Gesellschaftliche Konventionen und unausgesprochene Erwartungen

Zitat von Seerose

Nur in New York bin ich mal gestolpert (als diese eckigen, klumpigen Sandalen in den 90er in waren:)), direkt in eine Frau geflogen und die entschuldigte sich 1000x dafür. 8I  

Hat das nicht eher die Bedeutung von: Es tut mir sooo leid, dass Ihnen das passiert ist? So wie man ja auch "Es tut mir leid" sagt, wenn einer gestorben ist. Da trägt man ja (hoffentlich ) auch keine eigene Schuld, und es tut einem trotzdem für den anderen leid, dass er das jetzt erleben muss.

Zitat von Nefret

Dann hat man aber natürlich ein Problem bei den Leuten, die immer nachfragen, einem eine ehrliche Antwort aber sehr übelnehmen würden.

Dann sagt man, es hat interessant geschmeckt, war wirklich mal was anderes, nicht immer das Gewohnte...

Zitat von Sakuko

Ich bin auch immer so ein Trampel. Mein Mann musste mir immer vor den Treffen sagen, ich welcher Reihenfolge ich die Gäste/Gastgeber grüßen muss, damit keiner beleidigt ist. Das kriege ich aber nie wieder zusammen, das ist sehr intrikat und für alle meine Verwanden völlig irrelevant.

Ha, das kenn ich aus dem türkischen Bekanntenkreis sehr gut. Meine Mutter hat uns vor dem Besuch schon gesagt, wer zuerst begrüßt wird (üblich ist ein Handkuss), oder wer zuerst Tee eingeschenkt bekommt usw. Wir Mädchen mussten sogar in Haushalten, die keine Töchter hatten, den Tee aufsetzen und bedienen. Als Kind fand ich das total blöde, schließlich war ich doch auch der Gast, aber so war das nun mal.

Zu den sich entschuldigenden Briten möchte ich nur kurz einwerfen, dass das hier auch manchmal durchaus passiv aggressiv eingesetzt wird. Das gezischte 'excuse me' dient dann als 'entschuldige dich jetzt, aber sofort' Mitteilung...

(Ganz generell gewöhnt man sich aber daran, bei jedem Zusammenstoß automatisch eine Entschuldigung zu murmeln. Ich kenne Leute, die sich aus versehen schon bei Türen entschuldigt haben.)

München: hier regiert die Grantigkeit. hier wird man doch morgens schon von den grantigen ubahn-Fahrern zur Sau gemacht, ist hier einfach so

Meine Schwiegereltern sind beide ü80 und da merke ich immer wieder, wie anders doch früher einiges war auf das gefragte Thema bezogen.

Z.b.
-Wäsche wird nicht auf der Straßenseite des Hauses aufgehängt
- wer uns zum Geburtstag nicht gleich in der Früh od mit Karte gratuliert, denkt nicht an uns
- wer an diesem Totengedenktag (weiß nicht wie der heißt #schäm) die Gräber der Verwandten nicht so herrichtet, dass man sieht dass man an DIESEM Tag da war, hält seine Toten Verwandten nicht in Ehren
Etc.. Hab grad wenig Zeit..

mich nervt diese Nicht von Herzen kommendende Gratuliererei am meisten.
alles was nicht von Herzen kommt, kann man sich bei mir sparen- aber das sieht halt jeder anders, und um groooooossse Streitigkeiten va mit den schwiegis zu vermeiden, mach ich das halt mit

Schwierig finde ich auch die Konventionen zur Pünktlichkeit. Wieviel zu spät ist noch ok, was nicht mehr? Wie pünktlich darf man zu einer Einladung kommen, ohne unhöflich zu früh zu sein? Was ist, wenn man da ganz unterschiedliche Meinungen hat und merkt, wie es Spannungen gibt?

Zitat von orange

Also das kenn ich jetzt nur bei Hochzeiten oder Geburten, wenn man die Geschenke eben nicht im Beisein des Anderen auspackt. Dann gibt's hinterher ne Karte mit Foto.

Hervorhebung von mir.
Das finde ich grauenhaft. Würde ich nie so machen, auch wenn "sich das so gehört".
Ich finde das total unpersönlich und habe es schon oft erlebt: persönlich auf der Hochzeit gewesen, gratuliert, etwas ganz individuelles geschenkt und dann solch eine gruselige Karte, die an alle Gäste geht, mit dem gleichen Foto und dem gleichen Text. Nicht nicht ein handgeschriebenes Wort stand darauf. Das ist auch nichts anderes als eine Rundmail.

Bin ich froh, dass wir NICHT so geheiratet haben.

