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  • Hmm, also ich glaube , da trennen uns einfach Welten in den Einstellungen und Gefühlen
    und das ist ja auch vollkommen normal und legitim.
    Ob ich einen sterbenden Menschen begleiten würde, käme ganz darauf an,
    ob dieser Mensch das überhaupt wollen würde.
    Ich wäre mir für mein eigenes sterben eher unsicher, ob ich da jemanden dabei haben möchte.
    Ich würde nie pauschal sagen, dass es schön und wichtig ist.
    Aber das hat für mich jetzt auch nichts mit Organspende zu tun,
    weil man dort in der Regel einen schweren Unfall gehabt haben muss
    und ohne künstliche Hilfe von außen schon längst gestorben wäre,
    ohne dass sich Angehörige überhaupt von einem noch warmen Körper verabschieden könnten.
    Von daher sind diese Fälle doch auch schon nicht mehr natürlich,
    sondern der Körper wird künstlich am Leben erhalten, bevor er erlöst wird.
    Ich bin da wahrscheinlich etwas pragmatisch.
    Und ich bin eigentlich auch sehr angetan von dem Gedanken,
    dass ich nach meinem Tod noch Menschen helfen kann,
    dass Teile meines Körpers noch eine Weile weiterleben.
    Es muss ja nicht unbedingt lebensrettend sein,
    aber es reicht mir schon , wenn man ein Leben wieder lebenswerter machen kann.
    Für mich gibt es da kaum etwas vergleichbar sinnvolleres, was man tun kann,
    wenn man dann schon durch einen Unfall das Leben verliert.
    Und kann es nicht auch Trost für die angehörigen bedeuten,
    dass wenn sie schon einen geliebten Menschen verlieren,
    dass es dann doch noch irgendwo einen Sinn ergeben hat!?
    So jedenfalls würde ich es glaub ich empfinden.
    Die Sinnfrage stellt sich ja meist bei den Angehörigen, die einen Menschen bei einem Unfall
    verloren haben, das würde mich jedenfalls irgendwie etwas damit versöhnen.


    tulan, ich finde es eigentlich fast unmöglich, sich in die Situation eines Menschen zu versetzen, der ein spenderorgan benötigt, ohne selber in einer solchen Situation gewesen zu sein oder es hautnah mitzubekommen, und zu beurteilen, welches Leben normal erscheint.
    Ich glaube, Menschen, die an einer Dialyse oder einem künstlichen Herzen hängen, würde alles für ein spenderorgan tun und greifen nach jedem Strohhalm. Ansonsten wären die Listen bestimmt auch nicht so lang, es wird ja niemand gezwungen , da drauf zu stehen.


    Für die einen ist das Glas halbleer,
    für die anderen ist es halbvoll,
    und ich freu mich schon, wenn überhaupt etwas drin ist !!
    :D

  • Nele da stimme ich Dir zu. Ich denke, für viele ist das Leben nach einer Transplantation in jedem Fall besser als davor. Oder zumindest hoffen sie darauf. Denn ihr Leben war ja vorher auch nicht "normal". Die eine Person mit gespendeten Organen, die ich kannte, lebte jedenfalls weitgehend normal - immer mit der Angst im Hinterkopf, sich einen Infekt einzufangen.

  • Ich habe einen ausweis -allerdings mit der bitte meinen sterbenden körper bei der entnahme zu analgesieren. Ich hoffe sehr, das man mir dann diesen letzten wunsch erfüllt.


    Ich habe keine angst vor dem tod. Ich habe angst das es irgendwo im hirn noch neuronen gibt die schmerz schreien...auch wenn das bewusstsein so nicht mehr da ist.

