BVerfG kippt Betreuungsgeld

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  • Kiwi, ich schimpfe doch garnicht auf die Leistungsgesellschaft ,
    und hab erst recht auch nichts gegen Mütter, die schnell wieder arbeiten gehen wollen!
    Ich empfinde aber einen gewissen unterschwelligen Druck in meinem Umfeld, so schnell als möglich wieder zu arbeiten und den empfinden bestimmt auch viele andere Mütter.
    In meiner ersten Schwangerschaft hab ich für ein Jahr Elternzeit beantragt, weil "man" es halt so macht. Als ich es mir nach sechs Monaten anders überlegt hatte und die vollen drei Jahre beantragt habe, stieß ich überwiegend auf Unverständnis und auch mein Arbeitgeber hatte so seine Probleme damit.
    Ich kenne keine Frau in MEINEM Umfeld, die nach einem Jahr wieder arbeiten gehen WOLLTE, bei den meisten war es der Druck von außen, vom Arbeitgeber, von der Gesellschaft , weil es man halt so macht. Bei manchen natürlich auch einfach die finanzielle Not, weils Geld einfach nicht reicht. Ich bin hier weit und breit ein Unikum , und werde auch darum beneidet.


    Eine Leistungsgesellschaft ist nicht per se böse, erzeugt aber einen gewissen Druck , den manche Frauen aber einfach auch nicht leisten können oder auch wollen. Ich habe 15 Jahre lang in einer großen Firma einen sehr gut bezahlten Job gehabt, wo Leistung gross geschrieben wurde, und habe viele gesehen, die daran kaputt gegangen sind, mich inklusive, weshalb ich es auch gewagt habe, den Job zu schmeißen. Vllt ist Leistung für mich subjektiv sehr negativ besetzt.


    Talpa, dass es für die Gesellschaft günstiger sein soll, wenn Frau schnell wieder arbeiten geht, war mir jetzt nicht so klar. so wie peppersweet es beschrieben hat ist es einigermaßen nachvollziehbar ( Danke!) , soweit hab ich jetzt auch nicht gedacht #pfeif


    Für die einen ist das Glas halbleer,
    für die anderen ist es halbvoll,
    und ich freu mich schon, wenn überhaupt etwas drin ist !!
    :D

  • Die ganz überwiegende Zahl derer, die bislang das Betreuungsgeld nutzten, ist verheiratet und nutzt gleichzeitig sowohl das Ehegattensplitting als auch die Möglichkeit der kostenfreien Mitversicherung in der gesetzlichen Krankenkasse. Ich frage mich, ob diese wirklich sehr umfangreichen Subventionen nicht eine ausreichende Basis sind, die erlaubt, relativ frei zu entscheiden, ob das eigene Kind mit einem Jahr eine Kita besuchen soll oder weiterhin zu Hause betreut wird?


  • Was mir an der öffentlichen Debatte allerdings echt sauer aufstößt, ist dieses Gerede von Bildung. Da redet man von 12 Monate alten Kindern denen "der Zugang zu Bildung verwehrt wird, wenn sie zuhause betreut werden". #stirn


    Ich habe überhaupt nichts gegen Krippen, Tagesmütter, Großeltern und alle anderen Betreuungsformen, meine Kinder waren bei Außer-Haus-Betreuungsbeginn 8/17/17 Monate alt. Aber das hatte mit Bildung doch bitte nix zu tun.


    *unterschreib*


    Ich möchte noch hinzufügen, dass ich Geldleistungen für einen bescheuerten "Anreiz" halte, Kinder zu bekommen. Wer wegen des Geldes (haha) Kinder bekommt, der hat in meinen Augen ein ernstzunehmendes Problem.


    Warum die Leute keine Kinder haben liegt mMn ganz klar am Frauenbild in unserer Gesellschaft. Frauen entscheiden in letzter Konsequenz über Kinder oder nicht. Und wenn frau sowohl ein (Alters-)Armuntsrisiko und die gläserne Decke (die mit Kind noch ein wenig nach unten rutscht und dicker wird) im Job fürchtet, dann kneift sie halt, salopp gesprochen, die Beine zusammen.


