Gymnasium ab Klasse 5 in Berlin - Erfahrungen?

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  • Liebe Raben,


    unsere große Tochter lernt sehr schnell und vor allem gerne. Wir müssen uns in schulischen Dingen um nullkommanix kümmern, macht sie alles mit Begeisterung selbst, eigenmotiviert und aus Freude #super


    Nun steht zur Frage, ob sie schon zur 5. Klasse auf ein Gymnasium wechseln sollte (üblicherweise ist in Berlin die Grundschule bis Ende der 6. Klasse).


    Ich habe allerdings das Gefühl, dass wir zu dieser Frage derzeit nur sehr parteiisch beraten werden und hoffe deshalb, von Euch vielleicht ein bisschen Erfahrungsinput zum frühen Wechsel bekommen zu können.
    Warum habt ihr Euch dafür/dagegen entschieden?
    Wie bewertet ihr Euere Entscheidung im Rückblick?


    Gerne kann ich später auch noch ein bisschen mehr zu unserer Situation erzählen.


    Liebe Grüße!

    They made you think that what you need is what they're selling, made you think that buying is rebelling
    (Zack de la Rocha)

  • Haben wir gemacht, kannst mir gern eine PN mit Fragen schreiben.

    Wenn wir einen Menschen glücklicher und heiterer machen können, so sollten wir es in jedem Fall tun, mag er uns darum bitten oder nicht.


    - Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel -

  • bei uns in Bayern ist's ja ganz normal, dass man zur 5. die Schule wechselt. Meine Tochter blüht richtig auf :)


    In Berlin scheint dann die Auswahl der Mitschüler etwas anders zu sein. Mein Neffe ist zur 6. Klasse nach Berlin gezogen, war vorher schon im Gymnasium und sollte dort auch in eins. Die klasse (Kinder und Eltern) lagen ihm (und seinen Eltern) gar nicht, er ist zur 7. auf ein anderes gymnasium gewechselt. Sicher war es da dann auch einfacher, weil alle neu waren. Aber auch, weil die Schule einen anderen Schwerpunkt hat als "wir lernen alle so wahnsinnig schnell".


    Ich würde mir einfach die in Frage kommenden Schulen anschauen - vielleicht ist es ja Liebe auf den ersten Blick :)

  • Wechselt denn jemand mit? Und welche Gymnasien kommen überhaupt in Frage? Das sind doch nur ausgewählte naturwissenschaftliche, dachte ich immer.


    Ich würde das jetzt nicht forcieren, auf dem Gymnasium geht's erst so richtig hart los. Aber wenn ihr eher leistungsorientiert unterwegs seid, ist es vielleicht eine gute Idee...

  • Wieso nur naturwissenschaftlich? Es gibt doch auch welche ohne Schwerpunkt (dafür mit Schnelllernerklassen), altsprachliche Gymnasien, Musikgymnasien... Die Beweggründe können da vielfälig sein. Der Freund meines Sohnes wollte z.B. uuuunbedingt Latein ab Klasse 5. Die Eltern waren anfangs gar nicht so begeistert.

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  • Danke für Euere Antworten!


    Miamaria, hast PN.


    Tochter hat heute einen Hospitationstag in dem Gymnasium gehabt, das sowohl nahe am Wohnort liegt als auch ihren Interessen sehr entspricht. Übrigens war die Auswahl an Gymnasien ab Klasse 5 nicht klein! Scheint keineswegs nur ein Nischendings in der Bildungslandschaft Berlins zu sein ;)


    Ihr hat der Tag dort sehr gefallen, sie konnte auch gleich im Unterricht mitmachen und tatsächlich mithalten - "endlich Aufgaben, die mir gefallen"


    Wir sind nicht leistungsorientiert, wir sind glücksorientiert.
    Es ist nicht unser persönliches Ziel, sie schnell oder irgendwie gepusht durch die Schulzeit zu jagen. Dieses Gernlerndings kommt von ihr allein, da ist sie sehr geschmeidig und krampflos.


    Unsere - sehr gute! - Grundschule macht viel und engagierte Binnendifferenzierung, aber trotzdem ist ihr der Schulstoff nie Herausforderung gewesen. Das frustriert sie zunehmend, zumal das auch nach Überspringen der zweiten Klasse nicht anders wurde.


    Allerdings: wieviel Hausaufgaben würden ihr dann aufgedrückt? Wie ist das Klassenklima in so einer Schnelllernerklasse am Gymnasium? Ist Schule dann plötzlich etwas furchtbar Wichtiges? Bislang läuft alles schulische nebenbei und stressfrei - wäre das zwangsläufig anders?

