selbstbestimmt, selbstdenkenden, grenzen wahren - schulpflicht

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  • Hallo,

    Ich kann mir nicht vorstellen wie ein Kind sich selbst den Stoff beibringen soll um Abitur abzulegen oder einen anderen Schulabschluss. Und der wird dazu nunmal benötigt. Und was ist, wenn die Pubertät einsetzt und die Kinder zu gar nichts mehr "Bock" haben? Dann machen sie wohl Jahre lang nichts und vielleicht ärgern Sie sich dann später.

    Darf ich auch (weil die Frage an Odette ging)


    Ich kenne Kinder, die einer dieser Schulen besuchten, in der sie tatsächlich nichts lernen MUSSTEN. Haben sie lange auch nicht im "schulisch abrechenbaren" Sinne (im Lebenssinne eine Menge)


    Und ausgerechnet in dem Alter in dem viele eben jene "Null Bock-Phase" hatten, haben sie beschlossen einen Schulabschluss zu machen und sind es mit einer für die kürze der Zeit großem Erfolg angegangen. (Die Zeit begrenzt wurde übrigens ebenfalls - andersrum irrsinnig - durch die Schulpflicht, die vorsieht, daß Schüler nur 2 Jahre wiederholen dürfen, dann DURFTEN sie für den entsprechenden Abschluss keine "Schüler" mehr sein, weswegen sie eben auch nicht mehr an der "Schule" bleiben konnten, selbst wenn sei gewollt hätten ... )


    "Sich selbst beibringen" würde ich es nicht ganz nennen, also nicht im Sinne von "alleine über Büchern sitzen". Aber durchaus an Hand der Prüfungserwartungen ein Pensum zusammen zu stellen. Es ist ja nicht verboten, sich dafür Hilfe zu suchen bei jemandem, der sich damit auskennt.


    Und diese Pensen dann eben im eigenen Tempo abzuarbeiten, entweder tatsächlich allein oder in einem Lernteam oder auch mit Leuten, die einem das Wissen vermitteln können. Die sind einem auch nicht zwingend alle supersympatisch, also kann man auch hier lernen, um einer Sache willen mit Menschen zurechtzukommen, mit denen man persönlich nicht so kann.

  • Aber inwiefern hätte Dir dann eine Abschaffung der Schulpflicht weitergeholfen? Wer hätte Dich begleiten und ernst nehmen sollen?
    Oder ging es Dir nicht um den Aspekt möglichen Homeschoolings? Dann verstehe ich deine Schilderungen noch weniger. Denn das "Schule" sehr heterogen und in Teilen ausbaufähig und verbesserbar ist, wurde doch hinreichend erörtert. Auch von den Befürwortern der Schulpflicht.


    Für mich selbst weiß ich das nicht. Ich finde es auch müßig darüber nachzudenken "hätte, wöre, wenn" Es war halt damals so. Wichtigerbist für mich, mir jetzt Gedanken zu machen für mein Kind.


    Das sind noch keine ausgereiften Gedanken. Der Kleine ist erst ein Jahr alt. Aber ich frage mich halt, wie das gehen kann. Einerseits möchte ich mein Kind so frei wie möglich aufwachsen lassen, andererseits MUSS ich es in eine Bildungseinrichtung schicken von der ich weiß, dass sie weder mir, noch meinem Partner gutgetan hat.


    Universaldilletantin: Was hättest Du Dir in Deiner Kindheit/Jugendzeit gewünscht: Wirklich ausschließlich zu Hause von Deinen Eltern unterrichtet zu werden? Oder hättest Du Dir nicht vielleicht eine andere Art Schule gewünscht? Eine, die Dich gefordert hätte? Lehrer, die Dir neue Herausforderungen geboten hätten?


    Wie gesagt, damals habe ich über sowas nicht groß nachgedacht. Es gab ja keine andere Möglichkeit. Ich denke aber, eine andere Schulform, die weniger autoritär ist und in der man freier lernen kann, hätte mir sehr geholfen. Zu Hause mit den Eltern hätte ich nicht lernen wollen. Heutzutage gibt es ja dank Internet auch noch mehr Möglichkeiten.


    Ich finde, wie du auch, dass die Wahl einfach zu klein ist. Und ich finde, dass die Menschen grundsätzlich zu sehr geradeaus denken. Es gäbe bestimmt so viele Möglichkeiten,wenn wir uns und unsere Kinder nicht so sehr beschränken würden.


