Ironie in der Kommunikation mit Kindern

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  • Hallo liebe Raben,


    Aus aktuellem Anlass beschäftigt mich die Frage, ob und in welchem Umfang Ironie bei euch einen Platz im Umgang mit Kindern einnimmt.
    Für mich ist Ironie ein Stilmittel, für dessen Verständnis ein Kind schon mindestens Grundschul-, eher Pubertätsalter haben sollte. Da mein Ältester 6 Jahre ist, heißt das, dass unsere Kinder recht Ironiefrei aufwachsen. Bei meinem Großen beobachte ich eine Ratlosigkeit und Unsicherheit, wenn ein Erwachsener ironisch mit ihm spricht.
    Die Kinder im Alter meines Sohnes, die ich kennengelernt habe, die mit Ironie aufwachsen, erscheinen mir reifer und haben oft eine erstaunliche sprachliche und kognitive Beweglichkeit. Die ich persönlich allerdings bei 6jährigen gruselig finde... Oft sind diese Kinder schon so abgeklärt, schwer zu überraschen und mitzuziehen (z.B. auf Kindergeburtstagen).
    Außerdem empfinde ich Ironie als Distanz schaffend, was ich im Austausch mit Kindern auch schwierig finde.
    Keine Frage, gut gesetzte Ironie wirkt weckend, wach und intelligent. Ist aber in meinen Augen unpassend für Kinder.


    Wie seht ihr das?

    Wenn Gegenwind aufkommt, bauen die einen Windräder, die anderen Mauern.

  • Im Grunde genommen magst du recht haben, was das Verständnis angeht. Ich selber bin aber schon immer, recht häufig ironisch und merke das zum Teil gar nicht. Bei meinem Mann ist es ebenso. Unsere Kinder haben es anfänglich sicherlich nicht verstanden. Die Hummel versteht es auch jetzt noch nicht, klar. Aber die Schnecke erkennt es meist schon recht gut und wendet es mittlerweile auch schon recht treffsicher an. Ich kann aber gar nicht sagen seit wann. Es ist auf jeden Fall nicht mehr neu.

  • Ich warte sehnsüchtig darauf, dass meine Große endlich anfängt, Ironie zu verstehen.
    Mich gibt's nur mit Ironie, bei ihr muss ich oft aufpassen, dass ich unironisch bleibe.

    Do one thing everyday that scares you - Eleanor Roosevelt
    When you reach for the stars, you may not quite get one, but you won't come up with a handful of mud either - Leo Burnett

  • Ich mag dieses romantisierte Bild von Kindheit nicht, dass du beschreibst, bzw. wie du denkst, das Kinder "sein sollten".


    Ich spreche mit meinem Kind ganz normal, also auch mit Ironie.

  • Ich meine, ich hätte mal irgendwo gelesen, dass Kinder Ironie in der Regel erst so mit 13-14 Jahren *wirklich* verstehen können. Ausnahmen gibt es natürlich.

    Das Sams (05/2005) + Don Blech (01/2008 )



    mit dabei seit 6.9.2004

  • Ironie ist für Kinder erst zu begreifen, wenn sie eine vorstellung davon haben, was eine bestimmte handlung für folgen (innerlich und äußerlich) für eine andere Person haben. Das ist natürlich je nach Kind unterschiedlich, kinder, die früher empathisch sind, verstehen auch früher ironie.


    schwieriger wird es, wenn die kinder gestresst sind.


    Wenn mein 6jähriger also was kaput gemacht hat und ich schimpfe und dann vielelicht noch sagen "na super, vielen dank." dann verwirrt ihn das und stresst ihn viel mehr als wenn ich klar sage: "ich ärgere mich gerade." In ruhigen Momenten, wenn ich was ironisches sage, z.B. "Na, da freue ich mich aber." bei was unerfreulichem, was nichts mit ihm zu tun hat, dann fragt er ganz interessiert zurück: "Würklich?" und dann erkläre ich ihm, dass das ironisch war und dann freut er sich, dass ich ihm was interessantes erklärt habe und er meint, es zu verstehen. :D


    meine Tochter versteht ironie meistens (also wenn es was ist, wo sie den Kontext verstehen kann), aber in schwierigen momenten versuche ich dennoch, sie nicht damit zu stressen.

