Großer Bruder hasst kleinen Bruder

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  • Liebe mamaraupe,


    es ist interessant, sich mit dir auszutauschen.


    Das Beispiel mit dem geklemmten Finger und dem Beschweren über einen eigenen Nachteil könnte von uns sein...


    Was wir machen, um damit klarzukommen?


    Reden, reden, reden.
    Manchmal in absolut unerträglichen Situationen muss der Große erstmal "entfernt" werden.
    Beispielhaft ihm sein eigenes Verhalten vorhalten.


    Die beiden Jungs gingen noch in getrennte Einrichtungen.
    Jetzt wird der Kleine in die gleich Schule eingeschult, in die der Große geht.
    Zur Zeit sind Ferien und der Große ist unterwegs.
    Alle sind entspannter.
    Trotzdem auffällig, für sich können beide Jungs vernünftig handeln und agieren.
    Aber treffen sie aufeinander, laufen Muster ab...


    Es ist bei uns so, dass es regelmässig akut wird und ordentlich knallt.
    Dann geht es erstmal wieder für 1, 2 Tage.
    Der Große hat dann begriffen, was von ihm verlangt wird. Aber da es nicht in seinem Wesen verankert ist, und nicht seiner natürlcihen Verhaltensweise entspricht, ist es nur ein Frage der Zeit...


    Leider kann ich sagen, dass ich zwar schon gerne Hilfe von aussen hätte. Aber ich weiß, dass wir Punktekarten etc. hier nicht konsequent durchhalten würden. Wir habe auch schon selber solche DInge probiert. Es ist einfach dem Alltagsstress (Kinder, Tiere, Jobs, Baustelle) geschuldet, dass wir sowas nicht lange durchhalten;-(
    Weiterhin habe ich gleichzeitig Bedenken, dass man, indem man Hilfe von aussen dazuholt, sich nochmehr auf das Thema fokussiert.
    Erwische ich mich doch hin und wieder dabei, herauszufinden, ob es nicht doch irgendwie normal ist... und wir halt damit klar kommen müssen...


    Mein Mann ist zwar wirklich ein lieber Vater (und Mann;-) aber er mag schlichtweg keine Erziehungssratgeber. Ich wäre wohl in alleiniger Verantwortung, die Sache durchzuziehen - mit Herzblut, mein ich jetzt. Aber du kannst mir glauben: oft habe ich schon laut gesagt, dass ich gern mal zu einem Psychater gehen würde mit dem Kind...


    Ich weiß auch nicht, wie gesagt, wir sind ratlos. Und ich bin diejenige, die Zeit hat, sich damit mehr zu beschäftigen...und hier rumzuschreiben...


    PS: Was ist proaktiv loben?
    Ich versuche schon gelegentlcih, die positiven Verhaltensweisen zu loben udn zu bestätigen. Nicht selten habe ich aber das Gefühl, dass er dann erst recht dicht macht. So als würde er da erst merken, was er da eigentlcih (schönes) tut mit seinen Geschwistern...


    PPS: Ja, das mit den Bedingungen usw. habe ich auch schon festgestellt. Ich mein, dass es besser ist, manchmal den 2. Satz wegzulassen;-)
    Beispiel: Er will für alle zum Abend kochen. Hat riesig was vor: Drei-Gänge-Menü...
    Er sammelt sich einige Zutaten zusammen und fragt mich, wie dies und jenes nun funktioniere.
    Ich sage (entspannt), dass ich gerade etwas anderes mache und ihm jetzt nicht helfen kann. Es wäre auch besser, wenn er sich vorher überlege, was er braucht, und wie lange er braucht für etwas. Einen Plan machen (macht er nie! strebt immer sofort das Ergebis an - komischerweise muss er beim Lego bauen ja doch einen Plan im Kopf haben).
    Er flippt aus, kriegt einen seiner feinen Wutanfälle und sagt, jetzt koch ich eben gar nciht mehr...
    Ich lächle nur still in mich hinein. (Er hätte noch 4 Stunden Zeit bis zum Essen)
    Und siehe da - 2 Stunden später fängt er nochmal an, als wäre nix gewesen. Jetzt habe ich auch Zeit und kann ihm helfen.
    Und es wird ein leckeres Essen.


    Ich wünschte, es wären immer Ferien udn ich wäre immer so entspannt.


    Und ich weiß genau, dass es morgen, wenn er von Oma wiederkommt wieder eine Szene zwischen ihm und seinem kleinen Bruder geben wird.
    Könnt ja schonmal überlegen, wie ich damit umgehe...


