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  • Ich wollte es aber auch gerade fragen. Schulabschlüsse kann ja jeder machen bei Wunsch oder Bedarf. Das hat mit der Art zu lernen ja nix zu tun. Höchstens insofern, als es auch schon Leute aufgehalten hat, weil man hier in D das externe Abi erst mit 18 oder 19 machen darf.
    Die Deutsche Bahn zB stellt Azubis inzwischen ganz oder teilweise nach Tests ein. Die Telekom hat ein Programm für verquere Lebensläufe. Hier sind viele überfordert mit den hunderten Bewerbungen junger Leute, die "alles richtig gemacht" haben - schnell studiert, gute Noten, man kann einen kaum vom anderen unterscheiden. Ich habe im Job ja selbst Personalverantwortung und schaue auf verschiedene Dinge. In der Ausbildungsfirma meines Mannes (internationaler Grosskonzern) wählten die Azubis im HR die Azubibewerber aus bzw trafen die Erstauswahl, um 1000 Bewerber auf ca 100 zu minimieren (für 10 Stellen) - in den "goldenen 90ern". Derzeit legen sich die Banken quer, weil der Nachwuchs fehlt...

    Lieben Gruß
    Jerry mit den Maimäusen 2007 und 2010 und Septembermäuschen 2013


    Trageberaterin (ClauWi-Grund- und Aufbaukurs, Zertifikat in Arbeit)

  • der Btrieb meines Mannes (internationaler Grosskonzern) nimmt in vielen Bereichen nicht mal Praktikanten ohne Hochschulabschluss...

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    Wunder 1: 07


    Wunder2: 11

  • Und an die Hochschule kann man sogar teilweise ohne Abi.
    Die Abschlüsse Externer sind tw. ja sogar notenmässig sehr gut, weil sie wissen, wofür sie sie machen.

    Lieben Gruß
    Jerry mit den Maimäusen 2007 und 2010 und Septembermäuschen 2013


    Trageberaterin (ClauWi-Grund- und Aufbaukurs, Zertifikat in Arbeit)

  • Weil also unser Wirtschaftssystem so dermaßen auf ein Blatt Papier festgelegt ist, müssen alle dem hinterher hecheln? Finde ich auch sehr blauäugig.


    Man kann die Lebensläufe auch so sehen (Großstadt - großes Unternehmen - ) ein Teil der Angestellten haben das was sie nun machen nicht studiert/ausbildung dazu abgeschlossen, sondern kommen teilweise aus extrem anderen Bereichen. Um also eine Einstellung zu erhalten, haben sie irgendwo ein Praktikum zu ihrem jetzigen Arbeitsbereich gemacht. Vll hat jeder für sich privat mit dem Thema etwas zu tun (eigene Bildung ... ) und nun arbeiten sie eben.
    Das erste Einstellungsgespräch nach dem Praktikum läuft dann so: Oh Miss Y sie haben ja XY studiert, welch exotisches Fach, das heute noch jmd. Theaterwissenschaften studiert.. erzählen sie mal, Blabla und wieso wollen sie jetzt Z machen, dass ist ja total was anderes, mathematisch und so. Erzählen sie mal." Man rechtfertigt sich für seinen Lebenslauf. Dann arbeitet man 2, 3 Jahre. Neue Bewerbungen rollen an, nun laufen die Gespräche so: "Berichten sie mal über ihre Arbeitserfahrung.." später dann.."Wir haben gesehen, sie haben früher XY studiert, mensch, dass ist ja was besonderes, was hat sie so fasziniert? Finden wir total toll, sie stechen so aus der Masse der Bewerber hervor!" Plötzlich ist dieser Lebenslauf toll, nichts wofür man sich rechtfertigen muss..


    Und so ist es immer. Hat man den Fuß in der Tür, ist alles toll, fängt man an, wird man zerlegt. Deshalb halte ich dieses spröde: Wir müssen aber unbedingt Abitur machen weil und deswegen für total engstirnig. Das hilft nicht und so ist die Lebenswelt auch nicht.


    Ich kenne übrigens ein "Kind", welches von den Eltern absichtlich auf die Hauptschule geschickt wurde. Sie wollten kein Abiturienten mehr, das war bei Kind 1 so anstrengend. Dieses Kind hat dann auf vielen Umwegen Abi gemacht, studiert und arbeitet inzw. sehr erfolgreich... ;)

    • Offizieller Beitrag

    Naja, Yverna, ich persönlich möchte eigentlich nicht, dass mein Kind meine Gesellschaftskritik ausbaden muss - wenn Du es so nennen magst, dann "hechle ich dem System nach"... Oder etwas anders ausgedrückt: ich würde mich freuen, wenn sie (Schul)Abschlüsse machen würden, die IHNEN die Wahl lassen, das zu tun, was ihnen Spass macht.


