Schule geht nicht ohne Eltern?

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  • Trin, da hast Du mich falsch verstanden. Ich hatte im zweiten Post extra geschrieben, dass ich damit keine Museumsbesuche oder Klavierunterricht meine.


    Ach ja, und Ganztagsschule kann und muss genauso individuell werden, wie es andere Schulen sind. Eventuell ist z.B. das Publikum an Eurer Schule auch so, dass die am Nachmittag alle gut behütet sind. Es gibt aber Kinder, die sind froh/können froh sein, wenn sie am Nachmittag in einer guten schulischen Umgebung sind, in Ruhe Hausaufgaben oder sich in etwas anderes vertiefen können.

  • Hier werden zwar Hausaufgaben in der OGS gemacht und auch betreut, aber die Lehrerin fordert explizit, dass wir die Aufgaben zu Hause nachschauen und ggf. korrigieren usw. sollen. Das ist bei vielen Eltern nach der Arbeit abends nochmal bis zu einer Stunde. (2. Klasse, OGS bis 16.00 Uhr)
    Bei vielen Themen wird auch gefordert, dass wir diese Dinge zu Hause üben sollen.


    Manche Hausaufgaben können Zweitklässler beim besten Willen gar nicht alleine hinbekommen, z.B. gestern -sich für jeden Buchstaben des Alphabetes einen Beruf überlegen und (korrekt) aufschreiben.


    Jetzt müssen auch Referate (schriftlich ausgearbeitet) gehalten und dazu Plakate angefertigt werden. Weder wie man das macht, noch, wie man zu den Infos kommt, wurde im Unterricht behandelt.


    Ich weiß nicht, wie das ein Kind in dem Alter ohne Anleitung der Eltern schaffen soll.


    Wir haben in D längst Homeschooling (oft geht es gar nicht ohne) - in Kombi mit verpflichtender Tagesbetreuung.

  • Katrin, da würde ich aber doch nochmal ganz genau die Schulordnung anschauen. Bei uns steht da:
    (2) Die Schulen legen im Einvernehmen mit
    dem Schulelternbeirat (§ 40 Abs. 6 Satz 1 Nr. 3
    SchulG) Grundsätze über den Umfang und die
    Verteilung von Hausaufgaben fest. Dabei berücksichtigen
    sie, dass Hausaufgaben selbstständig
    bewältigt werden können, der Leistungsfähigkeit
    und der Belastbarkeit der Schülerinnen und
    Schüler angemessen sind und Interessen und
    Neigungen der Schülerinnen und Schüler einbezogen werden.


    Das ist RLP

  • Hallo,


    Zitat

    Trin, da hast Du mich falsch verstanden. Ich hatte im zweiten Post extra geschrieben, dass ich damit keine Museumsbesuche oder Klavierunterricht meine.


    Das hab ich schon verstanden. Nur - wo ist da die Grenze?


    Wie ist es mit "Mama, ich will nächste Woche einen Vortrag über das Yak halten, das finde ich nämlich auf dem Y-Bild so hübsch." (O-Ton meiner damals Erstklässlerin nach gerade 2 Wochen Schule).


    Was wäre die richtige Antwort?


    "Oh spannend, mein Schatz, wollen wir in die Bücherei fahren und schauen, ob sie da etwas zum Yak haben? Vielleicht können wir noch ein Bild ausdrücken? (sie hat es dann immerhin ausgemalt)" (Und das Buch vorlesen, weil das die Erstklässlerfähigkeiten noch überstieg).


    Oder:


    "Ja mach mal, vielleicht haben sie in der Schule zufällig was zum Yak, denn ich kann dir leider nicht helfen, wir sollen uns raushalten. Oder such dir eben ein anderes Thema zu dem sie was da haben"
    (Das Yak ist ja nun nix, was in Kinderbüchern häufig vorkommt und in Kinderlexika ist es mit 2 Sätzen abgewirtschaftet - das reicht nicht für einen Vortrag)


    Einem Kind, dem die Eltern aus welchem Grund auch immer nicht hätten helfen können oder wollen, hätte sicher die Lehrerin oder die Pädagogin versucht, zu helfen. Das finde ich total wichtig (Dazu fehlt an Frontalunterricht-orientierten Regelschulen mMn oft die Zeit) .


    Aber wenn ich es kann und möchte, wenn es mir Spaß macht, mit meinem Kind gemeinsam die Dinge zu entdecken, es in seinen Interessen zu begleiten - warum sollte ich nicht dürfen? Schließlich ist Schule ein großer Lebensbereich meines Kindes, der KANN doch in einer Familie gar nicht komplett ausgeschlossen werden.