    Nichts ist so gewöhnlich, wie der wunsch außergewöhnlich zu sein (Shakespeare)

  • Ich hab auch einen Organspendeausweis (in Vollnarkose) und sollte ich mal in die Lage kommen das meine Organe nicht mehr gespendet werden können würde ich mir auch überlegen meinen Körper der Forschung zur Verfügung zu stellen. Ich kann mit dem Gedanken das mein Körper noch einen "nutzen" hat deutlich mehr Anfangen als damit das er irgendwo liegt. Einen Ort zur Trauer kann man ja trotzdem schaffen bzw. bin ich damit aufgewachsen das man diesen Ort nicht braucht, sondern quasi selber kreiert - genau da wo man an die verstorbene Person denkt und um sie trauert.


    Ich habe mehrere Ärzte in der Familie und sehe gerade wieder wie viel mehr gelernt werden kann wenn man die Möglichkeit hat sich das alles mal "näher" an zu gucken.


    Ich habe keine Angst vor dem Sterben, ich habe Angst davor wie es meiner Familie damit geht und würde hoffen das sie durch meine Entscheidung meine Organe zu spenden irgendwann dem ganzen etwas positives zusprechen könnten.


    Ich gestehe das ich auch dafür bin das man sich GEGEN die Spende aussprechen muss. Ich glaube das sich viel mehr Menschen dann mit dem Thema beschäftigen würden und das hätte meiner Meinung nach nicht nur einen positiven Einfluss auf den Organmangel sondern auch auf die Forschung zum Thema Tod und Organentnahme.

    Liebe Grüße #sonne


    "I travel a lot; I hate having my life disrupted by routine." (C.S)

  • Ich habe schon seit Schulzeiten einen Organspendeausweis. Ich hänge für den Todesfall überhaupt nicht an meinem Körper, damit kann von mir aus dann beliebig verfahren werden. Wenn er noch was nützen würde, gibt mir das für jetzt ein besseres Gefühl (nochmal ganz besonders, seit ein früherer Klassenkamerad eine Spenderleber bekommen hat).


    Einen unvergleichlichen Spruch möchte ich euch noch dalassen: Als ich mich (mit 21 oder so) um eine Tutorenstelle an der Uni beworben habe und dort mit Lederklamotten und Helm ankam meinte der Prof (damals vermutlich um die 60): "Oh, Sie fahren Motorrad. Das sieht man als Herzkranker immer gern." Ich fand's lustig, aber dieser Prof hat generell nicht gerade mit Fingerspitzengefühl geglänzt.


    Liebe Grüße,
    Sabine

    Liebe Grüße

    Sabine mit T. 10/02 und Q. 11/05

  • Tja, das kann ich leider nicht mehr sagen, weil ich diese Naivität verloren habe, als ich mich damit auseinander gesetzt habe. Denn was ist tot? Hirntot musst Du sein, sonst dürfen sie die Organe nicht entnehmen, herztot darfst Du nicht sein, sonst sind die Organe zu geschädigt, um jemandem zu nutzen. Um zu entscheiden, ob Dir das was ausmacht, musst Du Dich mit dem Sterben (nicht notwendigerweise mit dem Tod) auseinandersetzen. Dann kannst Du für Dich die Antwort auf die Frage finden, wann Du die Organe nicht mehr brauchst.


    Hier muss ich mal ohne alles gelesen zu haben einhaken, denn das stimmt so schlicht nicht, Merin.


    (Nur zur Aufklärung, ich arbeite in der gewebespende, weshalb ich mich nicht nur dauerhaft beruflich damit beschäftige, sondern regelmäßig Organ- und Gewebespenden im OP begleite und bestimmte Gewebe bei Herzkreislauftoten selbst entnehme.)


    Um ein Organ im Gesamten zu spenden, sprich ein komplettes Herz, Lunge, Niere, welches eben auch als komplettes Organ wieder genutzt werden soll, muss ein Hirntod vorliegen und nicht ein Herzkreislauftod, diese Spenden sind aber die "selteneren" Spenden. weiter kann man zum Bsp. Herzklappen, Aortenklappen, Kardiovaskulärgewebe, Muskuloskelletalgewebe, Gehörknöchelchen, Kniescheiben, Haut, Hornhaut...spenden, um nur einen Teil des Gewebes das gespendet werden kann zu benennen. Dafür muss/darf man Herz-Kreislauftod sein und gerade auch diese Organ-/gewebespenden sind extrem wichtig und retten Leben...von daher ist die Aussage , wenn ich tot bin können sie nehmen was sie wollen gar nicht so naiv.


