Essstörung - Binge Eating Disorder - Therapie

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  • Hallo ihr allwissenden Raben,

    ich habe für mich den Verdacht, diese Essstörung (entwickelt) zu haben. Viele Indizien sprechen dafür, Ursachen gäbe es viele.
    Ich bin bereits in psychologischer Behandlung, leider ist es bis zur nächsten Sitzung noch hin. Eigentlich habe ich die Therapie aber wegen anderer Baustellen. Daher wollte ich hier mal fragen:

    Hat jemand von Euch selber eine solche Essstörung, vielleicht auch überwunden?
    Wie habt ihr das geschafft?

    Wäre schön, wenn ihr mir etwas Mut machen könntet.

    Lieben dank

    Tine mit Perlchen *02.2010 und Junior *12.2013

  • Achja, und such doch mal auf YouTube nach Binge Eating. Da gibts auch viel von Betroffenen und mir hat das immer geholfen, mich nicht so alleine mit dieser "unpopulären" Essstörung zu fühlen!

  • Ich traue mich mal....
    Ich hatte (habe - ich glaube ganz los kommt man nie davon) diese Essstörung auch.
    Ich war deshalb auch zweimal bei Therapeuten. Einmal habe ich nicht weitergemacht, weil ich umgezogen bin und beim zweiten Mal bin ich mit der Therapeutin gar nicht klargekommen. Die meinte ich soll mich doch einfach zusammenreißen und dann nichts essen. Haha.

    Ich denke das wird jetzt nicht sonderlich hilfreich für dich sein :/, aber weggekommen bin ich davon dadurch, dass ich einen neuen Job, neue Freunde und dann auch noch einen neuen Partner hatte. Dadurch war ich so abgelenkt und auch so "ausgefüllt" durch andere Dinge, dass ich von der ES quasi von heute auf morgen losgekommen bin.
    Das ist jetzt 3 1/2 Jahre her. Die ES hatte ich zuvor ungefähr vier Jahre, wobei das immer phasenweise war, also es gab immer wieder Monate, in denen alles gut war und dann ging es wieder von vorne los.

    Momentan ist "alles gut", außer dass ich zehn kg weniger wiegen müssten, um mich wirklich wohl zu fühlen. Ich muss allerdings extrem aufpassen... Wenn ich versuche abzunehmen und mich also irgendwie einschränke was das Essen betrifft, Rutsche ich das ganz leicht wieder rein. Mit FAs und so (nicht so extrem wie früher, aber ich merke halt dann, dass es in die falsche Richtung geht). Ich Steuer da dann immer schnell dagegen, in dem ich meine Abnehmpläne auf Eis lege und mir alles erlaube. Dann ist es auch sofort wieder gut, aber abnehmen funktioniert so natürlich nicht -.-

    Ach, die Therapeutin damals vor drei Jahren meinte übrigens, dass ich unbedingt in eine Klinik muss, weil es so "schlimm" ist. Wollte/konnte ich aber nicht und es ging ja dann doch anders.

    Falls du irgendwelche Fragen hast, kannst du mir auch gerne eine PN schicken.

    LG Lena

    Liebe Grüße #rose
    Lena #blume und ihre Sitterkids (04/97 - 01/13) #laola

  • Bei mir ist es "nur" eine Ess-Sucht bzw. emotionales Essen, vom Prinzip her ähnlich wie Binge Eating, nur das Ausmaß ist bei Binge Eating wohl massiver.
    Ich bin seit 2 Jahren bei einem auf Ess-Störungen spezialisierten Therapeuten und da geht es in erster Linie um Achtsamkeit und den Umgang mit Stressoren, die bei mir Auslöser für Ess-Attacken sind.
    Sehr hilfreich ist dabei das Ess-Protokoll als Mittel der Selbstbeobachtung, und um eine feste Struktur zu halten.
    Wirklich erfolgreich umgesetzt hab ich auf Dauer noch nichts davon, weil die Stressoren bei mir kaum vermeidbar sind und ich nach zwei akuten Burnouts und rezidivierender Erschöpfungsdepression immer noch wenig belastbar bin.
    Ich kann aber inzwischen sehr gut reflektieren, was vor sich geht und warum, ich beschäftige mich auch viel mit dem gängigen Schönheitsideal und meinen Problemen damit bzw. dem zwanghaften Bedürfnis, diesem Ideal zu entsprechen, wodurch ich eine ziemliche Diäten-Karriere mit entsprechenden Rückfällen ins Suchtverhalten hinter mir habe.

  • Hallo!

