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  • Mein Mann füllte heute seinen Organspendeausweis aus.
    Junior fragte, was das wäre. Und ich erklärte es ihm. Auch meine persönliche Unentschlossenheit zu dem Thema.


    Eine liebe Bekannte von uns erhielt vor wenigen Tagen eine Niere. Ich freue mich für sie und weiß immer noch nicht, wie ich selbst für mich und meine Organe entscheide.
    Das heißt ja auch, über den eigenen Tod nachzudenken.
    Und im Zweifelsfall über den Tod des Kindes. Weil auch dann diese Frage aufkommen würde.


    Unser Junior ist einfach so großherzig.
    "wenn ich sterbe, was ich nicht hoffe, dann darf ein anderes Kind meine Organe haben ... dann gibt es immer noch etwas von mir in deiner Nähe"



    Ich wollte das einfach mal hier lassen.
    Als Denkanstoß

  • Ich habe vor einigen Wochen von einer Frau erfahren, die ein kleines Kind hatte, weshalb sie recht schnell ein Spenderherz bekommen hat. Innerhalb eines Jahres wurden ihr drei Herzen implantiert - sie hat alle abgestoßen und ist dann gestorben. In diesem letzten Jahr hat sie ihre Tochter im Vorschulalter nur wenige Male sehen können und war nur eine sehr kurze Zeit zu Hause.


    Das ist ein Denkanstoß (war es für mich), aber mehr Klarheit hat er mir nicht beschert... #weissnicht

  • Hm, was entscheidet man mit dem Organspenderausweis? Geht es nur um die Frage, ob/welche Organe im eigenen Todesfall gespendet werden?
    Da wär für mich die Sache einfach: wenn ich tot bin können's von mir alles nehmen, ich brauch's dann ja nicht mehr... da brauch ich mich noch nicht mal mit dem Sterben auseinandersetzen für diese Entscheidung, finde ich halt. Ob der Empfänger sie abstößt/ohne Organspende besser dran wäre kann ich sicher nicht beurteilen, also werd ich das nicht in meine Entscheidung miteinbeziehen.

  • Hm, was entscheidet man mit dem Organspenderausweis? Geht es nur um die Frage, ob/welche Organe im eigenen Todesfall gespendet werden?


    Ja genau. Schau Dir doch son Ding mal an, da sind ein paar Felder und Du kannst ankreuzen. Gibt es auch im Netz zum Ausdrucken. Ich habe auch einen von meiner Krankenkasse geschickt bekommen.


    Da wär für mich die Sache einfach: wenn ich tot bin können's von mir alles nehmen, ich brauch's dann ja nicht mehr... da brauch ich mich noch nicht mal mit dem Sterben auseinandersetzen für diese Entscheidung, finde ich halt.


    Tja, das kann ich leider nicht mehr sagen, weil ich diese Naivität verloren habe, als ich mich damit auseinander gesetzt habe. Denn was ist tot? Hirntot musst Du sein, sonst dürfen sie die Organe nicht entnehmen, herztot darfst Du nicht sein, sonst sind die Organe zu geschädigt, um jemandem zu nutzen. Um zu entscheiden, ob Dir das was ausmacht, musst Du Dich mit dem Sterben (nicht notwendigerweise mit dem Tod) auseinandersetzen. Dann kannst Du für Dich die Antwort auf die Frage finden, wann Du die Organe nicht mehr brauchst.


    Daneben kann man noch fragen, ob man Gott (oder wem auch immer) prinzipiell ins Handwerk pfuschen darf. Aber ich denke mal, diese Frage stellt sich nicht unbedingt jedem.

  • Ich finde es total wichtig, sich damit auseinander zu setzen! Ich kann gut akzeptieren, wenn jemand das nicht möchte, das braucht der auch nicht rechtfertigen. Aber wenn man sich damit nicht beschäftigt und so die Entscheidung im Zweifelsfall an die eigenen Angehörigen abschiebt, das finde ich ehrlich gesagt feige.


    Ja, der Organspendeausweis sagt nur, dass bzw. welche Organe entnommen werden können. Ich habe übrigens meine Augen ausgeschlossen, weil ich ganz subjektiv nicht möchte, dass meine Augen aus einem anderen Gesicht gucken (also, natürlich möchte ich eigentlich auch keine Organe spenden sondern lieber leben, aber ihr versteht was ich meine). Die Augen sind Teil des Gehirns und damit für mich Teil dessen, was mich zu dem Menschen macht, der ich bin. Das soll bitte mit mir ins Grab gehen. Mit dem Rest können die machen was sie wollen.


