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  • Als Kind habe ich auch noch ganz naiv "Natürlich soll man alles von mir nehmen, was andere brauchen können, ich brauche es dann ja nicht mehr" geantwortet und hatte kein Verständnis, warum dafür überhaupt "geworben" werden muss und warum es nicht selbstverständlich so gemacht wird.


    Ich glaube, gerade bei Kindern, die noch viel mehr Sensibilität in diesem Thema haben, ist dies keine naive Aussage. Ich stehe heute, nicht naiv, immer noch dazu.

  • Ich bin Ärztin, und auch Organspenderin.


    Nach meiner persönlichen Überzeugung bedeutet Hirntod das Ende des Lebens dieser Person. Für mich ist das Gehirn nämlich der Sitz einer Person. Und wenn das Gehirn unwiederbringlich geschädigt ist, dann lebt die Person nicht mehr dort. Der Körper kann - bei intensivmedizinischen Maßnahmen - eventuell noch längere Zeit überleben, aber das ist für mich eine leere Hülle. Ein bisschen wie ein Haus, dessen Bewohner ausgezogen ist.


    Oben wurde die Körperspende an eine medizinische Uni erwähnt. Meist werden diese Körper im Anatomiekurs untersucht. Und normalerweise erfolgt nach dem Kurs die Beisetzung. An meiner Uni gab es auf dem Friedhof ein gesondertes Gräberfeld, wo diese Verstorbenen bestattet wurden. Auf Kosten der Uni. Und meist haben die Studenten, die an einem Verstorbenen gearbeitet haben, am Trauergottesdienst teilgenommen, um ihren Dank auszdrücken. Ausnahme war, wenn die Angehörigen das nicht wünschten, kam aber sehr selten vor. Es gibt also ein Grab, aber erst Monate nach dem Tod.

  • Ich habe mich sehr lange und intensiv damit beschäftigt und meine Meinung ist: Ich spende keine Organe und will auch keine erhalten. Das kann ich so klar natürlich nur für mich definieren. Bei den Kindern ist es nochmal etwas schwieriger.

  • Auf der einen Seite finde ich es toll und die Mediziner brauchen halt Leichen, um operieren zu können, auf der anderen Seite die Vorstellung, dass man als Angehörige und Freunde keinen Platz hat, wo derjenige liegt - hmm. Fällt mir noch schwer.


    Meines Erachtens gibt es ein Grab auf Kosten der Uni, das hat Frau Frosch ja bereits beschrieben.


    Dazu möchte ich noch kurz was schreiben. Die Hirntotuntersuchung ist sehr genau und aufwendig. Und wird für die Organspende noch mal extra sorgfältig gemacht. Wer so hirntot ist, dass Organentnahme ansteht, bei dem würden ohne Organspende zu dem Zeitpunkt die Maschinen ausgemacht.


    Ich glaube auch, dass das in den allermeisten Fällen genau gemacht wird. Für mich hat Hilda da Passendes geschrieben:


    Wobei die Definition "Hirntod" neu für Organtransplantation gefunden wurde und eher einen bestimmten "Punkt" innerhalb des Sterbeprozesses bezeichnet. Einen Punkt, ab dem davon auszugehen ist, dass der Sterbeprozess umumkehrbar ist, aber noch nicht abgeschlossen.


    Ich glaube auch nicht daran, dass mein Organspendeja mein Leben verkürzen würde. Aber ich glaube daran, dass es ein Eingriff in meinen Sterbeprozess ist. Und aktuell bin ich nicht willens, diesen zuzulassen.
    Wasich ganz schwierig finde ist die Art, wie mit dem Thema umgegangen wird bzw. wie für Organspende geworben wird. Ich habe da mal mit der TK drüber diskutiert, weil ich deren Kampagne so unzureichend fand. Sie meinten, die meisten Menschen seien nicht in der Lage das so differenziert zu sehen wie ich und die TK hätte beschlossen, für Organspende zu werben. Kann sie ja auch, aber dann soll sie nicht meine Beiträge dafür verwenden und es nicht Aufklärung nennen. Weil Werbung eben was anderes ist als Aufklärung.


