rezidivierendes Hochstapler Syndrom

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  • Normalerweise habe ich das nicht und finde es gerade bei Bewerbungen toll, mal so konzentriert zu sehen, was ich alles geschafft habe.


    Neulich habe ich allerdings eine Aufgabe bearbeitet, bei der ich echt an meiner Kompetenz gezweifelt habe. Ich habe mich ganz doll zusammengerissen und nichts gesagt. *schulterklopf* Was geholfen hat, ist, dass die Person, von der die Aufgabe ursprünglich kam, sich an meine Vorgesetzte gewandt hat und diese mir die Arbeit weitergegeben und hinterher auch "ernst genommen" hat.


    Ich hätte selbst an Stelle der Auftraggeberin die Aufgabe nicht unserem Team gegeben, das war für mich ein bisschen so, als würde man mit einem Verdacht auf Bandscheibenvorfall zur HNO-Ärztin geben (und die HNO-Ärztin gibt es dann jemandem weiter, der sich zuletzt hauptsächlich mit Füßen beschäftigt hat, aber selbst schon mal Rückenschmerzen gehabt hat).


    Aber gut, muss jeder selbst wissen.


    Also, was helfen kann, ist sich mit der mangelnden Kompetenz anderer Leute zu beschäftigen. :D

  • safira,
    dein Problem liest sich echt ziemlich bescheuert, grade wenn man dich persönlich kennt.
    Ich leide am selben Syndrom. Schon immer, in der Schulzeit schon. Mit dem Unterschied zu dir, dass ich schriftlich kein großes Problem mit "Hochstapeln" habe, was ja in deinem Fall lediglich das korrekte Darstellen von eigenen Fähigkeiten und bisher erbrachten Leistungen ist. Mich in einer Bewerbung gut darzustellen (auch wenn es mir total falsch oder übertrieben vorkommt) fällt mir nicht besonders schwer. Aber wehe, ich werde zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen, dann weiß ich kaum noch, was ich Gutes über mich erzählen kann. Mein Glück (oder Pech?) ist halt, dass ich einen sehr gefragten Beruf habe, wo sie (so rede ich mir jedenfalls gerne ein) im Zweifelsfall "jeden nehmen", deshalb musste ich auch noch nicht viele Bewerbungsgespräche führen.
    Ansonsten, wie gesagt- total abstruse Denkweisen bei dir, die ich aber leider kenne. Bitte loswerden.

  • Siha toll, dass du die Stelle hast :) !! Ich würde ja echt denken, dass du es dann sicher auch kannst und man muss ja sicher am Anfang auch nicht alles können, das ist ja normal :)


    Myrte ja zu viel selbstkritisch sein ist echt auf die Dauer sehr anstrengend. Ich kenne das leider zu gut :(


    Susan so wie di es beschreibst, war diese Aufgabe wohl auch einfach nicht dein Kompetenz Bereich. Hättest du da um Hilfe bitten können? Und Respekt, dass du es dann trotzdem bearbeitet hast :)


    Ach Schnobbel, wir sollten eine lokale Selbsthilfegruppe aufmachen ;) . Und nein, ich denke "nötig" hast du diese Sicht auf dich ganz und gar nicht :) .
    Zu Schulzeiten war es bei mir ähnlich mit dem Zusatz, dass ich nicht nur nach innen, sondern auch nach außen hin sehr bestrebt war, meine Leistungen immer klein zu reden, damit niemand neidisch auf mich ist, weil ich deswegen sonst gemobbt wurde. Damals war das irgendwie überlebensnotwendig, aber jetzt ist es völlig unnötig und fehl am Platz. Mein Kopf weiß es schon, mal sehen, wann es im Verhalten ankommt:D


    So, ich muss mal die Brut belesen mit der Abendgeschichte und schreib nachher weiter

  • safira,
    eine Mobbing-Vorgeschichte in der Schule habe ich ja auch, ich habe auch schon öfter dran gedacht, dass das was mit meinem schlechten Selbstbild zu tun hat. Leider hat bei mir auch das Kleinmachen nicht "geholfen", also nicht den Effekt gehabt, dass ich weniger gemobbt worden wäre.

  • Susan dann bist du ein Held:D


    Doch bei mir hat das Klein-Machen prima geholfen. Ich hab das so perfektioniert, dass es jetzt immer noch durch schlägt, wie man ja sieht:rolleyes:. Und ja, ich denke das kann sicher ein Grund für diese Denkweise sein, denn auch wenn Mobbing durch Kleinmachen auch nur ein bisschen gemildert wird, ist dieser Zugewinn an Lebensqut sicher ein sehr guter Verstärker für dieses auf Dauer doch disfunktionale Verhalten.