    Eine gute Freundin ist vor zwei Wochen an Krebs gestorben. Eine Organentnahme kam da nicht in Frage, sie halt allerdings ihren Körper an eine medizinische Hochschule gespendet. Da stehe ich ein bisschen gespalten zu. Auf der einen Seite finde ich es toll und die Mediziner brauchen halt Leichen, um operieren zu können, auf der anderen Seite die Vorstellung, dass man als Angehörige und Freunde keinen Platz hat, wo derjenige liegt - hmm. Fällt mir noch schwer.

    Immer auf Fettnäpfchensuche...


    Chaosqueen mit Chaosprinzessin ( #female 3/13)

  • Hirntot musst Du sein, sonst dürfen sie die Organe nicht entnehmen, herztot darfst Du nicht sein, sonst sind die Organe zu geschädigt, um jemandem zu nutzen.

    Dazu möchte ich noch kurz was schreiben. Die Hirntotuntersuchung ist sehr genau und aufwendig. Und wird für die Organspende noch mal extra sorgfältig gemacht. Wer so hirntot ist, dass Organentnahme ansteht, bei dem würden ohne Organspende zu dem Zeitpunkt die Maschinen ausgemacht.


    Herztot ist dagegen total ungenau. Wann ist ein Herz tot? Wenn man es nicht mehr zum schlagen bringt? Das dauert LANGE! Wer einmal gesehen hat, wie ein Frosch/Maus/was auch immer Herz eine halbe Stunde bis Stunde, nachdem das Tier tot ist, wieder zum schlagen gebracht werden kann durch simples anstupsen und das dieses Herz auch aus dem Körper herausgeschnitten noch eine ganze Weile (unregelmäßig) weiter schlägt, der stellt Herztot als Todeszeitpunkt wahrscheinlich ziemlich in Frage...

    Immer auf Fettnäpfchensuche...


    Chaosqueen mit Chaosprinzessin ( #female 3/13)

  • Ich möchte nochmal einwerfen, dass der Organspendeausweis auch dafür genutzt werden kann, jegliche Organspende auszuschließen. Er ist für mich ein Dokument der eingehenden, persönlichen Auseinandersetzung mit dem Thema bei dem es keine richtige oder falsche Entscheidung gibt. Es ist einfach sehr hilfreich für die Hinterbliebenen, wenn man es selber so deutlich notiert hat.


    Ich trage meinen Organspendeausweis zum Beispiel gut sichtbar in meinem Geldbeutel - ich würde alles hergeben und kenne diesbezüglich keine Sorge oder Zweifel. (Im Gegenteil, ich finde es eine sehr schöne Vorstellung...) Mein bester Freund, der mal in der Pathologie gearbeitet hat, findet die Vorstellung schrecklich, weil er es dort so (O-Ton:) "kalt und ungemütlich" findet. Ich denke, jeder muss das für sich selber wissen und der Organspendeausweis ist einfach ein guter Anlass, in sich zu gehen. Wenn man seine Meinung ändert, kann man den jederzeit neu und kostenlos bekommen und neu ausfüllen...

    I don't believe in a lot of things, but I do believe in duct tape.

    Einmal editiert, zuletzt von Laana ()

  • In Österreich läuft es ja anders, hier gilt das Widerspruchsrecht. Ich habe mal mit Tochter eine Reportage über Organspende im Radio gehört und sie gefragt, wie sie dazu steht, sie war damals so 9 Jahre alt. Sie meinte, wenn ich mal tot bin, können sie haben, was sie wollen, ich brauche es ja nicht mehr. Lustigerweise genau die Einstellung, die ich bereits als Kind hatte und die mein Mann und ich auch heute noch pflegen. Wobei wir dies bislang nie vor ihr thematisiert haben.

  • Bei uns in der Familie wird und wurde mit dem Thema sehr offen umgegangen. Mein Dad stand seit ich 14 war auf der Warteliste für eine Spenderniere (als ich geboren wurde haben die Ärzte ihm 10 Jahre gegeben). Als ich 19 war mussten wir (meine Mum und ich) den Beschluss fassen ihn gehen zu lassen (Komplikationen, keine passende Spenderniere in Aussicht) bzw hatten wir recht deutliche Order von ihm für den GAU und wenn er selbst nicht mehr entscheiden könnte.


