BVerfG kippt Betreuungsgeld

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  • So ist aber die Rechtslage. Ein Pflichtpraktikum im Studium wird nicht besteuert. Jeder Azubi, jeder Friseur, jede Fleischerin etc. müssen Steuern zahlen...da gibt es gar keine Frage.


    Ich glaube, das ist ein bisschen zu sehr vereinfacht. Steuerfrei sind Einnahmen aus Pflichtpraktika m.W.n. nur bis zu einem bestimmten Betrag (irgendwas knapp über 8.000 € pro Jahr). Eine Verkäuferin mit dem gleichen Einkommen hat dann aber auch einen Steuersatz von 0% - Stichwort Grundfreibetrag.

  • Das mit den 0% Steuern stimmt so nach meiner Erfahrung nicht, aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren. Ich hab schon in der Ausbildung fleißig Steuern bezahlt...


    Unabhängig davon ärgert mich, dass Erziehungsarbeit so allein gestellt wird und darüber hinaus nicht gesehen wird, dass sich berufstätige Eltern ganz genau so um ihre Kinder kümmern wie solche, die keiner geregelten Arbeit nachgehen.


    Außerdem wäre ich nicht pauschal für Kinderreichtum. Unter bestimmten Rahmenbedingungen ist Kinderreichtum eher ein Fluch denn ein Segen. Es gibt Rahmenbedingungen unter denen ein Kind eher leidet und es gesamtgesellschaftlich auch, wenn man denn mit Geld argumentieren will, sehr kostenintensiv ist, dieses Kind in ein gutes Leben zu begleiten. Ich würde es eher aus der Perspektive des Kindes betrachten und sagen: Es gibt Lebensumstände, in die kein Kind gehört. Menschen mit Fehlern ist selbstverständlich unbenommen, dass sie sich ändern und lernen können. [Edit sagt: Ich sehe es an mir selbst. Ich habe oft auch nur aus Fehlern gelernt und dieser Prozess war nicht nur für mich schmerzhaft.] Das wird aber, wie ich finde, selten gefördert und begleitet. Und so reproduzieren sich schwierige Familienverhältnisse. Gute hingegen reproduzieren sich seltener, weil in manchen Milieus (Vermögens-)Verlustängste und Pessimismus regieren. Manchen Leuten fehlt einfach die Leichtigkeit. Ich kann es ihnen teils echt auch nicht verdenken...

  • Zitat

    Das mit den 0% Steuern stimmt so nach meiner Erfahrung nicht, aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren. Ich hab schon in der Ausbildung fleißig Steuern bezahlt...


    Unabhängig davon ärgert mich, dass Erziehungsarbeit so allein gestellt wird und darüber hinaus nicht gesehen wird, dass sich berufstätige Eltern ganz genau so um ihre Kinder kümmern wie solche, die keiner geregelten Arbeit nachgehen.


    Außerdem wäre ich nicht pauschal für Kinderreichtum. Unter bestimmten Rahmenbedingungen ist Kinderreichtum eher ein Fluch denn ein Segen. Es gibt Rahmenbedingungen unter denen ein Kind eher leidet und es gesamtgesellschaftlich auch, wenn man denn mit Geld argumentieren will, sehr kostenintensiv ist, dieses Kind in ein gutes Leben zu begleiten. Ich würde es eher aus der Perspektive des Kindes betrachten und sagen: Es gibt Lebensumstände, in die kein Kind gehört. Menschen mit Fehlern ist selbstverständlich unbenommen, dass sie sich ändern und lernen können. [Edit sagt: Ich sehe es an mir selbst. Ich habe oft auch nur aus Fehlern gelernt und dieser Prozess war nicht nur für mich schmerzhaft.] Das wird aber, wie ich finde, selten gefördert und begleitet. Und so reproduzieren sich schwierige Familienverhältnisse. Gute hingegen reproduzieren sich seltener, weil in manchen Milieus (Vermögens-)Verlustängste und Pessimismus regieren. Manchen Leuten fehlt einfach die Leichtigkeit. Ich kann es ihnen teils echt auch nicht verdenken...