    Kinder zu bekommen ist etwas Unberechenbares. In unserer auf Leistung und Kontrolle gebügelten Gesellschaft kommt das fast schon einer Entgleisung gleich. Wenn man sich dann noch den frühkindlichen Förderscheiß anschaut, den manche Leute veranstalten, dann weiß man doch, was Sache ist... Übrigens haben in meinem Umfeld gerade die besonders erfolg- und geistreichen Frauen Kinder. Diejenigen, die ich als besonders ehrgeizig und strebsam und auf Karriere, Geld und Materielles und Absicherung bedacht empfinde haben keine oder deutlich später Kinder.


    Ich glaube manchmal, dass Irgendetwas uns den Wahnwitz abtrainiert hat, (mindestens) ein Kind in die Welt zu setzen. Wenn ich hier durchs Forum lese muss ich besonders an den "Du weißt, dass Du ein Kind hast, wenn..."-Thread denken, indem gerade der Alltagswahnsinn eines Lebens mit Kindern wunderbar zur Geltung kommt. Diesen Witz zu erkennen und zu leben, ihn zu lieben und genüsslich diese absurden Momente zu genießen das erfüllt halt nicht alle mit Wonne. Manche sehen darin nur eine Unberechenbarkeit, einen Zeitverlust, einen Klotz am Bein.


    Ich glaube nicht, dass Kinderkriegen den "Perspektivlosen Träumern" vorbehalten ist. So möchte ich auch nicht verstanden werden. Doch gerade, wenn man sich anschaut, wie die Rolle der Frauen aussieht...wie viele wirklich erfolgreiche PAARE haben Kinder? Also Paare, bei denen beide Partner(innen) ihre Wünsche frei leben und sich entfalten können. Ob nun als Gärtner, Kanalarbeiterin, Professor oder Medizinerin ist ja wurscht. Ich sehe bei Vielkindfamilien vor allem, dass die Frau lange aus dem Job raus ist und die Männer entweder einfach nur viel arbeiten oder schlimmstenfalls auf Gedeih und Verderb aufsteigen müssen, um sich unverzi chtbar zu machen und den Lebensstandard zu halten.


    Mit einem Kind mag das mit der Karriere für Frau noch ganz gut hinhauen, mit zweien wird es schon kompliziert. Für mehr fehlt mir die Phantasie. Das bleibt sicher nur sehr wenigen vorenthalten. Und allein schon jede Frau mit solidem Werdegang und Kind(ern) hat meinen vollen aufrichtigen Respekt.

  • Die ganz überwiegende Zahl derer, die bislang das Betreuungsgeld nutzten, ist verheiratet und nutzt gleichzeitig sowohl das Ehegattensplitting als auch die Möglichkeit der kostenfreien Mitversicherung in der gesetzlichen Krankenkasse. Ich frage mich, ob diese wirklich sehr umfangreichen Subventionen nicht eine ausreichende Basis sind, die erlaubt, relativ frei zu entscheiden, ob das eigene Kind mit einem Jahr eine Kita besuchen soll oder weiterhin zu Hause betreut wird?



    Was mich nur (ver)ärgert in dieser ganzen Subventionslitanei ist die Kurzsichtigkeit, mit der sich alle über diese Leistungen freuen. Klar ist es toll, das Geld zu haben und klar brauchen es viele und es sollten Eltern auch nach ihren Bedürfnissen gefördert werden, um sie auch dahingehend (und nicht nur immateriell über Familienhilfe) zu entlasten. Aber wer denkt an die Altersversorgung? Wer denkt an die weitaus geringeren beruflichen Möglichkeiten des Haupt-Betreuungs-Elternteils, der ja guten Gewissens maximal noch in Teilzeit arbeiten kann und somit immer in einer finanziellen Abhängigkeit dem anderen Elternteil gegenüber gefangen sein wird.

  • Na das ist ja eben das Ungerechte, dass man als Eltern den Generationsvertrag für die Rente einhält, aber selbst recht wenig davon hat. Zumindest mal wesentlich weniger als die Kinderlosen, die eben nicht die Erziehungsarbeit haben, aber dafür später die Früchte dieser Arbeit in Form von Rente ernten dürfen, etwas vereinfacht gesagt

  • Krötenmuddi, was mich immer ärgert, ist, dass Selbstverwirklichung immer gleichgesetzt wird mit Karriere. Es gibt aber auch hier im Forum eine Menge an Frauen, für die DAS die Erfüllung ist. Und die eben lieber das Leben im Hier und Jetzt so leben, wie sie das möchten und es lieben, anstatt auf ein unerreichbares Ziel in 40 Jahren hinzuackern. (Stichwort Rente)


    Ich finde es tatsächlich nicht naiv oder unverantwortlich, wenn Frauen oder Männer einfach ihre Lebenszeit mit ihren Kindern und Familie verbringen wollen, wenn das ihnen das wichtigste ist. Finanziell mag das nicht das ideale zu sein, aber für manche zählen eben Finanzen nicht zu den Dingen, wonach sie ihr Leben ausrichten wollen.