  • Meine Tochter versteht, zumindest meine, Ironie mit ihren 5 Jahren.
    Ich spiele gern und viel mit Sprache und es wäre unnatürlich mit ihr nur in simplen Sätzen zu sprechen. Sie ist sprachlich sehr weit, aber auch total begeisterungsfähig. das eine hat doch nichts nicht dem anderen zu tun #weissnicht
    lg alexandra

  • Hier gibt es auch eine familientradition der Ironie, uns gibt es nicht ohne- daher bekommen die Kinder das schon von Beginn an mit und ich konnte nicht beobachten, dass sie damit nicht umgehen können, im Gegenteil, sie können das inzwischen selbst sehr gut.


    Als sie ganz klein waren, fanden sie das einfach lustig und haben sich mitunter kaputt gelacht. Inzwischen können Sie da auch die feineren Noten raushören. (Jetzt 4. und 5. Klasse)


    Ich habe immer drauf geachtet, wichtige Dinge ironiefrei zu erklären, damit es keine Missverständnisse gibt.


    Aber sonst kann ich es mir ohne gar nicht vorstellen und hatte da auch mit anderen Kindern nie Probleme. Mal ein kurzes zögern, aber dann meist gefolgt von einem Schmunzeln oder eigenen ironischen Bemerkungen

    We must accept finite disappointment, but never lose infinite hope.

    Martin Luther King, Jr.

    ———-

    ebura mit S (*04), E (*05) und I (*12/21)

  • das eine hat doch nichts nicht dem anderen zu tun


    naja, doch. wenn ich z.B. sage "Ach wie lustig." wenn ich eine unerwartete rechnung bekomme, dann muss das Kind verstehen, was eine rechnung ist, muss eine ungefähre vorstellung von den Beträgen haben, muss verstehen, dass es für mich unangenehm finde, das geld bezahlen zu müssen. Sprich, es muss eine Vorstellung der realen Situation haben und der inneren Zustände, die das für mich zur Folge hat. erst dann ist die Fallhöhe gegeben, die benötigt wird, um zu verstehen, dass das, was ich sage, nicht dem entspricht, was passiert und demzufolge ein lustiger Kommentar dazu sein soll (naja, nicht wirklich lustig, mir ist gerade kein besseres beispiel eingefallen.)

    • Offizieller Beitrag

    Meine Kinder verstehen beide Ironie seit langem und v.a. der Große wendet sie auch an seit er 3,5 ist. Der kleine macht es eher selten von sich aus, steigt aber gerne mal ein.
    Allerdings sind beide meine Kinder überaus begeisterungsfähig. Das einzige, was wirklich schwierig ist, v.a. beim großen: Er macht Sachen nicht eifnach so, weil man es als Erwachsener eben sagt. Er macht es entweder, weil er eine gute Beziehung zu einem hat und nett sein will. Wenn das nicht vorliegt, dann will er einen Sachverhalt verstehen, ehe er sich darauf einlässt. Und beide hinterfragen halt vieles. Das wirkt auch oft irritierend auf Erwachsene. Ich glaube, da schult die Ironie tatsächlich. Sie nehmen nichts neues einfach so selbstverständlich als gegeben hin.


    Dass Ironie Distanz schafft empfinde ich überhaupt nicht. Im Gegenteil. Es schweißt sehr zusammen, man kommt darüber total in frotzelnde Sprachspiele und kann einfach nur wunderbar herumalbern. Ironie hebt den Gute Laune Pegel in meiner Familie erheblich.


    Insofern empfinde ich es auch nicht unpassend für Kinder. Ich glaube allerdings auch, dass Ironie Typsache ist. Es gibt Menschen, die damit wundebar leben und zurechtkommen und es gibt Menschen, bei denen das eben anders ist. Mein kleiner ist z.B. nicht so ein ironischer Mensch wie mein großer. Er versteht es, kann es anwendern, tut es aber in weitaus geringerem Umfang als es der große im gleiche Alter getan hat. Er ist einfach ein anderer Typ. Bei ihm bin ich auch seltener ironisch als beim Großen, einfach, weil er nicht in dem Maße der Typ dafür ist.