    Ich werde jetzt diese Woche einfach noch eine Bewerbung schreiben. Vielleicht "gewöhne" ich mich ja dadurch etwas mehr daran und es wird leichter für mich, meine Kompetenzen zu sehen

  • Denk einfach immer wieder daran, dass ganz viele Andere mit den gleichen Vorraussetzungen ganz stolz schreiben was sie sind d und können. Und das stimmt auch, denn der Unterschied liegt nur in Deiner Sichtweise. Versuch das mal rational zu betrachten und das emotionale immer mal kurz auszuschalten, irgendwann wird es leichter. Selbst PR ist unglaublich wichtig und wenn Du Dich gut darstellst glaubt man Dir auch, wenn Du eigentlich denkst Du bist nichts wert glaubt man das leider auch.
    Also Bauch einziehen, Brust raus, Schritt zurück vom Spiegel (dann sieht man weniger was einen stört) und sag Dir wie kompetent Du bist. Tschaka.

  • Kleiner Tipp:
    Ich lese seit ca. 2 Jahren immer wieder die Karriere-Ecke von SPON.de U.a. gibt es da auch eine Serie, in der erfolgreiche Managerinnen ihre persönlichen Erfahrungen berichten, wie sie mit bestimmten Situtaionen umgegangen sind und was es gerade für eine Frau braucht, um erfolgreich zu sein:
    http://www.spiegel.de/thema/frauen_und_karriere/
    Mit der Zeit färbte da etwas von dem "Geist" auf mich ab ;) Nicht alles half, aber viele Punkte ähneln sich bei erfolgreichen Frauen im Beruf und das zu verinnerlichen hilft schon mal. Jeder Werdegang ist einzigartig, aber sie haben doch auch mal etwas Verbindendes. Was ist das?
    Von deren Erfahrungen profitieren und mir ein wenig was abgucken kann ich auch im ganz Kleinen, ohne irgendwo im Vorstand sitzen zu wollen. Es geht ja um die Frage: WIE sind Frauen erfolgreich. Das kann auch die Frage nach einer erfolgreich verlaufenden Gehaltsverhandlung, einem überzeugenden Auftritt im Vorstellungsgespräch oder nach einem erweiterten Aufgabenbereich sein.


    Dazu habe ich mir 3 Sprüche zu eigen gemacht in den letzten Jahren, immer einer nach dem anderen:


    1. "Gute Mädchen kommen in den Himmel - böse überallhin" (Buchtitel von Ute Ehrhardt)
    Um mich selbst erst einmal einzunorden, dass ich nicht unbeingt mit der Attitüde "fleißiges Bienchen" punkten kann.


    2. "Do one thing that scares you every day" (Eleanor Rooselvelt; hab ich hier bei den Raben in einer sig gelesen)
    Um die Angst vor gewissen Situationen zu verlieren und mir selbst freiwillig immer wieder Herausforderungen zu suchen. Um auch mal einen Konflikt bewusst zu suchen, statt ihn zu vermeiden.


    3. "The master has failed more times than the beginner even tried" (Stephen McCranie - "Be friends with failure")
    Um auch mal bewusst das Risiko einzugehen "ich weiß nicht, was jetzt passieren wird, aber ich werde es erfahren und daraus lernen".



    Diese drei Sprüche haben mich auf meinem beruflichen Weg der letzten Jahre begleitet. Jeder hatte so seine Zeit (der letzte gilt jetzt gerade besonders stark). Zusammen haben sie dafür gesorgt dass das mädchenhafte, zurückgenommene immer mehr verschwindet aus meinem Verhalten im Job und das Starke, Fordernde, Mutige sich mehr durchsetzt. Und ich mache da Fortschritte, komme weiter. Das bestärkt mich in dem eingeschlagenen Weg. Aber es gab dabei auch Frust, Niederlagen und die Erkenntnis "hier habe ich mich total geirrt".


    Die Sprüche fingen mich auf und gaben mit den Mut zum Weitermachen. Sie ließen mich Ängste abbauen oder ihnen bewusst entgegentreten. Sie machen mir klar, dass vieles von meinem Denken das weiblich zurückgenommene ist, gepaart mit einer Kindheit in denen es viele "Du bist falsch"-Erlebnisse gab.
    Bei mir war es ein langer innerer Lern- und Reifeprozess bis hierhin und diese Entwicklung geht noch immer weiter...