    Das Leben kann durchaus ein Ponyhof sein. Nur wurde den meisten von uns ein Leben lang was anderes beigebracht...

  • was aber wichtig ist, ist doch sich ueber alternativen gedanken zu machen und zu ueberlegen ob ich weiter auf diese arr und weise leben moechte oder es nicht doch anders geht.


    Das tun hier sicher alle.
    Ich z.B. habe das sogar sehr radikal und bin extra über die Grenze nach Österreich gezogen, um es zu versuchen - und festzustellen, dass es für mich UND für mein Kind NICHT anders geht.
    ICH brauche die Institution Schule, um meiner Arbeit und meinen Interessen nachzugehen, auch um Kraft zu schöpfen, Zeit für mich ganz alleine zu haben.
    Meine Tochter braucht die Institution Schule, um sich überhaupt im sozialen Bereich weiterentwickeln zu können. Und um den Input zu bekommen, den sie braucht und fordert.
    Seit sie in einer therapeutisch begleiteten Schulform (wieder in Deutschland) ist, ist sie so glücklich und ausgeglichen, wie ich sie vorher nie erlebt habe.
    Weder, als sie nur zu Hause bei mir war, noch in der Freilerner-"Schule" in Österreich, noch in jeder anderen alternativen Schulform, die wir getestet haben.
    Sie liebt das Lernen und das Leistung bringen und ist mit Feuereifer bei der Sache.
    Sie saugt alles, was man ihr anbietet, auf, wie ein Schwamm - und das, was in der Schule an Angeboten herrscht, da würde ich so für mich alleine gar nicht drauf kommen, in dieser Bandbreite.
    Noch deutlicher ist das bei meinem Sohn, der sozial recht holprig durch die Grundschule kam, da gab es immer wieder Schwierigkeiten, die wir gemeinsam gemeistert haben - und jetzt ist er ein sehr, sehr glückliches, begeistertes Gymnasialkind. Was an diesem Gymnasium an Möglichkeiten geboten ist, ist einfach toll, und auch die Fächer und Angebote, die er jetzt nicht unbedingt von sich aus gewählt hätte, geben ihm so viele Möglichkeiten, Neues kennen zu lernen, auch Bereiche, die er vielleicht erstmal abgelehnt hätte, geben ihm neue Impulse und er entwickelt sich daran weiter.
    Ich sehe da ganz Vieles, was die Kinder von sich aus nie kennen gelernt hätten, wenn sie einfach nur nach ihren "Interessen" vorgegangen wären - Interessen in Anführungszeichen, denn letztendlich würde das Angebot an Möglichkeiten für ein zu Hause unterrichtetes oder unschooling-Kind ja auch nur durch den Horizont der Betreuungsperson vorgegeben und wäre somit auch wieder nicht völlig frei.
    Und da sehe ich es einfach so, dass die Schulen schlichtweg mehr Möglichkeiten bieten können, als ein Einzelner oder eine kleine Gruppe Freilerner "zu Hause".
    Ich bin durchaus für die Abschaffung der Schulanwesenheitspflicht und finde die Regelung in Österreich an sich sehr gut.
    Weil ich eben auch weiß, wie schwer es ist, wenn ein Kind aus dem System Schule komplett rausfällt.
    Homeschooling und Freilernen "aus Prinzip" sehe ich inzwischen allerdings sehr kritisch. Die angebliche Freiheit beschränkt sich weitgehend durch den Horizont des direkten Umfelds, da sind ein paar weitläufigere Gruppentreffen o.ä. keine echte Erweiterung des Ganzen und somit wäre mir das für meine Kinder eine viel zu eingeschränkte Möglichkeit des Lernens und der Weiterentwicklung.

    Liebe Grüße von daikiri

    2 Mal editiert, zuletzt von daikiri ()

  • weil es viel schöner ist, wenn man nur dasitzen muss und Mama liest


    ja, klar. aber spätestens, wenn mama mal was anderes zu tun hat, wird es ersichtlich, warum selberlesen toll ist.