    Die Grenze zwischen "Interessen begleiten" und "zu Leistungen puschen" ist natürlich fließen, aber ein "Eltern generell raushalten" kann irgendwie auch nicht die Lösung sein. Schule so zu gestalten, daß Kinder auch ohne das gleich gute Chancen haben, ist richtig, da gibt es ja viele gute Ansätze, die nur leider oft nicht erwünscht sind und zurückgedrängt werden.

    Ach ja, und Ganztagsschule kann und muss genauso individuell werden, wie es andere Schulen sind. Eventuell ist z.B. das Publikum an Eurer Schule auch so, dass die am Nachmittag alle gut behütet sind. Es gibt aber Kinder, die sind froh/können froh sein, wenn sie am Nachmittag in einer guten schulischen Umgebung sind, in Ruhe Hausaufgaben oder sich in etwas anderes vertiefen können.

    An Ganztagsschule gibt es aber nun mal immer eine Sache, die nur schwer zu individualisieren ist - eben der (verpflichtende) GANZ-Tag.



    Bei uns gab (gibt) es eine gute "Halbtags" Grundschule (in der es wie gesagt keine HA gibt) und danach einen ebenfalls guten Hort mit schönen Angeboten aber auch der Möglichkeit einfach frei zu sein, rumzuhängen, zu spielen...
    Und damit hatten wir die Möglichkeit, unser Kind lange betreuen zu lassen, wenn wir es brauchten oder es das so wollte (bis 17 Uhr) - es aber auch sofort nach dem Unterricht abzuholen, wenn etwas anstand oder das Kid einfach mal Zeit brauchte (Zum Training wollte, einen Omanachmittag hatte und so weiter.
    Das war für uns die deutlich bessere Lösung als verpflichtender Ganztag.


    Die schule sah es als ihre Aufgabe an, schulisches zu vermitteln, Elternengagement (fast immer in einer Form, die allen zu Gute kam) war gerne gesehen, weil es die Möglichkeiten erweiterte(z.B. aber nicht notwendig. Natürlich nicht als "arbeiten FÜR das Kind, um eine höhere Leistung vorzutäuschen, aber in Form von Interessenbegleitung, Unterstützung ... (Oft haben Eltern auch in der Schule Projekte für alle unterstützte).


  • Oh, unsere Schule gibt´s woanders nochmal ;)
    Das Problem ist schlicht, das normales Beschweren nicht ankommt - wir haben´s auf den Elternabenden oft genug versucht, um ging um zu viele HA. Und auf die Barrikaden geh ich nicht und auch sonst keiner, da kann man die Kinder nämlich gleich in einer anderen Schule anmelden, denn ausgetragen wird das ganze zu 100% aufm Rücken der Kinder.

    LG H. mit J. (volljährig) und S. (Teenie)

  • Einem Kind, dem die Eltern aus welchem Grund auch immer nicht hätten helfen können oder wollen, hätte sicher die Lehrerin oder die Pädagogin versucht, zu helfen.

    Und wenn dieses Kind sich nicht traut, sich an die Lehrerin oder die Pädagogin zu wenden? Es kann sicher auch überhaupt nicht einschätzen, wieviel Unterschied es macht im Ergebnis, wenn es jemanden hat, der mit leuchtenden Augen mit ihm in die Bibliothek geht und ihm noch dieses Bild ausdruckt und vielleicht für die anderen Kinder noch kleine gehäkelte Yaks als Mitgebsel macht. (Sowas gibt es!)

    Aber wenn ich es kann und möchte, wenn es mir Spaß macht,

    Es verbietet Dir ja keiner. Aber man sollte sich schon bewusst sein, dass, je mehr man eingreift (z.B. gibt es bei uns in fast jeder Schule ziemlich gute Bibliotheken und es gibt Computer mit kinderkompatiblen Suchmaschinen. Die Bedienung derselben könnten die Lehrkräfte IN der Schule mit allen einüben), desto größer die Ungerechtigkeit wird. Klar ist der Übergang fließend. Ich denke aber, dass Du bei Deinen Kindern schon drauf schaust, dass es letztlich eine Eigenleistung ist. Das ist es aber echt oft nicht. Vielleicht ist die Versuchung auch manchmal einfach zu groß, den Kindern einfach nur einen Vorsprung verschaffen zu wollen.

    eben der (verpflichtende) GANZ-Tag.