    Sorry, für den langen Text.

    Wer etwas will, findet Wege, wer nicht, Gründe.

  • bernstein


    Das mit der Harmonie ist ein guter Gedanke. Schliesslich ist in anderen Familie immer alles besser...;-)))
    Wenn ich höre, was meine Freundin mit 4 Jungs umtreibt, haben wir es mit nur zwei Jungs noch ganz harmlos.
    Du hast völlig Recht mit dem überwerten der Harmonie. Ich denke, es ist uns schon bewusst, das Kinder streiten, aber vielleicht ist es eben bei uns häufiger.
    Zumal mir jetzt jemand erzählt hat, dass sich die Jungs geprügelt haben, ohne dass die Eltern dazuwischen gegangen wären. Das ist bei uns (bisher) noch nie vorgekommen. Bei uns erfolgen die kleinen Fiesigkeiten dann eher in Gesten und Worten.



    mamaraupe


    nochwas: was du gleich am Anfang schreibst, das er gefallen will und gelernte verhaltensweisen abspueln kann, kann ich bei genauerem hinsehen bei meinem Großen auch beobachten. Nur bei seinem kleinen bruder wendet er dieses Prinzip leider nicht an. Aber für die Zukunft ist dies auf jeden fall eine Stütze für mich.

    Wer etwas will, findet Wege, wer nicht, Gründe.

  • Ich bin mir momentan gar nicht sicher, ob irgendwer hier gefallen will. Wir haben jetzt eine Woche Ferien hinter uns, waren viel unterwegs, ich packe gerade, weil wir morgen weg fahren. Und ich habe mir den goldenen Streitschlichter am Band verdient.


    Zur Zeit sucht er den Streit nicht nur mit seiner Schwester, sondern auch mit seinen Freunden, Langeweile und Aufregung tun ihr übriges. Tablet spielen könnte er den ganzen Tag, aber auch da motzt und schimpft er vor sich hin. Aber weg legen will er dann eben auch nicht, und wenn er es muss, motzt und schimpft er auf uns und sucht Streit mit der Schwester.


    Vor zwei Tagen habe ich herausgefunden, dass ich, wenn ich das Streitsuchen ins Lächerliche ziehe, beide Kinder an die Hände nehme und mantraartig skandiere: "Wir suchen heute keinen Streit! Wir suchen heute keinen Streit! ..." zumindest ein Lächeln auf sein Gesicht zaubere, bevor er sich peinlich berührt abwendet und für einen kurzen Moment keinen Streit mehr sucht. Jetzt steht die Drohung im Raum, dass wir das alle zusammen jeden Morgen als Polonaise über den Bauernhof veranstalten, wenn er weiter macht.


    #weissnicht


    Irgendwie muss ich eben auch einen Weg finden, damit umzugehen. Vielleicht habt ihr ja noch eine Idee.


    Aber zumindest kann ich mich hier von Zeit zu Zeit ausweinen.
    Orakel, Wie läuft es bei euch gerade?

    mamaraupe (*1973) mit paparaupe (*1969), großer raupe (*06/06), und kleiner raupe(*02/10)

  • Irgendwie muss ich eben auch einen Weg finden, damit umzugehen. Vielleicht habt ihr ja noch eine Idee.


    Vielleicht braucht er feste Aufgaben? Irgendetwas was er nur mit Dir/ dem Papa oder alleine tut? Oder Ihm fehlt der Rhythmus, da hilft es den Tag zu strukturieren und schriftlich festzuhalten.

  • Hallo,


    ich lese interessiert mit. Bei uns ist es genauso. Ich könnte damit leben, dass sie den ganzen Tag streiten, aber die Große wird dann immer handgreiflich. Oft habe ich nur die Wahl zwischen daneben sitzenbleiben und aufpassen, dass nichts passiert oder weggehen und eine halbe Minute später den Kleinen trösten, der wieder mal eine Faust auf den Kopf / in den Rücken / in den Bauch bekommen hat. Wenigstens zieht im Moment Fernsehverbot, das ist das Einzige, womit man irgendwie alles noch ein wenig unter Kontrolle halten kann.