    Ich kann mir nicht vorstellen wie ein Kind sich selbst den Stoff beibringen soll um Abitur abzulegen oder einen anderen Schulabschluss.


    wieso kannst du dir das nicht vorstellen? ich finde das, ehrlich gesagt, schlimm. sich das vorzustellen ist doch eigentlich eine recht leichte übung, das ist doch keine grosse vision #weissnicht
    das wissen, was bei diesen prüfungen abgefragt wird ist doch kein geheimwissen, das ist überall frei zugänglich zu finden, und ich kann mir, ohne nachzudenken, fünf verschiedene möglichkeiten vorstellen, wie man zu diesem wissen kommen kann.


    der wichtigste faktor beim lernen ist, nachgewiesenermass(ich hab kein scharfes s, tut mir leid)en, die motivation. ein junger mensch, der einen bestimmten beruf ergreifen will, und deshalb eine prüfung ablegen will ist motiviert, da geht das lernen wie von selbst von der hand.


    wieviele leute machen ihr abi erst auf dem 2. bildungsweg?
    wieviele schulabgänger wissen dann noch gar nicht, was sie eigentlich mit ihrem leben anfangen wollen?

    the nature of this flower is to bloom

    (alice walker)

  • n Hamburg haben Eltern mit einem Volks(!!!)entscheid durchgesetzt, dass nicht - wie von der Politik geplant - die Kinder nach 6 Schuljahren auf weiterführende Schulen kommen, sondern wie bisher nach 4 Schuljahren, sprich die Grundschulzeit wird nicht auf 6 Jahre verlängert:


    oha! das war aber keine meisterleistung der empathie sondern die mittelschicht wollte nicht die schmuddelkinder in der selben klasse wie ihre sprösslinge haben. da hatte die politik einmal versucht, auch den sozial schwächeren eine chance zu geben....

  • Ich bin ehrlich erstaunt, wie viele Kinder hier gerne in die Schule gehen. In meiner Schulzeit hat das keiner gemacht. Es war absoluter Konsens, dass Schule doof ist #weissnicht

  • Hallo,


    Eins meiner Kinder geht tatsächlich richtig gerne zur Schule. Ich glaube, dieses Kind käme so ziemlich überall und mit jeder Lebensform zurecht, aber die Freiheit, die diese Schule ihr bietet nutzt und genießt sie mit vollen Zügen und bringt dabei auch jetzt mit Noten sehr gute Leistungen.


    2 Kinder finden nicht alles toll, finden es aber OK hinzugehen, ich bin aber recht sicher, daß sie mit einer anderen Schulform Probleme bekommen würden (das zeigt sich immer da, wo durch das Schulgesetz bestimmte Dinge nötig werden, sie eigentlich nicht zu unserer Schulform passen.


    Und trotzdem war "Schule als Pflichtveranstaltung" für das 4. Kind (vom Alter her älteste ) nicht der richtige Weg. Mit Wahlfreiheit hätte er sich vielleicht tatsächlich auch zeitweise ganz freiwillig für Schule entschieden und dann ohne emotionale Blockade dies oder jenes gute entdecken können, keine Ahnung.

  • nee, das war überhaupt nicht so, dass schule doof war. schule -war- einfach. #weissnicht manche lehrer/innen waren doof, manche fächer, manche schüler/innen, und das änderte sich auch immer mal wieder. aber per se war schule nicht doof. nur anstrengen sollte man sich dafür nicht müssen ;)

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Meine Tochter interessiert sich für sehr viele Sachen von denen der Rest der näheren "Familie" wenig bis gar keine Ahnung hat. Denke also nicht, dass das am familiären Umfeld liegt...
    So sind wir nun gefordert uns damit auseinanderzusetzen und zu lernen resp eine Person zu finden, die das kann...


    Und meine Erfahrung ist, dass Kinder sich für sehr viele Sachen/Themen/Sachverhalte interessieren und die Kompetenz haben, sich das Wissen dazu selbst aneignen zu können.


    Ich kenn auch mittlerweile einige junge Erwachsene, die als Freilerner_innen o.ä. aufgewachsen sind und die sind beileibe nicht mit wenig Wissen/Sozialkompetenz/etc.
    Im Gegenteil.


    ligr
    Gänseblume

  • Mein Posting war zwar pro-Schule, aber es bezog sich auf diesen Beitrag von Odette:



    Ich wollte mit meinem Posting nur darstellen, dass Odettes Vorstellungen von Schule zumindest an unserer Realität vorbeigehen.


    Zum Thema Schulpflicht oder nicht hatte ich damit gar nichts gesagt.