    Ich habe zwar keine BED, leide aber seit Jahren an Bulimie. Davor war ich knapp zwei Jahre magersüchtig und davor seit meinem 13. Lebensjahr nur mit Diäten beschäftigt.
    Ich bin seit vier Jahren in Therapie. Bei mir war es der ungeheure Leistungsdruck, den ich fühlte, und vieles im Inneren im Ungleichgewicht, der die Krankheit zweimal auf die Spitze trieb. Das zweite Mal entschied ich mich für eine Therapie, und es ist kaum überspitzt gesagt, um nicht zu krepieren.
    Die ersten Therapeuten, die ich kontaktierte, wollten, dass ich erst in eine Klinik gehen sollte. Mein jetziger Therapeut ließ die Bulimie erstmal so weit wie möglich beiseite und betrieb Tiefenarbeit. Und das war genau das Richtige. Anstrengend und schmerzhaft, aber effektiv. Eine ES ist nur ein Symptom dafür, dass das ganze System aus dem Takt geraten ist.

    Ich habe heute schon sicher zwei Monate keinen Anfall mehr gehabt und auch ansonsten sehr wenig. Der Drang ist immer wieder mal da, aber es ist immer was zu tun, keine Zeit und Gelegenheit, durch den Mausemann auch so viel Ablenkung... Mein Mann war und ist auch immer eine große Stütze für mich, er hat irgendwie immer die richtigen Worte und Taten, wenn es mir mal wieder schlecht geht (ich kämpfe auch mit Depressionen) und ich in bestimmte Stimmungen falle.

    Ich nehme das Gefühl mittlerweile als Warnung, dass irgendwas im Busch ist und ich wieder achtsamer mit mir umgehen muss.
    Ich weiß nicht, ob ich je sagen werde, dass ich meine ES überwunden habe. Ich kann sie wie gesagt auf jeden Fall als Signalgeber akzeptieren.

  • Danke für eure Antworten. Das Buch habe ich mir schon bestellt.
    Ich weiß auch, dass es mir nicht gut geht. Ich bin ziemlich k.o. und hätte gerne mal etwas Ruhe. In zwei Monaten geht mein Kleiner in den Kindergarten und dann kann ich auch mal wieder etwas entspannen.
    Mein Mann versteht mich leider nicht so wirklich, auch nicht, dass ich immer wieder das Gefühl habe, wieder in Depressionen zu rutschen.

    Was mich interessiert, wie habt ihr eure Therapeuten gefunden? Wie lange hat es gedauert, bis ihr eine Besserung gespürt habt?
    Ich habe schon starkes Übergewicht....

    Tine mit Perlchen *02.2010 und Junior *12.2013

  • Mich würde da mal interessieren was so eine Therapie kostet oder bekommt man das bezahlt? Wenn ja was muss dafür von wem diagnostiziert werden?

    LG Andy mit den beiden Jungs (Mai2004 und Februar2007)

  • Mich würde da mal interessieren was so eine Therapie kostet oder bekommt man das bezahlt? Wenn ja was muss dafür von wem diagnostiziert werden?

    Die Therapie wird in der Regel von der Krankenkasse bezahlt. Die Diagnose stellt der behandelnde Psychologische (oder ärztliche) Psychotherapeut. Dieser bespricht die Diagnosen und das Antragsverfahren in den ersten 5 Stunden mit dir.

    @vorposter: es ist beschämend zu lesen, was manche Kollegen da vom Stapel lassen ("sich zusammenreißen"?!?). Respekt, dass ihr euch da so durchkämpft! Ich wünsche euch ganz viel Kraft und Erfolg dafür!

    Wikinger 03/15
    Wochenendbesuchsdame - Rübchen 01/10

  • Therapie ganz normal über die Krankenkasse, ist ja eine ganz normale Psychotherapie.
    Diagnose kann man auch beim Psychiater bekommen, bei mir wurde es in einer Klinik diagnostiziert, in der ich wegen Burnout war.

  • Sind denn so Psychotherapeuten generell über die Kasse abzurechnen? Ich dachte immer sowas muss man auch privat zahlen so wie Heilpraktiker und so. ....

    LG Andy mit den beiden Jungs (Mai2004 und Februar2007)

  • Ich habe auch ein gestörtes Essverhalten, neben den vielen anderen Baustellen....

    Seit ich jetzt intensiv in Behandlung bin, wegen der Depression habe ich zehn Kilo abgenommen. Allein durch Achtsamkeit und selbstliebe. Also bewusst am Essverhalten steuere ich nicht, habe zwischenzeitlich ein paar Wochen lang Sport gemacht, aber eher um was zu tun...

    "Wenn Dein Leben schwerer geworden ist, bist Du vielleicht ein Level aufgestiegen?!"

  • Sind denn so Psychotherapeuten generell über die Kasse abzurechnen? Ich dachte immer sowas muss man auch privat zahlen so wie Heilpraktiker und so. ....

