Sprache bei Grundschulkind

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  • Duracellmädchen ist jetzt sieben Jahre alt, geht in die zweite Klasse.
    Sprachlich ist sie soweit recht fit, sie hat einen ungewöhnlich ausgeprägten Wortschatz, spricht viel, differenziert, flüssig und verständlich.


    Was mir seit kurzem auffällt: sie bildet noch immer nicht alle unregelmäßigen Veben korrekt. Die besonders häufigen wie 'essen' und 'trinken' schon, aber die nicht ganz so häufigen wie 'binden' nicht.


    Verben und das konjugieren der Verben ist in der Schule gerade auch Thema...


    Ich frage mich halt, ist da Handlungsbedarf? Sollte ich die Lehrerin mal darauf ansprechen?
    Im Vergleich mit Gleichaltrigen sticht das Kind halt mit ihrem Wortschatz und ihrem Redefluss hervor, durchaus möglich, dass da übersehen wird, dass sie zu viele Grammatikfehler macht.


    Was ich auch auffällig finde, dass sie oftmals erst nach Aufforderung in ganzen Sätzen spricht. Und das, obwohl wir hier sehr darauf achten, nicht mit wortbrocken zu kommunizieren.
    "kann ich ein Eis" ist so ein Standard-nicht-Satz der regelmäßig dafür sorgt, dass sie erstmal kein Eis kriegt, sondern wir warten, bis ein "Kann ich ein Eis haben/Essen/holen/bekommen" kommt
    Das läuft hier schon seit dem letzten Kindergartenjahr und ich habe nicht den Eindruck, dass es besser wird...

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • Ich würde sagen: alles im grünen Bereich.
    Die "kann ich ein x"-Sätze gibt es hier auch. Ich liebe es, die mit möglicherweise passendem zu komplettieren: angucken, in den Müll werfen, verschenken, verkaufen, malen...


    An die Wand klatschen... Hilft auch nach langer Zeit nicht, es wird nicht besser...

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • Bei meiner Tochter ist das auch auffällig. Sie wird im April 6 und bildet manche unregelmäßigen Verben so seltsam dass mir graut. Ich kanns manchmal gar nicht glauben was da kommt.
    Ich meine sie ist keine 4 mehr.
    Ansonsten spricht sie völlig normal.
    Ihre Freundin, 1. Klasse und sehr redegewandt , sagte letztens " gebeisst".
    Da habe ich mir gedacht, wenn sogar die Freundin so daneben haut ist es wohl nicht so schlimm. ;)


    Was "kann ich xy " angeht. ....ich habs aufgegeben den Satz weiterzuführen.
    Mittlerweile sagt es auch der kleine Bruder. #yoga

    • Offizieller Beitrag

    "Kann ich x?" kann zumindest nicht Berliner Dialekt sein, hier gibts das nämlich auch... Es wird, wahrscheinlich nicht sonderlich beeinflusst durch unsere Reaktionen (Unverständnis-Nachfragen, Humor, Ignorieren...), irgendwann besser. Oder zumindest hat der 10jährige gelernt, dass wir ganze Sätze bevorzugen. In seiner Peergroup nutzen sie die Variante oft...


    So leichte Grammatikfehler mit 7 finde ich noch völlig normal - Klein-Talpo hat das im Hochdeutschen sogar jetzt noch, da ist es aber Zweitsprache.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Das "kann ich ein x" kenn ich aus leidvoller Erfahrung auch. Hab ich sogar schon hier im Forum gelesen #angst
    Ich denke, das gibt sich, das gabs in meiner Kindheit auch.

  • Ich dachte "kann ich ein x" ist berliner dialekt.?.


    Das mag sein, das erklärt auch, warum sich das so hartnäckig hält. Ist halt üblich und wird auch von anderen sprachvorbildern selten "korrigiert"


    Korrigiert meine ich in dem Sinne, dass das Kind mit dem Fehler dennoch verstanden wird und erfolgreich seine Wünsche durchsetzen kann.


    ich werde mal weiter geduldig sein, wenn ihr meint, das sei im grünen Bereich...

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • Leslie, ich glaube du kannst wirklich entspannen, bei der Arbeit höre ich öfter mal intressante Verbformen (Der hat mich getretet und gekneift, grade gestern von einem Kind mit ansonsten angemessenem Wortschatz) ich halte das für normal. Vielleicht fällt es nur deswegen besonders auf, weil sie sonst weit in der sprachlichen Entwicklung ist.