    Meine Mama war immer arbeiten... zu viel arbeiten, war kaum für uns da. und nu muss sie aufpassen, dass sie nicht vorzeitig berentet wird, weil sie sonst aufs Sozialamt (schlimmer als die Stasi) muss, weil die Rente nicht ausreicht. Na da hat sie ja richtig was gewonnen - was für eine Lebensqualität. Kann sie echt schön zurückblicken und sagen: ach Familie... scheiße. Aber ich hab immer schön geackert! Reicht zwar trotzdem nicht für ne Rente, von der man leben kann, aber ich habe meine Pflicht erfüllt.


    Ich finde es nicht verwerflich und völlig in Ordnung, wenn man sich auch aufs Leben und die Liebe verlässt. Ich finde diesen Realismus sehr trostlos, dass man vor der Hochzeit und dem Kindermachen schon davon ausgeht, dass man sich ja eh wieder scheiden lässt. Für mich wäre das ein Grund, NICHT mit meinem Partner eine Ehe einzugehen und Kinder zu zeugen.
    Dass es als dumm bezeichnet wird, dass Menschen ihren Ehepartnern vertrauen und sich eben für eine gewisse Familienkonstellation entscheiden, verstehe ich echt nicht.


    also, versteht mich nicht falsch - es ist auch ok, wenn man für sich eben das Vertrauen da nciht aufbringen kann und es braucht, dass man abgesichert ist. aber das ist doch nicht der ultimative Weg.


    Ich finde es wichtig, dass man sich nicht kaputt macht und ständig zurücksteckt. Das macht krank. Für den einen sieht das so aus, wenn er daheim bleibt, für den anderen, wenn er irgendwas arbeiten muss. Als Paar muss man dann ja eh nochmal den besten weg für alle beide finden.
    Da gibt es doch nicht DEN perfekten Weg...

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde es nicht verwerflich und völlig in Ordnung, wenn man sich auch aufs Leben und die Liebe verlässt. Ich finde diesen Realismus sehr trostlos,

    Weisst Du, meine Mutter war mit 21, einem 3 Monate alten Kind und mitten in der Ausbildung Witwe...
    Das darfst Du gerne trostlos finden - aber Realismus habe ICH in meiner Kindheit mehr als genug gelernt.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • talpa, das muß schrecklich gewesen sein, ohne zweifel, sowohl für deine mutter als auch für dich.


    es ist realität. so kann die wirklichkeit sein, ja.


    realität ist aber auch: es gibt keine garantie. sicherheit und kontrolle sind meines erachtens oft illusionen und die stimme des "realismus" ist oft eine stimme der angst. dahinter stehen enttäuschungen, verletzungen, leid und halt der wunsch, das zu vermeiden, für die zukunft vorzusorgen, sich abzusichern. ich kann das gut verstehen.


    erstrebenswert finde ich es dennoch für mich nicht, mich gegen alle unwägbarkeiten des lebens absichern zu wollen und meine entscheidungen unter dem gesichtspunkt zu treffen.

  • Eine Leistungsgesellschaft ist nicht per se böse, erzeugt aber einen gewissen Druck , den manche Frauen aber einfach auch nicht leisten können oder auch wollen.


    mag sein das es als Druck erzeugen empfunden wird-auch wenn ich das nicht vollumfänglich nachvollziuehen kann. Diese leistungsgesellschaft erzeugt aber vor allen Dingen die Basis des Sozialstaates der es mit zahlreichen Subventionen und geschenken möglich macht das ein Elternteil zu Hause bleiben kann. Dieses System ist ganz stark nach wie vor auf die "traditionelle" Familie ausgelegt und ist wenig bereit davon abzuweichen.
    Die Tatsache das es es für mich möglich wäre zu Hause zu bleiben (Ehegattensplitting, Familienversicherung, Elterngeld, (bisher Betreuungsgeld),Anrechnung der Rentenpunkte, Mann der genug verdient) zusätzlich zu einem unglaublich konservativen ländlichen Umfeld (nicht eine einzige meiner Bekannten und Freundinnen arbeitet Vollzeit oder hat vor dem 2 Lebensjahr des Kindes wieder begonnen) in dem es absolut Status quo ist, das SIE zu Hause bleibt, empfinde ich keinen DRUCK das selber auch so zu tun...