    Der verpflichtende Ganztag kann, mit entsprechenden Freiphasen, Ruhezonen und mit einer Schule, die eben auch bewusst "Lebens"raum ist, wirklich gut sein.

  • Das Problem ist schlicht, das normales Beschweren nicht ankommt - wir haben´s auf den Elternabenden oft genug versucht, um ging um zu viele HA. Und auf die Barrikaden geh ich nicht und auch sonst keiner, da kann man die Kinder nämlich gleich in einer anderen Schule anmelden, denn ausgetragen wird das ganze zu 100% aufm Rücken der Kinder.

    Für sowas gibt es eine Elternvertretung. Eine Klassenelternvertretung und eine Schulelternvertretung. Notfalls auch noch eine Landeselternvertreung. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und zusätzlich gibt er dem System am Ende recht, ohne es zu wollen... #weissnicht


    Man kann sich auch direkt an die Aufsichtsbehörde wenden.

  • krebbel, ja, Klassenbeirat usw. Hatten wir alles. Und ja, natürlich gibt man dem System damit recht, aber s.o. - ich gehe deswegen nicht auf die Barrikaden.

    LG H. mit J. (volljährig) und S. (Teenie)

  • Hm, krebbel, ich finde Dein Engagement toll, bin da aber auch desillusionisiert muss ich sagen.
    Es gibt sicher Kinder, die im Schulsystem ausreichend Infos mitnehmen, aber es gibt auch viele, bei denen es nicht so ist.


    Bei uns ist es so, dass sicher 60-70% der Inhalte über Homeschooling erworben werden (müssen). Das hat sicher damit zu tun, wie das Kind Inhalte aufnimmt und verarbeitet, sein Kanal wird in der Schule leider oft nicht angesprochen. Obwohl das Kind, wenn richtig aufbereitet, sehr schnell lernt. Das sehen auch alle so, die Schule kann das aber nicht leisten (sagt die sehr engagierte Lehrerin auch selbst).
    Ich habe es in der dritten Klasse mal drauf ankommen lassen, Kind hat daraufhin 4en und 5en geschrieben. Unterstütze ich, schreibt er 2 en und 3en mit Tendenz zur 2.


    Bei dem anderen Kind lasse ich das jetzt mal laufen und hoffe, dass da nicht so viel Engagement meinerseits notwendig ist ;).


    Viele Gruesse,
    Katja

  • Hallo,

    Und wenn dieses Kind sich nicht traut, sich an die Lehrerin oder die Pädagogin zu wenden? Es kann sicher auch überhaupt nicht einschätzen, wieviel Unterschied es macht im Ergebnis, wenn es jemanden hat, der mit leuchtenden Augen mit ihm in die Bibliothek geht und ihm noch dieses Bild ausdruckt und vielleicht für die anderen Kinder noch kleine gehäkelte Yaks als Mitgebsel macht. (Sowas gibt es!)


    Natürlich gibt es so etwas. Aber als Lehrer kennt man seine Kinder doch.


    Und wenn es einen Vortrag halten möchte, aber damit nicht vorankommt, vor einem leeren Blatt sitzt, in der Klassenbücherei nichts findet usw. kann man doch hingehen und fragen, ob es Hilfe braucht.
    Wenn es dann immer noch nein sagt, kann man schauen, warum das so ist - oder es ist einfach noch nicht so weit, einen Vortrag zu halten, dann sollte auch das respektiert werden. Wird schon noch, muss nicht alles sofort sein.

    Es verbietet Dir ja keiner. Aber man sollte sich schon bewusst sein, dass, je mehr man eingreift (z.B. gibt es bei uns in fast jeder Schule ziemlich gute Bibliotheken und es gibt Computer mit kinderkompatiblen Suchmaschinen. Die Bedienung derselben könnten die Lehrkräfte IN der Schule mit allen einüben), desto größer die Ungerechtigkeit wird. Klar ist der Übergang fließend. Ich denke aber, dass Du bei Deinen Kindern schon drauf schaust, dass es letztlich eine Eigenleistung ist. Das ist es aber echt oft nicht. Vielleicht ist die Versuchung auch manchmal einfach zu groß, den Kindern einfach nur einen Vorsprung verschaffen zu wollen.

    Na ja, Eltern sollen sich raushalten klingt schon ein bisschen nach einem Verbot.


    Und die Interessen meiner Kinder nicht teilen und begleiten zu dürfen, nur weil sie zufällig AUCH im Lebensraum Schule eine Rolle spielen, ist schon arg einschränkend. Wie soll ich meinem Kind erklären, daß ich ihm bestimmte Antworten nicht gebe oder nicht wie bei anderen Themen darin unterstütze, selber Antworten zu Themen zu finden, die es interessieren?