    Es ist klar, dass Kinder, denen Schule nicht gut tut, auch nicht gezwungen werden sollten, dort hin zu gehen, sofern es andere gute Möglichkeiten gibt. Aber auch dort wo es diese Möglichkeiten gibt, gibt es ja offensichtlich - wie in einem Beispiel aus England geschrieben - nur ungefähr 5% homeschooler. Das heißt, dass für die anderen 95% Schule wohl gut ist, oder zumindest wohl die beste verfügbar Alternative.


    Hier gleich pauschal zu schreien "Unsere Kinder werden in Schubladen gedrängt und gemobbt und gezwungen." finde ich einfach total daneben. Unbestritten gibt es Schüler, denen Schule nicht gut tut, die gemobbt werden und in Schubladen gedrängt werden. Unbestritten gibt es sicherlich Lehrer, die ihren Beruf verfehlt haben. Aber deswegen gleich zu schreien, dass Eltern, die ihre Kinder in die Schule schicken, obwohl sie doch sonst auf selbstbestimmtes Leben und Freiheit aus sind, Langzeitstillen, familienbetten, ... nun plötzlich die größten Missstände ertragen, nur weil es Pflicht wäre, die Kinder in die Schule zu schicken, das ist einfach pauschalisierter Unsinn und ein Angriff gegen alle, die ihre Kinder in die Schule schicken - OBWOHL es DIESEN Kindern dort sehr gut gefällt.

  • ich habe 2 verschiedene Kinder. mit meiner Tochter ist schule schwierig. ADHS und Teil-HB.
    Mein Sohn liebt die Schule. wenn Ferien ist wird er nach einer weile komisch...sobald die schule wieder begonnen hat ist er fröhlich, ausgeglichen, etc. meiner Ansicht nach bekommt er in der schule dass was er braucht und ich ihm nicht geben kann:
    entsprechendes geistiges Futter, vielfältige angebote, soziale Integration (er hat viele freunde und fühlt sich angenommen), sein Selbstwertgefühl wird gestärkt.

  • Ich habe mich gerade so an meinen Sportunterricht früher erinnert.... ;(


    Das war ganz normaler Sportunterricht. Nichts weltbewegend "Schlimmes". Im Nachhinein gesehen bin ich mir aber sicher, dass dort die Grundsteine gelegt wurden für meine heutige unfreiwillige Unsportlichkeit.


    Bundesjugendspiele #kreischen


    Handstand auf Kommando.... #stumm


    Dabei hatte ich in der Grundschulzeit sogar Spaß am Sport. Besonders rennen und Springen fand ich gut. Naja, aber Svhwebebalken und co. gehören ja auch zum Lehrplan.


    Mal ganz davon abgesehen, dass ich beim Mannschafen Wählen immer als Letzte dastand....


    Einmal hab ich ne 6 kassiert, weil ich nicht auf Kommando ne Rolle Vorwärts gemacht habe und noch weiter üben wollte....


    Meine Eltern haben sich da übrigens komplett rausgehalten. Ich war die älteste von vier Kindern auf einem Bauernhof. Da läuft man so mit und solange die Noten stimmen... #weissnicht

  • ... und mein Mann hat die Hälfte seiner Schulzeit vor der Tür oder beim Direx verbracht, weil er ein Querulant war und nicht brav das gefressen hat, was ihm im Unterricht serviert wurde.

  • Ich finde homeschooling und Aufhebung der Schulpflicht den falschen Ansatz.
    Meiner Meinung nach brauchen wir andere Dinge, ein deutlich vielfältigere Schullandschaft, weg vom elitären und trennenden 3-gliedrigen Schulsystem, flexiblere Gestaltungsmöglichkeiten der einzelnen Schulen, auch Konzepte der Fernschulen sollten da mit einfließen.
    Ich bin mir sicher, daß es eine Schullandschaft geben kann, in der es für jedes Kind eine geeignete Schule gibt, nur wäre diese Schullandschaft vermutlich weit weg von der heutigen.



    Es gibt bestimmt einige Eltern die sich gezwungen sehen ihre Kinder hin zu geben, einfach aus wirtschaftlichen Gründen.
    Meine egoistische Frage wäre (Entschuldige soll nicht gemein klingen): Darf ich den Weg nicht gehen, weil es andere nicht verwirklichen können.


    Ich fände das zumindest ziemlich un-sozial und un-solidarisch und deshalb falsch.