    Zusätzlich müsst ihr mal versuchen ein entsprechendes FreizeitProgramm für eure heranwachsenden Kinder so hinzu kriegen dass es sich mit Arbeitszeiten vereinbaren lässt...Balletttraining...14:30 Uhr, Reitstunde 15:00, Handball 15:00...etc.


    Interessanterweise empfinden aber viele Frauen allein durch die geschaffenen Möglichkeit, dass andere arbeiten gehen einen gewissen Druck und holen sofort das Gespenst der staatlichen Zwangsbetreeung zur Steigerung der Produktivität aus der Tasche, und bemängeln die Leistungsgesellschaft, die es ihnen erst ermöglicht ihre Kinder zu hause zu betreuen und das lässt mich immer ein bisschen ratlos zurück.


    Dass es als dumm bezeichnet wird, dass Menschen ihren Ehepartnern vertrauen und sich eben für eine gewisse Familienkonstellation entscheiden, verstehe ich echt nicht.


    Milbe, ich wäre weit weg davon , dass als "dumm" zu bezeichnen. Ich selber empfinde es für mich allerdings als naiv und nicht zuletzt als unfair dem Partner gegenüber, der/die damit einfach auch dazu gedrängt wird immer mehr ausserhäusig zu arbeiten...die zwei Trennungen die wir ihn der Bekannschaft zu verzeichnen hatten gingen im übrigen auf Sie zurück u.a. weil ER sich nicht ausreichend in die Familie einbringt...keiner weiß wie das gehen soll, denn ER hat malocht wie ein Gestörter um der Familie Eigenheim, Zweitauto und schicke Familienurlaube (in denen er dann ein Störfaktor war) zu ermöglichen..., bei der anderen hat sie sich einfach nur einen anderen gesucht, weil er nie Zeit hat...tja...wie auch....interessanterweise steht sie nun mit einem dritten Kind vom neuen Partner vor genau dem gleichen Dilemma...
    Ich hätte/habe auch nicht die Angst dass der Joe sich trennen würde...ich hätte/habe schlicht Angst dass auch ich vielleicht irgendwann mal die Nase voll habe, vielleicht jemand anderen treffen könnte und dann fä#nde ich es unerträglich nicht "gehen" zu können weil es schlicht finanzieller Harakiri wäre für mich und die Kinder, weil ich in Abhängigkeiten lebe...


    Dennoch steht es jedem/jeder frei sich anders zu entscheiden.


    Kiwi

    Einmal editiert, zuletzt von Kiwi ()

  • Ich finde diesen Realismus sehr trostlos, dass man vor der Hochzeit und dem Kindermachen schon davon ausgeht, dass man sich ja eh wieder scheiden lässt. Für mich wäre das ein Grund, NICHT mit meinem Partner eine Ehe einzugehen und Kinder zu zeugen.
    Dass es als dumm bezeichnet wird, dass Menschen ihren Ehepartnern vertrauen und sich eben für eine gewisse Familienkonstellation entscheiden, verstehe ich echt nicht.



    Naja, ich habe niemanden als dumm bezeichnet. Ich formulieres es nur aus der Perspektive derjenigen, die sich das anders vorstellen. Es soll ja Leute geben, die ihre Erfüllung auch in Arbeit finden. Ich muss sagen, dass ich mich dazuzähle und daher evtl. eben deutlich häufiger durch diese Brille schaue.


    Ich muss auch sagen, dass ich es als gut empfinde, wenn so etwas vorgelebt wird. Eine emanzipierte, selbständige, unabhängige Mutter. Das kann man natürlich auch als Hausfrau sein. Was aber blöd wäre, das wär die gut ausgebildete Frau, die sich zu Gunsten der Kinder zurücknimmt und später, wenn diese älter oder schon aus dem Haus sind, ohne eigene Aufgaben dasteht. Und ich habe solche Frauen getroffen. Es gibt sie. Daher denke ich, dass es immer auch wichtig ist, den Plan B fürs eigene Leben in der Tasche zu haben.