    Puh das finde ich heftig :( . Erst mal das Vorurteil Großfamilie= mit hoher Wahrscheinlichkeit "Assi" . Das hätte ich bei den Raben nicht vermutet. Und dann kenne ich viele Kinder, die in sehr schwierige Verhältnisse hinein geboren wurden und trotzdem dankbar sind, leben zu dürfen. Sie wachsen dann halt wo anders auf. Sollte man auf die besser ganz verzichten bzw die Geburt dieser Kinder lieber nicht fördern? ?

  • safira, ich musste auch schlucken. :S


    ich bin in sehr schwierige verhältnisse hineingeboren worden. meine kindheit war nicht einfach. dennoch bin ich sehr sehr froh geboren worden zu sein. #herzen
    ich finde es immer sehr schwierig darüber zu urteilen welches kind wo hätte geboren werden dürfen. wer entscheidet das? und warum? ein schlechtes leben kann später noch sehr gut werden...oder umgekehrt.

  • Zitat

    Außerdem wäre ich nicht pauschal für Kinderreichtum. Unter bestimmten Rahmenbedingungen ist Kinderreichtum eher ein Fluch denn ein Segen. Es gibt Rahmenbedingungen unter denen ein Kind eher leidet und es gesamtgesellschaftlich auch, wenn man denn mit Geld argumentieren will, sehr kostenintensiv ist, dieses Kind in ein gutes Leben zu begleiten. Ich würde es eher aus der Perspektive des Kindes betrachten und sagen: Es gibt Lebensumstände, in die kein Kind gehört. ...


    Ich muß nochmal sagen, dass mich dieser Beitrag extrem mitnimmt und trifft. Erst mal wegen der Vorurteile zu Mehrkind-Familien. Und dann das Thema, wo ein Kind besser erst gar nicht hinein geboren werden sollte. Ich kenne wirklich so viele so wertvolle Personen, die nicht in schöne Umstände hinein geboren wurden. Ich würde sie um nichts auf der Welt missen wollen.
    Ein Kind in der Jugendhilfe kostet etwa so viel, wie ein alter Mensch im Heim. Nicht wenige alte Menschen sind dort 10-15 Jahre. Das entspricht der Verweildauer von Kindern und Jugendlichen in der Jugendhilfe. Vielleicht sollten wir die alten Menschen auch lieber im Wald aussetzen oder es erst gar nicht soweit kommen lassen, dass sie so lange die Gesellschaft kostenintensiv belasten?!
    Und auch Familien, die ihre Kinder nicht selbst erziehen können, weil sie gravierende erzieherische Fehler machen, sind oft trotzdem in irgend einem Punkt wertvolle Eltern für Ihre Kinder. Sie haben Ihnen das Leben geschenkt und bemühen sich oft wahnsinnig, ihren Kindern noch viel mehr mit zu geben fürs Leben.
    Wenn diese Familien nun wirklich durch die 150 Euro angestiftet werden, noch ein Kind zu bekommen, wird auch das eine Bereicherung für viele Menschen sein. Ich finde es da total daneben zu behaupten, dass in diese Lebensumstände kein Kind gehört und Kinderreichtum nicht immer gut ist.
    Und nach welchem Maßstab würdest du entscheiden wollen, wer wieviel Kinder bekommen darf? Bist du so perfekt, dass du dir deine Wunschzahl an Kindern erlauben darfst?

  • Ich könnte gerade heulen für die Menschen, die mir nahe stehen und die Eltern, die es zwar nicht schaffen ihr Kind selbst aufzuziehen und sehr viele Fehler gemacht haben. Aber sie kümmern sich trotzdem in vielen Bereichen so toll um ihr Kind und geben ihr bestes und ich finde es ist die unantastbare Pflicht einer Gesellschaft, diesen Eltern und Kindern beizustehen und nicht darüber zu urteilen, ob das Kinderkriegen nun gut war, oder nicht. Wenn ein Mensch da ist, ist er eine Bereicherung. Punkt.