    "Das geht nicht, weil dieses Thema zufällig gerade oder irgendwann in der Schule vorkommt und du einen Vorsprung haben könntest"? (Das betrifft ja fast jedes Thema irgendwie)
    Da wären wir ja wieder an der Stelle wo man schon mal war. Kind will lesen oder schreiben lernen? "Nein mein Schatz, das darfst du nicht, das lernst du in der Schule".


    Nicht falsch verstehen, ich bin NICHT dafür, dass die Eltern die Themenkisten FÜR die Kinder gestalten oder ihnen die Vorträge schreiben, die sie nur noch halten müssen oder ähnliches. Ich schrieb ja, dass so etwas (abgesehen von der Materialsammlung) möglichst komplett IN der Schule erfolgen soll.


    Aber "Eltern sollen sich ganz raushalten" und aus Angst vor einem unfairen Vorsprung ihrer Kinder ihnen Begleitung, Interesse an ihren Interessen, gemeinsames Welt - erkunden verweigern, kann doch auch nicht der Weg sein.


    Eine Möglichkeit wäre mMn die blöde Sache der Benotung und mit der Trennung der Kinder durch die Bildungsempfehlung abzuschaffen. Gibt es zwar in Struktur und Konzeption verschiedene, ab was die Bildungsmöglichkeiten an sich angeht "gleichwertige" Schulen, hätte es gar keiner nötig, seinem Kind eine bessere Note oder ein paar mehr Punkte zu verschaffen - es würde nämlich einfach keine Rolle spielen.

    Zitat

    Der verpflichtende Ganztag kann, mit entsprechenden Freiphasen, Ruhezonen und mit einer Schule, die eben auch bewusst "Lebens"raum ist, wirklich gut sein.


    Kann. Muss aber nicht. Und schon gar nicht für jedes Kind.


    Nicht für jedes Kind ist verpflichtender Ganztag passend. (Ich hatte in meiner Gruppe ein Kind, dass nach einer Probebeschulung in einer Ganztagsschule zurückkam, weil die Pädagogen (!) dort festgestellt hatten, dass für DIESES Kind Ganztagsschule eben nciht passt, es war viel zu erschöpft.
    Manche lieben die durchgehende Taktung, die trotz aller Freiräume ja nunmal gegeben ist, andere gehen daran kaputt.


    Für uns wäre es auch famillär massiv einschränkend gewesen. Kein richtiger Omatag (Nach der GTS lohnen sich richtige Ausflüge ja nicht mehr wirklich) , der Papa hätte durch seine Schichten sehr viel weniger Zeit mit den Kindern verbringen können, in der Musikschule brauchte man mit meinen Kinder 17 Uhr oder so auch nicht mehr aufschlagen, da waren sie "durch" obwohl sie wirklich gerne ihr Instrument lernten. Sport? Wann denn, wenn das Training eher anfängt oder die Kinder nach der GTS zu KO sind??
    Usw.


    Ziel kann doch nicht sein, dass "gleiche Chancen" dadurch erreicht werden, dass einigen Kindern/Familien ein Teil ihrer Möglichkeiten GENOMMEN wird.


    NÖTIG finde ich nach meiner Erfahrung nach "verpflichtende GTS für alle" für eine gute und gerechte Bildung nicht. "Gute(!) Halbtagsschule + guter(!) Hort" bieten mMn mindestens genau so viel Potential, aber wesentlich mehr Spielräume für Chancengleichheit UND Individualität.


    Was mich interessiert - welche Nachteile siehst du denn konkret in dieser Kombination im Vergleich zu einer Pflicht-für alle-ohne-Alternativen-GTS?

  • Trin, ich glaube, wir reden aneinander vorbei.


    Man kennt seine Kinder als Lehrer nicht so gut, wenn man 30 davon in einer Lerngruppe hat und die vielleicht 2x die Woche...
    Klar ist der Ist-Zustand und der Soll-Zustand (siehe Ganztag) völlig verschieden.


    Mein Problem beginnt auch nicht beim "Hilf mir es selbst zu tun". Sondern beim "Ich stopf dir das in den..., damit du ja mit dem besten Abi nach Hause kommst" (überspitzt). Von dieser Sorte hab ich leider schon zu viele Eltern gesehen. Und die stehen hinter dem System, so wie es ist. Es sorgt ja für Selektion in ihrem Sinn. Sie wollen ja nicht mit allen (also auch mit Kreti und Pleti) lernen bzw. lernen lassen. Sie sind der Auffassung, dass ihre Kinder dann nicht gebührend gefördert werden bzw. schlechtem Einfluss unterliegen.