    Wenn das abwertend war, dann möchte ich um Entschuldigung bitten. Wertend war es natürlich, da es meine Meinung wiedergibt.

    • Offizieller Beitrag

    dahinter stehen enttäuschungen, verletzungen, leid und halt der wunsch, das zu vermeiden, für die zukunft vorzusorgen, sich abzusichern. ich kann das gut verstehen.


    erstrebenswert finde ich es dennoch für mich nicht, mich gegen alle unwägbarkeiten des lebens absichern zu wollen und meine entscheidungen unter dem gesichtspunkt zu treffen


    Da hast Du mich glaube ich falsch verstanden, Milbenfuss. Mir geht es nicht um Versicherung, Absicherung etc... Sondern schlicht und ergreifend um die Tatsache, dass ICH mich jederzeit selbst versorgen können will. Ich bin überzeugt, dass ich in einem wunderbaren Land mit wunderbaren Sozialleistungen lebe, die Gesellschaft mich und meine Kinder im Notfall auffangen würde. Aber ich begebe mich nicht mit offenen Augen in diesen "Notfall", sondern mir, ganz persönlich und individuell, ist es wichtig, dass ich mich versorgen kann und dass mein Mann und ich die gegenseitige Sicherheit haben, dass einer ausfallen darf/kann.
    (Das muss nicht gleich der gesundheitliche Ernstfall sein - der es bei uns übrigens tatsächlich war - sondern da reicht es doch schon, dass einer der Partner kreuzunglücklich in seinem Beruf ist und aus Sachzwängen, weil er/sie Alleinverdiener ist, nicht mal drüber nachdenken kann, daran etwas zu ändern - ich kenne mehr als genug solcher Menschen).


    Interessanterweise empfinden aber viele Frauen allein durch die geschaffenen Möglichkeit, dass andere arbeiten gehen (Ergänzung von mir: KÖNNEN) einen gewissen Druck und holen sofort das Gespenst der staatlichen Zwangsbetreeung zur Steigerung der Produktivität aus der Tasche, und bemängeln die Leistungsgesellschaft, die es ihnen erst ermöglicht ihre Kinder zu hause zu betreuen und das lässt mich immer ein bisschen ratlos zurück.

    Genau Kiwi!


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Ich kann da nur ins gleiche Horn stoßen wie Kiwi und krötenmutti: Das Geld, was in die Familienförderung fließt, muss irgendjemand vorher verdienen. Die immer höher werdende Ansprüche und gleichzeitig die unsägliche Schwarze Null als Ziel des Staatshaushalts wird, wenn es so weitergeht auch unser Land irgendwann in enorme Schwierigkeiten bringen, wenn z.B. verzögerte Investitionen oder verschobene Kosten einen riesigen Kostenberg angehäuft haben. Wir leben nicht im Schlaraffenland und meiner persönlichen Meinung nach ist jeder Einzelne dafür verantwortlich, mit seiner eigenen Arbeitskraft seinen Teil beizutragen. Sonst drohen auch uns (bzw. unseren Kindern) irgendwann griechische Verhältnisse. Wir leben nicht mehr in Zeiten des "Wirtschaftswunders".
    Klar kann man sagen: was kümmern mich die Sorgen von morgen - aber unsere Kinder werden dann damit leben müssen!


    Es ist bei den heutigen Lebenshaltungskosten außerdem für die meisten Arbeitnehmer sehr schwierig, als Einverdienerfamilie gut über die Runden zu kommen. Dann ist es eben entweder so, dass der arbeitende Teil seine Famiie kaum sieht oder man muss wirklich extreme Einschränkungen hinnehmen. Und die Lebenswirklichkeit der Partner entfernt sich voneinander.
    Ich muss sagen, ich kenne in meinem Umfeld keine einzige Familie meines Alters, in der die Mutter längere Zeit zu Hause geblieben ist. Das ist hier auch finanziell schlicht kaum möglich #weissnicht .
    Und ich glaube auch nicht, dass hier irgendjemand sich wegen 150 € für das Zuhausebleiben hätte entscheiden können. Das ist ja wirklich nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

  • Ich kenne keine Frau in MEINEM Umfeld, die nach einem Jahr wieder arbeiten gehen WOLLTE, bei den meisten war es der Druck von außen, vom Arbeitgeber, von der Gesellschaft , weil es man halt so macht. Bei manchen natürlich auch einfach die finanzielle Not, weils Geld einfach nicht reicht. Ich bin hier weit und breit ein Unikum , und werde auch darum beneidet.