    Liebe Grüße,
    orange

  • Laut meiner Schwiegermutter waren mein Mann und sein älterer Bruder auch so. Als sie älter wurden mit Klopperei durchs Haus und Tür eintreten. Erst als der Bruder sehr früh auszog, da verstanden sie sich auf einmal gut.
    Aber auch heute noch merke ich, wenn wir uns mal mit den Familien treffen, dass die beiden schon seeeeehr unterschiedliche Menschen sind und mein Mann bei Verteilung der Empathie nur ein sehr kleines Löffelchen abbekommen hat. #augen
    Ich hoffe, dass es bei euch früher klappt und sie vielleicht etwas finden, woran sie beide - außerhalb von Wettbewerben - interessiert sind.

  • ...vom Großen.


    Nehmts mir nicht übel, aber der Große ist gerade eine Woche weg und es ist so ruhig und entspannt...
    Ich habe für mich festgestellt, dass die anderen drei keine Erwartungen von früh um 7 bis abends um 7 haben. Und wenn, kann man leicht darüber diskutieren und Kompromisse schliessen. Keiner moppt den anderen, auch wenn es hier auch Streite gibt.


    Was fehlt, ist das Sprühen der Phantasie, die ständig neuen (verrückten und nicht durchführbaren) Ideen und Forderungen und die häufigen Wutanfälle wegen enttäuschter Erwartungen. Mir wird gerade so bewusst, dass es nicht einfach ist, beim Positiven zu bleiben, da der Große doch ein sehr fordernder und getriebener Mensch ist...;-( Und dadurch ja logischerweise immer wieder enttäuscht wird.


    Der kleine Bruder kommt gerade ganz groß raus. Hilft mir ganz viel mit und erzählt ohne Unterlass. Das geniesse ich gerade sehr.


    mamaraupe
    Das mit dem Mantra werde ich auch mal versuchen. Vielleicht einfach nur, um nicht selber auszuflippen...
    Ich schreib dir, wies läuft wenn der Große wieder kommt. Wird sicher erstmal schwierig. Der Kleine muss Aufmerksamkeit abgeben und der Große diese auf einmal wieder mit dem Kleinen und den Mädels teilen.


    @alle


    Feste Haus/Aufgaben hat er.
    Etwas mit einem von uns allein zu unternehmen haben wir auch schon versucht. Erfolg ist fragwürdig. Es ist eher so, dass er dann zu den erhaltenen 200% noch mehr Aufmerksamkeit dazu haben will. Vielleicht ist es auch zu selten. Da wir aber 4 Kinder haben, Haus&Hof&Tiere samt Baustelle und Selbständigkeit, geht es einfach nicht häufiger. Ausserdem sind wir auch gern in Familie unterwegs, wenn wir schonmal unterwegs sind;-)


    Da fand ich eher noch die Tage schöner, wenn beide Jungs zusammen was machen. Aber auch hier ist es nicht so, dass die große Liebe ausbricht. Der Große geniesst die Unternehmung einfach neben dem Kleinen, nicht gemeinsam mit ihm - versteht ihr? Wenn er nicht gar auf die Idee kommt, den Coolen großen Bruder raushängen zu lassen, der jetzt dem kleinen alles erklären muss, weil er das alles schon kann/kennt.


    Und den Tag schriftlich festzuhalten kommt für uns überhaupt nicht in Frage...Weiß nicht, wie ich das noch konsequent unterkriegen soll...
    Das mit der Struktur ist schon richtig, aber eine gewissen Struktur besteht ja bei uns - allein durch Schule, Hobby, Pflichten. Aber ich denke, wenn es mal anders läuft, als erwartet, muss doch ein 11jähriger damit umgehen können, oder nicht?


    Tablet, Fernseher usw. haben wir nicht.
    Und so, wie er keine Empathie zu besitzen scheint, hat er auch null Kampfgeist.
    Strafen, welcher Art auch immer, heben ihn einfach nicht an. Er zuckt mit den Schultern und erträgts.
    Das war schon in der Trotzphase so. Das ist beim Sport so (also das mit dem fehlenden Kampfgeist) und ist bei seinen Freunden so.
    Wenn etwas nicht gleich klappt - aufgeben oder Wutanfall plus aufgeben. Dazwischen gibts nix.


    Fragen nach Hilfe, Entschuldigungen oder um jemanden kämpfen - das ist nicht seins. Weiß nicht, obs noch kommt.


    Soweit von der Front.
    In ein paar Tagen mehr.

    Wer etwas will, findet Wege, wer nicht, Gründe.

  • Strafen, welcher Art auch immer, heben ihn einfach nicht an. Er zuckt mit den Schultern und erträgts.