    Edit: tortelini das tut mir leid, dass du da auch eine Ahnung hast durch eigene Geschichte :(

  • Ich möchte mich korrigieren, wenn es so rüberkam, dass ich meine, dass die Kinder nicht geboren werden sollen. Es geht eher darum, dass ich nicht glaube, dass manche Lebensumstände unbedingt kindgerecht sind. Und dann sollte man die Kinder entsprechend begleiten, damit sie nicht entweder "verloren gehen" oder allein das Glück darüber entscheidet, ob sie im Leben gut zurechtfinden.


    Ich möchte auch bitte nicht so verstanden werden, dass ich denke, dass eine Großfamilie asozial ist. Das habe ich auch so nicht geschrieben. Ich schrieb "bestimmte Bedingungen". Und ich stelle es mir nicht leicht vor, sehr viele Kinder zu haben. Sicher gibt es Eltern, die damit überfordert sind und vielleicht auch zu spät Hilfe in Anspruch nehmen.


    Mich verletzt es gerade selbst ein wenig, dass ich so falsch verstanden werde und hier ein bisschen so hingestellt werde, als pauschalisiere ich Kinderreichtum. Aber ich verstehe den Punkt und hatte auch beim Schreiben schon versucht, dieses Gefühl möglichst nicht zu erwecken. Es tut mir sehr leid, wenn es mir nicht gelungen ist.


    Ich mag die Kostendiskussion selbst nicht, das kam eher in der Diskussion auf, daher habe ich es thematisiert. Noch einmal: Ich finde JEDES Kind hat ein Recht darauf, angenommen und erkannt, geliebt, gefördert, behütet etc. zu werden. So war das nicht gemeint. Aber stimmt Ihr mir denn zu, wenn ich sage, dass nicht jede Rahmenbedingung unbedingt kindgerecht ist? Dass manche Umstände einen zweifeln lassen, ob ein Kind sich dort wirklich wohlfühlen und gut entwickeln kann?


    P.S.: Und mit Menschen, die sich ändern können, meinte ich Eltern, die evtl. Probleme haben (bspw. Drogen). Mein Posting war eher so gedacht, dass ich viel mehr Notwendigkeit bei Familienhilfen und -begleitung sehe. Ich denke, dass ein Paar, was Kinder möchte (bzw. wo eine Schwangerschaft besteht) und evtl. sozial sehr schlecht dasteht, ein Recht darauf hat, Hilfen zu bekommen, um eine angemessene Wohnsituation und gute, sichere Lebensumstände (keine Abrissplatte mit Spritzen im Hof) vorzufinden, damit es das Kind behütet und sicher großziehen kann. Ich denke, dass da viel Bedarf herrscht. Klar, ich bin kein Fachmensch. Nur glaube ich, dass junge Eltern vielfach hilflos sind, wenn es um die Inanspruchnahme von wirksamen Hilfen geht. Ohne, dass man sie schräg anschaut oder gar in irgendeine Ecke stellt.

  • Krötenmutti ja es gibt natürlich viele Settings, in denen es einem Kind nicht gut geht. Aber falls nun gerade Eltern in diesem Rahmen wegen 150 Euro ein Kind nach dem anderen kriegen, müssen die Kinder eben in Pflegefamilien oder Einrichtungen aufwachsen oder es müssen andere Hilfen zur Erziehung greifen. Aber ich glaube dieses Klientel ist eher selten die Zielgruppe des Betreuungsgeldes.


    Und tut mir leid, falls ich dich falsch verstanden habe, aber ich finde das Thema Kinderreichtum zusammen mit asozialen Verhältnissen und Daseinsberechtigung mehrerer Kinder wirklich sehr schwierig.


    Ich habe es zumindest noch in Kopf aus dem Studium, dass das Vorhandensein mehrerer Geschwister kein Risikofaktor für die Kindesentwicklung darstellt. Es kann sogar präventiv wirken im Sinne von mehreren Bezugspersonen. Risikofaktor hingegen ist Armut, Krankheit der Eltern und Altersabstand der Geschwister kleiner als 18 Monate. Das alles kann einem auch mit nur 2 Kindern passieren...