    Hmm, aber wenn bundesweit nur knapp über 30% aller U3-Kinder betreut werden, dann dürfte Deine persönliche Erfahrung wohl nicht dem Durchschnitt entsprechen. Wenn die Kinder nicht alle irgendwo privat betreut werden, dann müssten die in der Statistik ja irgendwo auftauchen.


    Meine persönliche Erfahrung ist eine andere:


    Ich kenne zahlreiche Frauen, die zum 1. Geburtstag des Kindes oder auch schon davor (wenn der Vater nicht nur die "klassischen 2 Vätermonate" genommen hat) wieder angefangen haben zu arbeiten, oft auch mehr als hälftige Teilzeit. Ich gehöre auch dazu. Ich verdiene gut, ich mag meine Tätigkeit, ich arbeite in einem Bereich, in dem ich flexibel und nicht übermäßig gestresst bin (und mein Mann genauso) und mich würde 24/7 Kind so sehr anstrengen, dass ich glaube, dass ich persönlich für mein Kind die bessere Mutter bin, wenn ich "Pausen" auf der Arbeit habe. Ich mag es, dass mein Mann und ich nach wie vor ein "ähnliches Leben" haben und uns Familie, Haushalt und "Broterwerb" einigermaßen gleichmäßig teilen.

    Ich hab die Sache mit dem "äußeren Druck" übrigens ganz anders wahrgenommen; wenn Du sagst, dass Dein Kind mit 8 Monaten in die Kita kommt, weil ein Beginn nur im August möglich ist und es im Dezember geboren wurde, dann wirst Du angeguckt, als wolltest Du es aussetzen.

  • Talpa das versteh ich schon. Ich fände so eine Sicherheit (sofern sowas überhaupt besteht) ja auch angenehm. Allerdings wäre die sowieso nicht bei allen Menschen gegeben. (also einen Job und Qualifikation zu haben, mit dem man wirklich genug verdient, und das ganz ohne Kinder) Und außerdem sind das halt auch Abwägungen, die man treffen muss.


    Es sind die meisten einfach mal keine Akademiker oder ausgebildete Gutverdiener, sodass sie auch mit genügend Arbeit verwitwet diese Selbstversorgung nicht hätten.
    Dazu kommt, dass es zumindest in Deutschland ein soziales Netz gibt, sodass man keinen Hungertod sterben muss. (klar - die Grundsicherung ist gerade das, was das Leben wirklich wert macht, aber es geht auch nicht um Leben oder Tod)


    Und die Gegenfrage ist ja auch: und was, wenn das Kind und nicht der Mann stirbt? Für mich persönlich wäre die vorstellung schlimmer, zu bereuen, dass ich nicht so viel Zeit wie möglich mit meinem Kind verbracht hätte, wenn es dazu nicht mehr möglich ist, als zu bereuen, dass ich keinen gutbezahlten Job habe (was eben eh auch viel mit Glück zu tun hat und ja gar nicht für viele die Alternative zum Zu Hause bleiben ist)


    Es geht mir, wie gesagt, auch nicht darum, das eine als richtig und das andere als falsch darzustellen, sondern genau das Gegenteil: es sind sehr persönliche Entscheidungen, die man nicht mit naiv abstempeln sollte.


    Freda, aber dass die Steuergelder an vielen Stellen wirklich verschwendet werden, sollte schon auch betont werden. Das ist doch albern, Familienunterstützung eine Staatsverschuldung in die Schuhe zu schieben. Hauptursachen dafür liegen doch ganz ganz ganz woanders! BGE wäre finanziell durchaus machbar, das wurde schon mehrfach durchgerechnet.

  • milbenfuß: Nur weil an vielen Stellen Geld verschwendet wird, finde ich es trotzdem absurd, Menschen dafür zu bezahlen, dass sie keiner Erwerbstätigkeit nachgehen. Und ich persönlich finde es völlig legitim, dass ein Staat versucht, Erwerbsarbeit zu forcieren, wo es möglich ist. Wer diesem "Druck" nicht nachgeben will, kann ja gern zu Hause bleiben, aber eben auf eigene Kosten. Mit dem Elterngeld, das ja jetzt sogar noch ausgebaut wurde, hat er meiner Meinung nach seine Pflicht beim Thema Unterstützung von Eltern nach der Geburt eines Kindes erfüllt. Schon da haben wir hier in Deutschland paradisische Verhältnisse.