LG,
Anne

Zitat von Löffelkraut

Schwierig finde ich auch die Konventionen zur Pünktlichkeit. Wieviel zu spät ist noch ok, was nicht mehr? Wie pünktlich darf man zu einer Einladung kommen, ohne unhöflich zu früh zu sein?

Zu spät: Akademisches Viertel.

Zu früh: überhaupt nicht

Lemony, das finde ich irgendwie noch was anderes. Weil es eben keine geladenen Gäste und keine gemeinsame Feier gegeben hat.
Weil man eben "nur" etwas anzeigt und daraufhin ggfs. Glückwünsche bekommt, für die man sich dann bedankt. Das kann mit einer weiteren Karte geschehen oder mit einem Anruf oder beim nächsten Treffen, oder, oder... Bei einer Hochzeit ist es irgendwie anders, finde ich, formeller, ritualisierter.

LG,
Anne

Ja, genauso hab ich das auch verstanden, Lemony.
Es war nur so schrecklich unpersönlich, an alle ging die gleiche Karte mit dem gleichen Foto raus.
Kein persönliches Wort. An alle der gleiche formelle, unpersönliche Text.

Ich gebe aber zu, dass ich da auch wohl sehr viel Wert auf Authentizität lege und mit so ritualisierten Sachen nicht gut umgehen kann.

LG,
Anne

Zitat von Ms Oakenshield

Zu spät: Akademisches Viertel.

Zu früh: überhaupt nicht

Ja, so in der Art würde ich es auch sehen. Aber ich kenne Leute, die da ganz andere Vorstellungen haben und das genauso berechtigt finden wie ich meine. Das meinte ich mit schwierig.

Zitat von Löffelkraut

Ja, so in der Art würde ich es auch sehen. Aber ich kenne Leute, die da ganz andere Vorstellungen haben und das genauso berechtigt finden wie ich meine. Das meinte ich mit schwierig.

Ich mach noch einen Zusatz für: weite Anreisen. Da bin ich in jeder Richtung toleranter

Abgesehen davon scheinen aber doch die meisten Leute meiner Umgebung das ähnlich zu handhaben wie ich (oder habe ich alle anderen verschreckt?).

Zu den "automatisierten Karten" hatte ich mich ja auf S. 1 schon geäußert

Zitat von LemonySnicket

Ja, genauso war es bei den Karten vom Cousin auch, alle dieselbe Karte, Text aufgedruckt. Nur die Unterschrift war handschriftlich.

Also ich finde Fotos etwas sehr persönliches und für mich bedeutet es sehr viel, so eine Karte zu bekommen, ich freue mich immer sehr über das Foto. Man redet deswegen ja trotzdem noch miteinander. Und dass jemand nicht 100 persönliche Dankeskarten schreibt - dafür hab ich großes Verständnis.

Zitat von orange

Und dass jemand nicht 100 persönliche Dankeskarten schreibt - dafür hab ich großes Verständnis.

Ich ja auch.
Aber dass nicht mal ein persönliches Wort fällt ? Und auch die Unterschrift gedruckt und nicht handgeschrieben?
Mein Mann hat für das Hochzeitspaar extra einen Song komponiert, diesen auf CD gebrannt und mit einem tollen Cover versehen. Wir vermuten inzwischen, dass sie sich das nicht einmal angehört haben, da nie ein Wort dazu kam. Weder auf der Karte, noch persönlich (oder aber, sie mochten das Stück nicht, wollten das aber nicht zugeben. Dann hätte man aber trotzdem die Mühe und die Gednaken und die Kreativität erwähnen können).
Egal, ich reg mich gerade viel zu sehr auf...

LG,
Anne

Zitat von Ms Oakenshield

Ich mach noch einen Zusatz für: weite Anreisen. Da bin ich in jeder Richtung toleranter

Abgesehen davon scheinen aber doch die meisten Leute meiner Umgebung das ähnlich zu handhaben wie ich (oder habe ich alle anderen verschreckt?).

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So sehe ich das auch. Und wenn man sich verspätet sollte man Bescheid geben.
Gerade bei Kindergeburtstagen, wenn die Verwandten kommen finde ich es immer doof nicht zu wissen warum manche später kommen und ich meinem Kind nicht sagen kann wie lange es noch dauert.
Ich hasse Unpünktlichkeit

Ich bin mittlerweile fast erstaunt, wenn jemand pünktlich kommt.
Mich ärgert Unpünktlichkeit wirklich. Letztens kamen Freunde zum Kaffee, eine halbe Stunde zu spät und nicht mal eine Bemerkung dazu.
Und so Beispiele könnte ich etliche aufzählen.