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    (Zack de la Rocha)

    Einmal editiert, zuletzt von lekaja ()

  • Ich war in so einer Klasse in Brandenburg und ich habe es geliebt, meine Grundschule war aber auch grausig. Das war damals 2002 die zweite Leistungsprofilklasse als Modellversuch für das Abitur in 12 Jahren, wir haben dann die 8. Klasse übersprungen. Das wird ja jetzt nicht so sein ;)
    Ich war davor und auch in der Klasse ein Selbstläufer, daran hat sich also nichts geändert.
    Ich fand es toll, dass man in dem 2 Jahren eben schon gelernt hat wie man auf dem Gymnasium arbeitet, und es ging bei mir nicht von Anfang an von 0 auf 100, sondern da wir die "Kleinen" waren, wurde Rücksicht genommen und es mussten ja sowieso alle Schüler aller Grundschulen auf einen Stand gebracht werden. Wie hoch das Hausaufgaben pensum ist, hängt stark von der jeweiligen Schule ab.
    Wenn es aber deiner Tochter gefällt und sie unbedingt will, warum nicht?
    Das Klassen Klima hängt auch stark von der Klasse ab, ich denke dass ein Großteil meiner damaligen Klasse das Klima in guter Erinnerung hat, ich nicht so, aber Mobbing kann halt überall geschehen :( Den Unterricht und die Anforderungen fand ich aber echt super.

  • Wir haben noch ein Jahr Zeit, aber dann steht auch die Entscheidung an.
    Zum Spaß haben wir uns schon zwei Gymnasien angeschaut, die rein räumlich in Frage kommen würden. Leider ist das Gymnasium, das fußläufig erreichbar wäre, das traditionelle altsprachliche, bei dem außer Latein ab Klasse (womit ich kein Problem habe) auch Altgriechisch ab Klasse 8 verpflichtend ist und außerdem die alten Sprachen nicht abgewählt werden können in der Oberstufe.


    Ich weiß, dass in allen anderen Bundesländern Gymnasium ab Klasse 5 ist, aber Berlin ist schon speziell, weil ja hier nur die Kinder ab Klasse aufs Gymnasium wechseln, deren Eltern das wünschen und die die entsprechenden Noten haben. Von daher denke ich, dass der Leistungsdruck ein ganz anderer ist und dass Gymnasium ab Klasse 5 in Berlin nicht ganz vergleichbar ist mit dem Gymnasium in anderen Bundesländern.


    Von den Leuten, mit denen ich gesprochen habe, habe ich Unterschiedliches gehört. Zum einen die Fraktion, die sagt, dass der Druck sehr hoch ist, dass das mit dem altsprachlichen nur klappt, weil die Kinder quasi von Anfang an Latein-Nachhilfe haben, dass wohl teilweise auch zwischen den Schülern Konkurrenz herrscht. Ein Nachteil wäre auch, dass wahrscheinlich keine ihrer Freundinnen mitwechseln würde.
    Zum anderen kenne ich als Argumente fürs grundständige Gymnasium, dass die Kinder in den Klassen 5 und 6 mehr lernen und daher einen Vorteil haben, dass der Wechsel aufs Gymnasium vor der Pubertät kommt, in der alles andere wichtiger ist, dass eine andere Lernhaltung da ist (auch weil die Eltern insgesamt Wert auf Leistung legen).


    Miamaria, verrätst du mir, auf welches Gymnasium dein Kind geht? Wir wohnen im Südwesten.

    Mirjam mit Clown (2006) und Spaßvogel (2008) und Quatschkopf (2010)

  • Wir wohnen am genau anderen Ende. Mehr gern auch per PN.


    Mein Sohn hat keine Nachhilfe, in seiner Klasse habe ich davon auch noch nicht gehört. Auch sein Freund (altsprachlich) hat noch viel Zeit für andere Hobbys und ebenfalls keine Nachhilfe. Beide sind inzwischen in der 7. Klasse.

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    - Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel -

  • Mia mich interessiert das auch, obwohl ihr ja nicht in unserer richtung wohnt - schickst du mir die pn weiter?


    unsere tochter ist auch so ein selbstläuferkind und was mich immer noch erstaunt gerade im mathemat. bereich. Sie hat bspw. mit ihrer zwei Jahre älteren Cousine einfach so die Malfolgen mitgelernt. ich habe nun bei unserer gs eher den eindruck, es könnte für diese kinder mehr stoff geben und sie bleiben auf der strecke. daher hatten wir den zeitigen wechsel im hinterkopf. zudem gibt es an einem der in frage kommenden gymnasien interessante ansätze - wie geschlechtsgetrennter unterricht in den nawi-fächern etc.


