Quereinstieg Lehramt/Referendariat Berufsschule

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  • So, jetzt nochmal in Ruhe und halbwegs ausgeschlafen :D


    Ich berichte dir einfach mal, wie es bei mir ablief/läuft... ich bin vor drei Jahren als Seiteneinsteigerin an eine Grundschule gewechselt (vorher 10 Jahre unterrichten an der Uni und außerschulische Jugendbildung). Bereut habe ich es keinen Tag, ich liebe meine Arbeit sehr. Aber die ersten Monate waren verdammt hart, man wird sehr ins kalte Wasser geschmissen, Unterstützung durch das LASUB bekommst du leider kaum/gar nicht (die sind mit der Flut an Quereinsteigern einfach überlastet). D.h. du eignest dir auch außer dem Unterrichten sehr vieles selbst an. Ich hatte das Riesenglück an einer Schule zu landen, an der ich von Anfang an von den allermeisten Kollegen und der Schulleitung sehr unterstützt wurde, das ist längst nicht überall so.


    Ich habe in den letzten Jahren sehr viele Seiteneinsteiger kommen und viele auch wieder gehen sehen, weil die Kombi aus krassem Alltag und sich parallel alleine in alles reinfuchsen müssen einfach zu viel war. Und da war die Qualifizierung an der Uni nicht mit eingeschlossen. Ich persönlich habe mich aus vielen Gründen (gerne per PN) gegen das parallele Studium entschieden, auch wenn ich damit dauerhaft weniger verdiene. Ein wichtiger Grund ist, dass wir es als Familie nur unter großen Opfern hätten stemmen können. 2 Tage pro Woche bist du Vollzeit (bis ca 17 Uhr) an der Uni, an den drei übrigen Tagen unterrichtest du 16 Stunden. Je nach Fach und Vorbereitungs-/Korrekturaufwand ist das krass. Die Wochenenden gehen drauf für Lernen (Uni), Unterrichtsvorbereitung, z.T Prüfungsvorbereitung. Der Uni ist egal, ob du dort als Seiteneinsteiger sitzt, du musst halt abliefern, wie ein normaler Student. Das hätte hier bedeutet, mein Mann muss jobtechnisch kürzer treten, was wiederum finanziell schwierig geworden wäre, da ich ja auch weniger verdient hätte in den 2 Jahren... ich wäre tatsächlich nur nochmal an die Uni gegangen, wenn mir das inhaltlich etwas gebracht hätte. Tut es ganz klar nicht. Ich kenne die genauen Zahlen nicht, aber die Abbrecherquote im Qualifizierungsstudium ist relativ hoch.


    Ich kann natürlich nicht einschätzen, wie es an den Berufsschulen/Gymnasien ist. Aber weniger Arbeitsaufwand ist es sicher nicht. Da du schon Unterrichtet hast, kannst du ja einschätzen, wieviel Zeit die Vorbereitung braucht. Ich hatte vom ersten Tag an eine Klassenleitung, da kommen dann nochmal andere Aufgaben dazu (Elterngespräche, Anträge, Gutachten, Elternabende...).


    Klingt jetzt vielleicht sehr negativ, ist aber gar nicht so gemeint. Es ist ein toller Job! Aber man sollte sich eben klar darüber sein, wie so der Alltag ausschaut und ob das mit der eigenen Familie passt. Hieß bei uns z.B.: mein Mann muss zuverlässig jeden Morgen die Kinder versorgen/wegbringen können, denn ich bin 6:15 aus dem Haus.

    Räubermutter mit Räubersohn (01/2006), Rumpelkind (06/2013) und Räuberhund (09/2011)



    “We don’t stop playing because we grow old; we grow old because we stop playing.” (G.B. Shaw)
    G.B. Shaw
  • ich persönlich war im Ref. und bin auch heute noch mit 12 Wochenstunden voll ausgelastet. Sicher würde ich auch 16 Stunden schaffen, dann könnte ich aber nicht mehr die Qualität bieten, die mich zufriedenstellt.

    Auch wenn Du mehrere Klassen parallel unterrichtest, heisst das gerade am Anfang ja nicht, dass man nur 1x vorbereitet, sondern dass man trotzdem dauernd am ändern ist.

    Ich habe ein Lernfeld, das gerade zum 4. Mal läuft und ich ändere und ergänze immer noch.