  • Ich spreche mit meinem Sohn weitgehend "normal", also selbstverständlich mit Ironie. Mir ist noch nie in den Sinn gekommen, dass das irgendwie schlecht für ihn sein könnte. Manchmal versteht er es, manchmal schaut er mich groß an, machmal fragt er nach und manchmal lacht er sich kaputt.. Ich finde ihn weder abgeklärt noch sonstwie abgestumpft (der Zusammenhang mit der Begeisterung bei Kindergeburtstagen ist mir vollkommen schleierhaft?), aber schon sprachlich sehr fit.


    "Ironiefrei aufwachsen lassen" hieße, mich sprachlich vor meinem Sohn völlig zu verstellen, ich wüsste gar nicht wie das gehen soll.



    (Ich finde Erwachsene, die keine Ironie verstehen immer ganz.. komisch. Ich kann da gar nicht natürlich kommunizieren. Ob die wohl dann Ironiefrei aufgewachsen sind #angst )

  • Wir nutzen von Anfang an Ironie, weil ich das generell gern und viel mache. Das hatte zur Folge das meine Kinder das auch recht bald auch drauf hatten und im Kiga für ihren interessanten Humor gelobt wurden 8-)

  • Hallo,


    Wann das Verständnis dafür einsetzt, ist verschieden, ich glaube aber nicht, daß das vorrangig mit "reifer sein" oder sprachlich fitter zu tun hat.
    Vielleicht auch mit Erfahrung, Typsache usw.


    Wir mögen keine Ironie. Ein bissel necken oder herumkaspern ja, klar durchchschaubare "ironische" Bemerkungen (bei strömendem Regen: Hach was haben wir heute für ein tolles Sommerwetter... o.ä.) auch.


    Aber die teilweise regelrecht beißende Ironie, die ich von einer Familie im Verwandtenkreis kenne, mögen wir nicht, wir würden uns wohl eher verletzt und verspottet fühlen bzw. das Gefühl haben, dritte zu verspotten oder lächerlich zu machen. OK, meine Teenys gehen da inzwischen untereinander ein paar Schritte weiter, trotzdem ist selbst das noch kein Vergleich zum "Ironie-Normallevel" jener Familie z.B.
    Dazu gehören auch Filme, viele Filme, die die Kinder dieser Familie schon zeitig total amüsiert haben, haben unsere im gleichen Alter noch fast verstört.


    Trotzdem halte ich meine Kinder nicht für unreif und sprachlich unfit waren sie schon mal gar nicht.
    Also eher Typ- und Trainingssache würde ich sagen.

  • Meine Kinder haben - bis jetzt - auch noch keinen Sinn für Ironie. Ich denke, man muss auch unterscheiden, was man unter Ironie versteht. Wenn die Kinder mit dreckigen Schuhen durch's Wohnzimmer laufen und ich sage "Na toll, jetzt darf ich wieder saubermachen", dann ist schon klar, dass ich mich nicht darüber freue und das gar nicht toll finde. Es kommt ja auch auf den Tonfall an. Schlimm finde ich Ironie - falls man das so nennen kann -, die auf Kosten der Kinder geht. Bei einem Freund vom Großen habe ich öfter mal Sachen mitbekommen, die ich ganz furchtbar fand. Der Junge ist zum Beispiel einmal hingefallen, lag hilfesuchend am Boden und der Stiefvater meinte nur "Na, haste was gefunden?" und man konnte richtig sehen, wie das Kind versuchte, den Kommentar zu verstehen. So was finde ich echt doof und auch schädlich.


    Ansonsten mache ich gerne Wortwitze und wir sind auch gerne kreativ mit Sprache. Aber da ist irgendwie allen klar, dass es Spaß ist und die Kinder machen den Quatsch auch gerne mit.


