Krippen-Eingewöhnung

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  • Liebe Raben-Expertinnen,
    Ich wäre sehr dankbar für Euren Rat. Uns geht es nicht gut mit der Krippen-Eingewöhnung und ich bin langsam verzweifelt. Wir haben im Dezember, kurz vor Weihnachten, mit dem Schnuppern in einer öffentlichen Krippe begonnen; da war meine Tochter gerade ein Jahr alt. Bei den Erzieherinnen dort wollte sie aber gar nicht bleiben und ich konnte gut verstehen, warum; sie waren zwar theoretisch kompetent (Berliner Modell etc.), hatten aber keine liebevolle Art; ich habe gesehen, dass Kinder grob angeherrscht und durchaus auch mal am Ärmchen gepackt und weggezerrt wurden (und dann weinend stehengelassen). Die wenigen Trennungsversuche dort haben nicht geklappt, sie hat sehr geweint und wir sind nach wenigen Minuten wieder reingekommen. In dieser Krippe wollte ich mein Kind nicht lassen, wir haben also - nach 3 Wochen Pause im Februar - eine andere, diesmal private Krippe gefunden. Dort sind zwei sehr liebevolle, freundliche und ruhige Erzieherinnen. Der Betreuungsschlüssel ist nicht gut - bis zu 15 Kinder unter 3 auf 2 Erzieherinnen - aber das lässt sich hier am Ort nicht ändern, etwas Besseres gibt es mit unseren finanziellen Möglichkeiten nicht, Tagesmutter so schnell auch nicht (und die haben hier auch 5 Kinder). Unterbrochen durch eine Reihe von Krankheits-Zeiten haben wir also dort seit Ende Februar geschnuppert und eingewöhnt. Ein erster Trennungsversuch vor 2 Wochen lief recht gut, meine Tochter hat nach kurzem Protest 10 Minuten zufrieden mit der Betreuerin gespielt, erst nach ca. 13 Minuten hat sie zu weinen begonnen. Dann waren wir kurz verreist, dann war Ostern, und jetzt haben wir 3 katastrophale Trennungsversuche hinter uns, bei denen ich gegen mein besseres Gefühl hinausgegangen bin und (heute) das Gefühl hatte, dass es richtig schlimm für meine Tochter war. Sie hat nicht nur protestiert, sondern verzweifelt geweint und lief tränenüberströmt zu der Tür, hinter der ich war. Vor der Betreuerin hat sie aber keine Angst, sie spielt mit ihr und erzählt auch von ihr; am Wochenende hat sie immer wieder von ihr und den Kindern gesprochen. Eine wirkliche Bindung hat sie zu ihr aber bestimmt noch nicht, dazu hat die Betreuerin immer zuviel mit anderen Kindern zu tun. Trotzdem macht mir die Betreuerin jetzt ziemlichen Druck, mich bereits in der Garderobe von meiner Tochter zu verabschieden und zu gehen, damit sich das Kind nicht daran gewöhnt, dass die Mutter immer auch dabei ist - was mir natürlich einleuchtet, doch ich habe das Gefühl, dass meine Tochter noch nicht soweit ist, dass sie länger alleine dortbleiben kann. Für mich ist eindeutig, dass meine Tochter sich nicht so leicht tut beim Übergang in die Betreuung.
    Meine Frage ist jetzt: Ich möchte verhindern, dass sie psychischen Schaden nimmt, aber ich brauche auch dringend Kinderbetreuung, um wieder Arbeitszeit zu haben (ich muss bis Ende Mai einen Forschungsantrag schreiben). Kann ich es meinem Kind zumuten, dass es so verzweifelt schreien muss? Kann ich darauf vertrauen, dass es aufhört zu schreien, weil es sich durch die Betreuerin getröstet fühlt, und nicht deshalb, weil es einfach nicht mehr weiter schreien kann bzw. aufgibt?
    Die Alternative wäre, dass ich zuhause bleibe und meine Tochter betreue: um unsere Lebenshaltungskosten zu bestreiten, müsste ich dazu erst mein Erspartes aufbrauchen und dann Notstandshilfe (= Hartz IV) beantragen. Dann nach einigen Jahren Pause noch einen Job in meinem Beruf zu bekommen, kann ich vergessen. Das wäre also auch nicht gut für meine Tochter. Großeltern, Familie etc. wohnen hunderte Kilometer entfernt, da gibt es keine Möglichkeiten.
    Ich wäre sehr dankbar für Eure Einschätzung und Euren Rat.
    Nevermore

  • Ich habe nicht ganz verstanden, ob sich deine Tochter von der Erzieherin beruhigen lässt, wenn sie so tränenüberströmt ist.
    Mein Sohn hat seine Wut bei der Verabschiedung ganz deutlich gezeigt, ich konnte ihn dann aber unbemerkt durchs Fenster ausgeglichen im Hof spielen sehen und auch nachmittags war er ausgeglichen.
    Wenn du jetzt nur erstmal bis Mai Betreuung brauchst, ginge vielleicht doch eine Überbrückung mit einer Oma?