    Selbst wenn es so waere, oder eines der vielen anderen Argumente, die dagegen angebracht werden, wie, dass es wehtun koennte, sind fuer mich nicht relevant, weil sie eben gegen sieben Menschenleben abgewogen werden. Ich haette kein Problem damit, Schmerzen zu erleiden und irgendwie unnatuerlich zu sterben, wenn die Alternative ist, bis zu sieben Menschen die Chance auf Weiterleben zu verwehren. Das koennte ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.


    Ich denke, Hera, Du meinst es nicht so, aber es gibt da diesen moralistischen Unterton in dem Thema, den ich schwierig finde. Dieses Abwägen gegen sieben Menschenleben - wie soll das gehen? Und woher hast Du diese Zahl? Ganz viele der gespendeten Gewebe retten kein einziges Leben. So wird z.B. kein ganzes Auge gespendet (wie oben jemand nahelegte). Sonst könnte nämlich meine Tochter mit Spenderauge einfach normal sehen. Es werden einzelne Bestandteile des Auges gespendet, wenn ich richtig erinnere z.B. Hornhäute. Und eine Spenderhornhaut verbessert das Sehen - aber sie rettet kein Leben. Wenn Du also Augengewebe spendest schaut keine andere Person mit Deinen Augen.
    Was ist überhaupt "Leben retten"? Wenn eine Person in einem Krankenhaus mit dem Spenderherzen noch 2 Monate länger lebt - ist das ein gerettetes Leben? Und rechtfertigt das den Eingriff in einen Sterbe- und Trauerprozess? Auch wenn es die Trauer von 10 Kindern beeinträchtigt? Oder wenn es Auswirkungen auf das hätte, was nach dem Leben kommt?
    Ich finde den Slogan "Organspende rettet Leben" einfach ganz stark vereinfacht. Das Thema ist viel zu komplex... und wir wissen so wenig über den Tod und das Sterben.

  • Ich denke, Hera, Du meinst es nicht so, aber es gibt da diesen moralistischen Unterton in dem Thema, den ich schwierig finde. Dieses Abwägen gegen sieben Menschenleben - wie soll das gehen? Und woher hast Du diese Zahl? Ganz viele der gespendeten Gewebe retten kein einziges Leben. So wird z.B. kein ganzes Auge gespendet (wie oben jemand nahelegte). Sonst könnte nämlich meine Tochter mit Spenderauge einfach normal sehen. Es werden einzelne Bestandteile des Auges gespendet, wenn ich richtig erinnere z.B. Hornhäute. Und eine Spenderhornhaut verbessert das Sehen - aber sie rettet kein Leben. Wenn Du also Augengewebe spendest schaut keine andere Person mit Deinen Augen.
    Was ist überhaupt "Leben retten"? Wenn eine Person in einem Krankenhaus mit dem Spenderherzen noch 2 Monate länger lebt - ist das ein gerettetes Leben? Und rechtfertigt das den Eingriff in einen Sterbe- und Trauerprozess? Auch wenn es die Trauer von 10 Kindern beeinträchtigt? Oder wenn es Auswirkungen auf das hätte, was nach dem Leben kommt?
    Ich finde den Slogan "Organspende rettet Leben" einfach ganz stark vereinfacht. Das Thema ist viel zu komplex... und wir wissen so wenig über den Tod und das Sterben.


    Moralische Wertesysteme sind verschieden, meines sieht eben so aus, dass ich es eher unguenstig finde, keine Organe spenden zu wollen.
    Ich bin mir nicht so ganz sicher, worauf du mit dem 'moralistisch' hinauswillst (ich hab den noch nie vorher gehoert). Ich denke schon, dass das eine moralische Frage ist, falls du das meintest.
    Mit Augengewebe kann man natuerlich kein Menschenleben retten, aber es gibt sieben Organe, die bei der Organspende entnommen werden, die lebensrettend sind.
    "Lebensrettend" - spannende Frage, was genau das bedeutet! Ich kann dir keine genaue Dauer der Lebenserwartungsverlaengerung nennen, die etwas fuer mich haben muesste, damit es als Leben retten gilt. Oder wolltest du auf etwas anderes hinaus?
    Wo du es sagst, faellt mir aber auf, dass ich nicht genau weiss, wie stark im Durchschnitt die Lebenserwartung fuer Organempfaenger steigt. Hat hier jemand Zahlen dazu?
    Wenn es tatsaechlich im Durchschnitt (also nicht der Median, sondern wirklich Durchschnitt) nur zwei Monate waeren, wuerde ich den moralischen Imperativ zur Organspende als kleiner empfinden. Ich dachte aber immer (zugegebenermassen ohne das jemals zu ueberpruefen), dass das laenger ist.