    Man muss kein großkotziges Arschloch sein, um erfolgreich zu sein.
    Aber man kann lernen, die übergroße Angst vor Unbekanntem, vor neuen Herausforderungen zu minimieren, sodass sie sich zwar sinnvoll bemerkbar macht (die Angst will ja Dich warnen und Dich schützen), aber nicht mehr lähmend ist.


    Vielleicht hilft Dir das ja ein wenig?
    Eine veränderte Grundeinstellung bei sich selbst, macht eine Menge aus.


    Einen erfolgreichen Bewerbungsabschluss mit Traumjob wünscht Dir,
    Anne


    edit: Siha: Glückwunsch, ich freue mich sehr für Dich #prost
    edit: 2 x rsf

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

    4 Mal editiert, zuletzt von Annie ()

  • @ Annie: Das hast Du toll geschrieben, vielen Dank!
    Mir hilft das gerade sehr.


    LG Nele

  • Ach ja, genau mein Thema!!! Hab nur das Eingangsposting gelesen. #schäm


    Wahrscheinlich ist man aus der Musik-Ecke kommend einfach gebranntes Kind, was Bewerbungen, Vergleiche und Sich-Selber-Größer-Machen-als-man-ist anbelangt? Ich weiß es nicht. Habe aber irgendwo gespeichert, dass du auch musikalisch unterwegs bist Safira, oder?


    Mir gehts grad mal wieder so. Beworben an DER Musikhochschule in B für den Traum-Master. Leider hab ich den "falschen" Bachelor-Abschluss. Motivationsschreiben beigelegt, worin ich erklärt habe, warum ich trotzdem perfekt geeignet für eben diesen Master bin. Tja, jetzt haben die mich eingeladen zur Eignungsprüfung #haare und ich denke mir, dass das sicher "auffliegt". Dabei HABE ich ja alle diese Dinge, die ich angegeben habe, wirklich vorzuweisen. Nix geschwindelt oder dazu gedichtet. Aber trotzdem... hach manno.


    ALso, du bist nicht allein.


    Und jetzt geh ich alle nachlesen, was die andern hilfreiches geschrieben haben... #blume

  • @ Annie: Das hast Du toll geschrieben, vielen Dank!
    Mir hilft das gerade sehr.


    LG Nele

    Danke liebe Annie! ! Da werde ich mir ganz viel mitnehmen aus deinem Post!

    Bitte schön, es freut mich, wenn ich Euch helfen konnte :)


    Und morgen früh mache ich alleine eine 4-tägige Geschäftsreise, erst nach Polen und dann nach Tschechien. Am Donnerstag Abend bin ich wieder zurück.
    Ich werde in eine Stadt (Bydgoszcz) reisen, in der ich noch nie war und Kollegen treffen, mit denen ich viel viel E-Mail-Verkehr habe, die ich aber noch nie persönlich getroffen habe (also, einen kennen ich schon persönlich, den Tschechen, aber die anderen noch nicht). In Prag hingegen war ich schon öfter beruflich.


    Yeah, das wird herausfordernd, spannend, toll und auch arbeitsintensiv. Ich werde einige Hausaufgaben mitbekommen und bei einigen Problemen, die in den nächsten Tagen auf mich gekippt werden, werde ich noch keine Ahnung haben, wie ich sie lösen soll. Aber hey, das wird sich alles klären :D
    Es ist MEIN Projekt (ein anderes, als das oben beschriebene, das noch im Vorbereitungsstatus ist) und ich kann es gestalten und strukturieren und hab auch die Vernatwortung dafür. Wie geil :D ... weil.... eigentlich kann ich das ja gar nicht ;)


    edit: Sorry für's OT, ich bin gerade echt geflasht.... ich sehe hier meinen Trolley stehen und denke nur: ja, morgen früh geht es mal wieder los....