    Edith: jetzt verstehe ich dich besser, danke für die Erklärung

  • Ich finde es da total daneben zu behaupten, dass in diese Lebensumstände kein Kind gehört und Kinderreichtum nicht immer gut ist.
    Und nach welchem Maßstab würdest du entscheiden wollen, wer wieviel Kinder bekommen darf? Bist du so perfekt, dass du dir deine Wunschzahl an Kindern erlauben darfst?



    Zum ersten Punkt: Ich habe bewusst nicht konkret umrissen, was ich meine, da ich annahm, dass jeder sich vorstellen kann, dass ein Kind einen Schutzrahmen braucht, der vielleicht manchmal einfach nicht gegeben ist. Und ich würde das nie grob pauschalisieren. Die Schlüsse, die Du daraus ziehst, finde ich sehr schade.


    Zum zweiten Punkt: Das geht persönlich gegen mich und ich möchte Dich bitten, das zu lassen.

  • Ich habe es zumindest noch in Kopf aus dem Studium, dass das Vorhandensein mehrerer Geschwister kein Risikofaktor für die Kindesentwicklung darstellt. Es kann sogar präventiv wirken im Sinne von mehreren Bezugspersonen. Risikofaktor hingegen ist Armut, Krankheit der Eltern und Altersabstand der Geschwister kleiner als 18 Monate. Das alles kann einem auch mit nur 2 Kindern passieren...



    Das würde ich unterschreiben. Ich denke auch nicht, dass eine Großfamilie per se schlecht ist. Im Gegenteil. Ich würde es mir selbst wünschen. Nur gehören dazu wirklich starke Eltern und ein stabiles soziales Netz. Weil viele Kinder einfach auch viel Arbeit sind. Und jedes möchte doch für sich erkannt werden und geborgen sein. Wer selbst Geschwister hat kennt vielleicht das Gefühl, "hinten an zu stehen". Oft ist das rückblickend kindlicher Trotz, weil man nicht im Mittelpunkt steht. Das nicht zum Dauerzustand werden zu lassen verlangt den Eltern enorm viel ab, denke ich. Ich habe großen Respekt vor der Leistung von Eltern in Großfamilien. Und ich würde jedem Kind wünschen in einer intakten Großfamilie zu leben.


    Denkst Du denn - auch mit Deiner eigenen Erfahrung als Mutter - dass das wirklich jedem so gut gelingen kann?

  • krötenmutti, ich wollt schon schreiben, dass du das mit dem kinderreichtum wohl nicht so gemeint hast, wie es rübergekommen ist, also ich jedenfalls hab es nicht so verstanden.


    Die Frage nach den Rahmenbedingungen ist denke ich sehr individuell zu beantworten, da kommt es auf die Lebens- und Luxuseinstellung drauf an.
    Ich bin mir wohl bewusst, dass sich bei uns die finanziellen Möglichkeiten mit jedem Kind verschlechtert haben. Wenn ich an die Zukunft denke, wird mir auch zuweilen ganz anders. Was wird mit Urlaub, Hobbys ect... Aber das hat uns nicht davon abgehalten, noch ein drittes Kind zu bekommen. Es werden dann halt nicht die super Fernreisen werden, sondern die Ostsee , die auch schon teuer genug sind, und zwei Wochen im Jahr müssen dann reichen. Es wird nicht der Tennisverein o.ä. werden, andere Hobbys müssen reichen.
    Es wird nicht einfach, aber es wird irgendwie gehen.
    Mein Neffe ist Einzelkind und wird es auch bleiben, auf die Frage an meinen Schwager, ob er noch ein zweites Kind möchte, kam nur ein: nein, ich will schließlich auch nochmal irgendwann einen Ferrari kaufen. Das ist halt eine ganz andere Lebenseinstellung und vollkommen ok.
    Und sein Sohn wird bestimmt vieles bekommen, was wir uns nicht leisten können.
    Er hätte auch gerne Geschwister, meine Kinder gerne mehr Luxus, beides gleichzeitig ist nicht immer möglich.