  • Liebe Lina2,
    Vielen Dank für Deine Antwort! Beim ersten Trennungsversuch hat sich meine Tochter von der Betreuerin trösten lassen - da hat sie aber nicht wirklich geschrien, sondern nur kurz protestiert und sich dann wieder den Spielsachen zugewandt. Bei den letzten 3 Trennungsversuchen hat sie sich entweder gar nicht oder nur ganz kurz trösten lassen. Das ist es, was mir wirklich Sorgen macht. Ich habe es nicht lange ausgehalten, sie so verzweifelt schreien zu hören, und bin deshalb nach 5 Minuten Schreien wieder reingekommen.
    Betreuung brauchen wir von jetzt an immer, und Oma scheidet leider aus.
    Liebe Grüße, Nevermore

  • Bei uns war es möglich, dass sich eine Erzieherin nur um das neue Kind kümmert, während die andere mit den anderen Kindern draußen war. Wäre es vielleicht möglich, so die Beziehung noch zu stärken? Bist du häufig Ansprechpartner für Deine Tochter oder kannst du im Hintergrund bleiben?

  • Hmm, wie habt Ihr denn die Eingewöhnung bis zur Trennung der ersten zehn Minuten gestaltet?
    Warst Du eine Woche? zwei Wochen? dabei und hast am Rand gesessen und sie beobachtet? Oder wurdest Du aktiv mit einbezogen? Wenn ich Dich richtig verstehe, hat keine Erzieherin die zeitlichen Kapazitäten die Eingewöhnung Deiner Tochter zu übernehmen? Das finde ich irgendwie merkwürdig. Was sagen denn die Erzieher, wie sie sich die Eingewöhnung vorstellen?

  • Hm, Stadtkaninchen, das ist eine gute Frage - die Zeit, dass die Erzieherinnen so genau erklärt hätten wie sie es sich vorstellen gab es noch gar nicht wirklich. Ich selbst habe mich halt so git es ging an die Anweisungen des Berliner Modells gehalten, bin also möglichst am Rand geblieben und habe nur reagiert, nicht von mir aus aktiv mitgespielt. Wie lange ich dabei war ist schwer zu sagen wegen der langen Krankheitspausen, es waren immer wieder mal ein paar Tage, dann zwei Wochen krank, etc. Deshalb kommt es uns Erwachsenen vor wie eine lange Zeit - vor 6 Wochen haben wir dort angefangen -, in Wirklichkeit waren es aber nicht so viele Tage.
    Meine Tochter fühlt sich dort sichtlich wohl, Lina2, und ich kann meistens schon sehr im Hintergrund bleiben, sie kommt nur ab und zu und versichert sich, dass ich da bin, oder ruht sich bei mir aus - das Ganze ist neu und anstrengend für sie.
    Heute war es dort zum Glück viel besser, mir hat auch die Raben-Gemeinschaft den Rücken gestärkt, vielen Dank auch Euch beiden! Wir haben ein langes klärendes Gespräch geführt und ich konnte mich mit einem Wunsch nach einer langsameren, behutsameren Eingewöhnung verständlich machen.
    Die Erzieherinnen befürchten halt, dass meine Tochter sich zu sehr daran gewöhnt dass ich immer dabei bin, wie in einer Spielgruppe, und die Ablösung dadurch erschwert wird; dies passiere angeblich häufig und sei für das Kind dann sehr schwer. Ich habe das noch nicht so dramatisch gehört oder gelesen, was meint Ihr dazu?

  • Ja, ich denke schon auch, dass für das Kind deutlich werden muss, dass es ohne Mama gedacht ist. Eine eigene Beschäftigung ohne ganz kurze Gänge nach draußen können das schon in die Richtung lenken. Wichtig war hier zu Beginn der Trennungen noch, dass sie nicht direkt nach einem Wochenende begonnen werden.

  • Liebe nevermore,


    die Probleme, die sich bei der Eingewöhnung ergeben können, sind immer – und nicht nur für Erstlings-Eltern - gar nicht so einfach zu bewerkstelligen. Natürlich wünscht sich jedes Elternteil, das eigene Kind möge sich selbstbewusst und zufrieden lösen, sich schnell in die Gruppe einfinden und Vertrauen zu den Betreuerinnen aufbauen.
    In der Realität klappt es höchst selten so reibungslos, frag mich mal.