    Kann ich... ist hier ein völlig normaler Satz und ich warte nur darauf, das er Einzug in den Duden hält.

  • Ich find´s normal.
    "Kann ich ein X" sagen hier in der Gegend so gut wie alle Kinder, das fällt mir schon gar nicht groß auf. Ich zucke aber nach wie von bei "ist das dir?" zusammen, sagen auch so gut wie alle...
    Für mich gehört da kein "dir", sondern "deins" hin.
    Und die unregelmäßigen Verben waren hier (auch bei einem Kind mit großem Wortschatz und guten Ausdrucksfähigkeiten) lange in der Schule noch Thema. Mir ist es diese Woche erst aufgefallen, zwei Freundinnen von J. haben sich über die Regeln von einem Spiel unterhalten, die Mädels sind beide in der 5. Klasse des Gyms und beide bildeten eine bestimmte, eher selten genutzte, Verbform falsch... Aber da weiß ich teils nicht mehr so recht, ob das jetzt wirklich ein Fehler war oder eher Absicht, weil Slang - ich würd auch nicht "das ist so LOL" sagen, die Kids schon...

    LG H. mit J. (volljährig) und S. (Teenie)

  • "Kann ich ein X" ist nicht berlinerisch, unser siebejähriger Hesse sagt das auch! Ist ganz normal, glaube ich. Er macht auch noch leichte Grammatikfehler, wie Du sie beschreibst. Allerdings ist er insgesamt sprachlich m.E. nicht sooo fit, jedenfalls nicht im Vergleich mit seinem großen Bruder, der schon mit drei druckreif sprach. Seine Lehrerin findet seinen Sprachgebrauch aber altersgemäßg bzw. sogar überdurchschnittlich gut.

    Liebe Grüße von Kris (1974) mit großem Sohn (1/2002) und kleinem Sohn (5/2007)

  • Naja, was man häufig hört, sitzt schneller als das, was man nur selten hört. Ist doch völlig ok. Gibt es hier auch noch.

  • Kann ich XY? wird hier auch oft benutzt.


    Ich versuche öfter dagegen zu steuern, in dem ich warte, bis der Satz vollendet wird.
    Oder aus Spaß den Satz so vollenden, wie das Kind es garantiert nicht gemeint hat.
    Z.B. "Kann ich ein Eis?"..."der kleinen Schwester schenken?" "Aber klar mein Kind, wie großzügig von dir!" :D


    Wo ich aber schon innerlich zucke, wenn hier bestimmte Dialektteile mit reingemischt werden, einfach weil es einfacher ist, als z.B. Genitiv oder Dativ richtig zu bilden. "Das ist Paul dem sein Ranzen". #kreischen


    Ich habe nichts gegen Dialekte, im Gegenteil, aber dann bitte richtig. Aber wenn mein Hochdeutsch sprechendes Kind (wir können halt kein Dialekt) anfängt solche Konstrukte beizumischen, kriege ich fast körperliche Schmerzen.

  • Ich muss ehrlich sagen, dass ich immer etwas genervt reagiere,
    wenn man spitzfindig so tut, als wüsste man nicht,
    was der gegenüber gerade meint, weil er sich grammatikalisch nicht richtig ausgedrückt hat.
    Nicht zuletzt deshalb, weil mein Mann ein Künstler im Nicht-Verstehen-Wollen
    und Verbessern ist #augen
    Und auch in der Schule fand ich es schon schlimm, wenn man sich im Physikunterricht gemeldet hat und die Antwort ohne Einheitsangabe gegeben hat, und dann vom Lehrer kam:
    Was denn? Äpfel? Birnen?
    Manchmal mag das ja Sinn ergeben, aber dass Ohm plus Ohm nicht Volt ergeben,
    das erklärt sich von selbst und muss nicht erklärt werden.
    Und ein freundliches "Kann ich Eis?" find ich allemal angenehmer,
    als ein wutschnaubendes "Ich will Eis!" :D


    Für die einen ist das Glas halbleer,
    für die anderen ist es halbvoll,
    und ich freu mich schon, wenn überhaupt etwas drin ist !!
    :D