    Meine bekommt dann noch einen Wutanfall zusätzlich wegen der Strafe. Dass sie das irgendwie beeinflussen könnte, ob eine Strafe kommt oder nicht, auf die Idee kommt sie gar nicht. Ich kann mich an eine Situation erinnern, da sagte der Kleine zu ihr: "Hör auf, sonst bekommst Du das-und-das (die Strafe)." Er hatte das verstanden, sie hat trotzdem weitergemacht.
    Natürliche Konsequenz funktioniert auch überhaupt nicht. Wenn man sagt: Wenn Du jetzt nicht in 10 Minuten fertig bist, dann haben wir keine Zeit mehr zum Lesen, dann ist das Ergebnis auf gar keinen Fall, dass sie schneller macht, sondern sie bekommt erstmal einen 10-minütigen Wutanfall, weil sie keine Zeit mehr zum Lesen hat. #augen


    Mit einem Kind ist bei uns auch alles super. Die Oma nimmt zum Beispiel immer nur ein Kind, die ist total begeistert von denen. Von ihr bekommen sie auch 100% Aufmerksamkeit. Da ist alles wunderbar.

  • hallo ihr lieben, ich würde mich gerne einreihen. offen gestanden war es dieser thread, der mich dazu bewogen hat, nach laaaaanger forenabsenz mich hier wieder einzuloggen. danke für euern bisherigen austausch, ich konnte schon einiges für mich rausziehen.


    bei mir betrifft es den zweitgeborenen (von 4 geschwisterkindern). er ist jetzt 9.5 jahre. auch er wäre von seiner persönlichkeit her ein begabtes einzelkind. allerdings finde ich, dass es ihm ganz gut tut, sich schon im kindesalter in eine etwas grössere gemeinschaft einzufügen. nicht auszudenken, wie es wäre, wenn er das erst mit 18 oder 25 jahren lernen müsste. früher hat er auch gelegentlich gesagt, dass er sich keine oder weniger geschwister wünschte. damit hat er allerdings aufgehört, seit der jüngste bruder ihn mal betreten gefragt hat, WEN von ihnen er sich denn wegwünschen würde.


    moglis frustrationen und aggressionen richten sich zum guten glück nicht primär gegen seine geschwister, sondern gegen sich selbst, gegen uns eltern oder gegen die ganze welt. lange hat er beispielsweise uns eltern mit selbstmorddrohungen zu erpressen versucht 8I. an schlechten tagen ist er noch heute im familiengefüge wie ein schwarzes loch, das die gute laune aller absorbiert. sehr anstrengend für alle, auch für ihn selber. auf der anderen seite ist er ein reich und vielseitig begabtes kind: die schule fällt ihm leicht, in seinem sport und auf seinem instrument lernt er schnell und leicht. aber zu lernen, dass ab einem gewissen niveau für fortschritte übung und beharrlichkeit nötig sind, ist eine sehr harte lektion für ihn.


    geholfen hat mir zu akzeptieren, dass dieses kind mehr braucht: mehr lob, mehr zuwendung, mehr zeit. entweder können wir eltern es ihm freiwillig geben, oder er holt es sich. weil er ohne wirklich nicht kann. das ist phasenweise sehr anstrengend, weil er so "unersättlich" wirkt. da muss ich mir immer wieder vor augen führen, dass er das nicht ist. gelingt mir mal besser, mal schlechter. ebenfalls geholfen hat die verabschiedung von der vorstellung, dass ich jedes kind gleich behandeln muss. wichtig ist mir, dass alle bekommen, was sie brauchen. ich glaube, erst dann können sie auch ein gefühl für die bedürfnisse der anderen entwickeln. das eine kind braucht vielleicht viel zeit für sich, das andere viele gemeinsame aktivitäten, das dritte viel bestätigung. wir haben noch immer gelegentliche unterstützung durch einen kindermann, weil wir eltern in unserer familie das alleine nicht ohne stress schafften. das räumt den stress nicht komplett aus, aber erleichtert einiges (und ist natürlich eine luxusvariante, das ist mir klar).


    verantwortung übertragen schliesslich funktioniert bei mogli nicht schlecht, am besten in bereichen, in denen ich es nie erwartet hätte: beim gärtnern, beim umgang mit haustieren und bei handarbeiten. da legt er beharrlichkeit und einen langen atem an den tag -- und ich bin stets auf der suche nach neuen gebieten, in denen er das üben kann.


    momentan kann ich mir einfach beim besten willen nicht vorstellen, wie er als erwachsener sein wird, wenn dieser charakterzug so stark bleiben sollte. berufswunsch "diva" geht ja irgendwie nicht ...