    So sehr ich alle einzelnen Argumente der Eltern verstehen kann, so stark spüre ich im Alltag, dass viele Kinder einfach deutlich benachteiligt sind. Sie haben keine Chance, ihre Begabungen auszuschöpfen. Die Auswirkungen, die schlechte (Lern)bedingungen (also z.B. desinteressiertes Elternhaus, schwierige Verhältnisse, Sprachschwierigkeiten, schwieriges soziales Umfeld im Wohngebiet aber natürlich auch Schulen, die offensichtlich nur noch Sammelbecken sind für die "Verlierer" des Systems ) haben, sind so krass, auf kurze und auf lange Sicht. Und die Selektion in versch. Schulen gemeinsam mit der scheinbar verbreiteten Unzulänglichkeit vieler Lehrer, für Chancengleichheit einzutreten und den Unterricht so zu gestalten, dass es auch annähernd fair sein kann, machen mich wahnsinnig.


    Ja, das ist ein Triggerthema.


    Weil ich täglich sehe, wie ungerecht es ist.


    Trin, mir ist es eigentlich sogar egal, ob gute GTS oder guter Hort. Ich sag auch nicht, dass das alles löst. Aber es ist ein wichtiger Baustein. Und dann möchte ich gerne den Lehrerkollegen einbläuen, dass sie persönlich sehr viel Anteil haben, ob es gerecht zugeht oder nicht. Man kann das in Elternabenden und bei Elterngesprächen sehr wohl deutlich vertreten, dass man keine allzugroßen "Interventionen" bei den Aufgaben möchte.


    Und nur zur Ergänzung: Meine Kinder sind nicht in der GTS. In einen Hort hätte ich sie allerdings gegeben, wenn der einigermaßen gut gewesen wäre. Also, ich bin durchaus in meinen individuellen Entscheidungen selbst betroffen. Ich bemühe mich aber sehr, mich nicht allzu sehr einzumischen. Klar, wenn ich um Hilfe gefragt werde oder wenn es, wie manchmal bei meinem Sohn, wirklich nicht anders geht.

  • Für sowas gibt es eine Elternvertretung. Eine Klassenelternvertretung und eine Schulelternvertretung. Notfalls auch noch eine Landeselternvertreung. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und zusätzlich gibt er dem System am Ende recht, ohne es zu wollen... #weissnicht


    Man kann sich auch direkt an die Aufsichtsbehörde wenden.


    Krebbel, ich habe das auch schon mit der Direktorin diskutiert. Natürlich sollen die Kinder nur 30 min Hausaufgaben machen, wie es im Gesetz steht. Die OGS setzt trotzdem 60min an ( #augen weil die Kinder da ja nicht so schnell arbeiten, weil zu laut usw.). Mit Korrekturen zu Hause wird das nochmal deutlich mehr. (Interessanter Weise dachten die Elternvertreter, dass 60 min im Gesetz stehen.)


    ...und wenn die Kinder das eben nicht in 30 min schaffen, waren sie wohl zu langsam und müssen einfach lernen, schneller zu arbeiten. Wir hatten hier auch schon mal 30 Seiten DIN A4 Arbeitsheft, die wir in den Ferien abarbeiten mussten.

  • Katrin, bei uns darf in den Ferien gar nichts aufgegeben werden. Und wenn die Direktorin so uneinsichtig wäre, würde ich mich wohl an die ADD (Schulaufsicht) wenden, wenn es so massiv ist. Wobei es natürlich dann schwer ist, wenn die anderen Eltern im Umfeld alle damit einverstanden sind... #angst

  • Hallo,

    Trin, ich glaube, wir reden aneinander vorbei.


    Man kennt seine Kinder als Lehrer nicht so gut, wenn man 30 davon in einer Lerngruppe hat und die vielleicht 2x die Woche...
    Klar ist der Ist-Zustand und der Soll-Zustand (siehe Ganztag) völlig verschieden.


    Sollte dann aber nicht das Ziel sein, die SCHULE so umzugestalten, das sie allen gute Chancen bietet ("gleiche" wird immer utopisch sein) statt die Gleichheit dadurch zu erreichen, Eltern aus einem großen Lebensbereich der Kinder ganz auszuschließen?