  • Das unregelmäßige Verben immer mal falsch produziert werden, ist nicht ungewöhnlich. Das sind sogenannte Übergeneralisierungen, die anzeigen, dass die Kinder dabei sind eine Regel zu erlernen, diese aber zu häufig anwenden. Die unregelmäßigen Verben im Englischen mussten wir ja auch alle mühevoll pauken im Englischunterricht. Das sollte sich geben. Treten aber gehäuft Probleme bei den grammatischen Fällen, der Pluralbildung und/oder der Verbflexion auf, würde ich ggf. eine Sprachtherapeutin mal raufschauen lassen, um ganz sicher zu gehen.
    Ich finde "Kann ich noch ein Eis ?" jetzt auch nicht sooo dramatisch, denn im Diskurs ist ja häufig klar, dass es um "essen" geht, so dass nicht unbedingt eine vollständige Satzstruktur nötig ist. Auf die Frage "Wo warst Du gestern Abend ?", der die Antwort "im Kino" folgt, würde wohl kaum jemand erwarten, dass man mit "Ich war gestern Abend im Kino" antwortet. Das ist aus pragmatischen Gründen einfach überflüssig und dennoch grammatikalisch richtig, denn es handelt sich um eine sogenannte Ellipse.

  • ""ist das dir?"


    Das ist doch ein wunderschönes Beispiel für den Dativus possessivus frisch aus dem Dialekt, z.B. in Hessen - dann wird es später im Latein und Alt-Griechisch Unterricht direkt viel leichter :)! Benutzt nicht auch die russische Sprache diesen Dat. poss., ich heißt doch wörtlich übersetzt "Bei mir ist" oder? (Oh weh, habe ich tatsächlich mal etliche Jahre Russisch gelernt, alles gelöscht in meinem Gehirn...).

  • gelöscht, ja. stimmt, gibt´s im russischen ähnlich (man kann aber auch "я имею" sagen, was eine sehr direkte Übersetzung wäre, nicht nur "у меня есть").
    Ich hab´s mir im Grunde schon so lange abgewöhnt, zwischen den Sprachen zu übersetzen, daß ich darauf wenig achte... Ich handle eher nach Sprachgefühl, klingt es richtig oder klingt es falsch....

    LG H. mit J. (volljährig) und S. (Teenie)


  • Das ist vermutlich tatsächlich eine Wahrnehmungssache. Ich reagiere empfindlich, wenn man mir gegenüber nur in halben Sätzen redet, aus reiner Faulheit. Es hat auch etwas mit respektvollem Umgang miteinander zu tun. Ich rufe meinem Kind auch nicht "Kannst du Hände!", sondern sage "Könntest du bitte Hände waschen!" oder mindestens "Bitte Hände waschen!".


    Wie gesagt, mir geht es um Ansprachen, in denen ersichtlich ist, dass mit Absicht sprachlich "geschludert" wird.
    Mitten in Diskussion oder in einer normalen Unterhaltung, wenn mein Kind ein Verb vergisst oder falsch benutzt, ist es selbstverständlich etwas anderes. Da greife ich nicht ein.


    Und mit einem wütenden "Ich will Eis!" kann ich sogar besser umgehen, als mit einem provokanten "Kann ich Eis?" :D

  • Alles eine Frage des Tons. Kann man ja auch verschmitzt lächelnd machen: Kann ich die Schokolade...in die Haare schmieren/wegwerfen/dem Papa geben etc.?

  • Gekko, ich denke auch, das ist echt eine Sache der Wahrnehmung,
    ich würde ein "kann ich Eis?" nie als respektlos empfinden,
    da muss schon etwas anderes kommen.
    Nach schnüppelhüppels (cooler nick #super ) Ausführungen mit der Ellipse
    musste ich direkt mal googln nach der Bedeutung
    und fand es recht interessant, dass solche Ellipsen benutzt werden,
    um dem eigentlichen Inhalt der Aussage eine größere Bedeutung beizumessen :D
    Sollte ich mal wieder einer solchen Situation beiwohnen,
    in der auf das fehlende Verb aufmerksam gemacht wird,
    dann werd ich mal neunmalklug mit dieser Ellipsenerklärung um die Ecke kommen #super


    Für die einen ist das Glas halbleer,
    für die anderen ist es halbvoll,
    und ich freu mich schon, wenn überhaupt etwas drin ist !!
    :D