    Ich habe auch mal gelesen, dass Kinder bis zu einem bestimmten Alter eben alles wörtlich nehmen und sich daher mit Ironie schwer tun. Kann natürlich auch Ausnahmen geben.

    "Guck mal, hier ist ein bisschen Grün für Deine Kaninchen."
    "Mama, die essen nur Blau!"

    • Offizieller Beitrag

    naja, doch. wenn ich z.B. sage "Ach wie lustig." wenn ich eine unerwartete rechnung bekomme, dann muss das Kind verstehen, was eine rechnung ist, muss eine ungefähre vorstellung von den Beträgen haben, muss verstehen, dass es für mich unangenehm finde, das geld bezahlen zu müssen. Sprich, es muss eine Vorstellung der realen Situation haben und der inneren Zustände, die das für mich zur Folge hat. erst dann ist die Fallhöhe gegeben, die benötigt wird, um zu verstehen, dass das, was ich sage, nicht dem entspricht, was passiert und demzufolge ein lustiger Kommentar dazu sein soll (naja, nicht wirklich lustig, mir ist gerade kein besseres beispiel eingefallen.)



    Ich hatte babou so verstanden, dass auch Kinder, die in einem eher von Ironie geprägten Umfeld aufwachsen, trotzdem begeisterungsfähig sind. Dass also die Kausalität von Pirkko: Ironie = abgebrüht, nicht begeisterungsfähig so nicht unbedingt besteht.


    Hier hat der Mittlere einen tollen Humor, sehr trocken. So gesehen bezweifle ich die Aussage, dass Kinder erst mit 13/14 Ironie verstehen. Allerdings finde ich es auch wichtig, Wichtiges ironiefrei zu vermitteln. Einfach damit es zu verstehen ist. Aber ansonsten mag ich Ironie #ja

  • ich finde, es gibt ja auch einen deutlichen unterschied zwischen ironie generell
    und individuell.
    also meine ironie versteht mein sohn teils jetzt schon (3 jahre alt).


    ironie anderer personen versteht er nicht und das dauert bestimmt noch eine weile.
    aber ganz ehrlich, ironie hat doch auch ganz oft ganz viel mit vertrautheit zu tun und bei fremden menschen
    tuen doch auch wir erwachsenen uns oft schwer, diese zu verstehen.
    ich finde ironie hat was mit der wellenlänge zu tun.


    also so betrachtet schweißt das doch eher zusammen und kann so ein familiending sein.


    ironie anderer personen übersetze ich immer für meinen sohn,
    wie jede situation die er mitbekommt und nicht versteht oder einordnen kann.


    wenn ich ironisch bin muss er eigentlich immer dolle lachen

  • Ich hatte babou so verstanden, dass auch Kinder, die in einem eher von Ironie geprägten Umfeld aufwachsen, trotzdem begeisterungsfähig sind.


    #idee1 danke :)

  • Ich finde ja, dass Ironie viele Situationen auch entspannen kann. Wenn ich meiner Tochter (leicht genervt) helfe, die Wasserbombe zuzuknoten, sie mir dabei aus der Hand fällt und mich Kopf bis Fuß benässt, dann schaut sie erstmal abwartend. Wenn ich dann sage, "na zum Glück bin ich trocken geblieben" lachen wir am Ende beide...

    We must accept finite disappointment, but never lose infinite hope.

    Martin Luther King, Jr.

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    ebura mit S (*04), E (*05) und I (*12/21)

  • Meine Kinder (5, 7) verstehen Ironie schon etwas länger. Manchmal sind sie sich nicht ganz sicher, wie etwas zu verstehen ist. Dann fragen sie. Sie Nutzen Ironie auch selbst. Meist noch mit der Rückversicherung, ob es auch richtig verstanden wurde.


    Begeisterungsfähig und zu überraschen sind sie definitiv auch. Sprachlich gewandt ebenfalls. Abgeklärt eher nicht.


    Ich bin bisher nicht auf die Idee gekommen, dass es schädlich sein könnte und kann auch nach längerem Nachdenken keinen Schaden erkennen.