    Für die einen ist das Glas halbleer,
    für die anderen ist es halbvoll,
    und ich freu mich schon, wenn überhaupt etwas drin ist !!
    :D

  • Geht man eigentlich überhaupt davon aus, dass irgendjemand ein Kind wegen der in Aussicht gestellten 150 € bekommen hat? Das kann ja wohl jeder unabhängig vom Bildungsstatus ausrechnen, dass diese Rechnung nicht aufgeht. #freu


    Ich unterschreib mal hier:

    Zitat von »Talpa«
    Ich gehe aber noch einen Schritt weiter und behaupte, dass auch beim Betreuungsgeld mitnichten das Kindeswohl im Vordergrund stand - sondern dass genauso eine Lobby hinter dieser Idee stand, in dem Fall halt eine Partei, die so sehr billig positive Werbung gekriegt hat.


    Oh, das glaube ich auch.
    Politische Klientel-Arbeit und Selbstdarstellung.
    Die Motive für das BG halte ich für schlecht, das Ergebnis... wie gesagt, da habe ich keine abschließende Meinung zu gefunden und nun wird das BG eh bald Geschichte sein.


    Und außerdem möchte ich folgenden Beitrag hervorheben, der wurde ja noch gar nicht gewürdigt. ;)

    Ich würde gern noch einen anderen Aspekt einwerfen: Ich hab bis zum Mutterschutz von Kind 3 gearbeitet. Teilzeit, weil Vollzeit auf der Position, wo ich weiter arbeiten wollte, nicht ging. Und weil ich davon ganz abgesehen gar nicht Vollzeit arbeiten wollte, aus vielen verschiedenen Gründen. Seit Mini-P. zwei Jahre alt ist, arbeite ich freiberuflich, hab das Ganze aber sehr zurückgeschraubt. Ich möchte jetzt unsere Lebensplanung hier nicht ausbreiten, aber mein Mann und ich haben lange darüber nachgedacht und für uns ist unser Modell die beste Lösung (und ja, ich bin gegen alle möglichen Eventualitäten abgesichert, wir sind nicht naiv ). Jetzt zu dem, was ich eigentlich schreiben will: Mein Leben ist trotzdem sehr ausgefüllt. Ich betreue jetzt ja nicht "nur" meine Kinder (obwohl mir das manchmal tatsächlich als tagesfüllend ausreichen würde). Ich mache ganz viel Ehrenamt und bekomme dafür, logischerweise, außer Anerkennung nix. Trotzdem ist gerade dieses Engagement so wichtig für die Gesellschaft und ohne Leute, die sich ehrenamtlich in vielen verschiedenen Bereichen engagieren, würde der Staat doch gar nicht (mehr) funktionieren. Das kann ich aber nur, weil meine Lebensplanung so ist, wie sie ist, ich eben nicht "offiziell" zu den Berufstätigen (dafür ist meine freiberufliche Verdienstarbeit zu unregelmäßig und gering) gehöre. Das fehlt mir in der Diskussion hier auch so ein bisschen: Es gibt nicht nur schwarz oder weiß, es gibt auch noch ganz viel dazwischen. Man muss nicht naiv sein und der Gesellschaft "zur Last" fallen, wenn man sich dafür entscheidet, "nicht arbeiten zu gehen" (wie sich das schon anhört), wie das in manchen Beiträgen hier anklingt.


    Ja, es gibt 1000 Grautöne, Abertausende von Eltern, unterschiedliche Konstellationen und Motive. Klar, da ist die Notwendigkeit, den Sozialstaat finanziell am Leben zu halten, gleichzeitig ist Geld aber auch nicht alles und das "Bruttosozialglück" sollte nicht aus den Augen verloren werden. Nein, ich will damit nicht behaupten, dass Zuhausebleiben glücklicher macht, sondern die Wahlfreiheit macht glücklich. Umso schöner wäre es, wenn man sich für die Wahl dann nicht (gefühlt) rechtfertigen muss, wie es derzeit der Fall ist - ganz egal, wie man sich entscheidet. Und irgendwie habe ich das Gefühl, das Betreuungsgeld hat die Bevölkerung in zwei Teile gespalten und ist somit auch ein bißchen mitverantwortlich dafür, dass Eltern so aufgerieben werden zwischen zwei unterschiedlichen Erwartungshaltungen. #flop