    Wenn es ein "psychologischer Psychotherapeut" oder ärztlicher Psychotherapeut/ Psychiater ist, zahlt das idR die Kasse. Das sind geschützte Begriffe, so dürfen sich nur Leute mit den entsprechenden Ausbildungen und Abschlüssen nennen. Alles andere ist nicht geschützt, darf frei verwendet werden und wird auch nicht von den Kassen bezahlt.

    Wikinger 03/15
    Wochenendbesuchsdame - Rübchen 01/10

  • Klar sind andere Berufsbezeichnungen auch geschützt. Psychologe darf sich nur nennen, wer einen Universitätsabschluss in Psychologie hat. Therapeut darf sich nennen, wer eine Therapieausbildung hat. Es gibt verschiedene Therapieverfahren von denen allerdings nur drei von den Krankenkassen gezahlt werden: Tiefenpsychologisch fundierte Therapie, Psychoanalyse und Verhaltenstherapie. Oft bieten Therapeuten Mischformen an, wenn sie beispielsweise mehrere Verfahren gelernt haben. Selten therapieren Therapeuten nur nach einer einzigen Methode, oft werden Elemente anderer Verfahren entliehen. Nur auf dem Antragsformular an die Krankenkasse ist von einer "Reinform" die Rede. Kurz erklärt: die Psychoanalyse ist sehr umfangreich, bewilligt werden von der Kasse oft 300 Stunden (mein ich), viele sehen den Sinn nur, wenn man mindestens 2-3 mal die Woche investiert. Es gibt einige Annahmen über den Menschen und das Zustandekommen von inneren Konflikten, die in anderen Therapieformen so (nicht mehr) existieren. Die Psychoanalyse ist quasi die Urform der Therapie. Die tiefenpsychologisch fundierte Therapie ist quasi die kleine Schwester der Analyse, viel kürzer, man nimmt sich nur den problematisch Teilaspekt heraus und anaylisert nicht die gesamte Psyche. Außerdem werden einige Therapieelemente meißt anders ("lockerer") gehandhabt. Die Verhaltenstherapie beschäftigt sich mit dem bewussten Aufspüren von problematischen Verhaltensweisen und möchte diese zu ändern versuchen, setzt also eher an der Auswirkung im Alltag an als bei der tiefgehenden Frage "wie ist das entstanden / wo kommt das her".

    Es gibt wie gesagt noch andere Verfahren die nicht von der Kasse gezahlt werden. Der Nutzen der drei Verfahren im Gegensatz zu nicht gezahlten Verfahren ist umstritten (bspw. der Nutzen der Psychoanalyse). Aber da es etabliert ist, wird daran erstmal nicht geruckelt.

    Und um mal zum Ursprungsthema zurück zu kommen:

    Ich lebe auch mit einer BED. Ich glaube nicht daran, dass - wenn die tief verwurzelt ist - man die jemals los wird. Vielleicht hat man Zeiten ohne Essanfälle, aber es bleibt ein bisschen wie trockener Alkoholiker zu sein. Die eingeübten Mechanismen um Essaanfälle als Symptom zu vermeiden bleiben mühsam und werden oft in Zeiten von Stress (von außen und innen) über den Haufen geworfen. Im Grunde ist es ein zyklisches Prozess und man ist vermutlich lebtags damit verbunden. Ich hab mich viel mit dem Thema beschäftigt und bin auch seit 2,5 Jahren in Therapie (Gestalttherapie, selbstgezahlt - ein "Sozialtarif", den ich gut zahlen kann. Ich empfehle nicht von vornherein auszuschließen auch selbst zu zahlen. Diese Therapeutin zu finden war ein Spießrutenlauf und ich bin so dankbar dafür wie es jetzt ist).

    Erstens hat die Therapie stabilisierend auf mich gewirkt - was sich widerum auf die Essanfälle ausgewirkt hat. Ich habe gelernt Muster zu erkennen wann ich esse und wozu. Was es für Trigger gibt (unterschiedlichster Art von Situationen über Leute und auch bestimmtes Essen kann Bingen triggern). Ich habe einen achtsamen Umgang mit mir gelernt und verinnerlicht mithilfe der Therapeutin, die immer wieder á la "steter Tropfen höhlt den Stein" mit mir Situationen und Erlebnisse durchgegangen ist.

    Eine Therapie kan nich dir sehr empfehlen. Allerdings auch, ganz genau zu schauen, ob diese spezielle PErson gut zu dir passt.

    Edit: Nennswert abgenommen hab ich übrigens aber nicht. Mir kam die Schwangerschaft dazwischen und jetzt die Babyzeit. Keine Zeiten, in denen mir Achtsamkeit und Alternativverhalten leicht fällt. "Choose your battles". Alles hat seine Zeit.