    Übrigens wäre Heimunterricht durch/mit ihren Eltern eine Horrorvorstellung für meine Kinder.

    "Über besorgte Bürger wusste er Bescheid. Wo auch immer se sich aufhielten: Sie sprachen immer die gleiche private Sprache in der "traditionelle Werte" und ähnliche Ausdrücke auf "jemanden lynchen" hinaus lief." Terry Pratchett: Die volle Wahrheit
    LG Bryn mit Svanhild (*01), Arfst (*02), Singefried (*09) und Isebrand (*12)

    2 Mal editiert, zuletzt von Bryn ()

  • Ich hatte auch eine echt schlimme Schulzeit, echt Horror, fühlte mich als Außenseiter, die meisten Lehrer mochten mich nicht, ich (und andere Kinder) wurde vorgeführt, Schulsport und Bundesjugendspiele waren mir auch ein Graus, sportlich war ich der Looser vor dem Herrn.


    Als mein Sohn in die Schule kam fühlte ich mich wochenlang wie ein Zombie, dachte, seine schöne Kindheit sei nun vorbei, das obwohl ich mir echt Mühe gab ihm eine schöne Montessorischule auszusuchen.


    Nun ist mein Sohn in der 7. Klasse und ich muss sagen, dass ich mir mit meinen Erinnerung an meine Zeit das Leben schwerer gemacht habe als es tatsächlich dann war. Zum einen hat die Schule seit meiner Zeit eine echte Wandlung durchgemacht, es wird viel näher am Kind gearbeitet, auf Bedürfnisse eingegangen, gemeinsam mit den Eltern Lösungsstrategien für Probleme gesucht und gefunden. Nach der Grundschule haben wir uns für eine Gesamtschule entschieden und sind damit sehr zufrieden.


    Außerdem hat mein Sohn zum Großteil immer junge, engagierte oder ältere, erfahrene Lehrer gehabt. Manchmal gab es auch Stress, aber ich bin immer offen auf die Lehrer mit meinen Problemen zugegangen und im Gespräch fand sich immer ein Lösung. Manches stellte sich auch als Missverständnis heraus, auch das kam vor.


    Ach und was der Schulsport angeht, ich habe irgendwann festgestellt, dass meine Stärken nicht in der Leichtathletik und im Ballsport liegen und ich es nie schaffe, so ein blödes Seil hochzuklettern (wie in der Schule leider damals ausschließlich angeboten wurde), aber ich reite ganz ansprechend und habe mir dann ein Pferd angeschafft, Bewegung, frische Luft, korperliche Arbeit (Stall misten etc.) wurde damit abgedeckt und später war ich im Fitness-Studio bei den Tanz- und Athletikkursen sehr gerne. Heute wird der Schulsport vielseitiger als damals durchgeführt, mein Sohn hatte schon Fußball, Schwimmen, Akrobatik, Hockey, theoretische Teile uvm.


    Heimunterricht käme für uns schon deshalb nicht in Frage, weil ich für unseren Lebensunterhalt sorgen muss und meinem Beruf nachgehe. Ich schätze mal, dass die allgemeine Schulpflicht deshalb Kinder wie meines schützt, Kinder die nicht das Privileg haben, dass jemand aus einer wirtschaftlichen Unabhängigkeit heraus Vollzeit für sie da ist.

  • Ich wäre ja dafür, die Schulpflicht erstmal abzuschaffen, und wenn es dann eine vielfältige Schullandschaft gibt, die für alle Kinder die richtige Schule bietet (es gibt da ja durchaus viele Entwicklungen dazu), dann kann man ja nochmal überlegen, ob man wirklich noch eine Schulpflicht braucht.



    Ich fände das zumindest ziemlich un-sozial und un-solidarisch und deshalb falsch.


    Kannst du das noch genauer ausführen, wie du das meinst? Also klar, am sozialsten wäre, wenn ich alles Geld, was ich nicht ganz dringend brauche, spenden würde. Aber ich fühle mich nun mal besonders verantwortlich für meine Kinder und möchte ihnen die bestmögliche Bildung zukommen lassen. Und ich leiste mir auch gerne für mich selbst einen gewissen Luxus über das Existenzminimum hinaus, aber das finde ich eigentlich normal und da schäme ich mich auch nicht dafür.


    Übrigens wäre Heimunterricht durch/mit ihren Eltern eine Horrorvorstellung für meine Kinder.