    ko_nijntje mit muck (2004), mogli (2006), miep (2007) und mimir (2011)

  • Das mit dem Mehr Brauchen hast du treffend geschrieben. Ich habe ja nur zwei. Und ich habe auch schon vor langer Zeit festgestellt:
    Wenn ich 100% Zeit für die Kinder habe, er aber 85 braucht, um individuell glücklich sein zu können, dann sind die 75, die er kriegt, im Gegensatz zu den 25, die für seine Schwester noch übrig sind, zwar deutlich mehr als die Hälfte, aber für ihn immer noch nicht ausreichend. Will heißen, ich gebe ihm objektiv viel mehr Aufmerksamkeit als der Schwester, aber er hat aus seiner Sicht immer noch nicht genug und fühlt sich nicht ausreichend gesehen.


    Eine Lösung dafür fällt mir zwar nicht wirklich ein, zumal die Kleine inzwischen auch mehr braucht (die war als Baby echt genügsam), aber seit ich den Mechanismus verstanden habe, geht es mir damit besser. Das einzige, was mich jetzt schon traurig macht, ist die Angst davor, dass er mir mit Anfang 20 mal vorwerfen wird, dass ich ihn immer benachteiligt habe. (Habe ich bei meinem Bruder miterleben müssen, und die charakterlichen Ähnlichkeiten zwischen meinem Bruder und meinem Sohn sind erschreckend).


    Das mit dem Selbstmord war für uns das letzte Tröpfchen, extern Hilfe zu suchen. Nicht, dass er das ernsthaft vorgehabt hätte, aber ein 6 Jähriger, der weint "ich spüle mich jetzt durch die Toilette, dann bin ich weg und ihr seid froh!" ist schon harter Tobak.


    Und das "Schwarze Loch" finde ich auch toll formuliert. Genau so ist er. Wenn er schlechte Laune hat, saugt er die gute Laune aller anderer Personen ab und macht, dass wir alle auch schlechte Laune kriegen. Nur die Schwester ist dagegen total immun, aber die muss ja auch einen Weg finden, damit umzugehen.


    Aber im Moment, ich trau mich kaum, es zu schreiben, läuft es geradezu harmonisch. Wir sind im Urlaub, Dänemark, Bauernhof, keine anderen Kinder. Was hatte ich Angst davor. Und plötzlich kann er auch mit ihr. Klar gibt es Konflikte, aber irgendwie wirken sie mehr als ein Team als jemals zuvor. Spielen morgens zusammen, gehen abends noch mal Katzen suchen, sitzen stundenlang zusammen im Pferdestall, buddeln am Strand. Ich bin echt begeistert.
    Und gleichzeitig bin ich gespannt, ob wir es schaffen, davon ein bisschen was mit in den Alltag zu nehmen.


    Orakel, war die Woche denn erholsam? Und wie läufts, seit er wieder da ist? Hoffentlich habt ihr auch mal etwas Pause?!


    Ach, ich finde es schön, zu wissen, dass es das noch öfter gibt. Und ich weiß inzwischen auch, dass das nichts mit mir oder uns als Eltern zu tun hat. Damit geht es etwas leichter, finde ich. Also erzählt gerne alle mehr...
    :D

    mamaraupe (*1973) mit paparaupe (*1969), großer raupe (*06/06), und kleiner raupe(*02/10)

  • Gerade liegen sie im Kinderschlafzimmer und quatschen miteinander. Ganz normal, ganz ganz süß.
    #love
    Das gabs noch nie, wirklich noch nie. Es war immer ein Drama für ihn, mit ihr in einem Zimmer schlafen zu müssen. Und jetzt erzählen Sie Geschichten und gackern rum. Ich mag gar nicht dazwischen gehen, und sie ans Schlafen erinnern. Ich bin im Paradies. Bittebittebitte, nur ein ganz kleines bisschen davon mit nach Hause. *wünschundhoff*

    mamaraupe (*1973) mit paparaupe (*1969), großer raupe (*06/06), und kleiner raupe(*02/10)

    • Offizieller Beitrag

    mamaraupe, dass ließt sich toll. #love
    (mache ein Foto und hänge es auf :) ).



    Irgendwie kommt mir dein Nick bekommt vor. Wie alt ist deine Tochter? Waren wir mal im gleichen Thread 2010? (Da war ich ica).