    Ehrlich gesagt bin ich bei Euch, wenn es wirklich der "Modellfall" - Frau geht aus dem Job, um die ersten max. drei Jahre ihr Kind zu versorgen - ist. Aber würde man das allgemeingültig sehen (und es gibt nich wenige Frauen, die sich für ein Kind über zehn, zwölf, fünfzehn Jahre aus dem Arbeitsmarkt verabschieden bis es ihnen dann zu langweilig wird), dann würde sich die Sache hinten und vorne nicht rechnen.
    Es ist unmöglich, so zu denken und dieses Verhalten zu finanzieren. Wenn jeder nur wieder seine eigenen Kinder versorgen würde, die dann wiederum ihre eigenen Kinder etc., dann wäre der hübsche Sozialstaat in dem wir leben völlig undenkbar.


    Echt, kennst du mehrere solche Frauen? Also die es sich "gemütlich machen", bis es ihnen nach 10-15 Jahren zu langweilig wird? Ich nicht. Wenn, dann sieht es vielleicht auch nur von außen so aus und es gibt womöglich Hintergründe, über die wir uns nur schlecht ein Urteil bilden können. Siehe RHCP's Beitrag und siehe Daroan's Beitrag. Oder noch ganz andere Gründe. Ich finde, man sollte die Menschen in erster Linie als Menschen und nicht nur als zur Verfügung stehende Arbeitskräfte betrachten. Und ich glaube, ohne eine sinnvolle Betätigung ist eh niemand dauerhaft glücklich. Also sollte man vielmehr sehen, wie man Menschen wieder auf dem Arbeitsmarkt integrieren kann, wenn sie mal weg waren, als zu fordern, dass möglichst jeder gar nicht oder nur ganz kurz pausieren sollte... mich gruselt es auch bei der Vorstellung, dass alle alten Menschen in ein Heim sollten, weil das besser für den Sozialstaat wäre. :S Es lebe die Vielfalt und Individualität!

    LG, Yolotzin :)


    Each circumstance is a gift, and in each experience is hidden a treasure.
    (Neale D. Walsh)

  • Ja ohne mich jetzt auf jemanden von euch konkret beziehen zu wollen, aber kurz zur Diskussion der letzten Posts:
    Ich persönlich finde es zb auch schwierig, dass der Status Quo wie das optimale Leben zu sein hat von einer immer priviligierteren Gesellschaft vorgegeben wird, die Latte wird immer höher gelegt.


    Wenn man gewisse Standards nicht erfüllt braucht man schon ne extra Portion Selbstvertrauen um sich nicht zu schämen.
    Und ich bezweifle, dass alle Errungenschaften der modernen Zeit wirklich ne Verbesserung für uns darstellen.


    Ich meine wenn diese 150euro wirklich gut investiert werden und dafür gezielt Angebote geschaffen werden ists ja ne gute Sache. Aber wie schon weiter oben steht, es muss dann halt auch diese Hürde fallen, dass man gleich ein Stigma hat, wenn man Hilfe annimmt.


    Also überhaupt, dieses Assi-Urteil sollte nicht so schnell gefällt werden. Es schadet mehr als es nutzt. Der vermeintliche Assi ist meistens einfach nur ein Mensch der ums Überleben kämpft :)

  • Echt, kennst du mehrere solche Frauen? Also die es sich "gemütlich machen", bis es ihnen nach 10-15 Jahren zu langweilig wird? Ich nicht.


    doch, doch...ich kenne schon einige "solcher Frauen" die es sich -so scheint es von aussen- da sehr gemütlich gemacht haben...es gibt immer mal wieder Phasen, da beneide ich die. Allerdings, hat und hätte sich da keine wegen 150€ drauf eingelassen...diese 150€ sind mE der blanke Hohn. Das ist -um mal ein billiges Klischee zu bemühen- ein weiteres paar Schuhe für die zu hause gebliebenen Anwaltsgattin- meiner Meinung nach mehr FDP-Zielgruppe als CSU-Zielgruppe.