    Ich wünsche mir v.a. ein Umlenken, damit die Steuergelder endlich mehr den Familien mit Kindern zugute kommt und nicht die Ehe statt der Kinder als besonders förderungswürdig behandelt würde.

    • Offizieller Beitrag

    Es sind die meisten einfach mal keine Akademiker oder ausgebildete Gutverdiener, sodass sie auch mit genügend Arbeit verwitwet diese Selbstversorgung nicht hätten.
    Dazu kommt, dass es zumindest in Deutschland ein soziales Netz gibt, sodass man keinen Hungertod sterben muss.

    Beides ist für mich kein Grund, mich "absichtlich" in dieses soziale Netz zu hängen, ohne dass ich es nötig hätte.
    Und die Niedriglohndebatte hat für mich auch nicht wirklich was mit dem Betreuungsgeld/Elterngeld zu tun. Denn keines dieser Konzepte löst das Problem, im Gegenteil, frau weiss unterdessen dass lange Erziehungszeiten einer der besten Wege ist, im Niedriglohnsegment zu verbleiben, auch 15 Jahre NACH dem Wiedereinstieg.


    und was, wenn das Kind und nicht der Mann stirbt? Für mich persönlich wäre die vorstellung schlimmer, zu bereuen, dass ich nicht so viel Zeit wie möglich mit meinem Kind verbracht hätte, wenn es dazu nicht mehr möglich ist, als zu bereuen, dass ich keinen gutbezahlten Job habe

    Und der Vater? Meine Berufstätigkeit ermöglicht dem Vater meiner Kinder, nicht nur das Mammut vor die Höhle zu schleppen, sondern auch mit den Kindern in der Höhle am Feuer Zeit zu verbringen.
    Das Argument ist für mich egoistisch. Wir möchten BEIDE viel Zeit mit unseren Kindern verbringen. Und beide Mammuts jagen. Und beide die Höhlenwände bemalen.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Milbe, ich fühle mich jetzt mal kurz angesprochen, weil ich das mit dem naiv geschrieben habe...schwer zu beschreiben, ich schrieb ja, dass ich das für mich persönlich als naiv empfinde, das heißt mit ,meinen Überlegungen und Ansichten zum Thema, das bedeutet nicht, dass es notwendigerweise auch aus der Sicht anderer naiv ist.
    Mir ist durchaus klar, das andere Menschen andere Prioritäten und Lebensmodelle haben, die genauso eine Berechtigung haben wie meine und das man das nicht mit die sind ja dumm oder naiv abwerten soll, aber aus meiner Sicht, meinen Schuhen heraus mit meinen Wünschen , Träumen und Ideen, meinem Wesen und meiner Art, wäre es naiv mich auf die Einversorger-Ehe einzulassen... das würde bei uns definitiv schief gehen, ich wäre unzufrieden, mein Mann wäre unzufrieden und unsere Lebensrealitäten so weit voneinander weg, das ein wichtiger Grundstein in unserer Beziehung fehlen würde...ein scheitern wäre vorprogrammiert.
    Es gibt Leute in meiner Bekanntschaft...eine gute Freundin sogar, das würde das alles den Bach runtergehen wenn sie anders leben würde, wenn sie nicht zu Hause bei den Kinder wäre sondern "gezwungen" wäre erwerbstätig zu sein...da ist die Entscheidung nicht naiv oder gar dumm sondern...wie soll ich sagen...eheerhaltend, die beiden sind toll aber sie funktionieren eben nur so, dass ist ihr Weg und das ist auch gut so. Er würde sie mit den Kindern auch im Falle einer Trennung nicht hängen lassen (da bin ich mir ganz sicher, er ist zwar ein konservativer Spießer aber einer von den "Guten")...für die funktioniert das Modell...allerdings haben beide auch noch die Sicherheit eioner ziemlich wohlhabenden Ursprungsfamilie in der Hinterhand...verstehst du was ich meine?