    Ich kann mit dem "Trauerbeeintraechtigungs-Argument" nicht so viel anfangen. Der*die Organspender*in wird sowieso sterben, das ist fuer die Angehoerigen sehr hart und natuerlich finde ich es schlimm, falls der Trauerprozess dadurch erschwert werden wuerde. Aber die Alternative ist doch, dass womoeglich ganz viele Angehoerige von potentiellen Organempfaenger*innen ueberhaupt erst trauern gelassen werden, wenn der*die potentielle Organempfaenger*in nie ein Organ erhaelt und dann stirbt. Das finde ich schlimmer als "nur" womoeglich in den Trauerprozess einzugreifen.


    Ich persoenlich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod, deswegen spielt das in der Abwaegung fuer mich keine Rolle.

  • Merin, ich stimme Dir vollumfänglich zu. Ich finde das Thema auch sehr komplex und weiß auch nicht hundertprozentig, was ich richtig finde, vermutlich gibt es kein richtig. Je älter ich werde, desto mehr verliere ich die klare Vorstellung, dass es auf jeden Fall immer richtig ist, alles zu versuchen, um Leben zu retten...Dafür mache ich mir mehr Gedanken darüber, wie ich mir mein Sterben wünsche....


    Aber da ich mir noch nicht ganz klar bin und weiß, dass mein Mann mit einer Entscheidung überfordert wäre, falls mir etwas zustieße, habe ich einen Organspendeausweis ausgefüllt und darin erklärt, bestimmte Organe unter Vollnarkose zu spenden. Vielleicht werde ich mich eines Tages umentscheiden. Dann werde ich auch das entsprechend dokumentieren.

  • Ich bin mir nicht so ganz sicher, worauf du mit dem 'moralistisch' hinauswillst (ich hab den noch nie vorher gehoert).


    Ich dachte, ich hätte deutlich gemacht, dass dieses Attribut nicht Dir galt, sondern der sogenannten Aufklärung über Organspende. Jeder für sich darf die Argumente natürlich gern übernehmen - nur möchte ich nicht gern in Broschüren als dumm oder egoistisch hingestellt werden, wenn ich für mich andere Argumente heranziehe. Mit "moralistisch" meine ich, dass die Moral überbewertet wird bzw. das so getan wird, als gebe es nur eine mögliche Moral.


    Zahlen zur Lebensverlängerung würden mich auch interessieren.

  • Merin, ich kann deine Argumente schon verstehen. Deswegen sage ich auch, ich kann total akzeptierten, wenn jemand das nicht will. Aber dann soll derjenige das halt festhalten und gut ist. Ich finde das moralisch genauso ok wie die Entscheidung für die Spende. Aber das Problem ist in meinem Augen eher, das viele Menschen Da Den Kopf in den Sand stecken und sich nicht entscheidet.


    Für mich persönlich bin ich tot, wenn mein Gehirn tot ist. Aber ich würde mich auch schon als tot ansehen, wenn das stammhirn noch tut aber der Rest des Gehirns kaputt ist. Denn dann ist das tot, was mich ausmacht. Ein bekannter liegt seit 11 Jahren im wachkoma. Anlass für meinen Mann und mich, nicht nur eine Patienten Verfügung zu machen sondern auch den deal zu machen, in so einem Fall alles zu tun, damit der Körper nicht noch Jahrzehnte dahin vegetiert. Aber das ist meine persönliche Einstellung. Ich kann gut verstehen, wenn jemand das nicht teilt!


    Und stimmt, auch bei der Körper Spende gibt es irgendwann ein Grab. Aber halt erst viel später. Dass ist für mich gerade noch schwierig. Aber vielleicht denke ich da nach dem memorial Service im Februar anders. Prinzipiell finde ich dass nämlich eine echt gute Sache.

    Immer auf Fettnäpfchensuche...