    Sind die SuS durchgehend da, oder haben sie Blockunterricht?

    Sind die 16 Stunden gleichverteilt auf die Blöcke?

    Bei uns klappt das mit der Gleichverteilung nicht, d.h. 12 Stunden heisst max. 16 Stunden. 16 Stunden geht dann hoch bis 20/22 Stunden.

    16 Stunden in 3 Tagen bedeutet 2x 6 Stunden und 1x 4 Stunden.

    Ich persönlich bin nach 6 Stunden absolut platt.

    12 Stunden auf 3 Tage verteilt, dann läuft alles gut. Wenn dann nocht noch jede 2. Woche eine Konferenz dazu kommt. Und dies. Und jenes.

    Es gibt Wochen, da habe ich zwar nur 2-3 Tage Unterricht, bin aber 5 Tage in der Schule.....

    Was macht ihr eigentlich, ihr flinken Sekundenhorter, mit all der Zeit, die ihr spart, wenn ihr "lg" tippt statt lieb zu grüßen?

    - aus einer Berliner S-Bahn-Station -

  • Danke für eure Antworten!


    "Nur" im Seiteneinstieg wollte ich eigentlich nicht unterrichten. Da würde ich mich finanziell schlechter stellen.

    Auch habe ich das Fach ja studiert und hatte darin auch Fachdidaktik. Was fehlt zum 100% Lehrer ist das Zweitfach.


    Was meinst du mit Sus?


    16 Stunden sind auf jeden Fall total viel, das ist mir klar. Dass ich in dem Fall die kommenden Ferien, Feiertage, Wochenenden ausgebucht habe mit der Vorbereitung des Unterrichtes ist mir auch klar.

    Auch ein Studium parallel ist sicher nicht von Ohne.


    Latie, du hast geschrieben du bist auf der BS. Welche Fächer unterrichtest du dort? Hast du auch ein zweites Studium nebenbei gemacht, also ein zweites Fach? Bei uns benötigt man das.


    Räubermutter, danke für deine Erfahrung.

    Wie ist das bei dir? Unterrichtest du nur ein Fach was du studiert hast oder hast du auch weitere Fächer?

    Schön wenn dir der Job gefällt, das ist natürlich wichtig.

    Wenn du durch ein weiteres studiertes Fach finanziell aufbessern könntest warum machst du das jetzt nicht? Also ich meine den "Grundstein" im Unterricht hast du ja nun, da könntest du doch sicher auch ein Studium nachholen, oder?

    Mit den Kindern hast du natürlich Recht, da müssen die Männer mit ran und es will alles gut geplant sein. Ich denke meine Eltern könnten mich auch ganz gut unterstützen mit Kind in die Kita bringen usw.

    Ich habe auch ehrlich überlegt ob es sinnvoller wäre zu warten bis das Kind älter ist, aber ich denke es wird dann nicht unbedingt leichter wenn Freunde, Hobbys usw, eventuell selbst Schule beim Kind dazu kommt. Und so wirklich überlegt findet sich nie ein richtiger Zeitpunkt.

    Wenn ich es jetzt nicht wage wird es nix mehr.

    Aber man muss natürlich auch sehen ob gerade in dem Moment wo ich mich bewerbe Bedarf für Berufsschule besteht und was ich als Fächerkombination wählen kann.


    Gibt es hier noch andere Mütter oder Väter die den Weg gegangen sind mit 2 Tagen Studium und 3 Tagen unterrichten als Quereinsteiger?

    Oder habt Ihr in der Bekanntschaft Leute die sowas gemacht haben oder gerade machen?

    Ich freue mich über Antworten jeglicher Art.

  • Latie, du hast geschrieben du bist auf der BS. Welche Fächer unterrichtest du dort? Hast du auch ein zweites Studium nebenbei gemacht, also ein zweites Fach? Bei uns benötigt man das.

    Wir haben keine Fächer mehr, nur noch Lernfelder #freu

    Fachlich bin ich im technischenBereich unterwegs.


    Ich unterrichte momentan in 2 verschiedenen Berufsgruppen je 3 verschiedene Lernfelder, dazu an der Fachschule 2 Lernfelder.


    Ein zweites Studium habe ich nicht gemacht, auch nicht benötigt. Aus meinen Prüfungsleistungen im Diplom hat die Lehrkräfteakademie neben der beruflichen Fachrichtung festgestellt, dass ich 2 Unterrichtsfächer zur Wahl hatte, konnte dann eins der beiden auswählen.