    (Nebst der Tatsache das ein Hirntot eben auch "tot" ist, und eine korrekt ausgeführte Hirntoddiagnostik eben auch extrem sicher ist.)


    Zusätzlich MUSS es für Gewebespenden gar nicht notwendigerweise einen Organspendeausweis geben (auch wenn das sehr viel sinniger ist und eben sehr viel schneller erfasst werden kann), bei den Kliniken die ich betreue sprechen die behandelnden Ärzte oder ich das Thema mit den Hinterbliebenen durch und diese dürfen entweder im Sinne des Verstorbenen (was absolute Priorität) hat oder nach ihren eigenen Wertvorstellungen entscheiden ob Organe/Gewebe gespendet werden dürfen.


    Ich kann mir das Dilemma in dem sich die Hinterbliebenen befinden müssen nicht nur gut vorstellen, sondern bekomme es een auch tgl. mit, wenn ich Aufklärungsgespräche mit den Hinterbliebenen führe, jede entscheidung ist zu respektieren und ist nachvollziehbar. Ich selber werde/würde spenden...alles, mein Joe auch, wir haben beide Ausweise, aber wie ich (mir dreht sich schon der Magen um wenn ich nur an sowas denke) bei meinen Kindern reagieren würde...das weiß ich nicht. Auf hinterbliebene eltern gehe ich nicht zu, da ist die traumatisierung häufig zu groß und für mich sehr schwer eine gewisse professionalität zu wahren, da will man mitwein und wüten, aber es gibt Eltern, die kommen auf uns zu und es gibt wenige Menschen vor denen ich mehr respekt habe als vor Eltern die ihre Kinder verloren haben (egal wie man sich entscheidet, allein danach weiterleben zu können/müssen) und wie unendlich schwer, dann noch eine so großherzige Entscheidung treffen zu können...


    Aber um es abzukürzen...man kann sehr viel Spenden, auch wenn der Herzkreislauftod schon eigetreten ist.


    So, und jetzt les ich mal nach was noch geschrieben wurde.



    Kiwi

  • Kiwi, darf ich dich fragen wie lange man für solch eine Spende tot sein darf? Das hört sich für mich nach einem sehr guten "kompromiss" an auf den ersten Blick, das kann man so auf dem Ausweis aber nicht ankreuzen. Na, man könnte es aber formulieren.

    Nur eines nimm von dem, was ich erfahren:
    Wer du auch seist, nur eines – sei es ganz!
    (mascha kaleko)

  • Ja, der Organspendeausweis sagt nur, dass bzw. welche Organe entnommen werden können. Ich habe übrigens meine Augen ausgeschlossen, weil ich ganz subjektiv nicht möchte, dass meine Augen aus einem anderen Gesicht gucken (also, natürlich möchte ich eigentlich auch keine Organe spenden sondern lieber leben, aber ihr versteht was ich meine). Die Augen sind Teil des Gehirns und damit für mich Teil dessen, was mich zu dem Menschen macht, der ich bin. Das soll bitte mit mir ins Grab gehen. Mit dem Rest können die machen was sie wollen.



    Sorry, wenn ich schon wieder einhake...Deine Augen würden nich aus einem anderen Gesicht schauen und nein, sie sind auch nicht Teil des Gehirns. Transplantiert wird ausschließlich die Hornhaut, eine kleine farblose Lamelle, die es vielen Menschen die nicht sehen können ermöglicht wieder zu sehen. Entnommen werden aus hygiene- und kosmetischen gründen zwar die beiden Bulbi (also der Augapfel) (in den meisten Fällen jedenfalls) aber transplantiert wird nur die Hornhaut oder Cornea. Kosmetische gründe dahingehen, dass wenn der gesamte Bulbus entnommen wird man eine Prothese einsetzt und dann die lieder verklebt werden, so das man gar nichts von der entnahme sehen kann. Hygienisch, weil dann im Labor im reinraum unter sterilen Bedingungen, die Hornhaut vom Auge abtrepaniert werden kann und weiter prozessiert wird.