    Unter anderem durch eine Vielfalt an Schulen, die viele Möglichkeiten bieten, durch vernünftige Lerngruppengrößen + angemessene Lernbegleiter (das sollten gut ausgebildete Lehrer sein, aber nicht nur) , durch eine offenere, individuellere Unterrichtsgestaltung und vieles mehr. Schulen, die es Eltern selbstverständdlich GESTATTEN, ihre Kinder auch zu Hause in ihren Interessen zu begleiten ohne Angst vor "Vorteilnahme", aber trotzdem so sind, dass die anderen genau so gute Chancen haben. (Wenn ein Kind seine Bücher mit der Familie aus der Bücherei holt, bleibt den Pädagogen mehr zeit, mit einem anderen in der Schulbücherei zu stöbern)


    "Gleicheit durch Beschneidung und Gleichmacherei (ALLE Kinder MÜSSEN in eine XY-Schule, Unterstützung und Belgeitung zu Hause sollte es generell nicht geben ... )" kann mMn nicht das Ziel sein. Dagegen würde ich mich wehren.


    Wie gesagt, dieses "Ich schreib dir deinen Bericht, damit die Note ein Grad besser wird als die des Nachbarkindes" finde ich aus ganz verschiedenen Gründen blöd.


    "Komm, wir machen deinen Bericht in Ruhe zu Hause fertig, weil ich weiß, dass dir das Konzentrieren in der Schule schwer fällt/du in der Schule gerade an einem interessanten Projekt arbeitest und keine Zeit dafür hast/ weil ... " (= ich gebe die Hilfe, die mein Kind sowieso nötig hätte, da finde ich es in Sachen Chancengleichheit egal, ob es vom Lehrer oder von mir kommt) dagegen völlig OK.
    Wenn das diesem Kind verwehrt würde, würde es keine Chancen "gleich machen" sondern die Chance dieses Kindes auf einen guten Bericht (den es eigentlich anfertigen KANN) verkleinern. Das ist ja keine echte Chancengleichheit.




    Mein Gefühl ist, dass viel zu wenig getan wird, um Chancen (für alle Kinder!) zu ERHÖHEN. Aber sie statt dessen für einige Kinder zu verkleinern, kann nicht der Weg sein und wird auch nicht funktionieren, erst recht nicht, so lange unsere Kinder in ein System gepresst werden werden, dass sie schon mit 10 "sortiert" und damit in diesem Frühen Alter für viele "Chancengrößen" festlegt. So lange das so ist, wird es immer Eltern geben, die ihrem Kind diese (vermeintlichen oder echten) höheren Chancen ermöglichen wollen. (Unabhängig davon, ob ich das sinnvoll oder die Mittel dafür gut finde oder nicht) .

  • Ich probier es noch ein letztes Mal: Es geht nicht um Ausschluss der Eltern. Natürlich kann man Eltern nicht ausschließen. Soll man auch nicht.


    Ich hab doch wirklich deutlich gemacht, um welche Fälle es mir geht. Und dass es mir auch drum geht, ein Bewusstsein zu entwickeln für das Wir (gesellschaftlich). Anstatt immer nur an das "MEIN Kind" zu denken und zwar soweit, dass man betrügt (und letztlich ist es das ja im Extremfall, wenn man dem Kind die Texte vorkaut, sie vielleicht sogar für es schreibt etc.-). Selbstverständlich gehen die Hilfen bei gehandicappten Kindern weiter als bei anderen. Ein Aufmerksamkeitsdefizit z.B. braucht natürlich andere Hilfe. Andererseits würde ich eben auch von der Schule erwarten, dass man dort für Ruhe in der Stillarbeit sorgt. Das ist Job des Lehrers/der Schule.

  • Hallo,


    Ich denke, was die Eltern angeht, die Dinge für ihre Kinder tun, damit sie bessere Leistungen vortäuschen und dadurch bessere Noten bekommen - möglichst noch bessere als andere Kinder - da sind wir uns einig.


    Etwas anderes ist es, wenn Eltern etwas MIT ihnen tun (dabei meine ich weniger Sachen wie Vorträge erarbeiten und Plakate erstellen o.ä. - das sollte mMn IN der Schule passieren, sondern halt Sachen wie Bücher lesen, Gute Kinderzeitschriften anbieten, mal eine Kinder-Doku schauen, gemeinsam zum aktuellen Interessengebiet stöbern... ) , weil es für sie völlig selbstverständlich ist, ihr Kind in seinem Wissensdrang zu unterstützen. Wenn sie dadurch - sozusagen als Nebeneffekt - auch mehr "schulisch relevantes" lernen, dann ist das sicher kein Fehler.
    Vermutlich sind wir auch hier noch weitestgehend beisammen.