    LG,
    Anne

    "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben" ~ Johann Wolfgang von Goethe

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  • Mizu ich drücke dir die Daumen :) !! Und immer schön daran denken, dass du dich nicht kleiner machst, als du bist :)
    Ich bin übrigens nicht aus der Musik-Ecke. Nur fast quasi. Ich hätte beinahe ein Instrument an der Musik Hochschule studiert, habe es dann doch gelassen und dann was anderes studiert :)


    Annie Du motivierst mich gerade sehr mit deinem Schreiben. Ich hoffe, ich werde auch bald so mutig und gehe die Dinge aktiver an, ohne mich zu sehr selbst zu zerfleischen.
    Was bei mir gerade - mit teils noch sehr kleinen Kindern - noch oben drauf kommt ist dieser Gedanke, ob ich dann auch noch eine "gute Mutter" sein kann. Dieses Denken sitzt so tief und es stört. Weil eigentlich reicht es, wenn ich "gut genug" bin. Ich muss nicht "perfekt" sein und mein Mann sorgt sich auch nicht darum, ob er ein guter Vater UND gut im Beruf sein kann. Er MACHT es einfach. Ich zweifle zu viel und das tut nicht gut und ich stehe mir damit im Weg. Das muss ich für mich positiver formulieren... vielleicht leihe ich mir am besten auch deine Leitsätze aus :)


    Das ist jetzt bisschen OT, passt aber trotzdem: ich bin ein Mensch, der gerne viel lacht. Aber wenn ich unsicher bin, lächle ich ständig und ehrlich gesagt finde ich das ungünstig, weil es so ein bisschen ein "ich bin so ein nettes Mädchen-Bild und tue keiner Fliege was, also tu du mir auch nix-Bild" abgibt, welches ich so gar nicht möchte.
    Wie schaut ihr denn so in Situation, in denen ihr Sympathie möchtet, aber selbst unsicher/aufgeregt seid?

  • Ich schreib mal was von mir.
    Ich bin ja Ingenieurin im Bereich Forschung und Entwicklung, im Zuge meiner Arbeit mache ich auch Dienstreisen weltweit, muss manchmal zu Kunden die Probleme haben und dort vor Ort auf Englisch Probleme lösen von denen ich vorher nur eine wage Ahnung habe. Ganz oft mit asiatischen Kunden oder Kollegen die natürlich auch nicht perfekt Englisch können. Glaub mir da möchte ich immer absolut kompetent wirken und fühle mich doch oft wie eine Hochstaplerin.
    Ich für meinen Teil kann dann nicht beeinflussen wie ich schaue, aber ich bemühe mich freundlich zu schauen. Denn erstens finde ich es viel angenehmer wenn mein Gegenüber freundlich schaut und es entspannt oft die Situation. OK in Asien ist das mit dem Lächeln eh noch mal ne andere Sache aber egal. Meiner Meinung nach reagiert man wenn man nervös ist automatisch, also bemühe ich mich als Automatismus freundlich zu schauen.
    Und ehrlich die Reaktion ist dann auch viel freundlicher. Klar hilft das nicht zwingend dem Ergebnis aber auch eine Absage oder ähnliches ist weniger heftig wenn sie freundlich vorgebracht wird.


    Zum Anspruch als Mutter. Ich bin seit ich Mutter bin auch auf Dienstreisen gegangen, habe mich zwar oft selbst gefragt ob das gut ist, aber es ist eben auch mein Job. Und ich reise weniger als ich könnte. Meine Kinder stecken das sicherlich nicht komplett problemlos weg, aber sie sind gut an den Papa gebunden und werden aufgefangen. Sie nehmen mich als arbeitende Mutter wahr die sich aber wo immer es geht Zeit für sie nimmt.
    Es ist mein Anspruch an mich selber möglichst viel Zeit mit ihnen zu haben. Und das setze ich um so gut es geht. Meine Kinder genießen es gerade, dass ich Elternzeit habe aber es ist völlig normal und verständlich, dass ich bald wieder arbeiten gehe. Meine Mutter war mit mir 3 Jahre zu Hause und hat dann wieder gearbeitet, ich hab das immer als selbstverständlich gesehen und hatte eine gute Bindung an meine Mama. Sie hat mich geliebt und ich hab sie geliebt. Und das ist heute mit meinen Kindern auch so und da ändert auch die Arbeit nichts dran. Daher mache ich mir da kein schlechtes Gewissen.

  • Ich dacht mir grad: wow, du hast`s gut. Ich hab quasi nix niento nada in meinem Lebenslauf stehen. hoffe, daß ich es jetzt endlich packe und durch meinen Magisterabschluß grade noch so durchstolpere.... und muß mich dann mit diesem _Nichts_ dann auch noch bewerben ... Ehrlich? ich kann´s grad nicht verstehen :)

    "Das Leben ist nicht das Warten auf das Ende des Sturms...

    Es geht um das Tanzen im Regen."