    Kiwi

  • Ich hab mich jetzt doch damit beschäftigt, und ich verstehe die Skepsis was die Diagnose "hirntot" angeht jetzt etwas besser. Weiter gedacht heißt es für mich: ev. könnte es passieren, dass Ärzte meine Organe aus meinem Körper entnehmen, obwohl da theoretisch noch Lebensfähigkeit vorhanden wäre - die ich aber in jedem Fall nicht nützen könnte, weil die Hirntod-Diagnose sowieso gemacht wird und die lebenserhaltenden Maschinen daher abgeschaltet werden würden. Ein "nein" zur Organspende bedeutet also keine erhöhten Überlebenschancen. #weissnicht


    Ich hätte doch erst alles lesen sollen


    Nein eine professionelle "Hirntoddiagnose" lässt keine Zweifel offen, auch bei dem medial so unprofessionell zerflückten Fall einer abgebrochenen Organspende in Niedersachsen gab es keine zweifel am tatsächlichen Hirntod der Spenderin, in keinem fall würden einem noch "lebensfähigen" Menschen Organe entnommen.
    Was kritikpunkt ist, ist wer die initiale Diagnose stellen darf und soll.


    Kiwi

  • Nele, es geht weniger um das Beisein beim Abschalten. Sondern darum, dass man wirklich beGREIFEN kann (auch im Sinne von Berühren und Spüren, dass der Körper kalt wird) dass ein geliebter Angehöriger wirklich tot ist. Und dass man sich auf seine Art verabschieden kann.
    Ich weiß nicht, ob ich mein Kind überhaupt je loslassen wollte (mir fiel gestern die Szene aus "Vom Winde verweht" ein, in der Rhett Butler sein Kind nicht beerdigen lassen will).


    Hach und noch mal möchte ich einhaken, denn dass ist tatsächlich ein besonders heikles Thema. Abschied von einem atmenden, warmen Körper...gaaaanz schwer insbesondere weil viel Hirntote extrem friedlich aussehen und besonders der Gesichtsschädel gut durchblutet ist, sehen die oft regelrecht rosig und gesund aus..wie schlafende.


    Nicht wenige stimmen im Aufklärungsgespräch zu und wiederufen wenn sie Anschied nehmen. Das ist zu akzeptieren. Und auch wenn ich für mich der Ansicht bin das Organ-und Gewebespende eine tolle und unglaublich wertvolle Sache ist, ist das nichts wo man eine moralische Glocke drüber stülpen sollte oder dürfte...


    was eine "Werbung" angeht...so finde ich die doch auch für die Aufklärung sehr wichtig...


    Kiwi

  • Ich habe einen Organspendeausweis, weil ich mir sicher bin, dass ich mir im Falle des Falles für meine Tochter ein Spenderorgan wünschen würde.


    Kiwi, eine Frage habe ich dennoch: Macht es einen Unterschied für die Organentnahme, ob diese in Vollnarkose durchgeführt wird oder nicht? So wie ich es verstanden habe, wird in Deutschland in der Regel keine Vollnarkose durchgeführt. Ich würde das aber gern auf meinem Ausweis angeben, damit wäre mir wohler. Nur ist mir der Grund nicht klar, warum normalerweise keine Vollnarkose gemacht wird, abgesehen davon, dass man eigentlich bei Hirntod kein Schmerzempfinden mehr haben kann.