    Chaosqueen mit Chaosprinzessin ( #female 3/13)

  • merin, vllt sollte man den Slogan ändern in: Organspende KANN Leben retten!
    Und wer kam jetzt auf die 2 Monate lebensverlängerung?
    Ich denke nicht, dass so ein Aufwand betrieben wird, wenn es sich nicht
    wirklich lohnen würde , Organe zu transplantieren.
    Das würden schon die Krankenkassen nicht mitmachen.
    Sicher ist Organspende ein sehr heikles und auch persönliches Thema,
    wo wahrscheinlich auch der Glaube und die Einstellung zum Sterben und dem Tod eine Rolle spielt.
    Nur muss man sich auch mal vorstellen, in welcher Situation eine Organspende überhaupt in Frage kommt.
    Es ist ja nicht so, dass du im Sterben liegst und dann einer Organentnahme zustimmst
    und dann der Zeitpunkt des Sterbens bestimmt wird.
    Also korrigiert mich bitte, wenn ich da falsch liege, aber für mich war Organspende immer nur dann möglich, wenn der Patient nur noch künstlich am Leben erhalten werden kann.
    Heißt, es muss sowieso der Zeitpunkt des Sterbens bestimmt werden,
    indem man die Apparate abschaltet.
    Sicherlich können dann die Angehörigen beim abschalten der Geräte nicht dabei sein,
    das wird dann im OP zwangsläufig gemacht, aber ist das Beisein beim Abschalten
    wichtig für die Angehörigen?
    Also das ist jetzt eine ganz wichtige Frage, die ich im Zweifel mit meinen Angehörigen klären würde. Vllt sehen es meine Angehörigen ja ganz anders und ich mache mir unnötige Gedanken.


    Für die einen ist das Glas halbleer,
    für die anderen ist es halbvoll,
    und ich freu mich schon, wenn überhaupt etwas drin ist !!
    :D

  • Ach ja, lebensverlangerung hängt wohlvom Organ ab. Bei Herzen habe ich 10 Jahre im durchschnitt im Kopf. Weiß aber nicht, ab das stimmt um ehrlich zu sein.


    Nele stimmt genau. Entnahme ist nur möglich, wenn ansonsten dass abschalten der Geräte direkt bevor steht. Und derjenige definitiv nicht ohne Geräte überleben kann.

    Immer auf Fettnäpfchensuche...


    Chaosqueen mit Chaosprinzessin ( #female 3/13)

    Einmal editiert, zuletzt von che ()

  • Nele, es geht weniger um das Beisein beim Abschalten. Sondern darum, dass man wirklich beGREIFEN kann (auch im Sinne von Berühren und Spüren, dass der Körper kalt wird) dass ein geliebter Angehöriger wirklich tot ist. Und dass man sich auf seine Art verabschieden kann.
    Ich weiß nicht, ob ich mein Kind überhaupt je loslassen wollte (mir fiel gestern die Szene aus "Vom Winde verweht" ein, in der Rhett Butler sein Kind nicht beerdigen lassen will).


    Der Tod ist in unserer Gesellschaft ein Tabu - mag sein, dass viele Angehörige das alles ohnehin nicht mehr machen.



    Wenn die Organe entnommen wurden, sollte man sich den Körper wohl nicht unbedingt noch einmal ansehen.


    Dann ist es auch für mich dieses Ding, dass Organentnahme den Sterbeprozess auf eine Art abkürzt, von der ich nicht weiß, ob ich das möchte.
    Organentnahme nur in Vollnarkose vornehmen zu lassen, ist immerhin ein guter Tipp.

  • wenn man den Sterbeprozess ebenso wichtig nimmt wie den Geburtsprozess (es also wie hier oft diskutiert wird es einen Unterschied machen kann ob ein Kind mit Kaiserschnitt und ohne Wehen in die Welt getreten wird oder den "normalen" Weg geht) - komme ich zu dem Ergebnis dass ich, wenn ich eine Entscheidung für andere (Eltern/ Kinder/ Partner) die keinen Organspendeausweis besitzen treffen muss, eine Spende ablehne.

    Nur eines nimm von dem, was ich erfahren:
    Wer du auch seist, nur eines – sei es ganz!
    (mascha kaleko)

  • Adrasteia, meinst du, dass ein Körper nach der Organentnahme nicht mehr anzusehen ist?
    Ich weiß es nicht, glaub aber eigentlich schon.
    Und warum wird für dich der sterbeprozess verkürzt?
    Ist nicht nach dem Abschalten der Geräte der sterbeprozess auch in kürzester Zeit abgeschlossen? Also es handelt sich dann doch nur um Minuten, oder?


    murkel, beim natürlichen geburtsvorgang hat man allerdings die gesundheitlichen Vorteile für das Kind bereits ganz klar geklärt, und für mich liegen die Vorteile bei einer Organspende halt auch auf der Hand.


