Besuchskinder und krude politische Ansichten

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  • Wie geht ihr damit um, wenn ihr Besuchskinder da habt, die problematische politische Ansichten äußern?


    Anlass: Freund vom Großsohn (nettes, höfliches Kerlchen), ich fahre ihn nach Hause, weil ihm der Bus vor der Nase weggefahren ist, und er sagt folgende zwei Sätze:
    "Ich finde das ja nicht so gut mit den ganzen Ausländern, die jetzt herkommen, nur weil in ihrem Land Krieg ist! Dann kommen die her und fangen hier Krieg an!"
    Ich: 8I


    Wie hättet ihr reagiert?

    Das Sams (05/2005) + Don Blech (01/2008 )



    mit dabei seit 6.9.2004

  • Ich finde nicht, dass das eine "krude politische Sicht" (eines neun jährigen?) ist, sondern etwas, was er irgendwo entweder ähnlich gehört hat oder sich selbst so zusammenreimt - und die Angst vor Krieg kann ich nachvollziehen.
    Ich hätte wohl gefragt, wie er denn darauf kommt und erklärt, dass die Menschen, die hierher kommen ja gerade KEINEN Krieg wollen.


    LG, gaagii

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    Wenn ich mir einen Krankenwagen im Ballettröckchen tätowieren lasse, habe ich Tatütatatütütattoo! #blume
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  • Ich wäre in der Praxis vermutlich zu platt, um was zu sagen.


    Ich würde ihm vielleicht mit Logik kommen: "Wenn sie Krieg super fänden, wären sie in ihrer Heimat geblieben." Das ist ein Argument, das ein Zehnjähriger mühelos nachvollziehen kann und evt. auch demjenigen Erwachsenen entgegenbringen kann, von dem diese "Meinung" vermutlich kommt.

    Das B in Pegida steht für Bildung.

  • Ich finde nicht, dass es ne krude politische Ansicht ist, sondern eine kindliche Angst.


    Ich hätte ihm gesagt, dass die Menschen hierherkommen, weil sie eben keinen Krieg mehr wollen, weil sie in einem friedlichen Land leben wollen.

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • Da kamen noch so ein paar Sachen hinterher, die mMn schon nicht mehr bloßes Nachplappern waren.


    Er hat mir vorher schon so einige Sachen erzählt, wo ich zumindestens leicht irritiert war und gemerkt habe, dass wir doch ein extrem behütetes Leben führen... Er erzählt von einem Überfall, den er miterlebt hat (ein Mann, der in einem Schlecker drei Bier geklaut hat), und daraus kam dann die Überleitung zu obigen Bemerkungen. Klar ist das Angst, aber das hat ihm ja offenbar jemand so vermittelt (dass man vor Flüchtlingen Angst haben muss und die hier nur Ärger machen).
    Ich musste lachen, weil ich so baff war. Ich meinte dann noch, die kommen ja eben her, um hier in Frieden zu leben. "Ja, aber..." Dann waren wir auch schon bei ihm zuhause, von daher konnte ich nicht weiter auf das Thema eingehen. :S

    Das Sams (05/2005) + Don Blech (01/2008 )



    mit dabei seit 6.9.2004

  • Kennst du die Eltern? Würdest du ihnen eine solche Meinung zutrauen? Glaubst du, dass er seine Meinung von dort hat? Wenn ja, würde ich nichts machen, außer sehr gut auf das eigene Kind zu achten und notfalls eingreifen, wenn das zwischen den Kindern zum Thema wird.
    Wenn du denkst, dass es nicht von den Eltern kommt, dann würde ich sie unbedingt drauf ansprechen. Wer weiß, woher er es sonst hat. Vielleicht vom Babysitter? Oder anderen Familienangehörigen? Und die Eltern wissen gar nichts davon, dass ihr Sohn so denkt und ggf auch Angst hat?! Ich würde darüber gern informiert werden.


    Ich hab vor einigen Tagen übriegns einen sehr interessanten Artikel in der Elternzeitschrift vom Stern (heißt die Nido?) gelesen. Darin ging es um Nazis im Kindergarten und der Schule. Sehr interessant. Darin wurden auch einige Anzeichen für versteckten Nationalsozialismus genannt. ich krieg nicht mehr alles zusammen, aber vielleicht findet man den Artikel online?! Insbesondere ging es da um bestimmte Kleidermarken und Symbole, die man auf den ersten Blick gar nicht schlimm finden würde, die aber eine versteckte Symbolik haben...

  • Wie hättet ihr reagiert?


    Ich kenne das und hab das letztes Jahr mal erlebt. Wir waren spazieren, meine Tochter, ein Freund von ihr und ich. Sehen auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein paar Kinder mit schwarzen Haaren.. Da meinte der Freund meiner Tochter: "Ha, die kommen alle aus dem Ausland und werden später alle Terroristen..." 8I 8I 8I


    Ich war erstmal baff. Und meine Tochter erst.. 8I


    Und fing dann erstmal so an, ob er glaube, daß meine Tochter später auch Terroristin wird. War ja ein praktischer Aufhänger, da die Kinder ganz ersichtlich aus dem gleichen Land kamen wie der Papa meiner Tochter. (Wobei schon das Käse ist, weil obwohl ich die Kinder nicht kannte, hätte wetten können, daß sie Deutsche sind und hier geboren wurden).


