Das gehört doch zur Allgemeinbildung...

Zitat von Das verrückte Ringelblümchen

Pilling und nicht Peeling.

Das sind doch einfach unterschiedliche Dinge. Oder habe ich jetzt den Witz nicht verstanden?

Ich bin in Rechtschreibung auch keine Heldin. (Insbesondere die s/doppel-s/ß-Frage und das Dehnungs-h.)

Faustregel für die Verwendung von Doppel-S und ß:
Der Scheiß bleibt, der Stuss geht.

Und jetzt geh ich nachgucken, woher die Bedeutung des Wortes Faustregel kommt.

Bedeutung des Wortes Spritztour - klick

ich hab auch noch was: Gluten müsste eigentlich Gluuten und nciht Gluteen ausgesprochen werden. Im Latein lag die Betonung auf den Dehnungs-U. In den anderen Sprachen wird das auch so betont. Nur die meisten Deutschen sprechen es so aus wie Carragen, Ethylen usw. (das finde ich sooo schrecklich) Und da sich ja die Regeln an der Realität orientieren, steht nun auch im Duden, die Aussprache sei (nur) Glute:n. im Übrigen ist unter Profis der Duden nicht die erste Wahl. Der ist nämlich nicht unvoreingenommen und sehr einseitig auch was Rechtschreibung angeht.

Leider finde ich nichts zur Faustregel, aber dafür eine Menge interessanter Faustregeln - klick

Zitat von Stadtkaninchen

Ich habe jetzt noch einmal die Diskussion über 'jedem das Seine' nachgelesen -
...

Zumal - klugscheißermodus an - wenn man glaubt, dass es eine perfide Anspielung ist, weil jeder gebildete Mensch, 'Jedem das Seine' mit dem Kz buchenwald verbindet - dann sollte man eigentlich auch wissen, dass es in buchenwald keine 'falschen duschen' und gaskammern gab.

In buchenwald wurden die Opfer vor allem dadurch brutal ermordet, dass man sie absichtlich mit schweren Krankheitserregern infizierte, sie folterte und ihnen Nahrung und medizinische Versorgung vorenthielt. Das gehört für mich - wenn man sich mit konzentrationslagern beschäftigt - eigentlich zum entscheidenderen Wissen und nicht unbedingt die Überschrift über dem Torbogen.

Welchen Schluss soll ich jetzt daraus ziehen, Stadtkaninchen? 8I

Zitat von Peppersweet

Um die Frage, ob man voraussetzen kann, dass alle wissen, dass der Spruch "Jedem das Seine" am Eingang des KZ Buchenwald steht.

Zitat von Talpa

Im besagten Thread konnte ich Trins "Verwunderung" gut nachvollziehen, Aoides "Entsetzen" schon nicht mehr so.

Langsam. Mein "Entsetzen" bezog sich nicht darauf, dass jemand nicht weiß, dass der Spruch am KZ Buchenwald steht oder ich ihn deshalb nicht für allgemein gebildet halte.
Zu der Buchwenwalddiskussion hab ich hier nix mehr zu sagen, das ist mit Kat per PN geklärt.-

Mein "Entsetzen" bezog sich darauf, dass etliche Mitschreiberinnen meinten, sich nicht mit Tages- und Weltpolitik befassen zu wollen bzw. fehlendes Wissen auch als längst Erwachsene damit zu rechtfertigen, dass sie etwas nicht in der Schule gelernt haben. Aber doch zugleich Teil der Gesellschaft sein zu wollen und ihren Kindern dabei zu helfen, in diese Gesellschaft hineinzuwachsen.

Daher an der Stelle on topic: Bevor ich die Frage (für mich - dass "allgemein" sich nach der jeweiligen Kohorte definiert, die für das Individuum die "Allgemeinheit" repräsentiert, ist oben schon deutlich geworden -) beantworten könnte, was Allgemeinbildung ist, müsste ich zwei Schlenker gehen, nämlich erstmal definieren, was Bildung ist und zum anderen die Frage beantworten, was in diesem Kontext für mich überhaupt als Bildungsstandard (sic! ) erstrebenswert ist. Das schwingt nämlich hier im Thread mit und geht ständig durcheinander: Es wird "Wissen" hervorgekramt, "wie schreibt man Standard, was ist eine Standarte" z.B., und unterschwellig wird davon ausgegangen, dass möglichst alle "allgemeingebildet" oder am besten sogar besonders gebildet sein sollten. Und jede/r Einzelne am besten noch ein bisschen mehr.

Ich könnte definieren, welchen Bildungsbegriff ich auf professioneller Ebene habe, sozusagen mein pädagogischer Anspruch. Ich könnte definieren, was ich für mich selber anstrebe und warum das so ist. Ich könnte zu erklären versuchen, auf was ich in dem Thread oben gestoßen bin (und was ich daraus gelernt habe) - aber das will ich grad nicht.