    VG,
    Nasenbär


    edit: gerade deine Signatur gelesen. Ja wir waren im gleichen THread... :)

    Einmal editiert, zuletzt von Ica ()

  • mensch, ko nijntje...das ist ja ne freude dich zu lesen. wow!!!!! #super

    Susanne mit Kasperle 08/04 , Seppel 01/07 und Gretel 10/10 :) und Überraschungsstar April/2014


    Pippi Langstrumpf:" Es ist unbedingt wichtig für kleine Kinder ein
    geordnetes Leben zu haben. Besonders, wenn sie es selbst ordnen dürfen." :D

  • Liebe Ko_nijntje,


    vielen Dank, dass Du hier geschrieben hast und rückfällig gewworden bist;-/
    Deine Worte haben mich zum Nachdenken gebracht.
    Auch bei uns ist es der 2. Geborene, welcher so einen speziellen Charakter hat und vor allen anderen Kindern mehr Aufmerksamkeit benötigt - seit Geburt an.


    Und so schön sich das bei Dir liest, mein Atem reicht einfach nicht, um ihm was er braucht zu geben.
    Umbringen wollte er sich noch nicht. Aber ausziehen. Lieber unter der Brücke wohnen. Einzelkind sein.
    Ich denke fast jeden Abend, dass ich ihm nicht gerecht werde, es aber auch nicht anders kann / zeitlich / nervlich hinbekommen.
    Vielleicht habe ich auch zu hohe Ansprüche...


    Leider richtet sich bei ihm die Wut in 70% der Fälle gegen seinen 3. geborenen Bruder.


    Ein Beispiel:
    Wir bereiten die Einschulung von Nr. 3 vor. Nr. 2 kommt mit zum Einkaufen (wir basteln alle Zutüs selber) und ist ganz tapfer. Es liess sich nicht anders einrichten. Und danach gehen wir auch noch nur zu 3 ins Kino. Er hat beim EInkaufen auch die Idee, seinem Bruder eine Uhr selber zu basteln, was ich echt ganz toll finde. Und ich packe bereitwillig noch mehr Bastelmaterial in den Korb, um seine Idee zu unterstützen.
    Natürlcih sage ich ihm auch, dass das eine tolle Idee ist und sich der Kleine freuen wird.


    Prompt


    verliert er die Lust. Will aus Faulheit das Uhrwerk zum Selberbasteln schenken... Ich versuche, ihn zu animieren, mache Vorschläge, will ihm helfen.
    Ich merke, dass ich seine Idee zu stark gelobt habe (gibt es das???) (und er merkt, dass er seinem kleinen bruder was gutes tut...) und nehme mich zurück.


    Das Ergebnis ist nun eben zwar eine fertig gebastelte aber etwas lieblos zusammengekleisterte Uhr. Ich finde sie trotzdem toll, kann aber nicht dran vorbei, diesen Zusammenhang zu registrieren.


    Was hätte ich anders machen können???


    @ mamaraupe


    Die Woche Ferienlager war für den Großen bereichernd und absolut passend zu seinen Interessen und Ideen.
    Er war sehr ausgeglichen an dem Tag, als wir ihn abholten. Wir haben ganz viel zugehört, er hatte viel zu erzählen.
    Ich bin ganz bewusst vorurteilslos an Streitsituationen herangegangen und hatte das Gefühl, das sind ganz normale Streitereien - kein Mopping gegen jemand besonderen in der Familie.


    Das hat ganze 2 Tage gehalten. Dann ging es los, dass der Große den kleinen wieder ignorierte oder ihm lieber aus dem Weg ging. Kein Problem, das ist ok. Soll er ihm aus dem Weg gehen. Nur heute ist es mal wieder eksaliert. Als der kleine von einem OmaKurzBesuch zurückkam. Logisch, alles muss sich wieder einrütteln. Aber die Beiden haben sich dann böse beschimpft und am Ende sogar zugeschlagen. Allerdings - der Kleine genauso wie der Große...


    Ich weiß grad gar nix mehr dazu zu sagen und bin froh, dass der Tag vorbei ist.
    Hab Angst vor Schulbeginn. Gehen die auf dem Schulhof dann auch so aufeinander los? Der Große ist bis jetzt als freundlicher Kerl in der Schule bekannt. Wird sich das ändern, wenn ihm sein Bruder "Konkurrenz" macht? zumal der Kleine auch immer aggressiver reagiert - inzwischen auch gegenüber seiner kleinen Schwester.


