45 min (gemeinschaftliche?) erarbeitungszeit haben.

  • Ich bin der Meinung, dass durch die Arbeit in Kleingruppen die einzelnen Schüler mehr zu Wort kommen, als wenn man das in der ganzen Klasse bespricht. Man könnte diesen Vorteil natürlich auch mit der Hausaufgabe kombinieren, aber da ist halt das Problem, dass einige Schüler benachteiligt sind, weil sie die Hausaufgabe nicht konnten oder vergessen haben. Aber sagen wir's mal so, würde man den Text als (freiwillige?) Hausaufgabe aufgeben, dann könnten die, die sie gemacht haben, gleich die erste Diskussionsgruppe bilden.


    Mein erster Satz richtete sich übrigens an ainu, ich war nur zu langsam.


    Edit: Mehr Zeit für seinen eigenen Stoff wünscht sich natürlich jeder Lehrer. Aber genauso wünschen sich die Schüler mehr Zeit für ihre eigenen Interessen. Und die Praxis zeigt ja offenbar, dass es auch ohne Hausaufgaben geht.

  • Hallo,
    In dem Falle würde aber die Hausaufgabe aber nicht die die Voraussetzungen dafür schaffen. Denn fürs GEMEINSAME Arbeiten wäre nötig, daß alle inhaltlich zumindest in etwa auf dem gleichen Stand sind. Und das wird ein Teil der Schüler - egal ob durch vergessen oder auf Grund seines Lernstandes, der vielleicht ein flüssiges, sinnverstehendes Lesen schwer macht, auch mit der Hausaufgabe nicht schaffen.


    Die, denen es leicht fällt sind mit der HA also von vorn herein noch mehr im Vorteil, die, die vielleicht eine Leseschwäche oder andere schulische Probleme haben, noch mehr im Nachteil.
    Mit diesen unterschiedlichen Voraussetzungen wird auch das was die Schüler aufnehmen können, sehr verschieden sein.
    Somit verkleinert die Hausaufgabe nicht die Kluft, die Schule ja überwinden will, sondern manifestiert sie noch.

  • Naja, um den dreh zu un- oder homeschooling zu bekommen. Ohne notendruck und mit vereinbarungen hätten alle, die gerne ein so gearteten kurs belegen wollen, ganz freiwillig gelesen oder am anfang des kurses um eine kurze zusammenfassung gebeten. :D

  • Odette, ich bin echt beeindruckt, da mühen sich Leute seitenweise ab, deine Position zu entschlüsseln, ihre Positionen differenziert zu verdeutlichen, und das ist dein Fazit dazu?
    In den Lehrplänen/ Kerncurricula/ ... staatlicher Schulen nennt sich das meistens 'Kompetenzbereich Argumentieren/ Diskutieren' oder so.
    #stumm


    Zum literatur-/ medien-/ lesedidaktischen Nebenschauplatz sag ich mal gar nix.

  • Ihr habt recht!
    Ich werde am wochenende meinen pc anwerfen und eine umfassende antwort schreiben.


    und mich bemuehen mein anliegen und eure reaktionen darauf so niederzuschreiben damit ansatzweise verstanden wird um was es mir geht und warum ich letztendlich so geantwortet habe.

  • Schule = Zucht und Ordnung....
    Nun, ich kann mich nur wiederholen: wer von so etwas überzeugt ist, hat meiner Meinung nach wenig Einblick in den Schulalltag. Denn es deckt sich null mit meiner Erfahrung im täglichen Umgang mit Lehrpersonen und ihren Klassen. Es gibt Regeln, die wie in jeder Gemeinschaft, also auch einer Familie, nötig sind - aber grundsätzlich wird ein offener und kindgerechter Umgang damit gelebt und nicht "Regeln um der Regeln willen".
    Und, nur zur Verdeutlichung meiner Stichprobe: ich sehe bei meiner Arbeit täglich zwischen 20 und 2 Schulklassen, aller Stufen und Schulformen - ausserhalb des Schulzimmers... Denn, man mag es kaum glauben, dass man auch ausserhalb des Schulzimmers lernen kann, war schon Pestalozzi bekannt und wird heute noch praktiziert...