    Vielleicht ist es deswegen so schwer sich vorzustellen, dass es für manche gut sein könnte?


    Und fürs Protokoll: Ich werde meine Kinder mit großer Sicherheit in die Schule schicken, solange sie sich wenigstens halbwegs wohlfühlen, auch wenn ich die konkrete Schule schlecht finde. Ich möchte nämlich auch gerne noch arbeiten gehen und mich verwirklichen und nicht die ganze Zeit mit den Kindern zusammensein. Ich tue das aber für mein Wohl und nicht für das Wohl meiner Kinder.


    Edit: Mal abgesehen davon, dass ich in Deutschland lebe und sowieso keine Wahl habe, wenn ich nicht wegziehen will.


  • oha! das war aber keine meisterleistung der empathie sondern die mittelschicht wollte nicht die schmuddelkinder in der selben klasse wie ihre sprösslinge haben. da hatte die politik einmal versucht, auch den sozial schwächeren eine chance zu geben....

    Ich weiß, ich habe ja auch nicht gesagt, dass ich das nun eine tolle Aktion fand. Um die Wertung des Ergebnisses des Volksentscheids ging es mir aber auch gar nicht.
    Mir ging es darum, odette zu antworten, dass ihre These "Eltern von beschulten Kindern würden nichts am System ändern und würden den vorgesetzten Kram kritiklos aufzunehmen". Das wollte ich mit meinem Beispiel entkräften.


    LG,
    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

  • Ich finde die Diskussion hier aber schon interessant. Ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich über einige Argumente und Erzählungen hier nachdenke.
    Womit ich gar nicht klarkomme sind Odettes plakative Argumente. Die Erfahrungen von Trin machen mich nachdenklich. Worauf ich mit hochgezogenen Stacheln reagieren (schon seit längerem) sind aber die Argumente von Eltern deren Kinder noch Jahre von der Schulzeit entfernt sind. Also deren Kinder keinerlei Erfahrung mit der Schule gemacht haben. Wo meiner Vermutung nach entweder eigene schlechte Erfahrungen eine Rolle spielen oder der Wunsch nach einem "ich-möchte-alternativ-leben-und-mich-vom-Mainstream-absetzen" dahintersteckt.


    Und da kam mir heute beim Kochen der Gedanke: Und was, wenn das 1. Schuljahr für alle Kinder verpflichtend ist und danach könnten die Kinder zuhause unterrichtet werden?
    Damit die Kinder selber auch eine Entscheidung treffen können: "Hey Schule ist gar nicht so doof wie meine Eltern immer sagen" oder aber auch "Hey, Schule ist total doof und ich lerne lieber daheim".


    Ich habe nichts dagegen wenn Kinder nicht in der Schule lernen. Ich finde es nur unverständlich wenn normale staatliche, städtische Schulen als unzureichend dargestellt werden. Als Institutionen die unsere Kinder mit aller Gewalt brechen wollen und das die Kinder dort nur unglücklich sind und ständig gemoppt werden. Die gibt es sicher, aber es gibt auch ganz viele andere Beispiele. Und es kann auch innerhalb einer Familie sehr unterschiedlich sein (siehe Trin), das eine Kind fühlt sich wohl, das andere Kind so lala und das dritte Kind leidet. Aber das weiß man doch nicht vorher.


    Gute Nacht,
    Sabine

  • Hallo,


    Zitat


    Und da kam mir heute beim Kochen der Gedanke: Und was, wenn das 1. Schuljahr für alle Kinder verpflichtend ist und danach könnten die Kinder zuhause unterrichtet werden?


    Bei uns war das erste Schular das schwerste in der Grundschule. Bis lange nach Weihnachten ist mein Kind nicht einen einzigen Tag ohne Tränen hingegangen ud hat oft gebettelt, ob er nicht wieder mitgehen kann.


    Klar könnte man nun sagen: Er wurde doch gut aufgefangen (Zweitkraft und ältere Schüler bemühten sich um ihn, NIE hat einer gelacht, wenn er mit Schmusetier und Daumen im Mund weinend im Türrahmen stand... und dafür bin ich unendlich dankbar) und irgendwann hat er aufgehört (weil er, wie er später berichtet hat, eingesehen hat, daß er es eben nicht ändern kann...) .