    Unabhängig von allen Modellen und Vorstellungen finde ich ganz wichtig, dass nicht nur Dein Kind, sondern vor allem Du ein Vertrauensverhältnis zu den Betreuerinnen Deiner Tochter aufbauen kannst. Und dazu gehört sicher, dass Du das Gespräch suchst und Deine Vorstellungen und Befürchtungen aussprichst und – hoffentlich – eine Antwort erhältst, die Dir hilft, dass Du Deine Tochter dort wenn schon nicht ganz ohne Kummer, aber doch zumindest in dem Wissen abgeben kannst, dass sie dort aufgefangen und getröstet wird. Auch wenn sie sich für den Moment gerade gar nicht trösten lässt.
    An der Stelle finde ich es immer wichtig darauf hinzuweisen, dass Kinder das Recht haben zu weinen, wenn ihnen nach Weinen zumute ist. Und die erste Trennung von den Hauptbezugspersonen, die kann nun einmal ein durchaus nachvollziehbarer Grund zum Verzweifeln sein. Auch für Dich kann Dein Kind dann diesen Kummer nicht „abstellen“, er ist da und sollte auch seinen Platz haben dürfen.


    Schlimm wäre es, wenn Du erleben müsstest, dass Dein Kind damit allein gelassen wird. Deshalb habt ihr die erste Einrichtung wieder verlassen, und das war ganz sicher richtig so.
    Wenn Du jetzt insgesamt das Gefühl hast, dass in der neuen Einrichtung alles getan wird, was den Betreuerinnen möglich ist, um Dein Kind durch den Abschiedsschmerz zu begleiten, dann ist das eine Basis, auf der ihr aufbauen könnt, und ich halte es für höchst unwahrscheinlich, dass Dein Kind davon einen „psychischen Schaden“ davontragen wird.
    Es ist eine neue Aufgabe, für Dich und für Dein Kind, und ihr habt beide die Chance, daran auch zu wachsen.


    Du hast das Gespräch ja schon gesucht und bist, wenn ich das richtig verstehe, ernst genommen worden. Ich hoffe sehr, dass eure letzten Eingewöhnungstage einigermaßen gut verlaufen sind.
    So wie Du es beschreibst, würde ich Deine Tochter keinesfalls wieder aus der Gruppe herausnehmen, sondern stattdessen eher versuchen, das Ganze etwas regelmäßiger anzugehen.
    Klar, gegen Krankheit lässt sich nichts machen, aber wenn es vermeidbar ist, dann würde ich versuchen, einen Urlaub nicht in die Eingewöhnungszeit zu legen.


    Ich würde mich freuen zu hören, wie es bei euch weiterläuft und drücke alle Daumen.
    Alles Gute. :)

  • Liebe Kira,
    ach vielen Dank für Deine Einschätzung, mein Gefühl sagt mir, dass es genauso ist, wie Du schreibst. Dass niemand mir und meiner Tochter den Trennungsschmerz ersparen kann, dass sie ihn äußern dürfen, aber auch liebevoll getröstet werden soll. Ich glaube, dass die Erzieherinnen dort prinzipiell schon alles tun würden, um Kinder durch ihren Trennungsschmerz zu begleiten, aber dass sie dadurch an ihre Grenzen geraten, dass dort gerade ca. acht unter-2jährige in sehr kurzen Abständen eingewöhnt wurden und teilweise noch nicht wirklich eingewöhnt sind; einige von ihnen weinen öfters mal, und dann sind es manchmal einfach zuviele weinende Kinder und zuwenig Erwachsene. Es ist für die Erzieherinnen auch sicher anstrengend; wie sie das überhaupt so gut schaffen, ist schon bewundernswert.
    Das Gespräch letzten Montag war aber zum Glück viel produktiver, als ich zu hoffen gewagt hatte. Ja, da fühle ich mich wirklich ernstgenommen. Die erste Erzieherin ist von uns zwar - glaube ich - etwas erschöpft, jetzt hat die zweite Erzieherin die Eingewöhnung übernommen und macht das sehr geduldig und liebevoll. Zwei Trennungsversuche letzte Woche liefen wohl recht gut (da war mein Mann mit ihr in der Krippe, weil ich krank war). Allerdings: Seit gestern ist auch meine Tochter wieder krank; ansteckend, es gibt also schon wieder eine Unterbrechung, es ist zum Verzweifeln. Und Anfang Mai fahren wir 10 Tage weg, das ist schon seit Monaten geplant und lässt sich nicht ändern; ich habe natürlich nicht damit gerechnet, dass wir dann noch bei der Eingewöhnung sind.
    Vielen Dank fürs Daumendrücken! Und zu wissen, dass das alles in gewisser Weise normal ist, hilft mir auch schon sehr,
    Liebe Grüße,
    Nevermore
    (ich schreibe auch demnächst mal wieder, wie es weitergeht).