    Liebe Grüsse


    Talpa


    Das kann ich nur unterschreiben. Ich bin zwar keine Lehrerin, aber meine beiden Kinder gehen sehr gerne zur Schule. Und ich kann es verstehen, denn dort werden Sachen gemacht, die ICH ihnen - aufgrund mangelnder Kenntnisse, mangelnden Platzes, mangelnden Interesses) bestimmt nicht vermitteln könnte, würde oder wollte, die aber einfach toll sind und die m eine Kinder einfach toll finden. Einmal z.B. hatten die Kinder 4 Wochen das Wahlangebot "Abraham". Als ich das zunächst gehört habe, dachte ich auch "Was für ein Sch..." - dann aber haben die Kinder draußen einen Lehmbackofen gebaut und darin eigenes Fladenbrot gebacken. Sie haben Täschchen gewebt, Musik gemacht wie zu Abrahams Zeiten. Sie haben ein Musical zum Thema "Abraham" einstudiert ... Letzte Woche war mein Sohn ganz entzückt von seinem Musik-Angebot: er hat sich die komplette "Zauberflöte" und Vivaldis "4-Jahreszeiten" angehört, dazu eigene Rhythmen erfunden ... ehrlich: das könnte und würde ich meinen Kindern zuhause nicht bieten. Davon sind sie aber begeistert. Und dafür nehmen sie auch gerne in Kauf, dass sie schon morgens um 7:30 Uhr in der Schule sein müssen und gewisse Regeln befolgen müssen, ohne die eine Gemeinschaft eben nicht funktioniert.


    Und die Kinder wollen einfach unter Kindern sein. Wenn man natürlich 8 davon zuhause hat, ok, dann sind da natürlich viele Kinder. Aber für 8 Kinder braucht man erstmal Platz und Geld, das hat auch nicht jeder. Und dann ist Schule vor allem eben auch ein Raum, an dem man seine Freunde trifft - und nebenbei eben ein bisschen was lernt oder sogar tolle Projekte macht ;)


    Schule ist zumindest hier nicht mehr wie früher. Wie gesagt: klar gibt es gewisse Regeln, damit das Zusammenleben klappt, und klar hätten auch meine Kinder Verbesserungsvorschläge (schneller im Stoff voranschreiten, keine Hausaufgaben, ...), aber im Grunde wird wirklich sehr gut auf die Kinder und ihre Eigenheiten eingegangen und es gibt in der Schule nicht mehr oder weniger Zwang als zuhause. So kann mein Sohn (,der im Schulstoff weit voraus ist, bei dem es aber eher an der Selbstorganisation hakt) jetzt auch selber entscheiden, ob er sich in den Kreis setzt, um die Erläuterungen der Lehrerin anzuhören, oder ob er sich einfach seine Sachen schnappt, und diese selbständig bearbeitet, oder ob er sie lieber zuhause bearbeitet und in der Schule dafür mit irgendwelchem Material arbeitet oder ein Spiel mit jemand anders macht ... machen aber muss er es, da hört der Entscheidungsspielraum auf ;)


    Wenn er zuhause lernen wollte, wäre der Spielraum wohl ähnlich gelagert: er könnte entscheiden, wann, wo und wie er etwas lernen möchte. Aber wenn er etwas lernen möchte, muss er die Sachen halt irgendwann auch üben. Schreiben lernen, ein Musikinstrument, ein Buch lesen kann man halt nur mit Übung, da reicht es nicht zu sagen "Ich will das jetzt können."

  • odette: Wo hast Du nur die Vorstellung von Schule als Ort von Zwang, Zucht und Ordnung her #confused #kreischen .
    Kannst Du mal bitte aufhören solche hanebüchenen, verallgemeinernden Feststellungen zu treffen.
    Der allergrößte Großteil der Kinder geht hier ganz freiwillig und gerne zur Schule. Und sie haben viel Spaß daran, sogar daran, ein gewisses Maß an Regeln zu beachten und Ordnung zu halten. Weil sie sehr genau wissen, dass das wichtig ist.


