Hallo,
unser Sohn wird im nächsten Monat 11 Jahre alt und ist in der 5. Klasse.
Er war schon immer sehr gut in der Schule und hat auch jetzt im Gymnasium außer in Sport ein komplettes Einser-Zeugnis ohne etwas dafür tun zu müssen.
Trotzdem ist er kein 'Streber' und auch sehr sozial und hilfsbereit.
In der Grundschule gab es wirklich überhaupt keine Probleme und er hatte drei sehr gute Freunde, die aber (leider) gemeinsam zur Realschule gewechselt sind.
Ein Mitschüler aus der Grundschule ist mit ihm in die fünfte Klasse gekommen, aber mit dem Jungen ist es etwas schwierig.
Das Problem, das unser Sohn und wir nun haben, ist das Thema Spielekonsolen und Handyspiele, bzw. der Umgang seiner neuen Mitschüler damit.
Unsere Familie hatte damit bisher wirklich keinerlei Kontakt.
Wir haben keine Playstation, keine Tablets, keine Wii, keine Konsolen anderer Art und spielen auch am PC nichts.
Unser Fernseher ist ein altes Röhrengerät und ca. 15 Jahre alt.
Wir haben allerdings alle drei ein Smartphone und unser Sohn geht damit auch sehr verantwortlich um.
Bisher war das alles kein Problem - wir sind hier zu Hause eine tolle Familie, wohnen im Mehrgenerationenhaus und es gibt für die Kinder immer was zu tun.
Unserem Sohn fehlt hier also nichts, das sagt er auch selber so.
Wir spielen recht oft irgendwelche Brettspiele und unternehmen viel zusammen, hin und wieder gucken die Kinder mal Fernsehen, aber das hält sich alles in Grenzen.
Was mich in den letzten Monaten schon ein wenig gewundert hat, war, dass unser Sohn aus der neuen Klasse noch nie jemanden hier zu Hause hatte.
Er trifft sich noch oft mit den alten Freunden aus der Grundschule und deshalb habe ich mir da keine wirklichen Gedanken drüber gemacht, zumal er immer gesagt hat, dass er sich in der neuen Klasse sehr wohl fühlt.
Nun hatten wir aber doch immer häufiger Diskussionen, weil er sich neue Spiele fürs Handy runterladen möchte.
Er hat bisher nur solche Sachen wie Candy Crush, Schach, Hill Climb Racing oder sowas in der Art.
Nun möchte er auch gerne Minecraft und Clash of Clans haben und eigentlich sind wir nicht für solche Art von Spielen, weil ich denke, dass er sich mit 10 Jahren seine Zeit auch besser vertreiben kann.
Tja und dann ist es heute mal aus ihm rausgebrochen (worüber ich ja eigentlich froh bin), dass er sich so unglücklich fühlt, weil er eben nichts von den Spielen hat, über die in der Schule pausenlos gesprochen wird.
Leider ist es so, dass ca. 80 Prozent der Jungs aus seiner Klasse Spiele spielen, die ab 18 sind (GTA und Call of duty z.B.).
Die Eltern haben da kein Problem mit, aber wenn ich mir die Ausschnitte daraus bei Youtube anschaue, kann ich das nicht so wirklich fassen.
Und nun sagte unser Sohn heute, dass keiner mit ihm was zu tun haben will, weil er eben diesbezüglich nichts zu bieten hat.
Er wird zwar nicht aktiv gemobbt, aber er fühlt sich halt als nicht zugehörig und durch seine guten Noten ist es für ihn sowieso schon immer etwas schwerer, nicht in die Außenseiterrolle zu rutschen.
Und dann hat er unter Tränen gesagt, dass er niemanden hierhin einlädt, weil wir eben nichts an Konsolenspielen haben.
Außerdem hätten wir so einen alten Fernseher, dass er sich dafür schämen würde.
Und dann hat er so geweint, eben WEIL er sich dafür schämt, obwohl er das gar nicht will, weil er eigentlich so glücklich in unserer Familie ist.
Das schlechte Gewissen deshalb konnte ich ihm zum Glück schnell nehmen und ich war ja froh, dass wir wenigstens darüber geredet haben.
Aber er tut mir echt so leid.
Warum kann man denn heutzutage nicht einfach mal zusammen spielen ohne irgendwelche elektronischen Schnickschnack?
Ich finde es echt traurig, dass Verabredungen daran scheitern.
Und das Kuriose daran ist, dass er eigentlich diese Spiele gar nicht spielen WILL.
Ich habe ihm die Ausschnitte davon mal gezeigt und es gefällt ihm überhaupt nicht und das glaube ich ihm auch.
Er leidet einfach unter dieser Ungerechtigkeit.
Der Junge, der mit ihm von der Grundschule gekommen ist, hatte dort ziemliche Probleme. Er hat andere Kinder gemobbt, es gab viel Ärger mit ihm.
Aber er hat halt alles, was die Unterhaltungselektronik hergibt.
Tja und obwohl er auch an der neuen Schule schon wieder in die Querulanten-Richtung tendiert, reißen sich die anderen Kinder darum, am Wochenende bei ihm zu schlafen, da sie dort alles spielen können, was sie möchten.
Da wird sich dann schon freitags zum online-Spielen für die Nacht verabredet und unser Sohn ist eben außen vor.
Aber die Kinder sind doch erst 10-11, ich komm da echt nicht mehr mit.
Ich weiß echt nicht, wie ich ihm helfen soll, obwohl wir ja dazu bereit sind, unsere bisher wohl ziemlich rigorose Haltung ein wenig aufzuweichen.
Für uns stehen aber zwei Dinge fest: wir möchten einfach keine Konsole hier im Haus haben und es gibt keine Spiele mit der falschen FSK. Das ist für unseren Sohn auch ok, aber was das Handy angeht, möchte er halt ein wenig aktueller werden.
Mein Mann ist da noch rigider und meint, dass er nicht einsehen kann, dass man sich nur deshalb Dinge anschafft um mithalten zu können, aber ist das der richtige Weg?
Ich weiß es echt nicht.
Sollte unser Sohn das aushalten können müssen?
Wie sieht das denn nun aus mit 'Minecraft' und 'Clash of Clans'?
Ist das heutzutage ein 'Muss'?
Ich finde es so unnötig, die Zeit damit zu verbringen und darauf wird es ja hinauslaufen.
Aber das sind ja auch wieder online-Spiele oder? Die wollten wir nämlich eigentlich nicht.
Ach, schwierig.
Wahrscheinlich findet ihr meine/unsere Einstellung dazu auch sehr antiquiert, aber so ist es hier eben - und eigentlich ist es auch gut.
Aber eben nur 'eigentlich'.
Könnt ihr mir mal eure Gedanken zu meinem langen Sermon hier mitteilen?
Ich finde da einfach nicht den richtigen Umgang mit.
LG,
murmel