    In der Zeit in der wir auf eine passende Spenderniere gehofft haben war uns immer klar, dass diese Hoffnung impliziert, dass (zB) ein Motorradfahrer auf der Wisper tödlich verunglückt. Für meinen Dad/uns war das auch zeitweise sehr schwer auszuhalten.


    Ebenso wie die leichthin gestellte Frage einiger Mitmenschen warum er eine Transplantation ausserhalb der offiziellen Euro-Transplant Organisation vehement abgelehnt hat.


    Lebendspende bzw sogar das Testen auf Kompatibilität innerhalb der Familie hat er ebenfalls strikt abgelehnt. Von seinem Vater verständlicherweise. So sehr ich meine Grosseltern geliebt habe, das hätte bei jedem Schnupfen ein "ja, dem Opa geht's jetzt halt nicht mehr so gut" bzw "sei nicht so undankbar" wenn's nicht nach ihrem Kopf gegangen wäre nach sich gezogen.
    Ich war eine zeitlang nach seinem Tod echt sauer auf ihn, dass er nicht zugelassen hat, dass ich mich testen lies, aber seit ich selber Mutter bin, verstehe ich ihn.


    Nie im Leben würde ich riskieren wollen, dass mein Sohn mir eine Niere gäbe, die ihm am Ende fehlen würde um sein Leben unbeschwert zu leben, falls etwas mit seiner anderen Niere wäre.


    Für uns alle ist klar, dass wir natürlich Organspender sind.


    Das eine Organspende keine Garantie auf Erfolg und ein sorgenfreies Leben für den Empfänger bedeutet ist mir dabei durchaus bewusst. Und trotzdem, auch wenn mein Herz das 3. wäre und ein Kind deshalb ein paar bewusste Erinnerungen an seine Mutter haben konnte, dann wäre es mit das wert.


    Allerdings bin ich natürlich subjektiv mit einem Dad aufgewachsen, der mit dem Damokles Schwert über ihm immer bemüht war soviele schöne Erlebnisse wie möglich für die Familie zu realisieren.


    Und das war in der Tat die positive Kehrseite der Münze, ohne seine Prognose wäre mein Dad vielleicht der typische wochenend-daddy gewesen.


    Puh, jetzt hab ich Kind ins Bett gebracht und nicht weiter nachgelesen und mich ziemlich nackisch gemacht, aber ich schicks trotzdem so ab.

    Frueher eine Tina & immer noch in den Low-Land's unterwegs ;)

  • Was mich bei dem Thema immer beschäftigt; dann stirbt ein Angehöriger von mir und ich kann nicht mal richtig Abschied nehmen um im Sterbeprozess dabei sein, weil er ja dann in denn OP muss zur Organentnahme....... Ich hab das Gefühl, wenn mein Mann oder mein Kind sterben würde, dann möchte ich in den letzten Minuten gern bei ihm sein und zwar solange ich es will und brauche, z.b. bis der Körper kalt ist, ich glaube ich bräuchte das um Abschied nehmen zu können. Bei einer Organentnahme würde das dann wegfallen, ich glaube da hätte ich echt Mühe.

    Grosser Sohn: Nov. 02
    Mittlere Tochter: Juni 05
    Kleine Tochter: Juni 09

    Einmal editiert, zuletzt von Morgenmuffel ()

  • Das ist mein Problem auch. Zumindest bei meinen Angehörigen. Man muss sich praktisch von einem lebenden Körper verabschieden...
    Ich weiß nicht, ob ich das könnte.
    Bei mir selbst - da ist einfach auch viel unausgesprochene, diffuse aber auch konkrete Angst dabei.

  • er so hirntot ist, dass Organentnahme ansteht, bei dem würden ohne Organspende zu dem Zeitpunkt die Maschinen ausgemacht.


    Wobei die Definition "Hirntod" neu für Organtransplantation gefunden wurde und eher einen bestimmten "Punkt" innerhalb des Sterbeprozesses bezeichnet. Einen Punkt, ab dem davon auszugehen ist, dass der Sterbeprozess umumkehrbar ist, aber noch nicht abgeschlossen.

