Unglücklich im Job - was mach ich nur?

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  • Hallo liebe Raben,


    ich bin Lehrerin und arbeite an einem Gymnasium, derzeit in Teilzeit. Leider bin ich mit meinem Job sehr unglücklich, und das nicht erst seit gestern. Bereits vor der Schwangerschaft mit dem Hasenkind war das so, ich fühlte mich damals schon komplett ausgelaugt (dank damals voller Stelle und 6 Korrekturen, einiger Zusatzämter etc.) und wollte nur noch raus. Da ich aber auch lange Zeit ungewollt kinderlos war und in einer Kinderwunschbehandlung steckte, schob ich das zum Teil auch darauf, auch af Anfängerprobleme etc.


    Inzwischen habe ich ein wunderbares Kind und Anfängerin bin ich sicher nicht mehr (bin inklusive Ref seit 10 Jahren im Job). Aber es macht mir immer weniger Spaß. Klar, es gibt auch schöne Momente, vor allem bei den kleinen Schülern, mit denen ich sehr gut kann. Probleme bereiten mir die pubertierenden Klassen, ich komme damit nicht zurecht, bin "zu nett" und nehme mir alles zu sehr zu Herzen.


    Außerdem langweilt mich oft die Vermittlung des Stoffes. Ich merke mehr und mehr, dass ich durchaus pädagogisch interessiert bin, aber dass mich ganz andere Dinge interessieren als der Unterricht. Wann immer ich Menschen beraten kann, in Einzelsituationen, fühle ich mich wie ein Fisch im Wasser.


    Ich weiß gerade nicht, was ich machen soll. Mich reizt ein Beruf im psychologischen/sozialpädagogischen Bereich. Das wollte ich schon mit 15. Warum hab ich es nicht gemacht? Keine Ahnung, ich hatte erfahren, dass Psychologie sehr mathelastig ist, und Mathe lag mir in der Schule gar nicht. Weil alle mir wegen meiner Sprachbegabung dazu rieten, Sprachen zu studieren, hab ich das dann gemacht. Blöd, ich weiß. Aber jetzt steh ich hier und will eigentlich was ganz anderes...


    Ein weiterer Punkt ist die Ansammlung von Menschen. Mich schafft das gerade. Ich brauche mehr "Ruhe" in meinem beruflichen Umfeld, habe kürzlich herausgefunden, dass ich vermutlich hochsensibel bin - da wundert mich das nicht mehr. Ich arbeite sehr gerne mit Menschen, aber nicht mit über 100 Kollegen, und ich stehe nicht gern von 30 Kindern, wobei das je nach Klasse variiert.


    Leider qualifiziert die Lehrerausbildung nur für einen einzigen Job - Lehrer. Ich müsste also nochmal ganz bei Null anfangen. Und ich würde massive Sicherheiten aufgeben, nämlich einen Beamtenjob, wofür mich sicher viele für bekloppt erklären würden. Aber ich empfinde diese Sicherheit gerade mehr und mehr als Gefängnis.


    Habt Ihr irgendwelche Ideen, Anregungen? Ich drehe mich gerade im Kreis. Habe daran gedacht, HP Psychotherapie zu machen, aber ich weiß nicht, ob Selbstständigkeit so mein Ding wäre. Vielleicht ja, vielleicht nein, das kann ich gerade nicht einschätzen. Lieber wäre mir, wenn ich auch die Möglichkeit hätte, irgendwo angestellt zu arbeiten.


    Ich würde mich sehr über Austausch und Denkanstöße freuen.

    • Offizieller Beitrag

    Wenn du erstens unglücklich im derzeitigen Beruf bist und zweitens eine grobe Richtung hast, wo du stattdessen hinwillst würde ich auf jeden Fall weiter in die Richtung denken. Also Infos besorgen, welche Ausbildung in Frage käme und wie du das finanzieren könntest usw. Du könntest dich ja auch erstmal beurlauben lassen (sofern finanziell möglich) und schauen, ob die neue Richtung auch wirklich passt.


    Du bist ja vermutlich Mitte 30, da ist es noch eine lange Zeit bis zur Pension, wenn man in einem ungeliebtem Beruf arbeitet.