    Für die einen ist das Glas halbleer,
    für die anderen ist es halbvoll,
    und ich freu mich schon, wenn überhaupt etwas drin ist !!
    :D

  • murkel dieser Gedanke hilft mir grad zu formulieren was ich so fühle wenn es um das Thema geht. Ich finde es sehr schwierig seit ich Kinder habe eine "gute" Entscheidung zu treffen.

    2 Söhne, 19 und 21 Jahre
    Gegen Stress sollte man nichts tun

  • vor noch nicht allzulanger zeit noch dachte man Säuglinge hätten keine schmerzen und hat sie ohne BEtäubiung operiert. Dass der Geburtsprozess wichtig ist ist erst seit relativ kurzer Zeit ein Thema. Was wissen wir über den Sterbeprozess? Nicht sehr viel in meinen Augen.
    Was ich damit sagen will:
    Geburtstraumata kann man aufarbeiten. Weiss ich ob es Sterbetraumata gibt? Ich für meine Person möchte dafür die Verantwortung für eine andere Person nicht übernehmen und würde deswegen in so einem Fall (Entscheidung für dritte) für die sichere, natürliche, schon immer dagewesene Sterbevariante stimmen. Ich habe oft gelesen und aus Erzählungen gehört dass es tröstlich für beide Seiten (betroffende und angehörige) ist, den Weg ein Stück gemeinsam zu gehen. Auch noch Stunden nachdem der Körper gegangen ist. Das mag altmodisch sein aber genau deswegen ist ein Ausweis sehr nützlich weil sie eben die dritten von der Entscheidung entbindet.


    Ich habe sehr grossen Respekt, wirklich, vor allen die so ganz klar für sich sagen können dass sie dieses grossherzige Geschenk machen wollen.



    und ja, es ist mir klar dass man in dem moment wo man an einem apparat hängt erst mal nicht in einem natürlichen Zustand ist.


    edit: ich weiss nicht ob das schon erwähnt wurde, aber in Österreich kann man sich zentral in ein Register eintragen lassen wenn man KEIN Spender ist - wenn man sich also öfter dort mal aufhält kann das sinnvoll sein. Sie sind bei Ausländern wahrscheinlich nicht so streng, aber sicher ist sicher.

    Nur eines nimm von dem, was ich erfahren:
    Wer du auch seist, nur eines – sei es ganz!
    (mascha kaleko)

    Einmal editiert, zuletzt von murkel ()

  • Ich habe mich sehr lange und intensiv damit beschäftigt und meine Meinung ist: Ich spende keine Organe und will auch keine erhalten. Das kann ich so klar natürlich nur für mich definieren. Bei den Kindern ist es nochmal etwas schwieriger.


    genau so bei uns. Seit dem ich Eltern aus der Initative KAO kenne, ist es wirklich ganz beschlossene Sache. Viele meinen dann ja: Aber wenn es erst mal so weit ist bei dri, dann wirst du dir ein Organ wünsche. Ich bin aber der tiefen Überzeugung, das ich kein Organ haben möchte, von einem Menschen bei dem nicht klar ist, das er tot ist.


    Die Definition Hirntot wurde "erschaffen" als wir Organspende möglich machen wollten und dazu einen rechtlichen Rahmen brauchten. Diese Diagnose gab es vorher nicht.


    Ebenso gibt es auch mal Fälle in denen der Hirntot dann doch nicht so tot war. Gerade erst wieder. Es geht da nicht um mich. Aber so ein Organ will ich nicht. Das ist ja schrecklich.


    Mir ist klar, das mein Leben irgendwann enden wird. Mir ist auch klar, wenn ich das Ende kommen sehe, werde ich schwer abschied nehmen können. Aer ich möchte nicht für den Tot von anderen Menschen verantwortlich sein, nur damit ich leben kann. Ne, finde ich schrecklich.