  • Ich hab mich jetzt doch damit beschäftigt, und ich verstehe die Skepsis was die Diagnose "hirntot" angeht jetzt etwas besser. Weiter gedacht heißt es für mich: ev. könnte es passieren, dass Ärzte meine Organe aus meinem Körper entnehmen, obwohl da theoretisch noch Lebensfähigkeit vorhanden wäre - die ich aber in jedem Fall nicht nützen könnte, weil die Hirntod-Diagnose sowieso gemacht wird und die lebenserhaltenden Maschinen daher abgeschaltet werden würden. Ein "nein" zur Organspende bedeutet also keine erhöhten Überlebenschancen. #weissnicht

  • @ morgenmuffel: der beste Freund eines Freundes von mir ist vor ca 10 Jahren gestorben, 18 Jahre alt, hirntot (er hat sich NICHT mim Motorad eingebaut). Die Ärzte waren sehr respektvoll der Familie gegenüber und haben ihnen viel Zeit zum Verabschieden gegeben. Vielleicht lag das auch daran, dass die Mutter im 8. Monat schwanger war (ich hab immer noch Hochachtung vor dieser Frau, sie ist unglaublich "gut" (im Sinne von klar, bedürfnisorientiert,...) damit umgegangen) - nach diesen Schilderungen steht es für mich nicht im Widerspruch zu "Abschied nehmen können". Aber dass da die Bedürfnisse jedes Menschen etwas unterschiedlich ausfallen kann ich gut verstehen.

  • Ein "nein" zur Organspende bedeutet also keine erhöhten Überlebenschancen.

    Das sicher nicht, aber es ist eben eine Organentnahme bei einem sterbenden Menschen und nicht von einem toten. In meinen Augen ist dieser Unterschied wichtig.

  • ...aber es ist eben eine Organentnahme bei einem sterbenden Menschen und nicht von einem toten. In meinen Augen ist dieser Unterschied wichtig.


    Genau das kreide ich wirklich an, dass einem da von Anfang an etwas anderes suggeriert wurde/wird. Ich sehe durchaus die Wichtigkeit und Berechtigung der Organspende, aber der Begriff "Hirntod" ist für mich Augenwischerei.


    Als Kind habe ich auch noch ganz naiv "Natürlich soll man alles von mir nehmen, was andere brauchen können, ich brauche es dann ja nicht mehr" geantwortet und hatte kein Verständnis, warum dafür überhaupt "geworben" werden muss und warum es nicht selbstverständlich so gemacht wird.


    Heute weiß ich, dass der Begriff "hirntot" ein (u.a.) für die Organentnahme geschaffener ist. Besser trifft für mich, dass es sich um einen sterbenden Menschen handelt, bei dem es keine Hoffnung mehr auf Besserung gibt.


    Was mich nachhaltig beeindruckt hat ist, dass die Organentnahme in der Schweiz in der Regel in Narkose stattfindet. Den Wunsch habe ich an meine Mutter weitergetragen, der es sehr wichtig ist, zur Organspende bereit zu sein. Für mich ist es tragbar, wenn die Entnahme in Vollnarkose stattfinden würde. Diese Einschränkung habe ich auch in meinem Organspendeausweis, ohne Vollnarkose spende ich nicht. Ich sehe die Entnahme durchaus als Manipulation des Sterbeprozesses, aber ich wäre dazu bereit, wenn das Drumherum (auch die Möglichkeit des Abschiednehmens meiner Angehörigen) stimmt.


    Kurzum: mir fehlt die offene Aufklärung und das erweiterte Wissen als Erwachsene hat mich erst mal in meinem Vertrauen im Umgang mit dem Thema Organspende erschüttert.

    LG von Sosh - dem weiblichen Viertel unserer Familie #yoga

    Einmal editiert, zuletzt von Sosh ()

  • Sosh, wie hast du das mit der Narkose auf deinem Ausweis formuliert? Und ist das dann auch wirklich rechtlich bindend? Bzw. gibt es wirklich in Deutschland Organentnahme unter Narkose?

  • Fuer mich persoenlich ist hirntot tot - aber auch wenn es das nicht waere, wuerde ich einen Organspendeausweis mit mir rumschleppen, der sein Kreuzchen bei Ja hat.


    Selbst wenn es so waere, oder eines der vielen anderen Argumente, die dagegen angebracht werden, wie, dass es wehtun koennte, sind fuer mich nicht relevant, weil sie eben gegen sieben Menschenleben abgewogen werden. Ich haette kein Problem damit, Schmerzen zu erleiden und irgendwie unnatuerlich zu sterben, wenn die Alternative ist, bis zu sieben Menschen die Chance auf Weiterleben zu verwehren. Das koennte ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.