    Alles liebe euch, ich geh jetzt erstmal schlafen und träum dass mamaraupes Urlaubskinder meine wären...
    Hab heute viel Holz geschleppt.

    Wer etwas will, findet Wege, wer nicht, Gründe.

    2 Mal editiert, zuletzt von Orakel () aus folgendem Grund: Hab die Smileys gesucht und nicht gefunden... ich such morgen oder so weiter...

  • Ich kann mich hier auch einreihen :S
    Was hier täglich an Gemeinheiten und Handgreiflichkeiten abgeht, geht auf keine Kuhhaut.
    Die Kleine ist sowieso sehr speziell, ohne ADHS-Medikation geht hier gar nichts, sie ist auch nach wie vor nicht beschulbar in einer normalen Schule - und sie ist quasi seit Geburt ein Kind, das fordert, fordert, fordert und es reicht einfach NIE.
    Sie ist extrem selbstbezogen und man hat das Gefühl, für sie dreht sich die Welt nur um sie selbst. Egal, was sie mehr darf oder zuerst darf, sobald der große Bruder dran ist, wird sie richtig gemein und unglaublich wütend und versucht, alles zu boykottieren.
    Der Große ist jetzt 11 und schon ziemlich pubertär unterwegs, der hat für seine kleine Schwester eigentlich nur Häme und Herablassung übrig :(
    Was wiederum sie extrem anstachelt, denn eigentlich will sie ja nichts mehr, als seine Aufmerksamkeit und Anerkennung.
    Ich finde es echt schwer, damit umzugehen - v.a. weil ich weiß, dass die Beiden sich EIGENTLICH schon lieb haben. Ganz manchmal kommt das auch durch, z.B. wenn die Kleine zu ihren schlimmen abends-nicht-schlafen-können/wollen-Zeiten so ein Theater gemacht hat, dass ich nur noch gebrüllt habe und sie nicht mehr aus ihrem Zimmer kommen sollte (das ging über JAHRE und war unglaublich schlimm für mich), da hat er sie zu sich mit ins Zimmer geholt #love
    Oder wenn sie zusammen am PC an einer Mincraft-Welt tüfteln.
    Aber das ist alles wirklich selten, es wäre ja auch okay, wenn sie sich einfach nix zu sagen haben und sich aus dem Weg gehen, aber diese täglichen, lautstarken Konflikte mit Hauen, Treten, Würgen, da hab ich echt manchmal Angst, die bringen sich noch um #yoga
    Der kleinen Schwester gezielt Aufgaben geben, mit denen sie sich groß und wichtig fühlt, klappt auch hier gut, aber eben nur für diesen Moment, danach geht's gleich wieder los - v.a. weil der Große dann meistens einen herablassenen Kommentar abgeben muss, der sie wieder auf die Palme bringt #augen
    Überhaupt muss er alles negativ kommentieren, auch wenn er gar nicht beteiligt ist, da hab ich noch keinen Weg gefunden :(

  • hallo


    orakel: ich glaube, du kannst schlicht und ergreifend nichts übermenschliches leisten. bei uns ist das eingehen auf mogli auch nur machbar, wenn wir zu den kritischen zeiten und tagen zwei erwachsene sind.


    ist dein zweiter zugänglich auf der kognitiven ebene? wie wäre es, wenn du dich mit ihm in ruhe zusammensetzt und ihm die sache auseinanderlegst? also im stil von "ich würde gerne zaubern können und mich verdoppeln oder verdreifachen. aber das kann ich nicht. deshalb musst du manchmal warten und ich kann nicht immer sofort reagieren. obwohl ich das gerne tun würde." vielleicht hat er eine lösungsidee. oder ihr zusammen.


    zu deiner uhrgeschichte fällt mir nach etwas nachdenken ein (spontan hätte ich wohl genau gleich reagiert wie du): vielleicht hast du ihm durch deine begeisterung das projekt "weggenommen"? es war jetzt nicht mehr seins, sondern (auch) deins und dasjenige des jüngeren bruders. ein bisschen wie bei der kochgeschichte, die du weiter oben erzählst. oder erwartet er in solchen sitationen unterstützung von dir? falls nein, kannst du dich vielleicht mal bewusst zurücknehmen -- mit dem risiko, dass wenn dann beim selbermachen was schief läuft, vielleicht ein sündenbock her muss ... es bleibt eine gratwanderung.