    "Stay afraid, but do it anyway. What’s important is the action. You don’t have to wait to be confident. Just do it and eventually the confidence will follow." Carrie Fisher

    LG Matilda mit Tochter (08/2004) und Sohn (09/2015)

  • Adrasteia, meinst du, dass ein Körper nach der Organentnahme nicht mehr anzusehen ist?
    Ich weiß es nicht, glaub aber eigentlich schon.


    er ist anzusehen, sieht nicht anders aus als nach einer großen OP. Hinterbliebene werden gebeten noch mal Abschied zu nehemen, nachdem die Organspende durchgeführt wurde, denn der Hirntod.


    was die Überlebenstatistik angeht (diese muss man nach organ aufschlüsseln) kann man sagen das nach deutschem Durschschnitt am Bsp. Herztransplantation nach 10 jahren noch 60% der transplantierten leben...es gibt aber auch menschen die seit 20-30 jahren mit herztransplantat leben, kommt eben auch immer darauf an in welchem Alter sie transplantiert wurden in GB ist jetzt eine frau die im Alter von 1 Jahr ein neues Herz bekam 40 jahre alt geworden...


    Wer übrigens noch mehr und genauere Informationen möchte kann sich auf den HPs der DSO und der DGFG informieren und auch Infomaterial nachfragen.


    Kiwi


    Kiwi

  • Ich finde an dem Ganzen einfach so gruselig und horrormäßig, dass bei einem Hirntod noch 97% des Körpers leben und mitunter sichtbar funktionieren (Schwitzen, Errektion, Muttermilchbildung, teilweise auch komplexe Bewegungen). Die anderen 3% machen das Gehirn aus.


    Kiwi, die Hinrtoddiagnostik ist doch aber auch recht tiefgehend. Beim Apnoetest wird meines wissens (bitte berichtige mich) bis zu 10min die Sauerstoffzufuhr abgestellt um zu sehen ob die Spontanatmung einsetzt. Das führt ja nun auch zum Tod. Das irritiert mich immer.

    So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsre Augen sie nicht sehn.

  • Ich habe einen ausweis -allerdings mit der bitte meinen sterbenden körper bei der entnahme zu analgesieren


    Wird generell gemacht.
    Bei allen Multi-Organ-Entnahmen bei denen ich dabei war, sitzt wie bei einer ganz normalen OP der Anästhesist am Kopfende, der Körper ist analgetisiert und komplett an Herz-Kreislaufmachine angeschlossen, erst nach Perfusion (dann tritt auch der HK-Tod ein) wird abgebaut.


    Kiwi

  • Kiwi, darf ich dich fragen wie lange man für solch eine Spende tot sein darf? Das hört sich für mich nach einem sehr guten "kompromiss" an auf den ersten Blick, das kann man so auf dem Ausweis aber nicht ankreuzen. Na, man könnte es aber formulieren.


    72h . Wenn noch praemortales Blut für die Virologie zur Verfügung steht, ansonsten 24h dann kann noch postmortal Blut entnommen werden. Generell gilt aber je früher desto besser. In einer der Kliniken die ich betreue fragen die Ärzte sofort nach der Todesnachricht nach der Spende, in dem anderen übernehme ich die Gespräche und lasse immer mind 6 h zwischen Todesnachricht und Gespräch.


    Kiwi

  • Kiwi, darf ich dich fragen wie lange man für solch eine Spende tot sein darf? Das hört sich für mich nach einem sehr guten "kompromiss" an auf den ersten Blick, das kann man so auf dem Ausweis aber nicht ankreuzen. Na, man könnte es aber formulieren.


    Der Ausweis ist ja im Prinzip nur ein Vordruck, der es dir leichter machen soll. Du kannst aber genausogut einfach einen Zettel nehmen, in eigenen Worten drauf schreiben, was du möchtest und den mit dir führen. Und gleichzeitig vielleicht auch Angehörige über deine Wünsche informieren.