    Daraufhin hast du geschrieben:


    Zitat

    Aber man sollte sich schon bewusst sein, dass, je mehr man eingreift (z.B. gibt es bei uns in fast jeder Schule ziemlich gute Bibliotheken und es gibt Computer mit kinderkompatiblen Suchmaschinen. Die Bedienung derselben könnten die Lehrkräfte IN der Schule mit allen einüben), desto größer die Ungerechtigkeit wird.

    Und an der Stelle geht es auseinander. Sicher ist das so. Bewusst ist mir das auch.


    Aber "Gerechtigkeit" kann für mich nicht heißen, dass Kindern Begleitung und Unterstützung beim Entdecken der Welt (und gemeint ist damit eben NICHT jenes pushen und betrügen) zu Hause VERWEHRT werden sollte, weil andere Kinder diese Unterstützung auch nicht haben.


    Ziel kann doch nicht sein, dass sich eine Gleichheit nur daraus ergibt, dass manche Kinder bewusst WENIGER bekommen als sie eigentlich bekämen.
    Kinder haben auch bessere Startchancen, wenn sie von ihren Eltern viel Liebe und Zuwendung bekommen. Leider bekommen nicht alle diese ausreichend. Aber keine käme auf die Idee, da für eine Chancen"gleichheit" im Leben zu sorgen, in dem diesen Kindern WENIGER Zuwendung gegeben werden sollte.


    "Schule" es irgendwie schaffen muss, den Druck rauszunehmen, den Noten und Kinderaufteilung mit sich bringen und Möglichkeiten schaffen, dass die anderen Kinder AUCH jede Menge Chancen und Begleitung haben. (Einige wichtige Punkte dafür habe ich ja weiter vorne schon genannt)


    Also keine "Gleichmacherei nach unten", die zwar vielleicht "gleiche" Chancen bietet - aber deswegen noch lange nicht GUTE oder gar die BESTEN Chancen für alle - sondern eine ECHTE Erhöhung der Chancen aller.


    Dann macht es keinen Unterschied mehr, ob das Kind mit seinen Eltern oder mit der Klassenhelferin zusammen ein Buch über die Wikinger liest und einen Vortrag macht (oder einfach in Ruhe ganz ohne Schule zu Hause für sich das Thema erforscht) - und sowohl Pädagogen als auch Eltern (von denen sicher nicht wenige froh darüber wären), könnten sich ein ganzes Stück entspannen.

  • Trin: Genauso sehe ich das auch. Ich unterstütze mein Kind in seinen persönlichen Interessen unabhängig von der Schule. Wenn sich das überschneidet, dann ist das halt so.
    Ich habe z.B. auch eine Freundin, die es gar nicht gut findet, wenn man ein Kind das unbedingt lesen möchte, vor dem Schulbeginn dabei unterstützt. Weil Lesen doch in der Schule gelehrt wird und das dann doof fürs Kind ist. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, meinem Kind zu sagen, nö, das ist erst in der Schule dran, wenn es doch so gerne lesen möchte.

  • Hallo,


    Ich habe z.B. auch eine Freundin, die es gar nicht gut findet, wenn man ein Kind das unbedingt lesen möchte, vor dem Schulbeginn dabei unterstützt. Weil Lesen doch in der Schule gelehrt wird und das dann doof fürs Kind ist. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, meinem Kind zu sagen, nö, das ist erst in der Schule dran, wenn es doch so gerne lesen möchte.

    Das Argument hier wäre ja nicht mal, dass es für DEIN Kind doof (langweilig...) wäre, sondern dass es damit einen Vorteil gegenüber anderen hat, deren Eltern sie nicht so wie du dein Kind begleiten können oder wollen. Dein Kind sollte also nicht von euch beim Lesen lernen wollen unterstützt werden, damit alle die gleichen Chancen haben. Das "darf" nur Schule, sonst vergrößert man die Ungleichheit.


    Das wäre in meinen Augen aber genau so unsinnig wie sich mit einem 4-jährigen, der von sich aus gar kein Interesse daran hat, täglich hinzusetzen und lesen zu üben, damit es beim Schulstart einen Vorsprung und dadurch "bessere Chancen" hat (wobei sich solche "angeförderten" Vorsprünge in der Regel sowieso sehr schnell verlieren)


    ICH fände es den besseren Weg, Schule so zu gestalten, dass alle Kinder (deins UND die anderen) die bestmögliche individuelle Leseförderung bekommen - auf DEM Stand beginnend, den sie jeweils haben und angepasst an ihre "Schrittlänge".