    Was ich allerdings dazu sagen möchte ist, dass ich gar keine problem damit habe, wenn frau das so macht. ich fände es toll wenn wir hier eine echte Wahlfreiheit hätten, eine die auch das Altersarmutsrisiko vieler Frauen abdeckt. Ich halte Frauen die sich dafür entscheiden auch nicht für generell unemanzipiert, was mich aber stört st das genau für diese entscheidung immer das Kindeswohl herangezogen wird, während mir für die Gegenteilige Entscheidung immer "Selbstverwirklichungswahn", "Emazentum" etc. unterstellt wird.


    Ja es gibt Konstellationen , da empfinde ich das als naiv...für mich...( ein spezieller fall von dem ich weiß, dass er sich irgendwann eine jüngere suchen wird, weil er jetzt schon alles bespringt was nicht bei 3 auf dem baum ist und sie verschliesst panisch die Augen)...aber wie rhcp gesagt hat es gibt tausende von grautönen und mein Lebensmodell ist nicht das non plus ultra...es ist schlicht nicht lebenswert für so manche partnerschaft...dennoch habe ich das "Wohl" meiner Kinder sehr genau im Auge gehabt und weder der Joe noch ich haben uns beruflich genauso verwirklicht wie das ursprünglich geplant war...letzenendes habe ich das Gefühl das jeder Lebensentwurf durch Kinder noch mal gewaltig durchgerüttelt wird und letztendlich dann auch viele Kompromisse eingegangen werden. Dennoch finde ich und da möchte ich gerne noch mal auf Bryns Aussage zurückkommen, dass sehr wohl wenn es um weitere Entwicklungen -wie z.B. auch die 24h Kitas geht- das Kindeswohl sehr wohl im Vordergrund steht...denn da müssen ja nun alle möglichen Konstellationen berücksichtigt werden, so auch Kinder die auf grund von Schichtdiensten permanent hin und her gerreicht werden oder auch viel ziet alleine verbringen müssen, da gibt es einige Konstellationen für die eine 24h-Kita deutlich sinnhafter wäre...sicher auch viele für die das eine Katastrophe wäre...aber per se Mütter und Väter, die sich entscheiden die ersten 2-3 Jahre bei ihrem Kind zu hause zu bleiben völlig unreflektiert mit 150€ abzuspeisen ist definitiv einer der schlechtesten wege und in meinen Augen derjenige der ein "Kindeswohl" mal so gar nicht im Auge hat, sondern wie schon so häufig gesagt ein billiges Wählergeschenk, ein "Seht her, wir tun auch was für Familien-also lasst und mit dem ganzen anderen Scheiß in Ruhe", dies in anbteracht der Lage der Erzieher, den maroden schulen, sporthallen, des Lehrermangels etc.pp. ist eine Frechhdeit und ich bin wirklich froh das das gekippt wurde.


    Kiwi
    a

  • Wenn diese Familien nun wirklich durch die 150 Euro angestiftet werden, noch ein Kind zu bekommen, wird auch das eine Bereicherung für viele Menschen sein.


    da hier hauptsächlich vom ,,Hartz-4-Mileu'' gesprochen wird, möchte ich nochmal drauf hinweisen, dass diese das Betreuungsgeld angerechnet bekommen. (sie haben die wahl gar nicht, das zu beantragen oder nicht, sie müssen)


    damit man das Betreuungsgeld also tatsächlich mehr in der Kasse hat, muss man ein Einkommen haben, was so hoch liegt, dass man nicht mal mehr aufstocken muss, wenn nur einer arbeiten geht. Und das ist meist dann schon wieder die Mittelschicht.