    Ich sehe diese Entscheidung kritisch, sie wäre niemals meine, aber nur für mich persönlich würde ich das als naiv werten...Ich würde mir wünschen "beide Seiten" könnten das einfach so hinnehmen...ich habe gar kein Problem als "Leistungsträger" mit für einen solche Wahlfreiheit zu sein, ich habe lange mit mir selbst gehadert mich irgendwann als das zu akzeptieren was ich bin...einer der wühlt, der auch nur dann zufrieden ist wenn der Stein eben rollt, ich brauche viel zu tun, ich habe meine Ausbildung und Zusatzausbildungen immer mit ganz viel Spass und einer gewissen Leichtigkeit gemacht und mir ist viel zugefallen, ich hatte tolle Startvorraussetzungen und Eltern, die neben zahlreichen kleineren und größeren Macken immer (fast) alles ermöglicht haben.
    Und auch wenn mich der Stress ab und an mal überrollt und ich eine Auszeit brauche, lebe ich tatsächlich gerne so wie ich lebe, aber ich möchte dafür (und ich meine bitte nicht dich persönlich damit, sondern das ganz allgemein) nicht Steine in den Weg gerollt kriegen und geschulmeistert werden (genauso wie diejenigen die eben ein anderes Model leben).


    Soderle...sorry für das OT.

  • Und ich persönlich finde es völlig legitim, dass ein Staat versucht, Erwerbsarbeit zu forcieren, wo es möglich ist. Wer diesem "Druck" nicht nachgeben will, kann ja gern zu Hause bleiben, aber eben auf eigene Kosten. Mit dem Elterngeld, das ja jetzt sogar noch ausgebaut wurde, hat er meiner Meinung nach seine Pflicht beim Thema Unterstützung von Eltern nach der Geburt eines Kindes erfüllt. Schon da haben wir hier in Deutschland paradisische Verhältnisse.


    Zum Thema selbst kann ich hier nur bei freda und auch bei talpa unterschreiben...ja verglichen mit anderen Ländern haben wir hier diesbezüglich bereits paradiesische Zustände.


    Nitchtsdesto trotz, sehen ich hier auch deutliche Schwachpunkte, ich würde mir schon auch andere Arbeitszeitregelungen für Eltern wünschen und sehe schon ab und an mal mit einem weinenden Auge, dass mein Mann sein blödes Auto besser von der Steuer absetzen kann als die Kinderbetreuung, da ist hier schon noch einiges in absoluter Schieflage ganz klar...hier wird immer noch zu wenig in Kinder und Bildung investiert...aber da finde und fand ich das Betreeungsgeld so wie es gezahlt wurde eben absolut einen Schritt in die falsche Richtung.


    Kiwi

  • Talpa, für mich persönlich wären zwei teilzeitstellen eh ideal. Da hätten beide viel familienzeit und aber auch zeit für das außerfamiliäre berufsleben.
    Nun kenne ich aber tatsächlich nicht viele paare, bei denen sich die arbeitsstundenzahl nach der des partners richtet. Weniger als 40 Stunden plus überstznden ermöglichen ja die arbeitgeber alleine unabhängig vom hintergrund des arbeitnehmers so gut wie nie. Schön wäre es...


    Dafür spräche dann ja die hausfrau bzw der hausmann, der wenigstens den haushalt soweit vorbereitet, dass die gemeinsame zeit dann nicht dafür draufgeht.


    Es gibt eben nicht nur zwei modelle. Viele haben einfach ganz unterschiedliche ausgangslagen. Und es ist auch abhängig von den erwartungen. Wenn man auf ganz kleinem fuß lebt, kann man tatsächlich größere sprünge machen und sich auch bei weniger einkommen die drei jahre “leisten“. Manche wollen lebensstandard erhalten und sind dadurch “gezwungen“, andere haben einfach andere verpflichtungen etc.... die liste ist ja wirklich elendig lang.


    Kiwi, für mich wäre es auch nix. Noch eher so, dass ich der versorger wäre. Aber unser modell passt zb maximal in die “sonstiges“-schublade. Da gäbe es aber eben auch gar nicht die alternative, sondern wir nutzen die zeit einfach so effektiv wie möglich. In jeglicher hinsicht.


    Und der rest... ist eher die grundfrage, wieviel verantwortung sollte der staat überhaupt an kindern und deren entwicklung haben? Sollte er sie nur als wirtschaftseinheit sehen? Sollte er die gesundheit beachten, auch die emotionale? Ich hab dazu meine meinung, aber das wäre jetzt tatsächlich ne zu lange diskussion.