    Gleiche Chancen heißt eben nicht "erzwungener Gleichschritt" sondern genau das Gegenteil - große Individualität auf den jeweiligen Schüler angemessen.
    So ist keiner beim lernen voraus oder zurück, keiner langweilt sich oder verliert verzweifelt den Anschluss... jeder ist "bei sich" und bekommt die Hilfe und Förderung, die das Kind JETZT braucht. (nicht vor oder in einem halben Jahr oder so) .

  • Hallo,


    Krebbel, ich will dich nicht irgendwie fehlinterpretieren oder gar verärgern.
    Ich hatte dich tatsächlich so verstanden.


    Das, was du schiebst trifft nur genau das, was ich in meinem beruflichen Umfeld so oft höre und in der Grundschule meiner eigenen Kinder so ganz anders erlebt habe: Schule muss Chancengleichheit schaffen (das sehe ich auch so) und das am besten durch verpflichtende Ganztagsschulen, die die Eltern zeitlich und organisatorisch so weit wie möglich zurückdrängt, damit sie ihren Kindern durch ihre Unterstützung keinen Vorteil verschaffen.


    Und das kann ich mir für meine Kinder bzw. unsere Familie so nicht vorstellen., Weder verpflichtenden Ganztag in der Grundschule (In der weiterführenden Schule haben wir "moderaten Ganztag" in kauf genommen, daß es "unsere" Schulform nur so gibt) noch dass ich aus einem großen Teil des Lebens meiner Kinder ausgeschlossen werde.


    Schule so gestalten, dass die Unterstützung der Eltern nicht NÖTIG ist - ja, gerne, sofort. Da bin cih sofort dabei
    Schule (z.B. durch verpflichtenden Ganztag für alle oder den unterschwelligen Vorwurf, man würde seinem Kind unlautere Vorteile verschaffen, wenn man mit ihm für seinen Vortrag zur Bücherei fährt) so zu gestalten dass die Anteilnahme der Eltern nicht mehr MÖGLICH oder gar nennen wir es mal "moralisch unerwünscht" ist - Nein.


    Von meinen Großen erfahre ich tatsächlich nicht mehr viel über den aktuellen Schulstoff, da bin ich froh, dass es die halbjährigen Gespräche gibt, sonst wüsste ich nicht viel von der Schule (meine Kinder verschweigen es nicht absichtlich, haben zu Hause aber einfach andere Themen als den Schulstoff). Aber das war anders, als sie jünger waren, da WOLLTEN sie uns an allem beteiligen und wir WOLLEN teilhaben, so weit sie uns lassen.


    Verpflichtender Ganztag hätte da massiv in unsere zeit und unsere Möglichkeiten eingegriffen. Ich bin sicher, daß meine Kinder dann keine Chance gehabt hätten IHR Instrument zu lernen (Klavier und Harfe werden eher selbte in GTS angeboten und nach der GTS in die Musikschule zu fahren, wäre Zeitverschwendung gewesen) . Das würde sicher Chancengleicheit schaffen zu anderen, die auch kein Instrument lernen können.


    Aber Gleicheit um jeden Preis? Auch den des Verhinderns von Chancen? Ist es richtig, wenn das dadurch geschieht, daß jemand der könnte etwas NICHT tun/lernen/erleben kann?


    Dafür hatten meine Kinder manche Chancen nicht, die andere haben, weil ihre Eltern mehr Geld und durch Halbtagsschule die zeit hatten um z.B. den erwünschten Sportkurs + teurer Ausstattung zu bezahlen? Wäre es fair gewesen, dass durch eine verpflichtende GTS zu verhindern (= Zeit zum Training fehlt) und allen Kindern als GTA einheitliche Sortangebote zu machen - weil sonst die anderen Kinder eine bessere Chance im Sportunterricht hätten?
    ZUSÄTZLICH fände ich das toll, damit die Kinder, deren Eltern das nicht wollen/können, überhaupt eine Chance haben, regelmäßig intensiv Sport zu treiben. "Statt dessen" aber einschränkend.


    Da greift einfach so vieles rein und Kinder bzw. Familien sind viel zu individuell um "eine Lösung für alle und jeden" zu finden. Es wird immer welche geben, zu denen das perfekt, so halbwegs, nur grad so und auch gar nicht passt. Und damit wäre es dann wieder alles andere als chancengleich...


    Verstehst du jetzt, was ich meine?