    Ich habe sowohl ein Schriftstück in meiner Geldbörse, als auch alle Angehörigen und Freunde über meine Wünsche unterrichtet (alles nutzen, was zu nutzen geht, gerne auch Forschung, Reste bitte verbrennen oder ins Meer). Ich finde es wichtig, dass meinem Mann/Kindern/Eltern ganz bewusst ist, was tatsächlich mein Wunsch ist, damit sie im Fall der Fälle nicht rumrätseln müssen.



    Im übrigen kann man Leute auch nach der Organspende nochmal ansehen. Die OP-Wunde wird genauso verschlossen, wie sonst auch. Auch nach einer Obduktion zb kann man Angehörige ja nochmal sehen, das wird dann schon so hergerichtet, dass es kein schlimmer Anblick ist (da ist dann eher ein Problem, wenn es einen Unfall mit schlimmen Kopfverletzungen gab). Ich habe schon Verstorbene nach Obduktion/Organentnahme gesehen und fand das jeweils keinen schlimmen Anblick.

    We must accept finite disappointment, but never lose infinite hope.

    Martin Luther King, Jr.

    ———-

    ebura mit S (*04), E (*05) und I (*12/21)

  • zum Thema beim sterben begleiten:
    das ist sicherlich eine angenehme Vorstellung. Doch wie oft ist das wirklich möglich?
    Ich kann mir das noch vorstellen, wenn ich im Alter irgendwann gehe, dass ich es vielleicht schön fände, etwas Begleitung an meiner Seite zu haben.


    Aber eine Organspende kommt ja nicht bei einem langsamen Sterbeprozess durch Alter oder Krankheit in Frage, sondern nach einem massiven Trauma. D.h. da bin ich dann im zweifelsfall schon wenig sanft gegangen, daher ist der Prozess danach auch recht egal für mich.
    Und nach entsprechenden eigenen Erfahrungen habe ich auch keine Angst mehr vor dem Gefühl...

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    Martin Luther King, Jr.

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    ebura mit S (*04), E (*05) und I (*12/21)

  • Kiwi, die Hinrtoddiagnostik ist doch aber auch recht tiefgehend. Beim Apnoetest wird meines wissens (bitte berichtige mich) bis zu 10min die Sauerstoffzufuhr abgestellt um zu sehen ob die Spontanatmung einsetzt. Das führt ja nun auch zum Tod. Das irritiert mich immer.


    Siha hier ein paar Infos über die Hirntoddiagnostik:



    Der Hirntod ist definiert als irreversibel erloschene Gesamtfunktion des Gehirns (Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm).



    Allgemeines
    Voraussetzungen
    akute primäre oder sekundäre Hirnschädigung
    und
    Ausschluss von: Intoxikation, dämpfender Wirkung von Medikamenten, Relaxation, primärer Hypothermie, Kreislaufschock, Koma bei metabolischer, endokriner oder entzündlicher Erkrankung
    Bei Frühgeborenen ( < 37 Wochen postmenstruell ) ist das den Richtlinien der Bundesärztekammer zugrunde liegende Konzept der Hirntodfeststellung nicht anwendbar
    Untersucher
    Zwei Ärzte mit mehrjähriger Erfahrung in der Intensivbehandlung von Patienten mit schweren Hirnschädigungen ( unabhängig voneinander, nicht an Entnahme oder Übertragung beteiligt )