    Sobald ich Luft habe, mich darum zu kümmern, werde ich mir die Leistungen im 2. Unterrichtsfach noch bestätigen lassen, dann habe offiziell neben der beruflichen Fachrichtung eben 2 Unterrichtsfächer.

    Was macht ihr eigentlich, ihr flinken Sekundenhorter, mit all der Zeit, die ihr spart, wenn ihr "lg" tippt statt lieb zu grüßen?

    - aus einer Berliner S-Bahn-Station -

  • Wie ist das bei dir? Unterrichtest du nur ein Fach was du studiert hast oder hast du auch weitere Fächer?

    Naja, an der Grundschule muss man (fast) alles unterrichten, egal ob Seiteneinsteiger oder grundständig ausgebildet. Mir wurden zwei Fächer anerkannt, was mir fehlt ist die Grundschulpädagogik als Studium. Ist leider auch eine Kehrseite des Lehrermangels (am Gymnasium nicht ganz so ausgeprägt), dass man auch gerne mal fachfremd eingesetzt wird. Aus der weiterführenden Schule meines Sohnes weiß ich, dass es aber auch dort vorkommt.


    Wenn du durch ein weiteres studiertes Fach finanziell aufbessern könntest warum machst du das jetzt nicht? Also ich meine den "Grundstein" im Unterricht hast du ja nun, da könntest du doch sicher auch ein Studium nachholen, oder?

    Könnte ich, klar. Aber das "one fits all" Seiteneinsteigerstudium bringt für mich persönlich inhaltlich Null Mehrwert. Noch dazu würden wir finanziell extrem am Limit laufen für die zwei Jahre - mein Mann müsste Stunden reduzieren, um für die Kinder da zu sein, ich würde auch weniger verdienen und verbeamten lassen würde ich mich ohnehin nicht. Zudem würde sich - wenn auch nur auf drei Jahre - der Job für mich sehr verändern. Ich könnte keine Klassenleitung übernehmen und wäre nirgendwo richtig, Vertretungs-Springer vor allem. Eine Gehaltsgruppe weniger ist zwar weniger Geld, aber ich habe den Seiteneinstieg sowieso nicht gemacht, um reich zu werden ;) Hätte ich die Priorität bei den Finanzen gesetzt, hätte ich es nicht gemacht.



    "Oder habt Ihr in der Bekanntschaft Leute die sowas gemacht haben oder gerade machen?"


    Ja. Eine Freundin ist im letzten Semester. Sie hat nur ein Kind im Teenageralter und läuft sehr am Limit. Unter meinen Kollegen sind auch Seiteneinsteiger und da ist es sehr gemischt: einer hat angefangen aber abgebrochen (kleines Kind zu Hause), eine kämpft sich gerade durchs erste Semester, zwei andere haben sich ebenfalls dagegen entschieden.

    Räubermutter mit Räubersohn (01/2006), Rumpelkind (06/2013) und Räuberhund (09/2011)



    “We don’t stop playing because we grow old; we grow old because we stop playing.” (G.B. Shaw)
    G.B. Shaw

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  • Wahnsinn wie unterschiedlich das alles ist und wie scheinbar willkürlich Sachen gehandhabt werden.

    Da ich Wirtschaftspädagogik studiert habe wird mir Wirtschaft und der Pädagogische Teil anerkannt. Die Richtung wird aber eben nicht in erster Linie gesucht. Und um verbeamtet zu werden braucht man das zweite Fach mit Pädagogik - klingt für mich soweit auch logisch.

    Bei Grundschule wird es aber glaube generell anders geregelt, ich glaube das kann ich nicht vergleichen mit Berufsschule.


    Einerseits schockiert mich das so viele abbrechen, andererseits mag ich meinen jetzigen Job ohnehin aufgeben. Ein neuer Job könnte genauso in die Hose gehen. Also selbst wenn es nicht klappt wäre nicht direkt alles verloren.


    Wenn ich hingegen lese andere Mütter mit 3 Kindern haben das geschafft macht mir das Mut.

  • Ist hier jemand in S-H quereingestiegen (Gemeinschaftsschule)?

    Mit der Großen (2011), dem Mittleren (2014), dem Ministernchen (2015) und der Kleinen (2018)