  • damit man das Betreuungsgeld also tatsächlich mehr in der Kasse hat, muss man ein Einkommen haben, was so hoch liegt, dass man nicht mal mehr aufstocken muss, wenn nur einer arbeiten geht. Und das ist meist dann schon wieder die Mittelschicht.


    Und das ist ja gerade der wiederliche Klientelismus daran...wenn das tatsächlich denjenigen Familien zukommen würde die echt knappsen müssen, hätte ich wesentlich weniger Probleme damit aber wir dürfen ja nicht vergessen....achtung , triefende ironie...dass Harz IV - Familien grundsätzlich bildungsferne Assis sind für deren Kinder es elementar wichtig ist Krippe und Kita zu besuchen, damit sie ein wenig Bildung abbekommen... #stumm ...wobei wir wieder bei der Gegenüberstellung von extremen wären...

  • Dennoch finde ich und da möchte ich gerne noch mal auf Bryns Aussage zurückkommen, dass sehr wohl wenn es um weitere Entwicklungen -wie z.B. auch die 24h Kitas geht- das Kindeswohl sehr wohl im Vordergrund steht...denn da müssen ja nun alle möglichen Konstellationen berücksichtigt werden, so auch Kinder die auf grund von Schichtdiensten permanent hin und her gerreicht werden oder auch viel ziet alleine verbringen müssen, da gibt es einige Konstellationen für die eine 24h-Kita deutlich sinnhafter wäre...sicher auch viele für die das eine Katastrophe wäre.



    Ich weiß nicht, ob ich zu müde, unfähig oder sonstwas bin, um zu erklären was ich meine. (Ich weiß dagegen, warum ich mich inzwischen meist aus solchen Diskussionen raus halte)
    Nur weil eine 24-Std KiTa für manche sicher besser wäre als ein hin und her reichen oder allein sein, entspricht eine 24-Std KiTa noch lange nicht den Bedürfnissen von Kindern. ("Schlimmer geht immer" fällt mir dazu ein.)
    Du sagst, es gibt Eltern mit Schichtarbeit und suchst nach einer Lösung wie man Kinder da mit rein basteln kann.
    Ich sage, es gibt kindliche Bedürfnisse und suche nach Lösungen wie man Schichtarbeit da mit rein basteln kann.




    Und ja, ich komme dabei auch zu dem Ergebnis, daß manches mit Kindern nicht geht und eine völlige Vereinbarkeit von Familie und Beruf häufig utopisch ist.

    "Über besorgte Bürger wusste er Bescheid. Wo auch immer se sich aufhielten: Sie sprachen immer die gleiche private Sprache in der "traditionelle Werte" und ähnliche Ausdrücke auf "jemanden lynchen" hinaus lief." Terry Pratchett: Die volle Wahrheit
    LG Bryn mit Svanhild (*01), Arfst (*02), Singefried (*09) und Isebrand (*12)

  • Ich sage, es gibt kindliche Bedürfnisse und suche nach Lösungen wie man Schichtarbeit da mit rein basteln kann.




    Und ja, ich komme dabei auch zu dem Ergebnis, daß manches mit Kindern nicht geht und eine völlige Vereinbarkeit von Familie und Beruf häufig utopisch ist.


    Für ersteres sehe ich schlicht keine Lösung...das wird nicht gehen und wir werden auch das rad in dieser Hinsicht nicht zurückdrehen können, auch wenn ich verstehe was du meinst...aber das ist ein Punkt, da sollten wir- da hast du recht nicht weiter diskutieren...wir sitzen da buchstäblich auf zwei Inseln, die gar nicht soweit voneinander entfernt sind...haben aber kein Boot um rüberzukommen oder uns in der Mitte zu treffen (ich habe den Metapher-Tee zum frühstück gehabt ;) )...


    Letzteres...eine völlige Vereinbarkeit, da hast du recht...die wird es so nicht geben, das ist fast immer utopisch...ebenso utopisch wie das perfekte Leben, daher ist es an uns gangbare Mittelwege zu finden und die müssen eben immer das Optimum beider Seiten beinhalten und nicht das Maximum der Einen.


    Kiwi