    Durchführung
    Klinische Symptome
    Koma
    Ausfall der Hirnstammreflexe
    beidseits erloschener Pupillen-Lichtreflex
    beidseits erloschener Cornealreflex
    Trigeminus-Schmerzreaktion fehlt
    fehlender Pharyngeal- und Trachealreflex
    okulozephaler Reflex fehlt (Puppenkopf-Phänomen)
    Ausfall der Spontanatmung (Apnoe-Test)
    Nachweis der Irreversibilität
    Beobachtungszeitraum
    Supratentorielle Hirnschädigung
    Neugeborene (0 bis 28 Tage): 72 h (primär), 72 h (sekundär)
    Kleinkinder (29 Tage bis 2. Lebensjahr): 24 h (primär), 24 h (sekundär)
    Erwachsene und Kinder ab 2. Lebensjahr: 12 h (primär), 72 h (sekundär)
    Bei Neugeborenen und Kleinkindern bis zum 2. Lebensjahr:
    Mindestens zwei klinische Untersuchungen und jeweils zusätzlich eine apparative Diagnostik:
    EEG oder
    FAEP (frühe akustisch evozierte Potenziale) oder
    TCD (transkranielle Dopplersonographie) oder
    Perfusionsszintigraphie (nur einmal nach 2. klinischer Untersuchung)
    Infratentorielle Hirnschädigung
    Irreversibilität muss zusätzlich mit apparativer Diagnostik nachgewiesen werden
    Apparative Zusatzdiagnostik
    Eine apparative Zusatzdiagnostik ersetzt die Beobachtungszeit (Ausnahme: Neugeborene und Kleinkinder)
    Nachweis des Ausfalls der hirneigenen elektrischen Aktivität mit Hilfe eines EEG
    Nachweis des Ausfalls der intrazerebralen Komponenten der akustisch oder somatosensorisch evozierten Potentiale (FAEP / SEP)
    Nachweis des zerebralen Zirkulationsstillstandes (TCD, Perfusionsszintigraphie)
    Angiographie: Die Indikationsstellung zur selektiven arteriellen Angiographie setzt Möglichkeiten therapeutischer Konsequenzen voraus


    Dokumentation


    Alle Untersuchungsergebnisse, Datum, Uhrzeit und Namen der untersuchenden Ärzte müssen auf dem standardisierten Protokoll des wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer dokumentiert werden.


    hier auch noch mal genaueres (obiges auch DSO - Info)


    http://www.dso.de/organspende-…on/hirntoddiagnostik.html


    Gruß Kiwi


    Ach und PS:


    tatsächlich wird nicht in allen deutschen Kliniken analgetisiert bzw. muss nicht analgetisiert werden aber ich kenne es tatsächlich aus 6 versch. Kliniken nicht anders.

  • nun ja.
    das sterben begleiten ist ja insbesondere dann möglich wenn ein mensch solange an einer maschine hängt bis jemand eine entscheidung trifft. jemand der spontan im schlaf geht da stellt sich ja auch die frage nach hirntot nicht mehr.


    eine verwandte hing nach einem recht finalen schlaganfall im alter an geräten bis die patientenverfügung gefunden wurde. mir wurde berichtet dass es nach dem abschalten durchaus einen prozess gab. allerdings hat sie auch noch selbständig geatmet. nach abschalten, nicht erwartet und es dauerte dann doch länger als gedacht.


    danke kiwi für die info

    Nur eines nimm von dem, was ich erfahren:
    Wer du auch seist, nur eines – sei es ganz!
    (mascha kaleko)

  • Die Organentnahme wird ohne Vollnarkose gemacht? Das wäre bei mir der Punkt, wo ich das ablehnen würde. Bzw. würde ich eine Patientenverfügung aufsetzen, wo das drinsteht. Nur Sachen an mir mit Vollnarkose und/oder starken Schmerzmitteln. Klar, eine Retraumatisierung wäre im Endeffekt sch...egal kurz vorm Tod und vermutlich wird es deshalb wohl nicht standardmäßig gemacht (Narkosemittel kosten ja Geld...). Und drauf vertrauen, dass man einen humanen Arzt erwischt, da ist bei mir auch die Naivität dahin.


    Wie ist das denn mit den Folgeerkrankungen bei Organspende? Ich habe letztens gelesen, dass sogar schon Bluttransfusionen bei den Empfängern zu Immunfolgen führen sollen. Viele kriegen dann Krebs durch die fremden Körperzellen. Bei Organen stelle ich mir das noch viel drastischer vor. Dann wäre es nur eine Lebensverlängerung, aber keine wirkliche Lebensrettung, ähnlich wie oft bei Chemos (die der Opa meines Mannes deswegen abgelehnt hat).