    und zum schluss möchte ich dir etwas mut machen wegen der schule: meine kinder halten nie so gut zusammen, wie wenn sie ausser haus sind. und auch zu den turbulentesten zeiten haben sie sich im hort, den sie gemeinsam besuchen, nie gestritten. dort sind sie sich entweder aus dem weg gegangen oder haben sich gegen andere verbündet.


    daikiri: oh, das hört sich extrem anstrengend an. für alle.


    mamaraupe: die kuschelstory ist so schön zu lesen ... wie geht es euch inzwischen zurück im alltag?


    auch ich habe ehrlich gesagt etwas angst davor, wie es ihm mit seiner art als erwachsener ergehen wird. aber ich kann ja eh nicht mehr tun als eine basis legen. vielleicht zieht er mal zeternd aus oder macht mir vorwürfe, er sei zu kurz gekommen. aber vielleicht merkt er auch irgendwann, dass es ihm mit anderen menschen und in anderen konstellationen ähnlich ergeht. hm. hat sich das verhältnis deines bruders zu den eltern irgendwann wieder gebessert?

    ko_nijntje mit muck (2004), mogli (2006), miep (2007) und mimir (2011)

  • Hier ähnliche Situation beim großen Kind, wenn auch ein klein wenig anders - bei uns liegt es wahrscheinlich an Zeitmangel wegen Baby und Beruf.
    Wir haben wegen verschiedener Verhaltensauffälligkeiten inzwischen Hilfe von "außen" und folgende Tipps bekommen, die hier zum Teil ja auch schon genannt wurden:


    - nervende Situationen benennen, mit dem Kind in einem guten Moment besprechen und überlegen, wie man diese Situationen besser hinbekommt
    - abends besprechen, was gut geklappt hat
    - Extra-Zeit und mehr empathische Aufmerksamkeit für das "störende" Kind, vielleicht ist sein Verhalten für ihn auch die einzige Art, Aufmerksamkeit von euch Eltern zu bekommen?
    - Emotionen spiegeln


    Bei uns ist das Problem möglicherweise eine Bindungsstörung.


    edit: ko_nijntje hat es ja eigentlich schon schön beschrieben ... bei uns waren es auch solche Drohungen, die uns bewogen haben, Hilfe aufzusuchen. :(

  • ko_nijntje, das mit meinem Bruder war glücklicherweise nie ein ernstes, dauerhaftes Zerwürfnis. Das aber nur deshalb, weil meine Mutter nicht auch die Eskalation gesucht hat. Aber es hat ihr damals sehr weh getan. Wie sehr, kann ich erst vollständig verstehen, seit ich selber Kinder habe. Heute ist aber alles gut zwischen den beiden.


    Dafür hat uns der Alltag wieder. Wir arbeiten, die Kinder sind in der Betreuung, seit Mittwoch. Konflikte mit der Schwester gibt es zwar gerade erfreulich wenige, dafür reibt er sich wieder mal massiv an mir. Gestern die erste Schreierei nach dem Urlaub, heute mal wieder ein Katastrophen-Nachmittag. Hatte eher Feierabend gemacht, um den Nachmittag bei bestem Wetter nutzen und an den Urlaub anknüpfen zu können. Irgendwas Schönes mit den Kindern. Stattdessen werde ich aufs Übelste angebrüllt und beschimpft, weil ich zu irgendwas eine freundliche, aber kritische Bemerkung gemacht habe.
    Dann gab eins das andere am Nachmittag, irgendwann ging's dann. Aber nur, um zum Abend hin in Höchstform weiter zu gehen. Wir hatten gewagt, einmal "Nein" zu sagen, und er gebärdet sich wie ein 3jähriger. Wütendes Getrotze inklusive Beschimpfungen, ich war nach dem Nachmittag auch nicht mehr sonderlich geduldig, und so entlud sich der komplette Zorn wieder in meine Richtung.


    Manchmal frage ich mich, wie viel man sich als Mutter, als Mensch überhaupt, gefallen lassen muss. Ich bin mir echt zu schade, immer den Schuhabtreter für sein respektloses Gebaren zu spielen. Wie nur kann ein 9 jähriger empathiefreier Mensch so was wie Respekt für andere Menschen lernen? (Ist ja auch das wesentliche Thema im Geschwisterkonflikt)
    *ratlosbin*


    Aber vielleicht sollte ich mich stattdessen darüber freuen, dass es mit der Schwester dafür umso besser läuft. Dazu fehlt mir nur heute Abend die Energie.

    mamaraupe (*1973) mit paparaupe (*1969), großer raupe (*06/06), und kleiner raupe(*02/10)