    Und nicht: "Abi ist mir zu anstrengend, für Dich reicht Hauptschule".


    Das würde auch heissen, dass ich Alles versuchen würde, wenn mein Kind in der Schule nicht zurechtkäme - auch wenn für mich persönlich Homeschooling nur im äussersten Notfall infrage käme. Aber ich finde es wichtig, dass sie den bestmöglichen Abschluss für ihre Talente bekommen.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • ganz ehrlich, iverna, meine erfahrung ist, dass man als theaterwissenschaftlerin zu einem "mathematischen" praktikum gar nicht erst eingeladen wird.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Warum sollte das nicht klappen?
    Das sind ja dann keine unsozialisierten, leeren menschen
    im gegenteil zumeist sind das gebildete engagierte jugendliche due sich diesen weg dann ausgesucht haben

  • Talpa oh, dass kam falsch rüber. Keineswegs halte ich es für sinnvoll ein Kind, was eindeutig aufs Gymnasium gehen könnte, nur zur Hauptschule zu schicken. (dem würde ein einheitliches Schulsystem bis zur 9. Klasse ja eh entgegen wirken) ... ! Ich möchte auch, dass mein Kind sich im aktuellen System so ausbildet, wie es selber am besten klar kommt. Wenn es der Weg übers Gymnasium ist, okay..


    Ich wollte damit nur verdeutlichen, dass das System keinesfalls uns zeigt, was und wie das Leben läuft. Ich stimme deiner Ausführung also zu, so würde ich auch handeln.


    ainu dann fehlt dir der Backround, wenn du wie Freunde von mir, neben der Theaterwissenschaft oder oder ... selbstständig etwas ganz anderes gemacht hast (sie hat im technischen Bereich ein Projekt betreut), dann würdest du sicher wenigstens eingeladen.


    Und das ist es: Die Personen die ich meine, haben sich eben nicht im starren System gefangen, sondern neben ihren Studien (egal welche) immer noch andere Hobbys ausgebaut. Und Internet/Computer/technische Sachen sind da kein schlechter Weg ;). Es gibt eben nicht diesen einen Weg. Und deswegen denke ich, kann man nicht sagen: Nur mit Abi/Studium ect. gelingt einem alles.


    Und gleichzeitig finde ich, dass man durchaus in einem "Ausbildungsberuf" glücklich sein kann, weil das auch erfüllend ist (und wichtig).

    • Offizieller Beitrag

    Iverna, glaub' mir, eingeladen zu werden, nur um dann doch das 2 auf den Rücken zu bekommen, gerne auch mit "Sorry, überqualifiziert", ist auf Dauer auch ermüdend - es gibt halt durchaus überfüllte Arbeitsbereiche.


    Ich werde meinen Kindern trotzdem auf jeden Fall dazu raten, ihre Traumberufe zu verwirklichen - aber immer mit der Realität im Hintergrund, dass man flexibel bleiben muss.


    Liebe Grüsse


    Talpa


  • ainu dann fehlt dir der Backround, wenn du wie Freunde von mir, neben der Theaterwissenschaft oder oder ... selbstständig etwas ganz anderes gemacht hast (sie hat im technischen Bereich ein Projekt betreut), dann würdest du sicher wenigstens eingeladen.


    Und das ist es: Die Personen die ich meine, haben sich eben nicht im starren System gefangen, sondern neben ihren Studien (egal welche) immer noch andere Hobbys ausgebaut. Und Internet/Computer/technische Sachen sind da kein schlechter Weg ;). Es gibt eben nicht diesen einen Weg. Und deswegen denke ich, kann man nicht sagen: Nur mit Abi/Studium ect. gelingt einem alles.


    haha. ja. am besten 500 standbeine. und dann noch die kinder nebenbei. klar. /ironieoff. sorry, das ist gerade meine realität. ich hatte vor den kindern genau auch 500 standbeine. finde diese entwicklung aber schon eher bedenklich.
    dennoch, in den gefilden in denen ich mich bewege, sind abi und studium die voraussetzung, um überhaupt irgendwo zu sein. sozusagen die basis, die eh klar ist. dass das aber alles ist, was man braucht, ist passé. ja. leider ist das die realität. anstrengend.

    mit elfchen 04/09 und minielfchen 03/12


    quand ta thèse te pousse à bout et que tu veux tout arrêter kannste vergessen.