    Vivian Green

  • Wie meinst du das? Es hat mir alles so Spaß gemacht. Und was man mit Freude tut, auf das kann man doch stolz sein. Ich weiß nicht recht, wie ich es beschreiben soll, aber das alles gehört einfach zu meinem Leben.


    Beth, das finde ich ja ulkig, dass wir da so komplett verschieden sind. So richtig stolz bin ich nur auf die Dinge, die ich geschafft habe, obwohl es mir schwer gefallen ist oder ich mich echt anstrengen oder überwinden musste. Ganz voran dass ich meine Spinnenphobie meinen Kindern zuliebe in den Griff bekommen habe. Ein paar einzelne Prüfungen würde ich da auch noch einsortieren. Auf die Sachen, die ich zum Spaß gemacht habe (und da gehört der größte Teil meines Studiums incl. Promotion dazu) bin ich nicht stolz. Ich empfinde es für mich nicht als beachtliche Leistung, etwas zu tun, was mir Spaß macht - selbst wenn es vielleicht ein Haufen Arbeit ist - und dann kommt irgendwann jemand daher und drückt mir dafür eine Urkunde in die Hand. Ich weiß nicht, ob das verständlich ist, und offenbar empfindest du - und bestimmt einige andere - anders.


    Das Gefühl der TE, sich dann mit solchen "Urkunden" auch noch schmücken zu sollen und nicht zu wollen, kann ich gut nachempfinden. Ich finde das auch ansatzweise etwas peinlich, und hochgradig peinlich fände ich es, wenn ich das auch noch in Freitext formulieren müsste. Aber bei meinen Bewerbungen habe ich so etwas dann sowieso immer nur in den Lebenslauf geschrieben, also tabellarisch, und im Anschreiben eher warum mich gerade diese Stelle oder dieses Unternehmen reizt.


    Des weiteren habe ich inzwischen, seit ich in mit anderen zusammen dafür zuständig war/bin, Bewerber auszuwählen, auch Verständnis dafür, dass solche Angaben nun mal nötig sind, wenn man dem potenziellen Arbeitgeber die Möglichkeit geben will, die Bewerber wenigstens ansatzweise zu vergleichen und einzusortieren. Und auch Einblick darein, dass die meisten irgendwie Mogelpackungen sind. Was habe ich schon für Bewerbungen gesehen und Empfehlungsschreiben gelesen (in meinem früheren Arbeitszweig war es üblich, direkt an den potenziellen AG gesendete Empfehlungsschreiben zu fordern). Und was sich dann vorstellte waren idR doch ganz normale Leute (und in manchen Fällen echt nur heiße Luft), gelegentlich aber auch echt mal ein Überflieger (konkret erinnern kann ich mich jetzt an genau einen, von mehreren hundert).


    Wenn du zurückhaltend schreibst und Glück hast, kannst du evtl. auch jemanden erwischen, der Glück hat und zwischen den Zeilen lesen kann. Bei uns war das beispielsweise nötig bei der relativen Wertung von Empfehlungsschreiben aus verschiedenen Kulturen. Amerikanische waren generell sehr überschwänglich, asiatische sehr zurückhaltend, eher rein sachlich, und europäische so dazwischen. Klingt echt klischeemäßig, war aber so. Wenn man da mal einige gelesen hat und die dazugehörigen Bewerber gesehen hat, kann man das ganz passabel gewichten. Ich könnte mir vorstellen, dass einige Chefs und Personaler bei typischen deutschen Bewerbungen für sowas auch ein Näschen kriegen. Aber wenn du keine Zeilen schreibst, kann auch keiner dazwischen lesen. Mein Rat wäre also: Nur Mut, andere machen es genauso und kochen auch nur mit Wasser.


    Liebe Grüße,
    Sabine

    Liebe Grüße

    Sabine mit T. 10/02 und Q. 11/05

  • Wegen der Frage, wie man auftreten oder nicht auftreten sollte, lächeln oder nicht:


    Ich fand ja das Buch "Die smarte Art, sich durchzusetzen: Status-Spiele erkennen und für sich entscheiden" von Astrid Posner sehr hilfreich.
    Darin fand ich für mich sehr gut beschrieben, in welche Fallen ich immer wieder tappe, weil ich "nett" sein und gemocht werden und bloß keinen verägern will.
    Gerade für berufliche (aber auch für private) Situationen habe ich dort gute Tipps gefunden.

  • Arnoli da schaue ich gleich mal rein, danke!


    Nele das Buch habe ich mir soeben als ebook gekauft. Ich bin gespannt :)