  • Gäbe es in dem für Dich interessanten Bereich evtl. die Möglichkeit eines Fernstudiums / einer abendlichen Schulung. So dass Du etwas mehr dort hineinschnuppern könntest ohne direkt alles jetzige aufzugeben? Oder eine Art Praktikum, falls Du z.B. in den Schulferien Zeit dafür hättest (ich habe keine Ahnung, wieviel freie Zeit Lehrern wirklich in den Schulferien bleibt)?

  • Salino, ich bin 39. Du hast Recht, immerhin habe ich eine grobe Richtung, in die es eventuell gehen könnte. Beurlauben lassen wäre finanziell möglich, mein Mann ist auch Beamter und wir wären abgesichert. Eventuell steht demnächst auch nochmal eine zweite Elternzeit an, das wäre auch eine Möglichkeit, sich in der Zeit umzuschauen.


    Nefret, es gibt Fernstudiengänge, die aber recht teuer sind. Hier in der Nähe gibt es auch eine normale Uni, wo ich studieren könnte.


    Ich überlege auch schon hin und her, ob ich vielleicht erstmal zweigleisig fahren könnte, also nicht gleich alles aufgeben, sondern irgendetwas Zusätzliches machen... Allerdings ist das mit Familie natürlich ein ziemlicher Zeitaufwand.


    Ein Praktikum in den Ferien wäre schon möglich, allerdings nur in den Sommerferien. Die anderen braucht man mit meinen Fächern zum Korrigieren, und ein bisschen was soll ja auch die Familie von den Ferien haben.

  • Hast du mal über den erweiterten schulischen Bereich nachgedacht? Also von Beratungslehrerin über Fachleiterin, oder als Abordnung an die Uni, irgendetwas im Schulamt/Ministerium?
    Oder hast du mal gebeten, vorrangig in der Unterstufe unterrichten zu können?
    Interessant wäre ja vielleicht auch Schulpsychologie - aber ob es da Angebote zur Ausbildung konkret für Lehrer gibt?

    LG
    rotesPesto mit ♂ Frühling '10, ♂ Sommer '06 und ♂ Herbst '12

  • Meine Freundin hat neben der Arbeit (Vollzeit ) den Heilpraktiker Psychotherapie gemacht, das war anstrengend, aber machbar. Jetzt hat sie eine kleine Teilzeitstelle in ihrem Traumjob und hofft, dass sie da demnächst aufstocken kann. Dann würde sie zusätzlich selbständig arbeiten, aber der Lebensunterhalt müsste erstmal durch die Anstellung abgedeckt sein, weil sie ae ist und kaum Reserven hat.
    Ob das für dich was wäre, kannst nur du wissen. Aber auch mit dem HP muss man nicht ausschließlich selbständig arbeiten.

    Liebe Grüße,
    Tine und die Muckelmäuse (7/98 und 9/02)


    ...ich flog in dein Licht...

  • Wäre vielleicht ein anderes Schulkonzept schon eine Möglichkeit?
    Z.B. eine reformpädagogische Schule?


    Bei uns in Ba-Wü werden gerade händeringend Gymnasiallehrer für Gemeinschaftsschulen gesucht.
    Auch ein ganz anders Unterrichtskonzept als klassisches Gymnasium.

  • Ich kann mir auch vorstellen dass Du Dein Studium als Lehrerin und das Interesse, die Begabung für Psychologie miteinander verbinden kannst. Es gibt da doch innerhalb der Schulen ein weites Spektrum, angefangen vom Beratungslehrer zu noch spezielleren Möglichkeiten ( keine Ahnung wie das dann heißt) mit denen Du Deine Art zu arbeiten entwickeln könntest. Trau Dich, ein Leben lang in einem ungeliebten Job festzuhängen ist schade um die vergeudete Kraft, wenn es auch anders ginge. ( Ich habe Hochachtung vor Menschen die aus einem Job nicht rauskönnen und damit eben leben müssen!)

  • Hallo ihr Lieben,


    ich danke Euch allen für eure Antworten und Eure lieben Worte! Bei mir hat sich am Wochenende richtig was getan - durch ein Gespräch mit einer guten Freundin bin ich auf die Idee gekommen, eine Weiterbildung zur Lerntherapeutin zu machen. Das kann ich sowohl in der Schule als auch außerhalb nutzen.


    Bin total begeistert und sammle schon fleißig Informationen.


    Ich halte Euch auf dem Laufenden!



    Liebe Grüße


    NatureBear