    Ich habe hier bei den Raben ein schönes Zitat von Brecht gelesen:


    "Laßt Euch nicht betrügen!
    Das Leben wenig ist.
    Schlürft es in vollen Zügen!
    Es wird Euch nicht genügen,
    wenn Ihr es lassen müßt!"


    Das zeigt mir das man vermutlich oft am Lebensende das Gefühl hat, da geht noch was.


    Aber wie gesagt, für uns kommt es auch nicht mehr in frage.


    Initative KAO: http://www.initiative-kao.de/index.html


    Und viel wichtiger: Ich denke auch, das Sterben ein Prozess ist, so wie die Geburt. Nur weil wir medizinisch viel können und meinen damit etwas gutes zu tun, glaube ich nicht, das wir alles verstehen, was beim Sterben, wie bei der Geburt passiert


    Erschrocken haben mich die Berichte von Lebendspendern, die zum Teil riesen Nebenwirkungen gibt, die vorher nie zur Sprache kamen.


    Hier ist der Link zum Thema Risiko Lebenspende


    http://www.swr.de/report/risik…8112160/b1ryv5/index.html

    2 Mal editiert, zuletzt von Stille ()

  • Und wer kam jetzt auf die 2 Monate lebensverlängerung?
    Ich denke nicht, dass so ein Aufwand betrieben wird, wenn es sich nicht
    wirklich lohnen würde , Organe zu transplantieren.


    Ich kam darauf. Weil ich eben mit dem Fall der Frau zu tun hatte, die in einem Jahr drei Herzen implantiert bekam und dann doch starb. Das sind dann vielleicht drei oder vier Monate pro Herz gewesen, bei einem Mal länger, bei anderen deutlich kürzer. Es gelingt eben nicht jede Transplantation und ich habe gar keine Zahlen zu den Erfolgsquoten.


    das wird dann im OP zwangsläufig gemacht, aber ist das Beisein beim Abschalten
    wichtig für die Angehörigen?


    Ich glaube: ja. Also wenn man dabei sein will, ja. Und die Frage ist ja auch, ob es wichtig ist für den Sterbenden. Murkel hat das sehr schön formuliert, wie ich finde: Das Sterben ist für mich ein ähnlich wichtiger Prozess wie die Geburt. Ich mag da wenig eingreifen, weil ich so wenig davon begreife. Mich hat es immer wieder tief bewegt, wenn mir Menschen davon erzählt haben, wie sie Sterbende begleitet haben. Da passiert etwas und diesen Weg ein Stück weit begleiten zu dürfen hat einen Wert. Glaube ich. Und sehe es völlig ein, das andere das anders glauben oder sehen.

  • Ich habs mal für Herzen recherchiert:


    Wikipedia zu Herztransplantationen bei Kindern:

    Zitat

    Die Sterblichkeit/Letalität liegt innerhalb der ersten vier Wochen nach einer Herztransplantation bei durchschnittlich 5 Prozent.


    Zitat

    “Der Erfolg der Transplantation hängt vom Zustand des Spenderherz und dem Gesundheitszustand des Empfängers ab”, sagt Roland Hetzer, ehemaliger Direktor des Deutschen Herzzentrums in Berlin. Jeder fünfte Empfänger eines neuen Herzens verstirbt innerhalb eines Jahres. Ein normales Leben ist aber bei einer erfolgreichen Transplantation prinzipiell möglich. “Nach Herztransplantationen erreichen viele der operierten Patientin 80 bis 90 Prozent der Leistungsfähigkeit eines Gleichaltrigen”, sagt Hetzer.


    Quelle: http://www.gesundheitsberater-…eiten/herztransplantation


    Also überleben 80% der Leute mit einem Herztransplantat das erste Jahr danach.


    Man könnte jetzt noch schauen, wie es bei anderen Organen aussieht. In jedem Fall muss die Person lebenslang Immunsuppressiva nehmen, was gravierende Einschränkungen nach sich zieht. Insofern finde ich das "normale Leben" eine schwierige Aussage...

  • Der Trauzeuge meines Mannes wurde mit Mitte 30 lungentransplantiert, er hätte sonst nur noch wenige Wochen/Tage zu leben gehabt. Diese Transplantation hat ihm zumindest noch knapp 10 Jahre geschenkt, danach erkrankte er an Krebs ...


    Der Vater einer Schulfreundin lebt jetzt seit mehr als 30 Jahren mit einer Spenderniere ...