    Aber mit anzusehen, wie sich schon allein der Gesichtsausdruck deines Kindes drastisch ändert (vom Verhalten ganz zu schweigen), es dann nach 2-3 Ferientagen, wieder "dein" Kind ist - und dann wieder Schule ist, ist einfach heftig. Und wie gesagt, ICH war bis dahin der Meinung: Tolle Schule, tolles Kind - was soll da schief gehen?"


    Klar, er hatte auch schöne Erlebnisse in der Grundschule, vor allem später, als er etwas älter war. Aber er meinte mal dieses Gefühl, gar nicht anders zu dürfen, war immer da und das hat etwas mit ihm gemacht. Und keines dieser Angebote war nur durch "Pflicht" möglich, Ausflüge, Projekttage/-wochen, bestimmte Fächer in "Kursform" usw. kann man ja auch ohne "Daueraufenthalt" anbieten und wahrnehmen.


    Vielleicht hätten wir es wieder auffangen können, wenn wir danach einen anderen Weg hätten wählen können, vielleicht wäre auch schon zu viel kaputt gewesen


    Für uns wäre es aber vermutlich besser gewesen, ihn Schule anzubieten, klar, aber ihn erst mal in Ruhe ohne Schule lernen und vor allem emotional reifen lassen.
    Wie gesagt, vermutlich hätte er sich dann irgendwann - wäre es ihm möglich gewesen - für eine Art Teilzeitmodell entschieden, das halte ich nach dem, was er selber erzählt, für das Wahrscheinlichste. Oder wäre irgendwann ganz zur Schule gegangen. Oder vielleicht tatsächlich auch gar nicht.
    Wer weiß das schon...



    Im übrigen klappte es bei dem Kind, bei dem ich aus der Erfahrung mit den beiden Großem heraus die meiste Sorge hatte, an lockersten.


    Klar, sie wollte auch nicht zur Schule, ein typischer Dialog:
    Wohlwollender Erwachsener zum Kind:
    "Naaaa, freust du dich schon auf die Schule?!?!"

    Antwort ein gelassenes: "Nö." #weissnicht
    Erstaunter Erwachsener: "Aber warum denn nicht?"
    "Was soll ich denn da?"
    Antwort der meisten (inzwischen meist recht verwirrten ) Erwachsenen: "Lesen, schreiben und rechnen lernen!"
    *schulterzuck* "Kann ich schon..."
    (Stimmte, sie nahm sich als Lektüre in der ersten Klasse Harry Potter Teil 2 mit und rechnete locker im Hunderterbereich, schrieb Briefe in Druckschrift...). Dabei ist sie clever, aber kein Überflieger, einfach ein vielseitig interessiertes Mädel.


    Sie hat auch gefragt, ob sie vielleicht nicht in die Schule müsse, wenn sie Feier und Geschenke (hier bei uns ein recht großes Event) weglässt.
    Aber es war ansonsten ganz OK, hinzugehen, blieb einem schließlich nichts anderes übrig. Sie meinte nur kure vor der Einschulung, es sei schon komisch, immer wenn sie etwas MUSS, hat sie gar keine Lust mehr dazu, aber wenn sie etwas DARF, bekommt sie oft Lust es wenigstes mal auszuprobieren.


    Warum man die Lernmaterialien nicht einfach in den Kindergarten stellen könne oder sie wie bisher einfach fragen kann, wenn sie etwas wissen will, konnte sie nicht recht verstehen. (In die Schule zu gehen wenn man etwas wissen will und dort einen Lehrer zu fragen, fand sie dagegen eine ganz natürliche und logische Sache - nur warum sollte man dann auch dann dort sitzen, wenn man grad keine Frage hat? Lesen kann man schließlich auch zu Hause und hat dabei mehr Ruhe.
    Sie hat sich dann bewusst die Schreibschrift aufgehoben. "Dann lerne ich eben in der Schule Schreibschrift". (Wobei sie im Grunde dann auch das mehr oder weniger zu Hause gemacht hat, in der Schule hat sie lieber andere Sachen gemacht, die sich mit Kursen und Angeboten auf freiwilliger Basis wunderbar abdecken ließen)


    Also insgesamt deutlich "einfacher" als bei den beiden Großen und so um die Herbstferien herum meinte sie dann, Schule wäre schon ganz OK.


    Von daher glaube ich nur noch begrenzt an die Auswirkung der elterlichen Bedenken. Klar haben sie Wirkung, aber sind eben bei weitem nicht alles.