    Ich glaub ich hab jede Menge erzählt und erklärt, womöglich viel zu viel.. Aber ein Junge von 10 Jahren ist m. E. durchaus in der Lage so einer Erklärung zu folgen. Ich wußte auch daß seine Ansichten von seiner Familie kamen.

  • Ich versuche kindgerecht drauf einzugehen. Ich finde, es geht bei Kindern ziemlich gut, Verständnis für andere zu wecken. Da nehm ich mir dann auch gerne ein bisschen Zeit für.



    Hier hätte ich die Situation der Leute in Kriegsgebieten kindgerecht erklärt. Wie schlecht es ihnen dort ergangen ist, dass Verwandte getötet wurden. Dass sie z.B. aus ihren Haus vertrieben wurden etc. Dass sie keinen Krieg wollen und deshalb geflüchtet sind. Dass sie hoffen, dass sie hier in Ruhe leben können. Und wie sie sich fühlen, wenn man hier auch nicht nett zu ihnen ist.



    Ich war schon mal mit einem 7jährigen nach Frankreich gereist, der dort immer "Deutschland, Deutschland" gerufen hat #angst . Und sich lauthals beschwert hat, dass keiner deutsch mit ihm redet... Aber ich finde es gut, wenn Kinder auch andere Sichtweisen kennenlernen als nur die ihrer Eltern. #warte

  • Ach so, mit "würde ich nichts weiter machen" meine ich natürlich nicht, dass man gar nichts sagen soll, wenn er sich dir gegenüber nochmal so äußert. Da würde ich weiterhin widersprechen und meine Sicht der Dinge kund tun. Obs ankommt ist natürlich die andere Frage. Nur eben nichts, was darüber hinausgehen würde.

  • mein Sohn hat auch so einen freund. da kommt es klar vom Elternhaus. der macht richtige rassistische Äußerungen. er sagt zb. zu einem Mädchen in seiner klasse: Schlitzi. und zu dunklen menschen sagt er generell: neger. und so weiter und so fort. ich sage ihm dass ich so Worte hier bei mir nicht hören will und er ansonsten gehen kann. er weiss schon was er da sagt. er ist auch 9 Jahre alt. in den Frühlingsferien ist er hier mal zum übernachten da, ev. ergeben sich da ein paar gespräche.

  • Hier hätte ich die Situation der Leute in Kriegsgebieten kindgerecht erklärt. Wie schlecht es ihnen dort ergangen ist, dass Verwandte getötet wurden. Dass sie z.B. aus ihren Haus vertrieben wurden etc. Dass sie keinen Krieg wollen und deshalb geflüchtet sind. Dass sie hoffen, dass sie hier in Ruhe leben können. Und wie sie sich fühlen, wenn man hier auch nicht nett zu ihnen ist.


    genau so würde ich das auch machen. oder mache es so.

  • ich würde das auch erklären.


    und ja, in dem alter formen sich schon politische ansichten. auch abseits vom elternhaus!!!
    wenn man da nicht im gespräch bleibt, dann wundert man sich ggf. später.


    mein sohn ist schon 12. ich bin ja eine "linke steineschmeißerin" und sicher weit ab von rassismus etc., engagiere mich in einem flüchtlingsprojekt und mein sohn ist eurasier. zu hause bin ich der einzige einfluss, den er so hat. da besteht keine gefahr, dachte ich.


    trotzdem kam neulich auch so eine sehr merkwürdige diskussion auf, in deren verlauf er sich schon so äußerte, dass er bedenken wg. der flüchtlinge und des arbeitsmarkts hier hatte (es gibt eh schon nicht genug jobs, von denen alle anständig leben können <- weiß er, über arbeitsmarkt etc. sprechen wir ja auch oft -, wie will man dann noch für die ganzen flüchtlinge jobs finden? was ist mit wohnraum?).


    im grunde fand ich das gut, dass wir dann diskutiert haben etc., er hat auch in politik einen neuen referendar, dessen familie aus marokko stammt und den ich vom flüchtlingsprojekt gut kenne. der nimmt das thema auch auf die agenda; praktischerweise konnte ich mich mit ihm kurzschließen.





    will damit sagen:
    9jährige vorpubertäre und erst recht 12-13jährige pubertarios sind KEINE kleinen kinder mehr, die von zu hause alles nachplappern. die formen durchaus schon ihre eigene meinung. natürlich ist das zuhause sicherlich der prägendste einfluss. aber der gesellschaftliche mainstream (eher gegen flüchtlingsaufnahme!) stellt einen STARKEN SOG dar. den ich in meinem fall unerwünscht finde. dagegen muss man schon anarbeiten, wenn einem die rekrutierung der nachwachsenden generation fürs eigene politische lager irgendwo wichtig ist.


    ich würde also gezielt das gespräch suchen und die hier angebrachten erklärungen servieren. gut gehen auch einzelfallbeispiele.



    lg patrick

  • Ich kenne die Familie nicht, nein. Ich weiß nur so ein paar Eckdaten.


    Ich denke, ich hätte es ähnlich erklärt, wenn ich denn Zeit gehabt hätte. :|

    Das Sams (05/2005) + Don Blech (01/2008 )



    mit dabei seit 6.9.2004

  • Ich habe jetzt nicht alles gelesen, aber ich finde es toll, dass der Junge den Austausch sucht. Vielleich wollte er ja genau das: dass ihm jemand erklärt, dass man die Dinge auch anders sehen kann. ;)

    LG von Sosh - dem weiblichen Viertel unserer Familie #yoga