    Regeln gibt es hier zu Hause auch zuhauf. Stell Dir vor, ich verlange von meinen Kindern auch ein gewisses Maß an Ordnung, damit unsere Wohnung nicht im Chaos versinkt. Das ist doch das natürlichste der Welt #weissnicht .


    Ich könnte mir absolut unmöglich vorstellen, meinen Kindern selbst die Bildungsmöglichkeiten zu bieten, wie es die Schule kann. Na gut, inhaltlich im Grundschulalter vielleicht, aber darüber hinaus, ganz gewiss nicht. Zu Hause können sie das lernen, was ich gut kann (und ich kann schon verhältnismäßig viel, bilde ich mir ein), aber es bringt ihnen so viel mehr Input, wenn sie von ganz unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Vorstellungen, unterschiedlichen Charakteren, unterschiedlichen Methoden lernen können.
    Ich empfinde es als meine Aufgabe, die Kinder loszulassen und ihre eigenen Erfahrungen machen zu lassen. Dabei bin ich der Hafen, an den sie zurückkehren und ihre neuen Erkenntnisse, Probleme, schönen Erlebnisse etc. abladen können. Aber sie verspüren auch sofort wieder den Drang, erneut auf Entdeckungstour zu gehen und es fällt mir leicht, sie wieder ziehen zu lassen, auch in der Gewissheit, dass sie bald wieder zurückkommen. Und ich gehe auch mit, wenn sie es möchten, um ihnen bei besonderen Widrigkeiten den Rücken zu stärken. Aber das ist echt selten nötig, meist sind sie total begeistert, wenn sie den nächsten Schritt zur Selbständigkeit getan haben.


    Ein Beispiel: Mein Sohn hatte vor Weihnachten einen Eintrag im Hausaufgabenheft, dass er gestört hat. Er war wütend und hat mir glaubhaft versichert, zu Unrecht beschuldigt worden zu sein. Ich habe ihm den Rücken gestärkt, den Eintrag unterschrieben und ihm angeboten, mit der Lehrerin darüber zu sprechen und das aufzuklären. Aber das wollte er nicht. Er hat sich schnell beruhigt und gesagt: "Ist schon ok, Mama. Ich weiß, dass ich es nicht gemacht habe. Ich habe einfach Pech gehabt." Ich denke, das war z.B. eine wichtige Erfahrung.


    Das mag danach klingen, dass das arme Kind sich jetzt schon auf die Widrigkeiten der bösen Gesellschaft einstellen und vor der Autorität der Lehrer kapitulieren muss. Aber ich empfinde es im Gegenteil als Chance für das Kind, charakterlich daran zu wachsen. Und mein Kind war nach dem Vorfall absolut im Reinen damit.


    Man kann sich sehr trefflich über die Qualität von Schulen streiten. Z.B. über zu große Klassenstärken, zu kleine Räume, zu starre Stundenpläne, Leistungsdruck etc. (wobei das ja auch individuell total unterschiedlich ist). Es gibt Lehrer, die ihren Beruf absolut verfehlt haben, aber es gibt auch ganz, ganz viele, die ihren Beruf wirklich lieben und den Kindern neue Welten eröffnen, zu denen sie sonst vielleicht keinen Zugang gewonnen hätten.


    Die Schulpflicht bedeutet für mich deshalb v.a., dass diese Möglichkeiten ALLEN Kindern zugänglich gemacht werden, unabhängig von ihren Eltern. Denn Kinder sind zwar kleine Persönlichkeiten, aber nein, sie können noch nicht alles allein überblicken, sondern brauchen dafür (viele verschiedene) Begleiter, die sie genau beobachten und auch vorsichtig lenken.


    Wobei ich auch nochmal betonen möchte, dass für Kinder, die unter Schulangst leiden, Wege gefunden werden müssen, damit sie ohne Stress auch vom Konzept Schule profitieren können (z.B. durch zeitweise Fern-/Online-Beschulung oder Individualbetreuung). Kein Kind sollte Angst vor der Schule haben müssen.

  • An die Befürworter der Schulpflicht: Ihr würdet also Odettes Kinder in die Schule stecken, wenn ihr könntet, notfalls auch mit Polizeigewalt. Und zwar zum Wohl der Kinder und auch der Gesellschaft. Habe ich das richtig verstanden?