    Einmal editiert, zuletzt von MaidenMotherCrone (11. Juli 2015 um 09:04)

  • @MaidenMotherCrone
    Leider ist wirklich nur "Psychotherapeut" geschützt sowie natürlich die akademischen Titel wie Dipl.-Psych. Sowas wie "psychologische Beratung" in einer "psychologischen Praxis" darf jeder einfach so anbieten. In der Regel wird sich auch niemand Therapeut nennen, der das nicht ist, aber um sicher zu gehen ist die genaue Bezeichnung schon wichtig. Deswegen werd ich da OT etwas klugscheißerisch ;) Für diesen Schutz haben die Berufsverbände lang gekämpft und das kam ja auch erst mit dem Psychotherapeutengesetz.
    Die Verfahren hast du schön erklärt, auch wenn ich als Verhaltenstgerapeut da über Details diskutieren würde (es geht nämlich schon um Ursachen, nur erklären wir die anders) - und das führt hier dann wohl wirklich zu weit :)

    Wikinger 03/15
    Wochenendbesuchsdame - Rübchen 01/10

  • Ich mag mich MMC anschließen - ich glaube nicht, dass man von einer Ess-Störung restlos "geheilt" werden kann, sie wird einen ein Leben lang begleiten.
    Und in der Therapie sollte es meiner Meinung nach auch gar nicht um's Abnehmen gehen, oft gehört der beständige Abnehmwunsch mit zur Störung. Bei mir ist das definitiv der Fall und ich bin einigermaßen stolz auch mich, dass ich seit gut einem Jahr keinen ernsthaften Diät-Versuch mehr gemacht habe.
    Genaugenommen haben BID und Ess-Sucht große Überschneidungen mit der Magersucht, man kann sagen, ich bin eine Magersüchtige in einem dicken Körper.
    Nachdem ich in der Klinik in einer Ess-Struktur-Gruppe schon viel dazugelernt hatte, habe ich mit meinem neuen Therapeuten zu Beginn der Therapie Ziele formuliert, und mein wichtigstes Ziel ist, ein NORMALES Verhältnis zum Essen und zu meinem Körper zu bekommen. Wozu auch gehört, NORMAL essen zu können, also ohne irgendwelche Extreme, Vorgaben und Verbote.

  • Ich hatte, seit ich ca. 13, 14 Jahre alt war, ein gestörtes Essverhalten. Hat sich ganz klassisch aus Diätversuchen entwickelt (die ich startete, weil ich mich, im Nachhinein grundlos, zu dick fühlte ab ca. 11 Jahren) und dem problematischen Umgang innerhalb meiner Familie mit Essen, Zunehmen und chronischem Stress durch unglückliche überforderte Eltern.
    Ich hatte auch jahrelang eine BED, später, mit Anfang 20, auch eine bulimische Phase. Ich glaube ich war 24, als ich nicht mehr konnte und eine Therapie anfing, erst eine Gruppentherapie, dann Einzeltherapie bei einem tiefenpsychologisch arbeitendem Therapeuten. Später habe ich noch mit einem Heilpraktiker gearbeitet, der einen homöopatischen und körpertherapeutischen Ansatz hatte. Es wurde besser, meinen letzten richtigen Fressanfall hatte ich vor über zehn Jahren und ich halte seit Jahren ohne übers Essen viel nachzudenken oder mich einzuschränken das Gewicht, was mein Körper immer anstrebt,wenn man ihn weitgehend in Ruhe machen lässt und mit dem ich auch meistens zufrieden bin. Anfangs hatte ich natürlich auch immer noch Angst, dass es wiederkommt, denn ich kannte schon Phasen, da ruhte die Störung quasi oder es ging mir besser. Nun ist aber soviel Zeit vergangen und die Esstörung scheint vorbei zu sein, obwohl es mit schon länger nicht wirklich gut geht und im Moment überhaupt nicht (Erschöpfungsdepression ;( ). Aber Fressanfälle scheinen für mich irgendwie nicht mehr zum regulieren negativer Gefühle zu funktionieren...
    Sowas wie einen Diätversuch würde ich dennoch lieber nicht riskieren. Druck oder Kontrolle oder "Zusammenreißen" war immer kontraproduktiv und haben die Störung verstärkt. Im nachhinein kann ich sagen, es ging mir immer eher besser, wenn ich etwas gemacht habe, wo ich meine Gefühle nebenbei rauslassen konnte, ohne dass das erklärtes Ziel war, z.B. viel getanzt habe, aber ohne Leistungsdruck oder Beobachtung, am besten für mich allein. Es war auch besser, als ich in einer ruhigen Beziehung war zu einem eher fürsorglichen Mann....und ich glaube es hat auch geholfen, wenn ich mich mit etwas beschäftigt habe, was mich stark interessiert hat und ich so im flow war, dass ich mich gar nicht mit Essen beschäftigt habe....naja.