Bleibt die provokante Frage, ob es denn tatsächlich wünschenswert ist, wenn in einer Gesellschaft ein durchgängig hohes Bildungsniveau herrscht. In einer demokratischen Gesellschaft gehe ich davon aus, in totalitären Regimes wird das wohl eher nicht so sein.

Wie demokratisch in dem Sinne aber ist unsere Gesellschaft und darf ich wirklich selbstständig denken? (und darf ich das dann aussprechen?)

Ich hab's ja auch mehr mit deskriptiver statt mit normativer Sprachwissenschaft. Was es da so alles gibt, find ich total klasse.

Edit: Das war die Antwort an Milbe.

Danke. Ich nehm es weiter als ungeklärt hin. Seufz.

stadtkaninchen. es gab sehr viele KZs und auch Ghettos. Ich finde persönlich nicht wichtig, genau zu wissen welche Vorrichtungen und konkrete Gräuel es in jedem einzelnen gab. Grundsätzlich aber darüber bescheid zu wissen, finde ich ok. Auch finde ich es nicht richtig, hauptsächlich die Großen kennen zu müssen. Das wertet irgendwie die kleineren anders. Es waren alle grässlich. und ich denke, dass die nächsten im Unterricht behandelt werden, ist ganz gut, weil es dann eben näher ist. Es ist nicht so weit weg und wird greifbarer. (und eventuell sogar besuchbar)

Meine Mama war übrigens zur Jugendweihe im KZ Buchenwald mit der Schule. Die haben damals wohl sogar noch Originalaufnahemn gezeigt und die sonst so coolen Jungs sind kotzend und heulend ausm Saal gerannt.

ach und Fiawin, ich hab nochmal geschaut und leider auch nur gefunden, dass es keine gesicherte Herkunft gibt.
ABER man könnte es so sehen: sie ist sie eine sehr einfach herzuleitende Regel, weil sie quasi an einer Hand abzuzählen ist.

Das war, was ich dazu noch gefunden habe.

Zitat von Xenia

Das sind doch einfach unterschiedliche Dinge. Oder habe ich jetzt den Witz nicht verstanden?

Kein Witz. Ich habe nur oft bei der Zustandsbeschreibung von gebrauchter Kleidung im Rabenflohmarkt "leichtes Peeling" gelesen und fands immer köstlich.

aber mit einem Pilling kann man ein leichtes Peeling machen

Oder man hat nach einem leichten Peeling ein leichtes Pilling.

Na, eigentlich sollte der der gegenteilige Effekt eintreten, oder?

Sicher, aber dann müsste auch nicht extra drauf hingewiesen werden.

Ah, danke!

Ich habe das Wort Pilling eigentlich noch nie selbst benutzt, deswegen war ich erstaunt.

Milbe, - ich finde es grundsätzlich auch ausreichend, wenn man das weiß, was Du beschreibst. Es ging mir mehr um die Frage, was nun eher Allgemeinbildung sein sollte -
um es plump zu formulieren: die Inschrift oder die Frage, was in Buchenwald passiert ist?

Es ist mir einfach beim Lesen nur aufgefallen, dass seitenlang darüber diskutiert wird, ob die Kenntnis dieser Inschrift nun zur Allgemeinbildung gehört oder nicht, aber
das andere unkommentiert bleibt. Und da dieser Thread das zum Aufhänger genommen hat, habe ich mich darauf bezogen.
Die Tatsache, dass in Buchenwald nicht durch Gaskammern gemordet wurde, habe ich ehrlich gesagt, als bekannter vorausgesetzt, als
die Kenntnis der Inschrift über dem Torbogen. Wenn es aber im Gegenteil so ist, dass der Satz über dem Torbogen uns mehr vertraut ist, als die Umstände der
Vernichtung von Menschenleben - dann komme ich zu der Frage, ob wir uns möglicherweise zu viel für Symbole interessieren, als uns damit zu beschäftigen,
wie diese Menschen quasi unter Augen der Öffentlichkeit und eingebettet in ein System der Zwangsarbeit ermordet wurden.
Ich erinnere mich, dass der Geschichtsunterricht bei mir in der Klasse leider kaum jemanden zu Tränen gerührt hat -
die Behandlung des Nationalsozialismus hatte letztendlich etwas sehr schematisches.

Gerade der Umstand, dass es keine "Gaskammern" in KZ wie in Buchenwald gab, wird zudem von bestimmten Seiten, gerne für die Argumentation
herangezogen, die Bevölkerung habe nicht wissen können, was dort geschieht oder die Häftlinge seien halt an Krankheiten und Mangelernährung gestorben (und nicht ermordet
wurden). Und das ist eben falsch - das kann man aber nur wissen, wenn man mehr darüber weiß. Deshalb finde ich, letztendlich macht es auch einen Unterschied,
wie viele Details man über die Ermordung von so vielen Menschen in den KZ hat.

Zitat von Fiawin

Faustregel für die Verwendung von Doppel-S und ß:
Der Scheiß bleibt, der Stuss geht.

in der schweiz gibts kein ß - alles ist mit doppel-s korrekt