    Ich bin immer hin- und hergerissen. Wir sind auch nicht leistungsorientiert eingestellt und puschen die Kinder. Das mit den Malfolgen habe ich nur zufällig mitbekommen. Für mich persönlich stehen deutlich andere Lebensziele im Raum, als ein hervorragender Abi-Abschluß oder überhaupt irgendein Schulabschluß. Ich möchte ihr aber nicht mein Credo aufdrücken und Wege zumindest anschauen, die für sie passen könnten.


    Aber evtl. entkommt man ja nicht seiner eigenen Geschichte. Ich war noch zu DDR-Zeiten auf einer Art "Elite"-Schule. Wechsel zum Abi in der 8.Klasse. Dafür musste ich echt pauken. Es gab ne Aufnahmeprüfung. Meine Eltern haben das nicht zwingend wegen des schulischen Stoffs gemacht, sondern weil die Schule und die Zusammensetzung der Schüler deutlich vom sonstigen Standard abwichen. Ich bin dort um 2 Noten abgerutscht und habe mich auch nicht wieder berappelt, aber das Klima war ein anderes und für mich besseres. Und ja das spielt in meine Überlegungen mit rein.

    Life is a mountain - ride it like a wave

  • Also für bessere Noten muss man nicht zwangsweise eher ans Gymnasium. Bei uns stand auch die Klassengemeinschaft im Vordergrund (Gleichaltrige mit ähnlichn Interessen hatte er vorher in seiner Klasse nicht). Ich habe bisher auch nicht den Eindruck, dass die Mehrheit der Kinder irgendwie besonders puschen. Klar, gibt es das vielleicht auch, aber ich finde die Klasse eigentlich nicht besonders strebsam (äh genauer hat sie schon einen gewissen Ruf an der Schule unter den Lehrern).

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  • Herzlichen Dank für die Info!


    Ich verfolge das mal und beobachte das kind weiterhin. deine Berichte sind aber sehr beruhigend.


    Lekaja, ich würde mich freuen wenn Du ab und an berichtest. Ich habe ja noch etwas Zeit, behalte das hier aber im Hinterkopf.

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  • Ein Update von uns:


    Wir haben uns nun für das Gymnasium entschieden nach langen und vielen Gesprächen im Umfeld.
    Letztlich wechselt unser Kind mit einem Schnitt von 1,0 und einem "sehr guten" Aufnahmetest. Den Notendurchschnitt hat sie so mühelos erzielt, dass genau dies zunehmend zum Problem wurde ("ich erzähl den anderen lieber nichts von der Testbewertung, sonst halten die mich für einen Streber", "muss ich wirklich in die Schule, zu Hause kann ich mich mit interessanteren Sachen beschäftigen", "ich kriege Kopfweh/Bauchweh in der Schule, weil alles so langatmig ist").


    Den Aufnahmetest inkl. IQ-Ziffer wollen wir uns bewusst nicht im Detail auswerten lassen, sehen darin keinen Nutzen für unser Kind außer einem in irgendeine Richtung selbstwertrelevanten Labelling.


    Nun wird es spannend, im Sommer geht es los. Pläne zum Erhalt der alten Freundschaften hat sie schon mit den Freunden zusammen geschmiedet und anfänglich umgesetzt (gemeinsame Sportkurse, feste Besuchstage).


    Wie das wohl nachmittags sich dann anläuft ohne Hort? Täglich Pizza, Schoki und Fernsehen bis einer nach Hause kommt, um das zu bremsen?
    Was habt ihr da an Erfahrungen gesammelt?

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    (Zack de la Rocha)

  • Die Schule geht ja auch zunehmend länger. Außerdem gibt es ja auch AGs, Chor usw. soviel Zeit ist da bei uns gar nicht, bis jemand da ist. Aber klar, es ist mehr Computerzeit geworden seitdem.

    Wenn wir einen Menschen glücklicher und heiterer machen können, so sollten wir es in jedem Fall tun, mag er uns darum bitten oder nicht.


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  • Das klingt nach einer guten Entscheidung. Ich habe den Thread jetzt erst entdeckt, sonst hätte ich gerne auch unsere Erfahrungen eingebracht. Wir haben den Schritt letztes Jahr gemacht und ihn noch keine Sekunde bereut.


    mira76 Wir wohnen auch im Südwesten, vielleicht sogar um die Ecke des altsprachlichen Gymnasiums, das Du meinst. Haben uns aber für eine andere Schule entschieden. Wenn Du noch Fragen dazu hast, kannst Du mir gerne eine PN schicken.

    Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es verstehen.


    Konfuzius