    #rose 49,7

  • Ich verstehe nicht, wieso freilernen automatisch mit fehlendem Schulabschluss gleichgesetzt wird. Ich selbst habe mein Abitur auch nicht an der Schule, sondern in Eigenregie absolviert. Und habe ein abgeschlossens Hochschulstudium. Es gibt in D viele Möglichkeiten, Schulabschlüsse extern zu machen. Es klingt hier ein bisschen so, als würden Freilernerfamilien ihren Kindern die Zukunft verbauen. Für uns und die Freilerner, die wir kennen, gilt das nicht. Aber bekanntlich führen ja viele Wege nach Rom.


    Wenn man sich die Statistik anschaut, dann braucht man auch keine Angst zu haben, dass bei Abschaffung der Schulgebäudeanwesenheitspflicht plötzlich alle Kinder zuhause bleiben. In den meisten europäischen Ländern machen etwa 1% der schulpflichtigen Kinder Gebrauch vom Heimunterricht. In Kanada sind es etwa 4% recht viele, da wird es aber auch finanziell großzügig unterstützt, wenn man sich meldet. Die Schule ist ja nicht zuletzt auch eine kostenlose Betreuungsmöglichkeit.


    Madrone, wie kann denn gemeinsames Lernen von Homeschoolern bei Euch verboten sein? Wird das überprüft, welche Sanktionen gibt es?

    "Guck mal, hier ist ein bisschen Grün für Deine Kaninchen."
    "Mama, die essen nur Blau!"

  • Veggie-Mama, ich weiss nur, dass in Frankreich wohl ein Zusammenschluss mehrerer Familien schnell als Schule gilt, was einige Auflagen wie Impfpflicht zur Folge hat.


    Ich habe in einer riesigen internationalen Unternehmensberatung gearbeitet. Da gab es zB einige Theologen ;)


    Und ja, wie gesagt, nur weil man nicht zur Schule geht, heisst das ja nicht, dass man keinen Abschluss macht oder nicht studiert.

    Lieben Gruß
    Jerry mit den Maimäusen 2007 und 2010 und Septembermäuschen 2013


    Trageberaterin (ClauWi-Grund- und Aufbaukurs, Zertifikat in Arbeit)

  • Talpa
    habe extra nochmal nachgefragt weil es mich interessiert hat


    bis zum 16.lj kann jeder auch ohne zeugnis oder nachweisbaren schulbesuch einen normalen lehrvertrag abschließen.


    Auskunft von der arbeiterkammer!

  • Ja, die Sache mit dem Stress...


    Ich muss sagen, dass ich eigentlich überhaupt gar nicht "grundsätzlich" und "aus eigener Erfahrung" schulkritisch bin.


    Für mich war die Schulzeit (mit) die glücklichste Zeit in meinem Leben, gerade so unmorderne Sachen wie langfristiger Klassenverband, tote Sprachen und Frontalunterricht waren für mich wirklich gut; ich habe meist sehr gerne Hausaufgaben gemacht und in den höheren Klassen manchmal stundenlang mit viel Freude über irgendwelchen Mathe-Beweisen gebrütet; das fehlte mir dann später im Studium richtig.


    Aber jetzt, bei meiner Erstklässlerin, staune ich auch wirklich, welcher Stress den Kindern da heute zugemutet wird. Erst mal ist die Schule viel zu groß: sie ist vierzügig angelegt, die ersten Klassen sind aber inzwischen sechszügig, der Unterricht findet aufgrund des Platzmangels teilweise in Containern statt. Auf dem - viel zu kleinen - Schulhof mit über 500 Kindern gibt es Konflikte wegen des zu geringen Platzes und überhaupt Probleme, sich zurechtzufinden.


    Das andere sind die Hausaufgaben: im ersten halben Jahr hat meine Tochter jeden Tag über eine Stunde, oft 1 1/2 Stunden Hausaufgaben gemacht (wir machen nachmittags nichts anderes mehr). Zum Abbrechen nach einer halben Stunde konnte ich sie nie bewegen, sie beharrte verzweifelt darauf, alles machen zu dürfen, weil sie nicht negativ auffallen wollte.
    Meiner Einschätzung nach ist es einfach objektiv viel: jeden Tag Schreiben UND Rechnen UND Lesen; meine Tochter macht dabei auch keine großen Pausen, aber mal bricht der Stift ab, mal radiert sie eine Zeile aus, da vertan... aber sie schaut nicht aus dem Fenster oder macht andere Dinge. Die Lehrerin meinte nur, sie sei eben sehr langsam. Kann ich vielleicht nicht so gut beurteilen, aber ich finde nicht, dass man die Hausaufgaben nur unter größmöglicher Konzentration und Flinkheit in der vorgesehenen halben Stunde bewältigen können sollte, sondern auch dann, wenn man diesbezüglich "Mittelmaß" ist.


    Sehr schade finde ich einfach, dass die anfangs vorhandene große Motivation meiner Tochter bzgl. Schule und Hausaufgaben inzwischen völlig abhanden gekommen ist...